Nachdem Sarah Knight Ihnen mit ihrem ersten Buch geholfen hat, Ihr Leben umzukrempeln, zeigt sie nun, wie es Ihnen gelingt, es auch in den Griff zu bekommen. Ob es der (neue) Job ist, der Abnehmplan oder die Beziehung – die Get Your Shit Together-Methode hilft dabei, ein für allemal Prioritäten zu setzen und jeden Tag die ultimative Must Do-Liste zu entwickeln. Den Alltag entrümpeln und Zeit für die wirklich wichtigen Dinge schaffen – Sarah Knight sagt der Prokrastination mithilfe eines 12-Schritte-Programms augenzwinkernd, aber effektiv den Kampf an. Hören Sie auf zu grübeln und legen Sie endlich los!
Wie man im Leben gewinnt
Ratgeber
Aus dem Amerikanischen
von Karolin Viseneber Jutta Schiborr
Ullstein
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Deutsche Erstausgabe im Ullstein Taschenbuch
1. Auflage Juni 2018
© für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2018
© 2016 Emergency Biscuit Inc.
This edition published by arrangement with Little, Brown and Company, New York, USA: All rights reserved.
Titel der amerikanischen Originalausgabe: Get your shit together. How to stop worrying about what you should do so you can finish what you need to do and start doing what you want to do.
Little Brown and Company 2016
Illustrationen im Innenteil: © Lauren Harms
Umschlaggestaltung: © Favoritbuero GbR, München
Titelabbildung: © Favoritbuero GbR, München
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Alle Rechte vorbehalten.
ISBN 978-3-8437-1749-6
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Hallo und herzlich willkommen zu Get Your Shit Together. Schön, dass Sie sich für dieses Buch entschieden haben! Bevor wir richtig einsteigen, möchte ich noch ein paar Dinge klarstellen.
Erstens: Unabhängig davon, in welcher realen oder virtuellen Abteilung Sie dieses Buch gefunden haben, handelt es sich hierbei nicht um ein klassisches Selbsthilfebuch.
Vielleicht könnte man es eher ein Ich-helfe-Ihnen-bei-der-Selbsthilfe-Buch nennen, in dem »Ich« dazu da bin, »Ihnen« zu helfen, wenn Ihr »Selbst« Ihnen im Wege steht. Denn seien wir ehrlich: Wenn Sie in der Lage wären, sich selbst zu helfen, dann hätten Sie das doch schon längst getan, oder? Und noch etwas: Im Gegensatz zu vielen anderen Selbsthilfe-Autoren werde ich kein Blatt vor den Mund nehmen, also tun Sie mir bitte den Gefallen und schreiben Sie nicht hinterher bei Amazon, Sie hätten einen Kuschelkurs erwartet und knallharte Kritik bekommen. Meine Mutter liest alle Rezensionen und regt sich schrecklich auf, wenn mich die Leute »nicht verstehen«.
Zweitens: Selbst wenn in Ihrem Leben absolutes Chaos herrscht – und ich Ihnen natürlich helfen werde, das Chaos in den Griff zu bekommen –, handelt es sich bei diesen Seiten nicht um einen typischen Aufräum-Ratgeber.
Die nächsten 246 Seiten sind nicht dazu da, Ihnen zu erklären, wie Sie Ihren gesamten Hausstand aufhäufen, ihm für seine Dienste danken und ihn dann im nächsten Secondhandshop entsorgen. Stattdessen werden wir den mentalen Raum und den ganzen metaphorischen Scheiß entrümpeln – zum Beispiel Karriere, Finanzen, kreative Aktivitäten, Beziehungen und Gesundheit – all das werden wir angehen, ohne einen einzigen Müllsack zu verschwenden oder ein ausführliches Gespräch mit einem Wintermantel zu führen.
Und als Letztes, um mich ganz klar auszudrücken: Wenn Sie Spaß an Fäkalien haben, dann ist das hier definitiv nicht das richtige Buch für Sie.
Ich verurteile niemanden, möchte aber doch gerne die Erwartungen beeinflussen.
