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Steven J. Harrison

Ed - 365

Episode 5





BookRix GmbH & Co. KG
81371 München

Titel:

 

ED – 365

(Episode 5)

STEVEN J. HARRISON

 

Text Copyright © 2016

Alle Rechte vorbehalten

Coverbild: © JohanSwanepoel - Fotolia.com

Fassung: 1.0

 

Die Geschichte ist frei erfunden. Alle Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und/oder realen Handlungen sind rein zufällig

Inhalt:

 

Ed ist Stillwaters Dorftrottel, liebenswerter Hobbybauer und Lebenskünstler. Erst als eine seltsame Kugel, die sich als gigantische Ansammlung von Antimaterie entpuppt, in seinem Vorgarten landet, ist es mit seinem idyllischen Leben endgültig vorbei.

Schnell wird klar, dass dieser sonderbare Besucher nicht unter Kontrolle zu bringen ist – ganz im Gegenteil. Während die Supermächte, aus purer Angst heraus, zu den absurdesten Mitteln greifen, erhält Ed ungeahnte Verstärkung. Eine spannende Reise beginnt, die in ihrem Verlauf die gesamte Welt an ihren Abgrund führen könnte …

 

Episode V: Eine lange Reise liegt hinter Ed und seinen Gefährten. Und es gibt wohl kaum ein Unrecht oder Grauen, das er in all den Monaten nicht mit eigenen Augen ansehen musste. Nach seiner Rückkehr zieht er sich zunächst wieder in sein Schneckenhaus zurück und spricht nicht mal mehr. Als sich die Ereignisse plötzlich überschlagen, wird erneut klar, was die Kugel von der Menschheit erwartet. Aber ist die tatsächlich bereit, sich zu ändern?

 

Wer die Cover aufmerksam verfolgt, wird bemerken, dass sich die Farbe im “ED“ immer wieder verändert – je nachdem, welche Nation gerade glaubt, das Geschehen zu kontrollieren …

 

Teil 1 ist und bleibt kostenlos. Die Teile 2-5 sind bereits in (fast) allen bekannten Shops verfügbar. Teil 6 erscheint noch in diesem Jahr!

 

Steven J. Harrison per Mail: stevenjharrison@online.de

Auf facebook unter: Steven J. Harrison

Homepage: ThomasHerzberg.de

1

 

»Wie lange spricht er jetzt schon nicht mehr?«

»Wen meinen Sie, Ed?«

»Wen sollte ich denn sonst meinen?« David Summer schnaufte genervt.

»Vierzehn Tage, elf Stunden und ...«, Sarah schaute auf ihre Armbanduhr, »... genau einundzwanzig …«

»Das reicht mir schon, danke!« Summer hob abwehrend die Hände. Er lehnte sich in die Polster der kleinen Sitzgruppe zurück und drehte seinen Kopf ein Stück nach rechts. Dort standen zwei stocksteif wirkende Anzugträger, die mit hochroten Gesichtern vor der Tür zum Oval Office warteten. Noch schien es allerdings so, als würde sie der Hausherr – kein geringerer als der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika – weiter schmoren lassen.

Jetzt schaute auch Sarah zu den beiden Männern hinüber und schüttelte kaum merklich den Kopf. Und weil sie keinen Wert auf unerwünschte Zuhörer legte, beugte sie sich ein Stück nach vorne, um flüsternd fortzufahren: »Sie haben die letzten Wochen unserer Reise selbst nicht mehr miterlebt. Es war fürchterlich, glauben Sie mir! So viel Tod, so viel Elend und so viel …«

»Und trotzdem hatte ich das Gefühl, hautnah dabei gewesen zu sein – das können Sie mir glauben, Sarah!«

»Diese ganze Reise hat Ed völlig überfrachtet. Er wird noch Monate brauchen, um das alles zu verarbeiten – wenn überhaupt.«

»Dann frage ich mich nur, was diese abenteuerliche Odyssee gebracht hat und wie es weitergehen soll.«

»Was meinen Sie damit?« Sarah hatte ihren Blick von den beiden wartenden Männern gelöst und schaute nun wieder David Summer durchdringend an.

