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Sandy Rode

Julien - Vampir wider Willen





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Kapitel 1 - Ein schwerer Schicksalsschlag

 

Julien lehnte sich entspannt auf einer Parkbank zurück, schloss kurz die Augen und atmete tief ein. Es war einer dieser lauen Septemberabende und in der Luft lag der Geruch des Spätsommers. Die Sonne war bereits am Horizont untergegangen und man konnte deutlich den Mond im Zwielicht sehen, der sich auf der anderen Seite bereits voll und rund erhob. Keine einzige Wolke war am Himmel zu sehen und der Anblick verlieh dem Szenario einen Hauch von Romantik. Überall schlenderten Liebespaare Hand in Hand durch den Park und genossen den Abend, schwelgten in trauter Zweisamkeit, umarmten sich, tauschten Zärtlichkeiten aus.

 

Neben ihm lehnte seine Freundin Jessica, die er immer Jess nannte, sich an seine Schulter, woraufhin er einen Arm um sie legte und sie fest an sich drückte. Sie befanden sich, wie so oft in den letzten Jahren, mitten im Central Park und kosteten diesen Abend mit jeder Sekunde aus. Sie blickten verträumt in den Himmel, beobachteten das Farbenspiel und hielten sich einfach nur fest. Seinetwegen hätte die Zeit angehalten werden können, er hatte in diesem Moment alles, was er zum Leben brauchte.

 

Es war auf den Tag genau sechs Jahre her, seitdem die beiden zusammen gekommen waren und Julien hatte sich fest vorgenommen, Jessica heute Abend die Frage aller Fragen zu stellen. Und bisher lief alles genau nach Plan. Nach einem schicken und romantischen Abendessen bei Kerzenschein und einem zuckersüßen Dessert, welches sich die beiden voller Hingebung geteilt hatten, war er mit ihr ins Kino gegangen, um den romantischen Film "Alles Aus Liebe" anzusehen. Er war schon immer ein großer Fan von Sean Penn gewesen und Jessica hatte durch das Musical Grease Gefallen an John Travolta gefunden. Deshalb war die Auswahl beiden leicht gefallen, und die Handlung war auch sehr interessant gewesen. Zumindest zu Beginn. Aber irgendwann hatte seine gesamte Aufmerksamkeit der Frau in seinen Armen gegolten und sie hatte sich nach anfänglichem Zögern dann doch irgendwann ablenken lassen. Um den perfekten Abend ausklingen zu lassen, hatte er geplant, später mit ihr noch in seine Wohnung zu fahren und mit einem Glas Sekt auf ihren Jahrestag anzustoßen.

 

An ihr Kennenlernen konnte er sich noch zu gut erinnern, bei Jessica war es, nach eigenen Angaben, Liebe auf den ersten Blick gewesen. Er selbst war allerdings immer ein wenig zu stolz gewesen, Gefühle zuzugeben, hatte nie wirklich an die Liebe geglaubt. Zwar war ihm immer wieder die hübsche Blondine aufgefallen, die versucht hatte, ihm schöne Augen zu machen, aber mehr als ein angedeutetes Lächeln war für ihn nie drin gewesen. Zu sehr war er mit seinem Sport beschäftigt gewesen, der für ihn auch heute noch mehr als nur ein Hobby war. Schnell hatte er es geschafft, sich in seinem Verein die Position des Quarterbacks zu verdienen und hatte seine Mannschaft zuverlässig von einem Sieg zum nächsten geführt. Die Colleges hatten sich um ihn gerissen und das Stipendium war ihm schnell sicher gewesen.

 

Nach einem gewonnenen Abschlussspiel hatten er und seine Mannschaft sich in ihre Stammbar begeben und noch bis spät in die Nacht gefeiert. Erst da hatte er wirklich Notiz von ihr genommen. Nun ja, eigentlich wäre sie ihm wahrscheinlich an diesem Tag auch nicht aufgefallen, hätte sie ihm nicht zufällig ein Glas Martini über die Hose gekippt. Daraufhin hatte er sie zuerst genervt, aber dann überrascht angesehen, genauestens von oben bis unten betrachtet und war fortan fasziniert von dem süßen Mädchen gewesen. Natürlich hatte sie diesen Unfall geplant, um endlich seine Aufmerksamkeit zu erregen, und dies hatte auch funktioniert.

Als er ihr tief in die blauen Augen geschaut hatte, hatte sie nur schüchtern gelächelt, eine Entschuldigung gestammelt und war dabei ganz rot angelaufen. Das war der Moment gewesen, als auch bei Julien der Funke übersprang.

 

Seither wichen sie nicht mehr voneinander, verbrachten fast jeden Tag zusammen, und jeder einzelne davon war kostbar. Vor zwei Jahren hatten seine Eltern ihm eine Reise nach Paris geschenkt, nachdem er erfolgreich das College abgeschlossen hatte. Natürlich hatten sie mitgedacht und ihm gleich zwei Tickets geschenkt, woraufhin er sie vor Freude beinahe umgeworfen hätte. Daraufhin war er sofort zu Jess gefahren, hatte die Flugtickets in die Luft gehalten und sie hatte überrascht einen Freudenschrei ausgestoßen. Der schwere Teil war es allerdings gewesen, ihre Eltern davon zu überzeugen, dass sie ihn begleiten konnte. Die beiden waren nie gut auf Julien zu sprechen gewesen, egal wie sehr er sich bemühte. Laut ihres Vaters war er viel zu impulsiv und kein guter Umgang für seine Tochter, für die er natürlich nur das Beste wollte.

 

Er wusste, dass die beiden füreinander geschaffen waren und sie schmiedeten schon länger gemeinsame Zukunftspläne. Und vor drei Wochen war es dann soweit. Seine Ersparnisse reichten endlich aus für den Ring. Er hatte all seinen Mut zusammengenommen und war zum Juwelier gefahren. Der nette Herr hinter dem Tresen hatte ihm zugezwinkert, den Ring nach seinen Wünschen graviert und ihm viel Glück für sein Vorhaben gewünscht.

 

Und heute Abend wollte er endlich den Schritt wagen und sie fragen, ob sie seine Frau werden wollte. Zwar gab es immer noch eine geringe Chance, dass sie nein sagen würde. Aber die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt. Und wenn er sie heute nicht fragte, würde er es sicherlich so schnell nicht wieder versuchen.

 

Jess legte einen Arm um seine Taille und seufzte verträumt.

„Oh Julien, das war ein so wunderschöner Abend bis jetzt.“ Als er ihr tief in die Augen sah - so klar und blau, wie riesige Bergseen - glaube er sofort wieder, in ihnen zu ertrinken. Diese Wirkung hatte sie auf ihn schon seit dem ersten Tag, und es würde sich wahrscheinlich auch in Zukunft nicht ändern. „Ich habe Durst und mein Magen fühlt sich so voll an. Ich glaube, ich hatte vorhin doch ein wenig zu viel gegessen...“

Erneut seufzte sie leise und wandte verlegen den Blick ab. Julien konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Wenn du magst, geh ich schnell zu dem Wagen dort hinten und hol uns beiden eine Cola.“

Sie hob den Kopf und nickte erleichtert. „Was würde ich nur ohne dich tun?“

Er gab ihr einen flüchtigen Kuss und stand auf. „Wahrscheinlich immer noch überlegen, wie du mich endlich auf dich aufmerksam machen könntest.“ Er zwinkerte ihr zu, grinste breit und rannte, so schnell er konnte, zum nächsten Getränkewagen.

