Barbara Ludwig
ZUM WEINEN
IST DIE ZEIT
ZU SCHADE
Diagnose: Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung
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ISBN 978-3-86474-081-7
Produced in Germany
E-Book-Produktion: ABW Wissenschaftsverlag mit bookformer, Berlin
Umschlaggestaltung: brandnewdesign, Hamburg
Titelabbildung: istock, Couple’s silhouette, dijon yellow
P130021
Prolog
TEIL 1 MORGEN GEHT ES SICHER WIEDER BESSER
TEIL 2 VON ARZT ZU ARZT
TEIL 3 ZUM WEINEN IST DIE ZEIT ZU SCHADE
Nachwort
Dank
Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK)
Hinweis für Betroffene (Auszug aus der Seite der CJK-Initiative www.cjk-initiative.de)
In den ersten Wochen im März endet in Australien die Regenzeit, der Herbst beginnt. Die Hitze nimmt ab, es wird erträglich. Vor dem Ayers Rock, diesem riesigen monolithischen Felsen inmitten der Wüste im Nationalpark Uluru, versammelt sich eine Gruppe Touristen. Die untergehende Sonne taucht den Fels in rotes Licht und er verschmilzt mit dem roten Sand zu einer Einheit. Die Umrisse des von jahrhundertealten Erosionen in die Felswand gefressenen Reliefs zeichnen sich scharf ab. Die Touristen fotografieren und filmen. Der Reiseleiter erklärt: „Oben am Felsen sehen Sie ‚The Brain‛, so nennen wir Aussies dieses Steingebilde, das die Aborigines als Heiligtum verehren. Zu Recht, meine ich. Schließlich ist das Gehirn mit seinen mehr als hundert Milliarden Zellen das wichtigste und heiligste Organ, das wir Menschen besitzen.“ Alle nicken ergriffen und finden, dass die Eingrabungen im Stein tatsächlich dem Querschnitt eines überdimensionalen Menschenschädels ähneln.
In Deutschland rollt ein Güterzug durch die winterliche Märznacht. Halbrunde, übergroße Stahlbehälter lagern stoßgesichert in gleichmäßigen Abständen auf den Räderplattformen. Fast lautlos gleitet der Zug mit gedrosselter Geschwindigkeit durch die Dunkelheit, überquert geschlossene Bahnübergänge, durchfährt menschenleere Bahnsteige. Männer vom Bundesgrenzschutz begleiten den Transport, unsichtbar für den Betrachter. Müde wartet ein Mann vor einer heruntergelassenen Bahnschranke. Er sieht den Zug wie einen Gespensterzug vorbeiziehen. Er kennt die Castorbehälter aus der Presse und weiß, dass in den Behältern radioaktives Material nach Gorleben zur Zwischenlagerung transportiert wird.
Er weiß nicht, dass der Zug heute um vier Uhr früh in Göttingen stoppen wird.
Ein junger Wissenschaftler wird, begleitet von zwei Polizisten, am Bahnsteig warten, um einen Sicherheitsbehälter in Empfang zu nehmen. Der Inhalt des Behälters ist nicht radioaktiv aufgeladen, aber ebenso gefährlich. Selbst ein Tausendstel Gramm dieses Materials bringt für Menschen, die damit ungeschützt in Berührung kommen, den sicheren Tod.
Das hochinfektiöse Material ist für die Prion-Forschungsgruppe der Universität Göttingen bestimmt. Es wurde dem Gehirn eines Toten entnommen. Die Leiche war männlich, 54 Jahre alt, weiß. Seine Gehirnmasse wog 1479 Gramm.
Der Mann starb am 11.03.1999 an den Folgen der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit.
Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) beim Menschen gehört wie BSE bei Rindern zu einer Gruppe übertragbarer, stets tödlich verlaufender Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Sie werden durch ungewöhnliche Erreger ausgelöst, sogenannte Prionen.
Eine spätere Analyse des Materials ergibt, dass die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit nicht vorliegt. Die DNA-Untersuchung fördert eine genetische Disposition zutage. Das bedeutet, ein kleines Gen entschied in diesem Fall über den Ausbruch der Erkrankung. Angestoßen durch einen unbekannten Auslöser, nahm es sein unheilvolles Werk auf. Welche Erreger dazu führten, dass die Nervenzellen im Gehirn dieses Mannes verklumpten, sich auffalteten und schließlich ihren Dienst völlig versagten, bleibt unbekannt.