image

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

1. Auflage 2015

© 2015 Verlag der Ideen, Volkach

eISBN 978-3-942006-18-7

Covergestaltung und Satz:

Coverfotografie: re84/photocase.de

Printed in Germany

Angela Giesselmann

Sich selbst ein
Zuhause sein

Der inneren Stimme Raum geben

image

image

Angela Giesselmann, geboren 1963 in Meißen (Westfalen), arbeitete mehr als 20 Jahre freiberuflich in den Bereichen Werbung und Marketing. Parallel dazu etablierte sie sich als Malerin mit diversen Ausstellungen im In- und Ausland. Seit 2000 beschäftigt sie sich intensiv mit dem Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele und erlernte verschiedene Methoden, um Menschen wieder in Einklang mit sich selbst zu bringen. Sie lebt heute in Darmstadt und bietet dort »Energetisches Coaching« an.

Im Herzen meiner Herzen schwingt eine Melodie,
die ich niemals werde singen können,
noch kann ich sie beschreiben. Sie ist der Nährboden
meiner Worte, die von ihr erzählen werden,
ohne von ihr zu sprechen.
Sie ist der Fluss, der meine Worte in Eure Herzen
trägt und Euch das in Erinnerung bringt, was Ihr tief im
Innersten bereits wisst.

Inhalt

Wie es begann …

Dein Haus

Das Verlassen des Hauses – die Flucht – Teil 1

Die Häuser der Anderen

Etwas fehlt – das Zurückgelassene

Wir ziehen an, wovor wir fliehen

Was heißt akzeptieren?

Fühlen – aber wie?

Wie finde ich Sicherheit?

Der eigene Wert

Das »Eine«

Alles mit dem Herzen tun

Liebe – Energie ohne Eigenschaft

Die Freiheit der Wahl

Die Flucht – Teil 2 – und die Rückkehr

Deine Aufgabe

Ich bin hier – der Rest, die Vergangenheit, ist dort

Das Haus neu kennenlernen

Emotionen und ihre Energiequalitäten

Das »Eine«, die Herzensenergie, gibt Raum für alles

Das innere Team

Der Seelenplan – Teil 1

Leben nach Rezept oder jeden Moment neu entscheiden

Die Programme

Die innere Stimme und das Autoritätsproblem

Die Dirigentin

Du bestellst, was du denkst und glaubst

Die Wirklichkeit und deine Interpretationen

Wie du über andere denkst und was das mit dir zu tun hat

Der Mangel

Der Mangel in Beziehungen

Das liebe Geld

Der Seelenplan – Teil 2

Vergleiche mit anderen

Wer bist du?

Der inneren Stimme trauen

Das Einssein und die Primadonna

Das Urvertrauen

Ist das die Wahrheit?

Die Hingabe

Die innere Stimme wahrnehmen Anregungen für den Alltag

Einleitung

Signalisiere Deine Bereitschaft

Wie spricht meine innere Stimme zu mir?

Wie stelle ich Fragen?

Lies dieses Buch mehrmals

Wer bin ich?

Schreibe

Erforsche Dein Haus

Im Gespräch mit Deiner Grottenlilly und Deinem Hans-guck-in-die-Luft-und-nie-in-den-Keller

Mach Dir ein eigenes Bild – wie sehen Deine Emotionen aus?

Stärkung der Herzensenergie

Alles mit dem Herzen tun

Der Blick in die Wirklichkeit

Direkte Verbindung mit der »Quelle«

Selbstwert und Selbstliebe

Frag Deinen Körper

Danksagung

Wie es begann …

Was hältst du von der Idee, unsere Unterhaltungen aufzuschreiben?

Warum sollte ich das tun?

Musst du immer vorher schon wissen, »warum« du etwas tust?

Ja, dann kann ich entscheiden, ob ich das »warum« auch wirklich will.

Und wenn du das »warum« erst erkennen kannst, wenn du es getan hast?