»Erinnern Sie sich an unsere überhastete Flucht aus Moskau?« Das Gesicht des ehemaligen Stabschefs hatte eine gewisse Härte angenommen. »Unser Superstar wider Willen saß im Flugzeug, direkt neben der Kanzlerin, als er …«

»Sie sprechen über die Entscheidung?«

Summer nickte zuerst nur. Irgendwann öffnete sich sein Mund doch noch. »Der liebe Ed soll offensichtlich über das Schicksal der gesamten Welt entscheiden.« Sein Kopfschütteln, garniert von einem gequälten Lächeln, verriet eindeutig, was er über die Qualifikation dieses Entscheiders dachte.

»Und Sie trauen es ihm nicht zu«, ergänzte Sarah flüsternd.

»Ich traue es niemandem zu, über Wohl oder Unwohl eines ganzen Planeten und rund acht Milliarden Menschenleben zu entscheiden. Solch ein Schiedsspruch steht keinem Einzelnen zu.« David Summers Gesicht war noch ernster geworden. »Tun Sie das etwa?«

Sarah wollte gerade etwas antworten, da flog die Tür zum Oval Office auf. Ein Agent vom Secret Service musterte zuerst die beiden Männer, die ihm direkt gegenüberstanden. Ein kaum erkennbares Nicken folgte, das in diesem Moment als Eintrittskarte fungierte. Und die Tür hatte sich fast schon wieder geschlossen, da war es Sarah, deren wütende Stimme über den Flur hallte: »Was ist mit uns?«

Der Agent steckte seinen Kopf durch einen Spalt in der Tür. Kurz darauf machte er klar, dass er damit nicht nur nicken, sondern den auch schütteln konnte.

»Dann sagen Sie Ike, dass ich nicht mehr länger warte.« Sarah stand bereits auf ihren Füßen und gestikulierte aufgeregt.

Der Mann vom Secret Service schaute nur verwirrt und versuchte, sich mit Blicken Hilfe bei David Summer zu holen. Erfolglos. Jetzt zog er den Kopf zurück. Kurzes Gemurmel war zu hören. Zwei Atemzüge später stand die Tür zum Oval Office wieder sperrangelweit offen.

»Kommen Sie rein, Sarah!« Das war die Stimme des Präsidenten. »Und Sie auch, David … wenn es unbedingt sein muss.«

 

»Was soll der ganze Zirkus?« Sarah saß kaum, da warf sie schon den ersten giftigen Blick in die Runde. In seiner Funktion als Hausherr hatte Ike Henschler in einem riesigen Sessel am Ende des Tisches Platz genommen. Die beiden Männer, die lange auf dieses Gespräch gewartet hatten, saßen gegenüber, während David Summer sich das andere Ende des Tisches ausgesucht hatte. Vermutlich, um möglichst viel Distanz zwischen sich und dem Präsidenten zu lassen. Immerhin betrachtete man sich mittlerweile gegenseitig als Todfeinde.

»Es wäre schön, Sarah, wenn Sie Ihr überschäumendes Temperament mal für ein paar Minuten im Zaum halten könnten.« Ike Henschler übte sich in verbindlichem Lächeln, brachte jedoch nur eine seltsame Grimasse zustande. Und bevor jemand fragen konnte, fuhr er gleich mit einer Erklärung fort: »Sie und dieser … Ed sind seit gestern wieder zurück, habe ich gehört.«

»Haben Sie gehört«, äffte Sarah den Präsidenten nach.

»Okay. Ich gebe zu, dass wir Ihren Weg rund um die Welt weitestgehend verfolgt haben. Schließlich ging es dabei ja nicht um eine Urlaubsreise, sondern um …«

»… die Zukunft unserer Erde!«, beendete Sarah diese Feststellung, nachdem ihr Gegenüber etwas zu lang gezögert hatte.

»Und – können Sie uns denn sagen, was dabei herausgekommen ist?« Ike Henschler warf einen kurzen Blick zu den beiden Männern auf dem Sofa, die dort wie Hühner auf der Stange hockten. Ein Verhalten, das zu den Bossen von CIA und NSA kaum passte.

