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Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog: Chaosdiener

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Epilog:

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2419

 

Der neue Herr der SOL

 

Der Smiler und das Überwesen – das Hantelraumschiff in Feindeshand

 

Leo Lukas

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Im Frühjahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Menschheit vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte. Die Terminale Kolonne TRAITOR hat die Milchstraße besetzt und alle bewohnten Planeten unter ihre Kontrolle gebracht.

Die gigantische Raumflotte steht im Dienst der sogenannten Chaotarchen. Deren Ziel ist, die Ressourcen der Milchstraße auszubeuten, um die Existenz der Negasphäre in Hangay abzusichern: einem Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden.

Der unsterbliche Arkonide Atlan begibt sich auf eine gefährliche Fahrt nach Hangay, an den Brennpunkt des Geschehens. Stets bemüht, nicht in einen offenen Konflikt mit den weit überlegenen Flotten TRAITORS zu geraten, sucht Atlan Informationen und Verbündete in einer Galaxis, die sich immer mehr von den gewohnten Raum-Zeit-Strukturen löst. Dabei begegnet er zu seinem Entsetzen einem ihm wohlbekannten, aber im Auftrag des Feindes operierenden Hantelraumer. Dessen Aktionen lenkt DER NEUE HERR DER SOL …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Ronald Tekener – Der Smiler begeht einen folgenschweren Fehler.

Steph La Nievand – Der »Oberstleutnant für Besondere Aufgaben« wird seiner Titulierung gerecht.

Kirmizz – Der designierte Pilot des Chaotenders VULTAPHER steht kurz vor seinem Dienstantritt.

Grejnscha und Dshäim – Die Czé-Kih-Zwieheit hat einen unbequemen Klienten zu betreuen.

Fliegen leben nur ein paar Tage, will es uns scheinen. Ihnen scheint es anders, das heißt, ihnen, den Fliegen, ist es anders. Die Augen der Fliegen sind so gemacht, dass sie jede Bewegung ihrer Umwelt viel schneller aufnehmen, als sie in Wirklichkeit ist. Wenn Sie also eine Fliege erwischen wollen und mit einem Fliegenwedel ganz rasch zuschlagen, dann kommt er für die Fliege zehnmal langsamer, quasi im Zeitlupentempo, auf sie zu. Deshalb ist es so schwer, Fliegen zu fangen … Aber das nur nebenbei. Bedenken Sie, wenn einer Fliege alles und jedes scheinbar zehnmal langsamer vor sich zu gehen scheint, die Bewegung Ihrer Hand und die Bewegung der Sonne, was ist dann der Effekt? Die Fliege lebt in ihrer eigenen Vorstellung zehnmal so lang, wie sie wirklich lebt. Aber was heißt »wirklich« – die Fliegen haben eben eine andere Zeit als wir. […]

Es gibt Tausende verschiedener Zeiten. Es gibt eine Geographie der Zeit, wie es eine des Ortes gibt. Wir sind viel weiter voneinander entfernt, als man meint, selbst wenn wir am selben geographischen Ort sind. Das Zeitbewusstsein der Fliege wird durch einen verhältnismäßig einfachen Mechanismus – die Konstruktion der Augen – verändert. Können Sie sich vorstellen, dass durch eine komplizierte Veränderung eines komplizierteren Mechanismus, etwa der menschlichen Seele, ganz unglaubliche Zeitverschiebungen eintreten können?

 

Herbert Rosendorfer, Der Ruinenbaumeister

 

 

Prolog: Chaosdiener

19. August 1346 NGZ

 

Dunkelrotes Glühen erfüllt die Hauptzentrale der SOL.

Eigentlich sollte der gewaltige, kreisrunde Saal, ein Kugelsegment, 180 Meter durchmessend und am Scheitelpunkt vierzig Meter hoch, hell erleuchtet sein. Die Scheinwerferleisten entlang der gewölbten Wandungen sind auch allesamt in Betrieb.

Aber Dutzende über den ganzen Raum verteilte, neblige Gebilde von unbestimmbarer, veränderlicher Form, meist um die zwei Meter groß und permanent in sachter, wallender Bewegung, schlucken das Licht. Ihre bloße Anwesenheit genügt, die Helligkeit zu dämpfen, aufzusaugen, zu ersetzen durch düster-rötliches Wabern.