 

Der Verkäufer lächelte ihn bereits von weitem an. „Na mein Herr, was darf ich denn für Sie tun?“

„Zwei Coke bitte“, keuchte Julien etwas außer Atem. „Und haben Sie vielleicht noch zwei Strohhalme?“

Der Verkäufer nickte, drehte sich um und kramte die Getränke aus seinem Kühlschrank. „So das macht dann... Großer Gott! Was ist denn da los?!?“ Vor Schreck fielen ihm die Flaschen aus der Hand.

 

Ein Schrei durchdrang die Stille, gefolgt von einem lauten Knall und einer männlichen Stimme, die widerlich lachte. Julien erstarrte. Der Schrei... diese Stimme hätte er überall wiedererkannt.

Jess!“

Ohne auf den Wagenbesitzer zu achten, drehte er sich um und rannte, so schnell er konnte, zu seiner Freundin. Doch der Anblick, der sich ihm bot, ließ sein Blut in den Adern gefrieren, seine Beine waren wie Blei, so dass er sich eine Zeit lang nicht mehr bewegen konnte. Schockiert musste er Zeuge eines schrecklichen Schauspieles werden, was sich direkt vor seinen Augen abspielte.

 

Jess lag auf dem Boden, mitten in einer riesigen Blutlache. Über ihr beugte eine männliche Person und tat irgendetwas undefinierbares mit ihr. Dieser Mann hatte merkwürdige Kleidung an, als käme er gerade von einem Kostümball. Nicht weit von ihm standen zwei weitere Männer. Einer davon war mindestens zwei Meter groß, auf dem Kopf kahl rasiert und muskelbepackt. Er trug zerrissene Jeans und hatte ein breites Grinsen im Gesicht. Von ihm stammte das unnatürlich widerliche Lachen. Der zweite Mann war etwas kleiner, aber nicht weniger muskulös. Seine Haare waren schulterlang und schwarz. Er trug khakifarbene Hosen und ein schwarzes Shirt. Ein Grinsen zog sich ebenfalls über sein Gesicht. Die beiden Männer schienen das Schauspiel wahrlich zu genießen.

Hey Sie! Lassen Sie die Finger von meiner Freundin!“ Endlich gehorchten ihm seine Beine wieder und er stolperte auf den Schauplatz zu. Die beiden Männer drehten sich zu Julien um und lächelten diabolisch.

„Na sieh mal einer an, wen haben wir denn da?“ Der Glatzköpfige hatte eine dunkle und kratzige Stimme mit einen leichten Akzent. Die beiden näherten sich viel zu schnell. Innerhalb einer Sekunde waren sie bereits bei ihm und umkreisten Julien gefährlich nahe, wie Wildkatzen, die mit ihrer Beute spielten.

 

Verdammt, warum sind die beiden so schnell? Julien drehte sich geschockt zwischen den beiden hin und her.

„Du bist ein wenig zu spät, mein lieber Bursche“, sprach der Glatzköpfige weiter. „Deine Freundin hat bereits das Zeitliche gesegnet.“ Das Gelächter der beiden Männer schürte in ihm die Wut, so dass er zu einem gut gezielten Schlag ausholte, der leider sein Ziel verfehlte. Mühelos hatte sein Gegenüber ausweichen können, als hätte er es vorhergesehen.

„Ruhig Kleiner, nicht so voreilig. Du kommst auch gleich noch dran!“ gackerte der andere Mann ihn an. Blitzschnell war er hinter Julien und hielt ihm die Arme auf dem Rücken fest, so dass sich dieser nicht mehr bewegen konnte „Hey Boss! Hier kann jemand nicht warten. Was soll ich mit dem Kerl machen?“

 

Endlich regte sich die Gestalt bei Jess und stand langsam auf. Als der Mann sich umdrehte, gefror Julien erneut das Blut in den Adern. Das Gesicht des Mannes war grotesk verzerrt. Er hatte blutunterlaufene Augen und schrecklich aussehende scharfe Zähne. Aber am merkwürdigsten war die Blässe in seinem Gesicht. Unnatürlich weiß – wie eine Leiche. Er war auch sehr groß, größer noch als der Mann mit der Glatze. Und seine blonden Haare hatte er zu einem Zopf gebunden. Zu seinen schwarzen Stoffhosen trug er einen schwarzen Mantel und darunter ein altertümliches Hemd. Gekrönt wurde das Outfit noch von einem schwarzen Umhang, der ihm irgendwie unpassend erschien. Schneller, als seine Augen es verfolgen konnten, bewegte der Mann sich auf Julien zu. In der einen Sekunde stand er bei Jess, in der nächsten trafen ihre Nasen fast aufeinander.

„Hast du noch nie davon gehört, dass man andere Leute nicht beim Essen stören soll“, fauchte der Mann ihn an. „Du weißt wohl nicht, mit wem du es hier zu tun hast, was?“

Und ehe er sich versah, lag Julien am Boden, ohne sich bewusst zu sein, was passiert war. Seine Arme schmerzten und der Kopf dröhnte, er war auf irgendetwas hartem aufgeschlagen. Zitternd tastete er den Boden unter sich ab und merkte, dass er mit dem Hinterkopf gegen eine Baumwurzel gefallen war. Vor seinen Augen drehte sich alles und sein Blickfeld verschwamm für kurze Zeit. Als er die Hand wieder vor sein Gesicht hielt und sie sich anschaute, sah er das Blut an seinen Fingern.

„Was... machen...“ Viel mehr konnte er nicht sagen, denn der merkwürdige Mann kniete direkt über ihm, das Gesicht wieder zu dieser ekelhaften Fratze verzogen.

 

„Ihr beide wart zur falschen Zeit am falschen Ort. Aber lass mich nur machen, du wirst gleich wieder bei deinem kleinen Mädchen sein.“

Die zwei anderen Männer lachten erneut auf, so dass Julien den Kopf schnell in ihre Richtung drehte. Dies hätte er nicht tun sollen, denn nun wurde der Schwindel unerträglich und vor seinen Augen tanzten bereits kleine Punkte.

„Haben Sie denn noch nie gehört... dass man... sich nicht an... Frauen vergreift?“, stammelte er mit letzter Kraft. „Suchen... Sie sich jemanden...“

„Der was?!?“ Bedrohlich riss der Fremde Julien nach oben. „Es mit mir aufnehmen kann? Und wer soll das bitte sein? Du?“ Wieder brach er in schallendes Gelächter aus, das seine beiden Komplizen nur zu gern erwiderten.

„Jetzt hör mir mal zu, mein Lieber. Ich nehme mir, was ich brauche, wann ich es brauche. Verstanden?!? Und da du mich gereizt hast, werde ich dich nun doch nicht verschonen! Schade, du wärst eine Bereicherung für meine Armee geworden.“ Er riss seinen Mund auf, entblößte spitze Fangzähne, riss Juliens Kopf brutal nach hinten und biss schlagartig zu.

