Cover

Romance Love

Vollkommen dir ergeben

Für jeden Tag, den ich dir helfe, bekomme ich eine Nacht mit dir …

 

Luxuriöse Kreuzfahrtschiffe in der Karibik, einsame Berghütten in den Rocky Mountains und verlassene Inseln in der Südsee – Juliet Blake schreibt unter dem Pseudonym Romance Love erotische Liebesromane, die dort spielen, wo andere Urlaub machen. Sie liebt ihren Job. Doch da ihr Verlag ständig neue Manuskripte von ihr verlangt, bleibt ihr eigenes Leben auf der Strecke.

 

Urlaubsreif beschließt sie, den gefeierten Autor Adam Maguire um Hilfe zu bitten – den Mann, den sie seit ihrer gemeinsamen Studienzeit insgeheim begehrt und der die Vorlage für jeden ihrer Romanhelden bildet. Als er einwilligt, ist sie überglücklich. Allerdings macht er nur zu seinen Bedingungen mit …

Originalausgabe

August 2016

 

2. Auflage

August 2017

 

Romance Love - Vollkommen dir ergeben

Philippa L. Andersson

Copyright: © Philippa L. Andersson, 2017, Berlin, Deutschland

 

Umschlagfoto: © depositphotos/konradbak

Umschlaggestaltung: Philippa L. Andersson

Lektorat: Mona Gabriel, Leipzig, Deutschland

Korrektorat: Laura Gosemann, Berlin, Deutschland

 

Philippa L. Andersson vertreten durch:

Sowade, Plantagenstraße 13, 13347 Berlin, Deutschland

philippal.andersson@gmail.com

www.facebook.com/PhilippaLAndersson

www.philippalandersson.de

 

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

Inhaltsverzeichnis

Klappentext

Impressum

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Epilog

Über die Autorin

 

Und: Ende.

Ich lehne mich in meinem Drehstuhl zurück und starre – ganz stolze Autorin – auf die vier magischen Buchstaben unter meinem neuesten Roman. Ich grinse breit. Ich habe es tatsächlich geschafft, die Geschichte nicht – wie jede Woche – bis Montag zehn Uhr zu schreiben, sondern bin schon Samstagmittag fertig. Und das bedeutet, dass heute der Tag ist, an dem sich alles ändert.

Der Tag.

Mehr und mehr tauche ich aus der glamourösen Welt von Lord Willingham und Lady Dorothea auf, verabschiede mich von Hever Castle, Cornwall und komme in Miami an, in meinem Studio am Silver Blue Lake – was weit idyllischer klingt, als es ist. Die Gegend besteht aus Apartment-Komplexen wie dem, in dem ich wohne, oder eingeschossigen Häusern mit meist weniger schönen Vorgärten. Ohne Auto ist man aufgeschmissen und ich bin dankbar, dass mein alter Ford noch durchhält.

Statt Vivaldi im Ohr zu haben, der meine Helden in ihrem letzten Kapitel begleitet hat, höre ich nun die Kinder auf dem Spielplatz herumtollen, Nachbarn, die sich lautstark über irgendwas im Fernsehen unterhalten, und Hunde, die sich auf der Straße ankläffen. Doch dieses Mal stört es mich nicht.

Mir ist unglaublich warm, weil ich die Klimaanlage ausgeschaltet und die Fenster aufgelassen habe. Es ist Mai, fühlt sich aber fast an wie August. Wobei dazu meine innere Hitze kommt, weil ich so aufgeregt bin.

Neben meinem Laptop stehen Unmengen an Tassen und Gläsern, die ich im Laufe der Woche benutzt habe und auf deren Grund die eingetrockneten Reste von Kaffee, Saft, Cola und Milch zu erkennen sind. Teils auf dem Tisch, teils auf dem Boden stapeln sich leere Pizzakartons, Boxen mit Chicken-Curry-Überbleibseln und mit Mayo und Ketchup verkrustete Burgerverpackungen. Routiniert mache ich mich daran, das Chaos zu beseitigen, die Spülmaschine zu beladen und meine Wäscheberge vorzusortieren, um sie nachher zu den Maschinen im Wäscheraum zu bringen. Und zum ersten Mal seit Ewigkeiten habe ich gute Laune dabei.

Nein, das stimmt nicht. Ich hab nicht nur gute Laune. Ich fühle mich, als könnte ich das ganze Universum umarmen, total lebendig und aufgedreht. Und so voller Energie, dass ich mir verkneife, mir wie sonst zum Abschluss eines Buches einen Kaffee zu kochen.

Was los ist?

Nun, jeder kennt doch diese Groschenromane, oder? Mal geht es um den Bergdoktor. Mal den Adel. Oder wie eben bei mir um Romanzen in der Regency-Ära. Es ist ein hartes Geschäft, bei dem man im Akkord Texte produziert. Wie jemand an einem Buch mit zweihundert Seiten ein ganzes Jahr lang arbeiten kann, ist mir ein Rätsel. Als Groschenromanautor produziere ich zwischen zehn- und zwanzigtausend Wörter pro Tag. Worauf ich stolz bin. Und so einfach, wie sich das alle vorstellen, ist das nicht. Denn zum einen muss ich unglaublich schnell und fehlerfrei tippen. Zum anderen ist eine der großen Herausforderungen, ständig neue Formulierungen zu verwenden. In einem Roman schüttet es daher wie aus Eimern. In einem anderen wie aus Kübeln. Mal ist es ein Guss, mal ein Sturzregen, mal eine Wand aus Wasser … ich denke, man versteht, worauf ich hinauswill.

Ich schreibe unter dem Pseudonym Romance Love. Und ich liebe meinen Job. Ich habe viele Fans und ich sollte überglücklich sein. Aber leider habe ich ein Problem. Am Anfang meiner Karriere habe ich einen Zehn-Jahres-Vertrag mit dem Red Fletcher Verlag unterschrieben, laut dem ich wöchentlich einen Titel abliefern muss und dafür fünfhundert Dollar erhalte. Damals, direkt nach dem Studium, klang das wie der Jackpot. Aber jetzt, nach mehr als der Hälfte der Zeit, schreit alles in mir danach, endlich einmal freizuhaben. Denn Pausen sind bei dem Pensum nicht vorgesehen.

Sobald ich den neuen Roman an meine Lektorin Angela Springs schicke, setze ich mich daran, den Plot, also die Grundidee, für die nächste Geschichte auszuarbeiten. Bis Montagmittag braucht sie den Entwurf. Dann bespricht sie ihn mit ihren Kollegen und spätestens um zwei habe ich ihr Feedback und schwinge meinen Hintern wieder an den Schreibtisch. Das bisschen Zeit, das ich habe, nutze ich für meine Einkäufe, die Wäsche und den Haushalt. Und den wöchentlichen Anruf bei meiner Mom. Dann mache ich mir ausgiebig meine Haare – dunkle Naturlocken, die nur dann wunderschön sind, wenn ich sie auf Lockenwicklern trockne – und schließlich schlüpfe ich in eine saubere Jogginghose und alles beginnt von vorne.

