cover
Steven J. Harrison

Ed - Mütterchen Russland

Episode 4





BookRix GmbH & Co. KG
81371 München

Titel:

 

ED – Mütterchen Russland

(Episode 4)

STEVEN J. HARRISON

 

Text Copyright © 2014

Alle Rechte vorbehalten

Coverbild: © JohanSwanepoel - Fotolia.com

Fassung: 1.0

 

Die komplette Geschichte ist frei erfunden. Alle Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und/oder realen Handlungen sind rein zufällig

 

Inhalt:

 

Ed ist Stillwaters Dorftrottel, liebenswerter Hobbybauer und Lebenskünstler. Erst als eine seltsame Kugel, die sich als gigantische Ansammlung von Antimaterie entpuppt, in seinem Vorgarten landet, ist es mit seinem idyllischen Leben endgültig vorbei.

Schnell wird klar, dass dieser sonderbare Besucher nicht unter Kontrolle zu bringen ist – ganz im Gegenteil. Während die Supermächte, aus purer Angst heraus, zu den absurdesten Mitteln greifen, erhält Ed ungeahnte Verstärkung. Eine spannende Reise beginnt, die in ihrem Verlauf die gesamte Welt an ihren Abgrund führen könnte …

 

Episode IV: … während sich Ed und David Summer – nicht ganz freiwillig – auf dem Weg nach Moskau befinden, überschlagen sich derweil die Ereignisse im weit entfernten Washington. Erst durch Sarahs beherztes Eingreifen, scheint man der Dinge vorübergehend Herr zu werden. Doch damit beginnt nur eine weitere Etappe, an deren Ende zum ersten Mal klar wird, wozu die Kugel imstande ist …

 

Wer die Cover aufmerksam verfolgt, wird bemerken, dass sich die Farbe im “ED“ immer wieder verändert – je nachdem, welche Nation gerade glaubt das Geschehen zu kontrollieren …

 

 

Teil 1 ist und bleibt kostenlos. Die Teile 2,3 und 5 sind bereits in (fast) allen bekannten Shops verfügbar. Teil 6 erscheint noch in diesem Jahr!

 

Steven J. Harrison per Mail: stevenjharrison@online.de

Auf facebook unter: Steven J. Harrison

Homepage: ThomasHerzberg.de

1

 

Direkt nach dem Abheben hatte der Hubschrauber seine Nase Richtung Nord-West gedreht und die Stadtgrenze von Washington DC bereits wenig später überflogen. Sarah schaute ein letztes Mal verbittert aus dem Fenster. Wenigstens ersparte man ihr auf diesem Rückflug die beiden überflüssigen Begleiter vom Secret Service.

Sie war kein Teil mehr dieser Geschichte, würde es nie wieder sein, und wollte es auch nicht. Niemand konnte sie zwingen, ganz gleich, was auch passierte.

Nach ein paar Minuten konnte sie jetzt bereits die ersten Ausläufer des Atlantiks erkennen, genauer gesagt, die der Chesapeake Bay. In Kürze dürften sie Gibson Island überfliegen – ein Ort, mit dem Sarah seltsame Erinnerungen verband. Greg und sie kannten sich damals erst ein paar Wochen, waren aber trotzdem für ein verlängertes Wochenende zu dieser wunderschönen Insel aufgebrochen. Hier hatten sie sich zum ersten Mal geküsst – und später dann, am Abend, deutlich mehr als das. Danach, so erklärte sie es sich heute gerne selbst, waren wohl sämtlichen Sensoren und Schutzmechanismen außer Kraft gesetzt. Wie sonst sollte man die rasante Entwicklung der Dinge erklären, die nichts als Schmerzen und Tränen hinterlassen hatten.

Zum zweiten Mal innerhalb einer Minute krähte der Pilot ein paar genuschelte Halbsätze in sein Helmmikrofon. Sarah konnte, durch das Dröhnen der Turbinen hindurch, nichts verstehen. Nur dass der Pilot ständig mit dem Kopf schüttelte, war klar zu erkennen. Ein paar Sekunden später riss er den Steuerknüppel herum und ließ den Hubschrauber nun wieder in die entgegengesetzte Richtung dahingleiten.

»Was ist los?«, keifte Sarah von hinten, ohne eine Antwort auf ihre Frage zu erhalten. »Warum drehen wir um?«

Jetzt war es der Co-Pilot, der sich ihr zuwand und sie mit seltsamem Blick musterte. »Wir haben unsere Befehle.«

»Was heißt das?«

»Zurück ...!«

»Zurück wohin?«

»Zum Weißen Haus – wohin sonst!«

 

***

 

»Wie lange fliegen wir noch?«, quakte Ed. In seiner Stimme schwang die Sorge mit, dass sein erster Flug schon bald wieder zu Ende sein könnte.

