Gunter Pirntke

Wie alles begann

Die Tudor-Dynastie, 1. Band

 

 

Impressum

Covergestaltung: Gunter Pirntke

Digitalisierung und Druckvorbereitung: Gunter Pirntke

BROKATBOOK Verlag Gunter Pirntke

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Inhalt

Einleitung

Die Herrscher-Häuser

Haus Plantagenet

Haus York

Haus Lancaster

Prinzen im Tower

Rosenkriege

Haus Tudor

England unter der Tudor-Dynastie, 1485-1603

Der Gründer der Dynastie

 

Einleitung

 

Am 28. Januar 1457 wurde in Pembroke Castle in Wales Henry Tudor geboren: Als er im August 1485 König Richard III. in der Schlacht von Bos-worth Field besiegte, endeten die Rosenkriege.

RICHARD DIES AT BOSWORTH Video-Windsors Richard III is killed at the Battle of Bosworth, and the crown passes to his enemy, Henry, Duke of Richmond (Henry VII) Date: 1485 (Mary Evans Picture Library) Keine Weitergabe an Drittverwerter., Nur für redaktionelle Verwendung.

Als Richard III. 1485 bei Bosworth Schlacht und Leben verlor, erlosch mit ihm die letzte rein englische Königsdynastie, das Haus York.

Mit der Thronbesteigung Henry Tudors als König Heinrich VII. begann die große Blütezeit der englischen Renaissance.

König Heinrich VII. von England, Henry VII (Reigned 1485- 1509, from the painting by an unknown Flemish artist). Henry VII (Earl of Richmond) English ruler; king of England 1485-1509 (1st ruler of House of Tudor); defeated Yorkists at battle of Bosworth Field 1485; son-in-law of Edward IV. Foto: UPPA/Photoshot +++(c) dpa - Report+++

Nun bestieg Heinrich VII. den Thron, kein Engländer, sondern ein Waliser, Enkel des Owain ap Tudur, Fürst von Wales. Dies geschah, weil sich der englische Hochadel in den "Rosenkriegen" zwischen den Lancasters und den Yorks nahezu selbst ausgerottet hatte. Aus ihr ging unter anderen der Frauen verschleißende König Heinrich VIII. hervor.

Die Vorzeichen waren nicht günstig bei der Geburt Henry Tudors im Pembroke Castle in Wales. Eng-lands Adel war seit mehr als einer Generation durch die Rosenkriege zwischen den Familien Lancaster und York zerstritten. Henrys Vater Edmund war gerade als Gefangener der Yorkisten in einer finsteren Burg an der Pest gestorben. Die Mutter, vierzehn Jahre und Witwe, musste sich für die Niederkunft aufs Schloss ihres Schwagers flüchten.

Vom besten Adel waren die Tudors auch nicht. Alles begann damit, dass Großvater Owen Tudor, ein unbedeutender Emporkömmling, beim Tanzen stolperte und Catherine Valois, der Witwe Heinrichs des Fünften in den Schoß fiel. Die Heirat fand heimlich statt. Die Tudors waren, wie man damals sagte, ein Bastardgeschlecht.

Und doch war diesem Heinrich Tudor Großes be-schieden. Der erste, der es wusste, war, bei Shakespeare jedenfalls, sein Stiefonkel, Heinrich der VI.

Wir zitieren:

„Komm Englands Hoffnung! Wenn geheime Mächte

In den prophet'schen Sinn mir Wahrheit flößen

So wird dies feine Kind des Landes Segen

Sein Blick ist voll von sanfter Majestät

Sein Haupt geformt, von der Natur zur Krone"

 

Ein Jahr nach dieser prophetischen Begegnung war der Onkel tot, ermordet, laut Shakespeare jeden-falls, von jenem Duke of Gloucester, der als Thronräuber Richard der Dritte einer der schlimmsten Schurken der Weltliteratur wurde.

Henry Tudor, Earl von Richmond, war nun Oberhaupt des Hauses Lancaster und musste vor den Yorks nach Frankreich fliehen. Weihnachten 1483 schwor er in der Kathedrale von Rennes, Englands Thron zu erobern.

