9783961222896.jpg

Über den Autor

Mike Bechtle ist sowohl in der Wirtschaftswelt als auch in christ­lichen Gemeinden zu Hause. Er war 18 Jahre in Gemeinden und an christ­lichen Universitäten tätig und hat in Unternehmen mehr als 3000 Seminare zu den Themen Produktivität, Leitung und Kommunikation gehalten. Er hat mehrere Bücher und zahlreiche Artikel geschrieben. Seit 1974 ist er Referent bei Wirtschaftsveranstaltungen, Tagungen und Pastorenkonferenzen. Nach seinem Masterabschluss an der Talbot School of Theology hat er an der Arizona State University seinen Doktortitel für Hochschul- und Erwachsenenbildung erworben. Derzeit ist er Berater der FranklinCovey Company und lebt in Fullerton, Kalifornien. Mehr unter: www.mikebechtle.com

Für Lucy.

Ich habe dafür gebetet, dass mein Sohn eine Frau findet,
die sein Leben mit Freude erfüllt.

Du übertriffst meine höchsten Erwartungen und bringst
uns allen viel Freude.
Du bist für uns ein wunderbares Geschenk.

Inhalt

EINLEITUNG – IN DEN WIND GESPROCHEN

TEIL 1 WAS EIN MANN ZUM LEBEN BRAUCHT

MÄNNER SIND ANDERS, FRAUEN AUCH

WAS SIE ÜBER IHN WISSEN SOLLTEN

TEIL 2 WIE ER DENKT

GRAUE SUBSTANZ

MÄNNER SIND NUR GROßE JUNGS

MÄNNER MIT MISSION

TEIL 3 WIE ER HANDELT

WARUM ER DEN SCHMUTZ NICHT SEHEN KANN

IHR RITTER IN ­ROSTIGER RÜSTUNG

WAS ER WIRKLICH WILL

TEIL 4 WIE ER KOMMUNIZIERT

HABEN MÄNNER ­ÜBERHAUPT GEFÜHLE

DER SCHWEIGENDE PARTNER

KONFLIKTE OHNE KRIEG LÖSEN

TEIL 5 WIE ER AN REIFE ZUNIMMT

DER EINSAME COWBOY

AUS ZWEI MENSCHEN EIN TEAM MACHEN

WARNSIGNALE IN EINER BEZIEHUNG

STRATEGIEN FÜR EIN HAPPY END

ANMERKUNGEN

EINLEITUNG – IN DEN WIND GESPROCHEN

Sie sitzen mit Ihrem Mann im Auto. Es ist bald Zeit zum Abendessen, und Sie haben einen langen, anstrengenden Tag hinter sich. Sie überlegen, dass es nett wäre, irgendwo essen zu gehen. Dann müssten Sie nicht noch die Energie aufbringen, zu Hause zu kochen (selbst wenn er dabei helfen sollte).

Deshalb sagen Sie: „Hast du Lust, essen zu gehen?“

Er antwortet: „Nein, eigentlich nicht.“

Männer und Frauen verarbeiten Informationen unterschiedlich. Deshalb verletzt Sie seine Antwort vielleicht. Ist ihm denn egal, wie anstrengend mein Tag war? Warum ist er so unsensibel? Warum muss er immer bestimmen, was wir machen?

Es kann sein, dass Ihre Interpretation richtig ist. Vielleicht ist er wirklich unsensibel. Aber höchstwahrscheinlich hat er nicht gemerkt, was hinter Ihren Worten steckte. Er hat nur die Frage gehört, ob er jetzt essen gehen wolle, und hat Ihnen darauf eine ehr­liche Antwort gegeben. Vielleicht ist er genauso müde wie Sie und freut sich darauf, zu Hause seine Ruhe zu haben, statt sich in ein volles, lautes Restaurant zu setzen. Oder vielleicht macht er sich Sorgen wegen Ihrer Finanzen und findet, dass es vernünftiger wäre, ein bisschen zu sparen.

