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A.E. Via

Nichts Besonderes

Nothing Special

Vol. 1

 

Aus dem Englischen von Julie Werner

 

 

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen 2017

http://www.deadsoft.de

 

© the author

Titel der Originalausgabe: Nothing Special

 

Übersetzung: Julie Werner

 

Coverbearbeitung: Irene Repp

http://www.daylinart.webnode.com

 

Coverartist: Jay Aheer

Simply Defined Art

https://www.simplydefinedart.com/

 

1. Auflage

ISBN 978-3-96089-134-5

ISBN 978-3-96089-135-2 (epub)

Inhalt:

 

Detective Cashel „Cash“ Godfrey ist groß, tätowiert und angsteinflößend. Daher bleiben die meisten Leute lieber auf Abstand.

Nicht allerdings Leonides Day, der sich sofort für den Neuling von der Polizei Akademie interessiert. Leo ist charmant, sarkastisch und der einzige Mann, der Cash zum Lachen bringen kann.

Zusammen werden sie die erfolgreichsten Detectives Atlantas im Kampf gegen die Drogenkriminalität. Sie verstehen sich ohne Worte. Doch eines haben sie nicht auf dem Plan gehabt – dass sich Leo in Cash verliebt …

 

Prolog

Er ist etwas Besonderes

 

„Ich erwarte von meinen Leuten, dass sie gewissenhaft, engagiert, konzentriert und zusammen als eine Einheit arbeiten. Und vor allem erwarte ich von ihnen, dass sie sich nicht umlegen lassen.“

Detective Cashel Godfrey ächzte leise und verdrehte die Augen über die doch so naheliegende Aufzählung seines Chefs der Tugenden eines Polizisten. Er war sich ziemlich sicher, dass alle Polizisten, die gerade ihren Abschluss an der Akademie errungen hatten, nicht vorhatten, in der nächsten Zeit zu sterben. Fünfzehn neue Anwärter quetschten sich mit ihm in das kleine Besprechungszimmer, und jeder Einzelne wartete begierig darauf zu erfahren, mit wem und vor allem, wann er endlich auf Streife gehen dürfe. Der stets unterschwellige glühende Heldenkomplex leuchtete jetzt strahlend hell aus ihren Augen.

Godfrey ließ seinen Blick unauffällig über die frisch rasierten Gesichter schweifen. Er erkannte keinen von ihnen wieder. Die meisten – blutige Anfänger wie aus dem Bilderbuch – trugen sportlich zurückgegelte Haare, hatten einen großen, tätowierten Bizeps und die unvermeidliche Ray Ban Sonnenbrille in den dicken Nacken geschoben. Er versuchte, nicht zu auffällig in ihre Augen zu schauen – er wollte nur sehen, ob er mit einem von ihnen, einem möglichen zukünftigen Partner, eine Verbindung herstellen konnte. So war er ganz und gar nicht auf den durchdringenden Blick der hellbraunen Augen vorbereitet, die ihn offen anschauten, ohne zu blinzeln.

Godfrey nahm sofort die geschmeidige, starke Präsenz des Mannes wahr. Obwohl er saß, wusste Godfrey, dass der Mann nicht größer als 1,78 m sein konnte. Sein Haar war dunkelblond, ungestylt und länger, als er es von einem Polizeianwärter erwarten würde. Sein cooler Dreitagebart war auf dem besten Weg zu einem Fünftagebart. Godfrey griff sich unbewusst an seinen ordentlich getrimmten Kinnbart und sah, wie der Mann amüsiert mit dem Mundwinkel zuckte, während sein Blick unverwandt auf ihm ruhte.

Er hatte die Arme über der Brust gekreuzt, so dass sein kurzärmliges, blaues Uniformshirt aus Polyester einen Blick auf das Tattoo aus Schädel und gekreuzten Knochen erlaubte, das seinen linken Bizeps zierte. Godfrey musste die Augen leicht zusammenkneifen, um die schlichten Buchstaben auf dem kleinen Namenschild direkt über der linken Brusttasche zu entziffern: DAY. Als er seinen Blick zurück zum Gesicht des Mannes wandern ließ, sah er, dass Days intelligente Augen ihn ebenso eindringlich musterten.

Der Captain klatschte ein Mal in die Hände und unterbrach damit ihre gegenseitige Musterung.

„In Ordnung, Leute, ihr werdet die meiste Zeit des Tages mit Verwaltungskram verbringen, eure Ausweise bekommen und eure Logindaten für die Datenbank, außerdem werden ein paar Uniformierte Touren durch die Wache anbieten: Verhörzimmer, Aktenkammer, Sporthalle, Umkleiden, blah, blah …“ Er brach ab. Der Captain sah jeden Einzelnen im Raum eindringlich an. „Wenn der heutige Tag zu Ende ist, erwarte ich, dass jeder von euch nach Hause geht, besteigt eure Frauen und küsst eure Kinder, denn von morgen an scheiße ich auf Arbeitsstunden … ihr  werdet so lange hier sein, bis ich es euch erlaube, nach Hause zu gehen. Eure Anfängerärsche gehören mir, bis ihr mir das Gegenteil beweist. Kapiert? Noch Fragen?“ Seine Stimme dröhnte durch den kleinen Raum.

Godfrey sah, wie Day zwei Finger hob. „Was gibt’s, Officer Day?“ Der Captain drehte sich schnell um, richtete seine dunklen Augen auf den Mann und sein spöttisches Lächeln.

„Was mache ich, wenn ich keine Ehefrau zum Besteigen habe, Sir?“, witzelte Day, den Mund zusammengekniffen, um seine Erheiterung zu verbergen.

„Dann besteigen Sie Ihren Freund, Day, ist mir scheißegal, solange Sie nur Ihren kleinen Arsch morgen früh pünktlich wieder hier reintragen, Sie Klugscheißer!“ Der Captain klaubte seinen Papierkram vom Podium zusammen und verließ den Raum.

„Jawohl, Sir“, flüsterte Day, nachdem der Captain die Tür laut knallend hinter sich geschlossen hatte.

Die Männer begannen, ihre Sachen zusammenzusuchen und machten sich bereit, den Raum zu verlassen. Godfrey zögerte, er beobachtete, wie Officer Day sein Handy herauszog und mit einem dünnen Stift den kleinen Bildschirm bearbeitete.

„Wenigstens haben wir die Schwuchtel rechtzeitig erkannt, jetzt wissen wir, vor wem wir unsere Eier in der Umkleide schützen müssen.“

Schallendes Gelächter erklang durch den Raum.

Day hob langsam den Kopf und sein Gesicht nahm einen anderen – wie Godfrey annahm – gereizten Ausdruck an. Er wandte sich dem Möchtegern-21-Jump-Street-Bullen zu, der gerade seine kleine Ansprache unterbrochen hatte, um zu sehen, ob er bei Day die richtigen Knöpfe gedrückt hatte, während er seinen Ruf als homophobes Arschloch endgültig zementierte.  