Schon vor einem Jahr hab ich versucht, über einen Anwalt den Vertrag anzufechten. Doch Red Fletcher hat sich auf keine Verhandlungen eingelassen. Nun habe ich eine neue Idee, und wenn die klappt, dann kann ich zum ersten Mal, seit ich Autorin bin, wenigstens in den Urlaub fahren. Einmal ausspannen. Tun, was ich will. Die Seele baumeln lassen …

Bevor ich anfange zu träumen, bringe ich den Müll raus, nicke auf dem Weg meiner Nachbarin Mrs Grandsmith zu – einer älteren Dame, die für alle Fälle meinen Ersatzschlüssel hat. Dann dusche ich und stehe eingewickelt in das Badehandtuch vor meinem Kleiderschrank und frage mich, was ich anziehen soll. Was bei ihm Eindruck schinden könnte. Und ich werde richtig nervös.

Meine gemusterten Klamotten sind alle heillos aus der Mode gekommen. Meine Bewerbungsblusen, wie ich meine spärliche Businessgarderobe nenne, begutachte ich missmutig, rühre sie aber nicht an. Und ein paar Tops sehen in Ordnung aus, aber haben Schnitte, die man zuletzt zur Millenniumswende getragen hat.

Ich seufze und überlege, was meine Romanfiguren machen würden. In meinen Büchern ist das Glas nämlich grundsätzlich halb voll. Und diese Einstellung gefällt mir.

Mit neuem Schwung probiere ich mich durch einen Stapel Jeans und wähle die, die am engsten sitzt. Geht doch! Dann durchwühle ich einen Stapel mit unifarbenen Shirts und nehme ein dunkelgrünes, das die Farbe meiner Augen unterstreicht. Im Bad tusche ich mir die dunklen Wimpern nach, damit sie voller wirken. Ich bin so aufgeregt, dass ein leichter, rosafarbener Schimmer meine Wangen überzieht. Rouge spare ich mir daher. Und Lippenstift würde ich gerne tragen, lasse den aber auch weg, weil ich pausenlos auf meiner Unterlippe herumkaue, sodass der keine fünf Minuten halten würde. Das macht aber nichts, der natürliche Look steht mir. Zuletzt löse ich die Lockenwickler und zupfe an meiner Mähne herum. Meine dunkelbraunen Locken fallen wie ein schimmernder Wasserfall und stehen in herrlichem Kontrast zu meinem schlichten Outfit. Ziemlich sexy.

Doch auf einmal kommen mir Zweifel. Vielleicht ist es doch keine gute Idee, so bei ihm aufzutauchen.

Immer unsicherer fummle ich an meiner Frisur herum, bis ich mir die Haare zusammenbinde und zu einem recht voluminösen Dutt stecke. So müsste es gehen. Er soll mir ja helfen und nicht mit mir …

»Stopp, Juliet!«, ermahne ich mich und schüttele den Kopf. Dabei spüre ich das verräterische Ziehen in meinen Brüsten und zwischen meinen Beinen, wenn ich nur an ihn denke. Er hat schon immer diesen Effekt auf mich gehabt. Meine Knie sind obendrein weich und ich hoffe, dass das nachlässt, wenn wir uns gegenüberstehen.

Als hätte es das je, meldet sich eine teuflische Stimme in mir.

»Halt den Mund«, zische ich meinem Spiegelbild zu und muss über mich lachen, dass ich so heftig reagiere. »Ich zieh das professionell durch. Ich treffe ihn von Kollegin zu Kollege.«

Aber wenn er dir an die Wäsche gehen wollte … ?

Woher kommt der Gedanke denn?

Genug!, ermahne ich mich. Bleib bei deinem Plan!

Aufgewühlt werfe ich einen letzten Blick in mein gemütliches Vierzig-Quadratmeter-Studio. Auf dem Schreibtisch steht bloß noch der Laptop. Das Bett auf meinem Schlafsofa ist gemacht. Unterwäsche trocknet auf einem kleinen Ständer. Im Bücherregal stapeln sich die Belegexemplare vom Verlag, mehr nicht. Meine Küche ist sauber und bis auf den Kühlschrank, den Wasserkocher und die Kaffeemaschine unbenutzt. Die Uhr über der Tür zeigt fast um fünf und ich weiß, es ist so weit. Ich muss los.

Ich kenne nur einen Menschen, der mir helfen könnte. Wir haben zusammen studiert. Er schreibt auch, jedoch anders als ich Romane, die ständig von der Presse hochgelobt werden. Und er ist der einzige Mann, der mich jemals nervös gemacht hat. Auf diese bestimmte Art, über die ich in meinen Büchern ganze Kapitel verliere. Und heute werde ich ihn wiedersehen, nach sechs Jahren. Adam Maguire.

 

Zusammen mit einem Pulk Frauen und einer Handvoll Männern ströme ich in das Prometeo Theater, in dem Adam aus seinem aktuellen Bestseller Sofia liest. Es ist die letzte Veranstaltung seiner Buchtour. Und ich hoffe nicht nur, dass ich ihn nach der Lesung sprechen kann, sondern auch, dass er mir hilft – oder notfalls einen Tipp hat, an wen ich mich wenden kann. Schließlich ist er besser vernetzt als ich.

Wie im Studium wähle ich einen Sitzplatz in einer der hinteren Reihen. Früher habe ich das gemacht, um in Ruhe SMS zu schreiben oder mit meinen Freunden zu tuscheln. Heute entscheide ich mich dafür, weil ich unsicher bin, wie er reagiert, wenn er mich sieht – wenn er mich überhaupt erkennt. Wird er sich freuen, ein bekanntes Gesicht zu entdecken? Wird ihm das unangenehm sein? Wird er mir nachher aus dem Weg gehen?

Meine Hände sind schweißnass und mein Herz schlägt schneller als zu meinen Prüfungen am College und an der Uni. Jede Faser von mir ist so angespannt, dass ein Schmerz von meinem Rücken in den Nacken steigt. Und verflucht: Das sehnsüchtige Ziehen in meiner Körpermitte wird stärker. Alle fünf Sekunden schaue ich auf die Uhr, in der Hoffnung, dass die Veranstaltung bald beginnt. Denn ich hab keine Ahnung, wie lange ich es hier noch aushalte. Ich will nicht die erste Besucherin sein, die während einer von Adams Lesungen in Ohnmacht fällt.

Um mich abzulenken, lese ich das Programmheft, das verteilt wurde – und das meine Hände bereits so oft gedrückt haben, dass es nun zerknittert ist. Auf die Angaben zum Buch kann ich mich nicht konzentrieren, aber ich blättere zur Kurzbiografie.

Adam Maguire wurde 1988 in Seattle geboren. Er studierte Philosophie und Literaturwissenschaften in New York, Paris und London. Sein Erstling Madame avancierte innerhalb kürzester Zeit zum Bestseller, der mittlerweile in fünfzehn Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde. »Wer bin ich?« und »Wie weit gehe ich, um zu bekommen, was ich will?« sind die zentralen Fragestellungen in seinem Werk, die seine Protagonisten zumeist radikal und brutal für sich beantworten müssen.

Beim Lesen kriege ich Gänsehaut und möchte am liebsten aufstehen und verschwinden – einzig meine zittrigen Knie halten mich davon ab. Meine Idee, diesen Mann um Hilfe zu bitten, kommt mir plötzlich dumm vor. Adam ist einer der ganz Großen. Eine feste Nummer im Literaturbetrieb. Warum sollte mir so jemand helfen? Nur weil wir mal zusammen in New York studiert haben?

