Details

Blutiger Raps


Blutiger Raps

Ein Staatsschutzroman aus Mecklenburg-Vorpommern
1. Auflage

von: Ulrich Hinse

8,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 23.09.2013
ISBN/EAN: 9783863943509
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 430

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Da bekämpfen sich die Mitglieder einer linken Wohngemeinschaft und militante Skinheads einer rechten Kameradschaft heftig und gewaltbereit. Das sorgt für Unruhe in der Stadt.
So schmieden die Rechten einen Plan, mit dem sie die Oberhand gewinnen wollen, wie Dolph, ihr Anführer, den Mitgliedern seines „Generalstabs“ erläutert:
„Also Folgendes ist mir für die nächsten Wochen wichtig: Zunächst gilt es, den Zecken aus der Altstadt ihre Grenzen aufzuzeigen. Ich mache sie verantwortlich für die Graffitischmierereien. Diese Sauerei verschandelt unsere Stadt, schreckt Touristen ab und die Beseitigung kostet die betroffenen Volksgenossen richtig Geld. Die Polizei hat zwar eine Sonderkommission eingerichtet, was uns aber nicht stören sollte. Die kommen sowieso nicht aus dem Knick, und wenn sie einen erwischt haben, lassen sie ihn wieder laufen. Der steht dann in der nächsten Nacht wieder mit seiner Sprühdose in der Stadt und beschmiert Hauswände. Da setzen wir mit einer speziellen Kampfgruppe an, wobei die Volksgenossen durchaus merken sollen, wer hier für Ordnung in der Stadt sorgt. Wie die Lösung der Aufgabe durchgeführt wird, überlasse ich dem verantwortlichen Gruppenführer. Ich könnte mir vorstellen, dass wir bei denen ansetzen, die wir im Verdacht haben. Erwischen wir einen, wird er mit der Farbe angemalt, mit der er die Wand beschmiert hat. Aber es gibt sicher auch andere Möglichkeiten.“ Zwei weitere Kampfgruppen sollen sich nach dem Plan des Nazis um die Assis und um das ausländische Gesockse kümmern, eine vierte um gefährliche Kriminelle. Und die wird auch Verbindungen zur russischen Mafia feststellen, wie später noch spektakulär bewiesen wird. Und der Raps wird tatsächlich blutig …

Auch die Linken planen etwas: „Ja“, meinte Reini, „bunte Verzierungen haben was. Da kann ich dir folgen. Das macht auch bestimmt Spaß. Zwar weniger bei den Hausbesitzern, aber zumindest bei dir. Du solltest aber nicht nur einfach schmieren oder scratchen. Den Kick hast du auch, wenn du die Malings mit politischen Aussagen verbindest. Nazis raus oder Freiheit für Palästina oder Für eine Gesellschaft ohne Knäste. Da hättest nicht nur du den Spaß, sondern wir auch und wir hätten eine gesellschaftspolitische Aussage gemacht.“
„Und die Nazis gleich im Nacken", warf Timo ein und ergänzte: „Außerdem wissen die Bullen gleich, wen sie als Urheber unter Wind nehmen müssen."
„Ach was“, entgegnete Reini unwirsch, „das müssen sie doch erst einmal beweisen. Vermuten können sie viel.“