 

Julien schrie auf vor Schmerz. Es brannte wie Feuer, sein ganzer Körper fühlte sich an, als würde er von innen verdorren, als würde man ihm seine Organe bei lebendigem Leib aus dem Körper reißen. Dieses Monster saugte ihm seine gesamte Lebenskraft aus und er konnte nichts dagegen tun. Er spürte von Sekunde zu Sekunde, dass sein Puls immer schwächer wurde. Nach einer Weile machte der Schmerz einem dumpfen Gefühl von Benommenheit Platz. Vor seinen Augen wurde allmählich alles schwarz und er spürte seinen Körper nicht mehr.

Nun ja, wenigstens bin ich gleich wieder bei Jess. Mit diesem Gedanken verließ ihn das Bewusstsein und Julien sackte in sich zusammen. Die letzten Worte, die er vernahm, hallten ihm noch lange nach.

„Boss, das war aber nicht geplant. Und was sollen wir essen?“

„Der Mann dort hinten im Wagen hat alles beobachtet. Ihr könnt ihn euch gern vorknöpfen.“

„Boss? Der junge Mann wäre doch bestimmt ein toller Krieger geworden, findet Ihr nicht?“

„Unter anderen Umständen ja. Aber niemand stört Victor beim Essen!“

 

 

Benommen öffnete Julien seine Augen.

 

Was war das für ein merkwürdiger Traum gewesen?, fragte er sich. Irgendjemand hatte Jess...

Jess!“ Ruckartig setzte er sich auf und wunderte sich über die plötzlichen Reflexe. Auch seine Sinne waren auf einmal verschärft. So viele neue Geräusche drangen an seine Ohren, das Licht war viel intensiver als noch vor kurzem. Er nahm eine hohe Anzahl unterschiedlicher Gerüche wahr, von denen er vorher nicht wusste, dass sie überhaupt existierten. Die Sonne ging bereits langsam auf, die Natur um ihn herum erwachte wieder zum Leben. Er sah sich um und bemerkte, dass er sich immer noch im Central Park befand.

Aber hier ist doch... oh Gott.

 

Ehe er sich versah, stand er auch schon auf beiden Beinen.

Julien ließ seinen Blick über die Wiese schweifen und blieb bei einer auf dem Boden liegenden Gestalt hängen. Um sie herum war das Gras rotbraun verfärbt und er wusste sofort, wen er dort vorfinden würde. So schnell er konnte, hastete er auf die übel zugerichtete Gestalt zu und beugte sich über sie. Mit zitternden Fingern berührte er sanft das strähnige Haar der Frau und strich es hinter ihr Ohr. In seinem Hals formte sich ein riesiger Kloß.

„Jess, oh mein Gott, Jess! Sag doch etwas!“ Er rüttelte leicht an ihren Schultern und drehte ihren starren Körper zu sich um. Diesen Anblick würde er nie vergessen, selbst in hundert Jahren nicht. Ihre Augen waren vor Angst weit aufgerissen, ihr Mund grotesk verzerrt. Sie hatte zuletzt noch geschrien. Und an ihrem Hals waren... Bisswunden? Ungläubig schüttelte er den Kopf und blinzelte einige Male. Dann sah er noch einmal hin. Aber die Bisswunden waren nicht verschwunden. Es sah aus, als hätte ein wildes Tier ihre Kehle zerfleischt.

 

Erst dann kamen die Erinnerungen mit einem Schlag wieder zurück. Dieser Mann... er hatte Jess umgebracht! Und die beiden anderen Männer hatten ihn selbst in Schach gehalten, damit er den Mann nicht bei seinem Werk unterbrach. Gedankenverloren griff Julien sich selbst an den Hals und ertastete ebenfalls kleine Löcher, wo keine sein sollten.

„Was geht hier nur vor“, stammelte er verwirrt. „Warum hilft denn niemand? Hilfe!“ Panisch sprang er auf und rannte durch den Park, konnte aber niemanden finden.

 

Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie schnell er sich bereits die ganze Zeit bewegen konnte. Auch die neuen Reflexe und die schärferen Sinne brachten ihn nun erst wirklich zum Nachdenken.

Julien kniete sich an das Ufer des Sees, an dem er inzwischen angekommen war, beugte sich nach vorne und sah sein eigenes Spiegelbild auf der Wasseroberfläche etwas genauer an. Und erschrak! Er hatte sich verändert. Seine Haut war blasser als vorher. Gestern war er doch noch braun gebrannt gewesen, und nun? Weiß wie eine Wand! Und dann das Gesicht, die Augen. Sie hatten ein merkwürdiges Leuchten angenommen. Er spürte den Druck in seinem Oberkiefer, öffnete den Mund und dachte, er wäre in einem schlechten Horrorfilm gelandet. Statt seines normalen Gebisses blickte er auf... Fangzähne?

Das alles war zu viel für ihn. Er setzte sich zurück, vergrub das Gesicht in seinen Händen und schluchzte. Die Minuten vergingen, ehe er sich erhob – das Gesicht vor Wut verzogen. Ein Knurren kroch aus seiner Brust empor. Julien ballte seine Hände zu Fäusten, wodurch sich seine Nägel in die Handflächen bohrten. In seinem Kopf formte sich bereits ein Plan und er spie die nächsten Worte voller Hass aus. „Wer immer du auch bist, ich werde dich jagen! Und eines Tages... Eines Tages werde ich dich finden und töten! Das verspreche ich!“ Dann legte er den Kopf in den Nacken und schrie, so laut er nur konnte.

 

 

Himmel nochmal, kann man hier nicht einmal in Ruhe ein Nickerchen machen?“

Eine genervte Stimme ließ Julien aufschrecken. Er sah sich um und entdeckte in einem kleinen Gebüsch eine verschlafene männliche Gestalt. Der Mann war sehr heruntergekommen gekleidet. Ein speckiger Mantel, zerrissene Cordhosen, braune Stiefel, die auch schon bessere Zeiten gesehen hatten, und eine kleine Mütze thronte auf seinem Kopf. Das war das typische Bild eines Penners, wenn da nicht diese Augen wären. Genau wie seine eigenen hatten auch diese ein merkwürdiges Leuchten.

Der Mann kam näher heran, begutachtete Julien einmal von allen Seiten und sprach schließlich weiter. „Ach verstehe, du bist ein Neugeborener.“

„Ein was?“ Irritiert blickte Julien den Fremden an; er verstand nur Bahnhof.