Sarah schüttelte eine ganze Weile nur mit dem Kopf, irgendwann fiel sogar David Summer mit ein.

»Was soll das bedeuten?« Der Präsident gab ein aufgesetztes Lachen von sich und klatschte sich zum Abschluss mit den flachen Händen auf die Oberschenkel. »Sie waren monatelang mit diesem Schwachkopf unterwegs und wissen immer noch nicht, was er und seine Kugel vorhaben?«

»Wir haben in den letzten Monaten eine Menge – wie Sie es nennen – Schwachköpfe kennengelernt.« Sarah zog die Mundwinkel hoch und schaute Ike Henschler provozierend an. Damit war klar, wen sie für das inoffizielle Oberhaupt dieser geistig Minderbemittelten hielt.

»Ersparen Sie uns bitte den Rest!«, forderte der sie auf und ließ sich schulterzuckend in seinen Sessel zurücksinken. »Vielleicht verraten Sie uns nur, ob es irgendetwas gibt, mit dem wir das amerikanische Volk ein Stück weit beruhigen können.«

»Ich wusste gar nicht, dass dieses Volk derart beunruhigt ist«, hielt David Summer gegen.

»Wie sollten Sie auch – ausgerechnet Sie?« Der Präsident warf einen vernichtenden Blick quer über den Tisch. »Wenn es nach mir ginge, dann …«

Sarahs Hand fuhr empor und schaffte es, dem – zumindest offiziell – mächtigsten Mann der Welt das Wort abzuschneiden. »Sie warten doch nicht auf etwas, um Ihr Volk zu beruhigen … Sie warten nur auf eine erlösende Nachricht, damit Sie selbst wieder ruhig schlafen können.«

»Und wenn es so wäre?«, erwiderte Ike Henschler grimmig.

»Dann muss ich Sie leider enttäuschen!«

»Was soll das bedeuten? Sagen Sie schon!«

»Haben Sie unsere Forderungen bekommen?« Erneut war es David Summer, der eine Ledermappe aufklappte und im nächsten Moment Exemplare einer Liste an alle verteilte.

Der Präsident nahm die Blätter zwar zur Hand, ließ sie aber sofort auf den Tisch vor sich segeln. »Diese albernen Forderungen sind doch nicht etwa Ihr Ernst, oder?« Er lachte und versuchte sich Zustimmung bei seinen beiden Verbündeten abzuholen. Deren betretene Gesichter versprachen jedoch nur wenig Unterstützung. »Wir sollen weltweit unsere Truppen abziehen, unsere Rüstungsproduktion auf ein Minimum herunterfahren und zu guter Letzt …« Ike Henschler lachte und klang dabei voller Verbitterung. »… sollen wir uns mit unseren Erzfeinden verbrüdern und damit Terroristen Tür und Tor öffnen?« Ein weiteres heftiges Kopfschütteln folgte. Dazu schnappte sich der Präsident erneut die Blätter und klatschte sie auf den Tisch zurück. »Dieser Mist ist kein Vorschlag, sondern eine Beleidigung. Ein Schlag ins Gesicht einer ganzen Nation. Nicht mehr!«

»Dann gibt es hier auch nichts mehr zu besprechen.« Sarah stand bereits auf ihren Füßen, David Summer einen Atemzug später direkt neben ihr.

»Was soll das bedeuten?« Der Präsident hatte sich ebenfalls erhoben und deutete abwechselnd auf die beiden jetzt verwaisten Sitzplätze. Das sollte wohl eine Art Aufforderung darstellen. »Sie wollen doch nicht etwa …?«

»Doch, wollen wir«, sagte Sarah und machte bereits einen ersten Schritt nach vorne.

»Dann sagen Sie mir wenigstens, wie es weitergeht.«

»Genau so, wie es von Anfang an geplant war.«

»Was soll das heißen?« Ike Henschler war in seinen Sessel zurückgefallen. Sein ernüchtertes Gesicht sprach Bände. »Sie wollen uns doch nicht allen Ernstes weismachen, dass dieser Trottel über das Wohl eines ganzen Planeten entscheiden wird?«

»Doch! So wie es aussieht, wird er das wohl …«