Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
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3.
4.
5.
6.
7.
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10.
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14.
15.
16.
Epilog
Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2210
Der Ilt und der Maulwurf
Gucky und Icho Tolot in gemeinsamer Aktion – während der Hypersturm tobt
Leo Lukas
Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Die Situation zwischen den Sternen der Milchstraße ist im September 1331 Neuer Galaktischer Zeit äußerst angespannt. Während Hyperstürme die interstellare Raumfahrt zu einer höchst riskanten Angelegenheit machen, spitzen sich die politischen Schwierigkeiten zu.
Das Kristallimperium der Arkoniden und die Liga Freier Terraner stehen sich gegenüber. Zum wiederholten Mal scheint ein Krieg zu drohen. Zankapfel ist ausgerechnet der Hayok-Sternenarchipel – und in dessen direkter Nähe taucht nun ein Kugelsternhaufen buchstäblich aus dem Nichts auf.
Perry Rhodan und seine Freunde in der Liga Freier Terraner ahnen, dass dies alles nur der Anfang für ein größeres Geschehen ist. Gemeinsam mit seinem alten Freund Atlan, dem uralten Arkoniden, bricht Rhodan in den Sternenozean von Jamondi auf. Seitdem sind die Männer dort verschollen.
Währenddessen wird Perry Rhodans Sohn Kantiran auf Hayok gefangen gehalten. Ein terranisches Kommando will den jungen Mann befreien – zum Einsatz kommen unter anderem DER ILT UND DER MAULWURF ...
Mayk Molinas – Der »Maulwurf« muss endlich seinen Bau verlassen.
Gucky – Der Ilt zeigt nicht nur erstaunliche Fähigkeiten, sondern auch Köpfchen.
Icho Tolot – Der Haluter kämpft mit allen Mitteln ums Überleben.
Kantiran – Der »Sternenbastard« hat sein Leben verwirkt.
Dario da Eshmale – Der LFT-Agent leitet einen Überfall.
Zwei Menschen kämpfen.
Mit allem, was sie haben. Zuerst sind es Worte, Argumente, Beleidigungen. Dann Schläge.
Dann Waffen.
Nicht simple Knüppel oder Messer oder Strahler, oh nein. Wunderwerke der Technik verwenden sie, Geräte und Maschinen, die sich die Urkräfte des Kosmos zunutze machen.
Die Kämpfenden sind einander ebenbürtig im Umgang damit. Ansonsten eint sie nicht viel; nicht mehr.
Der eine hasst. Der andere liebt, immer noch, trotz all dem, was war.
Dieser zögert.
Jener nicht.
Klar, wer gewinnt.
Der Verlierer bleibt zurück, verstümmelt, gebrochen.
Der Sieger geht davon, ohne sich noch einmal umzusehen. Was ihnen gemeinsam war, nimmt er mit.
Dann: Dunkelheit.
Das Bett von Ganberaan
Du.
Du bist.
Du bist Schmerz.
Solche Qualen hättest du dir nie vorzustellen vermocht, würdest du nie auch nur annähernd beschreiben können.
Aber es gibt ohnehin kein Früher oder Später. Nur ein einziges, grausames Jetzt.
Du vermeinst dich zu erinnern, dass die unvorstellbaren Schmerzen irgendwann ihren Anfang genommen haben, plötzlich, wie auf Knopfdruck. Und du hoffst verzweifelt, dass sie ebenso abrupt irgendwann wieder aufhören werden.
Doch du glaubst nicht daran. Kannst an gar nichts mehr glauben, kannst kaum denken vor Panik und Pein.
Dein Geist wird genauso zerschnitten, zerrissen, zerfetzt vom Schmerz wie dein Körper. Nicht von einem Schmerz, nein, von tausend verschiedenen. In Wellen kommen sie, in unergründlich komplexen Rhythmen, mal abwechselnd, mal zugleich, immer wieder überraschend und immer noch schlimmer, noch unerträglicher.
Immerzu. Überall.
Die ganze Welt ist Schmerz.
Du und die Welt, ihr seid eins.
Schreien möchtest du, brüllen wie ein Tier im Todeskampf. Aber das ist dir nicht möglich. Du bist paralysiert, kannst dich nicht rühren, nichts bewegen außer deinen Augenlidern und den Pupillen.
Immerhin: Du siehst, wenngleich durch einen Tränenschleier.