Sie haben das Gefühl, dass er verstehen sollte, was Ihnen guttun würde. Er hat das Gefühl, dass er Ihre Frage beantwortet hat und deshalb keine weitere Erklärung nötig ist. Es sind dieselben Worte, aber sie werden völlig unterschiedlich verstanden. Der Rest des Abends kann unangenehm werden, weil unausgesprochene Erwartungen und Gefühle die Atmosphäre vergiften.

Es ist ein Kommunikationsproblem: Zwei Menschen verwenden dieselben Worte, verstehen sie aber völlig verschieden. Wenn wir davon ausgehen, dass der andere diese Worte genauso meint und versteht wie wir, sind Enttäuschungen vorprogrammiert.

Dabei spielen das Alter und die Beziehungskonstellation keine Rolle:

Mädchen verabreden sich mit Jungen, ohne zu wissen, wie Jungen ticken. Sie wissen nur das, was sie beobachten. Sie meinen, sie würden Jungen verstehen, und wundern sich, warum das so schwer ist.

Sie bekommen einen neuen Chef, aber das, was er tut, steht in Ihren Augen im Widerspruch zu dem, was er sagt. Seinen Vorgesetzten kann man jedoch nicht zur Rede stellen. Sie können also nur versuchen, ihn zu verstehen.

Frischvermählte stellen bald nach der Hochzeit fest, dass ihr Ehepartner nicht dem Bild entspricht, das sie sich von ihm gemacht hatten, und fragen sich, was nach der Hochzeitsfeier mit ihm passiert ist.

Mütter fragen sich, warum ihre Söhne völlig anders sind als ihre Töchter und wie sie ihr Verhalten verstehen sollen – besonders, wenn die Söhne Teenager werden.

Wenn Sie eine neue Fertigkeit erwerben wollen, belegen Sie entsprechende Kurse, lesen Bücher oder besuchen Seminare. Aber wenn Sie Männer besser verstehen wollen, müssen Sie Zeit und Energie investieren, um Ihre Kommunikation mit ihnen zu verbessern.

Fangen Sie jetzt damit an!

Jeder ist verschieden

Ich bin ein Morgenmensch. Ich wache normalerweise vor Sonnenaufgang auf und bin innerhalb von fünf Minuten hellwach. Wenn ich dann noch eine Tasse Kaffee trinke, bin ich topfit. Mein Verstand ist einsatzbereit. Aber spätestens um 21 Uhr kostet es mich Mühe, mehrsilbige Wörter zu bilden und aufrecht zu gehen. Sobald ich im Bett liege, schlafe ich innerhalb weniger Sekunden ein.

Meine Frau Diane ist eher ein Nachtmensch. Ihr Beruf zwingt sie oft, früh aufzustehen, und sie hat gelernt, auch am Morgen zu funktionieren. Aber eigentlich ist sie später am Tag fitter und leistungsfähiger. Sie braucht oft viel länger, um einschlafen zu können, weil ihr Verstand noch viel zu aktiv ist.

Als wir ungefähr zwei Wochen verheiratet waren, erkannten wir, dass wir hier ein Problem hatten. Wir waren zu Bett gegangen und ich schlief schon fast, als ich die drei Worte hörte, vor denen jedem Mann graut: „Wir müssen reden.“

Für sie war diese Uhrzeit völlig normal. Sie hatte den ganzen Tag über die Sache nachgedacht und wollte jetzt mit mir darüber sprechen. Ich war frisch verheiratet und geriet in Panik, denn sie sollte auf keinen Fall meinen, ich würde nicht gern mit ihr sprechen. Deshalb sagte ich mir immer wieder: „Schlaf nicht ein! … Schlaf ja nicht ein! …“, während sie das Problem beschrieb. Sie ging davon aus, dass ihr frischvermählter, liebevoller Ehemann gern mit ihr über diese Sache sprechen würde. Das wollte ich wirklich, und ich wollte auch gern auf sie eingehen. Sie redete weiter, und ich schlief ein.

Ihre Worte waren in den Wind gesprochen.

Nach dieser Nacht hatte ich einiges wiedergutzumachen. Aber wir waren um eine Erkenntnis reicher: Wir sind verschieden. Das liegt zum einen daran, dass ich ein Morgenmensch bin und sie ein Nachtmensch ist, aber das ist noch nicht alles. Wir sind auch sonst verschieden, einfach weil sie eine Frau ist und ich ein Mann bin.

