Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Ouvertüre
1. Akt
2. Akt
3. Akt
4. Akt
Zwischenspiel am Sternenfenster
5. Akt
Coda
Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2137
Operation Mauser
Roxo Quatron und Gucky – sie kämpfen gegen die Flotte des Konquestors
von Leo Lukas
Seit die LEIF ERIKSSON unter Perry Rhodans Kommando und das arkonidische Superschlachtschiff KARRIBO auf »die andere Seite« des Sternenfensters gewechselt sind, stehen die Besatzungsmitglieder im aussichtslosen Kampf gegen eine ganze Galaxis.
In Tradom, wo sie sich jetzt befinden, unglaubliche 388 Millionen Lichtjahre von zu Hause entfernt, regiert die so genannte Inquisition der Vernunft mit drakonischen Mitteln über unzählige Planeten. Die Inquisition will mit Hilfe des Sternenfensters als Transportmittel auch die Milchstraße dem Reich Tradom angliedern. Das wiederum ist der Grund dafür, dass Terraner und Arkoniden trotz aller Spannungen gemeinsam agieren.
Zur Zeit aber sitzt die LEIF ERIKSSON im Kugelsternhaufen Virginox fest. Nur Perry Rhodan und wenige Begleiter sind in Tradom unterwegs, halten sich in der KARRIBO der Admiralin Ascari da Vivo auf. Als Dauerzustand können das die ungeduldigen Terraner nicht betrachten.
Aus diesem Grund planen sie gemeinsam mit den Jankaron die OPERATION MAUSER ...
Roxo Quatron – Der Jankaron entwirft einen verwegenen Plan und lernt eine besondere Dusche kennen.
Gucky – Der Mausbiber ist offensichtlich wieder – fast – der Alte.
Zim November – Der junge Emotionaut brilliert auch ohne SERT-Haube.
Trah Zebuck – Der Konquestor hat vor, sich nicht bluffen zu lassen.
Zim November spürte eine Hand auf seiner Schulter.
»Nicht jetzt, Schatz«, sagte er. »Ich bin im Dienst. Ich fliege die LEIF ERIKSSON. Ich bin die LEIF ERIKSSON.«
»Aber natürlich«, flüsterte ihre Stimme in sein Ohr. »Deine Augen sind eine Maxim-Orter-Ringphalanx, deine Nervenenden sind Tiefenraumsensoren. Umso besser kannst du mich fühlen, nicht wahr?«
Ihre Lippen berührten seinen Nacken. Positronengewitter entluden sich auf seiner Haut, Hyperstürme jagten durch seine Eingeweide.
»Hör doch auf, mein Engel, bitte!«, flehte er unter der SERT-Haube hervor. »Das ... das dürfen wir nicht!«
Eine blonde Haarsträhne kitzelte seinen Hals. »Deine starken Arme sind Transformkanonen, deine breiten Schultern Paratronschirme ... deine muskulösen Beine Gravojet-Triebwerke, deine schlanken Zehen Teleskoplandestützen ... Und hier«, sie bückte sich und lachte, hell und klar wie die Metallplättchen eines Windspiels, »hier fährt gerade ein Nugas-Schwarzschild-Reaktor hoch ...«
Er versuchte, sie sanft, aber bestimmt wegzuschieben. Doch er schaffte es nicht, konnte nur hilflos stammeln: »Ich ... ich bin Emotionaut im Einsatz, ich muss Perry Rhodans Flaggschiff steuern, ich ... wir ... du ... Du kannst doch nicht mit ... mit einem Raumschiff ...!«
»Es gibt immer einen Weg«, sagte Julie weich.
In die Vibrationen, die den Unterbauch der LEIF ERIKSSON – nein: seinen – in Aufruhr versetzten, mischte sich ein schriller, unangenehm unpassend wirkender Piepston.
Eine Fehlfunktion?
Himmel! Gerade jetzt, in diesem äußerst kritischen Augenblick?
Nein, schlimmer ...
Immer lauter piepste es. Das Wummern seiner Triebwerke hingegen schwoll ab, verklang, erlosch, entschwand ... Zim wühlte sich tiefer in die Polster, versuchte verzweifelt, den Traum festzuhalten. Doch der Kabinenservo war stärker.
»Guten Morgen, Zim«, flötete die perfekt modulierte und gerade dadurch haarsträubend seelenlose Stimme. »Es ist neun Uhr am 26. Dezember 1311 Bordzeit, welche der Neuen Galaktischen Zeitrechnung entspricht. Du hast bis Mittag frei, wolltest aber geweckt werden, weil du mit Klyna Valerys im Freizeitpark Nord verabredet bist.«
Ächzen, Grunzen, Stöhnen und Decke-über-den-Kopf-Ziehen halfen so wenig wie immer, also atmete Zim schließlich tief durch, spannte ruckartig seine Muskeln an und schlug die Augen auf.