„Erzähl mir nicht, dass du keine Ahnung hast, was hier vorgeht.“ Mit einem leicht amüsierten Blick sah der Mann auf ihn herunter. Er war nicht sehr groß, aber da Julien immer noch kniete, überragte der Mann ihn ein kleines Stück. „Also hat man dich wohl unbewusst verwandelt, wie mir scheint.“ Nachdenklich ging der Fremde ein paar Schritte weiter. „Ja das muss es wohl sein.“

 

„Einen Augenblick mal, könnten Sie vielleicht endlich Klartext mit mir reden?“ Julien riss langsam der Geduldsfaden und er wurde unbewusst ein wenig lauter. „In was soll man mich verwandelt haben, wer soll mich verwandelt haben? Und was geht hier überhaupt vor sich? Gestern war ich noch ein ganz normaler dreiundzwanzigjähriger Mann mit einer Zukunft als Footballprofi. Ich wollte meiner Freundin einen Heiratsantrag machen, wollte mit ihr für immer glücklich sein. Dann wird sie plötzlich umgebracht von so einem komischen Typen mit seinen zwei Anstandsdamen. Und jetzt... sobald ich mein Spiegelbild betrachte, ist mein Gesicht plötzlich so anders. Was ist nur passiert?“

 

„Ruhig, Kleiner“, versuchte der Fremde auf ihn einzureden. „Was genau ist passiert, nachdem man deine Freundin umgebracht hatte? Was ist mir dir passiert?“

Krampfhaft versuchte Julien, die Erinnerungen wieder heraufzubeschwören, die sein Leben so sehr verändert hatten. „Ich... ich bin zu ihr gerannt, da war überall Blut um sie herum. Diese zwei Kerle, sie haben mich festgehalten. Der Typ, der über ihr kniete... er hatte ein merkwürdig entstelltes Gesicht, kam zu mir, schlug mich zu Boden. Ich konnte mich nicht bewegen, mir wurde schwindelig. Dann biss er mich und machte irgendetwas mit mir. Es fühlte sich an, als würde er mich komplett aussaugen. Von da an weiß ich nichts mehr. Doch. Da waren Stimmen. Aber ich kann mich nicht mehr erinnern, was sie sagten.“ Verwirrt suchte er sich etwas, worauf er sich setzen konnte. Der Baumstumpf zu seiner Rechten musste reichen. Er nahm Platz und sah den Fremden wieder an. „Also was hat das alles zu bedeuten?“

 

„Hmm.“ Der Mann setzte sich auf den Boden, nicht weit entfernt von Julien. „In der Tat ein schweres Schicksal. Dieser Mann mit dem entstellten Gesicht... mein Lieber, das war ein Vampir. Warum er allerdings soviel Blut vergeudet hat, ist mir auch schleierhaft. Vielleicht wollte er es wie ein Verbrechen aussehen lassen. Seine zwei Begleiter waren sehr wahrscheinlich auch Vampire, wie ich denke. Vampire greifen gern in Gruppen an, selten allein.“ Als er Juliens Blick sah, fügte er noch hinzu: „Tja und wie es aussieht, ist sein Plan, dich ebenfalls zu töten, nicht ganz aufgegangen. Denn du bist nun ebenfalls ein Vampir.“

 

Julien lachte bitter auf. „Ich soll was sein? Das glauben Sie doch wohl nicht im ernst.“ Aber beim Blick in das Gesicht des Fremden zweifelte er doch an seinem letzten Satz. „Haben Sie vielleicht zu viele Horrorfilme gesehen? Es gibt doch gar keine Vampire!“

„Junge, du bist in der Tat ein schwerer Fall, wie ich sehe.“ Der Mann stand auf und kam etwas näher. „Hast du dich denn noch nie angesehen? Ist dir gar nichts aufgefallen? Denk mal nach.“

„Also ich bin ziemlich bleich, aber das liegt bestimmt am Blutverlust“, überlegte Julien stirnrunzelnd. „Ein wenig Schlaf und Essen sollte da reichen...“

„Junge, du wirst nie wieder eine andere Farbe annehmen“, wies der Mann ihn zurecht. „Aber ist dir nichts anderes aufgefallen? Reflexe, Sinne, Schnelligkeit?“

 

Da fiel es Julien wie Schuppen von den Augen. „Doch! Ich höre plötzlich Dinge, die ich vorher nie gehört habe. Ich sehe alles intensiver. Und, wenn ich darüber nachdenke, wundere ich mich schon, warum ich so schnell bei Jess sein konnte, warum ich nach meiner Ohnmacht so schnell aufrecht stehen konnte, ohne Kopfschmerzen zu bekommen. Und ich habe so ein merkwürdiges Leuchten in meinen Augen, was ich mir nicht erklären kann. Aber das ist doch bestimmt nur das Adrenalin.“

Doch langsam zweifelte er an seiner eigenen Aussage. „Meine Zähne...“ Er sprang auf und ging wieder an den See, kniete sich erneut und beugte sich nach vorn. Wieder öffnete er seinen Mund und begutachtete sein Gebiss. Ja, da waren sie. „Ich...“

 

„Junge, das ist bestimmt alles ein wenig viel für dich.“ Beruhigend legte ihm der Fremde die Hand auf die Schulter. „Du solltest lernen, mit deinen neuen Fähigkeiten klarzukommen, ich kann dir dabei helfen.“

„Ich brauche keine Hilfe!“ Julien schlug die Hand weg und sprang auf. „Ich werde den Mörder von Jess finden und ihn umbringen. Notfalls bitte ich meine Freunde um Unterstützung.“

„Du wirst in deinen eigenen Tod rennen!“ Nun wurde auch der Mann langsam ärgerlich. „In einigen Stunden wirst du etwas essen müssen. Und dann werden deine Freunde plötzlich sehr appetitlich für dich aussehen. Du bist jetzt der natürliche Feind des Menschen. Und jeder anderen Kreatur, um es mal so auszudrücken.“ Er atmete einmal tief durch und fuhr ein wenig ruhiger fort: „Vergiss am besten deine Freunde, deine Familie und dein vorheriges Leben. Nichts ist mehr so, wie es einmal war.“

 

Das konnte, nein wollte, Julien nicht glauben. Er schüttelte energisch den Kopf, wusste aber, dass er, wie so üblich, einfach nur stur war und an dem, was der Mann ihm erzählte, doch etwas Wahres dran sein musste. „Woher wissen Sie so viel über Vampire?“

„Und ich dachte schon, du fragst nie“, lächelte der Mann ihn an, in seinem Mund blitzten nun auch ähnliche Fangzähne auf wie in Juliens. „Auch ich bin ein Vampir. Mein Name ist Felix und ich wurde im frühen 20. Jahrhundert in Deutschland geboren. Ich brachte es nie zu etwas, kein Job, keine Schulbildung, nicht einmal eine Frau hielt es länger mit mir aus. Aber ein Vampir fand mich scheinbar sehr schmackhaft. Er hatte mich eines Nachts verwandelt und zeigte mir fortan, worauf ich zukünftig achten musste. Er starb im 2. Weltkrieg, einige Jahre später verschlug es mich nach New York. Tja und hier bin ich.“ Er streckte Julien die Hand entgegen. „Und wie nennst du dich?“, fragte er und zog die Hand wieder zurück, nachdem diese unbeachtet blieb.

„Julien... ich heiße Julien.“

 

Kapitel 2 - Erkenntnis

 

„Aber wenn wir Vampire sind“, begann Julien irritiert. „warum sind wir dann noch nicht zu Staub zerfallen? Ich meine, die Sonne ist aufgegangen und wir le... existieren immer noch?“

Das laute Lachen von Felix ließ die ersten Besucher des Parks in dessen Richtung schauen. „Junge, du bist einzigartig! Das sind doch alles nur Mythen.“ Er setzte sich wieder auf den Boden und klopfte neben sich, damit Julien es ihm gleich tat. „Setz dich, das könnte ein wenig dauern.“ Langsam ließ Julien sich neben Felix nieder und sah ihn an.

