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Johann-Georg Raben

Annäherungen an Gottfried Wilhelm Leibniz

Teil I:

Veranstaltungen, Interviews etc. zum
Leibniz-Gedenkjahr 2016

Mit einem Anhang „Spuren Leibnizens in Hannover“ und einer Bibliographie zu Leibniz

Copyright: © 2017 Johann-Georg Raben

Erschienen bei tredition GmbH, Hamburg

978-3-7439-2973-9 (Paperback)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Veranstaltungen, Interviews etc. zum Leibniz-Jahr 2016

Hannover feiert Leibniz-Jahr 2016

Historisches Museum Hannover plant neues Konzept

Der 10. Internationale Leibniz-Kongress des Jahres 2016

Verzögerte Universitäts-Umbenennung

Die BILD-Zeitung stellt den Philosophen vor

Der Präsident der Leibniz-Gesellschaft im Interview

Der Leiter der Leibniz-Forschungsstelle im Interview

Drei Leibniz-Forscher im Interview

HAZ-Berichte zu den Jubiläumsveranstaltungen

Die Leibniz-Stiftungsprofessur

Vier Vorträge zu Leibniz an der Evangelischen Stadtakademie Hannover

Eine Ausstellung über Leibnizens letztes Lebensjahr

Thesen über Leibnizens seelische Befindlichkeit – und über seine Bedeutung in der Geschichte der Technik

Die Leibniz-Gemeinschaft e.V

Über die Leibnizsche Rechenmaschine

Leibniz als Mathematiker, Ingenieur, Erfinder

Die Münderaner Verlegerin Gabrielle Spaeth und ihr Leben für Leibniz und die Literatur

Leibniz-Büste und Theaterführung in der Marienburg

Der Schriftsteller Daniel Kehlmann im Interview

Die Reihe „Leibniz 2016“ in der HAZ

Zwei Beiträge speziell zu Leibnizens 300. Todestag

Überarbeitete Ausgabe von Eike Christian Hirschs Leibniz-Biografie erschienen

Spuren Leibnizens in Hannover

Die beiden Leibniz-Häuser

Leibniz und das Leineschloss (= heutiger Niedersächsischer Landtag)

Die sehr fragliche Echtheit des angeblichen „Leibniz-Grabes“

Vollständige Darstellung der Leibniz-Spuren in einer Broschüre

Bibliographie zu Leibniz

Über den Verfasser:

Vorwort

Als ich – studierter Germanist/Anglist/Psychologe mit historischen und philosophischen Interessen – Ende 2015 aus der Zeitung erfuhr, dass das Jahr 2016 ein „Leibniz-Jahr“, das heißt: Leibniz-Gedenkjahr, sein werde, hat es mich sozusagen „in den Fingern gejuckt“ (1), in den Nachschlagewerken und andern Büchern meiner gut bestückten Privatbibliothek die einschlägigen Stichworte über den Philosophen nachzulesen. Ich sammelte dann zusätzlich, aus den verschiedensten Quellen, weiteres Material sehr unterschiedlichen Inhalts zum Thema Leibniz – mit dem Ziel, das Gefundene in lockerer Form und zitierender Weise als Buch herauszubringen. Mir erschien das als ein nützlicher Beitrag zum Leibniz-Jahr und zur Leibniz-Forschung. (In ähnlicher Weise hatte ich 2014 bereits eine Materialsammlung zum Jubiläum 1714/2014 der Personalunion Hannover-England – mit dem Titel „Gestalten der englischen und hannoverschen Geschichte“ – veröffentlicht.)

Ich verband beim Schreiben das gefundene Material durch eigene Überschriften, Kommentare, Fußnoten etc. und fügte eine Bibliographie an. Auf diese Weise entstand – wegen der Fülle des von mir gefundenen Materials – im Computer ein Buch von mehr als 400 getippten Seiten zum Thema Leibniz, gegliedert in neun Hauptkapitel. (2)

Aus diesem in meinem Computer gespeicherten Werk von neun Hauptkapiteln möchte ich hier – um den Leser nicht finanziell und durch die Menge der zu lesenden Seiten zu überfordern – zunächst ein Hauptkapitel (und zwar das erste) plus einem Anhang und einer Bibliographie veröffentlichen. Die übrigen sieben Hauptkapitel werde ich (so jedenfalls habe ich es geplant) zu gegebener Zeit nachliefern – natürlich auch abhängig davon, wie gut die hier vorgelegte Publikation „läuft“.

Das hier vorliegende Buch kann also als eine edierte, kommentierte „Collage“ von (oft umfangreichen) Zitaten bezeichnet werden – was eine bestimmte, legitime (wenn auch ziemlich ungewöhnliche) Form von Sachbuch darstellt. Offensichtlich bin ich ein Sammler-Typ. („Sammler sind glückliche Leute“, sagt der Volksmund.)

Eines der Kapitel fällt jedoch aus dem Rahmen, indem ich mich darin ausführlich mit bestimmten Thesen zu Leibnizens Leben und zu seiner Bedeutung in der Wissenschaftsgeschichte auseinandersetze. Dabei werden auch Fragen der Forschungsmethode behandelt.