Niemand kann diese Wesen verstehen. Sie sprechen nicht, kommunizieren auf keine bekannte Weise.

Und doch verbreiten sie … Ergebenheit.

Seit vielen Wochen, vielen Monaten halten sie die Besatzung in ihrem Bann. Sie werden Kolonnen-Motivatoren genannt, obwohl sie auf die Menschen in der Zentrale eher demotivierend einwirken.

Es gibt noch andere Wächter.

Dürre, hochgewachsene, vogelähnliche Gestalten mit schmalen Schädeln und grauem Federkleid stehen, unangenehm hautnah, neben fast allen Crewmitgliedern und blicken ihnen misstrauisch über die Schulter. Auf den Schnäbeln tragen die Ganschkaren ausladende, randlose Datenbrillen. Ihre Vorfahren, heißt es, haben der Terminalen Kolonne TRAITOR schon vor über sechzig Millionen Jahren als Techniker gedient.

Niemand von der ursprünglichen SOL-Besatzung wagt aufzubegehren. An Widerstand, gar Rebellion ist nicht zu denken.

Dennoch sind überall zwischen den Terminal-Gruppen Soldaten postiert: Humanoide, deutlich größer als durchschnittliche Terraner, in martialischen Uniformen, behängt mit schweren Waffen. Die lang gezogenen, stark behaarten, spitz zulaufenden Schädel gemahnen an Schlangenköpfe.

Die Mor’Daer – eine Verkürzung der einstigen Artbezeichnung Morgotha Aldaer – stammen aus dem Universum Eud’y-Asor-Jaroso. Ihre extrem stark ausgeprägten Aggressions- und Geschlechtstriebe werden durch die permanente Verabreichung zweier verschiedener Drogen im Zaum gehalten.

Silathe, die Anführerin, bekleidet den Rang einer Kalbaron. Links und rechts des reptilienhaften Gesichts trägt sie Vorrichtungen, die an Scheuklappen erinnern, jedoch genau das Gegenteil bewirken: Statt des normalerweise wahrnehmbaren Ausschnitts bilden sie ein sehr viel größeres, gestauchtes Panorama des Umfeldes ab. Daher kann Silathe einen Sichtwinkel von 270 Grad überblicken, ohne den Kopf einen Millimeter drehen zu müssen.

Ihr entgeht nichts. Nie erlahmt die Aufmerksamkeit Silathes und ihrer Untergebenen.

Allerdings ist sie beileibe nicht die höchste Autorität an Bord der SOL. Den Sessel des Expeditionsleiters, mehrere Meter über Bodenniveau, nimmt ein Terraner ein: Ronald Tekener.

Ein undefinierbares Lächeln spielt um den Mund des Zellaktivatorträgers. Entspannt liegen die Unterarme auf den Lehnen, bewegungslos. Nur der rechte Zeigefinger klopft einen langsamen Rhythmus.

Tap-tap … Tap-tap …

 

*

 

Der Haupt-Holoschirm zeigt das System einer orangefarbenen Sonne. Deren zweiter Planet, Letta, war bis vor Kurzem Sitz einer Attavennok-Provinzregierung, das Zentrum der Zivilisation im Sektor Kuma-Saka.

Jetzt gibt es hier kein Fünkchen Leben mehr. Ein Entropischer Zyklon hat in diesem Raumsektor gewütet, eine der fürchterlichsten Waffen aus TRAITORS reichem Arsenal.

Tap-tap … Tap-tap …

Tekener atmet ruhig und regelmäßig. Seine Lider sind halb geschlossen, als döse er, als ginge ihn das alles nichts an.

Da ertönt ein Signal. Die Ortung eines Flugkörpers wird gemeldet. Wo völlige Grabesruhe herrschen sollte, operiert ein weiteres Raumschiff!

Die Holo-Säule stellt die fremde Einheit dar: kugelförmig, 2500 Meter durchmessend, mit einem auffälligen Ringwulst am Äquator …

Funkimpulse treffen ein. Doch sie sind verzerrt, unverständlich. Wegen der hyperphysikalischen Umweltbedingungen?