Immerhin drei Jahre lang, wendet meine optimistische Seite ein. Das muss was zählen.

Seit denen viel passiert ist, kontere ich und schaue wieder auf das Faltblatt.

Adam ist ein internationaler Star geworden. Er führt das Leben, von dem wir beide mal geträumt haben. Das, was ich schreibe, ist dagegen weit unter seinem Niveau.

Wenn es einen Klappentext zu mir gäbe, dann würde der heißen: Romance Love, geboren 1989, ist mit mehr als zweihundert Veröffentlichungen die heimliche Königin der Unterhaltungsliteratur. Ihre Romanzen rund um die ewige Liebe begeistern Tausende von Lesern. Die zentralen Fragen, mit denen sie sich beschäftigt sind: »Warum steht er nicht auf mich?« und »Wie krieg ich ihn rum?«, die sie ständig neu und erfrischend interpretiert.

Ich halte das Warten nicht länger aus. Niemals wird Adam mir helfen!

Um mich herum herrschen aufgeregtes Geplapper und Gekicher. Frisuren werden zurechtgezupft, Lippenstifte nachgezogen und die Beine von der einen auf die andere Seite übergeschlagen, um eine möglichst gute Figur abzugeben. Ich kenne die Manöver, um die Aufmerksamkeit eines Mannes zu erregen, aus meinen Romanen, und mir kommen Zweifel. Adam wird eher mit einer der blonden Schönheiten den Abend verbringen als mit mir.

Entschlossen stehe ich auf und will mich durch die Reihen Richtung Ausgang kämpfen. In dem Moment kommt Adam in den Saal und ich falle in meinen Sitz zurück. Da kann mein Kopf noch so laut schreien, dass ich wegwill. Mein Körper hat andere Pläne.

Unwillkürlich vergleiche ich den Mann von damals mit dem, der die Bühne betritt, sich das Mikrofon einstellt und einem Techniker einen Änderungswunsch für die Beleuchtung mitteilt.

Adams Kleidungsstil hat sich sehr verändert. Früher waren ihm Jeans und Shirt am liebsten. Heute trägt er einen schwarzen Anzug, der maßgeschneidert sein muss. Oder er hat einen verdammt guten Griff von der Stange gemacht. Denn seine Schultern füllen das Jackett perfekt aus, die Ärmellänge ist so, dass ein Fingerbreit von seinem weißen Hemd und dem Manschettenknopf hervorblitzt und auch die Hose wirft keine Falte und betont seinen knackigen Hintern. Er wirkt auf mich kräftiger als damals, aber das kann natürlich täuschen. Adam hat schon immer Sport getrieben, hauptsächlich Leichtathletik und zum Ende des Studiums Boxen. Die dunklen Haare trägt er im Nacken kürzer, in der Stirn jedoch länger und sie liegen, als wäre ihm gerade jemand mit der Hand durchgefahren. Auf seinen Wangen und seinem Kinn ist ein maskuliner Bartschatten. Manche müssen sich den wachsen lassen, aber ich erinnere mich, dass er andauernd darüber geflucht hat, dass er sich dreimal täglich rasieren müsste, um gepflegt auszusehen. Dabei steht ihm der Look.

Die Art, wie Adam sich bewegt, ist jedoch noch die gleiche und mir seltsam vertraut. Zig meiner Romanfiguren haben die gleichen Ticks, wird mir jetzt klar. Die Art, wie er beim Zuhören den Kopf leicht schräg legt. Das dezente Lächeln auf den Lippen. Wie er frech den einen Mundwinkel nach oben zieht, wenn ihn etwas amüsiert. Und wie er dasteht, als gehörte ihm die Welt und nichts könnte ihn umhauen. Und ich frage mich, wie ich diesem Mann nur so lange habe aus dem Weg gehen können.

Das Pulsieren in meinem Inneren wird stärker und ich rutsche auf meinem Sitz hin und her, bis ich merke, was ich da mache: mir durch Reibung Befriedigung verschaffen. Sofort halte ich inne und versuche, den feuchten Stoff an meiner Scham zu ignorieren.

Adam hat schon immer diese gewisse Wirkung auf mich ausgeübt. Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass sie nach all den Jahren heftiger geworden ist. Natürlich weiß ich, dass das keine guten Voraussetzungen für ein Treffen sind. Dass ich nicht so empfinden sollte. Dass er nicht der Mann ist, den ich brauche. Zumindest sagt das mein Verstand. Doch ihn nun zu sehen … und zu hören …

Zur Beruhigung lege ich meine schweißnassen Handflächen an meine Wangen und konzentriere mich darauf, gleichmäßig zu atmen. Was Adam vorliest, prallt die folgende Stunde komplett an mir ab. Ich lausche seiner tiefen, weichen Stimme, die den Theatersaal mühelos ausfüllt, und lasse mich verzaubern, als würde er mir Zärtlichkeiten ins Ohr flüstern. Sie ist eindringlich, neckt mich, lockt mich, stellt Dinge mit mir an, die ich nicht will. Aber wehren kann ich mich nicht. Dabei weiß ich irgendwo ganz tief in mir drin, dass es einen zerstören kann, einen Menschen so zu begehren. Ich habe es einmal aus nächster Nähe mit angesehen. Und ich möchte das nicht selbst erleben. Auf gar keinen Fall.

Aber du willst ja nur, dass er dir hilft, beruhige ich mich. Bleib standhaft! Widerstehe ihm! Wie schwierig kann das sein? Du hast es damals geschafft, du schaffst es auch heute.

Als die Lesung vorbei ist, erhält Adam tosenden Applaus. Mehr und mehr Leute erheben sich. Und auch ich stehe auf, um ihn im Auge zu behalten. Erstaunlich schnell bildet sich eine Schlange von Menschen vor der Bühne, die sich ihre Bücher signieren lassen wollen. Da erst fällt mir auf, dass ich keines dabeihabe.

An einem der Büchertische, die sein Verlag aufgebaut hat, kaufe ich ein Hardcover. Dann reihe ich mich als eine der Letzten bei den Wartenden ein. Im Schneckentempo rücke ich vor, denn Adam nimmt sich für jeden Fan Zeit. Manche haben einen schweren Rucksack mit seinen Werken mitgebracht, die er alle signiert. Viele bitten um ein Foto, was er jedoch jedes Mal ablehnt. Und fast jede Frau, die bereits bei ihm war, drückt sich im Hintergrund herum und hofft, ihn privat sprechen zu können.

Ungeduldig verlagere ich mein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Je länger ich anstehe, umso unwohler fühle ich mich. Mir ist im Wechsel heiß und kalt. Schweiß sammelt sich unter meinen Brüsten, obwohl der Theatersaal klimatisiert ist. Ich glühe, als hätte ich Fieber. Gleichzeitig stellen sich meine Nackenhärchen auf, legen sich, stellen sich auf, legen sich … Und ich zittere und reibe mir fröstelnd über meine Arme. Ich bin das reinste Nervenbündel.

Zur Ablenkung versuche ich, mich auf die Gespräche um mich herum zu konzentrieren. Vor mir unterhalten sich zwei Frauen erst über den Roman. Ich lausche, was sie zum Inhalt sagen, und blättere in meinem eigenen Exemplar, da ich neugierig werde. Dann schwärmen sie jedoch von ihm und Eifersucht bringt mein Blut zum Kochen. Ich vergleiche beide mit mir und möchte ihnen am liebsten die perfekt sitzende Frisur zerstrubbeln und ihre modischen Kleider mit Ketchup besudeln.