Dieses Buch lässt sich auch als eine Dokumentation des Leibniz-Jahres und als eine Literatur-Übersicht zum Thema Leibniz beschreiben.

Bei dem Hannoveraner Leibniz-Forscher Dipl.-Ing. (Fach: Elektronik) Helmut Konietzny bedanke ich mich dafür, dass er mir diverse Literaturhinweise und – in langen Telefongesprächen – weitere wichtige Informationen zu Leibniz geliefert hat. Frau Katrin Januschke im Archiv der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung bin ich dankbar für die Zusendung einschlägiger HAZ-Artikel. Ich bedanke mich auch bei den Verfassern der in diesem Buch wiedergegebenen Zitate und den Herausgebern der betreffenden Zeitschriften bzw. Bücher.

Wenn ich diesem Buch den bescheidenen Titel „Annäherungen“ gegeben habe, so gebe ich damit einen Sachverhalt wieder, den der Leibniz-Forscher Professor Erwin Stein (in einem Telefongespräch, das ich mit ihm führte) so beschrieben hat: „Über Leibniz zu forschen, das ist wie wenn ein Blinder sich einen Elefanten ertastet.“

Dr. Johann-Georg Raben im Juni 2017

Fußnoten:

(1) Und wen fasziniert dieser Universalgelehrte nicht!

(2) Die Titel der übrigen (noch unveröffentlichten) Hauptkapitel lauten wie folgt: Leibniz in Enzyklopädien, Lexika, Wörterbüchern, Monographien /// Leibnizens Konflikt mit Isaac Newton /// Leibniz und das Welfenhaus /// Leibniz am kurfürstlichen Hof in Berlin /// Einiges über Leibnizens wissenschaftliche Leistungen /// Diverse Bemühungen, Leibniz adäquat zu würdigen /// Die gefährliche Digitalisierung der Welt.

Veranstaltungen, Interviews etc. zum Leibniz-Jahr 2016

Hannover feiert Leibniz-Jahr 2016

Unter diesem Titel (mit dem Untertitel „Großes Kulturprogramm geplant“) war am 30. Dezember 2015 in den Nordhorner „Grafschafter Nachrichten“ (Seite 22) der folgende Bericht zu lesen:

epd HANNOVER. Das Jahr 2016 wird in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover ganz im Zeichen des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) stehen. Dann jährt sich der Todestag des berühmten Aufklärungsphilosophen zum 300. Mal und sein Geburtstag zum 370. Mal. Am Festprogramm beteiligen sich Akteure aus Wissenschaft, Kultur, Politik und Kirche. Leibniz war von 1676 an bis zu seinem Tod Bibliothekar am Fürstenhof in Hannover. Ihm zu Ehren wird der zehnte Internationale Leibniz-Kongress vom 18. bis 23. Juli 2016 in Hannover stattfinden. Dazu werden rund 350 Leibniz-Forscherinnen und -Forscher aus mehr als 30 Ländern erwartet. Eröffnet wird das Leibniz-Jahr am 19. Januar mit einer Festveranstaltung im Schloss Herrenhausen. [1] „Leibniz war und ist als Wissenschaftler, Forscher, Denker und Kunstliebhaber nicht nur für die Stadt Hannover, sondern auch für Niedersachsen von herausragender Bedeutung“, sagte Annette Schwandner vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur. In Hannover tragen zahlreiche Einrichtungen den Namen des Philosophen: die Leibniz-Universität ebenso wie die Leibniz-Schule oder die renommierte Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Bibliothek. Vom 21. Juni bis 31. Dezember 2016 zeigt die Bibliothek eine Sonderausstellung zu dem Philosophen.

Angefügt an den obigen Bericht ist ein Kommentar von Christine Adam mit dem Titel „Großer Bahnhof“, den ich hier ebenfalls zitieren möchte:

In Hannover fühlte sich der Europareisende Gottfried Wilhelm Leibniz „körperlich und geistig beengt“. Das lässt die Stadt nicht auf sich sitzen, auch wenn Leibniz‘ Briefäußerung über 300 Jahre her ist. Hannover bereitet dem Universalgelehrten und frühen Aufklärer im Leibniz-Jahr einen richtig großen Bahnhof, um im Bild zu bleiben – mit Veranstaltungen, die wohl kaum einen Aspekt im Leben und Werk des Universalgelehrten unbeachtet lassen.