Dann beginne ich ungern damit. Schon gar nicht mit einer Aktion, die mir recht langwierig zu sein scheint. Denn wenn ich unsere Gespräche aufschreibe – das kann dauern. Und – wie soll ich anfangen? Ich weiß doch gar nicht mehr, wie unser Gespräch begann. Und – schreiben kann ich auch nicht.

Du kannst nicht schreiben?

Schreiben kann ich natürlich schon, aber nicht schriftstellerisch schreiben.

Du sollst nicht schriftstellerisch schreiben, was auch immer du darunter verstehst. Du sollst nur aufschreiben, worüber wir gesprochen haben. Probiere doch einfach aus, was geschieht, wenn du etwas tust, ohne vorher zu wissen, was dabei herauskommt und warum du es tust. Mach es einfach. Vertraue mir. Und wenn es dir hilft, dann stell dir vor, du schreibst es für deine Freunde. Was hältst du davon?

Ja, dann ist es einfacher. Das ist eine gute Idee.

Liebe Freunde, ich sitze jetzt schon geraume Zeit vor diesem Blatt Papier und versuche, die richtigen Worte zu finden. Es mag mir nicht so recht gelingen. Immer habe ich irgendetwas auszusetzen. Vielleicht gibt es ja die »richtigen« Worte auch gar nicht. Und es geht viel eher darum, den Worten Raum zu geben, die jetzt gerade zu mir kommen, indem ich sie aufschreibe.

Es ist ein großes Fragezeichen, dem ich mit diesem Text entgegenlaufe und ich weiß nicht, was dabei herauskommt. Doch wenn Ihr bei mir seid, wenn auch nur im Geiste, kann ich den Mut und die Ausdauer aufbringen, um dieses Abenteuer einzugehen. Ich werde Euch von meiner Wahrheit erzählen. Von dem, was das Leben mich gelehrt hat. Es ist mein Dankeschön an Euer »Da-Sein« in meinem Leben. Denn vieles, was ich erfahren durfte, habe ich mit Euch gelernt und ganz gleich, wie unsere gemeinsamen Erfahrungen gewesen sind, ich bin dankbar dafür. Für alles!

Was ist meine Wahrheit?

Sie beginnt mit meiner besten Freundin – die ihr übrigens alle nicht kennt – und der traurigen Erkenntnis, dass ich nie gut mit ihr umgegangen bin. Erst habe ich sie nicht wahrgenommen, dann verkannt, habe sogar gegen sie gekämpft und sie mehr als einmal verleugnet, obwohl ich ihren Wert für mich schon erkannt hatte.

Ich spreche von meiner inneren Stimme. Sie ist die Quelle meiner Worte, die ich hier aufs Papier bringe. Sie hat mir jede Frage beantwortet und mir Geschichten erzählt. Meine Wahrheit kommt von ihr. Und sie hat lange und sehr geduldig auf mich gewartet, bis ich endlich bereit war, zuzuhören. Ich rede hier nicht von Minuten, Stunden oder Tagen. Es hat viele Jahre gedauert. Anfangs hörte ich ihr nur gelegentlich zu, später mehr und mehr. Zwischendurch verlor ich auch wieder den Kontakt, oder wollte nicht wahrhaben, was ich hörte und tat es als »Firlefanz« ab. Ich sprang mit ihr um, gerade wie ich Lust, Laune und Mut hatte. Doch sie hat mir immer wieder verziehen und geduldig und gelassen auf meine Rückkehr gewartet.

Dein Haus

Wieso habe ich dich früher nicht gehört? – war meine erste Frage an sie.

Weil du vergessen hattest, dass es mich gibt. Ich bin nur da, wenn du dich mir zuwendest. Und ich wachse mit der Aufmerksamkeit, die du mir schenkst. Ohne sie bin ich wie nicht vorhanden – auch wenn ich trotzdem da bin.

Was hast du die ganze Zeit gemacht, in der ich nicht mit dir gesprochen habe?