»Sind sie ... sind die Katamare noch da?«, fragte er missmutig, obwohl er die Antwort zu kennen glaubte.
»Ja. Unverändert seit dem 9. Dezember. Auch sonst keine besonderen Vorkommnisse.«
Zim seufzte, streckte sich, gähnte ein letztes Mal und sprang aus dem Bett.
*
Den siebzehnten Tag hielten die 21.500 Schlachtschiffe des Reiches Tradom nun schon die Blockade über den Kugelsternhaufen Virginox aufrecht.
Dass fast zweieinhalb Wochen der erzwungenen Untätigkeit im unterirdischen Versteck an den Nerven der Besatzung zerrten, war auch im Freizeitpark Nord schwerlich zu übersehen. Dabei hatte der Bordpsychologische Hilfsdienst hier mit viel Liebe und Kunstschnee einen »Original Antikdeutschen Christkindlmarkt« aufgebaut. Doch der Geruch von Bratwürsten, die Lametta-Holografien und das »Ho-ho-ho!« der Weihnachtsmann-Roboter hoben Zims Stimmung ebenso wenig wie die der anderen Besatzungsmitglieder, die in kleinen Gruppen an den Tischen vor den Spielzeugbuden lümmelten und lustlos am alkoholfreien Punsch nippten.
»Schlecht geträumt, Bub?«, fragte Klyna. »Du siehst ziemlich zerknittert aus, wenn ich das so sagen darf.«
»Du weißt genau, dass du hier an Bord alles sagen darfst, was du nur willst, Tante Klyna«, antwortete Zim mürrisch.
Und das stimmte: Die Zweite Pilotin galt trotz ihrer nur 1,32 Meter als »Grande Dame« des Schiffs. Bei aller Wertschätzung für Pearl TenWafer, ihre Kommandantin, wandten sich die Mannschaftsangehörigen lieber an Klyna, wenn es private Probleme gab.
»Ehrlich gesagt habe ich eher ... zu schön geträumt«, setzte Zim zögernd fort.
»Also wieder einmal von Julie?«
»Ja. Nein. Auch. Ach Tante Klyna ...« Zim rang nach Worten. »Verstehst du, ich hätte nie gedacht, dass mich eine Situation wie diese so fertig machen könnte. Ich meine, ich habe mich im Rahmen meiner Ausbildung schon locker drei Monate lang ununterbrochen an Bord ein und desselben Raumers aufgehalten – und der war noch dazu viel kleiner als unsere ERIKSSON!«
»Jaaa ... aber das ist doch nicht das Gleiche.«
Die angeblich letzte Marsianerin strich mit den Fingern durch ihre langen, pechschwarzen Haare. »Hier sind wir auf einem Planeten. Nur, wir können trotzdem nicht hinaus aus der LEIF, dürfen uns nicht hinauf an die Oberfläche wagen – weil wir nicht Gefahr laufen wollen, von den Katamaren oder ihren Ortersonden als Bewohner der Milchstraße identifiziert zu werden. Glaub mir, das zermürbt viel mehr, als wenn sich rings um unser Schiff nur Leerraum befände.«
Zim nickte, ballte unwillkürlich die Hand zur Faust.
Und dazu diese elende Ungewissheit! Niemand von ihnen vermochte auch nur einigermaßen abzuschätzen, wie fein sich die Aufnahmegeräte der feindlichen Schlachtschiffe justieren ließen oder wie akribisch ihre Besatzung Jankar und die anderen Planeten des Systems ausspähte. Vor allem aber wie lange noch ...
Eigentlich wissen wir auch nach mehr als sechs Wochen in der fremden Galaxis erbärmlich wenig über die Kriegsflotte dieses obskuren Reiches Tradom, dachte der gerade erst neunzehn Jahre alte Emotionauten-Praktikant. Fest steht bloß, dass ihre Technik der unseren in fast allen Belangen überlegen ist.
Laut sagte er: »Wir dürfen kein Risiko eingehen, klar. Schon allein aus Rücksicht auf unsere Gastgeber, die Jankaron. Trotzdem, Klyna – wir können doch nicht einfach Däumchen drehen und auf bessere Zeiten warten, oder?«
Die Zweite Pilotin schnitt eine Grimasse. »Tja, es sieht leider ganz danach aus.«
Zim verdrehte die Augen. Und vollführte vor Schreck einen Luftsprung, weil ihm einer der rot und weiß verkleideten Roboter sein dummes »Ho-ho-ho!« direkt ins Ohr gebrummt hatte. Als wollte er ihn verhöhnen!
