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Fußnoten

1

Descartes, Meditationes de prima philosophia, lat./dt., Hamburg 1956, S. 60.

2

Christian Thomasius, Von denen Irrtümern und deren Ursprüngen, in: Aus der Frühzeit der deutschen Aufklärung. Christian Thomasius und Christian Weise, hrsg. von Fritz Brüggemann, Darmstadt 1972, S. 31.

3

Immanuel Kant, Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?, in: Philosophisches Lesebuch. Von den Vorsokratikern bis heute, Stuttgart 2013, S. 240.

4

Immanuel Kant, Logik, in: Werke, Bd. 9. Zit. nach: Johann Karl Mader, Der Philosoph. Wesensbestimmung, Grundprobleme und Disziplinen der Philosophie, Wien/Heidelberg 1966, S. 24.

5

Zitiert nach: Lessings Leben und Werke in Daten und Bildern, hrsg. von Kurt Wölfel, Frankfurt a. M. 1967, S. 161.

6

Gotthold Ephraim Lessing, Werke, Bd. 2: Trauerspiele, Nathan, Dramatische Fragmente, München 1971, S. 744 f.

7

Günter Kettermann, Atlas zur Geschichte des Islam, Darmstadt 2001, S. 76.

8

Kettermann (s. Anm. 7), S. 77.

9

Francesco Gabrieli, Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht, Augsburg 2000, S. 280.

10

So Lessing in einem Brief an Karl Wilhelm Ramler vom 18121778.

11

Lessing. Epoche, Werk, Wirkung. Ein Arbeitsbuch für den literaturgeschichtlichen Unterricht, hrsg. von Wilfried Barner [u. a.], München 1975, S. 248.

12

Kant (s. Anm. 3), S. 240.

13

Gotthold Ephraim Lessing, Werke in acht Bänden, hrsg. von Herbert G. Göpfert, Bd. 7, München 1973, S. 330.

14

Lessing (s. Anm. 13), S. 331.

15

»Resolution an den Hofrat Lessing«, zitiert nach: Theodor Pelster, Literaturepochen: Aufklärung und Gegenbewegungen, München 1996, S. 151.

16

Brief vom 691778, zitiert nach: Barner (s. Anm. 11), S. 276.

17

Zitiert nach: Barner (s. Anm. 11), S. 276.

18

Giovanni Boccaccio, Das Decameron, Stuttgart 2012, S. 6972.

19

Gotthold Ephraim Lessing, Nathan der Weise. Studienausgabe, hrsg. von Kai Bremer und Valerie Hantzsche, Stuttgart 2013 [u. ö.], S. 189.

20

Barner (s. Anm. 11), S. 256.

21

Johannes Hoffmeister, Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Hamburg 1955, S. 676.

22

Boccaccio (s. Anm. 18), S. 70.

23

Boccaccio (s. Anm. 18), S. 69.

24

Otto F. Best, Handbuch literarischer Grundbegriffe. Definitionen und Beispiele, Frankfurt a. M. 1972, S. 190.

25

Best (s. Anm. 24), S. 190.

26

Boccaccio (s. Anm. 18), S. 72.

27

Immanuel Kant, der in seinem Aufsatz Was ist Aufklärung? die mündigen Menschen aufforderte, sich ihres »eigenen Verstandes« zu bedienen (s. S. 10), nimmt mit dem kategorischen Imperativ die Frage »Was soll ich tun?« auf und erklärt dem vernünftigen Menschen: »Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte« (Immanuel Kant, Der kategorische Imperativ, in: Philosophisches Lesebuch. Von den Vorsokratikern bis heute, Stuttgart 2013, S. 251.). Nicht eigene Wünsche und Begierden dürfen den obersten Grundsatz (propositio maxima) bei Handlungsentscheidungen bilden, sondern ein über allem stehendes Sittengesetz, das dem vernünftigen Menschen unmittelbar einleuchtet und an dem die allgemeine Gesetzgebung auszurichten ist – und zwar unbedingt, deshalb »kategorisch«.

28

Voltaire, Candid oder die beste der Welten, dt. Übertr. und Nachw. von Ernst Sander, Stuttgart 1971 [u. ö.].