Gerade auch Kindern und Jugendlichen dürfte der ihnen ferne frühe Aufklärer näher rücken, wenn sie erst einmal seine Erfindungen und Entdeckungen bestaunen: seine Rechenmaschine, Pläne für ein Unterseeboot, Verbesserungen bei Windmühlen und der Erzförderung im Bergbau, seine mathematischen Errungenschaften. Das könnte Neugier-Brücken bauen zur abstrakteren Seite des kreativen Kopfes, zu seinen sprachlichen und philosophischen Ideen. Wer weiß, vielleicht ermutigt sein Vorbild auch, es selbst als kleiner Leibniz zu versuchen? (Die Autorin ist erreichbar unter: autor@gn-online.de)

In einem von der Landeshauptstadt Hannover herausgegebenen Flyer mit dem Titel „Leibniz-Jahr 2016, Programm-Auszug“ sind 21 Veranstaltungen der verschiedensten Art aufgelistet; ich nenne davon neben der Oper „Candide“ hier nur die folgenden Vorträge (bzw. Vortragsreihen, jeweils mit anschließender Diskussion): „Leibniz als Jurist und Rechtsphilosoph“ /// „Schäden, Schulden und Pensionen“ /// „Vom Leben in der besten aller möglichen Welten“ /// „Monade und Politik bei Leibniz“ /// „Inclinata resurget. Gebeugtes wird sich wieder aufrichten“ /// „Die Vielfalt der Menschheit“

Fußnote:

(1) Den Festvortrag hielt Dominik Perler über die Leibnizsche Sprachphilosophie. Es ging darin um die Frage, ob auch Tiere denken.

Historisches Museum Hannover plant neues Konzept

Unter dieser Überschrift – mit dem Untertitel: „Aktuelle Ausstellungen und viele Jubiläen in Hannover“ – war in den niedersächsischen Zeitungen im Januar 2016 die folgende Meldung zu lesen:

epd HANNOVER. Mit einer neu konzipierten Dauerausstellung will das Historische Museum in Hannover sein Erscheinungsbild für Besucher verändern. Das Haus solle nach derzeitiger Planung im Januar 2017 ausgeräumt und grundlegend anders als bisher gestaltet werden, sagte Museumsdirektor Thomas Schwark. Anlass sei das 50-jährige Bestehen des 1966 eröffneten Museums, das im Oktober gefeiert werden soll.

Ein erster Baustein für das neue Konzept sei die Ausstellung „Typisch Hannover!?“, die am 31. August eröffnet wird, sagte Kurator Andreas Urban. Sie gehe auf Besonderheiten der Landeshauptstadt ein und zeige Hannover etwa als Stadt der Welfen, als Stadt mit dem weltweit größten Schützenfest oder als besonders grüne Stadt. Besucher könnten dabei über das Internet und bei Podiumsdiskussionen ihre eigene Sichtweise einbringen.

Jubiläen prägen auch das übrige Jahr 2016. So wurde Hannover vor 775 Jahren erstmals in einer Urkunde erwähnt. [1] Weitere Schwerpunkte sind der 300. Todestag des Philosophen und Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) und die Schlacht bei Langensalza, die vor 150 Jahren die Herrschaft der Welfen im Königreich Hannover beendete. Eine Ausstellung ab dem 9. März ist dem „Bulli“ von Volkswagen gewidmet, der vor 60 Jahren in Hannover zum ersten Mal vom Band lief.

Im vergangenen Jahr habe das Museum einen Rückgang der Besucherzahlen verzeichnet. (Zitiert aus: Grafschafter Nachrichten, 16. Jan. 2016, S. 22)

Diesem Artikel war ein interessanter Kommentar von Elke Schröder beigefügt, den ich hier ebenfalls wiedergeben möchte:

Das Historische Museum am Hohen Ufer in Hannover schenkt sich zum 50. Geburtstag mit der Neugestaltung der Dauerausstellung etwas Besonderes: Es will sich weiter fit für die museale Zukunft machen – und die Bürger sollen mithelfen.

Das ist eine schöne Idee. Denn: Wer mit einem Stück Geschichte seines eigenen (Stadt-)Lebens das Museum mit neuen Impulsen für die Inhalte bereichern kann, der hat fortan auch eine persönliche Verbindung mit dem Haus. Dieser Dialog, den das Museum seinen künftigen Besuchern anbietet und mit ihnen eingeht, kann nicht nur die Identifikation mit der Stadt, sondern auch mit der Einrichtung stärken.

Hat sich Hannover da vielleicht auch von einem interaktiven Museumskonzept seiner britischen Partnerstadt Bristol inspirieren lassen? Im Hafengebiet der Metropole im Südwesten Englands befindet sich seit 2011 nun das Heimatmuseum M Shed. Es will ein lebendiges Museum sein, in dem Sinne, dass es stetig mit den Einwohnern zusammenarbeitet. So könnte auch Hannover einen besonderen Raum für Diskussionen über die Zukunft schaffen, angeregt durch diese Geschichten aus der Vergangenheit der Stadt. (Die Autorin ist erreichbar unter autor@gn-online.de)

In einer Presseinformation weist das Historische Museum (2) auf drei Vorträge von Prof. Brandon C. Look hin, die im Juni 2016 aus Anlass des Leibniz-Jahres in dem Museum stattfanden. Die drei Vorträge standen unter der Überschrift „Wozu noch Leibniz?“. Sie behandelten die Frage der „Aktualität der leibnizschen Philosophie“. – Ich zitiere die Zusammenfassungen der drei Vorträge:

Prof. Look ist einer der renommiertesten Experten für die Philosophie von Gottfried Wilhelm Leibniz. Er wird sich in den drei Vorträgen an den Themen „Natur“, „Freiheit“ und „Gerechtigkeit“ orientieren.

