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Über dieses Buch:

Vor vielen Jahren ist ein unscheinbares, schüchternes Geschöpf nach Paris geflohen – nun kehrt eine selbstbewusste junge Frau nach Hause zurück. Eigentlich will Emilia nicht lange bleiben, denn im Haus ihres Vaters erinnern sie die kaltherzige Stiefmutter und deren garstige Töchter daran, dass sie nicht mehr hierher gehört. Doch dann überredet ihre beste Freundin sie, auf ein ganz besonderes Fest zu gehen …

NYLONS: Erotische Phantasien und fesselnde Geschichten über die sinnlichste Art, verwöhnt zu werden.

Über die Autorin:

Nora Schwarz wurde 1982 in Heilbronn geboren. Sie studierte in Stuttgart Germanistik und Kunstgeschichte – und verdiente sich in dieser Zeit ihren Lebensunterhalt als Domina. Über die Erfahrungen im Sado-Maso-Studio schrieb sie den Bestseller Lessons in Lack. Inzwischen arbeitet Nora Schwarz als freie Museumsführerin in modernen Kunstgalerien und als Autorin.

Nora Schwarz veröffentlicht bei venusbooks auch die folgenden erotischen Phantasien:

NYLONS: Gewagtes Spiel

NYLONS: Harte Zeiten

NYLONS: Mademoiselle hat ein Geheimnis

NYLONS: Erziehung eines Diebes

NYLONS: Der Schwan

Die Autorin im Internet: www.nora-schwarz.de

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eBook-Neuausgabe Februar 2015

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Copyright © der Originalausgabe 2013 dotbooks GmbH, München

Copyright © der Lizenzausgabe 2015 venusbooks GmbH, München

Copyright © der aktuellen eBook-Neuausgabe 2020 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Redaktion: Sabine Thiele

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design, München

Titelbildabbildung: Evgeny Varlamov, www.shutterstock.com

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95885-082-8

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Nora Schwarz

NYLONS: Das französische Mädchen

Erotische Phantasien



venusbooks

Kapitel 1

Es war einmal ein Mädchen, das war fleißig und gut.

Sein Leben hätte sich allerdings bedeutend einfacher gestaltet, wenn es stinkfaul und missraten gewesen wäre. Denn die Familie, in die Emilias Vater nach dem Tod seiner Frau hineingeheiratet hatte, empfand Fleiß als etwas Überflüssiges, und das konnte man ihnen nicht einmal übelnehmen. Emilias Stiefmutter Sylvia war bisher alles zugeflogen, ohne dass sie dafür auch nur einen ihrer nagelstudiomodellierten Finger krümmen musste. Ihren beiden Töchtern Sonya und Simone war ein offenes, warmes und herzliches Wesen vollkommen fremd, und bisher hatte sich das auch eher positiv auf ihr Leben ausgewirkt.

Emilias verstorbene Mutter hatte Tiere geliebt, aber sie hatte ihr nicht beigebracht, wie man in einem Schlangennest überlebte. Sie hatte ihre Tochter zu einem edlen und unverdorbenen Menschen erziehen wollen, aber ganz ehrlich – Emilia war ein naiver kleiner Backfisch, der neben ihrer neuen Familie wirkte wie ein Gänseblümchen in einem Beet voller hochgezüchteter Orchideen. Sie war 14 gewesen, als ihr Vater Sylvia heiratete und diese mit ihren beiden Töchtern aus einer vorangegangenen Ehe in Emilias Geburtshaus zog. Leider verbrachte ihr Vater den Großteil des Jahres geschäftlich in Singapur, Moskau oder Bangkok. Diese Reisen waren für Sylvia übrigens der Hauptgrund der Heirat gewesen. Ein Mann, der so gut wie nie zu Hause war, sein Geld jedoch in ihrer Reichweite ließ, war mehr als annehmlich. Dasselbige aus dem Fenster werfen – das war die einzige Lebensdisziplin, in der sie und ihre Töchter dann auch beträchtlichen Fleiß entwickelt hatten. Außerdem merkte er auf diese Weise nicht, dass seine zweite Frau und ihre Töchter Emilia zu dem Objekt ihrer nicht enden wollenden Missgunst und zur Zielscheibe abgrundtief böser Schikane machten. So wie es eben ist bei Leuten wie Emilias Stiefmutter und deren Nachwuchs – sie fühlen, wenn jemand auf die falsche Art und Weise anders ist als sie selbst.