29

Moses Mendelssohns Morgenstunden oder Vorlesungen über das Daseyn Gottes [Berlin 1785], hrsg. von Dominique Bourel, Stuttgart 1979, S. 149.

30

Hoffmeister (s. Anm. 21), S. 607.

31

G. E. Lessing, Eine Duplik, in: Pelster (s. Anm. 15), S. 159.

32

Wolfgang Drews, Gotthold Ephraim Lessing in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbek bei Hamburg 1962, S. 30.

33

Drews (s. Anm. 32), S. 110.

34

Drews (s. Anm. 32), S. 137.

35

Aufklärung. Erläuterungen zur deutschen Literatur, hrsg. vom Kollektiv für Literaturgeschichte, Berlin 1974, S. 482.

36

Lessing (s. Anm. 13), Bd. 1, S. 389.

37

Lessing (s. Anm. 13), Bd. 1, S. 415.

38

Lessing (s. Anm. 13), Bd. 4, S. 233.

39

Lessing (s. Anm. 13), Bd. 2, S. 746.

40

Monika Fick, Lessing-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung, Stuttgart/Weimar 2000, S. 404.

41

Fick (s. Anm. 40), S. 404.

42

Fick (s. Anm. 40), S. 420.

43

Fick (s. Anm. 40), S. 421.

44

Lessing (s. Anm. 13), S. 754.

45

Peter Demetz, Lessing, »Nathan der Weise«. Dichtung und Wirklichkeit, Frankfurt a. M. / Berlin 1966, S. 121.

46

Zitiert nach: Peter von Düffel, Erläuterungen und Dokumente, Gotthold Ephraim Lessing, »Nathan der Weise«, Stuttgart 2006, S. 156.

47

Dominik von König, »Nathan der Weise« in der Schule. Ein Beitrag zur Wirkungsgeschichte Lessings, in: Lessings »Nathan der Weise«, hrsg. von Klaus Bohnen, Darmstadt 1984 (Wege der Forschung), S. 427.

48

v. König (s. Anm. 47), S. 431.

49

v. König (s. Anm. 47), S. 433.

50

Michael Kehlmann im Programmheft des Wiener Burgtheaters, Saison 1973/74, H. 6.

51

v. König (s. Anm. 47), S. 433.

52

Robert Paul Wolff, Jenseits der Toleranz, in: R. P. W. / Barrington Moore / Herbert Marcuse, Kritik der reinen Toleranz, Frankfurt a. M., Suhrkamp 1966, S. 27. – © 1966 Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main.

1. Schnelleinstieg

»[…] und er will – Wahrheit.« (V. 1867) So wundert sich der Jude Nathan an einer Das Themazentralen Stelle in Lessings Drama Nathan der Weise. Er war von Sultan Saladin vorgeladen worden, hatte erwartet, dass er um Geld angegangen werde, und wird nun mit einem ganz anderen Problem konfrontiert. Der Gedankenstrich, der vor dem bedeutungsschweren Substantiv steht, zeigt eine Verzögerung an, die einerseits Ausdruck der Überraschung ist und die andererseits daran denken lässt, dass es sehr viel schwerer ist, einen Herrscher mit Wahrheit als mit Geld zu bedienen.

Nicht nur der Sultan will Wahrheit. Gewissheit über den Lauf der Welt und das Leben der Menschen zu gewinnen, ist seit jeher ein menschliches Bestreben gewesen. Im Begriff der Aufklärung wird dieses Anliegen zu einem allgemeinen Programm. Von Frankreich und England ausgehend, erreicht die Forderung nach Aufklärung im 18. Jahrhundert Deutschland und hat bis heute nichts an Bedeutung verloren: Von der »Verbraucheraufklärung« bis zum parlamentarischen Untersuchungsausschuss gibt es eine Reihe von Gremien, die es sich zum Ziel gesetzt haben, Sachverhalte aufzuklären und Personen angemessen zu informieren, ihnen Gewissheit zu verschaffen.