Der Raum, in dem du liegst und die Qualen leidest, erscheint kahl und von grellem Licht durchflutet. Kampfroboter stehen entlang der Wände aufgereiht. Sie haben dich im Visier. Ihre mörderischen Waffen sind schussbereit, trotz deiner Bewegungsunfähigkeit, trotz deiner Schmerzen.
Wenn du dazu fähig wärst, würdest du lachen. Jemand muss dich für sehr gefährlich halten, wenn du selbst in diesem Zustand so streng bewacht wirst.
Absurd. An einen Fluchtversuch ist nicht zu denken.
Nicht zu denken ...
Wie gern würdest du das Bewusstsein verlieren, dich in eine Ohnmacht davonstehlen! Aber das erlaubt man dir nicht. Jedes Mal, wenn du ganz knapp davor bist, lassen die Schmerzen für Sekundenbruchteile nach – um gleich darauf wiederzukehren, stärker denn je.
So bleibst du bei Sinnen, stets hellwach, aufs Äußerste geschunden, doch deiner Lage bewusst.
Ein Rest von dir weiß, wer du bist und warum sie dich strafen; ja sogar wie und womit. Du hast darüber eine Prüfung abgelegt, damals, vor Ewigkeiten; vor dem Schmerz.
Vor deiner Verfehlung, der grässlichen Missetat und der Flucht ...
*
»Diese spezielle Liege wird Ganberaanisches Folterbett genannt«, hörst du dich aufsagen, was du gelernt hast, »nach Ganberaan, der legendären Folterwelt des Blinden Sofgart. Die Liege beeinflusst sämtliche Nervenzentren des Organismus. Sie hält mittels einer Medosensorik die Schmerzen knapp unterhalb eines frei wählbaren Grenzwertes, ist also individuell allerfeinst auf den jeweiligen Delinquenten einstellbar. Eine Meisterleistung der arkonidischen Wissenschaft und Technik! In der ganzen Milchstraße gibt es nichts Vergleichbares.«
Ach, warst du stolz, ein Arkonide zu sein ...
»Niemand ist imstande, diese Tortur über längere Zeit durchzuhalten, ohne vollständig wahnsinnig zu werden. Vom Ganberaanischen Folterbett erhebt man sich, wenn überhaupt, als lallender Krüppel. Besseres haben jene Schwerverbrecher, denen diese Strafe zuteil wird, auch nicht verdient.«
Ach, warst du sicher, dass damit niemals du gemeint sein würdest ...
»An diese Schmerzen kann man sich nicht gewöhnen. Die Kenntnis der höchsten Stufen der Meditation hilft dagegen ebenso wenig wie die perfekte Körperbeherrschung eines Dagor-Meisters. Das Bett von Ganberaan kriegt jeden klein, bricht jegliche Form von Widerstand. Es demoliert jedermanns Willenskraft binnen weniger Tontas. Wer darauf liegt, muss über kurz oder lang einsehen, dass Arkon stärker ist als er. Dies wird sein letzter vernunftbegabter Gedanke gewesen sein.«
Ach, warst du überzeugt, auf der richtigen Seite zu stehen ...
*
Etwas verändert sich in deinem Gesichtsfeld.
Dein Blick verschwimmt, deine Augen erblinden.
Ist es schon so weit?
Ein Schatten fällt auf dich. Ohne dass du es bemerkt hast, ist eine hochgewachsene Gestalt leise durch die Tür gekommen und an deine Liege getreten.
Ein Arkonide; aber kein gewöhnlicher.
Du kennst ihn. Er war dein Lehrer. Du hasst, bewunderst und fürchtest ihn gleichermaßen.
Shallowain der Hund beugt sich herab, bringt seinen Mund nahe an dein Ohr und raunt: »Du hast Besuch, Kantiran.«
Personelle Probleme
»Kantiran? Und wie noch?«
»Keine Ahnung. Der andere heißt Mal Detair.«
»Nie gehört.«
»Mir sagen die Namen ebenfalls nichts. Darum bin ich zu dir heruntergekommen, Mole.«
»Als ob mir sonst langweilig wäre!« Der Maulwurf schnaubte abfällig und wies auf die Monitore und Holokuben. »Der Hypersturm, vor dem ich seit Tagen warne, stellt wohl das größere Problem dar.«
»Mole ... bitte! Du weißt, wie sehr ich die Arbeit schätze, die du hier unten leistest. Deshalb gewähre ich dir ja auch alle Freiheiten. Lass die beiden Namen nur ganz schnell durch deine Zauberkisten laufen. Dann gebe ich sofort wieder Ruhe.«
»Könnt ihr das denn nicht selbst auf die Reihe kriegen?«
Der Maulwurf hasste es, wenn er in seinem Bau gestört wurde. Es gab so gut wie keinen Grund für die anderen Agenten, die achte, die unterste Ebene des SPEICHERS aufzusuchen. Hier befanden sich nur Aggregatblöcke, die praktisch nie der Wartung bedurften.