Aber was IST mein Buch denn nun eigentlich? Ich betrachte es als einen wunderbar profanen Allrounder, um das Durcheinander im eigenen Kopf zu ordnen und dadurch das Leben einfacher und besser zu machen.
Und zwar viel einfacher und viel besser, von welchem Punkt aus Sie auch immer starten mögen. Egal, ob Sie gerade auf dem Sofa liegen, an einer Bushaltestelle sitzen oder hinter Ihrem glänzenden Mahagonischreibtisch die Füße von Ihrem ergonomisch perfekt geformten Schreibtischstuhl baumeln lassen – vermutlich haben Sie dieses Buch zur Hand genommen, weil Sie in einen immer gleichen Trott verfallen sind. Das ist kein Grund, sich zu schämen. Das passiert ganz leicht, und niemand ist dagegen gefeit.
Vielleicht zeigt sich Ihr Trott ja an einer bequemen Jogginghose und großen Mengen abgestandenen Biers. Oder er ist mit funkelnden Aktienoptionen bestückt, vorausgesetzt, Sie halten noch weitere fünf Jahre in Ihrem zermürbenden Job durch. Oder aber – und das ist am wahrscheinlichsten – es geht um den allseits bekannten Alltagstrott aus Arbeit, Geldsorgen, Familie, Freunden und vielen anderen Dingen. Ganz zu schweigen von Ihrer vernachlässigten Gesundheit (und den noch stärker vernachlässigten Hobbys), die nur noch von den Träumen getoppt werden, die Sie Ihren Freunden erst nach ein paar Cocktails anvertrauen – oder die Sie sich aus Angst und Überforderung noch nicht einmal selbst eingestehen.
Kommt Ihnen das bekannt vor? Dann heißt es jetzt anschnallen und los! Mein Ich-helfe-Ihnen-bei-der-Selbsthilfe-Buch über mentales Entrümpeln kann Sie aus Ihrem alten Trott befreien und Sie mitten in das Leben katapultieren, das Sie sich wünschen und das Sie verdienen. (Zur Not können Sie das Buch aber auch einfach als Fußabtreter im normalen Alltagstrott benutzen, um Ihre Schuhe sauber zu halten. Aber vielleicht lesen Sie es erst einmal.)
Get Your Shit Together wird Ihnen zeigen, wie Sie sich sinnvolle Ziele setzen – und kleine Rückschläge und riesige Hürden überwinden, um diese Ziele auch wirklich zu erreichen. Im Anschluss daran werden Sie sich erfolgreich noch größeren Zielen widmen, die Ihnen bisher im Traum nicht eingefallen wären. Mein Buch wird Ihnen helfen, sich nicht mehr selbst im Weg zu stehen oder diesen zu durchkreuzen. Es wird Ihnen zeigen, wie Sie sich weniger Sorgen darüber machen, was Sie tun sollten, und wie Sie die Dinge zu Ende bringen, die Sie tun müssen, damit Sie endlich das tun können, was Ihnen wirklich am Herzen liegt.
Wie hört sich das für Sie an? Deckt sich das mit Ihren Erwartungen?
Dieses Buch wird Ihr Leben so verändern, wie Tim Ferriss mit seinem Buch Die 4-Stunden-Woche das Konzept der Wochenarbeitszeit revolutioniert hat – Ihr Leben wird in kleine, überschaubare Teilschritte gegliedert, und so wird genügend Freiraum geschaffen, um Ihren Traum verwirklichen zu können: ein selbstzufriedener Unternehmer / Redner / Soziopath zu werden.
Das war natürlich ein Scherz, aber um den ersten Teil kümmern wir uns jetzt, vorausgesetzt, Sie lesen weiter!
Wir alle kennen diese Oh shit-Momente.
Etwa wenn wir unseren Kontostand mit der Kreditkartenabrechnung vergleichen und plötzlich verstehen, was mit »Überziehungsschutz« gemeint war, oder wenn wir unsere Lieblingshose anziehen wollen und feststellen müssen, dass sie uns zwei Nummern zu klein ist. Oder aber wenn wir neben unserem Lieblingsmenschen aufwachen und uns bewusst werden, dass er oder sie schon seit zwei Jahren nicht mehr zu uns passt.