 

„Also gut. Die Geschichten, die du bisher über Vampire gehört hast, stimmen nicht – oder sagen wir mal so - sie stimmen nur teilweise. Erstens, ja wir ernähren uns vom Blut anderer Lebewesen. Menschen sind natürlich am besten, aber in der Not tun es auch Tiere. Zweitens, ja wir sind nachts am aktivsten. Aber das heißt nicht, dass wir am Tag nicht auch überleben können. Die Sonne schadet uns nicht, sie ist nur äußerst schmerzhaft für unsere Augen. Deshalb würde ich dir raten, dich möglichst im Schatten aufzuhalten, wenn du nicht unter ständigen Kopfschmerzen leiden und damit die Aufmerksamkeit der Menschen auf dich lenken möchtest.“

„Also sind wir dann unsterblich.“

„Nein nein, so ganz stimmt das sicher nicht. Diese Mythen aus diversen Filmen sind weit überholt. Knoblauch ist kein Schutz gegen Vampire, ich esse sogar gern hin und wieder eine leckere Knoblauchpizza. Und in Kirchen können wir auch gehen, wir sind keine Dämonen. Jedoch kann uns Weihwasser und auch Silber ernsthaften Schaden zufügen beziehungsweise schwächen – uns aber nicht töten.“

„Und was ist mit dem berühmten Pflock ins Herz?“

„Nun, das ist eine andere Sache. Holz ist gefährlich für uns, ja es kann uns sogar tödlich verletzen. Genau wie Silber schwächt es uns und stoppt unsere Selbstheilungskräfte. Wirklich töten kann uns aber nur eine Enthauptung.“ Felix deutete mit seiner Hand an, wie man ihm den Kopf abtrennt. „Manchmal reicht es auch aus, ihnen die Kehle durchzuschneiden oder das Genick zu brechen. Gerade sehr starke und ältere Vampire schaffen es aber nach einiger Zeit, sich auch davon wieder zu erholen, deshalb sollte man immer auf Nummer sicher gehen. Sei da also vorsichtig. Denn nicht nur wir sind Jäger, es gibt auch Menschen und andere Lebewesen, die wiederum uns jagen. Sieh also zu, dass du nicht zu sehr auffällst. Gewisse Leute können dich auf den ersten Blick erkennen und werden dann alles daran setzen, dass du nicht mehr lange existierst.“ Er zwinkerte Julien zu. „Tu uns allen also einen Gefallen und schließe mit deinem alten Leben ab.“

 

Felix' Worte trafen Julien hart. Er hatte doch gerade erst beschlossen, sich ganz dem Football zu verschreiben, wollte in der professionellen Liga mitspielen. Seine Freunde standen geschlossen hinter ihm, sein Leben hatte erst begonnen. Und jetzt sollte es schon wieder zu Ende sein? Andererseits... ohne Jess war sein Leben sowieso wertlos, er würde wohl nie mehr glücklich werden können. Er blickte Felix an. „Das wird nicht allzu schwer für mich.“ Reumütig sah er zu der Lichtung, auf der sich inzwischen eine Menschenmasse versammelt hatte. Die Polizei war auch bereits am Tatort angekommen und hatte diesen weiträumig abgesperrt.

 

Felix folgte seinem Blick. „Sie muss dir sehr viel bedeutet haben. Aber richte dein Dasein nun bitte nicht ganz auf Rache aus, okay? Das könnte dich ernsthaft in Schwierigkeiten bringen.“

„Und wenn schon...“, murmelte Julien niedergeschlagen.

„Du erkennst wohl den Ernst der Lage nicht, oder“, fuhr Felix ihn an. „Jeder wird aussagen, euch gemeinsam gesehen zu haben. Aber du selbst bist von der Bildfläche verschwunden. Was wird wohl die Polizei daraus schließen?“

„Dass... nein das darf nicht sein“, Julien sprang auf. „Ich muss das klären.“

 

„Nein! Verdammt!“ Felix sprang ebenfalls auf und hielt ihn fest. Er mochte zwar kleiner sein, aber sein Griff war fest und Julien hatte keine Chance sich loszureißen. „Auch bei der Polizei gibt es Jäger, sie würden dich sofort erkennen. Lass es gut sein. Man wird dich für ihren Mörder halten, ob du es willst oder nicht. Es tut mir sehr leid für dich.“ Felix ließ den Arm wieder los und wandte den Kopf ein wenig ab. „Es tut mir wirklich leid.“

„Und was soll ich jetzt tun?“ Julien sah ihn verzweifelt an, er wusste wirklich nicht, wie es nun weitergehen sollte. „Ich kann doch nicht nur untätig hier herum sitzen, das wird mich verrückt machen.“

 

„Fürs erste“, Felix sah ihn eindringlich an. „solltest du dich etwas ausruhen. Kräfte sammeln. Spätestens morgen wird dein Hunger dich sowieso kontrollieren, dann wirst du jagen müssen. Ich kann dir helfen, wenn du dies wünschst. Wenn nicht, dann versuche bitte, allein klarzukommen. Du wirst mich immer hier finden, falls du es dir doch noch einmal anders überlegen solltest.“

Irritiert sah Julien sich in der Umgebung um. „Und wo bitte soll ich mich ausruhen? Hier ist doch nichts.“ Dann folgte er Felix' Blick. „Du meinst, ich soll mich in den Bäumen verstecken?“

 

„Für den Anfang vielleicht die beste Lösung.“ Felix nickte leicht. „Du bist jung, du dürftest es dort einigermaßen bequem haben. Und außerdem hast du die Umgebung immer im Blick.“

Julien ging zögernd auf einen großen Ahornbaum zu und blickte hinauf in die Baumkrone. Ein wenig zweifelte er schon noch, aber er fixierte einen dicken Ast, ging in die Hocke und setzte zum Sprung an. Ehe er sich versah, konnte er den Ast mit den Händen greifen, zog sich hoch und hockte sich ein wenig unsicher auf den Ast. Einige Sekunden lang kämpfte er mit dem Gleichgewicht und wäre fast gefallen. Von unten hörte er Felix lachen. „Ruhig, Junge. Du musst erst einmal lernen, die Balance zu halten. Für den Anfang setz dich doch erst einmal auf den Ast.“

Er tat, was Felix vorgeschlagen hatte. Noch etwas unsicher saß er dort auf dem Ast und rutschte vorsichtig nach hinten, um sich gegen den Stamm zu lehnen. Ja, das musste erst einmal gehen. Von unten hörte er zustimmendes Gebrumme. „Genau so, und keine Panik. Du wirst schon nicht fallen, jedenfalls nicht unbewusst. Bis später!“

Mit diesen Worten verschwand Felix fast lautlos wieder im Gebüsch, lediglich das Rascheln der Blätter war zu hören.

 

Zu viel war passiert in den letzten Stunden. Julien schloss die Augen und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Sich ein wenig auszuruhen. Was bei den umliegenden Geräuschen alles andere als einfach war. Besonders die ängstlichen Ausrufe am Tatort nahmen ihn sehr mit.