Das deutsche Worterklärung: AufklärungWort Aufklärung gehört zur gleichen Wortfamilie wie klar, Klarheit, erklären und wird ursprünglich im Bereich der Wetterkunde verwendet. Aufklärung nennt man dort den Vorgang, dass sich Wolken und Nebel auflösen, die Sonne durchbricht und für Licht und Klarheit sorgt. Überträgt man das Bild, so ist Aufklärung der Prozess, in dem sich das Licht der Wahrheit Bahn bricht und alle Unklarheiten menschlichen Denkens und Meinens beseitigt. Eine Erkenntnis, so wird seit den berühmten Überlegungen des französischen Philosophen Descartes (15961650) gefordert, muss »clare et distincte«1, also klar und deutlich sein, wenn sie Verbindlichkeit beanspruchen will.

Im Prozess der Aufklärung war zunächst zu fragen, welche Wolken und welcher Nebel das klare Denken beeinträchtigen. Sehr schnell durchschaute man, dass alle Arten von Aberglauben und Zauberei, von Gespensterglaube und Spukerzählung Hemmnisse der Wahrheitsfindung sind. Der deutsche Philosoph Thomasius ging dann in seiner Einleitung zur Vernunftlehre (1691) noch radikaler vor und forderte, dass grundsätzlich alle »Praejudicia«, also alle Das Programm: Beseitigung der VorurteileVor-Urteile geprüft werden müssten; denn sie seien »der Quell aller falschen Meinungen«2. Vor-Urteile sind für ihn jene Ansichten, mit denen Kinder aufwachsen, ehe sie eigenständig denken können, und solche Gedankensysteme, die auch Erwachsene bedenkenlos von unterschiedlichen Autoritäten übernehmen, weil sie nicht eigenständig denken wollen. Als Instanzen, die solche Autorität beanspruchen und Gehorsam erwarten, werden zunächst die Kirchen und Kirchenführer und später die Staaten und Herrscher auf den Prüfstand gestellt.

In der berühmten Aufforderung des Königsberger Philosophen Immanuel Kant »Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!«3 ist ansatzweise das ganze Programm der Aufklärung enthalten. Jeder Einzelne wird aufgefordert, von der eigenen Vernunft Gebrauch zu machen und jede angebotene Meinung zu überprüfen. Die Die Methode der KritikMethode der Überprüfung soll in einer kritischen öffentlichen Erörterung erfolgen.

Kritik ist, wörtlich übersetzt, die »Kunst der Beurteilung« und gilt als eine der wichtigsten Fähigkeiten des Menschen, um sich vor den Folgen von Irrtum und Täuschung zu bewahren. Dabei ist zu beachten, dass Kritik einer Sache, eines Satzes oder einer Person nicht Ablehnung, sondern Untersuchung bedeutet. Kritik ist eine Methode, durch welche die Bedingungen und Möglichkeiten des Erkennens und des Handelns geprüft werden.

Angestrebt wird das richtige, zuverlässige, gewisse und deshalb wahre Urteil. Ungewiss ist, ob dieses große Ziel für Menschen jemals erreichbar ist. Leichter ist es, begründete Zweifel vorzutragen als vorhandene Zweifel zu beheben. Eine Möglichkeit, durch begründendes Denken zur Klarheit zu kommen, sieht man in den Formen des Das Verfahren des DiskursesDiskurses, der mündlichen und schriftlichen Erörterung von Problemfragen. Dazu gehört, genaue Begriffe zu bilden, verständliche Behauptungen aufzustellen und überzeugende Argumente zur Beweisführung beizubringen. Verstand und Vernunft sind gefragt; der Verzicht, sich auf Autoritäten und tradierte Geltungsansprüche zu berufen, ist Voraussetzung.

Lessing fordert mit seinem Drama Nathan der Weise dazu auf, sich an der Wahrheitssuche zu beteiligen. Er entwirft ein Modell, in dem die Frage nach der Wahrheit der Religion erörtert wird. Für seine Zeit war diese Frage besonders brisant, weil Staat und Kirche in enger Verbindung standen. In dem Augenblick, in dem den Lehren der Kirche der blinde Gehorsam aufgekündigt und sie aufgefordert wurden, sich dem Diskurs zu stellen, musste der absolut regierende Herrscher, der sich als »Herrscher von Gottes Gnaden« ausgab, vermuten, dass auch er und seine Legitimation zur Diskussion gestellt würden.