Wenn wir uns diese Unterschiede nicht bewusst machen, können sie zu großen Kommunikationsproblemen führen.

Unterschiede sind eine Tatsache

„Ich kapiere das nicht“, seufzte eine Bekannte. „Ich verstehe die Männer einfach nicht.“

„Was ist denn los?“, fragte ich.

„Als wir noch nicht verheiratet waren“, erzählte sie, „war ich für ihn das Wichtigste auf der Welt. Er hat sich um mich bemüht. Er hat mir Blumen geschenkt. Er rief mich an, einfach um mit mir zu sprechen. Er steckte mir Zettel an die Windschutzscheibe. Er hat mich immer wieder überrascht, und er hat mein Herz erobert. Deshalb habe ich ihn geheiratet.“

„Und was ist dann passiert?“

„Ich habe herausgefunden, woher er die Blumen hatte“, sagte sie. „Er ist auf den Friedhof gegangen und hat sie von den Gräbern gestohlen!“

„Und das hat dich gestört?“

„Natürlich!“, ereiferte sie sich. „Er tat, als wäre das eine weise, praktische Idee, weil die Blumen ihren Zweck erfüllt hätten und nur verwelken und weggeworfen werden würden. Ich erklärte ihm, dass das widerlich sei, aber das hat er einfach nicht kapiert. Er ist so ein guter Mann und das passt überhaupt nicht zu ihm. Was hat er sich nur dabei gedacht?“

Das ist die große Frage: Was denkt ein Mann?

Die Antwort ist nicht ganz leicht. Aber eines kann man mit Bestimmtheit sagen: Das, was ein Mann denkt, unterscheidet sich von dem, was eine Frau denkt. Wir könnten den ganzen Tag dar­­über diskutieren, aber wir wissen aus eigener Erfahrung, dass Männer und Frauen verschieden sind.

Seit einigen Jahren wird sehr viel Wert auf Gleichberechtigung im Beruf gelegt. Frauen hatten nie die gleichen Chancen wie Männer. Der Gesetzgeber hat hier vieles verbessert, und das ist gut so.

Aber das bringt auch einige Herausforderungen mit sich. Bei vielen Menschen kam die Botschaft an: „Männer und Frauen sind gleich.“ Es klang gut, die Unterschiede zu minimieren, damit alle gleich behandelt werden würden. Männer und Frauen kleiden sich ihrem Business entsprechend, setzen sich zusammen um den Verhandlungstisch und behandeln einander mit Respekt. Die Türen stehen allen offen und jeder hat die gleichen Chancen.

Doch dann beginnen sie, miteinander zu sprechen. Und die gemeinsame Reaktion lautet:

„Häh?“

Mit den besten Absichten versucht man, Gleichberechtigung umzusetzen. Beziehungen im Beruf, in der Ehe und in Freundschaften sollen von Respekt geprägt sein. Man nimmt den anderen ernst und will ihn so gut wie möglich fördern.

Aber „Gleichberechtigung“ ist etwas anderes als „Gleichheit“. Männer und Frauen sind verschieden. Am deutlichsten zeigt sich das an unserer Kommunikation. Frauen verstehen die Männer nicht und Männer verstehen die Frauen nicht. Die Lösung besteht nicht darin, die Unterschiede zu beseitigen, sondern sie zu verstehen.

Wir können gesetzlich regeln, wie man sich zu verhalten hat. Wollen wir jedoch die angeborenen Unterschiede zwischen Männern und Frauen ändern, dann ist das so, als wollte man darüber abstimmen, in welche Richtung sich die Sonne bewegt. Wir können darüber abstimmen, aber wenn wir uns für die falsche Richtung entscheiden, sind Enttäuschungen vorprogrammiert.

Es gibt viele Bücher über Geschlechterrollen und gesellschaft­liche Themen. Dies hier ist kein solches Buch. Es ist einfach eine Art Gebrauchsanleitung für Frauen – von einem Mann geschrieben –, damit sie verstehen, was im Kopf eines Mannes vor sich geht. Je mehr eine Frau erkennt, was darin wirklich abläuft, umso leichter kann sie mit diesem Wissen die Beziehungen zu den Männern in ihrem Leben verbessern.