Oder hat irgendein Mitglied der SOL-Mannschaft trotz der umfassenden Disziplinierungsmaßnahmen genügend Geistesgegenwart und Mut aufgebracht, eine verräterische Botschaft zu unterdrücken? Jedenfalls kann in der Zentrale kein Klartext entziffert werden.

Der Kommandant – der wahre Kommandant – erteilt Befehl, Alarmsignale auszustrahlen und Kurs auf den Kugelraumer zu setzen. Mit einer Beschleunigung von hundert Kilometern pro Sekundenquadrat rast die SOL dem fremden Schiff entgegen.

Gleich wird sie in den Hypertakt-Modus wechseln und sich auf Gefechtsreichweite annähern … Aber bevor es dazu kommt, ergreift der Raumer, in dessen Hülle zwei kleinere Kugelschiffe eingebettet sind, per Linearmanöver die Flucht.

 

*

 

»Kennst du dieses Schiff? Oder den Typus?«

Tekener dreht den Kopf und sieht zum Fragesteller auf. Zweieinhalb Meter groß ist der Hüne, ungemein muskulös und breitschultrig, die bläulich schimmernde Haut von Millionen Äderchen durchzogen. Zwei stechende, mitleidlose Augen von helloranger Färbung, jedoch kein Mund, keine Nase. Eine tiefe Einkerbung, wie eine Furche oder Naht, zieht sich stattdessen von der Kieferunterseite bis hoch zur Mitte der Stirn.

Die Sprechstimme dringt aus Falten und Schlitzen am Hals, welche sich zitternd bewegen, abwechselnd eingesogen und nach außen gebläht werden. »Die Ähnlichkeit mit den beiden Modulen, die ihr als SZ-Eins und SZ-Zwei bezeichnet, ist erstaunlich. Hast du dafür eine Erklärung, Sideryt?«

Bedächtig nickt Tekener. Er scheint um Worte zu ringen, senkt den Blick, betrachtet lange die Darstellung des Orterreflexes und die eingeblendeten Analyseergebnisse. Seine Fingerkuppe pocht auf die Armlehne.

Tap-tap … Tap-tap …

Dann sagt er – kalt lächelnd: »Es handelt sich um ein modifiziertes Ultraschlachtschiff der Flotte meines Volkes. Diese Einheit kommt wie wir aus der Milchstraße.«

Das ist die Wahrheit.

Kirmizz, den Herrn der SOL, belügt man nicht.

1.

Diverse Doppelte

 

Zweieinhalb Jahre davor, die Routinebesprechung der Schiffsführung hatte wieder einmal keine besonderen Vorkommnisse behandelt, unternahm Ronald Tekener den vollkommen sinnlosen Versuch, sich zu betrinken.

Das war erstens dumm, nachgerade pubertär, ganz und gar unangebracht für einen Mann, der 25 Jahrhunderte auf dem Buckel hatte. Zweitens verwerflich, denn als Expeditionsleiter sollte er stets ein positives Vorbild abgeben. Und drittens relativ schwierig, da ihn sein Zellaktivatorchip gegen so gut wie alle Gifte weitgehend immunisierte, Alkohol definitiv eingeschlossen.

Trotzdem lehnte sich Tek an den Tresen und bestellte einen doppelten Vurguzz.

Die Bar gehörte zu einer der vielen entlegenen, seit Jahrzehnten praktisch verwaisten Regionen des Riesenschiffs. Früher hatte sie sich großer Beliebtheit erfreut, vor allem bei den in den umliegenden Maschinendecks beschäftigten Technikern.

Seit dem Hyperimpedanz-Schock war sie ebenso obsolet geworden wie die nicht mehr funktionierenden Aggregate – quasi eingemottet, obwohl die Reinigungsroboter sämtliche Räumlichkeiten nach wie vor makellos staubfrei hielten. Aber von der geschrumpften, mittlerweile fast schon spärlichen menschlichen Belegschaft des SOL-Mittelteils verirrte sich praktisch nie mehr jemand hierher.