Godfrey bewegte sich langsam um den Tisch herum und näherte sich dem Polizisten von hinten. Augenblicklich fixierte Day Godfreys Augen über die Schulter des Arschlochs hinweg.

Dann sah er auf das Namensschild des Mannes. „Ich glaube, dein kleiner Bleistiftschwanz ist sicher vor mir, Ronowski … du bist sowieso nicht mein Typ. Ich habe da eine ziemlich strenge Keine-Scheißkerle-Regel. Jetzt verzieh dich.“

„Ach so – du bist eine wählerische Schwuchtel. Ich dachte, ihr Typen vögelt mit jedem Schwanz, der euch über den Weg läuft.“ Arschlochcop grinste spöttisch.

„Dich würde ich noch nicht mal ficken, wenn aus deinem Schwanz flüssiges Gold spritzen würde.“ Day grinste, als ein paar andere Polizisten lachten. Ronowski trat ein paar Schritte näher auf Day zu und plötzlich veränderte sich die Atmosphäre und es wurde ernst, mehrere Polizisten zog es in den Raum zurück und näher heran. „Pass verdammt nochmal auf, dass du mir aus dem Weg gehst, Arschlecker.“

Godfrey bewegte sich durch die Reihen weiter vorwärts, er sah, wie Day sein Handy zurück in die Tasche schob, schnaubte und mit dem Daumen über die Seite seiner Nase strich; ein eindeutiges Zeichen dafür, dass er sich darauf vorbereitete, das Arschloch K.o. zu schlagen.

„Ich sagte, verzieh dich“, knurrte Day, seine zornigen haselnussbraunen Augen nahmen die Farbe von flüssigem Bernstein an, während er die Distanz zwischen sich und dem Fiesling verringerte.

Godfrey war jetzt direkt hinter dem Arschloch, das sich komplett ahnungslos wie in einem Sandwich in einer Position zwischen Zorn und Ekel befand. Godfrey war sogar mehr als angeekelt. Er konnte einfach nicht glauben, dass es immer noch Leute mit einer solchen Hinterwäldlermentalität gab. Aufgewachsen in Clayhatchee, Alabama, hatte er sein ganzes Leben lang mit Vorurteilen und Bigotterie zu tun gehabt. Und gerade jetzt, als er geglaubt hatte, das hinter sich gelassen zu haben, trat es wieder aus den Untiefen hervor.

Das Arschloch wirbelte herum und rannte direkt gegen Godfreys breite Brust. Er stieß sich den Kopf, als wäre er gegen eine Mauer gerannt. Seine Augen schweiften nach oben, bis sie auf Godfreys intensiv leuchtende grüne Augen stießen.

„Wer bist du? Sein Freund? Willst du, dass ich euch allein lasse?“, höhnte Ronowski und wollte sich an ihm vorbeidrängen.

Godfrey bewegte sich blitzschnell und griff dem Mann an die Kehle, ohne ihm auch nur die klitzekleinste Chance einer Reaktion zu lassen. Seine Knie knickten ein und seine Augen quollen hervor, als er zappelnd versuchte, Godfreys langen Unterarm zu fassen. Godfrey zog ihn näher an sich heran und knurrte wütend: „Nein, ich bin nicht sein Freund. Aber wenn du nicht sofort deine verdammte Klappe hältst, werde ich dich zu seiner Hure machen.“ 

„Das kommt darauf an … ob er wohl schluckt?“, fragte Day beiläufig.

„Was zur Hölle ist hier los?!“ Als Godfrey Captain Murphys laute Stimme hörte, ließ er den dünnen Hals in seiner Hand los, aber nicht ohne das Arschloch noch einmal eindringlich anzustarren, falls er es wagen sollte, auch nur ein Wort zu verlieren.

„Wir lernen uns nur kennen, Cap“, antwortete Day. „Officer Ronowski hat meinem Partner gerade nur die richtige Technik gezeigt, mit der man einem Verdächtigen die Scheiße aus dem Leib prügelt.“ Day grinste. „Stimmt’s nicht, Officer Ronowski?“ Day versetzte dem immer noch keuchenden Ronowski einen harten Schlag auf den Rücken, während Godfrey ihm einen todesverachtenden Blick zuwarf.

„Ja, wir albern nur rum, Sir“, brachte Ronowski gerade so heraus und rieb dabei seinen roten Hals.

„Hören Sie mit dem Scheiß auf und bewegen Sie Ihre Ärsche zur Verwaltung, sofort!“, bellte der Captain, dann drehte er sich um und murmelte etwas von ‚langsam angehen lassen‘, während er in seinem Büro verschwand.

Godfrey und Day sahen sich ein paar Augenblicke lang an, bis Godfrey schließlich eine Augenbraue hob. „Partner, was?“

„Yep“, sagte Day nachdrücklich.

Godfrey zuckte die Schultern. „Ist okay für mich.“

Die anderen Officer machten ihnen bereitwillig Platz, als Godfrey für sich und seinen neuen Partner einen Weg bahnte.

 

Kapitel 1

Vier Jahre später

Ja! Wir sind die Coolsten.

 

„Hier spricht die Polizei von Atlanta! Stehenbleiben! Lass mich v e r d a m m t nochmal nicht so hinter dir herjagen!“, schrie Day und versuchte, noch an Geschwindigkeit zuzulegen. Er warf seine Lederjacke ab und wich dem Auto auf der Kreuzung mit Leichtigkeit aus, während er seine Waffe unbeirrt weiter auf den Verdächtigen gerichtet hielt. Der Mann hatte noch einen Vorsprung von ungefähr zehn Metern.

„Stop!“, schrie er nochmal.

Der Verdächtige wandte den Kopf, um zu sehen, wie groß der Abstand zwischen ihnen war. Diese Verzögerung nutzte Day, um direkt zu dem Mann aufzuschließen und ihn mit einem gezielten Tritt auf den Boden zu werfen. Beide rollten über den Boden. Day kämpfte, um die Oberhand zu gewinnen und rammte dem Mann dann so hart er konnte sein Knie in die Nieren. Das darauffolgende satte Geräusch und der laute Aufschrei des Mannes waren seine Belohnung. Day sah sich kurz um, bevor er ihm auch noch sein anderes Knie in die Nieren stieß.

„Und das ist dafür, dass ich dir hinterherrennen musste, Arschloch! Ich hab gerade noch einen Burrito mit Bohnen gegessen … Du willst bestimmt nicht wissen, was gerade in meinem verdammten Magen los ist.“ Er zog die Handschellen aus seiner hinteren Hosentasche. Als er aufsah, erblickte er Godfrey, der ihn von der Fahrerseite seines Trucks angrinste.

„Wolltest du ihn gerade vögeln oder verhaften, Day?“, feixte er.

„Verpiss dich, God“, ächzte Day und zog den Verdächtigen vom Boden hoch. „Warum bin immer ich es, der hinter den Typen herrennen muss?“ Er schnaubte und stieß den Mann nicht gerade sanft in den Streifenwagen, der gerade ebenfalls neben ihnen angehalten hatte.