Kaum waren sie in die weitläufige Villa gezogen, in der Emilia ihr bisheriges Leben verbracht hatte, und ihr Vater zu seiner nächsten längeren Reise aufgebrochen, änderte sich alles für Emilia. Ein Außenstehender hätte sich das Ganze mit bodenlosem Neid erklären können. Aber eigentlich gab es auf den ersten Blick nichts Beneidenswertes an Emilia, nicht einmal, als sie aus dem Gröbsten der Teenagerjahre raus war. Sie wurde ihre Zahnspange erst mit 18 los, hatte wenig beeindruckende Körpermaße, nicht zu bändigendes rotes Haar und das Stilempfinden einer Hinterwäldlerin. So zumindest sahen es die in Modedingen äußerst versierten Altersgenossinnen Simone und Sonya.

„So wie du rumläufst, könnte man meinen, du bist unsere Putzfrau!“, höhnte Sonya, ein Mädchen von beeindruckender Selbstliebe, die versuchte, ihre Jugend durch eine gewisse verruchte Reife zu überspielen. „Herrgott, du zupfst dir ja nicht mal die Augenbrauen! Weißt du, an was ich denke, wenn ich deine Haarborsten sehe?“ Sie trat in einer genau einstudierten Drohpose an ihre Stiefschwester heran und zischte: „An einen Fußabstreifer.“

Worauf Emilia, die zumindest nicht auf den Mund gefallen war, trocken entgegnete: „Und du siehst aus wie ein Transvestit mit Heuschnupfen.“

Simone war da schon subtiler. Sie war zwei Jahre älter als Sonya, setzte aber ganz auf die Macht von Schmollmund, Zöpfen und weißen, sehr engen Blusen. Emilia fragte sich manchmal, ob dieser Schulmädchen-Look irgendwie der Ausgleich für Simones zwei Ehrenrunden in der Schule sein sollte.

Simone sprach eigentlich gar nicht mit ihrer Stiefschwester. Wenn sie überhaupt das Wort an sie richtete, dann in einem vor Geringschätzung triefenden Tonfall.

Emilia war ein in jeder Hinsicht unbedarftes Ding, das nie Feindseligkeit oder Gemeinheiten erfahren hatte; weder zu Hause noch in der Schule. Das hatte sich jedoch an dem Tag geändert, als Sonya und Simone in das gleiche Gymnasium kamen, in dem Emilia bereits einen festen Freundeskreis hatte. Nach einem halben Jahr war davon nur noch ihre beste Freundin Doro übrig. Der Rest scharte sich um die beiden Neuen. Sonya und Simone besaßen eine derart natürliche Dominanz, dass sie mühelos bei den Oberstufenschülern mithalten konnten und von allen Jüngeren ausnahmslos bewundert oder gefürchtet wurden. Emilia hätte das alles einfach nur albern gefunden, wenn das Wesen ihrer beiden neuen Schwestern sich nur nicht so bedrohlich auf ihr eigenes Leben ausgewirkt hätte. Sie lernte schnell, dass sie sich nur mit Gleichgültigkeit schützen konnte. Was sie jedoch nicht ignorieren konnte, waren die aufgeschlitzten Fahrradreifen und die bösartigen Schmierereien auf dem Mädchenklo. Auf einmal bekam sie von ihrer Lieblingscreme fürchterliche rote Flecken im Gesicht, ehe sie herausfand, dass Sonya sie mit irgendeinem ätzenden Putzmittel vermischt hatte. Die Ohrringe, die ihre Mutter ihr zum 14. Geburtstag geschenkt hatte, waren eines Tages unauffindbar. Nachdem sie einmal ein Kondom aus ihrem Kartoffelbrei gefischt hatte, war ihr auch das Essen verleidet. Von den Sauereien, die Sonya und Simone mit ihrem Facebook-Profil anstellten, ganz zu schweigen.

