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Richard Gappmayer

Nackt & bloß – Selbstführung UNPLUGGED!

Eine Anstiftung zu mehr Klarheit und Wahrheit im Leben


Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek.

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Daten sind im Internet unter http://ddb.de abrufbar.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jeder Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme.

Erste Auflage.

©2018 Richard Gappmayer, Leharstr. 2/5, A-4560 Kirchdorf an der Krems

Alle Rechte vorbehalten.

Beratung: Monika B. Paitl, communications9, Salzburg

Redaktion: Monika B. Paitl, communications9, Salzburg

Satz: Wilhelm Ranseder, Wien

Lektorat: Josef Preundler, Schlierbach


Umschlaggestaltung: Lisa Wirth, DANCE ALL DAY Musicvertriebs GmbH, Vachendorf

Bildlizenz Titel: © Mayer George/Shutterstock & © Sashkovna /Shutterstock

ISBN: 9783965081802

Achtsamkeit führt zu präzisen Entscheidungen.
Balance führt zu einem ganzheitlichen Weg.
Disziplin führt zu Höchstleistung.
Klarheit führt zu machtvollem Tun.
Haltung führt zu Ausstrahlungskraft.
Loslassen führt zu Ergebnissen.
Gelassenheit führt zum Ziel.

Inhaltsverzeichnis

Selbstführung unplugged

 

01 Lust auf den Platz am Kutschbock?

02 Die Beständigkeit der Unsicherheit

03 Der lustigste Gewaltakt – das Lächeln

04 Dankbarkeit – die „magisch-machtvolle“ Zutat im Leben

05 Verdammt nochmal – konzentrier dich!

06 Aktivität versus Achtsamkeit – oder doch beides?

07 Narzissten, die neuen „Aussätzigen“ der Gesellschaft?

08 Entrümpeln – innen wie außen

09 Innere Ruhe – Kunst oder Kampf?

10 Vom Loslassen und anderen Balanceakten

11 Distanz gewinnen – für das eigene Seelenheil

12 Die ambivalente Macht der Stille

13 Wie hoch ist hoch genug als Drehzahl?

14 Change – Fluch oder Segen?

15 Glücklich unglücklich oder unglücklich glücklich?

16 Auf dem Seil des Lebens tanzen

17 Der Teufelskreis zwischen Tretmühle und Hamsterrad

18 Hoch hinauf und Ruhe finden

19 Optimierungszwang – wenn die Büchse der Pandora knallt

20 Ohne Macht sind wir nichts

21 Carpe Diem – leichter gesagt als gelebt

22 Wider den Stillstand

23 Der Feind im eigenen Leben?

24 Ich bin dann mal bei mir

25 Gespenster der Vergangenheit oder Kraft im Jetzt?

26 Gesundheitsrisiko Freizeit

27 Wenn die Krise fordernd anklopft

28 Harmonie – wirklich das gelobte Land?

Klar und wahr – jetzt bist du dran

Über den Autor

Selbstführung unplugged

Erkenne, dass alles, was du bist und was du wirst, nur in dir selbst liegt und aus dir selbst kommt!

Weißt du, wer du bist? Was dich ausmacht, bis in die Tiefen deines Seins? Halt, antworte bitte nicht zu schnell. Wir sind bei einer solchen Frage geneigt, sofort zustimmend zu nicken und im Brustton der Überzeugung zu deklarieren: „Ja, natürlich, ich kenne mich ganz genau.“ Ich wage zu behaupten, dass du betreffend zahlreiche noch verborgene Facetten deiner Persönlichkeit absolut keine Ahnung hast, wer du bist. Und du vor allem total ignorierst, wer du sein könntest. Glaub mir, du hast mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Ahnung, was für eine große und großartige Person du bist oder sein kannst.

Schon Niccolò Machiavelli hat gewusst: „Alle Menschen sehen in dir den, als der du erscheinst. Wenige sind es, die dich als den fühlen, der du bist!“ Die meisten Menschen haben eine konkrete Vorstellung davon, wie ihre Mitmenschen sie sehen sollten, gutaussehend, stark, machtvoll, großzügig, gerecht und vor allem beliebt. Und unabhängig davon, wie sie wirklich sind, tun sie alles, um diesem Bild gerecht zu werden. Nur selten jedoch entspricht diese nach außen getragene Erscheinung dem wahren Wesen der dahinter verborgenen Person. Jeder will anders scheinen und sein, nur nicht so, wie er oder sie ist. Erschwerend kommen dabei die Erwartungen jener Personen hinzu, die uns umgeben. Denn auch sie haben eine Vorstellung davon, wie wir eigentlich sein sollten. Und jene Entwicklungsschritte, die in diese von anderen gewünschte Richtung führen, werden von unserem Umfeld gefördert; was ihr widerspricht, wird einfach ignoriert.