Und der mit unzähligen hochgezüchteten Geräten voll gestopfte Bunker, in dem Mole lebte und unermüdlich schuftete.
Allein. Auf eigene Faust, doch nie aus Selbstzweck: Zuverlässig und regelmäßig teilte der Maulwurf den »Oberen« die für sie relevanten Ergebnisse seiner Forschungen und Datenrecherchen mit. Im Gegenzug sollten sie Mole so wenig wie möglich belästigen. Das war die Abmachung.
Jahrelang hatte dieses Arrangement zur beiderseitigen Zufriedenheit funktioniert. Bis vor kurzem. Denn seit einigen Tagen war im SPEICHER, dem geheimen Stützpunkt des Terranischen Liga-Dienstes auf Hayok, die Hölle los.
Die allgemeine Hektik schlug bis in den 250 Meter unter der Erde gelegenen Maulwurfsbau durch.
Leider.
»Ich verfüge über viel zu wenig Leute«, sagte Dario da Eshmale entschuldigend. »Ein gut Teil unserer Belegschaft ist, wie du sicher mitbekommen hast, im Pen'rakli-Gebirge zugange.«
»Sollen sie. Das interessiert mich nicht.«
»Darum beantwortest du auch keine Anfragen.«
»Ihr habt eure Kapazitäten, und ich habe meine. So war es ausgemacht, und alle sind gut damit gefahren.«
»Mole.« Der Leiter des Stützpunkts sprach langsam und eindringlich, mit noch sanfterer Stimme als sonst. »Dies ist ein Notfall. Eine Sondersituation. Wenn du so willst – der Ausnahmezustand.«
»Ich will nur in Ruhe arbeiten können, sonst gar nichts.«
»Komm schon, Mole. Dauert bloß ein paar Sekunden.«
Der Maulwurf blickte zu dem Mann auf, der sein Vorgesetzter war und Befehlsgewalt über ihn hatte, diese jedoch so gut wie nie ausübte. Dario hatte sein gewinnendstes Lächeln aufgesetzt, doch das verfing nicht.
Der Maulwurf mochte keine Arkoniden. Schon gar keine verfetteten mit Knollennase, Wulstlippen und Halbglatze. Der Maulwurf mochte überhaupt keine Männer. Eigentlich mochte er gar niemand, nicht einmal sich selbst.
»Ich muss vier meiner interessantesten Projekte unterbrechen, um die Rechnerleistung frei zu machen«, sagte Mole, zusehends wütender werdend. »Schaffen deine ach so tollen Spezialisten da oben denn keine simple Personenabfrage mehr?«
»Das versuche ich dir die ganze Zeit zu erklären: Bis auf die Orter und die Sicherheitswache sind alle meine ach so tollen Spezialisten außer Haus. Entweder im Pen'rakli-Massiv oder bei ihren Kontaktleuten. Schließlich haben wir Auftrag erhalten, diesen Kantiran und seinen Begleiter Mal Detair unter allen Umständen zu befreien. Und zwar am besten gestern.«
»Wieso?«
Dario da Eshmale breitete die fleischigen Arme aus. »Du kennst den TLD. ›Detaillierte Daten folgen.‹ Ich würde aber gern jetzt schon wissen, um wen es da geht. Welches Geheimnis dahinter steckt. Was diese beiden scheinbar ganz normalen Typen so bedeutungsvoll macht, verstehst du? Bekannt ist bislang nur, dass man ihnen einen Anschlag auf Ascari da Vivo zur Last legt.«
»Ist er geglückt?«
»Offenbar lebt sie noch.«
»Schade.«
Der Maulwurf mochte keine Frauen. Erst recht keine Arkonidinnen. Und Ascari da Vivo schon gar nicht.
Die Mascantin war ebenso schön wie verschlagen, ebenso machtgeil wie skrupellos. Dass dieser Kantiran und sein Kumpel ein Attentat auf Ascari verübt hatten, machte die beiden in den Augen des Maulwurfs beinahe sympathisch.