[Erster Vortrag:] Natur – Leibniz‘ berühmter „Monadologie“, in der die Welt aus Kraftpunkten oder lebendigen Einheiten (Monaden) besteht, denen jeweils eine spontane Tätigkeit innewohnt.- – Obwohl eine Welt aus Monaden zunächst einmal skurril wirkt, sind Leibniz‘ Grundideen durchaus plausibel und spielen auch eine Rolle in der gegenwärtigen Metaphysik.

[Zweiter Vortrag:] Freiheit – Leibniz‘ Idee von anderen möglichen Welten hat die moderne Philosophie immer wieder inspiriert. In der gegenwärtigen Metaphysik, Logik und Sprachphilosophie werden Zentralbegriffe wie Notwendigkeit und Zufälligkeit damit erfolgreich analysiert und erklärt.

[Dritter Vortrag:] Gerechtigkeit –. Zwar ist Leibniz mit verschiedenen politischen Bemühungen gescheitert, wie zum Beispiel die Versöhnung und Vereinigung der Konfessionen, seinen Glauben an die Fähigkeit des Menschen zur Vernunft ließ er sich dennoch nicht nehmen. Vielleicht ist gerade dieser aussichtslose Optimismus das Geheimnis der leibnizschen Nächstenliebe.

Die zitierte Presseinformation enthält als Anhang die folgende Mitteilung:

Historisches Museum Hannover – Wir haben die Originale

Das 113 Jahre alte Historische Museum zeigt auch im Jubiläumsjahr „775“ die Geschichte unserer Stadt vom Mittelalter bis zur Gegenwart, vom Marktflecken bis zur internationalen Messestadt. Im Mittelpunkt stehen die Sammlung von ca. 500.000 Stück Kulturgut und der Fotobestand mit mehr als 1.5 Mio. Bildern. Kostbare Zeugnisse der barocken Repräsentationskultur am hannoverschen Kurfürstenhof werden im 2013 eröffneten Museum Schloss Herrenhausen gezeigt. Sonderausstellungen, Vorträge und ein museumspädagogisches Begleitprogramm bieten einen spannenden Zugang zur Geschichte für alle Altersstufen. 2015 wurden das Museum zum zweiten Mal mit dem Museumsgütesiegel und der Beginenturm mit dem BDA-Preis ausgezeichnet.

Fußnoten:

(1) Ich weise darauf hin, dass die „Hannoversche Allgemeine“ aus Anlass dieses Stadtjubiläums eine Reihe mit dem Titel „775 – Hannover historisch“ veröffentlicht hat (– jeden Tag einen Artikel, der ein Ereignis aus der Hannoverschen Geschichte beschreibt).

(2) Das Museum hat die Adresse: Pferdestr. 6, 30159 Hannover, Tel. 0511-168-43980. Im Internet: Historisches-Museum-Hannover.de

Der 10. Internationale Leibniz-Kongress des Jahres 2016

In der Vorankündigung dieses Kongresses heißt es im Internet unter „hannover.de/leibniz“ unter anderem:

In erster Linie Leibniz‘ 300. Todestag zum Anlass nehmend, werden die Tätigkeiten und Pläne aus den letzten Lebensjahren des Universalgelehrten von besonderem Interesse sein. Es ist daher naheliegend, die Nachwirkungen und in der Gegenwart aktuell gebliebenen Ansätze und Überlegungen von Leibniz in den Mittelpunkt des Kongresses zu rücken. In diesem Sinne lautet das Motto des Kongresses: „ – ad felicitatem nostram alienamve“ [= „zum Zwecke unseres Glückes oder des Glückes anderer“, JGR]. Den Schwerpunkt des Kongresses sollen dementsprechend Leibniz‘ Arbeiten zum „commune bonum“ (zum allgemeinen Wohl) bilden.

Seit dem letzten Kongress im Jahr 2011 liegen Tausende von Seiten bisher unveröffentlichter Texte aus dem Leibniz-Nachlass vor – und bis zum Kongress im Jahr 2016 wird durch das Voranschreiten der Edition noch weiteres Material folgen. Es ist zu erwarten, dass diese Texte in vielen Kongress-Referaten ausgewertet werden. In philosophischer Hinsicht wird hier Leibniz‘ Rationalitätsbegriff, der durchaus auch pragmatische Momente umfasst, von besonderem Interesse sein, da die Arbeit an praktischen Zielen nicht auf eine vollständige Begriffsanalyse warten kann. Die Aufspaltung der Rationalität in wissenschaftliche Rationalität und Ethik ist ein Problem der Moderne, das Leibniz durch die Wiedergewinnung einer Einheit zu lösen versuchte. Neben diesem Schwerpunkt steht der Kongress aber auch für andere Themen der Leibniz-Forschung offen.