Ich habe mit Frauen gesprochen, die frustriert waren, weil ihre Versuche, ihre Beziehungen zu verbessern, so endeten, als wollte man bei voller Fahrt einen Autoreifen wechseln. Es funktionierte einfach nicht. Eine Frau sagte: „Ich dachte, es wäre leicht, weil wir so viele Gemeinsamkeiten haben. Aber wenn wir miteinander reden, habe ich das Gefühl, als sprächen wir verschiedene Sprachen. Ich hätte gern eine Gebrauchsanleitung für meinen Mann.“

Wir müssen uns noch etwas anderes bewusst machen: Jeder Mann ist anders, und auch jede Frau ist anders. Es wäre völlig falsch, in Klischees zu denken: „Alle Männer sind so“ und „Alle Frauen sind so“. Ich habe solche Bücher gelesen und mir gedacht: Das mag auf andere zutreffen, aber ich bin nicht so. Wir müssen deshalb von Anfang an einen wichtigen Filter einsetzen: Jeder Mensch ist einzigartig.

Es gibt einige auffällige Gemeinsamkeiten, aber eines sollten wir immer im Hinterkopf behalten: Jeder Mensch ist anders. Die Punkte, die ich anspreche, sind als Gesprächseinstieg gedacht. Sie werden einige gute Gesprächsanregungen in diesem Buch finden. Es will Ihnen helfen, tiefer zu graben. Das Buch ist aber auf keinen Fall dafür gedacht, dass Sie Männer in Schubladen stecken.

Ja, es wäre herrlich, wenn es für Männer Gebrauchsanleitungen gäbe – aber die gibt es nicht. Genauso wenig wie für Frauen, Kinder, Chefs, Nachbarn oder Schwiegereltern. Es gibt einige allgemeingültige Beobachtungen, die für die Beziehung zu diesen Menschen hilfreich sein können, doch sie sind nur der Anfang. Wir müssen jeden Menschen für sich genommen kennenlernen und verstehen.

Wer hat die Gebrauchsanleitung gestohlen?

Ich habe ein Foto von meiner ersten Enkelin Averie. Es wurde aufgenommen, kurz nachdem sie aus dem Krankenhaus nach Hause kam und zum ersten Mal dort gebadet wurde. Meine Tochter hält sie in die Wanne und mein Schwiegersohn hat ein Blatt mit Anweisungen aus dem Krankenhaus in der Hand und versucht herauszufinden, was er tun muss. Der verwirrte Blick der beiden scheint zu sagen: „Was sollen wir jetzt mit diesem Kind machen?“

In den zwölf Jahren, die seitdem vergangen sind, haben sie es Schritt für Schritt gelernt, und Averie entwickelt sich prächtig. Aber sie haben sich bestimmt oft eine Gebrauchsanleitung für die verschiedenen Entwicklungsstadien ihrer Tochter gewünscht.

Die Kommunikation mit Männern ähnelt ein bisschen dem Autofahren. Jedes Auto hat Bremsen, ein Gaspedal, ein Lenkrad, Scheinwerfer und einen Tankdeckel. Aber manchmal sind die einzelnen Teile an unterschied­lichen Stellen eingebaut – je nach Automarke und Fabrikat. Ich hatte neulich einen Mietwagen und konnte den Hebel nicht finden, mit dem die Klappe zum Tankdeckel geöffnet wird. Zum Glück lag im Handschuhfach eine Gebrauchsanleitung. (Der Hebel befand sich an einer Stelle, an der ich ihn nie gesucht hätte.)

Wenn ich die Gebrauchsanleitung für ein Auto befolge, ist das Ergebnis vorhersehbar. Menschen sind aber keine Autos, jeder ist verschieden. Es gibt vieles, das für alle Männer zutrifft, aber es gibt keine Anleitungen, die bei jedem Mann anzuwenden sind und zu den gleichen Ergebnissen führen würden. Wir können grundsätz­liche Kommunikations- und Beziehungsregeln erlernen, aber der Prozess ist dynamisch und fließend.