Auf diese Weise traben wir durch das Leben, verhaftet im Hamsterrad der Konventionen und Vorgaben und Erwartungen anderer. Uns gar nicht mehr bewusst, wie wenig wir uns ähneln, immer weiter und weiter im selben Trott. Unterschwellig aber wünschen sich viele ein erfüllenderes, sinnvolleres, echtes und wahres Leben. Unterbewusst tragen wir dieses Gefühl des „da muss doch einfach noch etwas sein“ in uns.

Und JA! Es gibt durchaus mehr zu entdecken und zu leben in dieser unserer Existenz. Wir müssen es nur wagen, genauer hinzusehen. Den Mut haben, jene Schichten abzutragen, die uns noch daran hindern, ganz WIR SELBST zu sein. Dazu ist es erforderlich, abrupt den Stecker zu ziehen, konsequent stopp zu sagen und zur direkten Bestandsaufnahme zu schreiten. Sozusagen einen „unplugged“ Blick darauf zu werfen, was und wer wir sind. Uns vor uns selber völlig nackt & bloß aufzustellen und der Wahrheit über diese Person ins Auge zu blicken.

Zentrale Elemente dabei sind unsere Selbstführung und unsere Selbsterkenntnis. Sie sind das grundlegende Rüstzeug, um uns selber besser zu verstehen und uns dadurch konsequenter und disziplinierter in Richtung eines glücklicheren, erfüllteren Lebens führen zu können.

Viele Menschen glauben, dass sie sich schon ausreichend und intensiv selbst führen. Sehr oft ist das ein Irrtum. Denn sie managen sich nur selbst. Sie geben ihren Terminen und Aufgaben Prioritäten und hetzen von einem Meeting zum anderen. Wenn ihre Tagesabläufe annährend funktionieren und nichts wirklich schiefgeht, glauben sie, dass alles in Ordnung ist in ihrer Welt. Aber stimmt das? Denn wer so lebt, der wird von den Umständen gehandelt, der handelt nicht mehr selbst! Der reagiert nur noch, aber agiert nicht mehr aus eigenem Antrieb. Funktionierende Selbstführung sieht anders aus. Da stellt sich dann schon die Frage: „Führe ich mich wirklich selbst? Und wenn ja, wohin?“ Im Außen, aber vor allem im Inneren. Um diese Frage glasklar zu beantworten, brauchen wir hohe Selbstkenntnis und hohe Selbsterkenntnis gleichzeitig. Denn das „Sich-Selbst-Erkennen“ und das „Sich-Selbst-Führen“ gehören unweigerlich zusammen.

Wenn du dann nach diesem tiefgehenden Prozess endlich das Gefühl hast, „Ich bin ich selbst“, dann fallen die Rollen, die du permanent spielst, auf einmal weg. Du musst dich nicht mehr beweisen, du musst nicht mehr imponieren, du stehst nicht unter Druck, sondern „du bist“. Wenn du ganz du bist, ohne den Druck, dich ständig beweisen zu müssen, dann geht von dir viel Positives und Angenehmes aus. Das führt automatisch dazu, dass Menschen in deiner Nähe sich endlich auch erlauben, sie selbst zu sein. Wenn wir alle mehr und mehr wir selbst werden, handeln wir authentischer und menschlicher mit uns und anderen. Kurz gesagt: Wir sind bei unserer eigenen Klarheit und Wahrheit angelangt!