„Meine Verdächtigen haben immer viel zu viel Angst, um vor mir davon zulaufen“, sagte Godfrey mit einem lässigen Schulterzucken.

„Ich kann es kaum erwarten, zur Wache zurückzufahren. Ich werde James so richtig in den Arsch treten. Es waren doppelt so viele Leute in dieser Drogenhölle wie angekündigt.“ Day nahm seine Lederjacke von dem uniformierten Officer entgegen, die dieser für ihn aufgehoben hatte, und sprang auf den breiten Beifahrersitz des Ford F350.

„Ja, bin deiner Meinung. Wir brauchen definitiv einen neuen Spitzel“, entgegnete Godfrey, während er das Auto zunächst vorsichtig in den fließenden Verkehr einfädelte, um dann mit Vollgas den Boulevard weiter hinabzufahren.

„Also heißt es guter Bulle, böser Bulle?“ Godfrey lächelte Day an.

„Wir sind beide böse Bullen, God.“ Day grinste zurück.

„Das stimmt, aber du bist überzeugender als guter Bulle.“ God strich sich über seinen Kinnbart. „Hey, weißt du was? Der Captain wird uns einen Anschiss verpassen, weil wir keine Verstärkung angefordert haben.“

„Und das ist wessen Fehler? Ich hab dir gesagt, ruf an, God … aber nein …du musstest einen auf knallhart machen und die Tür eintreten, bevor wir überhaupt einen Plan hatten“, argumentierte Day.

Er versuchte seine Beine zu strecken und zischte, als ihm der Schmerz in die Knie schoss. „God, ich schwöre dir: Du jagst den Nächsten, meine Knie bringen mich noch um.“

„Wenn du damit aufhören würdest, dich ständig für irgendjemanden in finsteren Seitengassen auf genau diese Knie zu werfen, würden sie dir bei der Arbeit auch nicht mehr so wehtun!“, antwortete God leichthin, nahm den Zahnstocher aus seinem Mund und schnipste ihn aus dem Fenster.

„Oh, wow, sehr witzig, du hast heute anscheinend einen Clown gefrühstückt.“ Day grummelte und zog eine seiner 9-mm Waffen aus dem Holster. Er prüfte die Sicherung, bevor er sie wieder zurück an ihren Platz steckte und seine Lederjacke anzog. Er hielt sich am Haltegriff des großen Autos fest, als God eine scharfe Rechtskurve fuhr und auf den Parkplatz der Wache einbog.

Die Fahrzeuge der Staffel mit den vier neuen Festgenommenen fuhren gerade in die unterirdische Parkstation ein. Auch der Van mit den Beweismitteln parkte rückwärts ein, um die knapp 23 kg Marihuana, die sie gerade bei ihrem Einsatz gesichert hatten, besser ausladen zu können.

Day sprang auf den Bürgersteig und zuckte wegen seiner schmerzenden Knie zusammen.

„Auf keinen Fall haben diese Vollidioten so viel Stoff allein in die Stadt bringen können, God. Wir rücken dem großen Boss immer näher … Ich kann es spüren.“

„Lass es jemand anders spüren, Prinzessin. So lang wir nur das Zeug von der Straße haben, bin ich zufrieden“, antwortete God und hielt seinen Schlüssel auf den Truck, um den Alarm zu aktivieren.

Godfrey – oder wie Day und die meisten der Einheit ihn nannten, God –schloss sich seinem Partner an und schlenderte vollkommen unbekümmert durch den Vorraum. Aber Day wusste, dass sie es verbockt hatten. Sie hätten Verstärkung anfordern müssen, als sie die Wohnung gestürmt hatten, um die Typen festzunehmen, aber ihr Spitzel hatte sie wegen der Anzahl der dort „arbeitenden“ Drogendealer belogen. Obwohl es God und ihm gelungen war, vier von ihnen in Gewahrsam zu nehmen, waren drei entkommen … und es hatte ein kleines Feuergefecht gegeben.  

Gods enges T-Shirt schmiegte sich an seinen Körper, seine goldene Polizeimarke, die an einer Silberkette um seinen Hals hing, klimperte leise und melodisch. Die dunklen Jeans saßen eng, aber bequem. In seinen Pistolenhalftern trug er seine Desert Eagle auf der einen und die 9-mm Handfeuerwaffe auf der anderen Seite.

Obwohl der lange schwarze Ledermantel, den er trug, ihm bis zu den Oberschenkeln reichte, konnte jeder die großen Schusswaffen und das gezackte Messer mit der 15 cm Klinge und dem Perlmuttgriff, das er gesichert unter seinem linken Arm trug, sehen.

Day war ungefähr 13 Zentimeter kleiner als er, aber sie ergänzten einander auf perfekte Art und Weise. Außerdem war Day schnell, geistreich, klug, begabt und sehr gefährlich. Er hatte die Akademie als einer der Besten seiner Klasse abgeschlossen und schon einige Auszeichnungen für seine Schießkünste erhalten. Er hatte nur vier Jahre gebraucht, um zum Detective befördert zu werden. Nachdem God und er einige der größten Drogendeals der Stadt überwacht und auffliegen lassen hatten, wurden sie vom Tactical Narcotics Team abgeworben.

God und Day waren auf der Straße bekannt, sie wurden respektiert und sogar verehrt. Wenn sie die Türen der Drogenbosse eintraten, wussten die, dass ihre Zeit abgelaufen war.

Auch wusste jeder, dass Day schwul war – und fertig. Seit diesem ersten Tag im Konferenzraum, als God Ronowski ohne Zögern fast erwürgt hatte, hatte niemand mehr gegenüber Day eine Bemerkung darüber gemacht, denn niemand wollte den Zorn von God auf sich ziehen.

„Wir haben schon gehört, dass ihr zwei das Kartell drüben an der 33. Straße gesprengt habt.“ Detective Seasel schlenderte auf God zu, der mit hochgelegten Beinen an seinem Schreibtisch saß. Day hockte auf der Tischkante, sah zu ihm hinunter und beide stimmten sich, ohne ein Wort zu wechseln, miteinander ab, so wie sie es immer taten. 

„Das stimmt, Süße, eine weitere gerechte Verhaftung, die auf unser Konto geht“, prahlte Day. Er ließ den Blick von Seasel zu Ronowski  wandern, aus dessen durchdringenden blauen Augen Blitze schossen. „Hast du ein Problem damit, Ronowski? Sieht so aus, als müsstest du dringend was loswerden.“

„Mit dir muss ich kein einziges verdammtes Wort wechseln, Day. Los, komm Vikki, lass uns hier verschwinden, wir müssen zur Planungsvorbereitung. Es gibt hier bei uns noch einige, die an Teamwork glauben, im Gegensatz zu euch zwei Versagern.“

„Ts, ts, ts.“ Day schüttelte traurig den Kopf und zog zischend die Luft durch seine Zähne ein. „Macht dich verrückt, dass wir dich nicht auch dazu eingeladen haben, was, Ronowski?“ Ronowski biss die Zähne zusammen. „Scheißegal. Bei dieser Truppe geht es darum, als ein Team zusammenzuarbeiten. Aber jedes Mal, wenn ihr zwei Trottel voreilig loszieht, muss jemand von uns hinter euch die Scheiße wieder aufräumen.“ Er schäumte vor Wut.