Aaahhh!
Zuletzt hatte ich einen dieser Momente, als mir der Grund für meine ständige Unzufriedenheit klar wurde: Ich mochte einfach meinen Job nicht mehr, und zwar nicht nur diesen Job bei diesem Arbeitgeber, nein, meine gesamte Karriere, der ich einfach nicht mehr mein Leben unterordnen wollte. Diese Erkenntnis war alles andere als schön. Und sie brachte eine Reihe von »Was soll ich jetzt bloß machen?«- und »Wie soll es jetzt nur weitergehen?«-Momenten mit sich, bevor ich schließlich in der Lage war, mein Hamsterrad zu verlassen und ein paar große Veränderungen anzugehen, die mein Leben auf den Kopf gestellt haben.
Jetzt werde ich Ihnen zeigen, wie auch Sie große Veränderungen in Ihrem Leben bewerkstelligen können. Oder bloß ein paar kleine. Was auch immer Sie glücklich macht.
Ganz ehrlich? Sie müssen einfach nur Ihr Leben in den Griff bekommen, das ist es, was ich mit get your shit together meine.
Und noch einmal: ICH VERURTEILE NICHT. Es ist absolut nachvollziehbar, dass Veränderungen (egal welcher Größenordnung) es bisher nicht auf Ihre To-do-Liste geschafft haben. Es ist eben eine Sache, einen Oh shit-Moment zu haben, und eine ganz andere, auch wirklich etwas zu verändern. Insbesondere wenn Sie zu den Menschen gehören, die nicht wissen, wo sie anfangen sollen. Vielleicht haben Sie ja auch gar keine Probleme damit, Veränderungen anzugehen, verlieren jedoch an Fahrt, sobald es an die konkrete Umsetzung geht – es gibt schließlich viel zu viel zu tun, und die Zeit dafür reicht hinten und vorne nicht. Ja, selbst wenn Sie alles umsetzen könnten, wie um Himmels willen sollen Sie es bloß anstellen, dabei nicht verrückt zu werden?
Ich kann Sie beruhigen, es ist machbar!
Sein Leben in den Griff zu bekommen und auch dauerhaft im Griff zu haben hält möglicherweise ein paar lebensverändernde Erkenntnisse für Sie bereit. Dann können Sie weitermachen, indem Sie tatsächlich »Veränderungen angehen« und dabei »nicht verrückt werden«. Das ist ziemlich befreiend. Nichts davon ist schwierig, auch wenn es Ihnen jetzt vielleicht noch so vorkommt – Sie müssen nur einen anderen Blickwinkel einnehmen, als Sie es bisher gewohnt sind.
Und werden so einen besseren Weg finden. Einen einfacheren Weg.
Egal ob Sie ein überforderter Minderleister oder ein leistungsstarker Freak sind – es funktioniert. Vertrauen Sie mir und meiner Erfahrung!
Vor ein paar Jahren war ich so niedergeschlagen, dass ich es morgens kaum aus dem Bett geschafft habe. Allein der Gedanke, mein Haus zu verlassen und die U-Bahn zu nehmen, war mir ein Graus. Denn die U-Bahn brachte mich an einen Ort, der sich von einem Büro in einen Tempel des Todes verwandelt hatte. Diese Gefühle waren nicht neu für mich, die damit verbundenen Krisen wurden jedoch immer größer und häufiger. Aber ich hatte doch fünfzehn Jahre damit verbracht, die Karriereleiter hinaufzuklettern – da konnte ich doch jetzt nicht einfach alles hinschmeißen, nur weil es mir gerade nicht so gut ging, oder? Ich musste einfach weitermachen, auch wenn ich keine Freude dabei empfand, ich hatte schließlich schon so viel Zeit und Energie investiert … Nicht wahr? (Kleiner Tipp: NEIN!)