Die Umstehenden lachten. Das konnte Zim schon gar nicht leiden. Wütend versetzte er dem Weihnachtsmann einen Tritt. »Ojojooo-o-hojojooo ...«, eierte die Maschine von dannen.
»He! Nun mach mal halblang, Bengel!«, erklang eine dünne, hohe Stimme vom Nebentisch. Sie gehörte Szam-Soon, dem Stellvertretenden Leiter der Abteilung Bordmaschinen. »Halt dich ein bisschen zurück, ja? Der Blechtrottel kann ganz sicher nichts dafür.«
Zim spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. Verlegen winkte er ab. »'tschuldigung«, stieß er hervor.
Und dachte sich: Na bravo. Zeig dich vor den Technikern als psychisch instabil – das ist garantiert der beste Weg dazu, nie als vollwertiger Pilot akzeptiert zu werden. Und ausgerechnet von einem Swoon einen Anschiss verpasst zu bekommen, dazu gehört schon was. Bravo, Zim, toll gemacht, hundert Punkte!
Klyna Valerys klopfte auf den Stehtisch. Obwohl sie kaum über dessen Platte sehen konnte, hatte sie sofort aller Aufmerksamkeit.
»Reißt euch zusammen, meine Lieben! Uns alle plagen dieselben Sorgen. Wir sind über 300 Millionen Lichtjahre von zu Hause entfernt, unendlich viel weiter, als wir uns überhaupt vorstellen können, und Perry, der mit einem winzigen Stoßtrupp aufgebrochen ist, benötigt vielleicht schon längst unsere Hilfe – doch die Katamare nageln uns auf Jankar fest. Also lasst uns lieber unsere Energien darauf verwenden, wie wir jemals wieder von hier wegkommen.«
Betroffenes Schweigen folgte ihren Worten. Die Raumfahrer an den Tischen ringsum senkten zustimmend die Köpfe.
Da löste sich aus dem Grüppchen um Szam-Soon ein schlanker Humanoider, auf dessen Schultern der Kopf eines Raubvogels saß.
Er hatte anscheinend gerade ein Spielzeug-Akkordeon erworben, und während er mit den Klauen seiner vierfingrigen Hände die Tasten zu malträtieren begann, rief er vergnügt: »Begrüße das! Übrigens, wir Jankaron ermuntern einander in solchen Fällen mit einer speziellen Heldenballade. Wenn ihr gestattet, werde ich selbige nun zum Vortrag bringen.«
Er räusperte sich und hub mit schauerlich krächzender Stimme an: »Wir lagen vor Raksagadam und hatten die Post an ...«
In diesem Moment gellte der Alarm durch die LEIF ERIKSSON.
»Oho. Hätte nicht gedacht, dass sich die Qualität meiner Sangeskünste schon so weit herumgesprochen hat«, sagte Roxo Quatron trocken.
Dann warf er das Musikinstrument beiseite und sprintete los, Richtung Antigravschacht.
*
Die Anspannung in der Hauptzentrale ließ sich mit Händen greifen.
Zim, der nur wenige Schritte hinter Roxo eingetroffen war, eilte zum Platz des Piloten. Wortlos deutete Rock Mozun, Zims Ausbilder und der außer ihm einzige Emotionaut an Bord, auf die Hologramme.
Die fünf Katamare hatten Fahrt aufgenommen, verließen das Jan-System ... und entmaterialisierten!
Aller Augen wandten sich ruckartig der Kommandantin zu. Würde Pearl TenWafer den Startbefehl geben?
Siebzehn Tage hatten sie auf diesen Augenblick gewartet, in ständiger Bereitschaft. Siebzehn Tage lang hatten sie täglich aufs Neue diskutiert, was sie in diesem Fall tun sollten. Weiter warten – und damit eventuell die einzige Chance, die sich ihnen auf lange Zeit bieten würde, verpassen?
Oder hasardieren – die gigantischen Maschinen anwerfen, die Abdeckungen über dem fast acht Kubikkilometer großen, mit Desintegratorstrahlern aus der Kruste des Planeten Jankar gefrästen Hangar zur Seite schieben lassen und einfach losfliegen, in der Hoffnung, die für den Eintritt in den Hyperraum benötigten 45 Prozent der Lichtgeschwindigkeit erreichen zu können, bevor sie bemerkt wurden?