Du selbst zu sein bedeutet, dass du dir erlaubst: „Alles darf in mir sein.“ Alle Gedanken und Gefühle, die aus dir auftauchen, haben einen Platz. Alle dürfen sein. Aber, du bist auch verantwortlich dafür, wie du mit diesen Gefühlen umgehst. Ob du sie einfach so vorbeiziehen lässt oder ob du durch diese Emotionen hindurch immer auch nach deinem wahren Selbst fragst. Sobald du zu einem direkten und klaren Dialog bereit bist, mit diesen Gefühlen sozusagen ins Gespräch kommst, werden sie dich zu genau der Energie führen, die deinem Selbst auf dem Grund deiner Seele immer zur Verfügung steht. Bist du erst mit diesem wahren Selbst in tiefer Berührung, dann wirst du den Unterschied merken. Du lebst, anstatt gelebt zu werden.

Hätte ich diesen doch sehr mühevollen Weg der klaren Selbsterkenntnis und daraus resultierenden Selbstführung nicht selber beschritten, würde ich es nicht wagen, in diesem Buch darüber zu schreiben. Ich habe zahlreiche persönliche „unplugged“ Momente von unglaublicher Intensität hinter mir. Einer, der sich mir besonders und für immer eingeprägt hat, ist dieser: Trotz einer starken Agoraphobie, also der Angst vor weiten Plätzen, kombiniert mit galoppierender Höhenangst, habe ich mir vor einigen Jahren das hohe Selbstführungs-Ziel gesetzt, den Kilimandscharo zu besteigen. Ich wusste damals bis kurz vor dem Gipfel nicht, wie ich auf diese Expedition reagieren würde. Ob mein System diese Herausforderungen aushalten oder zusammenbrechen würde. Mehr „nackt & bloß“ vor sich selbst geht nicht. Hatte ich Angst? Oh ja, große Angst. Aber, ich bin weiter aufgestiegen. Weil Umkehren einfach keine Option war. Ich habe es erfolgreich bis zum Gipfel geschafft. Und in diesem Moment für mich beschlossen, dass ich aus meinem damaligen beruflichen Hamsterrad aussteigen würde. Weil ich wusste, wenn ich diesen Berg geschafft habe, dann kann ich alles erreichen!

Was ich konnte, das kannst du auch. Jeder kann es. Jeder, der bereit ist, die Reise zu sich selbst und zu diesem außergewöhnlichen Zustand des inneren wie äußeren „Unplugged“ anzutreten.

Mit diesem Buch gebe ich dir 28 wertvolle Impulse an die Hand, die dich auf dem Weg zu dir selbst begleiten und dich unterstützen, die innere Angst vor dir selbst und deiner wahren Größe zu überwinden. Damit du so mutig wirst, endlich das zu tun, was erforderlich ist, um der Mensch zu werden, der du wirklich bist.

Dein

Richard Gappmayer

 

Hinweis im Sinne des Gleichbehandlungsgesetzes:

Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf eine geschlechterspezifische Differenzierung, wie zum Beispiel Teilnehmer(innen) etc., verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für beide Geschlechter.

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Ja, ich kann - So funktioniert Selbstmotivation

Herausforderungen im Beruf wie im privaten Leben bringen uns oft an unsere physischen wie mentalen Grenzen. Auf welche Weise findest du dann die Kraft, dich immer wieder selbst zu motivieren und dich in eine geistige Leistungshaltung zu katapultieren? Wie motivierst du dich dann am besten? Bist du dabei wirklich ganz auf dich allein gestellt? Oder gibt es eine andere Person, die dich inspirieren und mitreißen könnte? Und wenn nicht, was tun? Eines ist sicher, der Weg zur dauerhaften Motivation ist mit vielen Fragen gepflastert. Die Antworten darauf liegen wie immer in uns. Denn unser größter Motivationsgeber sind immer noch wir selber, wenn wir das denn wirklich wollen!

Top-Performer haben einen

Marcel Hirscher hat einen, David Alaba hat einen. Unternehmer und Führungskräfte haben einen, Politiker haben einen. Nein, nicht, was du jetzt denken magst, die Rede ist von einem eigenen Coach. Denn das mit der immensen Einsamkeit an der Spitze, das war einmal und zählt eher zu den Märchengeschichten. Seit einiger Zeit steht, so scheint es, hinter so ziemlich jedem erfolgreichen Menschen ein Berater oder eine Beraterin.

Coaches helfen Managern, das Chaos und die Überlastung in ihren Köpfen in einen hübsch übersichtlichen „Schlachtplan“ umzuwandeln und halten den Karrierefrauen mental die Leiter in die Führungsetagen. Coaches unterstützen, bringen weiter, fordern und fördern. Kein Wunder, dass sich mehr und mehr Menschen überlegen, ob sie sich nicht auch ein paar dieser Motivationsstunden gönnen sollten, um den einen oder anderen wunden Punkt im Leben zu heilen, oder sich sogar fragen, ob sie sich vielleicht nicht auch selbst coachen könnten.