„Oh Gott, wie kann man nur...“

„... hoffentlich wird der Täter bald gefasst werden...“

„Sie war doch noch so jung.“

Eine Träne lief seine Wange hinunter. Jess, ich werde deinen Mörder finden. Und wenn es das letzte ist, was ich tue. Mit diesem Gedanken fiel er endlich in einen leichten Dämmerzustand.

 

 

Ein merkwürdiges Brennen in seinem Hals ließ Julien aufschrecken, nur mit Mühe konnte er sich auf dem Ast des Baumes halten, ohne herunterzufallen. „Verdammt“, fluchte er, während er krampfhaft versuchte, die Balance zu halten. Von unten war ein leises Kichern zu hören.

„Sieh an, der Gute weilt also auch wieder unter den Untoten.“

Julien sah in die Richtung, aus der die Stimme kam und sah Felix auf dem Baumstumpf am See sitzen. „Wie spät ist es?“, fragte er leicht irritiert.

„Nun“, Felix stand auf und kam etwas näher. „Ich habe zwar keine Uhr, aber dem Stand der Sonne nach zu urteilen, ist es höchste Zeit fürs Jagen.“ Lachend rüttelte er am Baum, so dass Julien nun endgültig das Gleichgewicht verlor und herunterfiel.

 

„Spinnst du!“ schrie dieser, als er ziemlich unsanft auf dem Boden aufschlug.

„Hmm, du hättest mit deinen Reflexen eigentlich ohne Probleme auf deinen Füßen landen sollen“, erwähnte Felix fast nebenbei. „Sag, hast du denn keinen Hunger?“

Julien fasste sich an seinen Bauch. „Nein, also mein Magen meldet sich nicht.“ Als Felix wieder in Gelächter ausbrach, unterbrach er und sah ihn irritiert an. „Was ist denn jetzt wieder so lustig?“

 

„Du müsstest dich mal hören.“ Felix bekam sich kaum noch ein vor Lachen. „Dein Magen wird von nun an nicht mehr das Organ sein, auf das du bei Hunger hören solltest.“ Nachdem er Juliens verwirrtem Blick begegnete, erklärte er etwas genauer: „Hast du nicht vielleicht ein Brennen in der Kehle oder gar im Mund? Schmerzen deine Zähne vielleicht? Darauf musst du zukünftig achten – und du solltest deinen Hunger auch keinesfalls verdrängen, sonst gerätst du irgendwann in einen Blutrausch.“ Er näherte sich schnell, so dass Julien nicht reagieren konnte, und fummelte an dessen Mund herum. „Lass doch mal sehen... Ja, in der Tat.“

Die Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben, als Julien seine Hand wegschlug. „Hey! Finger von meinem Gesicht, oder ich beiße dich gleich!“

Wieder musste Felix lachen. „Du gefällst mir. Das wird sehr interessant heute Nacht, dir bei deiner ersten Jagd zuzusehen.“

Julien hielt inne. „Was soll ich denn jagen? Und wo?“

 

„Nun“, Felix sah sich langsam um, als würde er die Umgebung überprüfen. „Dort hinten sitzt hin und wieder mal ein williges Opfer. Er kennt mich inzwischen und wird sich sicherlich bereitwillig als Versuchskaninchen zur Verfügung stellen.“ Ein Lächeln huschte über seine Lippen, als er Juliens Gesicht sah. „Keine Bange, ich bin ja dabei. Du wirst niemanden töten, wenn du es nicht wirklich möchtest und dich unter Kontrolle hast. Deshalb solltest du ja einen Blutrausch vermeiden.“

Ich soll einen Menschen... ich soll sein Blut... wie widerlich ist das denn bitte?“ Erbost wich er einige Schritte zurück. „Ich komme mir wieder vor wie in einem wirklich schlechten Horrorfilm.“

„Nun komm erst einmal mit, du wirst gleich selbst entscheiden können, ob du weiterhin stur sein oder deinem Verlangen nachgeben möchtest.“ Mit diesen Worten packte Felix seinen Arm und zog ihn quasi mit sich. Julien war einfach zu schwach, um sich zu wehren, er wirkte sogar fast wieder menschlich. Seine Reflexe waren auf ein Minimum geschrumpft, lediglich sein Geruchssinn hatte ihn nicht im Stich gelassen. Er roch die Menschen schon meterweit, etwa hundert Meter von ihm entfernt war jemand verwundet. Und dessen Blut roch einfach köstlich.

Das kann doch alles nicht wahr sein.

 

Einige Meter weiter saß ein Mann auf einer Parkbank und las Zeitung. Als er die beiden kommen hörte, blickte er zu ihnen auf und lächelte ihnen zu. „Hallo Felix, ich habe dich schon lange nicht mehr gesehen. Oh und wen haben wir denn da?“ Er klopfte neben sich auf die Bank, auf der Felix dann auch Platz nahm. Julien lehnte dankend ab und zog es vor zu stehen. Wie automatisch verschränkte er dabei seine Arme.

 

„Nun, John, das hier ist Julien“, stellte Felix seinen Begleiter vor. „Er hat gestern einen sehr schweren Verlust erlitten und ist nun... na ja sagen wir es so... er ist verwandelt worden.“

„Ja, so etwas in der Richtung konnte ich mir denken“, murmelte John. „Und wie kann ich euch nun helfen?“

„Zuerst einmal“, unterbrach Julien das Gespräch der beiden Männer. „würde ich gern einen Blick in die Zeitung werfen. Darf ich?“

Bereitwillig überreichte John ihm die Zeitung. Julien brauchte gar nicht weit zu blättern, Das, was er suchte, stand bereits auf Seite 3. Die Überschrift stieß ihm gleich ins Auge.

 

Kaltblütiger Mord im Central Park.“

 

Er begann zu lesen:

 

Samstag Abend ereignete sich zwischen 21 und 22 Uhr im Central Park auf dem Great Lawn in der Nähe des Reservoir-Sees ein grausamer Mord. Das Opfer, eine junge Frau, wurde inzwischen identifiziert als Jessica Smith. Mehrere Stichwunden an Brust und Hals zeugen von einer kaltblütigen Attacke. Die Polizei geht derzeit von einem Verbrechen aus Leidenschaft aus. Die geringen Verteidigungsspuren zeugen davon, dass das Opfer seinen Täter wahrscheinlich kannte und von ihm überrascht wurde. Vom Täter fehlt derzeit jede Spur.

Zeugen haben ausgesagt, dass das Opfer sich vor dem Verbrechen mit ihrem Freund in dem Restaurant 'Miramar' aufgehalten habe. Dieser konnte bislang noch nicht befragt werden, da er spurlos verschwunden ist. Die Polizei schließt daher nicht aus, dass er der Täter sein könnte. Bekannte des Opfers können dies nicht ausschließen.

Die Bevölkerung wird daher gebeten, nach einem jungen Mann Ausschau zu halten. Er ist ca. 23 Jahre alt, dunkelhaarig, etwa 1,90m groß und sehr sportlich gebaut. Er trug zur Tatzeit eine blaue Jeans und ein schwarzes Hemd, sowie Turnschuhe der Marke Adidas. Er könnte gefährlich sein, daher wird die Bevölkerung zu erhöhter Vorsicht aufgerufen. Die Polizei wird jedem Hinweis nachgehen.“

 

Julien fiel auf die Knie, damit hatte er nicht gerechnet. Seine Hände zitterten und er sah auf den Zeitungsartikel.