Sie hatten sich die Münder fusselig geredet. Kein Argument, das nicht von allen Seiten beleuchtet, zerpflückt, widerlegt und dann doch wieder aufgegriffen worden wäre. Niemand, der oder die sich in diesen siebzehn Tagen nicht unentwegt den Kopf darüber zerbrochen hätte. Jeder und jede hatte mit – so schien es ihnen zumindest – jeder und jedem von den insgesamt 3700 Mann der Stamm- und Beibootbesatzungen immer wieder darüber debattiert, gestritten, geflucht, gebrütet.
Doch jetzt, in diesen Sekunden, traf nur eine einzige Person jene Entscheidung, die für sie alle – und die 3,3 Milliarden Intelligenzwesen im Jan-System – Tod oder Leben bedeuten konnte: Pearl TenWafer.
Zim zwang sich, die Epsalerin nicht länger anzustarren. Wie weggetreten, als ginge ihn selbst das alles nichts an, fixierte er stattdessen die Schweißperlen, die sich, eine nach der anderen, im unter der SERT-Haube sichtbaren Nacken seines Vorgesetzten bildeten.
Ein einziger Gedanke des Ersten Piloten würde die LEIF ERIKSSON auf Kurs bringen, würde sie alle in die Freiheit führen – oder aber ins Verderben.
Ein einziger Gedanke.
Ein einziger Befehl.
Die Zeit schien eingefroren. Sogar Roxo Quatron hielt den Schnabel.
Unbeweglich wie eine urzeitliche Statue stand Pearl TenWafer vor ihrem Spezialsessel. Dann schloss sie die Augen.
Und drehte ganz, ganz gemächlich den Kopf nach links ... nach rechts ... und wieder zurück.
»Nein«, sagte sie. »Wir bleiben.«
Ein Hauch von Enttäuschung begann sich in der Zentrale breit zu machen.
Doch einen Lidschlag später sprachen die Orter an. Sie meldeten unverwechselbare Strukturerschütterungen: Zwei Katamare materialisierten und bezogen den Posten, der für kurze – zu kurze – Zeit verwaist gewesen war.
Zim November atmete hörbar aus. Er war beileibe nicht der Einzige.
*
Noch eine halbe Stunde danach zitterten ihm die Knie.
»Puh«, meinte Zim zu Roxo Quatron, der ihm in die Automaten-Caféteria an der Rückwand der Hauptleitzentrale gefolgt war, »meine Mutter würde sagen: Wir sind dem Tod noch einmal von der Schaufel gehüpft.«
Der Jankaron keckerte. »Lustig, fast genau dieselbe Redensart benutzen wir ebenfalls.« Er nahm einen Becher mit dampfender Flüssigkeit aus dem Automaten und führte ihn an seinen Schnabel. »Auch euer Putschtee schmeckt gar nicht mal so übel. Ihr kennt nicht zufällig ein schwarz gefärbtes Kaltgetränk, das praktisch nur aus Zucker und Kohlensäure besteht? Lässt sich auch hervorragend als Rostlöser einsetzen.«
Zim hob die Schultern. »Klingt irgendwie nach grauer Vorzeit. Ich war, ehrlich gesagt, nicht sehr gut in prägalaktischer Geschichte. Aber unsere Ahnen sollen ja ein Faible für ungesunde Ernährung gehabt haben.«
Gemeinsam stiegen sie die Treppe hoch, die zur umlaufenden Galerie und der quasi »hinter« der Kommandosektion gelegenen Kommunikations- und Ortungszentrale führte. Hier waren Lauter Broch't und sein Team zugange.
Von allen Technikern bewunderte Zim diese Spezialisten am meisten. Orten, ohne dabei selbst geortet zu werden – das erschien ihm nach wie vor wie eine Art höherer Zaubertrick, und jedes Mal, wenn er das Konzept logisch zu verstehen versuchte, schwirrte ihm der Schädel.
Wie hatte schon sein Dozent, der gute alte Burnd Hebich, immer genuschelt: »Besser nicht zu genau darüber nachdenken ...«
Voll Ehrfurcht verharrte Zim deshalb im Hintergrund, während die Hyperfunk-Analytiker ein unter Aufbietung größter Vorsicht erlauschtes Datenpaket nach dem anderen in sich permanent verfeinernden Algorithmen hochrechneten.