Dieses Buch ist keine Gebrauchsanleitung, sondern es möchte Ihnen helfen, Männer zu verstehen. Sie werden hier keine Liste mit absoluten Aussagen oder Abläufen finden, die Ihnen eine perfekte Kommunikation mit Männern garantieren. Vielmehr werden Sie einen Blick dafür bekommen, was im Kopf eines Mannes vor sich geht und worin es sich von dem unterscheidet, was im Kopf einer Frau vor sich geht. Sie werden verstehen, warum Männer so denken, wie sie denken, auch wenn diese Art zu denken für eine Frau absolut nicht nachvollziehbar ist.

Meine Frau Diane hat mich darauf hingewiesen, dass es viele Bücher gibt, in denen Männer Frauen sagen, was sie tun sollten. Selbst wenn die Ratschläge vielleicht vernünftig sind, wurden sie trotzdem aus der Sicht eines Mannes geschrieben. Das ist so, als würde ein Fisch einem Vogel Schwimmunterricht erteilen wollen.

Ich gebe meiner Frau in diesem Punkt recht und werde also vorsichtig sein. Mein männ­liches Gehirn kann nicht begreifen, wie ein weib­liches Gehirn tickt. Aber ich habe die Unterschiede untersucht und gelernt, sie zu schätzen, zu respektieren und damit umzugehen. Ich möchte Ihnen keine vorgefertigten Antworten auftischen, sondern einfach meine Gedanken und Beobachtungen weitergeben. In erster Linie möchte ich Sie als Ihr Dolmetscher oder Reiseführer begleiten, während Sie die Windungen des männ­lichen Gehirns erkunden.

Ich hielt einmal ein Seminar in der größten kalifornischen Stromversorgungsfirma. Der Leiter der Sicherheitsabteilung saß unter den Teilnehmern. Ich fragte ihn, woraus seine Arbeit bestehe. Er antwortete: „Meine Aufgabe ist es zu verhindern, dass Menschen sterben.“ Als ich weiter nachfragte, erklärte er: „Wenn man keinen Respekt vor der Elektrizität hat, kann sie einen umbringen. Deshalb sorge ich dafür, dass die Leute wissen, was passieren kann, und sich dann richtig verhalten, wenn sie damit arbeiten. Jedes Jahr sterben Menschen, weil sie denken, sie wüssten Bescheid und müssten diese Regeln nicht beachten. Ehrlich gesagt, begreife ich die Elektrizität auch nicht ganz. Ich habe sie studiert, trotzdem kann ich immer noch nicht ganz erfassen, wie sie funktioniert. Aber ich habe den größten Respekt vor ihr und ich habe gelernt, so damit zu arbeiten, dass ich die besten Ergebnisse erziele. Man muss die Elektrizität nicht bis ins Kleinste verstehen, aber man muss wissen, wie sie funktioniert, um nicht verletzt zu werden, wenn man mit ihr zu tun hat.“

Das ist ein gutes Bild für das, worum es mir in diesem Buch geht: Frauen werden nie bis ins letzte Detail verstehen, wie das Gehirn eines Mannes ganz genau funktioniert, weil das ihr Vorstellungsvermögen übersteigt. Aber wenn sie zumindest anerkennen und respektieren, was im Kopf eines Mannes abläuft, können sie mit dieser Einstellung eine gute Beziehung zu ihrem Mann aufbauen.

Männer verstehen – ein Kinderspiel

Das Gehirn eines Mannes ist seine Schaltzentrale. Alles, was er tut und denkt, wird von seinem Gehirn gesteuert. Wenn Sie also wissen wollen, wie man mit einem Mann kommuniziert, müssen Sie wissen, was in seinem Kopf vor sich geht. Haben Sie das einmal durchschaut, werden Sie eine Erklärung für sehr vieles haben, das er sagt und tut.