Als Veranstalter des Kongresses werden die folgenden wissenschaftlichen Gesellschaften genannt:

Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesellschaft (federführend) /// Leibniz-Stiftungsprofessur der Leibniz Universität Hannover /// Leibniz Society of North America /// Sociedad Española Leibniz /// Societas Leibnitiana Japonica /// Sodalitas Leibnitiana /// Société d’études leibniziennes de langue française /// Association Leibniz Israel /// Red. Iberoamericana Leibniz /// Centre d’études leibniziennes /// Societatea Leibniz din România

Man staunt, dass also offensichtlich eine beträchtliche Anzahl von Wissenschaftlern, zusammengeschlossen in mehreren wissenschaftlichen Vereinigungen, sich in verschiedenen Nationen und Erdteilen mit dem Leibnizschen Werk und mit dem Weiterdenken der Überlegungen dieses Philosophen befassen. – Es wird dort ferner mitgeteilt:

Neben dem 370. Geburts- und dem 300. Todestag von Leibniz wird die im Jahre 1966 in Hannover gegründete Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesellschaft das Jubiläum ihres 50. Geburtstages feiern. Die jüngste Jubilarin wird die Leibniz-Universität Hannover sein, die seit 2006 den Namen des Universalgelehrten trägt und damit ein zehnjähriges Jubiläum begehen kann. [1] Eine Reihe weiterer Veranstaltungen in der Stadt ist geplant.

Die Titel der Vorträge, die auf dem Kongress gehalten werden, sowie die Namen der Referenten kann man im Internet unter dem Stichwort „Gottfried Wilhelm Leibniz Gesellschaft“ erfahren. Die Vorträge sind teils in deutscher, teils in englischer, teils in französischer Sprache. Sie sollen zu Beginn des Kongresses in einem Sammelband vorliegen. – Man staunt beim Lesen der 15-seitigen Vortragliste über die Vielfalt der Themen.

Die „Hannoversche Allgemeine“ (2) berichtete (auf ihrer Kulturseite) über die Festveranstaltung zur Eröffnung des Kongresses unter anderem Folgendes:

Wahrscheinlich ist es besser, den Durchmesser der Erde nicht gerade in Millimetern anzugeben. Schließlich verändert sich die Erde. Gebirge wachsen und erodieren, das Meer steigt und sinkt, und überhaupt hat die Erde nicht die Form einer perfekten Kugel, sondern gleicht eher einer Kartoffel. Millimeterangaben sind für Sandkörner brauchbar (ein durchschnittliches Sandkorn hat einen Durchmesser von etwa 0,2 Millimeter), bei Planeten versagen sie, und bei der Messung der Distanz von der Erde bis zu einem Fixstern funktionieren sie schon gar nicht.

Auf die Verwirrung, die beim Vergleich des sehr Kleinen mit dem sehr Großen entstehen kann, wies der in Hannover lehrende Philosoph Herbert Breger bei der Eröffnungsveranstaltung zum zehnten internationalen Leibniz-Kongress im Schloss Herrenhausen hin. In seinem Festvortrag „Vom Sandkorn und der Unendlichkeit des Himmels“ beschäftigte er sich mit der Relativierung des unendlich Kleinen und verteidigte Gottfried Wilhelm Leibniz gegen einige seiner Interpreten, die in seiner Auffassung von inkomparabel kleinen Größen einen Fehler zu entdecken meinten. Unwichtig ist die Sache nicht, denn das Rechnen mit unendlich kleinen Intervallen gehört zum Kern der Infinitesimalrechnung, die Leibniz (und unabhängig von ihm auch Newton) entdeckt hatte.

Breger versuchte Leibniz zu rehabilitieren, indem er die Bedeutung des Wortes „inkomparabel“ genauer untersuchte. „Bei diesem Thema sieht man, dass man sich mit Worten leicht missverstehen kann", sagte er – und schloss dann mit einem mathematischen Beweis. […]

Niedersachsens Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajic [fragte] in ihrem Grußwort […] danach, was uns heute mit Leibniz verbindet – und fand die Antwort vor allem in der interdisziplinären Art, Wissenschaft zu betreiben. Leibniz' universalen Ansatz, die Welt als Ganzes zu sehen, hätten wir (nicht gerade zum Wohl der Menschen, nicht zum Wohl der Umwelt) etwas aus den Augen verloren. Kooperation zwischen unterschiedlichen Disziplinen, beflügelt durch die Digitalisierung aber könnte diese Perspektive wiederherstellen. […]

In Vertretung des Oberbürgermeisters [= Stefan Schostok] sprach Hannovers Bürgermeister Thomas Hermann das Grußwort der Stadt. Er verglich den Leibniz-Kongress (nicht gerade glücklich) mit einem Evangelischen Kirchentag [3] und lobte die Stadt dafür, dass sie die Leibniz-Stiftungsprofessur in den vergangenen Jahren mit jährlich 100 000 Euro förderte: „Die Investition in die Marke Leibniz hat sich gelohnt."