Kurz: der ideale Ort, um sich vor sich selbst zum Narren zu machen.

Der Servo bot eine Reihe von Programmen zur holografischen Ausgestaltung an. Tek hatte »Shining« gewählt, weil das ansprechend vieldeutig klang und er sich dunkel an einen Filmklassiker ähnlichen Titels erinnerte. Daher präsentierte sich das Lokal schummrig, in einer Mischung aus warmen Brauntönen und auf Hochglanz poliertem Messing, voller übertrieben geschwungener Gläser, bunt etikettierter Glasflaschen und Spiegel, die von schwülstigen Ornamenten umrahmt wurden.

»Kummer?«, fragte der Barkeeper, nachdem er das Getränk in einem viel zu großen Schwenker vor Tek abgestellt hatte. Unzweifelhaft handelte es sich um einen Roboter, über den das Erscheinungsbild eines glatzköpfigen Schnauzbartträgers mit steifem weißem Hemd, schwarzer Fliege und gestreifter Weste projiziert wurde.

Tek nickte, rückte auf dem Hocker zurecht und stürzte die grüne, süßlich-scharfe Flüssigkeit in einem Zug hinunter. »Noch mal dasselbe!«

Während der Barkeeper erneut mixte, schüttelte und rührte, starrte Tek sein eigenes Spiegelbild hinter der Theke an. Die hellblauen Augen, die schulterlangen, glatten schwarzen Haare, die von den Lashat-Pocken zurückgebliebenen, tiefen Narben im Gesicht …

Er schnitt sich eine Grimasse. »Smiler« nannten sie ihn, wegen seines berühmten, unterkühlten Lächelns, das Gegnern angeblich durch Mark und Bein ging und Frauen weiche Knie bereitete. Keine, hieß es, vermochte ihm zu widerstehen, wenn Tekener es wirklich darauf anlegte.

Er schüttelte den Kopf.

Eine schon.

Und die Übrigen interessierten ihn nicht.

Die verschnörkelten Ziffern der Datumsanzeige über dem Spiegel besagten: »19. Februar 1344 NGZ«. Tek brauchte nicht nachzurechnen. Genau vierzig Tage war es her, dass Dao-Lin-H’ay die SOL und ihn verlassen hatte.

Endgültig.

 

*

 

Die Frau, mit der zusammen er just in Hangay so viele glückliche Jahrzehnte verbracht hatte, war mit der Hypertakt-Solonium-Space-Jet X-1 aufgebrochen, um den Widerstand gegen TRAITOR zu organisieren beziehungsweise erst so richtig zu entfachen. Ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen, nach Teks Meinung.

Der Disput darüber, wie sie weiter vorgehen sollten, war ihr letzter gewesen. Tekener vertrat die Auffassung, dass sie von den notorisch zerstrittenen Völkern Hangays wenig bis gar nichts erhoffen durften, und er stand damit keineswegs allein. Auch Kommandantin Fee Kellind, deren Stellvertreter Roman Muel-Chen, Don Kerk’radian und Tonko Kerzner sowie die restliche Führungsmannschaft zogen es vor, die Dinge anders anzugehen.

Die SOL befand sich auf einer Aufklärungsmission. Ihr Primärziel musste sein, möglichst bald möglichst viel über die entstehende Negasphäre in Erfahrung zu bringen.

Nur so spielten sie ihren höchsten Trumpf optimal aus: das endlich wieder einsatzfähige Hypertakttriebwerk, dank dessen die SOL in Hangay wesentlich exakter manövrierte als andere Raumschiffe.

1230-mal pro Sekunde lieferten die Hypertakt-Orter neue Informationen. Ebenso oft konnte das Hantelschiff seinen Kurs korrigieren – und daher auch den Wiedereintrittspunkt ins Standarduniversum mit einer Präzision bestimmen, die in der Proto-Negasphäre ansonsten unerreichbar geworden war. Deren Inkonsistenzeffekte setzten der SOL sehr viel weniger zu als jeder anderen bisher beobachteten Einheit.