Ich kann Ihnen nicht sagen, was ein bestimmter Mann denkt, aber wir können uns in seinem Kopf umschauen. Ich führe Sie herum. Wir machen bei einigen „besonderen Aussichtspunkten“ Halt und ich erkläre Ihnen, was Sie dort sehen. Ich weise Sie auf die Tücken und Gefahrenzonen hin und zeige Ihnen, wo Sie mit Treibsand oder Giftmüll rechnen müssen. Wir klettern auch auf die Gipfel und genießen die unglaub­liche Aussicht, die Ihnen entgeht, wenn Sie nur in den Niederungen bleiben.

Am Ende unserer Besichtigungstour haben Sie eine Ahnung davon, was im Kopf eines Mannes abläuft. Das wird bei jedem Mann ein wenig anders sein, aber Sie wissen dann, worauf Sie achten müssen. Der Weg wird leichter sein. Wenn Sie eine klarere Sicht auf das Gelände haben, können Sie Ihre Kommunikation entsprechend anpassen und dadurch Ihre Beziehung verbessern.

Kommunikation – der Schlüssel für Beziehungen

Eine Frau darf nicht erwarten, dass plötzlich alles anders wird, nur weil sie ein Buch über Männer gelesen hat. Das Buch ist ein Anfang. Nur wenn Sie miteinander sprechen, können Sie das Gelesene in die Praxis umsetzen. Wenn die Kommunikation stimmt, kann die Beziehung besser werden. Stimmt die Kommunikation nicht, ist es schwer, eine Beziehung zu verbessern.

Im Gespräch miteinander betreten Männer und Frauen das Gebiet der interkulturellen Kommunikation. Selbst wenn sie vielleicht dieselbe Sprache sprechen, können die Worte für beide eine völlig unterschied­liche Bedeutung haben. Er sagt: „Ich habe Hunger.“ Sie denkt vielleicht: Er erwartet, dass ich ihm etwas koche. Das kann stimmen, aber vielleicht hat er auch nur einen Zustand beschrieben, ohne irgendetwas zu erwarten. Sobald einer der beiden Vermutungen anstellt, was der andere wohl meinen könnte, kann ein Gespräch sehr anstrengend werden.

Das gilt für jede Form von Beziehung, ob in der Ehe, in der Familie, am Arbeitsplatz oder in einer Freundschaft. Frauen begegnen in jedem Lebensbereich Männern. Frauen sollten einen Mann so sehen, wie er wirklich ist, und nicht als jemanden, der repariert werden müsste, damit er so denkt wie sie. Es geht nicht darum, ihn zu ändern, sondern darum, eine Beziehung zu ihm zu haben.

Was dieses Buch von anderen unterscheidet

Als ich mit den Recherchen für dieses Buch begann, las ich, was schon alles zu diesem Thema geschrieben wurde. Ich fand Bücher darüber, wie man Beziehungen verbessert, Ehen stärkt und die typischen Konfliktbereiche überwindet, die im zwischenmensch­lichen Bereich auftreten. Einige dieser Bücher setzten sich konkret damit auseinander, wie man Männer besser versteht. Die meisten dieser Bücher ließen sich in eine der folgenden Kategorien ein­teilen:

Sie waren von Frauen geschrieben, die auf ihre eigenen Erfahrungen mit Männern zurückgriffen.

Sie beschäftigten sich mit den Beziehungen zwischen ­Männern und Frauen, konzentrierten sich aber nicht auf die Einzigartigkeit von Männern.

Sie enthielten sehr viele Ratschläge und Empfehlungen, wie man vorgehen sollte.

Sie basierten mehr auf der eigenen Meinung als auf ­Forschungen.

Sie basierten auf Forschungen und lasen sich wie eine wissenschaft­liche Abhandlung.

Die meisten Bücher enthielten viele Informationen und wertvolle Einsichten. Aber ich fand keine einfache, allgemein verständ­liche Hilfestellung, damit eine Frau besser verstehen kann, wie ein Mann tickt.

Dieses Buch ist der Versuch eines Mannes, Sie „hineinzulassen“. Ich möchte Sie durch die Gehirnwindungen eines Mannes führen. Wenn Sie lernen, wie Männer grundsätzlich ticken, haben Sie eine Basis, auf der Sie aufbauen können, um mit Männern in Ihrem Leben effektiv zu kommunizieren. Ich möchte Ihnen helfen, einen Blick für die Einzigartigkeit und die Sichtweise eines Mannes zu bekommen.