Bock auf den Kutscher?

Im Englischen bedeutet Coach auch Kutsche. Und wäre das nicht bequem? Auf einem Pferdewagen galoppierst du einem mit Sicherheit besseren Leben entgegen, stets umsichtig gelenkt vom Richtungsweiser auf dem Kutschbock. Ohne ihn irrst du dann vielleicht mutterseelenallein durch die mitunter düstere Seelen-Landschaft, stolperst über alte Unsitten und fliehst vor deinen Urängsten. Als Passagier wirst du auf diese Weise bequem durch das holprige Gefilde chauffiert, kannst dich zurücklehnen, während Herr oder Frau Coach dafür sorgen, dass die Pferde nicht mit dir durchgehen oder völlig in den Stillstand kommen. Ein schönes Bild, nicht wahr? Nur, es hat mit der Wirklichkeit nicht viel gemein.

Nichts fliegt dir im Leben einfach so zu! Kein Coach der Welt kann die intensive Arbeit deiner persönlichen Weiterentwicklung für dich übernehmen. Er kann dir zwar helfen, auf deinem Weg mehr Klarheit und Wahrheit zu erkennen. Aber auch Menschen, die sich coachen lassen, müssen selber hart an sich arbeiten! Ein Coach kann nur anregen, TUN und die richtige Motivation dafür zu finden, das ist deine eigene Aufgabe! Abgesehen davon stellt sich die Frage, was tust du, wenn du dir keinen solchen Profi am Kutschbock leisten kannst oder willst? Dann greifst du selbst beherzt nach den Zügeln und bist dein eigener, verlässlicher Motivationsgeber.

Standortbestimmung – Wie ist dein Status quo?

Die erste Frage, die du dir auf deinem Weg der Selbstmotivation stellen solltest: Was ist dein aktueller Status quo? Finde heraus, wo du gerade stehst. Welche Herausforderungen und Belastungen gibt es aktuell in deinem Leben? Was kostet dich Kraft, wo verstecken sich eventuelle Energieräuber?

Was möchtest du ändern, entwickeln, erreichen? Ganz wichtig dabei: Vergiss niemals dankbar zu sein für jene Dinge, die gut laufen, mit denen du zufrieden bist, und aus denen du Kraft schöpfen kannst.

Das kann allerdings eine ziemliche Herausforderung sein. Es gibt immer wieder Zeiten im Leben, in denen man nicht so genau weiß, wo man eigentlich hinwill. Du hast vielleicht unscharfe Vorstellungen von einer Zukunft, die du dir wünschst, aber noch keine Ahnung, wie du dort hinkommst. Aktive Selbst-Motivation hilft, diese vagen Ideen in Ziele zu übersetzen und zu konkretisieren.

Das Glänzen in den Augen zeigt den Weg

Es stellt sich auch die Kernfrage jeder Motivation: WARUM willst du dieses Ziel erreichen? Welches Bedürfnis wäre erfüllt, wenn diese Idee für dich Wirklichkeit würde? Was hättest du für dich und dein Leben gewonnen? Lockt dich diese Vorstellung wirklich intensiv genug, um die auf dem Weg ganz sicher auftretenden Durststrecken durchstehen zu können? Wenn wir das Ziel attraktiv finden, sagt nicht nur unser Verstand, sondern auch unser Bauch mit seiner gesamten Lebenserfahrung: „Ja“.

Wenn du lernst, auf deine Körpersignale zu achten und sie zu verstehen, kannst du diese dazu nützen, wirklich motivierende Ziele zu finden.

Denn erst, wenn das Bild vom gewünschten Ergebnis mit einem positiven Körpersignal verbunden ist und ein Glänzen in deinen Augen hervorbringt, kommt vom Gehirn der „Marschbefehl“. Fehlen diese positiven Reaktionen, solltest du deine Zielformulierung so lange verändern, bis sie mit ausreichend attraktiven Bildern verknüpft ist und du tatsächlich in Aktion kommst.