Das galt, nach den aufgefangenen Funksprüchen zu schließen, auch für die Schiffe der Terminalen Kolonne. In diesem einen, nicht unerheblichen Punkt war die SOL der Gegenseite also eindeutig überlegen!

Tek leerte sein zweites Glas, wütend wegen Daos Sturheit. Sollten sie ihre Zeit und Hyperkristall-Vorräte mit diplomatischen Querelen auf ohnedies bekannten Planeten vergeuden, wenn ihnen theoretisch die ganze Galaxis offen stand?

Den dritten Vurguzz trank er langsamer, in kleinen Schlucken, beinahe genießerisch. Er war nicht sicher, ob er die Wirkung des Alkohols tatsächlich spürte oder sich bloß einbildete, leicht benebelt zu werden.

Das Zusammenspiel von Zellaktivator und Träger war deutlich ausgeprägter als gemeinhin angenommen. Einerseits gab es die unbewusst ablaufende, ständige Regeneration, die bei akutem Bedarf, wie starker Erschöpfung oder erhöhter Belastung, automatisch forciert wurde. Auch jetzt pulsierte der unterhalb von Teks linkem Schlüsselbein implantierte Chip spürbar etwas heftiger als normal. Andererseits reagierte der Aktivator durchaus auf bewusste Entscheidungen seines Trägers; laut Aussage von ES arbeitete er eng mit dessen Gehirn zusammen.

Und nicht zuletzt spielte auch die kurzfristig aufgenommene Menge eine Rolle: Eine »auf ex« geleerte Flasche Schnaps konnte nicht schlagartig absorbiert und unschädlich gemacht werden.

Unsereins verträgt bloß so verdammt viel, dachte Tek, dass der Effekt meist die Mühe nicht lohnt. Dafür bleibt uns wenigstens der Kater am Tag darauf erspart …

Altertümliche Musik dudelte im Hintergrund. Jemand sang stolz davon, dass er immer alles auf seine eigene Weise getan hatte und dass genau dies einen Mann ausmachte. Tek hätte über die bizarre Szenerie gelacht – er war der einzige Gast, dennoch brannten auf sämtlichen, fein säuberlich gedeckten Tischen schlanke Kerzen in goldenen Ständern –, hätten ihn nicht Selbstzweifel geplagt.

Gewiss, sie hatten bereits einiges herausgefunden, über Ziele und Struktur der Terminalen Kolonne TRAITOR, über deren Schiffstypen und Hauptflugrouten. Seit Wochen patrouillierte die SOL an den Außengrenzen Hangays, entlang der noch löchrigen, sich aber zunehmend schließenden Barriere, die in rund 30.000 Lichtjahren Distanz zur galaktischen Hauptebene die gesamte Sterneninsel umgab.

Entlang dieser Mantelfläche wurde die Struktur des Hyperraums zunehmend unterbrochen und vom übrigen Hyperkontinuum getrennt. Bald, prophezeite Chefwissenschaftler Blo Rakane, würden die innerhalb des Grenzwalls liegenden Bereiche für konventionelle wie auch Hightech-Triebwerke nicht mehr zu passieren sein.

Aber nach wie vor gab es zahlreiche Stabilzonen, die normale physikalische und hyperphysikalische Bedingungen boten. Zwischen ihnen erstreckten sich Verbindungen gleicher Physik, derzeit noch breite Korridore oder regelrechte Schneisen, die man bei entsprechender Kenntnis des richtigen Bewegungsvektors zum Raumflug nutzen konnte.

Was TRAITORS Armada auch eifrig tat. Hunderte Schwertransporte hatte die SOL geortet: TRAICOON-Forts, TRAIGOT- und TRAICAH-Fabriken, Kolonnen-Fähren, Kolonnen-Docks, sogar etliche Kolonnen-MASCHINEN mit gigantischen Ausmaßen … das alles begleitet und überwacht von Abermillionen Traitank-Schlachtschiffen.

In zahlreichen Fällen war es gelungen, Gespräche auf den Frequenzen des Kolonnen-Funks mitzuschneiden. Zwei der dabei gewonnenen Erkenntnisse schockierten die Mitglieder der Terranischen Expedition ganz besonders.