»Na schön«, brummte Mole, veränderte missmutig die Konfiguration seines Netzwerks, gab die beiden Namen ein.
Und stieß einen Pfiff aus, als eine halbe Sekunde später das Ergebnis aufschien.
*
»Die sind tot«, sagte der Maulwurf. »Zumindest offiziell. Und das ist auch schon alles. Sämtliche weiteren Einträge wurden von höchster Stelle gelöscht.«
»Nicht einmal Lebensläufe?«, fragte Dario verblüfft.
»Wenn ich sage, sämtliche Einträge, dann meine ich sämtliche Einträge.«
»Schon gut, Mole. Aber du kannst sicher Teile davon rekonstruieren?«
»Über Systemechos, ja. Das dauert allerdings. Meine Projekte ...«
»Agent Molinas«, sagte Dario leise, »ich komme dir nicht gerne so, doch du forderst es heraus: Tu es! Das war ein Befehl.«
Kommentarlos drehte sich der Maulwurf zur Seite und ging an die Arbeit.
Dario kaute auf seiner Unterlippe. Er hoffte, das eigenbrötlerische Genie nicht allzu sehr gekränkt zu haben. Üblicherweise ließ er Mole in Frieden, und der Maulwurf dankte es ihm mit spektakulären, wenn auch nicht immer unmittelbar in der Praxis verwertbaren Ergebnissen.
Mole ...
Mayk Molinas – sehr klein, sehr drahtig, sehr blasses Rattengesicht unter kohlrabenschwarzem Haarschopf – war schon dabei gewesen, als der SPEICHER angelegt worden war. Also unmittelbar nach der Besetzung des Planeten durch die Arkoniden. Während der Zeit, die von den neuen Herren des Hayok-Archipels benötigt worden war, um ihre Überwachung aufzubauen, hatte der TLD heimlich, still und leise die tief unter der Oberfläche gelegene, sechzig Meter durchmessende Kugelzelle installiert.
Dario da Eshmale selbst war erst später nach Hayok gekommen, als die ursprünglich auf Arkon ansässige »Gesellschaft zum Nutzen arkonidischen Kulturgutes« das Gelände erwarb. Darauf wurde ein trichterförmiger, 222 Meter hoher, an der Oberkante 490 Meter durchmessender Prachtbau errichtet: die nunmehrige offizielle Zentrale der Gesellschaft.
Nach außen hin förderte man von hier aus, wie der Name schon sagte, die Verbreitung der arkonidischen Kultur – angeblich im Auftrag vermögender, anonym bleiben wollender Adelsfamilien. Das klang keineswegs unglaubwürdig. Immerhin hatten der Sternenarchipel und sein gleichnamiger Hauptplanet vor nicht allzu langer Zeit noch zur Liga Freier Terraner gehört.
In Wahrheit diente die Gesellschaft als Deckmantel für die Aktivitäten im Untergrund. Buchstäblich: Seit der SPEICHER in Betrieb war, rühmte sich dessen Besatzung, die größte fremde Geheimdienstzentrale auf kristallimperialem Gebiet zu unterhalten.
Mit der Zeit waren immer mehr terranische Agenten durch gebürtige Arkoniden ersetzt worden. Diese konnten sich in gewissen Vierteln der Hauptstadt Vhalaum einfach unauffälliger bewegen.
Mole hingegen war geblieben. Von vornherein nicht gerade leutselig, hatte sich der Maulwurf immer tiefer im SPEICHER vergraben und schließlich ganz unten seinen »Bau« eingerichtet.
Seither waren fast zwei Jahrzehnte vergangen, in denen Dario da Eshmale den Maulwurf nicht viel öfter als ein Dutzend Mal persönlich zu Gesicht bekommen hatte.
Äußerlich hatte sich Mayk Molinas in dieser Zeit kaum verändert. Stets trug Mole dieselbe ausgebeulte Standard-Kombi und darüber denselben fleckigen, abgewetzten, graubraunen Arbeitsmantel.
Auf der Stirn saß wie angewachsen eine dicke Spezialbrille, die Mole selbst entworfen, angefertigt und im Lauf der Jahre mit allerlei Sonderfunktionen ausgestattet hatte.