Die große Begegnung mit dem Widersacher Richard III. fand am 22. August 1485 auf dem Bosworth Field bei Leicester statt, ein Kerndatum der englischen Geschichte. „Rückt vor, wo nicht zum Himmel, dann Hand in Hand zur Hölle“, rief Richard, doch seine Getreuen ließen ihn im Stich. Tollkühn stürmte er mitten ins Lager Henry Tu-dors, dabei fiel ihm der verräterische Lord Stanley in die Flanke. Noch auf dem Schlachtfeld wird Henry Tudor bei Shakespeare zum König Heinrich dem VII. gekrönt.

Aus politischem Kalkül heiratete Heinrich Elizabeth von York, die Nichte seines Widersachers und so begann die Versöhnungsarbeit – und Englands Aufschwung. Die Rosenkriege und das englische Mittelalter waren zu Ende.

England war lang im Wahnsinn, schlug sich selbst:

Der Bruder, blind, vergoss des Bruders Blut;

Der Vater würgte rasch den eignen Sohn;

Der Sohn, gedrungen, ward des Vaters Schlächter...

Nun mögen Richmond und Elisabeth,

Die echten Erben jedes Königshauses,

Durch Gottes schöne Fügung sich vereinen!“

.

Dieser bei Shakespeare beschworene Aufschwung kam, aber erst unter Henry Tudors Sohn Heinrich dem VIII, der auch physisch beeindruckenden Gestalt. Heinrich der VII. war eher von schmächtiger Statur. Sein Biograph, Polidore Vergil, beschreibt ihn so:

„Sein Gesicht war fröhlich, besonders, wenn er sprach, seine Augen klein und blau, Zähne hatte er wenig, sie waren schlecht und schwarz, sein Haar war dünn und weiß und seine Gesichtsfarbe war blass.“

Henry Tudor, Heinrich der VII., war einer jener oft übersehenen Vorbereiter, der die Wende möglich machte, aber ihre Früchte selber nicht mehr erlebte.

Seine Leistung war, dass er an der Krone nicht nur festhielt, sondern ihren Reichtum und ihre Macht über den Adel wieder stärkte. Er schickte Handels-schiffe übers Meer und machte Schluss mit Englands Ruf als einem Staat an der Peripherie, der sich in internen Machtkämpfen zerfleischte

Nach dem Tod Elizabeths wurde Henry eine einsilbige, fast mönchische Gestalt. Er starb 1509, 52 Jahre alt. Begraben ist er, mit Elisabeth, in der Westminster Abbey unter einem prachtvollen Grab aus schwarzem Marmor. Es ist Englands erstes Re-naissancekunstwerk.

 

Die Herrscher-Häuser

Haus Plantagenet

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Königlich englisches Wappen

Das Haus Anjou-Plantagenêt war eine französischstämmige Herrscherdynastie, die von 1154 bis 1399 in direkter Linie und bis 1485 in den Nebenlinien Lancaster und York die Könige von England stellte. Neben dem französischen Herrschergeschlecht der Kapetinger und den Kaiserhäusern der Ottonen, Salier und Staufer gehören die Plantagenets zu den bedeutendsten Dynastien des hochmittelalterlichen Westeuropas.

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Bildnis Gottfrieds Plantagenet, ursprünglich aus der Kathedrale von Le Mans

Die Plantagenetdynastie lässt sich in ihrem direkten Mannesstamm bis auf Gottfried Ferréol zurückverfolgen, der im 11. Jahrhundert als Graf der französischen Landschaft Gâtinais belegt ist. Vermutlich war er selbst ein Angehöriger jener Sippe, aus der die Vizegrafen von Châteaudun und Grafen von Le Perche hervorgegangen waren. Durch seine Ehe mit der Erbin der Grafschaft Anjou sicherte Gottfried Ferréol seinen Nachkommen den Besitz dieses schon zu seiner Zeit in Westfrankreich bedeutenden Feudalfürstentums. Bereits in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts stieg die Familie zu königlichen Würden auf, und zwar im Kreuzfahrerkönigreich Jerusalem.

Nach Anjou wurde die Familie während des Mittelalters in der Regel schlicht als „angevinische Dynastie“ oder „Haus Anjou“ bezeichnet. Sie ist nicht zu verwechseln mit später auftretenden Dynastien gleichen Namens, die vom französischen Königsgeschlecht der Kapetinger abstammten – siehe dazu älteres Haus Anjou (Anjou-Capet) und jüngeres Haus Anjou (Valois-Anjou).