God schüttelte den Kopf, während er den zornigen Austausch der beiden beobachtete. Offensichtlich hatten Day und Ronowski aber auch gar nichts füreinander übrig. Ronowskis Partnerin, Vikki Seasel, war dagegen ziemlich cool.

Sie war eine hübsche Frau mit einem noch heißeren Körper, hatte volle Lippen und langes hellbraunes Haar, das sie meist in einem Pferdeschwanz eng im Nacken zusammengebunden trug. Ihre warmen braunen Augen waren wunderschön, und obwohl sie knallhart war, wusste sie diese Augen einzusetzen, wenn es darum ging, einen Verdächtigen während eines Verhörs aus dem Konzept zu bringen. Ihre Hüften und ihre schmale Taille waren wohl proportioniert. Day konnte auf Gods lustvolles Starren, wann immer sie erschien, gut verzichten.

„In Ordnung, Ro, lass uns gehen. Wir sehen uns später noch.“ Sie warf God einen extralangen Blick zu, bevor sie sich umdrehte und ihrem Partner durch das Großraumbüro folgte.

Day wartete, bis die beiden fast am Ausgang des Raumes angelangt waren, dann stand er auf und rief: „Also Ronowski – heute Abend zur gleichen Zeit bei mir, okay? Diesmal hab ich die extra großen Kondome gekauft, damit wir nicht wieder dieses kleine Problem haben.“ Er schrie so laut, dass es auch wirklich jeder hören konnte.

Ronowski fuhr herum, sein Gesicht war hellrot vor Zorn. Day befürchtete, dem Mann würde eine Arterie im Hals platzen. „Fick dich, Day!“, schrie er mit an der Seite geballten Fäusten zurück.

„So können wir’s heute auch machen, wenn du willst. Ist total in Ordnung, dann gönn ich deinem kleinen Arsch heute Nacht eine Pause.“ Day tat etwas verwirrt, bevor er noch hinzufügte: „Ach so, dann brauchen wir die extra großen Kondome heute noch gar nicht, oder?“

Im ganzen Raum schwirrten Stimmen und viele der mittlerweile laut lachenden Officer hatten ihre Aufmerksamkeit dem mittlerweile fahlen Ronowski zugewandt. Sogar God fiel es schwer, ein Lächeln zu verbergen. Ronowski sah aus, als wolle er am liebsten quer durch den Raum zurückstürmen, jedenfalls bis God langsam aufstand.

„In Ordnung, Schluss damit! Macht weiter mit der verdammten Arbeit!“, bellte plötzlich der Captain aus seiner offenen Tür in das große Büro. Er richtete seinen scharfen Blick auf sie und schüttelte den Kopf.

God sah Day an. „Du kannst einfach nicht genug kriegen, oder?“

„Genau das hat Ronowski letzte Nacht auch gesagt.“ Day zwinkerte.

„Du Hurensohn“, knurrte Ronowski, während Vikki ihn unter dem Gelächter der anderen über Days letzte Stichelei aus dem Büro zog.

„Ich sagte, Schluss damit!“ Der Captain blickte sich um, ob es noch jemand wagte, zu lachen. „Day, God, beide sofort in mein Büro!“

Die beiden bekamen die Standpauke ihres Lebens und der Captain drohte ihnen sogar mit einer Herabstufung ihres Dienstgrades, falls sie noch einmal etwas so Wahnsinniges tun würden.

Day ergriff seinen Mantel und verließ das Büro des Captains 15 Minuten später. „Tausend Dank, God, das habe ich gerade sehr genossen.“ Er rempelte kräftig gegen den Arm seines Partners, allerdings ohne nennenswerten Effekt. „Nur weil der Captain der beste Freund meines Dads war, bedeutet das noch nicht, dass er uns alles durchgehen lässt.“

„Schon gut, Königin Sissi, sei bloß nicht so dramatisch“, neckte ihn God.

Es störte Day nicht, wenn God ihn so aufzog. Er wusste, dieser große Kerl war verrückt nach ihm und würde jeden töten, der ihn ernsthaft beleidigen würde. „Ich mag es einfach nicht, wenn ich so den Arsch versohlt bekomme, Mann.“ Day ließ sich in seinen Schreibtischstuhl plumpsen und stieß einen tiefen Seufzer aus.

God lehnte am Schreibtisch und starrte ihn an. „Und ich dachte, gerade das magst du gerne. Mhm, wie hast du es noch genannt?“ God schnipste mit den Fingern. „Ah genau … Salat schleudern!“

„Fick dich.“ Day lachte.

„Nicht mal an deinem besten Tag, Schätzchen.“ God zwinkerte, faltete seinen langen Körper irgendwie zusammen und setzte sich zurück in seinen eigenen Stuhl direkt gegenüber.

Day schnappte sich seine Lieblingskaffeetasse und sagte God, er würde gleich zurück sein.

„Ja, ja … Ich weiß. Du bist verdammt nochmal abhängig, Kumpel. Was würdest du tun, wenn es irgendwann einmal eine Rationierung von Kaffeebohnen in den Vereinigten Staaten geben würde?“ God schüttelte mitleidig den Kopf.

„Was glaubst du wohl, was ich tun würde? Ich würde natürlich in ein Land ohne Engpass ziehen, du Vollpfosten. Ich schwör’s dir, God: Für jemanden, der so schlau ist wie du, kannst du wirklich verdammt dämliche Fragen stellen.“

Day wich der Büroklammer aus, die God nach ihm warf, und machte sich auf in Richtung Küche. Er drückte den Schnellstartknopf seiner 300-Dollar-Kaffeemaschine. Es war die beste, die es momentan auf dem Markt gab. Es gab außerdem einen kleinen Drehständer, in dem eine Vielzahl von Geschmacksrichtungen aufbewahrt wurde.

In der Küche gab es noch andere, große Kaffeemaschinen, aber Day hatte lieber jede einzelne Tasse frisch aufgebrüht. God hatte Recht, er war kaffeesüchtig. Er trank zehn bis zwölf Tassen am Tag. Und obwohl er über Schlaflosigkeit klagte, weigerte er sich, seinen Kaffeekonsum zu reduzieren oder zu gottverdammtem koffeinfreien Kaffee zu wechseln.

Day summte vor sich hin, während er in Augenschein nahm, welche Geschmacksrichtung noch vorrätig war, und sah, dass jemand „Vanilla Biscotti“ mitgebracht hatte. Ja, genau diese hatte er noch besorgen wollen … Jeder wusste, dass die raffinierte Maschine ihm gehörte. Die anderen Officer durften sie ebenfalls gern mitbenutzen – solange sie sie sauber hielten und etwas zum Vorrat beitrugen.