Über die theologische und politische Diskussion hinaus wuchs die philosophische. In der Einleitung zu seiner Logik schreibt Immanuel Kant:

»Das Feld der Philosophie in dieser weltbürgerlichen Bedeutung läßt sich auf folgende Fragen bringen:

1. Was kann ich wissen?

2. Was soll ich tun?

3. Was darf ich hoffen?

4. Was ist der Mensch?«4

Die Fragen sind offen. Unterschiedliche Meinungen liegen als Antworten bereit. Zu prüfen ist, inwieweit in ihnen begründete Wahrheiten enthalten sind.

2. Inhaltsangabe

Erster Aufzug

1. Auftritt:1. Auftritt:Der Jude Nathan, ein reicher Kaufmann aus Jerusalem, ist von einer weiten Geschäftsreise, die ihn während eines Waffenstillstands zur Zeit der Kreuzzüge bis Babylon führte, wohlbehalten nach Hause zurückgekehrt. Hier muss er erfahren, dass in der Zwischenzeit sein Haus brannte und dass Die Rettung Rechas – ein Wunder?Recha, seine Pflegetochter, die allgemein für seine leibliche Tochter gehalten wird, von einem Tempelherrn aus den Flammen gerettet wurde. Daja, eine Hausangestellte christlichen Glaubens, möchte in der Rettung Rechas ein Wunder, also einen unmittelbaren Eingriff des Himmels sehen. Nathan weist diese Deutung zurück. Er hält die Rettung für die gute Tat eines edlen Mannes, bei dem er sich unbedingt bedanken möchte. Überraschend und der Erklärung bedürftig sind für ihn die näheren Umstände der Tat: Wie ist zu erklären, dass im Herrschaftsbereich des muslimischen Sultans Saladin ein christlicher Tempelherr freien Ausgang hat, während auch zur Zeit der augenblicklichen Waffenruhe christlichen Tempelrittern meist die Hinrichtung droht, wenn man ihrer habhaft wird? Und: Was veranlasst einen christlichen Ritter, unter Einsatz seines Lebens ein Judenmädchen zu retten?

2. Auftritt: Wenn Recha, die ihren Vater freudig begrüßt, von ihrer Rettung berichtet, merkt man, dass sie die Deutung Dajas übernommen hat und überzeugt ist, dass ihr ein »Wunder« (V. 208) widerfahren sei, verursacht durch den unmittelbaren Eingriff eines »Engel[s]« (V. 190). Nathan tadelt Recha und Daja als »grausame Schwärmerinnen« (V. 329) und sucht nach einer natürlichen Erklärung der Zusammenhänge, die auch für ihn vorläufig »so gar unglaublich« (V. 254) sind. Nathan bestreitet nicht, dass es Gott ist, der letzten Endes die »Fäden lenkt« (V. 275); aber er hält den Menschen für fähig, aus eigener Einsicht im Sinne dieses Gottes »Gutes« (V. 358) zu tun und das Eingreifen von Engeln überflüssig zu machen. Deshalb ist laut Nathan im Sinne Gottes und zum Wohl der Menschen »gut handeln« (V. 364) angemessener, aber auch schwerer als »andächtig schwärmen« (V. 360). Recha zeigt sich nach dieser Belehrung weitgehend überzeugt, als das Gespräch dadurch unterbrochen wird, dass Al-Hafi, ein Schachpartner Nathans, Muslim und neuerdings Schatzmeister des Sultans, erscheint.

3. Auftritt: Als Derwisch, d. h. als Mitglied eines mohammedanischen Bettelordens, fühlt sich Al-Hafi in der Rolle eines Schatzmeisters in den Diensten des Sultans sehr unwohl. Er sieht, dass der Sultan einerseits in Die Geldnot SaladinsFinanznöten ist und dass er andererseits Geld nicht besonders hoch zu schätzen scheint. Halbherzig macht Al-Hafi den Versuch, bei Nathan Geld für den Sultan zu leihen, und ist fast froh, als der das ablehnt.