DIE WOHNGEMEINSCHAFT
DER PRÄVENTIONSRAT
IM ADLERHORST
AUF DEM FRIEDHOF
DIE SCHLACHT AM SEE
DER ANSCHLAG
DIE STAATSMACHT
MANÖVERKRITIK
SCHLAPPHELME UND SCHLAPPHÜTE
SPIRALE DER GEWALT
MORD UND TOTSCHLAG
DOLPH'S PLAN
DIE SITZUNG
STRAßENKEHRER
SKLAVENARBEIT
BLUTIGER RAPS
KAUKASUS
UNTER SCHMUGGLERN
NACHRUF
Ulrich Hinse, 1947 in Münster geboren, greift auf eine lange Berufserfahrung als Kriminalbeamter zurück (Bundeskriminalamt, Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern, Referent für Polizeiliche Prävention im Innenministerium Mecklenburg-Vorpommern. In Mecklenburg-Vorpommern baute er den Staatsschutz auf.
Im Jahre 2007, kurz nach seiner Pensionierung, pilgerte er zu Fuß den Camino frances von Pamplona nach Santiago des Compostela und im Jahre 2008 den Nordweg von Ribadeo.
Im Jahre 2002 veröffentlichte er seinen ersten Roman. 2005 wurde er Krimipreisträger der 10. Schweriner Literaturtage und gewann mehrere Krimiwettbewerbe in Norddeutschland.
Bibliografie (Auswahl):
Wer will schon nach Meck-Pomm? Scheunen-Verlag, Kückenshagen 2002
Blutiger Raps. Scheunen-Verlag, Kückenshagen 2003
Die 13. Plage. Godewind-Verlag, Wismar 2006
Ein Mecklenburger auf dem Jakobsweg. WiedenVerlag, Schwerin 2007
Das Jakobsweg-Komplott. Scheunen-Verlag, Kückenshagen 2009
Das Gold der Templer. EDITION digital, Pinnow 2014
Die Petermännchenpuppe. EDITION digital, Pinnow 2014
Falsches Spiel. EDITION digital, Pinnow 2014
Der Glatteisagent. Eine Geschichte aus der Zeit des Kalten Krieges. EDITION digital, Pinnow 2015
Schweriner Mordgeschichten. EDITION digital, Pinnow 2015
Veröffentlichung von Kriminalerzählungen in Anthologien