„Oh, hallo Hübscher.“ Die tiefe, volle Stimme kroch förmlich Days Wirbelsäule hinunter. Na toll … Großartig … von allen Polizeiwachen-Küchen der Welt musste er ausgerechnet in meine marschieren. Day drehte sich langsam um, seine Tasse mit dem dampfenden Kaffee hielt er sich direkt unter die Nase; das ausgeprägte Aroma hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn.

„Detective Johnson, es ist mir ein Vergnü… wie schön, dich …“, stotterte Day sarkastisch. „Mm, lass mich lieber einfach Hi sagen!“

„Autsch. Du verletzt meine Gefühle, wenn du solche Sachen sagst.“ Der große Detective rieb mit seiner Hand über seine breite Brust, als hätte er tatsächlich Schmerzen. „Du bist viel zu schön, um dich so zu verstellen.“

Wer sagt, dass ich mich verstelle? Day beobachtete Johnson, der sich immer mehr in seinen persönlichen Raum drängte und seine schiere Größe benutzte, um ihm die Luft zum Atmen zu nehmen. Es gelang ihm aber nur, den Duft des Kaffees mit seinem Parfum zu überdecken. Day weigerte sich, nach oben in die Augen des Detectives zu schauen.

Dieser Mann war ein arrogantes Arschloch und hatte sich Days Respekt mitnichten verdient. Nur weil er ebenfalls offen schwul war, dachte er offensichtlich, sie beiden würden ein großartiges Paar abgeben. Aber Detective Johnson war ein verwöhntes, reiches Kind. Sein Vater war der Polizei Commissioner und er scheute sich nicht, das in die Waagschale zu werfen, was Day und God verabscheuten. 

Nie im Leben würde Day ein Date mit ihm in Erwägung ziehen, egal wie attraktiv der Mistkerl war.

„Wo hast du dich versteckt, Day? Ich habe die Nummer angerufen, die du mir gegeben hast, aber die war von einem Pornovideogeschäft. Das fand ich überhaupt nicht lustig. Das war unhöflich und kindisch, findest du nicht? Wenn du nicht möchtest, dass ich deine Nummer bekomme, dann sag’s mir doch einfach.“

Hab ich getan, Schwuchtel, aber irgendjemand hier kann ein Nein als Antwort nicht akzeptieren. Day machte sich nicht die Mühe, laut zu antworten. Er nippte lieber vorsichtig an seinem heißen Kaffee und weigerte sich, sich von dem Mann sein Kaffee-Zengefühl ruinieren zu lassen.

Detective Johnson war bei Weitem kein hässlicher Mann. Tatsächlich sah er sogar ziemlich gut aus. Aber er war auch ein Wichtigtuer und nicht Days Typ. Der Mann dachte tatsächlich, er könne haben, was immer er wolle, und das nur, weil er einen Treuhandfonds besaß.

„Du hast mir diese Nummer gegeben und gesagt, du hättest nichts dagegen, wenn ich dich anriefe.“ Er stützte einen Arm an dem Schrank direkt über Days Kopf ab. Sein nach Zimt riechender Atem waberte von oben herunter … und direkt in meinen verdammten Kaffee.

„Ich weiß, dass ich gesagt habe, du kannst mich anrufen. Dafür gibt es zwei Erklärungen. Nun, entweder habe ich gelogen … oder ich habe mich gerade vertan mit der Anzahl der Erklärungen.“ Day feixte und nahm noch einen Schluck Kaffee.

„Deine freche Zunge wird dich nochmal in Schwierigkeiten bringen.“ Detective Johnson spitzte die Lippen und näherte sich ihm. Der Typ verstand auch wirklich keinen noch so großen Hinweis. Er hatte Day in die Ecke gedrängt, so dass nur noch eine sprichwörtliche Haaresbreite an Platz zwischen ihnen war.

Day hätte mit Leichtigkeit entkommen können, aber er nahm den selbstgefälligen Detective gern auf den Arm. Detective Johnson war ein Ballistikexperte, der von Revier zu Revier wechselte und bei den Fällen mithalf, bei denen er gebraucht wurde. Offensichtlich hatte der Captain ihn zur Mithilfe gerufen, um die Waffen zu untersuchen, die bei der letzten Durchsuchung gefunden worden waren.

„Tja, hm, ich muss zurück in die Tretmühle. Möchte nicht, dass du Daddy sagst, ich sei müßig.“ Day setzte seine Tasse vorsichtig auf den Tresen, drehte und duckte sich unter dem Arm des Detectives durch, bevor dieser auch nur zweimal blinzeln konnte. Er schnappte den Becher und hielt auf die andere Seite des Raums zu.

„Also wir zwei, Abendessen an diesem Wochenende?“, fragte Detective Johnson seinen Rücken. Day schnaubte und griff nach einem Muffin für God. „Ist das ein Nein, Day?“

„Das ist sogar ein verdammtes Nein.“ Day öffnete die Tür und verließ den Raum. Noch beim Weggehen konnte er die Verwünschungen von Johnson hören.

Er bahnte sich seinen Weg zurück ins Büro, und als er nur noch ein paar Schritte von ihrem Schreibtisch entfernt war, warf er God den Blaubeermuffin zu. Der blickte ihn ein paar Sekunden lang an und beide kommunizierten wortlos, auf ihre Art.

„Gern geschehen“, sagte Day und ließ sich in seinen Stuhl fallen. Er nahm noch einen großen Schluck und holte dann tief Luft. Er ließ seinen Nacken auf beiden Seiten knacken und warf seinem Partner einen langen Blick aus seinen braunen Augen zu. „Bist du bereit für den richtigen Schweinkram, God?“, fragte er ihn absolut ernst.

„So bereit, wie man nur sein kann. Gib’s mir, Baby“, antwortete God mit einem frustrierten Schnaufen.

Day begann, eine Vielzahl von Formularen herunterzuladen und auszudrucken, um sie ergänzen zu können. God stöhnte angesichts der Flut an Papier, die der kleine Drucker auf ihrem Schreibtisch ausspuckte.

„Uäh, dämlicher Papierkram … Scheiße! Ich hasse es!“ God schrie fast. 

 

Kapitel 2

Mal siehst du mich, mal nicht

 

Nach zwei Stunden Papierkram waren beide ziemlich erschöpft, Days Lider fühlten sich an, als bestünden sie aus Schmirgelpapier. Er hörte, wie God sich räusperte, dann ein paar Mal hustete.

„Ich halte gleich mal eben bei dem kleinen Laden an der Ecke an und hole mir schnell ein paar Hustenbonbons“, sagte God heiser.

„Gut, denn ich brauche Kaffee“, stöhnte Day, als er sich in Gods bequemem Truck zurücklehnte.

„Klar“, brachte God hustend heraus.

„Geht es dir gut, Kumpel? Du hustest schon so seit mindestens einer Woche.“ Day hielt seine Augen geschlossen, während er sprach.