Als ich nur noch wenige Meter von Adam entfernt bin, kann ich hören, wie die Begegnungen an seinem Tisch ablaufen.

»Hi«, hauchen die Frauen nervös. »Das war so toll, Adam.« Dann folgt ein Lippen-Belecken, die Hüfte-Verlagern und ein Haare-Zupfen.

»Freut mich«, antwortet Adam fortwährend. Oder »Sehr schön … wunderbar … vielen Dank«, kombiniert mit diesem charismatischen Lächeln, das ich von früher kenne und das Eisberge zum Schmelzen bringen könnte. Und dann fragt er nach dem Vornamen, den er als Widmung in das Buch schreiben soll. Was nett ist, denn gerade große Schriftsteller signieren meist allein mit ihrem Namen.

Anna … Betty … Doro … Cathy … Adam werden jede Menge Namen zugeworfen, während er den Roman mit der linken Hand aufblättert und in der rechten bereits den Kugelschreiber hält.

Ab und zu stutzt Adam, wenn er das Buch aufschlägt, und verzieht seine Lippen zu diesem amüsierten Grinsen, an das ich mich so gut erinnere. Soweit ich erkennen kann, liegt dann auf der Seite, die er signiert, ein Zettel. Ich vermute mit einer Telefonnummer. Und ich kann mir nicht helfen, aber jedes Mal wenn er ihn einsteckt – und das tut er immer –, könnte ich platzen. Diese Masche ist so billig! Und wenn ich mir vorstelle, dass er tatsächlich bei der einen oder anderen anruft, werde ich richtig wütend. Männer sind echt solche Idioten!

Angespannt lausche ich, was um mich herum getuschelt wird.

Er soll ein Kingsize-Bett haben.

Ich bin extra ohne Unterwäsche hier. Darauf steht er.

Wenn er für jeden Quickie fünf Minuten braucht, dann kommt jede dran.

Ich hab Kondome mit.

»Und was hast du dir überlegt, damit er auf dich aufmerksam wird?«, fragt mich eine Frau auf schwindelerregenden Absätzen, die hinter mir ansteht.

»Ich … ähm …« Ich rücke auf und bin überrumpelt, dass mich jemand anspricht. Gerade als nur noch sieben Leute vor mir sind und meine Nerven zum Zerreißen gespannt sind.

»Nun sag schon, was für einen Trick du hast!«

»Tja … also …« Sie will ihre Strategie offensichtlich anpassen, aber mein Mund ist staubtrocken. Ich rutsche einen Platz auf und kriege keinen vollständigen Satz heraus.

»Wir kennen uns.«

Ich vergesse die Frau auf den Fick-mich-Absätzen und drehe mich zu dem Mann um, der sich soeben in das Gespräch eingeklinkt hat. Adam Maguire. Während die Dame, die extra für ihn auf Unterwäsche verzichtet hat, ihm sein Buch direkt unter die Nase hält und um seine Aufmerksamkeit buhlt, habe ich sie. Voll und ganz. Gemächlich mustert er mich von Kopf bis Fuß, als wären wir unter uns. Und ich habe Mühe, ruhig weiterzuatmen.

Du weißt doch, wie Adams Blicke sind, ermahne ich mich, damit ich endlich zu Verstand komme. Aber dieser hier, der ist völlig anders. Wie Sex mit den Augen. Ich spüre ihn wie eine Berührung die Innenseiten meiner Beine hinaufwandern, nehme ihn so intensiv wahr, als würde er mir an den Schritt fassen. Ich zittere, weil ich das Gefühl habe, er schafft es mit der Kraft seiner Gedanken, mein Shirt aus dem Hosenbund zu ziehen und Küsse auf meinem Bauch zu hinterlassen. Sobald er meine Brüste betrachtet, werden meine Nippel hart, die Haut spannt und sehnt sich nach seinen Händen. Dann wandert sein Blick zu meinen Lippen und ich öffne unwillkürlich den Mund, lade ihn ein, mich zu küssen. Und Himmel, als er mir in die Augen schaut, schwanke ich. Und ich registriere, dass ihm das gefällt.

Von allen Begegnungen, die ich mir ausgemalt habe, war keine wie diese.

»Dreh dich!«, fordert er mich mit dieser Stimme auf, die keinen Widerstand duldet. Da ich nicht mal mit der Wimper zucke, malt er mit seinem Zeigefinger einen Kreis in der Luft und unterstreicht seine Worte. Und bricht den Bann.

»Spinnst du?!«, fahre ich ihn an. Ich bin doch kein Spielzeug! Da er daraufhin jedoch nichts sagt, drehe ich mich und wackle plump mit dem Hintern, nicht darauf bedacht, ihn anzutörnen, sondern ihm zu zeigen, wie verärgert ich bin. »Nur zur Information, Mr Maguire, ich trage anders als die meisten Frauen hier Unterwäsche. Baumwolle. Verdammt bequem. Meine Füße freuen sich über das ergonomische Fußbett meiner Sportschuhe und ich bin unrasiert.« Ich grinse ihn provokativ an, als ich meine Drehung beendet habe. »Ü-ber-all.«

»Juliet Blake …« Noch nie habe ich gehört, wie jemand meinen Namen so verlangend ausgesprochen hat.

»Adam Maguire …«, will ich mich rächen. Aber sein Name kommt nicht spöttisch über meine Lippen, wie ich es beabsichtigt habe. Sondern wie ein Flehen nach mehr.

»Nicht rasiert?« Adam lässt mich nicht aus den Augen, aber er muss sich zusammenreißen, um nicht laut zu lachen. »Du hast schon immer gewusst, was zu tun ist, um einen Mann in die Knie zu zwingen.«

»Absolut«, spiele ich mit, erleichtert, dass wir aufgehört haben, uns so anzustarren. Das Prickeln auf meiner Haut wird erträglicher und es gelingt mir, tief durchzuatmen. Wenn hier einer den anderen in die Knie zwingt, dann er mich. Und das ist definitiv der falsche Moment dazu.

Adam signiert endlich das Buch von der Frau ohne Unterwäsche und winkt ungeduldig die nächste Dame heran. Dabei schaut er jedoch in kurzen Abständen immer wieder zu mir, als könnte ich mich in Luft auflösen. Was ich natürlich nicht tue. Während mich alle anderen weiblichen Wesen mit mörderischen Blicken bedenken und nicht verstehen, wie jemand wie Adam auf jemanden wie mich stehen kann.

Ich schere aus der Schlange aus und warte neben seinem Tisch. Mir ist nicht ganz klar, warum das eben zwischen uns passiert ist. Und ich nutze die Zeit, die Adam braucht, um die restlichen Bücher zu signieren, um mich daran zu erinnern, weshalb ich hier bin: weil ich seine Hilfe brauche. Mehr nicht.

Sobald Adam mit dem letzten Fan drei Worte gewechselt hat, erhebt er sich. Mir wird wieder bewusst, dass er einer der größten Männer ist, die ich kenne. Bestimmt ein Meter neunzig. Er wird erneut aufgehalten und posiert für Fotos. Er umarmt eine Blondine und eine Rothaarige, doch sein Lächeln bleibt oberflächlich. Als lackierte Finger sich um seine Hüfte schlingen, zucke ich instinktiv zusammen. Pfoten weg, will ich zischen. Aber mit welchem Recht?