Zwar wurden die Attacken im Lauf der Jahre seltener, aber sie setzten Emilia auch gar nicht am meisten zu. Es war die eisige Atmosphäre in ihrem Zuhause, die Gleichgültigkeit, mit der Sylvia auf die gemeinen Streiche ihrer beiden Töchter reagierte, ihr halbseitiges, zufriedenes Lächeln, wenn Emilia darauf hereinfiel. Die Energie von Verachtung und Geringschätzung und einer gewissen Gnadenlosigkeit, die im Haus zu kleben schien wie ein hartnäckiger Geruch. Die scheinheilige Freude, die ausbrach, kaum, dass ihr Vater aus dem Ausland zurückkam. Natürlich hatte Emilia versucht, sich ihm anzuvertrauen. Doch Sylvia konnte ihn immer wieder davon überzeugen, dass seine Tochter übertrieb. Und weil Emilias Vater zumindest am Anfang leidenschaftlich für seine neue Frau entflammt war und nur deswegen ihre beiden Töchter in Kauf nahm, merkte er nicht, wie er manipuliert wurde.

Nach außen hin hätte man denken können, er wäre ein glücklicher Ehemann im zweiten Frühling, der es kaum erwarten konnte, nach langen Auslandsaufenthalten wieder in Sylvias Arme zurückzukehren, und eine Weile lang glaubte er das sogar selbst.

Doch er hatte auch ein Geheimnis, von dem sie besser nichts wissen durfte.

Das alte Zimmer seiner ersten Frau hatte er nie ausgeräumt. Emilias Mutter war Lektorin in einem Kunstbuchverlag gewesen und hatte von zu Hause aus gearbeitet. Dieses Zimmer im Tiefparterre hatte eine Durchgangstür zum Büro ihres Mannes und war nur darüber zu erreichen. Da er sein Büro immer abschloss, sobald er das Haus verließ, lag das Reich von Emilias Mutter dahinter geschützt und unberührt wie ein vergessenes Museum. Es war ein kleines Zimmer mit einem Fenster zur abschüssigen Seeseite hin, das vollständig von den Ästen der großen Kastanie im hinteren Garten verdeckt wurde. Ein Zimmer mit grünem Dämmerlicht, in dem Emilia sich geborgen fühlte, als hätte sie den Kopf unter Wasser und wäre unantastbar für alles, was außerhalb davon war.

Neben dem zierlichen Schreibtisch gab es dort ein Gästebett und einen bequemen Sessel, davor ein Tischchen, auf dem unberührt und von einer zarten Staubschicht eingehüllt immer noch die letzte Teetasse ihrer Mutter stand wie ein Wächter, der ihre Präsenz hütete. Nach ihrem Tod hatte Emilias Vater die Sachen aus ihrem Kleiderschrank in dieses Zimmer gebracht. Dort lagen sie nun fein säuberlich zusammengelegt in zwei großen Stoffkisten unter dem Bett.

Emilia wusste, dass ihr Vater manchmal an die Kisten ging und an ihren Kleidern roch. Er vergrub sein Gesicht in ihrer alten Lieblingsbluse und flüsterte in die Falten des Stoffes, streichelte ihn, als wäre etwas Lebendiges darin. Oft weinte er dabei.

Es war sein Geheimnis, das er nur mit Emilia teilte. Er betrat das Reich seiner ersten Frau nur, wenn Sylvia und ihre Töchter außer Haus waren. Die drei hatten keine Ahnung von diesem Zimmer. Den einzigen Schlüssel zu seinem Büro trug er stets bei sich, und wenn er zu seinen Reisen aufbrach, übergab er ihn Emilia. Sie hütete ihn wie einen Schatz. Sylvias eher begrenztes Interesse für ihren Mann war in dieser Hinsicht von Vorteil. Sie betrat jenen Teil des Hauses nie und fragte sich auch nicht, zu welchem Zimmer das Fenster hinter den Kastanienästen gehörte.

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