Ich habe dir zugeschaut. Habe gesehen wie du spielst, wie du lachst, wie du fällst, wie du weinst, wie du wieder aufstehst und weiterläufst und dachte manchmal, wenn du still an einem Ort gesessen bist, jetzt hat sie vielleicht ein Ohr für mich. Aber dann bist du schon wieder aufgesprungen und es gab keine Chance für mich, dich zu erreichen.

Warum wolltest du mich erreichen?

Weil wir zusammen gehören und weil es gut für dich ist, wenn wir zusammen sind.

Waren wir schon immer getrennt?

Nein. Wir beide haben einmal ganz eng zusammengelebt. Wenn du einen Arm bewegt hast, habe ich ihn auch bewegt und wenn du drei Schritte gelaufen bist, bin ich mit dir gegangen. Wir waren eins und doch zwei. So wie zwei Puzzleteile, die genau ineinanderpassen. Ich war du und du warst ich. Wir wohnten in einem Haus.

image

In welchem Haus?

Das Haus steht symbolisch für deinen Körper.

Und wieso haben wir uns getrennt?

Es sind Dinge geschehen, die dich sehr erschreckt haben. Andere Menschen haben dein Haus zum Schwanken gebracht. Du hattest große Angst und deswegen bist du aus diesem Haus geflohen, damit du die Angst nicht mehr fühlst. Du hast nur diesen Ausweg gesehen, um dich in Sicherheit zu bringen. Durch deine Flucht haben auch wir uns voneinander getrennt.

image

Wieso habe ich dich nicht mitgenommen?

Ich kann nirgendwo anders hingehen. Ich bin ein fester Bestandteil dieses Hauses. Es gibt keinen anderen Ort für mich, an dem ich sein kann.

Warum hast du mich nicht gerufen?

Das habe ich. Aber du hast mich nicht wahrgenommen. Irgendwann hattest du gar keine Erinnerung mehr an mich. Außerdem wolltest du nicht an dein Haus erinnert werden. Du warst der festen Überzeugung, dass dort nur Unangenehmes auf dich wartet.

So begann also eine lange Unterhaltung zwischen mir und meiner inneren Stimme, in der ich alles über die wirklich wesentlichen Dinge in meinem Leben erfuhr. Es dauerte lange, sehr lange, bis ich den gefundenen Schatz erkannt habe und ehren konnte. Und jetzt frage ich Euch, meine lieben Freunde:

Wie sieht es mit Eurer inneren Stimme aus? Kennt Ihr sie? Sprecht Ihr miteinander? Mögt Ihr, was sie Euch erzählt? Oder habt Ihr noch nie von ihr gehört? Geht sie spielerisch mit Euch um, wie der Wind mit den Ähren des Kornfeldes? Spürt Ihr in ihren Antworten die Klarheit eines Diamanten auf schwarzem Samt? Was bedeutet sie Euch? Und – kennt Ihr eine bessere Freundin?

Das Verlassen des Hauses – die Flucht – Teil 1

Du hast gesagt, ich habe mein Haus verlassen, weil es zum Schwanken gebracht wurde. Wie bringt man ein Haus zum Schwanken?

Da gibt es unzählige Möglichkeiten. Allen gemeinsam ist, dass Grenzen überschritten werden und deine Individualität nicht geachtet wird. Das kann auf vielerlei Weise geschehen: Indem man Urteile über dich fällt, dass du nicht hübsch, schlau usw. bist oder indem man dir erzählt, was du alles nicht kannst. Oder dir zu verstehen gibt, du bist nicht gut genug. Indem du geschlagen oder missbraucht wirst. Indem man deine Bedürfnisse übergeht, dir keinen Schutz bietet, keine Sicherheit. Indem man dich vernachlässigt und dir keine Aufmerksamkeit schenkt. Indem man dich glauben macht, du bist nichts wert oder indem man dich nicht spüren lässt, wie einzigartig und wundervoll du bist. Indem man die Schönheit in dir nicht sieht und dir davon erzählt … und … und … und.