»Komm, lass uns verschwinden!« Adam legt seine Hand an meine Schulter und schiebt mich zum Bühnenausgang. »Bevor noch mehr Frauen Selfies mit mir wollen.«

»Musst du nicht noch zu dieser Party nach der Lesung?«, frage ich verwundert und nehme wahr, wie sich die Wärme seiner Berührung über meinen Rücken ausbreitet. Davon stand etwas im Programmheft.

»Die amüsieren sich auch ohne mich.« Adam drängt mich an zahlreichen Requisiten für aktuell gespielte Theaterstücke vorbei. Wir passieren die Garderoben. Und sobald wir durch eine Tür mit einem Exit-Zeichen treten, sind wir in einem Treppenhaus.

»Das kannst du nicht machen«, sage ich.

»Du wärst überrascht, was ich alles kann«, antwortet er und in meinem Nacken prickelt es, als hätte ich Lust, es herauszufinden.

»Du hast da draußen Fans. Wer weiß, woher sie angereist sind. Ich freu mich ja, dass du dir Zeit für mich nimmst, aber ich kann warten«, rede ich weiter auf ihn ein.

Ungestüm drängt Adam mich an die Wand. »Ich aber nicht.«

Er presst seine Erektion gegen meinen Bauch und mein Körper antwortet. Mir entschlüpft ein Seufzer, und sobald ich es bemerke, presse ich meine Lippen aufeinander.

»Siehst du, ich hab die richtige Entscheidung getroffen«, sagt er und streicht mit einer Hand meinen Oberschenkel entlang. Obwohl der Stoff meiner Jeans uns trennt, spüre ich ihn, als wäre ich nackt.

Ich schlucke, ringe um Fassung. »Ich bin nicht hier um … Ich bin ja wohl kaum wie die anderen da draußen … wenn ich das gewollt hätte, dann hätte ich mich längst melden können … wir haben früher nie … warum sollten wir jetzt …?«

»Du kannst es nicht mal aussprechen?« Adam lacht ungläubig, hält mich aber weiterhin an der Wand fest. Bleibt hart. Macht keinen Hehl daraus, was er will. Mich. Und streicht mit dem Finger über meine glühenden Wangen, bis ich mein Gesicht wegdrehe. »Wenn du nicht wegen Sex hier bist, heißem, schmutzigen Vögeln und einem stundenlangen Fick, bei dem du so vor Lust schreist, dass du am nächsten Morgen heiser bist …«

Oh Gott! Ich muss die Augen schließen, um mein Becken stillzuhalten und seine Einladung zu ignorieren. Dabei will ich es. Brauche es …

»… weshalb bist du dann gekommen, Curly?«

Ich zucke zusammen, als ich meinen alten Spitznamen höre. Curly. Lockenkopf. Wenig schmeichelhaft. Doch aus seinem Mund klingt er wie die pure Versuchung. Und als Adam sich eine meiner Haarsträhnen schnappt, die sich gelöst haben, und sie um den Finger wickelt, spüre ich seine Wärme an meiner Wange und rieche seinen unverwechselbaren Duft.

»Ich … du …« Seine Nähe macht mich nervös.

»Musst du einen Mord begehen?« Er sieht mich todernst an. »Für dich wäre ich dabei.«

»Wieso sagst du das?« Ich hole tief Luft und komme zu Verstand. »Warum bist du überhaupt so?« Mit einer Geste zeige ich, dass mich ärgert, wie er seine Hand neben meinem Kopf an die Wand stützt und mir den Ausweg versperrt. »So warst du früher nicht, zumindest nicht zu mir.«

»Und glaube mir, das ist eines der wenigen Dinge, die ich in meinem Leben bereue. Aber damals warst du – unter anderem – unschuldiger. Heute jedoch …« Federleicht fährt er über meine plötzlich brennende Wange und bei der Berührung kribbelt meine Haut. Ich will die Stelle reiben, aber er sagt unwirsch: »Nicht!«, und sieht mich eindringlich an. Er weiß, welche Wirkung er auf mich hat. Und obwohl ich ihm zu verstehen gegeben habe, dass ich nicht gekommen bin, um mit ihm zu schlafen, verführt er mich weiter.

»Lass das! Bitte«, wispere ich und will eigentlich, dass er weitermacht.

»Und wie stellst du dir das vor, Baby? Wenn ich mich nur vorbeugen müsste und ich könnte deine vollen, weichen Lippen küssen.« Zärtlich streicht er mit dem Daumen über meinen Mund. »Und du würdest es zulassen.«

Ich lehne mich an die Wand und versuche, einen klaren Kopf zu bewahren. Zum x-ten Mal an diesem Abend. In dem Augenblick berührt Adam mit dem Zeigefinger die Stelle an meinem Hals, wo mein Puls rast. Und ich weiß, ich habe verloren. Ich will ihn mit so einer Dringlichkeit, dass ich kaum atmen kann. Er will mich ebenso. Und ich bin so frustriert, weil das hier falsch ist, dass mir Tränen in die Augen steigen.

Seufzend reibt sich Adam das Kinn, weicht einige Zentimeter zurück und gibt mir unerwartet Raum. »Es tut mir leid«, sagt er leise, aber mit fester Stimme. »Ich dachte, es hätte sich seit damals was geändert.« Er mustert mich, registriert all die kleinen Anzeichen für meine Erregung, runzelt die Stirn und klingt plötzlich distanzierter. »Weshalb bist du gekommen?«

Am liebsten möchte ich ihm zurufen: Vieles hat sich geändert, denn endlich nimmst du mich wahr! Aber jetzt ist meine Gelegenheit, ihn um Hilfe zu bitten. Und ich muss sie nutzen.

»Im Gegensatz zu dir schreibe ich Heftchenromane, unter dem Pseudonym Romance Love«, beginne ich und werde ruhiger, je mehr ich sicheren Boden unter mir spüre. Ich mache eine Pause und warte, wie er reagiert. Doch er sieht mich nur an, interessiert, neugierig, keine Spur wertend oder überrascht. »Direkt nach dem Studium habe ich damit angefangen«, rede ich weiter. »Ich hab schon immer Liebesgeschichten gemocht und man hat mir pro Titel fünfhundert Dollar angeboten. Das war damals viel Geld. Es hat sich schnell gezeigt, dass meine Storys gerne gelesen werden, öfter als von anderen Autoren. Red Fletcher hat mir eine exklusive Reihe gegeben und ich hab gedacht: Bingo, du hast es geschafft. Der Verlag ist schließlich so bekannt. Und groß. Und wichtig.« Ich fahre mir über das Gesicht. Allein bei dem Gedanken an das, was danach passiert ist, erfasst mich eine bleierne Müdigkeit.

»Zu welchen Konditionen?«, fragt er.