Als ich Frauen erzählte, dass ich dieses Buch schreibe, erntete ich fast immer eine erleichterte Reaktion: „Auf so etwas warte ich schon lange!“ Als ich Männern erzählte, dass ich es schreibe, reagierten sie entsetzt: „Auf keinen Fall! Du darfst ihnen doch nicht unsere Geheimnisse verraten!“

Dieses Buch hat nicht die Absicht, der einen oder der anderen Seite einen Vorteil zu verschaffen. Es will ein Wegweiser zu erfolgreichen Gesprächen und Beziehungen sein. Das Buch basiert auf den Forschungen anderer und auch auf meinen eigenen Kenntnissen. Zum einen lebe ich schon sehr lange mit einem männ­lichen Gehirn, und zum anderen ist es mein Beruf, Menschen in verschiedenen Situationen zu beobachten. Ich bin Collegeprofessor, Pastor, Mentor und Coach und habe als Unternehmensberater über 3000 Seminare geleitet. Ich habe einen Doktortitel für Hochschul- und Erwachsenenbildung und habe studiert, wie Menschen denken.

Ich weiß nicht alles, was es über das Gehirn des Mannes zu wissen gibt. Aber ich hatte reichlich Gelegenheit, mensch­liches Verhalten zu beobachten und mit Menschen zu sprechen. Diese Beobachtungen möchte ich mit Ihnen teilen. Ich erwarte nicht, dass Sie allem, was ich sage, widerspruchslos zustimmen. Mein Ziel ist es, Ihnen einen Einblick in das Denken von Männern zu verschaffen, damit Sie Ihre Beziehungen zu ihnen verbessern können.

Wir werden unter anderem folgende Themen behandeln:

Was Sie in stressigen und stressfreien Situationen beachten sollten;

warum er nicht redet und Sie nicht an sich heranlässt;

wie Männer zuhören und was dabei anders ist, als wenn Frauen zuhören;

was er mit dem, was er sagt, meint;

die Illusion der Kommunikation;

was hinter seinen Entscheidungen steht;

wie eine reife Beziehung aussieht;

wie seine Vergangenheit seine Gegenwart prägt;

was einen Mann antreibt;

was ihm nur seine Frau geben kann;

warum er den Schmutz nicht sieht;

welche Gefühle er hat;

wie er seine Liebe ausdrückt.

Das ist der Plan. Wir machen uns auf den Weg, einen Mann zu verstehen, und ich kann es kaum erwarten, Sie durch seine Gehirnwindungen zu führen. Wahrscheinlich haben Sie dieses Buch aufgeschlagen, um Ihren Mann oder Freund besser zu verstehen. Deshalb legen wir den Schwerpunkt auf Ihren Ehemann bzw. Ihren Freund. Aber Sie werden das, was Sie hier erfahren, auch auf männ­liche Vorgesetzte, Bekannte oder Verwandte anwenden können.

Fangen wir also an! Lassen Sie sich auf das Abenteuer ein!

MOMENT! – Eine wichtige Sache gibt es noch!

Bevor wir loslegen, muss ich etwas Wichtiges erwähnen: Beim ­Schreiben dieses Buches hatte ich Männer mit einer stabilen Persönlichkeit im Blick. Nicht alle Männer haben eine stabile Persönlichkeit. Einige sind kontrollsüchtig und egoistisch und haben Probleme aufgrund von Kindheitserfahrungen, traumatischen Erlebnissen oder Fehlfunktionen.

Jeder Mann hat Momente, in denen er verantwortungslos und egoistisch handelt. Das ist kein typisches Männerproblem; solche Momente sind bei jedem Menschen zu beobachten. Gerade in solchen Momenten kommt es oft zu schwierigen Gesprächen. Dieses Buch gibt Ihnen das nötige Werkzeug an die Hand, damit Sie in diesen Situationen richtig handeln können.