Warum haben sie mein Haus zum Schwanken gebracht?

Sie haben mit deinem Haus das getan, was andere zuvor mit ihrem Haus gemacht haben. Das waren ihre Erfahrungen, die sie unbewusst an dich weitergegeben haben. Sie waren traurig, verzweifelt und auch wütend.

Auf mich?

Nein, auf die, die ihr Haus zum Schwanken gebracht haben.

Ich dachte immer, sie seien wütend auf mich gewesen. Vielleicht, weil ich kurz vorher noch Freude hatte und gelacht habe.

Hast du das seitdem mal wieder getan?

Ich denke, du hast mich immer beobachtet, dann musst du das doch wissen?

Ich weiß es auch – aber weißt du es? Bist du dir dessen bewusst?

Seitdem habe ich nicht mehr so frei und intensiv und so vertrauensvoll Freude gehabt und gelacht. Ich wollte sicher gehen, dass das nicht wieder geschieht und habe deswegen vermieden, was meiner Meinung nach der Auslöser dafür war. Ich dachte, mein Verhalten sei der Grund für ihr Tun gewesen und sie hätten mein Haus deswegen zum Schwanken gebracht, weil es ihnen missfallen hat.

Schau – zu dem Zeitpunkt als das alles geschah, war dein Bewusstsein im Wesentlichen mit zwei Aspekten beschäftigt: deinem Haus und dem, was du tust. Folglich kamen für dich als Begründung des Geschehens nur diese zwei Dinge in Betracht.

Du meinst, ihr Verhalten hatte gar nichts mit mir zu tun?

Es hatte nur insofern mit dir zu tun, als dass sie es dir gegenüber eingesetzt haben. Aber die Ursache dafür warst du nicht. Sie lag lange zurück. Es war der Zeitpunkt, als auch sie ihr Haus verlassen mussten, weil jemand es zum Schwanken gebracht hatte.

Haben sie das Gleiche erlebt wie ich?

Nicht genau – aber das spielt keine Rolle. Nur eins ist sicher: Sie haben auf das, was sie erlebt haben, genauso reagiert wie du. Sie haben ihr Haus verlassen, weil die Gefühle zu bedrohlich waren.

Die Häuser der Anderen

Was geschah, nachdem ich mich von meinem Haus gelöst hatte?

Du warst auf der Suche.

Was wollte ich finden?

Einen Platz, an dem du das bekommst, was du zurückgelassen hast. Du hast versucht, in andere Häuser einzudringen, indem du sie auch zum Schwanken brachtest oder hast solche gesucht, die schon am Schwanken waren. Da ist es dann besonders einfach, sich festzumachen.

Ich habe doch kein Haus zum Schwanken gebracht!

Doch, das hast du getan. Die, die ihr eigenes Haus verlassen haben, tun das meistens. Sie sind alle auf der Suche und sie brauchen dringend Halt, Sicherheit und Geborgenheit, die sie durch die Flucht aus ihrem Haus verloren haben. Und so beginnen sie dann, all dies in anderen Häusern zu suchen.

Und wie geht das?

Du manipulierst Menschen. Das heißt, du tust oder sagst gewisse Dinge, damit du von einer anderen Person das bekommst, was du gerne möchtest. Die gesamte Wahrnehmung ist sehr auf den Anderen und die »geheimen Geschäfte« fokussiert. Anstatt ganz bei dir zu sein und aus dir heraus zu leben, denkst du darüber nach, welches Verhalten jetzt zu dem gewünschten Ergebnis führen könnte. Dann gibst du einem anderen Menschen etwas nicht, weil du schenkst, sondern weil du etwas haben möchtest. Das geheime Motto lautet: Ich gebe dir dies und dafür bekomme ich jenes von dir. So läuft das, wenn du nicht zuhause wohnst. Du fühlst dich ruhelos, bist unsicher, ständig aktiv und auf der Suche. Aus diesem inneren Durcheinander entsteht in dir die Überzeugung, »geheime Geschäfte« machen zu müssen, damit du dich gut fühlst. Wärst du in deinem Haus könntest du Wärme, Schutz und Sicherheit erleben. Denn dies ist der Ort, an dem du all das bekommst, was gut für dich und deine Entwicklung ist. Wenn du in deinem Haus bist.