„Mir geht’s gut. Ich glaube, es ist nur eine Allergie“, antwortete God mit einem Schulterzucken.

Day hatte diese Antwort schon erwartet. God war stur wie ein Maulesel, besonders, wenn es um seine Gesundheit oder gar – Gott verhüte – um einen drohenden Arztbesuch ging. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass sein Partner schon jemals einen Check-up hatte durchführen lassen. Nicht einmal, als letztes Jahr ein Täter in seinen Bizeps gestochen hatte. Day hatte ihn zu überzeugen versucht, dass es genäht werden müsse, aber God hatte darauf bestanden, dass es nur eine Fleischwunde sei – die gezackte Narbe leuchtete immer noch weithin erkennbar.

God fuhr ruckelnd in die Parklücke und trat hart auf die Bremsen, kurz bevor die vordere Stoßstange die Backsteinmauer berührte.

„Jesus, versuchst du uns umzubringen?“, grollte Day. „Du musst nicht immer so fahren, als würdest du dich für den Grand Prix bewerben!“

„Hör auf zu zicken, Miss Daisy. Wenn dir meine Fahrweise nicht passt, kannst du gern mit deinem Motorradhobel zur Arbeit fahren!“, antwortete God gereizt.

„Wie auch immer. Lass uns einfach schnell machen.“ Day marschierte hinter Gods kräftiger Gestalt in den kleinen Laden.

Schon bevor die kleine Ladenglocke aufgehört hatte zu bimmeln, fragte Day den Ladenbesitzer: „Haben Sie eine Kanne frischen Kaffee?“

„Ja, habe ich gerade vor fünf Minuten aufgesetzt“, antwortete dieser mit einem starken asiatischen Akzent.

„Guter Mann.“ Day machte sich auf in den hinteren Teil des Ladens. God wandte sich in Richtung der Kühlregale mit den Medikamenten.

Day summte vor sich hin und goss das dampfende Gebräu in die größte Tasse, die das kleine Geschäft zu bieten hatte. Dazu schüttete er ungefähr fünfzehn kleine Behälter Kaffeesahne. Er mochte seinen Kaffee nun mal mit viel Sahne und Zucker, und es war ihm auch überhaupt nicht peinlich, diese wahre Tonne an kleinen Portionen zu öffnen und in seine Tasse zu schütten, bis sein Getränk genau richtig war.

Als er die goldbraune Flüssigkeit durchrührte und gerade einen Probeschluck nehmen wollte, hörte er die Türglocke wieder läuten. Fünf Sekunden später vernahm er eine männliche Stimme: „Keine Bewegung, alter Mann! Mach die Schublade leer, sofort!“ Dann fiel etwas krachend zu Boden. „Mach keine Dummheiten. Ich will dich nicht verletzen. Gib mir einfach das Geld!“, rief der Kerl.

Day konnte nicht über die Regalreihen hinwegsehen, aber der Stimme nach zu urteilen, musste der Räuber höchstens Ende Zwanzig sein. Er spähte in die Reihe, in der God sich befand, und sah, dass dieser gerade in aller Seelenruhe die Beschriftung auf einer Flasche Hustensaft durchlas, während er sich ein Bonbon in den Mund steckte. Oh, komm schon … wirklich, God?‘

Day näherte sich vorsichtig seinem Partner, darum bemüht, kein Geräusch zu machen. „Hast du gefunden, wonach du gesucht hast?“, flüsterte er ihm zu.

„Yep.“ God drehte sich zu ihm um, um ihn anzusehen.

„Hast du nicht gehört, dass der Laden gerade überfallen wird?“

„Yep.“

„Willst du das nicht stoppen?“

„Yep.“

„Mal siehst du mich, mal nicht?“

„Yep.“ Day zwinkerte ihm zu.

God packte den Hustensaft und die Bonbons in seine Manteltasche und schlenderte zur Eingangstür des Ladens. Day ging zurück, um zu der Regalreihe zu gelangen, die sich am nächsten zur Tür befand.

Er hörte den jungen Mann wieder rufen: „Öffne den Safe! Beeil dich. Versuch nicht, mich hinzuhalten!“ Oh nein. Auch noch ein verdammter Amateur.

God bog um die Ecke seiner Regalreihe und sah eine kleine Gestalt vor der Ladentheke stehen, die zitternd mit einer 22er Handwaffe auf den zu Tode erschrockenen Ladenbesitzer zeigte. Der Junge konnte nicht viel älter als 18 Jahre alt sein. Er trug eine tief ins Gesicht gezogene, rot-blaue Baseballkappe der Braves; sein schwarzer Pullover war bis zum Kinn geschlossen und die Kapuze über die Kappe gezogen. Die Jeans, die er trug, waren verschossen und saßen extrem eng. God ertappte sich bei der Frage, ob seine Eier deswegen wohl stinksauer wären …?

God trat leise näher in Richtung Tresen und war nur noch ein paar Schritte von dem Jungen entfernt, als der plötzlich herumwirbelte und jetzt mit der Waffe auf ihn zielte. Dieses Kind bewegte den Kopf zitternd auf und ab und versuchte ihn zu erkennen. Gods kantiges Gesicht, seine Körpermaße und die schiere Größe ließen ihm fast die Augen aus dem Kopf treten.

„Hey! Keine Bewegung! Hände hoch!“

„Nein“, sagte God und verschränkte die Arme über der Brust.

„W-was?“, stammelte der Junge.

Der Schmerz und die Unsicherheit in seinen Augen kamen God nur zu bekannt vor.

Der Junge warf ihm einen flehenden Blick zu. „Hören Sie, Mann, nehmen Sie einfach die Hände hoch, okay? Ich möchte Sie nicht umbringen.“

„Gut, denn ich möchte nicht sterben“, antwortete God mit versteinertem Gesicht.

„Aber ich habe die Pistole. Also nehmen Sie jetzt Ihre verdammten Hände hoch!“ Das junge, picklige Gesicht sah aus wie eine ärgerliche Maske, nur seine zitternden Hände verrieten seine Furcht.

„Hey, was bekommen Sie für die Tasse Kaffee?“, schrie Day mit entschieden zu lauter Stimme. „Oh Scheiße, mein Fehler. Ich habe dich mit der Pistole von da hinten nicht gesehen.“

Der Teenager wirbelte zu Day herum. „Yeah, also nimm die Hände hoch!“, blaffte er.

„Nicht du …“ Day zeigte über die Schultern des Jungen: „Er!“

Als der Dieb sich umwandte, starrte er direkt in den Lauf von Gods ziemlicher gewaltiger Desert Eagle und sah plötzlich so aus, als würde er sich gleich vor Angst in die Hose machen. Mal siehst du mich, mal nicht. Klappt jedes Mal.

„Meins ist größer als deins“, sagte God beiläufig.

„Wortwörtlich“, sagte Day mit einem breiten Grinsen. God verdrehte die Augen und konzentrierte sich wieder auf das Kind.