»Es sind noch viele Stunden«, beruhigte ihn David Summer freundlich. »Bleiben Sie entspannt. In Kürze wird auch Ihr Rücken schmerzen und Sie werden sich wünschen, dass wir endlich irgendwo landen, ganz egal wo«, fügte er lachend hinzu.

»Niemals! Nie, nie, nie. Am liebsten würde ich hier wohnen, in einem Flugzeug. Obwohl ...«, Eds Gesicht verfinsterte sich, »... können Hunde auch in einem Flugzeug leben?«

»Sie meinen Spike?«

»Wen sonst?«

»Es geht vermutlich, aber der Gestank ...«, begann David Summer von einem leicht genervten Schnaufen begleitet. »Schlagen Sie sich das aus dem Kopf. Wir sollten uns besser um andere Dinge Gedanken machen ...«

»Worum?«, erkundigte sich Ed, gewohnt unbekümmert.

»Wie es in Russland weitergeht. Was wir dort wollen – sollen – verdammt ...! Warum sitzen wir mit einem Haufen Bewaffneter in dieser Maschine und sind auf dem Weg zu unserem Erzfeind?«

»Erzfeind?«

»Ich gebe es auf! Wecken Sie mich, wenn wir in Moskau landen ...«

 

***

 

»Sie drehen sofort um, sonst ...!« Ja – was sonst? Sarah trommelte hysterisch mit den Fäusten auf die Rückenlehne des Co-Piloten ein, den das nicht einmal zu stören schien. »Ich fliege nicht zurück zum Weißen Haus!«, brüllte sie ein weiteres Mal gegen den Lärm der Turbinen an, ließ sich dann aber ernüchtert in ihren Sitz zurückfallen.

Warum?

Was war geschehen?

Wollte Ike Henschler tatsächlich in die nächste Runde mit ihr gehen?

 

Nur ein paar Minuten vergingen, als Sarah unter sich das John F. Kennedy-Center ausmachen konnte. Der Pilot flog eine enge Kurve und steuerte rasant auf das Washington Monument zu, als ob er es zu rammen beabsichtigte. Es folgte auch nicht das übliche langsame Hinabschweben, kein vorsichtiger Sinkflug, an dessen Ende man sich womöglich darüber wunderte, dass man bereits festen Boden unter den Kufen hatte. Nein! Diese Landung kam eher einem Absturz gleich, nach dem man bestenfalls dankbar war, dass man diesen überlebt hatte.

Ein halbes Dutzend Agenten näherte sich mit langen Schritten dem Helikopter. Einer der Männer riss ohne zu zögern die Seitentür auf und fuchtelte aufgeregt mit den Armen herum, offensichtlich, um Sarah zum Aussteigen aufzufordern.

»Das können Sie vergessen«, schrie sie viel zu laut, denn der Pilot hatte sofort nach der Landung die Turbinen abgeschaltet, die jetzt nur noch ein gequältes Wimmern von sich gaben.

»Steigen Sie bitte aus, Miss Withman«, gab einer der Agenten in relativ freundlichem Ton zurück. »Es handelt sich um einen Notfall ...«

»Es ist mir völlig egal, worum es sich handelt.« Sie zog ein weiteres Mal an ihrem Gurt, der sich danach noch strammer um ihre Schenkel spannte. »Ich bleibe hier sitzen – und wenn die Welt untergeht – ich steige nicht aus. Sagen Sie das Ihrem schwachsinnigen Chef!«

Der Agent machte ein paar Schritte rückwärts und zog nun sein Handy aus der Tasche. Sarah konnte zwar nicht hören, was er sprach, aber sein Gesicht wirkte schon jetzt verzweifelt. Einen kurzen Moment später kam der Agent zurück und hielt ihr sein Telefon entgegen.

»Nur eine Minute, Miss Withman. Es ist der Präsident ...«

»Haben Sie `was mit den Ohren? Jeder, aber nicht dieser Schwachkopf.«

Wieder entfernte sich der Mann ein paar Schritte, um kurz darauf mit triumphierendem Grinsen zurückzukehren.

»Peter Jobs – für Sie!«

Verdammt! Sie müsste sich zukünftig ihre Worte besser überlegen, bevor sie leichtfertig etwas von sich gab. Sarahs Vater hatte sie gelehrt, dass man sich an sein Wort zu halten hatte, ganz gleich wie unbequem dies auch erscheinen mochte.

»Geben Sie her«, quakte sie und hielt das Handy ans Ohr, ohne ein Wort zu sprechen.

»Sarah – Miss Withman?«

»Sarah ist okay. Was wollen Sie, Mr. Secretary?«