4. Auftritt: Daja hat inzwischen den Tempelherrn »unter Palmen« (V. 511) wandeln sehen. Nathan macht sich fertig, ihn zu begrüßen und zu sich nach Hause einzuladen.

5. Auftritt:5. Auftritt: Auf dem Platz mit Palmen wird der Tempelherr zunächst von einem Klosterbruder angesprochen. Dieser soll im Auftrag des Die Hinterlist des PatriarchenPatriarchen, also des Bischofs von Jerusalem und somit des höchsten christlichen Repräsentanten am Ort, den Tempelherrn auf seine Zuverlässigkeit prüfen. Erweist er sich als Vertrauter, so soll er eine Botschaft des Patriarchen an König Philipp, den Führer des Kreuzfahrerheers, übermitteln, diesen dabei über die Situation der Stadt Jerusalem informieren und selbst bereit sein, Saladin »den Garaus […] zu machen« (V. 671). Der Tempelherr, der von Sultan Saladin begnadigt wurde, sieht in solchen Tätigkeiten einen Verrat an seinem Wohltäter und weist die Bitten und Aufträge – zur großen Erleichterung des Klosterbruders – entschieden zurück.

6. Auftritt: Daja ist vorausgegangen und lädt den Tempelherrn ein, Nathan und sein Haus kennenzulernen. Der Tempelherr weigert sich hartnäckig.

Zweiter Aufzug

1. Auftritt:1. Auftritt: In seinem Palast spielt Sultan Saladin mit seiner Schwester Sittah Schach. Er ist unkonzentriert, was verwunderlich ist, da er bei Spielverlust einen Geldbetrag an die Gewinnerin zu zahlen hat, was aber verständlich wird, wenn man erfährt, welche Gedanken ihn bewegen. Er möchte Politische Absichten SaladinsAusgleich zwischen den Konfliktparteien schaffen. Sein Bruder Melek hätte die Schwester von Richard Löwenherz, dem Heerführer der Gegenseite, heiraten sollen. Doch Melek ist verschollen. Nun möchte er seine Schwester Sittah mit Richards Bruder verbinden, um so »der ersten, / Der besten Häuser in der Welt das beste« (V. 861 f.) zu begründen. So soll – auch im Großen – ein Verbund von Menschen entstehen, der die Unterschiede der Völker und der Konfessionen überwindet.

2. Auftritt: Al-Hafi, der dem Sultan meldet, dass ausstehende Gelder aus Ägypten »vermutlich« (V. 916) angekommen seien, möchte den Sultan vor der drohenden Niederlage im Schach bewahren, merkt aber, dass Saladin an einem Gewinn überhaupt nicht gelegen ist, und deckt schließlich auf, dass Sittah die im Spiel gewonnenen Gelder ohnehin in die Kasse Saladins zurückgibt. Beide, Saladin und Sittah, können Geld nicht für sich behalten, wenn sie sehen, dass es ein anderer nötig braucht. Sittah möchte Al-Hafi veranlassen, Geld für den Sultan bei Nathan zu entleihen, dessen »Reichtum« (V. 1040) und »Weisheit« (V. 1041) bei früherer Gelegenheit von Al-Hafi gepriesen wurden.

3. Auftritt: Nachdem Al-Hafi etwas unwillig weggegangen ist, informiert Sittah ihren Bruder genauer über den Ruf, der dem Juden Nathan vorausgeht.

4. Auftritt: Recha, die immer mehr zu erkennen gibt, dass sie sich in den Tempelherrn verliebt hat, kann es kaum erwarten, dass Nathan mit ihrem Retter zusammentrifft.

5. Auftritt: Das Gespräch, in dem sich der Jude Nathan bei dem christlichen Freundschaft zwischen Nathan und TempelherrnTempelherrn für dessen große Tat bedankt, ist zunächst von Vorurteilen belastet. Dann erkennen beide ihre übereinstimmende Überzeugung, »dass alle Länder gute Menschen tragen« (V. 1274), und sie gestehen einander: »Wir müssen, müssen Freunde werden.« (V. 1319, vgl. V. 1306)

6. Auftritt: Daja unterbricht das Gespräch durch die Meldung, der Sultan wünsche Nathan zu sprechen.

7. Auftritt:1374