Ich habe viel zu lange dafür gebraucht, herauszufinden, was ich alles mit meinem Leben anfangen könnte, wenn ich doch bloß aufhören würde, mir Sorgen darüber zu machen, was ich alles tun sollte.
Gerne würde ich IHNEN eine Menge Zeit ersparen bei dem Kampf, ob Sie besser im Bett bleiben (oder in der Schuldenfalle, einer schlechten Beziehung oder der Jogginghose), anstatt sich der Realität zu stellen. Denn wenn Sie der Wirklichkeit erst mal ins Auge blicken, können Sie auch gleich damit anfangen, sie nach Ihren Bedürfnissen zu formen.
Genau das passiert nämlich, wenn Sie Ihr Leben im Griff haben.
Sobald ich verstanden hatte, was ich wirklich wollte – nur für mich selbst arbeiten und nicht mehr an täglichen Besprechungen teilnehmen –, gab es für mich kein Zurück mehr. Ich habe nicht nur meinen sicheren Verlagsjob aufgegeben und bin das Risiko der Freiberuflichkeit eingegangen, nein, damit verbunden war eine weitere Erkenntnis: Durch das freiberufliche Arbeiten konnte ich von überall auf der Welt aus »pendeln«. Nicht nur von meinem Sofa in Brooklyn aus, sondern vielleicht sogar von einem Pool in der Karibik.
Hey, Moment mal, vielleicht könnte ich ja ganz in die Karibik ziehen? Das wäre doch was, oder?
Also tat ich es – und in Teil I dieses Buches werde ich Ihnen erzählen, wie das so lief.
Ich will Sie nicht vergraulen. Bei meinen Entscheidungen handelt es sich um große, einschneidende Lebensveränderungen, aber wie ich Ihnen ja bereits gesagt habe, kann mein Buch Ihnen auch bei jeder Menge kleinerer Veränderungen behilflich sein.
Nur ein Beispiel: Geht es Ihnen nicht auch manchmal so, dass Sie einfach nicht aus dem Büro kommen – oder sich nicht vom Sofa aufraffen können –, wenn Sie doch eigentlich nur noch raus und zum Sport möchten oder sich endlich dem »irgendwann einmal«-Projekt widmen wollen, das schon seit Beginn der Zeitrechnung auf Ihrer To-do-Liste steht?
Wir alle kennen das. Wir alle haben schon einmal den Punkt erreicht, an dem man einfach nicht mehr weiterarbeiten kann, keine eingebildeten Pilatestrainer mehr erträgt oder verzweifelt versucht, die Probestunde zu einem Portugiesischkurs in den einzigen freien Nachmittag zu pressen, der im gesamten Monat noch übrig ist.
Natürlich gibt es auch diese anderen Leute, die scheinbar mühelos durch ihr wahnsinnig tolles Leben gehen, immer einen Plan haben, sich um die kleinsten Details kümmern und auf deren To-do-Listen nur erledigt, abgehakt und verwirklicht steht. Vermutlich sind die meisten von der Regierung gebaute übermenschliche Roboter, aber ich könnte darauf wetten, dass der Rest auch ein wenig Hilfe dabei benötigt, sein Leben in den Griff zu bekommen.
Vielleicht gehören Sie ja auch zu den Personen, die ich gerade beschrieben habe – den Terminkalender randvoll mit wichtigen Verabredungen zum Mittagessen. Und möglicherweise wird Ihnen gerade bewusst, dass diese langen Arbeitstage den elfenbeinfarbenen dicken Karton, aus dem Ihre Visitenkarten gemacht sind, nicht wert sind. Wegen betrieblicher Softballturniere und gemeinnütziger 10-km-Läufe, mit denen Sie Ihre Wochenenden im letzten Jahr verbracht haben, waren Sie schon mindestens so lange nicht mehr mit Freunden zum Abendessen aus, wie diese »Portugiesisch lernen« auf ihren To-do-Listen stehen haben. (All diese Freunde hassen Sie vermutlich bereits, haben jedoch keine Ahnung, dass auch Sie sich quälen.)
Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen und uns allen jetzt einen Weg durch die Mitte aufzeige, der genau zu dem Leben führt, das wir leben wollen? Nein, wirklich! In diesem Buch ist für jeden etwas dabei:
Ich kann mir schon vorstellen, was Sie jetzt denken. Wie sollte so viel Gutes in ein so dünnes Buch passen?
Eine berechtigte Frage. Die Antwort lautet: Ich sehe es nicht als meine Aufgabe an, Ihnen zu erklären, wie Sie eine Million verschiedener Dinge bewältigen können – für dieses Ausmaß an Händchenhalten gibt es auf dieser Welt einfach nicht genügend Händedesinfektionsmittel. Stattdessen möchte ich Ihnen zeigen, wie Sie sich all diesen Dingen nähern können, um sie dann auf Ihre eigene Weise, in Ihrem eigenen Tempo anzugehen. Meine Methoden lassen sich auf alles Mögliche übertragen. Zufällig habe ich einigen Erfolg damit gehabt, Menschen bei Veränderungen zu helfen, und zwar durch einfache Ratschläge, jede Menge Kraftausdrücke und ab und zu auch durch ein Diagramm.
In meinem ersten Buch Not Sorry ging es darum, das Leben nicht mit Leuten und Dingen zu vergeuden, auf die Sie keine Lust haben. Die New York Times hat es mit einer »Weird Al-Parodie« verglichen, und der Observer hat aus mir einen »Anti-Guru« gemacht. Vermutlich nicht gerade das, was meine Eltern sich von meinem Studium in Harvard erhofft hatten, aber so ist das Leben nun mal. Menschen rund um den Globus haben ihr Leben mit Dingen vergeudet, auf die sie eigentlich keine Lust hatten. Diese Last habe ich ihnen genommen und ihnen gezeigt, wie man sich um weniger und wichtigere Dinge kümmert.
Dabei habe ich auch Sätze gesagt wie »Manchmal ist es erlaubt, die Gefühle anderer zu verletzen« oder »Tragen Sie selbst ein Sexsklaven-Outfit und paillettenbesetzte High Heels im nächsten Jahresgespräch, und steigen Sie umgehend zum Meister des Scheißegal auf«. Also vielleicht trifft »Anti-Guru« es doch ganz gut. Möglicherweise sollte ich das auf ein Schild an meinem Wohnzimmersessel schreiben.
Wenn Sie mein erstes Buch gelesen haben, kennen Sie ja bereits meine Mission für mentales Entrümpeln. (Falls Sie es nicht gelesen haben sollten: Ich will ja nicht aufdringlich erscheinen, aber es gibt jede Menge Exemplare da draußen.)
Wie auch beim Aufräumen eines Raumes gibt es beim mentalen Entrümpeln verschiedene Ansätze: Entledigen und Organisieren. Um sich letztendlich um weniger und wichtigere Dinge zu kümmern – und das Beste aus begrenzten Ressourcen wie Zeit, Energie und Geld herauszuholen –, muss man sich sämtlicher Verpflichtungen (Dinge, Veranstaltungen, Beziehungen etc.) entledigen, die einem nur Frust einbringen. Dann hat man Platz für all das, für das man gerne seine Zeit, sein Geld und seine Energie verwenden möchte. Das nenne ich die NotSorry-Methode, und ich kann sie nur jedem ans Herz legen.
Sein Leben in den Griff zu bekommen bedeutet, das zu organisieren, was an Zeit, Energie und Geld übrig geblieben ist, und diese Ressourcen geschickt einzusetzen. Und das nicht nur in Bezug auf die Dinge, die Sie tun müssen, sondern auch mit Blick auf diese ganz besonderen Dinge, die Ihnen am Herzen liegen, bei denen Sie aber immer das Gefühl haben, sie sich nicht leisten zu können. Ganz egal, ob es dabei um große oder kleine Veränderungen geht – es beginnt nicht mit dem Entrümpeln der Garage. Veränderung beginnt im Kopf.