»Gleiche Bezahlung, aber feste Laufzeit«, antworte ich, ohne zu zögern, dabei rede ich normalerweise nie über Finanzielles. »Jede Woche ein Roman.« Ich schlucke und schüttele wieder den Kopf über meine eigene Dummheit. »Insgesamt angelegt auf zehn Jahre.«

»Hast du nicht versucht, den Vertrag aufzulösen?«

»Natürlich!« Empört schaue ich auf, dass er mich für so naiv hält, bin aber überrascht, wie nachdenklich er aussieht und dass er was auf seinem Handy tippt. »Aber bis auf hohe Anwaltshonorare hat mir das nichts eingebracht.« Er schaut grimmiger und gibt noch mehr ein. »Und bevor du was sagst: Nein, ich bin nicht gekommen, um dich um Geld zu bitten. Das könnte ich mir woanders leihen. Ich bin hier …, hach, es klingt wirklich lächerlich …«

»Sag schon!«, ermuntert er mich. »Ich lache gerne.«

Ich hole tief Luft. »Die Idee ist, jemanden zu finden, der für mich einen meiner Titel schreibt«, erkläre ich. »Nur einen«, beeile ich mich hinzuzufügen, als ich Adams erstaunte Miene sehe. »Einer würde reichen. Dann könnte ich mal in den Urlaub fahren, den Kopf freikriegen, mir überlegen, wie es weitergehen soll. Vielleicht ein neues Projekt anfangen.« Ich atme tief durch und lasse ihn nicht aus den Augen. »Und du –«

»Ich kann alle Genres schreiben, hast du dir gedacht. Weil wir gemeinsam diesen einen Schreibkurs besucht haben«, führt Adam meinen Gedanken zu Ende.

Ich nicke. »Und du bist schnell, Adam. Eine Geschichte pro Woche ist nicht ohne. Ich bekomme die Zusage am Montag und liefere sieben Tage später den Text ab. Du würdest das schaffen.«

»Von wie vielen Wörtern reden wir?«

»Mindestens fünfunddreißigtausend.« An die Wand gelehnt beobachte ich Adam. Mir wird schlecht, wenn ich mir vorstelle, dass er Nein sagt. Mir ist noch übler, wenn ich mir ausmale, dass es die nächsten Jahre ständig so weitergeht. Nicht nur wegen des Bergs an Arbeit, sondern auch wegen meines Lebens, das zu kurz kommt. Alles, was ich brauche, bestelle ich im Internet. Ein Stepper, an den ich mir einen Klapptisch montiert habe, ist meine einzige Möglichkeit, Sport zu treiben. Ich verlasse quasi nie meine Wohnung, habe kein Sozialleben, nichts. Um vor Adam zu stehen und so entspannt mit ihm zu reden, habe ich die gesamte Woche vier statt sechs Stunden geschlafen, um mein Pensum zu schaffen.

Und mir ist schlecht, weil Adam so nahe ist und ich diesen Mann so sehr begehre, dass es wehtut.

»Würdest du betteln, damit ich mitmache?«, fragt er.

»Das ist nicht witzig, Adam!«, rufe ich.

»Siehst du mich lachen?«

Jetzt, da er es sagt … Adam steht gelassen vor mir, die Hände in die Hosentaschen geschoben, die Miene unergründlich.

»Ja, ich würde betteln, wenn ich die Zeit hätte, dich zu belagern. Ich würde alles tun, wenn du mir dafür hilfst.«

»So verzweifelt?«

Adam kostet die Situation für meinen Geschmack etwas zu sehr aus, aber ich lasse ihm das durchgehen. Ich hab mir das zu oft überlegt, um nun zu kneifen. »Ja«, sage ich schlicht.

»In Ordnung, ich helfe dir, Curly.«

»Ehrlich?« Im ersten Moment denke ich, dass ich mich verhört habe. Bis die Info mein Gehirn erreicht. »Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott!«, kreische ich, falle ihm übermütig um den Hals und drücke ihm zig Küsschen auf die raue Wange.

Er hilft mir!

Ich bekomme Urlaub!

Alles wird gut!

»Natürlich nicht einfach so«, schiebt er nach.

Meine Euphorie erhält einen Dämpfer. Ich bin mir bewusst, wie nah wir uns sind, und will mich lösen. Seine Wärme durchdringt mich und macht mich ganz weich. »Schokolade als Gegenleistung willst du wohl nicht?«, versuche ich es mit einem Scherz.

»Rat noch mal!«, fordert er mich auf, legt seine Hand auf meinen Hintern und presst mich an seine Erektion.

»Ich muss mich um deine Fanpost kümmern«, tue ich ahnungslos.

»Du würdest mir alle weiblichen Leser vergraulen.«

»Würde ich«, sage ich und er lacht. »Dann revanchiere ich mich mit Massagen, damit der Nacken des Superautors stets locker ist.«

»Heiß«, murmelt er. »Schon ganz heiß. Aber bevor du länger rätst …« Adam beugt sich zu mir, greift in meine Frisur, löst weitere Locken und hält mich dort fest, wo er mich haben will. Dann streifen seine Lippen mein Ohr. »… für jeden Tag, den ich dir helfe, bekomme ich eine Nacht mit dir, in der ich tun und lassen kann, was ich will. Und ich will viel, Baby. Denn ich träume seit damals von nichts anderem, als dich in meinem Bett zu haben.«

Oh!

Mein!

Gott!

Mein Körper schmilzt dahin, mein Herz macht Luftsprünge, einzig mein Verstand rüttelt und schüttelt sich, ermahnt mich, jetzt bloß nichts Falsches zu sagen. Ich bin jetzt schon süchtig nach diesem Mann. Und wie es mir nach einer Woche mit ihm geht, kann ich mir ausmalen. Vor allem, wenn er mich wieder vor die Tür setzt.

»Auf gar keinen Fall«, antworte ich gepresst. »Alles, bloß das nicht.«

»Dann kann ich dir nicht helfen.« Als ob die Sache erledigt wäre, lässt Adam mich los und nimmt die ersten Treppenstufen zum Erdgeschoss.

Verdammt! »Warte!«, rufe ich. Dabei verfluche ich ihn in Gedanken nach allen Regeln der Kunst, dass er mich so in der Hand hat. Dieser überhebliche Scheißkerl!

»Ja?« Adam dreht sich seelenruhig um, stützt sich auf das Geländer und legt den Kopf schräg.

Ich kann nicht glauben, dass ich das sage. »Einmal«, bringe ich heraus. Einmal werde ich überstehen.

Statt einer Antwort wendet er sich ab und geht die Stufen weiter nach unten und ich laufe ihm nach. Ein Bild der Verzweiflung.

»Was soll das? Du hast gesagt, dass du mir hilfst!«, rufe ich aufgebracht und spüre, wie mir die Tränen kommen.

»Und ich hab dir klargemacht, was ich dafür will, Curly. Wirke ich auf dich wie ein Mann, der verhandelt?«

Alles in mir zieht sich erwartungsvoll zusammen. Ich brauche ihn, in mehr als einer Hinsicht. Aber ich weiß, dass es falsch ist. Und statt was zu sagen, heule ich einfach los. Und weil ich Frauen, die losheulen, hasse, wende ich mich ab, wische mit dem Handrücken meine Augen trocken und versuche fieberhaft, mich zu sammeln, damit mir noch irgendwas einfällt.

»Pscht!«, sagt er sanft und drückt mich an seine Schulter.

»Hilf mir«, blubbere ich. »Bitte, du musst mir helfen!«

»Das will ich doch.« Er fährt mir über den Rücken, während ich sein weißes, makelloses Hemd und das Revers seines Sakkos mit meinen Tränen und meiner Wimperntusche ruiniere.