Ich werde nicht darauf eingehen, wie es ist, wenn diese destruktiven Ausnahmen das typische Verhalten eines Mannes sind. Wenn Sie bei unserer gemeinsamen Erkundung feststellen, dass die gefähr­lichen Stellen im Kopf Ihres Mannes alle anderen Bereiche überfluten und vergiften, sollten Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Mit Selbsthilfebüchern kommen Sie in einem solchen Fall nicht weiter.

Bei Kopfschmerzen nehme ich eine Schmerztablette. Aber bei einem Herzinfarkt brauche ich das Fachwissen eines Kardiologen. Wenn ich einen Herzinfarkt mit Hausmitteln kurieren will, kann das tödlich enden. Dieses Buch will Ihnen helfen, einen guten Mann mit einer stabilen Persönlichkeit zu verstehen, der menschlich und unvollkommen ist. Das ist das Ziel.

TEIL 1
WAS EIN MANN ZUM LEBEN BRAUCHT

Meine Enkelin bekam heute mit der Post eine Dose Würmer.

Ich half meiner Tochter Sara am Vormittag bei einigen Arbeiten und war da, als die Post kam.

Die Kinder waren beim Ferienprogramm ihrer Gemeinde. Als das Programm zu Ende war, holte Sara die Kinder mit dem Auto ab und ich arbeitete in der Garage weiter. Das Tor hatte ich offen gelassen.

Das Auto des Paketdienstes hielt vor dem Haus. Der Fahrer stieg aus und reichte mir ein kleines Paket. Ich brachte es ins Haus und ging dann wieder an meine Arbeit.

Als Averie nach Hause kam und das Paket sah, war sie begeistert. Sie riss es auf, entfernte das Füllmaterial, zog eine kleine, runde Dose heraus und öffnete sie. Voller Begeisterung zeigte sie mir den Inhalt: viele kleine, zappelige Würmer.

Averie hat eine schwarze Bartagame, ein interessant aussehendes Reptil namens Leia (nach Prinzessin Leia aus Star Wars). Sie hatte ihr Taschengeld gespart, um sie zu kaufen, und hält sie nun in einem Terrarium in ihrem Zimmer. In dem Terrarium ist eine Höhle, in der Leia schlafen kann, eine Futterschüssel, ein Felsen, auf den sie klettern kann, und eine Wärmelampe über dem Felsen, damit sie sich sonnen kann.

In dem Terrarium hängt sogar eine Hängematte.

Leia geht es rundum gut. Warum? Weil sie gut versorgt wird. Averie hat sich viel Zeit genommen, um sich über Bartagamen zu informieren, bevor sie sich eine kaufte. Sie las, was sie fressen, wie sie schlafen und was die idealen Lebensbedingungen für sie sind. Averie macht das Terrarium regelmäßig sauber und führt Leia sogar an einer Leine im Garten spazieren.

An Leias Stelle ginge es mir auch gut!

Wir Erwachsenen investieren ebenfalls viel Energie, um uns über unsere Haustiere zu informieren und so viel wie möglich über sie zu erfahren. Dank dieses Wissens beschweren wir uns nicht darüber, dass sie nicht sprechen und nicht mit uns Fußball spielen. Wir finden heraus, was sie mögen und was sie brauchen, um sich wohlzufühlen, und wir tun alles, damit ihre Bedürfnisse gestillt werden. Wir haben realistische Erwartungen. Auf diese Weise machen sie uns viel Freude.

Das gilt auch für Männer. Frauen haben konkrete, besondere Bedürfnisse, und Männer haben ebenfalls Bedürfnisse. Wenn diese Bedürfnisse gestillt werden, können sie sich so entwickeln, wie Gott sie geschaffen hat. Werden diese Bedürfnisse aber nicht gestillt, dann liegen sie die ganze Zeit in der Hängematte herum.

Am Anfang dieses Buches wollen wir untersuchen, wie diese Bedürfnisse aussehen. Wir betrachten, was im Kopf eines Mannes vor sich geht, sowohl anhand neuester Forschungen als auch aus seiner eigenen Sicht. Wenn sich Frauen über Männer informieren und so viel wie möglich über sie lernen, haben sie sehr gute Chancen auf erfüllende Beziehungen.