Dass sich auch die Beschäftigung mit Leibniz' Schriften lohnen kann, zeigte Catherine Wilson, Philosophin an der Universität York. Sie sprach über Leibniz' Ansichten zu Krieg und Frieden und dem Gemeinwohl. Das Gemeinwohl ist eines der großen Themen des Kongresses. Schließlich trägt er das Motto „Für unser Glück oder das Glück anderer". [… Als Fußnote wird mitgeteilt:] Am Mittwoch […] gibt es im Rahmen des Kongresses […] einen öffentlichen Abendvortrag im Lichthof der Leibniz-Uni, Welfengarten 1. Der Philosoph Volker Gerhardt spricht über „Die Individualität bei Leibniz“. (4)

Fußnoten:

(1) Wie ich von einer ehemaligen Studentin erfahren habe, wurde die Namensgebung „Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Universität“ von dem Philosophiehistoriker Günther Mensching initiiert, der von 1985 bis 2007 in Hannover lehrte. (Siehe ihn und seine Veröffentlichungen im Internet)

(2) Ronald Meyer-Arlt: Von Sandkörnern und Fixsternen. HAZ vom 19. Juli 2016, S. 5. Auf einem Foto sind zu sehen: Prof. Erich Barke, Thomas Hermann, Frau Heinen-Kljajic, Volker Epping (Präsident der Leibniz-Uni) und Prof. Wenchao Li.

(3) Wollte der Bürgermeister damit sagen, dass sich auch hier „Gläubige“ treffen?

(4) Helmut Konietzny, der sich den Vortrag Gerhardts anhörte, sagte mir, er sei kompliziert und schwer zu verstehen gewesen. Die Zuhörer seien frustriert gewesen, hätten danach keine Fragen gestellt. Es ging in dem Vortrag um Leibnizens Monadenlehre.

Verzögerte Universitäts-Umbenennung

Dem – wie man meinen sollte – guten Plan, die Universität Hannover in „Gottfried Wilhelm Leibniz Universität“ umzubenennen, stellte sich im Jahre 2006 überraschenderweise ein kurioses Hindernis entgegen: Unter der Überschrift: Riesenblamage zum Uni-Jubiläum. Universität darf nicht Leibniz heißen – es gibt in Hannover schon die Leibniz-Akademie teilte die Hannoveraner Zeitung „Neue Presse“ (Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co.) am 6. Mai mit:

HANNOVER. Riesenblamage beim Festakt gestern zum 175-jährigen Bestehen der Uni Hannover: Aus der Umbenennung in „Leibniz-Universität“ wird nichts – weil sich die Leibniz-Akademie in Hannover den Namen des letzten Universalgelehrten hat schützen lassen.

„Wir sind sehr enttäuscht, wollen aber keine rechtliche Auseinandersetzung“, sagte Uni-Präsident Erich Barke vor rund 1000 geladenen Gästen, darunter auch Ministerpräsident Christian Wulff (CDU). Wulff hatte in seiner Festrede bereits anklingen lassen, dass es Probleme mit der Umbenennung geben könne.

Kurz danach wusste dann jeder, was er meinte: Die Umbenennung ist nicht möglich, da die Marke „Leibniz-Hochschule“ beim Patentamt München geschützt ist. Nachdem der Uni-Senat Ende vergangener Woche grünes Licht für die Umbenennung gegeben hatte, legte die Leibniz-Akademie ihr Veto ein. „Deshalb hat sich das Uni-Präsidium am Mittwoch keine abschließende Meinung gebildet“, so Barke.

OB Herbert Schmalstieg nach der Feier: „Das ist bedauerlich. Seit mehr als einem Jahr diskutieren wir die Umbenennung. Kurz vor dem Festakt kommt heraus, dass es nicht geht.“ Schmalstieg hatte noch am Montag versucht, im Rathaus mit allen Beteiligten eine Lösung herbeizuführen – vergeblich. Der Geschäftsführer der Leibniz-Akademie, Dirk Nissen, wollte den schwarzen Peter nicht haben. „Wir haben nur auf die Verwechslungsgefahr beider Institutionen hingewiesen.“ (1)

Kurz darauf wurde man sich dann doch noch einig, und die Umbenennung konnte wie geplant stattfinden.

Fußnote:

(1) Verfasser des Artikels: Andreas Voigt und Thomas Nagel. Ich zitiere die Pressemitteilung. Diese kann von dem gedruckten Artikel abweichen.

Die BILD-Zeitung stellt den Philosophen vor

In der Ausgabe dieser Zeitung für Hannover und Umland vom 20. Januar 2016 findet sich auf Seite 10 der im Folgenden von mir zitierte (bebilderte) Artikel von Jana Godau. Die Autorin lässt Leibniz darin auch selber zu Wort kommen, jedoch nicht im Original; sondern sie phantasiert (einigermaßen geistreich), was er uns Heutigen wohl würde mitteilen wollen.

„Was Leibniz uns getwittert hätte“ lautet der Slogan ihres Artikels – mit dem Untertitel: „Er war Universalgenie & Urvater des Computers“. Ich zitiere:

Hannover – Er war ein Genie: Erfinder, Mathematiker, Philosoph, Berater des Welfenhauses.

Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716). Vor 370 Jahren in Leipzig geboren, vor 300 Jahren in Hannover gestorben. Die Stadt ehrt ihn mit einem Leibniz-Jahr, das gestern im Schloss Herrenhausen eröffnet wurde.