»Aber wie kannst du dann so etwas von mir verlangen?«

»Wie kannst du Nein sagen?«, fragt er leise zurück. »Wenn dein Körper Ja sagt, deine Augen mich verschlingen, deine Lippen mich anbetteln, sie zu küssen …« Er atmet den Duft meiner Haare ein.

Weil mir tausend Gründe dagegen einfallen.

Aber du musst es versuchen, hämmert es hinter meiner Stirn. Du brauchst diese Auszeit unbedingt. Und wenn er so ein Idiot bleibt, der nur auf Sex aus ist, dann sollte es ein Leichtes sein, sich nicht zu verlieben.

»Das ist so erniedrigend«, murmele ich.

»Und es wird noch viel …« Er lächelt an meinem Kopf. »… erniedrigender. Aber sei unbesorgt! Alles, was ich tue, wird dir gefallen.«

»Wie kannst du dir da so sicher sein?«, presse ich hervor.

Er zieht eine Augenbraue hoch, als würde ich scherzen, und mir wird noch heißer. Stimmt, dumme Frage. Ich bin so erregt wie nie zuvor.

»Okay, einverstanden«, sage ich. »Für einen Tag Arbeit kriegst du meine Nacht.«

Er drängt mich am Treppenabsatz an die Wand. »Dann lass uns unseren kleinen Deal besiegeln.«

Das Funkeln in Adams Augen verheißt nichts Gutes. Ich belecke mir die Lippen, gehe davon aus, dass wir uns küssen. Aber er schüttelt den Kopf.

»Mach deine Hose auf!«, sagt er.

»WAS?!«

Streng sieht er mich an. Ich habe ihn schon richtig verstanden. Irgendwo schlägt eine Tür zu, klappernde Absätze kommen näher. Ausgerechnet in diesem Moment benutzt jemand das Treppenhaus. Aber entweder ist Adam taub oder es stört ihn nicht. Er wartet.

Ohne den Blick abzuwenden, fummele ich an meinem Hosenbund herum. Meine Finger zittern und haben kaum die Kraft, die Knöpfe im Schritt zu lösen. Und Adam gefällt, dass er diesen Effekt auf mich hat.

»Jetzt schieb deinen Baumwoll-Slip für mich weg!«

Mein Herz rast und ich schließe die Augen, um mich zu sammeln.

»Nein, sieh mich dabei an!«, fordert er.

»Törnt es dich an, dass ich Schiss habe?«, fluche ich, gehorche aber. Mein Höschen ist für diese Art Spiel denkbar ungeeignet. Und ich ärgere mich, dass ich keinen winzigen Tanga anhabe. Notgedrungen muss ich meine Jeans bis auf die Oberschenkel herunterlassen, sodass mein nackter Po die kalte Betonwand im Treppenhaus berührt und mir bewusst wird, wie unanständig die Situation ist. Als ich endlich den Zwickel zur Seite ziehen kann, trifft kühle Luft meine heiße Mitte und ich erzittere.

»Es macht mich an, dass es dich anmacht.« Er sieht mich mit einem Hunger an, den ich nie zuvor bei jemandem gesehen habe. Seine warmen Hände greifen an meinen Schritt und schweben über meiner feuchten, geschwollenen Scham.

»Adam!« Ich recke mein Becken vor.

»Ja, Baby?« Seine Fingerkuppen tanzen über meine Haut, berühren mich intim, quälen mich.

»Du weißt, was ich will«, keuche ich und kralle mich in seine Schultern wie an einen Rettungsring.

»Vielleicht möchte ich es hören?«, sagt er.

Ich schlucke all meinen Stolz herunter und sage mit glühenden Wangen: »Schieb deine Finger in mich! Bitte!«

»So?«, fragt er.

Ich hab mir das ein Dutzend Mal ausgemalt – mit ihm –, doch die Realität schlägt meine Fantasie um Längen. Ich wimmere vor Lust und mein Innerstes zieht sich um seine eindringenden Finger zusammen.

»So«, sagt er schwer atmend, greift in meine zerstörte Frisur, küsst mich fordernd und bewegt seine Finger im gleichen Rhythmus wie seine Zunge, sodass ich glaube zu sterben. Bis er mich freigibt und meinen Slip und die Hose hochzieht.

»W-w-was …? Nein!«, stammle ich, als mir klar wird, dass er mir keine Befriedigung verschaffen wird.

»Siehst du. Ich werde nichts machen, was dir nicht gefällt. Nie. Vertrau mir, Curly.«

Wie kann er nur? Ich brenne!

»In zwei Wochen können wir anfangen«, sagt er. »Ich melde mich. Bis dann.«

 

»Ich hasse dich«, begrüße ich Adam, als ich wie verabredet mit einem Koffer voller Leseexemplare und meinen Schreibklamotten einen Fuß in sein Luxus-Penthouse in der Collins Avenue setze.

»Das heißt, du hast dich waxen lassen?« Er lässt es sich nicht nehmen, mich an sich zu ziehen und mir einen feuchten Kuss auf die Wange zu drücken.

Ich trage – wie immer beim Schreiben – bequeme Yogapants, heute in angesagtem Schwarz, und ein dazu passendes Oberteil. Wären die Klamotten nicht spottbillig gewesen, so könnte man meinen, ich würde ein modisches Statement abgeben. Adam dagegen erscheint, anders als ich erwartet habe, in dunkelblauen Shorts und einem locker sitzenden, gestreiften Shirt vor mir, dessen Blau nicht hundertprozentig zur Hose passt, ihm aber trotzdem verdammt gut steht.

Wie selbstverständlich nimmt er mir den Koffer ab und bedeutet mir, ihm zu folgen.

»Hatte ich eine Wahl?«, maule ich, laufe ihm aber hinterher, denn ja, ich war seinetwegen beim Waxing.

Sobald ich Adam in den letzten zwei Wochen die Vorgaben vom Verlag, eine Aufstellung aller Klappentexte und meine topsecret Liste mit coolen Namen, coolen Locations und coolen Berufen geschickt hatte, mit denen ich Glücksrad spiele, wenn mir keine neue Idee kommt, hat er sich ebenfalls mit einer E-Mail und dem Befehl revanchiert, ich sollte meinen Busch zwischen den Beinen sowie Arm- und Beinbehaarung entfernen lassen. Die Prozedur hat mich volle vier Stunden meiner wertvollen Zeit gekostet. Obendrein tat sie höllisch weh. Und auch wenn ich das Ergebnis tatsächlich mag – meine Haut hat sich noch nie so weich und geschmeidig wie nach dieser Behandlung angefühlt – so würde ich am liebsten seine Hoden mit Wachs bearbeiten.

»Lust auf eine kleine Tour?«, fragt er – allerdings nicht wie jemand, der angeben will, sondern so wie ein geübter Gastgeber, zur Abwechslung mal ganz normal und nett.