„Lass langsam die Waffe fallen und tritt sie zu mir rüber, dann nimm die Hände hinter den Kopf.“

„Ganz ruhig, Mann.“ Der Junge legte langsam seine kleine Waffe auf den Boden. „Bitte, erschießen Sie mich nicht!“

„Werd’ dich schon nicht erschießen, Junge!“, sagte er ruhig, zog die silberne Kette unter seinem Shirt hervor und enthüllte das goldene Polizeiabzeichen.

Der Teenager schubste seine Waffe vor Gods Füße und kniete nieder, um seine Wange auf den dreckigen Boden zu legen. Dabei hatte er ihm gar nicht befohlen, sich hinzulegen. Dieses Kind war offensichtlich kein abgebrühter Krimineller. Er wandte seinen Blick von seinem Verdächtigen und sah, dass Day mittlerweile in einem Fitnessmagazin aus dem Zeitschriftenregal blätterte. God verdrehte abermals die Augen.

„Day, komm rüber und bezahl deinen Scheiß. Ich muss mich um den weltdümmsten Kriminellen – High School Ausführung – kümmern. Und du krieg deinen Hintern hoch und komm mit mir, Kleiner.“

God zog den Jungen am Kragen hoch, nahm die kleine Waffe und steckte sie in seinen Gürtel hinten am Rücken. Er führte ihn zu dem Platz, an dem er geparkt hatte, und drückte den Burschen an die Seite seines Trucks, und das nicht gerade vorsichtig. Dann zog er ihm ein abgetragenes Klettportemonnaie aus der Gesäßtasche. Ein verdammtes Klettportemonnaie mit Twilight-Bis(s) zum Morgengrauen-Motiv … sollte das eine Verarsche sein? Er drehte den Jungen herum, so dass er ihn ansah und presste ihn gegen die Ladefläche des Trucks.

„Officer, bitte, es tut mir l…“

„Detective“, bellte God und schnitt ihm das Wort ab. „Was zur Hölle tust du hier bloß – einen Tante-Emma-Laden überfallen? Wie alt bist du, verdammt noch mal?“ Er riss den Ausweis heraus und überflog ihn. Curtis Lamont Jackson, er lebte vier Blocks entfernt und war gerade siebzehn.

„Ich, ich bin siebzehn, Sir“, stammelte der Junge. Schweiß lief ihm über das Gesicht und seine Arme zitterten, während er sie hoch erhoben mit verschränkten Fingern hinter dem Kopf hielt.

„Nimm um Gottes willen die verdammten Hände runter“, schnauzte God und musterte den Teenager von oben bis unten. „Du bist ein gottverdammtes Baby, meinst aber, du könntest hier draußen bei den großen Jungs mitspielen.“ Er trat zurück von dem bibbernden Kind und sah Angst in seinen hellblauen Augen schimmern, vielleicht war es auch Traurigkeit. Er konnte es nicht genau sagen.

„Ich, ich bin kein Baby mehr, Sir.“

„Pfft, oh bitte. Ich kann den Babypuder an dir von hier aus riechen.“ God schnaubte.

Day kam mit einer kleinen braunen Tasche in der Hand um die Ecke und lehnte sich lässig gegen die Motorhaube. „Hey Kumpel, ist das das Team Edward auf seiner Brieftasche?“ Er prustete los.

„Halt die Klappe, Leo. Hast du die Aussage von dem Ladenbesitzer?“

„Yep.“ Day hielt ein Stück Papier hoch.

„Sir, es tut mir wirklich leid. Bitte, ich schwöre Ihnen, ich hätte niemanden erschossen“, wimmerte er.

„Ich weiß. Denn du hast keine Patronen in der Waffe“, antwortete God trocken.

Der Junge sah ihn geschockt an.

„Ich wusste es nicht, erst, als ich sie aufgehoben habe … sie ist zu leicht. Ich hätte dich erschießen können.“

„Sir, bitte … meine Mutter ist sehr krank. Sie muss jede Nacht an eine Blutwäschemaschine angeschlossen werden, manchmal sogar öfter am Tag, sonst würde es ihr total schlecht gehen. Sie hat akutes Nierenversagen. Und sie haben uns letzte Nacht den Strom abgestellt.“ Curtis schaute zu Boden. „Die Maschine funktioniert elektrisch.“

God wusste, dass der Junge die Wahrheit sagte. Niemand – besonders kein Mensch in diesem Alter – konnte sich so eine Lüge ausdenken und dabei so totunglücklich aussehen wie er.

„Und ein Überfall sollte dein Problem lösen?“, fragte Day.

„Es tut mir so leid. Ich wusste nicht mehr, was ich tun soll. Mein ganzes Gehalt ist für die Miete draufgegangen, und ich habe keine Verlängerung mehr für den Strom bekommen. Ich habe versucht, eine andere Lösung zu finden … aber es gibt keine. Ich darf nicht ins Gefängnis, meine Mom braucht mich. Ich bin alles, was sie hat.“ Eine einzelne Träne rann seine rote Wange hinab.

„Steig in den Truck“, ordnete God an.

Curtis starrte ihn verzweifelt an. „Bitte, ich flehe Sie an. Ich kann nicht ins Gefängnis. Meine Mom wird sterben. Ich habe einen guten Job. Wenn ich dort morgen früh nicht auftauche, werde ich gefeuert.“ Die Tränen flossen jetzt ungehindert über sein Gesicht, und Gods Herz verkrampfte sich.

Er wusste, wie es war, wenn man als junger Mann die Verantwortung für seine Mutter übernahm. Es war nicht fair, aber so war das Leben.

„Steig ein.“ Day drehte ihn um.

God warf Curtis praktisch auf den Rücksitz und ging um das Auto herum zur Fahrerseite. Day kletterte auf seiner Seite hinein, wandte den Kopf und sah God an. Beide blickten sich an, sie tauschten sich wortlos aus, so, als würden sie laut miteinander reden.

God wusste, was Day dachte. Das tat er meistens. 

Beide sahen nach hinten zu diesem Kind. Curtis hatte seine Knie an die Brust gezogen und schaukelte vor und zurück.

„Ich schwöre, ich hätte nie jemanden verletzt, auch wenn ich Munition gehabt hätte. Ich hätte nie auf ihn geschossen, und ich hätte ihm das Geld zurückgezahlt. Hier!“

God sah, dass der Junge ein zerknülltes Blatt Papier aus seiner Tasche zog, auf dem stand: Ich schulde Ihnen … Curtis wischte sich noch mehr Tränen fort. „Ich wollte es nur borgen. Mitte des Monats habe ich meistens genug Geld, um alle Schulden zurückzuzahlen, ich kriege immer einen Bonus auf der Arbeit, weil ich am meisten verkaufe. Bitte, lassen Sie mich nicht meinen Job verlieren. Nirgends wird jemand anders einem Teenager einen anständigen Job geben. Ich kann bestimmt eine Lösung finden, wenn Sie mich gehen lassen.“

God und Day schüttelten bei diesen Worten die Köpfe.