„Das kann nicht sein“, flüsterte er. „Das kann einfach nicht sein.“

„Hey Junge, was ist los mit dir?“ Felix hockte sich zu ihm und nahm ihm die Zeitung aus der Hand. Er warf einen Blick auf den Artikel, dann wieder zurück zu Julien. „Verstehe. John, könntest du uns vielleicht für eine Weile aushelfen?“

„Das musst du mich nicht zweimal fragen.“ John war bereits aufgestanden und half Felix dabei, Julien wieder auf die Beine zu bringen. „Komm, mein Junge. Wir werden sehen, was wir tun können, damit du nicht morgen auf der Polizeiwache landest.“

Beide stützten Julien, der sich nicht wehrte, jeweils von einer Seite. Er war einfach zu niedergeschlagen, zu überrascht. Er hätte nie gedacht, dass seine und Jess' sogenannten Freunde ihm so etwas unterstellen konnten. Seine Freunde, für die er jederzeit seine Hand ins Feuer gelegt hätte. Das alles war zu viel für ihn. Diese Erkenntnis, dazu noch die körperliche und geistige Schwäche, zerrten nun endgültig an seinen Kräften und er brach zusammen.

„Hey Junge, ganz ruhig.“ John hatte sichtliche Probleme mit dem plötzlich erschlafften Körper. „Felix, können wir kurz anhalten? Ich muss ihn anders stützen.“

Dieser nickte ihm zu und hielt an.

 

Gemeinsam schafften es die beiden, Julien die nächsten Meter zu tragen. Sie näherten sich einem ziemlich heruntergekommenen Holzhaus. John kramte in seiner Jackentasche und holte einen Schlüsselbund heraus. Er schloss auf und öffnete die Tür mit einem Fußtritt.

„Dann mal rein in die gute Stube.“ Gemeinsam traten sie ein und hievten Julien auf das Bett im Schlafzimmer. „So, das muss erst einmal reichen. Ich mach uns etwas zu trinken, ist das in Ordnung?“

„Schon in Ordnung, John. Aber du weißt ja, dass du mir nicht unbedingt etwas anbieten musst, was nicht rot, warm und dickflüssig ist“, mit einem Zwinkern sah Felix ihn an und setzte sich auf das Sofa im Wohnzimmer.

John zwinkerte zurück. „Wie gut, dass ich für solche Fälle immer etwas hier habe.“ Er ging in die Küche, öffnete eine Schranktür und holte zwei Tassen heraus. Sein nächster Weg führte ihn zum Kühlschrank, aus dem er einen kleinen Beutel nahm.

„Blutgruppe B, ist das in Ordnung für dich“, schrie er in Richtung Wohnzimmer.

„Besser als gar nichts“, konterte Felix und schmunzelte.

John füllte einen Teil des Blutes aus dem Beutel in eine der Tassen und stellte diese in die Mikrowelle. Er stellte die Zeit ein und begab sich dann zu seinem Wasserkessel, um sich einen Tee zuzubereiten.

 

Als alles fertig war, ging er mit beiden Tassen wieder zurück ins Wohnzimmer. „Brauchst du einen Löffel?“ Diese unsinnige Frage stellte er immer wieder Und jedes Mal löste sie bei Felix einen mittleren Lachanfall aus.

„Hey, nur weil ich vom Essen spreche, heißt es noch lange nicht, dass ich das Blut wirklich löffle.“

„Sag, Felix. Was sollen wir mit dem Jungen machen?“ John wechselte sofort das Thema, wurde ernst und schaute zu seinem Schlafzimmer, wo Julien auf dem Bett lag und alles andere als lebendig aussah.

 

Felix trank einen Schluck aus seiner Tasse, verzog angewidert das Gesicht und stellte sie wieder auf dem Tisch ab. „Woah, ich werde mich nie an diese Konserven gewöhnen.“ Er sah ebenfalls zum Schlafzimmer. „Nun, wir müssen ihn erst einmal eine Weile verstecken, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Wüsstest du, wo er zumindest tagsüber bleiben könnte?“

„Das wird kein größeres Problem sein.“ John sah ihn fast schon trotzig an. „Ich habe hier mehr als genug Platz für uns beide. Und eine Frau, der ich erst einmal erklären müsste, was ein Vampir ist, habe ich auch nicht. Also überlass das ganze mal mir. Aber wir müssen uns etwas einfallen lassen, wie wir ihn äußerlich zumindest ein wenig verändern könnten. Schonmal daran gedacht?“

 

Felix sah nun ernst aus. „Ich denke, es wäre das Beste, wenn einer von uns sich mal in seiner Wohnung umsieht, ein paar alte Bilder anschaut, sich mit seiner Umgebung vertraut macht und versucht herauszufinden, was er zu Lebzeiten gemacht hat, wenn er mal nicht mit diesem Mädchen zusammen war.“

John war sofort Feuer und Flamme. „Das lass mich mal übernehmen, ich bin morgen sowieso in der Stadt. Dann gehe ich halt 2 Stunden früher los, damit mich niemand entdeckt.“

„Gut, dann wäre das ja auch geklärt“, Felix war sichtlich erfreut über die Hilfsbereitschaft seines Freundes. Auf ihn konnte er sich immer verlassen. Nach einem weiteren Schluck seines leckeren Drinks unterhielten sich die beiden noch über die vergangenen Tage, wichtige Ereignisse und natürlich Juliens Ausbildung zum Kämpfer.

 

„Es wird nicht einfach werden, aber das weißt du schon.“ John sah besorgt aus. „Nach allem, was ich von dem Jungen erlebt habe, scheint er ziemlich stur zu sein. Meinst du, du schaffst es? Meine Techniken als Mensch sind begrenzt, ich kann nicht immer aushelfen.“

„Also, das könnten wir sehr schnell ändern“, murmelte Felix und zwinkerte ihm zu. „Du musst nur etwas sagen.“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen und er entblößte seine Fangzähne.

John lehnte dankend ab. „Ich verzichte. So sehr wünsche ich es mir auch nicht, lange zu leben.“

Beide brachen in Gelächter aus.

 

Dadurch wachte Julien auf und sah sich nervös im Raum um. Die spärliche Möblierung kam ihm gänzlich unbekannt vor. Bei den Stimmen aus dem Nachbarzimmer verhielt sich das hingegen ganz anders. Er seufzte laut. Dieser Schmerz. Das Brennen in seiner Kehle war schier unerträglich.

„Ah unsere Prinzessin ist aufgewacht.“ Der ironische Ton in Felix' Stimme ließ ihn schmunzeln.

„Sehr witzig.“ Er drehte sich um und sah seinem Lehrer direkt in die Augen.

 

„Junge, wie fühlst du dich? Geht es dir wieder etwas besser?“ Das war John, der Mann von der Parkbank. Der Mensch... und – oh verdammt – er duftete köstlich. Das Spannungsgefühl in seinem Kiefer verriet Julien. Nervös legte er eine Hand über den Mund und drehte den Kopf schnell in die andere Richtung. „Mir geht’s gut“, nuschelte er und versuchte, mehrmals tief durchzuatmen.