An der nestelte der Maulwurf nun herum, dann schnalzte er mit der Zunge und sagte: »Über den einen hab ich was gefunden.«
*
Mal Detair, 52, Kolonialarkonide vom Planeten Fuerto, Sohn eines dort ansässigen Tierarztes.
Vom achtzehnten bis achtundzwanzigsten Lebensjahr (also 1297 NGZ bis 1307 NGZ) Dienst in der Imperialen Flotte. Kampfausbildung, Waffenschulung et cetera, ausgemustert im Rang eines Orbtons der Landetruppen.
Danach zwölf Jahre (bis 1319 NGZ) Aufenthalt auf der abgelegenen, unbedeutenden und nahezu unbekannten Dschungelwelt Paschan, fast 24.000 Lichtjahre von Arkon entfernt. Anschließend Ausbildung zum Tierarzt an einer Akademie auf Arkon II (1321 NGZ aus unbekannten Gründen abgebrochen).
Letzte registrierte Tätigkeit: »Tierheiler« mit eigenem veterinärmedizinischem Hospital im Dunstkreis des Kristallpalastes.
Über zwei Meter groß, kräftig gebaut, kupferrote, zottelige Haare, meist zu einem langen Zopf gebunden.
*
»Die Beschreibung kommt hin«, sagte Dario da Eshmale, nachdem der Maulwurf geendet hatte. »Hm. Ein Tierheiler, was immer das bedeuten soll. Und so jemand verübt aus heiterem Himmel einen Anschlag auf eine der wichtigsten Persönlichkeiten des Kristallimperiums? Da ist was faul.«
»Die Daten dürften authentisch sein. Stammen nämlich vom Arkonidischen Flottenkommando.«
»Eine besonders raffinierte Tarnexistenz?«
»Unwahrscheinlich. So etwas ist nicht ihr Stil.«
Dario trommelte mit den Fingern auf seinem dicken Bauch. »Wenn Detair ›Schläfer‹ einer anderen Machtgruppe war, hat er jedenfalls sehr lange geschlafen. – Und der zweite, dieser Kantiran?«
»Fehlanzeige. Winzige Spuren sind da, jedoch so hochrangig abgeschirmt, dass selbst ich nichts damit anfangen kann.«
»Was natürlich auch bereits wieder etwas aussagt.«
»Natürlich. – War's das? Kann ich jetzt endlich meine Projekte weiterführen?«
Bevor der Leiter des Stützpunkts antworten konnte, schlug sein Minikom an. Dario nahm den Anruf entgegen.
Der Maulwurf spürte, wie seine Ungeduld und sein Ärger wuchsen. Er erwog ernstlich, einen Schutzschirm um seinen Bau zu errichten, damit er endgültig Ruhe vor den Oberen hatte.
Was scherte ihn deren täglicher Kleinkram?
Der Wachhabende an der Pforte des Trichterbaus meldete, dass dort ein großes Transportertaxi vorgefahren war und um Einlass bat. Das Fahrzeug war unangekündigt erschienen, strahlte allerdings gültige Überrangkodes aus.
Dario runzelte die Stirn. »Einschleusen!«, ordnete er an. »In den Hangar auf Ebene Eins bringen und dort mit einer Einheit Katsugos sichern. Cadulia soll das überneh... Ach verdammt, die ist ja nicht da.«
Sein Blick fiel auf den Maulwurf. Der hob abwehrend die Hände.
»Ich weiß, was du denkst«, knurrte Mole. »Kommt überhaupt nicht in Frage.«
Der Maulwurf hasste es, seinen Bau zu verlassen. In seinem kleinen Reich war alles haargenau so, wie er es mochte. Jeder Gegenstand lag millimetergenau an seinem Platz, und das seit vielen Jahren.
Außerhalb jedoch regierten Unsicherheit und Chaos. Und das Schlimmste: Ständig begegnete man Leuten, die mit einem reden wollten!
»Der SPEICHER ist wie ausgestorben«, sagte Dario da Eshmale, der die Gedanken des Maulwurfs erraten hatte. »Sonst wäre ich ja wohl nicht auf deine Mithilfe angewiesen. Also komm schon, Mole! Ebene Eins liegt immerhin auch noch zweihundert Meter unter der Erde.«
»Meine Projek...«
»Abmarsch, Agent Molinas! Und keine Widerrede mehr!«
*
Innerlich kochend vor Zorn, fügte sich der Maulwurf dem Befehl und trabte hinter seinem Vorgesetzen her Richtung Antigravschacht.