Du meinst, in fremden Häusern konnte ich das gar nicht finden? Warum habe ich es dann trotzdem versucht?

Du hast es automatisch so gemacht, ohne darüber nachzudenken. Die Lösung für deine Suche hast du im Außen gesucht, bist dabei aber nicht fündig geworden. Es hat sich nie wirklich gut angefühlt. Wie ein Kleidungsstück, das nicht richtig sitzt. Weißt du, in jedem Haus wohnt eine innere Stimme. Eine, die nur zu dem gehört, der dort geboren ist und die dafür verantwortlich ist, dass dieser alles bekommt, was er für die Entwicklung in seinem Leben braucht. Ein Fremder hat in diesem Verhältnis nichts zu suchen.

Wenn du manipulierst, verführst du eine Person dazu, mehr auf dich zu hören, als auf die eigene innere Stimme. Du lenkst sie ab, damit du das erhältst, was du brauchst und sie nicht wahrnimmt, was für sie selbst wesentlich wäre. Befinden sich alle Personen in ihrem eigenen Haus, sprechen zwei vollkommen authentische Individuen miteinander, die jeweils von ihrer inneren Stimme geführt werden. Zum Wohle aller Beteiligten. Das ist der große Unterschied. Alle gewinnen. Im anderen Szenario gibt es immer einen Gewinner und einen Verlierer oder ein Opfer und einen Täter oder einen Schwachen und einen Starken …

Ich bin jedenfalls kein Täter, ich war das Opfer. Andere haben mein Haus zum Schwanken gebracht.

Auch die, die dein Haus zum Schwanken gebracht haben, sagten »Ich war ein Opfer«. Sie sagten »Andere haben Schuld« und während sie das sagten, schlugen sie gegen dein Haus. Und noch während du sagst, dass sie dein Haus zum Schwanken brachten, trommelst du gegen die Tür eines anderen Hauses. Du schaust in die Vergangenheit, siehst dich als Opfer und realisierst nicht, dass du im Hier und Jetzt längst zum Täter geworden bist, weil du im Außen auf der Suche bist.

Etwas fehlt – das Zurückgelassene

Hast du manchmal den Eindruck, dass dir etwas fehlt?

Ja, Geld, eine größere Wohnung, mehr Zeit, mehr Urlaub.

Vielleicht hast du aus dem Gefühl, dass du etwas vermisst, den falschen Schluss gezogen.

Wie meinst du das?

Wenn du zum Beispiel Hunger hast, dann glaubst du essen zu müssen, damit der Hunger weggeht. Du isst, aber dennoch bleibt ein Hungergefühl bestehen. Und so meinst du, einfach noch mehr zu essen, wäre die Lösung. Doch der Hunger bleibt. Genauso ist es mit den Dingen, die du eben aufgezählt hast. Du hast ja schon Geld, viel Freizeit und eine schöne Wohnung und du meinst, mehr davon würde deinen Hunger stillen. Was, wenn dein Hunger auf einer ganz anderen Ebene besteht? Vielleicht sehnst du dich nach deinem Haus und dem, was du dort zurückgelassen hast. Und nur die Rückkehr dorthin kann dich satt und zufrieden machen.

Was habe ich dort zurückgelassen?

Den Teil von dir, der gefühlt hat, deinen Körper und mich, deine innere Stimme, die Verbindung zur Quelle.

Aber ich bin doch hier mit meinem Körper.

Fühlst du ihn auch? Magst du die leeren Momente mit ihm? Die ruhigen Augenblicke, in denen wir uns gut unterhalten könnten? Gönnst du ihm Ruhepausen? Weißt du, was er mag? Was für ihn leicht zu verdauen ist und ernährst du dich dementsprechend? Liebst du deinen Körper und die Signale, die er dir sendet?