„Schon gut, du bist hier in guten Händen.“ John setzte sich aufs Bett und legte seine Hand auf Juliens Schulter. „Du brauchst dich auch nicht zu verstecken oder zu schämen. Ich weiß, wie ihr ausseht. Und wenn du es zulässt, würde ich dir auch gern helfen, so gut ich kann.“

 

Julien drehte sich wieder zurück und sah zu, wie John seinen Hemdkragen öffnete und ein Stück nach unten zog. Das Spannungsgefühl wurde noch stärker, das Brennen schier unerträglich. Ängstlich blickte er von John zu Felix und wieder zurück zu John. Sein Blick wurde magisch angezogen durch... die pochende Stelle an dessen Hals. Panik überkam ihn, aber er konnte nicht mehr lange widerstehen, leckte sich bereits instinktiv die Lippen.

 

„Ganz ruhig, ich zeige dir, wie es geht.“ Behutsam griff Felix ein, beugte sich über John und fuhr mit seinem Zeigefinger über seinen Hals. An einer Stelle hielt er inne. „Hier kannst du beißen. Alles andere würde ihn umbringen. Aber sei vorsichtig, wir wollen doch unseren Spender nicht zu sehr quälen.“ Wieder musste er leise lachen. Auch Johns Lachen war zu hören, seine Nervosität war aber nicht zu leugnen. „Leute, beeilt euch bitte, bevor ich mich doch noch anders entscheide.“ flüsterte dieser. „Es ist das eine, dir hin und wieder auszuhelfen, Felix. Aber der Junge da ist gerade erst verwandelt worden und bestimmt noch sehr wild.“

 

Beruhigend legte Felix die andere Hand auf Johns Arm. „Schon in Ordnung, ich bin ja da.“ Dieser beruhigende Tonfall in seiner Stimme musste eine gewisse Wirkung auf Menschen haben, dachte Julien. Ob das zu den speziellen Kräften eines Vampirs gehört? Ob ich das auch kann?

Oh, dieser Hunger wurde unerträglich, nur zögernd näherte er sich Johns Hals. Er konnte das pulsierende Blut hören, es klang so verführerisch und beruhigend, wie die Brandung des Meeres. Langsam beugte er sich über den Mann und versuchte, an der Stelle zuzubeißen, die Felix ihm gezeigt hatte. Es gab nur einen kleinen Widerstand und John zog scharf die Luft ein. Aber dann hatte er die Haut auch schon durchdrungen.

Julien wurde belohnt. Warm und zäh sickerte das Blut nach und nach in seinen Mund. Es schmeckte metallisch, ein wenig wie Kupfer, aber auch süß. Süßer als jede Frucht, jede Süßigkeit. Ein Aroma aus tausend Geschmäckern, wie… der Geschmack eines ganzen Lebens. Er schloss die Augen und trank. Trank immer weiter, ließ sich treiben. Ja, das war es, was er brauchte. Das Brennen in seiner Kehle verebbte langsam, seine Sinne verschärften sich wieder und seine Stärke kehrte zurück. Er trank immer weiter und bemerkte überhaupt nicht, dass er bereits mehr als satt war.

„Das reicht!“, Felix drückte Julien sanft nach hinten, der aber nicht nachgeben wollte. John begann leise zu stöhnen. Nun drückte er noch fester und musste seine Kräfte anwenden. „Genug! Du willst ihn doch nicht umbringen.“

 

Nur widerwillig löste Julien sich von John – und somit von dem köstlichen Nektar. Er hätte nie gedacht, dass Blut so gut schmecken könnte, noch vor wenigen Stunden hatte er sich davor geekelt, es überhaupt zu probieren. Schnell leckte er sich mit der Zunge über die Lippen und schloss den Mund. „Entschuldigung“, murmelte er ganz leise. „Es schmeckte so gut, ich konnte einfach nicht genug davon bekommen.“

„Ist schon okay“, John hielt sich inzwischen ein Tuch an den Hals, welches er für den Notfall immer auf dem Nachttisch liegen hatte. „Ein bisschen essen und mir geht es gleich wieder besser.“ Mit den Worten stand er auf und verließ das Zimmer. „Und ihr beiden solltet vielleicht klären, was ihr als nächstes macht. Denn ich möchte gleich etwas schlafen.“

 

Als John in der Küche verschwunden war, sah Felix Julien in die Augen. „Und? Es war doch gar nicht so schlimm, wie du es dir vorgestellt hattest, Junge. Oder?“

Dieser schüttelte den Kopf. „Ich fühle mich stärker als je zuvor. Um ehrlich zu sein, hätte ich nie gedacht, dass ich mich einmal so stark fühlen könnte. Felix, ich... ich könnte Bäume ausreißen!“

„Nun mal ganz langsam, ja?“ Wieder musste Felix lachen. „Wir beide sollten heute Nacht erst einmal besprechen, wie wir dafür sorgen, dass du nicht am Ende der Woche als Aschenhaufen endest.“ Er erklärte Julien den Plan, welchen er mit John ausgearbeitet hatte. Lediglich von der Idee, dass ein fremder Mann seine Wohnung betreten sollte, war dieser nicht gänzlich angetan. Aber er musste den beiden Männern wohl vertrauen, sie hatten sich bereit erklärt, ihm zu helfen. Also sollte er zumindest ein wenig dankbar sein. Er griff in die Hosentasche und zog seinen Schlüsselbund heraus, welchen er Felix überreichte. „Aber John muss mir noch etwas wichtiges mitbringen.“

 

Felix nickte, nahm den Schlüssel an sich, stand auf und verließ den Raum, um John den zu informieren. Als er zurück kam, nickte er ihm zustimmend zu. „Okay, sag ihm später einfach, was er dir mitbringen soll. Er wird um fünf Uhr morgens aufbrechen. Wir beide werden jetzt erst einmal ein wenig den Park unsicher machen.“ Aufmunternd zwinkerte er Julien zu. „Komm schon, oder willst du etwa hier festwachsen?“

Das ließ dieser sich nicht zweimal sagen. In Windeseile sprang er vom Bett auf und war in der nächsten Sekunde auch schon an der Haustür angelangt. Genau rechtzeitig, als John mit einem Teller dampfenden Essens aus der Küche kam.

„Viel Spaß, Kinder. Und lauft nicht zu weit weg.“ Alle drei brachen in Gelächter aus.

 

Felix öffnete die Tür und die beiden traten hinaus. Nichts und niemand konnte Julien jetzt noch aufhalten – zumindest nicht für den Moment. Er rannte los und testete erst einmal seine neuen Fähigkeiten. Felix ließ ihn. Nachdem er die Tür hinter sich zufallen ließ, rief er: „Junge, verausgabe dich nicht. In zehn Minuten fangen wir mit dem Training an!“

„In Ordnung!“ rief Julien noch aus der Ferne. Danach durchdrangen Jubelschreie die Nacht, ließen Vögel in den Bäumen aufschrecken und davon fliegen. Felix lächelte und lehnte sich an die Hauswand. „Der Junge wird mir langsam sympathisch“, murmelte er, schüttelte den Kopf und sah hinauf zu den Sternen.