Glücklicherweise ist man für das mentale Entrümpeln im Alleingang zuständig. Wenn Sie Ihr Zuhause mit der Familie oder Mitbewohnern teilen, wird automatisch deren Gerümpel auch zu Ihrem eigenen. Es heißt, Kompromisse einzugehen, etwa darüber, wie viele limitierte Auflagen von PEZ-Spendern auf dem Kaminsims ausgestellt werden dürfen oder welche alten, ausgelatschten Hotelschlappen als »Erinnerungsstücke« an die Hochzeitsreise durchgehen. Beim mentalen Entrümpeln hingegen beschäftigt man sich nicht mit dem Kram anderer oder stolpert darüber, hier geht es ganz allein um Ihre eigenen Baustellen. Selbst wenn Sie mit siebentausend anderen Menschen auf einem Disney-Kreuzfahrtschiff leben (was ich Ihnen wirklich nicht wünsche), haben Sie die vollständige und alleinige Kontrolle über das, was in Ihrem Kopf passiert. Sie sind zugleich Richter, Geschworener und Vollstrecker – oder man könnte auch sagen, Sie sind der Boss. Sie sind der Tony Danza Ihres Verstandes.[1]
Zusammengefasst: Etwas tun zu wollen oder tun zu müssen ist eben nicht dasselbe, wie es auch wirklich anzugehen. Auch dafür muss man sein Leben im Griff haben.
Ein Beispiel: Vielleicht wollen Sie in den Skiurlaub fahren und sind deshalb auch absolut gewillt, Ihre Zeit- und Energiereserven dieser Sache zu widmen. Wenn Sie sich allerdings nicht im Griff haben, haben Sie möglicherweise überhaupt keine Geldreserven, um sich einen Skiurlaub leisten zu können. Sie können sich zwar all der unnützen Dinge in Ihrem Kalender entledigen (Wer hat schon Interesse an einem Familientag an seinem Arbeitsplatz? Sie sicher nicht!), aber ohne Rücklagen werden Sie Ihren Urlaub damit verbringen, von Ihrem Futon aus Slalom auf dem veralteten Nintendo zu spielen.
Oder vielleicht haben Sie ja entschieden, dass eine gemütliche Badewanne für ein glückliches Leben unabdinglich ist, und sind bereit zu sagen: »Weg mit dieser lächerlichen Duschkabine, in der ich mich jedes Mal wie eine Mischung aus Flamingo und Schlangenmensch verrenken muss, wenn ich mir die Beine rasieren will.« In diesem hypothetischen Fall verfügen Sie vielleicht über die nötigen Mittel, um Ihre nach Badeschaum duftenden Träume Wirklichkeit werden zu lassen, aber es fehlt Ihnen der Mut, die Sache auch wirklich anzugehen. Deshalb tun Sie einfach so, als interessierten Sie sich nicht die Bohne für eine vereinfachte Nutzung, gesteigerten Komfort oder gar für Schaumbäder – da die Badewannensituation eine komplette Sanierung des Badezimmers erfordert, fehlt Ihnen einfach der Mumm, sich einem derart riesigen Projekt zu stellen. Also stoßen Sie sich weiter geduldig die Ellenbogen an der Duschkabinenwand, wann immer Sie nach Ihrem Shampoo greifen.
Lassen Sie uns daran arbeiten. Get Your Shit Together umfasst folgende Bereiche und Fragen:
Auch wenn ich Ihnen jetzt erzählen werde, wie ich es gemacht habe (als eine Art lehrreiches Beispiel, wie man sein Leben in den Griff bekommen kann), verspreche ich, dass dieses Buch kein versteckter Bekehrungsversuch ist, der Ihnen dabei helfen soll, Ihren Job aufzugeben und auf eine Insel zu ziehen – es ist absolut nicht meine Absicht, Ihnen meine Entscheidungen aufzudrücken wie manch radikaler Veganer. Möglicherweise gehören Sie ja zu der Sorte Mensch, die »ein sicheres Einkommen« und »das Rascheln des Herbstlaubs« und ähnliche Dinge zu schätzen weiß. Oder Sie sind eher an kleinen Veränderungen interessiert oder haben bisher noch gar keine konkreten Ideen, was Sie überhaupt angehen möchten. Das ist vollkommen legitim. Ich möchte Ihnen dabei helfen, die einfachen, universellen Weisheiten in Sachen »das Leben in den Griff bekommen« kennenzulernen, da ich auf dem Gebiet eine echte Expertin bin.