Auf Leibniz geht das duale Zahlensystem zurück, er erfand eine Rechenmaschine, die alle vier Grundrechenarten beherrschte, den „Ur-Taschenrechner“.

Ohne seine Erfindungen gäbe es keinen Computer!

Schon mit 8 brachte sich Leibniz Latein und Griechisch bei, sein Kopf war voller Ideen. Er sagte: „Beim Erwachen hatte ich schon so viele Einfälle, dass der Tag nicht ausreichte, um sie niederzuschreiben.“

Dieses Original-Zitat spricht vielen Schülern aus dem Herzen: Es ist unwürdig, die Zeit von hervorragenden Leuten mit knechtischen Rechenarbeiten zu verschwenden, weil mit dem Einsatz einer Maschine auch der Einfältigste die Ergebnisse sicher hinschreiben kann. #Rechenmaschine.

Über das Binärsystem, über die Darstellung von Zahlen nur mit Nullen und Einsen, Grundlage des Computers: Sprache ist fehlerhaft. Neues Zahlensystem macht alles logisch. Wird die Welt verändern. #Dualzahlen.

Für Kurfürstin Sophie plante Leibniz die „Wasserkunst“ in Herrenhausen. Damit die Fontäne sprudelt: Stauung der Leine und ein Wasserhebewerk. Tolle Idee für Europas größte Fontäne. Baubeginn dauert, hoffentlich erlebe ich das noch. #WasserMarsch!

Die Idee wurde übrigens 20 Jahre nach seinem Tod umgesetzt.

Schrittzähler, Windmesser, Verbesserungen im Bergbau – er war ein Tausendsassa, fand: Die Ruhe ist eine Stufe zur Dummheit. #Workaholic.

Was ihn wurmen würde: Viele denken immer noch, dass ich nach dem Butterkeks benannt bin. #Doofköppe!

Abbildungen zu dem Artikel: (erstens) die Leibnizsche Rechenmaschine (Text dazu: „[…] die Ur-Version des heutigen Computers“); (zweitens) eine silberne Medaille (Text dazu: „Sein Binärsystem auf einer Medaille“); (drittens) Gestänge und Zahnräder der Wasserkunst (Text dazu: „Die Wasserkunst-Technik geht auf seine Idee zurück“); (viertens) eine Gesamtaufnahme des Gebäudes, in dem die Wasserkunst untergebracht war (Text dazu: „Die historische Wasserkunst in Herrenhausen gäbe es ohne das Genie wohl nicht“); (fünftens) eine Innenansicht der Neustädter Kirche (Text dazu: „In der Neustädter Hof- und Stadtkirche wurde Leibniz beigesetzt“); (sechstens) Abbildung eines Leibniz-Kekses (Text dazu: „Weltberühmt: Seit 125 Jahren trägt der Bahlsen-Butterkeks den Namen Leibniz“)

Der Artikel wird beherrscht von einem eingerahmten Ölgemälde, das Professor Kempe, Leiter des Leibniz-Archivs, dem Leser freundlich lächelnd präsentiert. Es zeigt den Philosophen in brauner Jacke, mit einem um den Hals geknüpften Spitzentuch und schwarzer Allonge-Perücke, die bis auf Rücken und Schultern fällt. Im Begleittext wird mitgeteilt, dass Leibniz 1676 nach Hannover kam.

Zu der oben zitierten Aussage Prof. Kempes, Leibniz sei der „Urvater des Computers“, möchte ich anmerken, dass der bedeutende Leibniz-Forscher Professor Erwin Stein (mit dem ich telefonierte) diese Aussage nicht teilt. Er sieht Leibniz nur als „Vordenker des Computers“ und wies mich zudem darauf hin, dass das Dualsystem schon von dem Engländer Thomas Harriot (1560-1621) erdacht wurde, allerdings ohne praktische Auswirkungen:

In seinem Nachlass fand sich auch die früheste Behandlung des Dualsystems (und darüber hinaus von Zahlensystemen auf anderer Basis wie 3 oder 4) in Europa. Harriot sah darin aber keinen Nutzen. (Wikipedia)

Durch eine Literaturangabe (1) in dem Wikipedia-Eintrag zu Harriot entdeckte ich, dass auch der spanische Priester und Mathematiker Juan Caramuel y Lobkowitz (1606-1682) bereits Gedankenspiele mit einem Dualsystem anstellte. (2) Und der französische Philosoph und Mathematiker Blaise Pascal (1623-62) fragte sich, warum denn eigentlich unser gängiges Zahlensystem ausgerechnet bei der Zahl zehn von der einen Ziffer auf zwei Ziffern umspringen müsse.

Professor Stein, 1931 geboren, hat mit seinen Mitarbeitern versucht, die verschiedenen Versionen der Leibnizschen Rechenmaschine nachzubauen und darüber ein Buch veröffentlicht. (3) Er deutete mir in einem Telefongespräch, das ich mit ihm führte, die ungeheuren Schwierigkeiten an, die sich – schon rein technischmechanisch – beim Bau solcher Rechenmaschinen ergeben.