Sie hatten sich in ihr Schicksal ergeben. An Flucht war nicht zu denken. Sie wussten nicht einmal, wo sie sich befanden. Das Zeitgefühl ging ihnen verloren. Jeweils in der Nacht durften sie an der frischen Luft die Füße vertreten. Auch bei dieser Gelegenheit war eine Flucht unmöglich. Der LKW stand immer in einem geschlossenen Hinterhof ohne Licht, der von hohen Mauern begrenzt war. Bei diesen Aufenthalten wurde der LKW stets aufgetankt. Außer dem Mann, der Igor genannt wurde, was sie am Strand gehört hatten, sahen sie niemanden. Die Fahrt dauerte einige Tage. Endlich schienen sie am Ziel zu sein.
Sie wurden gemeinsam aus dem LKW gelassen, der vor einer Holzbaracke in einem weitläufigen Bergwerksgelände stand. Hinter der Baracke verhinderten hohe Palisadenwände den Einblick in ein gesondertes Areal. Ein Wachturm war nicht zu erkennen.
„Wir sind in einem Arbeitslager", stellte Dolph fest, nachdem er sich vorsichtig umgeblickt hatte. Er war bleich geworden.
„In einem Salzbergwerk, wenn ich mir die weißen Halden da hinten ansehe. Vermutlich im Süden Russlands oder in Kasachstan, sonst wäre es nicht so warm", widersprach Timo und ergänzte, nachdem er sich weiter umgesehen hatte, „das Bergwerk war aber längere Zeit nicht in Betrieb. Es sieht ziemlich verlassen aus. Auch die Bahngleise da vorne sehen nicht so aus, als ob ständig Züge fahren."
„Das sieht wirklich nur verlassen aus, ist es aber nicht", meldete sich nach einiger Zeit Wolf zu Wort, „die Gebäude sind zwar verfallen, aber es wird gearbeitet. Die Förderanlage ist in Betrieb. In den Werkshallen stehen Militär-LKW. Und ich habe auch einige Posten mit Gewehren gesehen."
Axel bestätigte seine Beobachtungen.
Jenny begann zu weinen. Bevor Timo sie trösten konnte, hatte Boomer sie schon in den Arm genommen. Die anderen sahen sich neugierig um. Sie hatten nicht mehr viel Zeit, denn in diesem Moment kam Igor aus der Baracke.
„Kommen. Schnell, schnell", befahl er. Die Gruppe um Timo setzte sich wie in Trance in Bewegung. Hinter ihnen wurde die Tür abgeschlossen. Durch einen schmalen, muffig riechenden Flur mit mehreren Türen links und rechts, wurden sie von Igor in einen größeren Raum geführt; eine Art Büro. Sie mussten sich nebeneinander mit dem Rücken zur Wand aufstellen. Hinter Igor hatten sich noch drei kräftige Männer in uniformähnlicher Kleidung hereingedrängt, die Deutschen nicht eine Sekunde aus den Augen lassend.
Das einzige Möbelstück in dem schmucklosen Büroraum war ein alter Holzschreibtisch, hinter dem ein kahlköpfiger Mann saß. Neben ihm stand eine grimmig aussehende Mittvierzigerin, die ihr glattes schwarzes Haar streng nach hinten gekämmt und in einem Knoten zusammengesteckt hatte. Typ Gouvernante, dachte Timo, als er die Szene betrachtete.
Der Kahlköpfige sah die Gruppe mehrere Minuten schweigend an, wobei er jeden einzelnen fixierte. Auf Jenny blieb sein Blick länger haften als auf den Männern. Es war klar, er taxierte sie, wobei sein Gesicht keine Regung erkennen ließ. Timo und die anderen fühlten sich bei dieser Musterung unbehaglich. Sie verhieß nichts Gutes. Endlich brach der Kahlkopf das Schweigen. In russischer Sprache, die keiner von ihnen verstand, hielt er einen Vortrag. Als er geendet hatte, übersetzte die „Gouvernante" in fließendem Deutsch.
„Das ist der Chef", sagte sie, wobei sie mit einer Handbewegung auf den Kahlkopf wies, der behutsam eine Zigarette aus einer Packung fischte, sie umständlich entzündete und gelangweilt dem blauen Rauch nachsah. „Und er hat euch hier im Bergwerk begrüßt. Ihr werdet hier für ihn arbeiten. Die Männer in den Stollen; das Mädchen in der Küche, in der Wäscherei oder in der Krankenstation. Ihr werdet in einer geschlossenen Baracke schlafen. Gemeinsam als Gruppe morgens in die Stollen einfahren, arbeiten und dann wieder heraufkommen. So lange, bis es keine Arbeit mehr gibt. Wer fleißig arbeitet, bekommt zu essen. Wer nicht arbeitet, bekommt nichts zu essen. Wer krank wird, muss zum Arzt. Wer so krank ist, dass er nicht mehr arbeiten kann, kommt auf die Krankenstation. Flucht ist sinnlos. Das Bergwerk ist Sperrgebiet. Mit euch werden Gefangene aus russischen Straflagern arbeiten. In eigenen Gruppen. Mit ihnen habt ihr nichts zu tun. Haltet euch von ihnen fern. Die haben sich übrigens alle freiwillig gemeldet, weil sie den Straflagern entgehen wollen. Da sind die Verhältnisse noch schlechter als hier. Merkt euch das. Eure Arbeit besteht darin, Maschinenteile und Fässer in dem Salzstollen zu stapeln. Euer Vorarbeiter ist Iwan. Seinen Befehlen habt ihr zu gehorchen."
Als wenn er auf das Stichwort gewartet hätte, trat in diesem Moment ein breitschultriger, brutal aussehender stoppelhaariger Mann in den Raum, der sich devot vor dem Chef verneigte.
„Iwan der Schreckliche", murmelte fast unhörbar Dolph. Aber Iwan hatte es dennoch gehört. Mit zusammengekniffenen Augen fixierte er Dolph. Sein Gesicht verzog sich zu einem hässlichen Grinsen. Die „Gouvernante" fuhr ohne Gemütsregung fort:
„Er spricht kein Deutsch, aber der Chef ist sicher, dass ihr Iwan in kürzester Zeit verstehen werdet. Er hat seine eigene Art, sich verständlich zu machen. Iwan wird euch jetzt mitnehmen. Euch werden die Haare geschnitten. Danach bekommt ihr eine einheitliche Kleidung. Morgen früh fängt für euch die Arbeit an. Dann kommt ein Transport, der ausgeladen werden muss. Wenn ihr Beschwerden habt, fragt nach Svetlana. Das bin ich. Ich werde alles regeln, wenn der Chef nicht hier ist. Und er ist kaum hier. Das Mädchen geht gleich mit mir, die anderen mit Iwan."

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