Roxo aber trat respektlos an den Cheforter heran, stupste ihn in die Seite und fragte: »Du weißt schon, dass ihr das auch billiger haben könnt?«
Lauter Broch't schnellte herum. Die Augen in seinem dunklen, breiten Gesicht flackerten. »Bitte?«
»Ich nehme an, ihr wollt gerade ein Bild der allgemeinen Lage im Kugelsternhaufen zeichnen, oder?«
Der 61-jährige Plophoser fuhr sich über die schwarzen Stoppelhaare. »Ja, sicher. Wir haben auch schon einen ziemlich eindeutigen Trend.«
»Ich will euch wahrlich nicht den Spaß verderben«, sagte Roxo Quatron, »aber hört doch zwischendurch einfach mal diese Frequenz ab.« Er beugte sich vor und berührte einige Sensorfelder. »Zwar sind die Jungs nicht die Schnellsten, wegen der vielen Relaisstationen. Inzwischen müsste jedoch ein erster Überblick vorliegen.«
Für einen Sekundenbruchteil machte Broch't seinem Spitznamen »Frettchen« alle Ehre: Er sah drein, als wolle er dem Jankaron auf der Stelle sämtliche Federn ausrupfen.
Dann entspannte er sich, dehnte seine Schultern und grummelte: »Ich gebe ja normalerweise nichts auf Informationen aus zweiter Hand, Meister. Aber das ist deine Heimat. Wenn du glaubst, denen trauen zu können ...?«
»Im Detail, oh Oberster des Orternests«, krähte Roxo verschmitzt, »würde ich mich allemal eher an den Ergebnissen eurer Nachforschungen orientieren. Doch im Großen und Ganzen lügen die Maschiten nicht. Sie schwätzen zwar furchtbar umständlich herum, aber ... Ach, lass doch einfach hören.«
Mit spitzen Fingern, als könne er sich daran verbrennen, drückte Lauter Broch't auf die Taste.
*
»Täterätäää ... täterätäää ...
Dies ist die Überlichtschnelle Überlichtwelle von Me'dshik Masch'rum, dem Absolut Unabhängigen Nachrichtendienst von Virginox.
Wie die hochmächtige, grundgütige und grenzenlos weise Kommission von Bressül soeben verlautbart hat, wurden ihre diplomatischen Bemühungen um einen Abzug der Truppen des Reiches Tradom aus unserem Kugelsternhaufen geradezu schlagartig von Erfolg gekrönt.
Der überwiegende Großteil der AGLAZAR-Schlachtschiffe hat Virginox bereits verlassen. Nur jeweils zwei Raumer der wohlwollenden Ordnungsmacht bleiben bis auf weiteres in jedem der bewohnten Sonnensysteme stationiert. Dies stellt keine Bedrohung unserer Zivilisationen dar, sondern dient, wie der kürzlich rehabilitierte Präsident der Börse von Mascha, Prinz Renny Hornblatt Edler von Masch'anzga, in einem Pressegespräch betonte, einzig und allein der Abwendung übergebührlicher außergalaktischer Zuwanderung.
›Ein jeder ehrliche und anständige Fremde ist bei uns sowieso herzlich willkommen‹, so Prinz Hornblatt wörtlich, ›solange er eine gewisse Bereitschaft zeigt, unsere überlegene Kultur und Sprache zu erlernen. Chaoten, Umstürzler, Nestbeschmutzer und Kritikaster jedoch brauchen wir garantiert nicht, und die werden wir darum auch mit Freuden unseren Freunden vom Reich Tradom ausliefern!‹
Gewöhnlich gut informierten Kreisen zufolge soll für zweckdienliche Hinweise auf den Verbleib untradomischer Elemente in Virginox eine beträchtliche Belohnung ausgesetzt worden sein. Eingaben sind zu richten an die Handelsvertretung des Reiches Tradom unter Schirmherrschaft der Shuflarz.
Wie Prinz Hornblatt weiter ausführte, habe ein Sprecher Trah Zebucks, des Oberkommandierenden Konquestors der Schutztruppen, ihm gegenüber die – ohnehin verhältnismäßig geringen – Kollateralschäden bedauert, die im Zusammenhang mit den unvermeidlichen Vorbeugungsmaßnahmen entstanden sind. Die Schuld dafür sei natürlich keineswegs beim Reich Tradom gelegen, sondern in Fehlreaktionen der jeweiligen Planetenregierungen begründet gewesen.
In diesem Zusammenhang betonte der neue Kommissär für Weltallwirtschaft und Umweltschutz, Herr Wixelhirnz, gestern am Rande eines Festbanketts zur Eröffnung des modernisierten Personentransportsystems am Raumhafen von Masch'kan, dass dem zuletzt stark erhöhten Aufkommen von Raumschiffswracks in Virginox insoweit Folge getragen werde, als die Kommission von Bressül zusätzliche Subventionen für Abfallbewirtschaftung und Wiederverwertung bereitgestellt hat. Entsprechende Anträge können, so Wixelhirnz, ab sofort bei der Salzverwaltung eingereicht werden.