„Hat man irgendwo eine technische Korrektur vorgenommen, bewirkt diese anderswo ein neues Problem – und die Probleme potenzieren sich.“ So in etwa beschrieb er die Schwierigkeiten.

Interessant ist, dass Leibniz seine Propagierung des Dualsystems nicht praktisch-mathematisch, sondern (1697 in einem Brief) theologisch begründet:

„Denn einer der Hauptpunkte des christlichen Glaubens … ist die Erschaffung aller Dinge aus dem Nichts durch die Allmacht Gottes. Nun kann man wohl sagen, daß nichts in der Welt dies besser vorstelle, ja, gleichsam demonstriere, als der Ursprung der Zahlen, wie er allhier vorgestellt ist, durch deren Ausdrückung nur und allein mit Eins und Null (oder Nichts) alle Zahlen entstehen. Es wird wohl schwerlich in der Natur und Philosophie ein besseres Vorbild dieses Geheimnisses zu finden sein… Das kommt hier um so mehr zupasse, weil die leere Tiefe und wüste Finsternis zu Null und Nichts, aber der Geist Gottes mit seinem Lichte zur allmächtigen Eins gehört. Wegen der Worte des Sinnbilds habe ich mich eine Zeiteilang bedacht und endlich für gut befunden diesen Vers zu setzen: Alles aus dem Nichts zu entwickeln genügt Eins (Omnibus ex nihilo ducendis sufficit unum).“ Wohl weil die feinmechanischen Fertigkeiten der damaligen Zeit nicht ausreichten, griff Leibniz beim Bau seiner Rechenmaschinen auf das Dezimalsystem zurück. (zitiert aus Wikipedia, Stichwort Dualsystem)

Wikipedia liefert die folgende Beschreibung des Dualsystems:

Das Dualsystem (lat. dualis = zwei enthaltend), auch Zweiersystem oder Binärsystem genannt, ist ein Zahlensystem, das zur Darstellung von Zahlen nur zwei verschiedene Ziffern benutzt.

Im üblichen Dezimalsystem werden die Ziffern 0 bis 9 verwendet. Im Dualsystem hingegen werden Zahlen nur mit den Ziffern des Wertes null und eins dargestellt. Oft werden für diese Ziffern die Symbole 0 und 1 verwendet. Die Zahlen null bis fünfzehn sind in der rechts stehenden Liste aufgeführt.

Das Dualsystem ist das Stellenwertsystem mit der Basis 2, liefert also die dyadische (2-adische) Darstellung von Zahlen (Dyadik) (gr. δύο = zwei).

Aufgrund seiner Bedeutung in der Digitaltechnik ist es neben dem Dezimalsystem das wichtigste Zahlensystem.

Die Zahldarstellungen im Dualsystem werden auch Dualzahlen oder Binärzahlen genannt. Letztere ist die allgemeinere Bezeichnung, da diese auch einfach für binärcodierte Zahlen stehen kann. Der Begriff Binärzahl spezifiziert die Darstellungsweise einer Zahl also nicht näher, er sagt nur aus, dass zwei verschiedene Ziffern verwendet werden.

Fußnoten:

(1) In seinem Buch Mathesis biceps vetus et nova (Zweiköpfige Mathematik – alt und neu) von 1670 ist die erste Veröffentlichung (noch vor Gottfried Wilhelm Leibniz 1705) des Dualsystems (und von Stellensystemen zu anderen Basen) in Europa zu finden. (Wikipedia).

(2) Robert Ineichen: Leibniz, Caramuel, Harriot und das Dualsystem. Mitteilungen DMV, Bd. 16, 2008, S. 452. Ebenfalls Shirley: Binary numeration before Leibniz. American Journal of Physics, Bd. 19, 1951, S. 452.

(3) Erwin Stein, Franz-Otto Kopp: Konstruktion und Theorie der leibnizschen Rechenmaschinen im Kontext der Vorläufer, Weiterentwicklungen und Nachbauten. Mit einem Überblick zur Geschichte der Zahlensysteme und Rechenhilfsmittel. Franz Steiner Verlag. (Erschienen in der Reihe Studia Leibnitiana, Band 42, Heft 1) – Siehe auch Ariane Walsdorf, Klaus Badur, Erwin Stein, Franz Otto Kopp: Das letzte Original. Die Leibniz-Rechenmaschine der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek (= Schatzkammer, Bd. 1), hrsg. von der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Hannover. 2014, ISBN 978-3-943922-08-0. – Prof. Stein, 85 Jahre alt, ist noch regelmäßig in seinem Institut anwesend (Telefonnummer des Instituts: 0511-762-0). Er hat mehrere Ausstellungen über Leibniz organisiert (siehe Stein und Popp, 2000).

Der Präsident der Leibniz-Gesellschaft im Interview

Wegen diverser interessanter Informationen, die in diesem Interview enthalten sind, zitiere ich es hier vollständig:

Herzlichen Glückwunsch, Prof. Barke! Als neuer Präsident führen Sie die ehrwürdige Leibniz-Gesellschaft im Leibniz-Jahr 2016.