Wenn also deine Augen bei dem Gedanken an das, was du innerhalb eines Jahres erreichen willst, strahlen und glänzen, und dein Hirn dir ganz klar suggeriert, das geplante Vorhaben, das Ziel ist absolut lohnenswert, dann wirst du durch diese sprudelnde Motivation, die tief und überzeugt aus deinem Inneren aufsteigt, sehr rasch ins Tun kommen und mit Elan in die Umsetzung gehen.

Ja, du kannst!

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Dornröschen

Nach vielen Jahren des Schlafes wacht
Dornröschen auf, aber es steht niemand da,
der sie retten will. So schläft sie wieder ein.

Jahre vergehen, und sie wacht wieder auf.
Sie schaut nach links, nach rechts, nach
oben. Aber wiederum ist niemand da.
Weder ein Prinz noch sonst ein Mann mit
einer Heckenschere. Und sie schläft wieder
weiter.

Schließlich wacht sie zum dritten Mal auf.
Sie öffnet ihre schönen Augen und sieht
wiederum niemanden. Da sagt sie zu sich
selbst: „Jetzt reicht‘s!“ Sie steht auf und ist
erlöst.

Quelle unbekannt

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Selbstführungsimpulse unplugged:

Wie sieht es generell mit deiner Selbst-Motivation aus?

Bist du in dieser Hinsicht schon ein Meister der Selbstführung und schaffst es meist, diszipliniert an deinen Vorhaben dranzubleiben und sie bewusst und achtsam zu verfolgen? Dann hast du deine Ziele vermutlich stark und machtvoll im Blick und gehst kraftvoll deinen Weg.

Oder lässt du dich noch von deinen Vorhaben ablenken, von deinen Ideen leicht abbringen und schwankst oft wie ein richtungsloses Blatt im Wind? Dann ist das vermutlich der Moment für mehr innere Klarheit, wohin du willst und wie du dort ankommen kannst. Nimm dir ausreichend Zeit, um dies für dich herauszufinden. In dir ist bereits alles vorhanden, was du dazu brauchst.

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Die Beständigkeit der Unsicherheit

Viele Bereiche unseres Lebens sind fragil. Wie gehst du mit der Tatsache richtig um, dass vieles in deinem Leben unsicher ist? Fühlst du dich bedroht von Veränderungen verschiedenster Natur oder bist du sogar schon völlig aus den Fugen geraten durch plötzliche Zusammenbrüche des Systems rund um dich? Kaum jemand kann sich in solchen Momenten, die einen völlig unsicheren und schwankenden Boden mit sich ziehen, noch immer vertrauensvoll in die Zukunft bewegen.

Dabei kann jede Veränderung eine so wunderbare Möglichkeit zur Entwicklung sein! Nicht jeder aber sieht dabei die Chancen, die eine solche Unsicherheit mit sich bringen kann oder nimmt unangenehm erscheinende Veränderungs-Situationen als vielversprechende Entwicklungsmöglichkeit mit Freude an. Ganz im Gegenteil: Die Mehrheit der Menschen hat Angst vor Situationen, die Neues oder sogar Krisen mit sich bringen. Ist es uns überhaupt möglich, uns fit zu machen für das Ungewisse? Und wenn ja, was braucht es dazu?

Unsicherheiten – präsent wie eh und je

In den letzten Jahrzehnten beziehungsweise Jahrhunderten sind sehr viele fundierte Überlieferungen zusammengebrochen – Überlieferungen zu Regierungsformen, zum familiären und sozialen Leben, in wirtschaftlicher Hinsicht und betreffend den religiösen Glauben. Immer mehr an Bedeutung verlieren auch jene Dinge und Werte, die wir bisher als absolut richtig, wahr und allzeit gültig betrachten konnten. Die sicheren Felsen, an die wir uns bisher immer klammern konnten, scheinen im Laufe der Jahre mehr und mehr zu schwinden, sie driften weiter und weiter weg und entfernen sich eines Tages endgültig.

Große Unsicherheiten gab es schon immer, in allen geschichtlichen Zeitaltern und Jahrhunderten. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Diese Unsicherheiten und Risiken haben nur ihr Erscheinungsbild verändert, aber sie sind präsent wie eh und je.