Oder gestaltet sich dein Umgang mit ihm eher in folgender Weise: du benutzt ihn, wie ein Werkzeug und erwartest, dass er funktioniert, auch wenn du nicht auf seine Bedürfnisse eingehst. Du überhäufst ihn mit Leistungsanforderungen, überflutest ihn mit Sinnesreizen: Essen, Reden, Fernsehen, Lesen, Musik hören und am besten alles gleichzeitig und setzt seine einwandfreie Funktion als Selbstverständlichkeit voraus. Kann er sich dir mitteilen, durch mich zum Beispiel? Hast du ein offenes Ohr für ihn?

Wenn ich das nicht hätte, würden wir jetzt nicht miteinander reden.

Und wie oft hörst du ihm zu? Einmal in der Woche oder zweimal im Monat, wenn dir gerade zufällig danach ist?

Ja, es stimmt, mein Körper ist ständig beschäftigt und ich esse zu viel, vor allem von den Dingen, die er, glaube ich, nicht so verträgt. Ich vermeide das Hungergefühl. Sag mir, warum esse ich, obwohl ich keinen Hunger habe?

Es gibt zwei Dinge, die in der Leere, dem Hungergefühl, auf dich warten:

Du hast Angst, meine Stimme zu hören und fürchtest dich davor zu fühlen, was in der Leere auf dich wartet. Schau, wir beide sprechen am besten miteinander, wenn nichts anderes uns stört: keine anderen Menschen, kein Tun, kein Fernsehen, keine Musik … Dann ist deine ganze Aufmerksamkeit für mich da. Geht es deinem Körper gut und er ist entspannt, dann ist das die perfekte Voraussetzung für einen Moment der Stille. Das ist der Raum, in dem wir leicht miteinander kommunizieren können. Wird dieser Raum von anderen Dingen gefüllt, die deine Aufmerksamkeit einfordern und fühlt sich dein Körper schwer und müde an, dann ist es so, als ob wir uns über eine große Menschenmenge hinweg unterhalten müssten. Das ist sehr anstrengend. Wir können uns nicht richtig sehen, hören auch nicht, und dadurch gibt es Missverständnisse. Je besser wir uns kennen, desto besser funktioniert unsere Kommunikation auch unter erschwerten Bedingungen. Aber am Anfang einer Partnerschaft, ist es doch so, dass man sich miteinander ein bisschen zurückzieht, um sich kennenzulernen. Das gilt auch für uns.

Und nun zu den Gefühlen, die in der Leere auf dich warten: Hast du freie Zeit, kannst du sie zum Ausruhen nutzen oder dafür, liegengebliebene Arbeiten zu erledigen. Je größer der angehäufte Stapel ist, umso eher wirst du dich für das Aufarbeiten entscheiden. Dein Körper arbeitet nach dem gleichen Prinzip. Hat er also einen Moment des Durchatmens, in dem nichts von außen auf ihn einströmt, nutzt er die Gelegenheit für einen Hausputz: Er säubert seine Zellen, befördert alles nach draußen, was er dort abgelegt hat und was ihn schon lange »zwickt«. Da können dann auch einmal Gefühle aus vergangenen Zeiten aufsteigen oder die, die aktuell sind und die du bis jetzt noch nicht wahrgenommen hast.

Wieso sind da immer noch Gefühle aus der Vergangenheit?

Als du die Bindung zu deinem Haus, also Körper, gelöst hast, gab es dafür einen Grund: starke Gefühle wie Verzweiflung, Angst, Trauer, Wut, die dir Angst gemacht haben. Du hast diese Gefühle zurückgelassen. In deinen Körperzellen sind diese Empfindungen noch gespeichert. Sie warten immer noch auf deine Anerkennung und wollen angenommen werden.

Wir ziehen an, wovor wir fliehen