Bei meinem Ehemann hat es gut funktioniert, und ich wüsste nicht, warum es nicht auch für ein breiteres Publikum geeignet sein sollte.
Ach ja, noch etwas: »Get your shit together!« ist in diesem Buch keinesfalls als Ermahnung gemeint.
Es ist ein Schlachtruf!
Ich muss zugeben, dass ich diese Worte manchmal leise vor mich hin murmele, und zwar meistens dann, wenn ich sauer bin. Vermutlich geht es Ihnen genauso. Normalerweise passiert mir das, wenn Leute es nicht pünktlich zu einer Verabredung schaffen und dann auch noch irgendwelche fadenscheinigen Entschuldigungen heucheln, wenn Freunde sich über die mehr als vorhersehbaren Konsequenzen ihrer katastrophalen Lebensentscheidungen beschweren oder wenn Mitreisende sich überall da niederlassen, wo es ihnen gefällt, egal ob der Platz reserviert ist oder nicht.
Dieses Buch erkennt an, dass die meisten von uns zu diesen Leuten gehören – wenn schon nicht immer, dann zumindest ab und zu. Sie hätten mich mal sehen sollen, als ich letztes Jahr versucht habe, meine Steuererklärung zu machen. Ich kam mir vor wie ein Blinder, der einen Lahmen führt, der wiederum ein stolperndes Kleinkind führt. Ich bin wirklich nicht perfekt.
Aber nun habe ich ungefähr fünfundneunzig Prozent meiner Zeit über mein Leben im Griff (von Steuerfinessen einmal abgesehen), und das können Sie auch! Bis jetzt waren Sie vermutlich zu beschäftigt, Ihren eigenen Weg zu finden, aber ich versichere Ihnen, Potenzial und Werkzeug sind da. Ich werde Ihnen zeigen, wie Sie es nutzen können.
Wenn wir fertig sind, werden Sie Ihr Leben im Griff haben – und dann können Sie vielleicht ein Buch darüber schreiben, wie man ganz allein seine verdammte Steuererklärung macht, und ich werde es sofort kaufen!
Na, ist das ein Angebot? Wunderbar, auf geht’s!
Fangen wir mit den Grundlagen an.
Als Erstes möchte ich eingrenzen, wer es überhaupt nötig hat, sein Leben in den Griff zu bekommen, und warum, inklusive einer lustigen Geschichte darüber, wie ich mein gesamtes Vermögen in einem Einkaufszentrum in Neuengland verloren habe. Danach werde ich Ihnen erklären, wie man »im Spiel des Lebens gewinnt«. (Nicht die Version mit Charlie Sheen. Der hat nicht nur dem »Gewinnen« einen faden Beigeschmack verliehen, sondern es tatsächlich auch geschafft, aus einer der angesagtesten US-Sitcoms gefeuert zu werden.) Im Anschluss daran werde ich Sie durch das erste von vielen detaillierten Beispielen begleiten, wie man sein Leben in den Griff bekommt. Außerdem werde ich Ihnen zeigen, warum das Leben wie ein Ausmalbuch für Erwachsene ist. Wenn Sie gut mitmachen, gibt es für Sie sogar tatsächlich was zum AUSMALEN.
Wie schon gesagt, in diesem Buch ist für jeden etwas dabei.
Zum Schluss werde ich Sie mit einem wirklich wichtigen Konzept bekannt machen: der Kraft des negativen Denkens. Dabei werden Sie merken, wie drei alltägliche Werkzeuge helfen können, Ihr Leben in den Griff zu bekommen.
Vielleicht werden Sie überrascht sein zu erfahren, dass Sie diese schon seit jeher kennen.