Wir leben in einer Gesellschaft, in der ständig alles im reißenden Fluss zu sein scheint, in der sich Veränderungen mit einer derartig hohen Geschwindigkeit vollziehen, dass wir den Überblick zu verlieren drohen. Das ängstigt und lähmt uns. Dabei wäre es so wichtig, dass wir uns daran gewöhnen, denn die Unsicherheit wird Bestand haben!

Fix ist, dass nichts fix ist

„Ich weiß, dass ich nichts weiß!“ – Das schrieb einst schon Sokrates und warnte auf diese Weise davor, zu viel Vertrauen in das eigene Wissen zu haben. Vor dieser Gefahr sind wir heute vermutlich gefeit. Denn im Prinzip wissen wir nichts, zumindest nichts über die Entwicklungen, die langfristig in gewissen Bereichen auf uns zukommen. Vor einigen Jahrzenten starteten die Menschen ihre berufliche Karriere in der Überzeugung, dass sie in ihrem gewählten Job alt werden könnten.

Heute beginnen viele junge Leute ihr Berufsleben mit extremer Unsicherheit. Nicht wissend, wie lange dieser Arbeitsplatz ihnen sicher ist, nicht wissend, ob dieser Job sie und ihre zukünftigen Familien auch ausreichend ernähren kann, nicht wissend, wie lange es diese Art der Tätigkeit überhaupt noch geben wird. Die Welt dreht sich schneller in fast jeder Hinsicht, neue Branchen und Berufsfelder entstehen rascher, als manche Menschen sich weiter entwickeln können.

Daraus resultiert, dass Berufskarrieren heute nur mehr begrenzt planbar sind. Somit verläuft auch der Weg zu Partnerschaft, Familie und Kindern auf eher unsicherem und nicht so leicht planbarem Terrain. Konnten wir bislang darauf vertrauen, dass unser Geld in der Bank sicher war und akzeptable Zinsen abwarf, so müssen wir uns heute fragen, ob wir nicht durch die Eurokrise und gierige Märkte um unser Erspartes gebracht werden. Auch die Angst, im Alter nicht ausreichend abgesichert zu sein, nimmt – auch bei jungen Leuten – dramatisch zu.

Die Angst vor der vermeintlichen Apokalypse

Die tiefe Abneigung gegenüber der Unsicherheit scheint ein evolutionäres Erbe zu sein. Auf Unbekanntes und Verunsicherndes ängstlich und vorsichtig zu reagieren, war für unsere Vorfahren überlebenswichtig. Das menschliche Gehirn musste in unendlich langen Zeiträumen vor allem als Gefahrensensor funktionieren: Es herrschten Hunger und Kälte, ebenso galt es, Feinde aller Art abzuwehren. Deshalb hat der Mensch ein Gehirn, das immer auf das Schlimmste gefasst ist und sich in unsicheren Lebenslagen sofort unbehaglich fühlt.

Diese eingebaute „Gefahrenaversion“ ist eine sinnvolle Einrichtung, wenn es um die Abwehr von konkreten Bedrohungen geht. Sie wird aber kontraproduktiv in Situationen, die kognitive Unsicherheit und Ungewissheit hervorrufen. Denn Ungewissheit gefährdet die individuelle Handlungs- und Funktionsfähigkeit, die eng mit der Kontrollierbarkeit und Vorhersagbarkeit von Situationen verknüpft ist. Wir verirren und verheddern uns dann leicht in einer unnotwendigen gedanklichen Apokalypse, aus der wir nicht so leicht wieder herausfinden.

Eine positive Kultur der Unsicherheit leben

Wir sind nun einmal so: Um die Herausforderungen des Lebens erfolgreich bewältigen zu können, brauchen wir ein gewisses Maß an Überschaubarkeit, Vorhersehbarkeit und Stabilität. Wir wollen lieber wissen, mit welcher Situation wir es zu tun haben, was als Nächstes zu erwarten ist, was wir im Detail tun können und mit welchen Konsequenzen wir zu rechnen haben.

Droht der Verlust von Kontrolle und Vorhersagbarkeit, führt dies zu Hilflosigkeit. Um dieses schwer auszuhaltende Gefühl zu vermeiden, klammern sich viele Menschen an der Vorstellung fest, dass das Leben unbedingt berechenbar und sicher sein muss. Das Gegenteil trifft zu! Gerade heute ist es so immens wichtig, eine positive Kultur der Unsicherheit zu entwickeln und intensiv zu leben.