Das Penthouse erstreckt sich über zwei Stockwerke. Durch die Fensterfronten sehe ich das Meer, den Strand, Miami. Er muss wahnsinnig viel Geld mit seinen Romanen verdienen, um sich das leisten zu können. Ich könnte gerade mal den halben Quadratmeter bezahlen, auf dem ich stehe. Die Einrichtung ist modern und anders als die meisten Apartments am Wasser statt mit Fliesen mit einem wunderschönen dunklen Dielenboden ausgestattet, der bereits den einen oder anderen Makel aufweist. Was zur wohnlichen Atmosphäre beiträgt. Die Möbel sind ebenfalls eher nach ihrer Bequemlichkeit als nach dem Designer ausgesucht worden. Unmengen an Zeitschriften und Büchern liegen herum. Bilder lehnen unaufgehängt an der Wand. Und benutzte Tassen stapeln sich auf dem Tresen zur Küche.

Am liebsten würde ich überall herumschnüffeln, aber ich verneine. »Zeig mir einfach, wo ich meine Sachen lassen kann, und dann würde ich gerne anfangen.«

»Nervös?«, fragt er.

Ich werfe einen hektischen Blick auf die Uhr. »Weil ich sonst seit Stunden am Schreibtisch sitze? Ja.«

»Nicht meinetwegen?«, zieht er mich auf.

»Geht so.«

Er lacht und streicht mir eine meiner Locken aus der Stirn. »Das wird sich ändern, versprochen, Curly.«

Da mir sofort alle möglichen Arten in den Sinn kommen, wie sich das ändern könnte, schweige ich und folge ihm in sein Schlafzimmer – einen riesigen Raum mit einem Kingsize-Bett, von dem man quasi auf das Meer und in den Himmel schauen muss.

»Hier schläfst du?!« Ich bin beeindruckt.

»Genieß die Aussicht! Wenn ich dich ficke, hast du anderes im Kopf.«

Ich will nicht, dass mich seine derben Worte erregen. Nicht jetzt. Wir hatten schließlich vereinbart, dass ihm die Nacht gehört, nicht der Tag. Aber dennoch reagiert mein Körper. Meine Brüste fühlen sich straffer und schwerer an, meine Scham wärmer. Und ich spüre die erotische Feuchtigkeit zwischen meinen Beinen.

Ein Knurren reißt mich aus meinen Gedanken und ich sehe, dass Adam mich beobachtet. »Was?«, frage ich, weil ich nicht weiß, was ich angestellt habe. Und weil ich seinen Gesichtsausdruck nicht deuten kann.

»Du willst das Bett jetzt sofort ausprobieren«, stellt er seelenruhig fest.

»Träum weiter!«

Er lacht rau. »Oh doch, Curly. Dein Gesicht ist wie ein offenes Buch.«

Frustriert knirsche ich mit den Zähnen. »Ich hab mich nur gefragt, wie du es schaffst, dass deine Wohnung so ordentlich ist, und wie oft deine Putzfrau hier ist.«

»Also ein Bett krieg ich noch alleine gemacht!«, entrüstet er sich. »Ivana kommt einmal die Woche für die Wäsche und eine Grundreinigung. Das reicht.« Er verschränkt die Arme vor der Brust. »Aber ich könnte dich ja auch putzen lassen.«

»Ich hab zugestimmt, mit dir zu schlafen«, sage ich böse. »Oder hast du es dir anders überlegt? Ich mach nur eines von beidem.«

»Schwacher Versuch.« Er frisst mich mit seinen Blicken auf. »Du wirst dort heute Abend auf dieser Matratze liegen und die gesamte Etage vor Lust zusammenschreien.«

»Ich bin eher leise«, informiere ich ihn so würdevoll wie möglich und gehe an ihm vorbei, dorthin, wo offensichtlich sein begehbarer Kleiderschrank ist. Maximal stöhne ich ein bisschen. Zumindest war es so im Studium mit den verdammt dünnen Zimmerwänden im Studentenwohnheim.

Adam schnaubt, als könne er das nicht glauben. Dann schiebt er eine Tür beiseite und zeigt auf mehrere Kleiderstangen, Regaleinheiten und Schubladen – dabei würde für mich ein Schuhkarton reichen.

Ich öffne meinen Koffer, packe die erste Ladung Shirts aus und stutze. In einem Fach liegt ein hauchdünner Spitzen-Slip, gegen den mein Baumwollhöschen wie ein Zelt aussieht. Widerwillig angle ich ihn mit dem Zeigefinger, als wäre er hochtoxisch, und lasse ihn vor Adams Nase hin- und herbaumeln. »Ähm … deine letzte Freundin hat was vergessen …«

»Eifersüchtig?«, fragt er belustigt.

Rasend! »Stichele nur weiter, dann schläfst du nachher mit einem Eisblock«, zische ich. Und ob ihm diese Art von Sex behagt, wage ich zu bezweifeln.

Langsam kommt Adam näher und automatisch weiche ich zurück, bis mich der Schrank im Rücken aufhält. Er greift nach dem Höschen, das an meinem Finger hängt, und nimmt es an sich. »Du hast keinen Grund, eifersüchtig zu sein. Das Penthouse nutze ich zum Arbeiten. Nicht für Affären.« Er ist nun so nah, dass seine Hüften mich berühren. »Aber es gefällt mir, dass du hier bist.«

Mein Mund ist trocken. Ich lecke mir über meine Lippen und will, dass er mich küsst. »Was hat der Slip dann zu bedeuten?«, frage ich mit dem letzten Rest Verstand.

Adam löst sich, durchstöbert die Sachen, die ich ausgepackt habe, und sortiert nahezu alles bis auf Hot Pants und ein großes Shirt aus. »Ich dachte mir schon, dass du mit solchen Fetzen auftauchst.« Er nickt zu dem Stapel mit meiner ausgewaschenen Kleidung.

»Und deshalb willst du, dass ich nichts als sexy Unterwäsche anziehe?«, begreife ich schockiert und zeige auf den Hauch Spitze, der in seiner Hand geradezu verschwindet.

»Ganz genau, Curly.«

Mir bleibt der nächste Kommentar im Hals stecken. Und ihm scheint das ganz recht zu sein. Er macht weiter im Text.

»Der hier ist neu und ich hab noch mehr Klamotten für dich.« Adam schiebt eine zweite Tür auf und weitere Dessous kommen zum Vorschein. Negligés, Korsagen, Strumpfhalter, der Inhalt einer Luxus-Wäscheabteilung. Mir springen einzelne Marken ins Auge. Victoria‘s Secret, La Perla und Agent Provocateur. Unter anderen Umständen würde ich Luftsprünge machen, aber ich spüre Adams Blicke und habe im Ohr, was er mit mir anstellen will.

»Hier ist aber gar nichts dabei, was ich überziehen kann. Ich friere schnell und werde mich erkälten«, sage ich, als ich den Stapel durchforste.

»Wetten, dir wird warm genug werden?«, haucht er mir in den Nacken.

Wie auf sein Kommando durchdringt erotische Hitze jede Faser meines Körpers.

»Dort links ist übrigens noch das Schuhregal. Deine Turnschuhe mit ergonomischer Sohle klingen so lahm …« Da ich an Ort und Stelle verharre, öffnet Adam das Fach.

»Das alles muss dich ein Vermögen gekostet haben!«, platze ich beim Anblick des Inhalts heraus. »Das geht nicht.«

»Also gefallen dir die Teile?«

Andächtig berühre ich die eleganten Schuhe. Mit unverschämt hohen Absätzen, weichem Leder, raffinierten Details. Und rechne im Stillen die Summe dafür hoch. »Das kann ich nicht annehmen«, hauche ich.