„Ich kann gemeinnützige Arbeit machen, oder freiwillig bei der Obdachlosenhilfe arbeiten. Ich werde zurückgehen und mich bei dem Ladenbesitzer entschuldigen und ihm bei jeder Art Arbeit im Laden helfen. Bei einfachen Reparaturarbeiten kenne ich mich ziemlich gut aus.“

Danke, lieber Gott. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte God geglaubt, der Junge wolle etwas anderes anbieten.

Curtis’ blaue Augen flirrten bittend von einem zum anderen. Day streckte die Hand aus und bat God um die Brieftasche des Jungen, während er sein Telefon aus der Manteltasche zog. God wusste, was er vorhatte. Denn er kannte diesen einfühlsamen Mann – seinen Partner – genau.

Day wählte die Nummer der Auskunft. „Ich brauche die Nummer vom Stromkonzern.“

Er ist verdammt nochmal einfach großherzig, dachte God.

God fuhr Curtis nach Hause und bog in die schmale Einfahrt. Es war ein kleines Haus mit einer braunen Fassade und blauen Fensterläden. Obwohl es keine Blumen oder gar ein Beet gab, sah der Vorgarten ordentlich und gepflegt aus. God wusste sofort, dass Curtis sich wirklich um sein Zuhause kümmerte. Er machte sich nicht die Mühe nach einem Vater zu fragen, denn wenn es einen geben würde, würde der seinen Sohn bestimmt nicht Geschäfte überfallen lassen, um die Stromrechnung bezahlen zu können.

Nachdem Day dem Stromlieferanten die Adresse des Jungen genannt und Rechnung bezahlt hatte, , die sich auf einhundertfünf Dollar belief, ließ er bei dem Unternehmen außerdem seine Telefonnummer hinterlegen. Er wollte informiert werden, falls nochmal der Strom abgestellt werden sollte.

Curtis dankte ihnen so oft, dass God ihm am liebsten gesagt hätte, er solle den Mund halten.

„Der Strom sollte in einer Stunde wieder da sein.“ Day zog seine Visitenkarte aus der Brieftasche heraus und kritzelte seine Handynummer auf die Rückseite. „Ruf mich an, wenn du irgendein anderes Problem hast.“

Curtis nickte zustimmend. Seine Tränen hatten Streifen auf den roten Wangen hinterlassen.

Day packte den Jungen am Kragen, zog ihn in den Truck und nah an sich heran. „Nichts Kriminelles mehr. Verstanden?“

Curtis sah beschämt aus. Er antwortete eifrig: „Ja Sir, ja, Sir. Ich schwöre es. Oh mein Gott. Ich danke Ihnen so s…“

„Wenn du noch einmal danke sagst, knall ich dir eins auf die Lippe.“ Day schnitt dem Jungen das Wort ab.

„Oh, entschuldigen Sie.“ Er wurde rot. „Mann, solche Cops wie Sie hab ich noch nie kennengelernt.“

„Und das wirst du auch nicht mehr“, rumpelte God mit seiner tiefen Stimme. Ein Hustenanfall unterbrach ihn.

„Wissen Sie was, Detective Godfrey, Sie sollten diesen Husten mal von einem Arzt checken lassen. Der hört sich gar nicht gut an. Ich recherchiere da ziemlich viel medizinische Sachen und kenn mich ziemlich gut aus – “

„Curtis, steig aus. Geh rein und kümmere dich um deine Mom“, unterbrach ihn God.

Day schnaubte. „Das ist sinnlos, Kleiner.“ Curtis lächelte und kletterte aus dem Truck.

„Curtis.“

„Ja, Detective Day?“

„Bleib von diesem kleinen Laden weg. Der Eigentümer denkt, wir hätten dich verhaftet und in den Knast gebracht. Er braucht nicht zu erfahren, dass das nicht stimmt.“

„Ja, Sir.“

God und Day sahen noch zu, wie der junge Mann seine Einfahrt hochlief und ins Haus ging, bevor sie davonfuhren.

Keiner der beiden kommentierte, was Day getan hatte. God wusste, dass sein Partner ein Herz für Kinder hatte  … und besonders für die, in denen er einen guten Charakter erkannte. Und Curtis war definitiv ein feiner Kerl, das Schicksal hatte es einfach nicht gut mit ihm gemeint. Er kannte das Gefühl.

God warf ein neues Hustenbonbon ein und fuhr die paar Meilen bis zu Days Zuhause. Er bog in die gepflasterte Einfahrt ein und parkte seinen Truck.

„Lust noch hier zu bleiben? Wir könnten heute Abend das Spiel zusammen schauen.“ Fragend drehte sich Day zu God um, bevor er aus dem großen Truck glitt. Sein Blick fiel auf die unzähligen Blätter, die der Wind auf seinen Rasen geweht hatte. Im Stillen überlegte er, wie hoch seine Chancen wären, dass der Große sie für ihn zusammenkehrte, während er ihr Abendessen grillte.

„Nee, ich muss zu Hause bei meiner Mom vorbeisehen, und schauen, ob ich was für sie erledigen kann, während sie und Gen arbeiten“, antwortete God. Er streckte seinen langen Körper in dem geräumigen Auto aus. Sein Ledermantel lag hingeworfen auf dem Rücksitz des Trucks und sein Bizeps spannte sich an, während er mit steinhartem Griff das Lenkrad umfasste.

Day wurde aufmerksam auf diese unbewusste Bewegung. Etwas stimmte nicht.

„Warum gehst du hin, wenn sie nicht da ist? Willst du sie nicht –“

„Das geht dich nichts an, Leo. Lass mich einfach meine Sachen erledigen. Vielleicht habe ich später noch Zeit, vorbeizukommen. In Ordnung?“, schnitt God ihm das Wort ab.

„Klar.“ Day sah verunsichert auf den Boden.

„Hör auf so zu schauen.“

„Wie?“

„Als hätte ich gerade versucht, dich ohne Gleitmittel zu ficken. Du weißt, welchen Blick ich meine. Ich sagte, ich werd’ s versuchen, okay?“ Gods Mundwinkel zuckten, und das ließ Day aufgeben, wie immer.

„Hau schon ab.“

Er sah zu, wie God das große Vehikel mit Leichtigkeit zurück auf die Straße manövrierte und schnell wie der Teufel davon fuhr.

Seit vier Jahren kennen wir uns schon, Partner … Was zur Hölle verschweigst du mir? dachte Day, während er langsam in seine Wohnung ging.

Drinnen nahm er sofort seine Holster und Waffen ab. Er entsicherte seine Pistolen und schob eine unter eines der Sofakissen, die andere steckte er in seine hintere Hosentasche. Dann ging er in seine blitzsaubere Küche und nahm zwei T-Bone Steaks aus dem Kühlschrank, nur für den Fall, dass God doch noch zurückkam.

 

Kapitel 3

Familientreffen

 

God saß im Auto an der Straßenecke in der Nähe des kleinen Einfamilienhauses. Er wollte sichergehen, dass keiner zu Hause war. Mithilfe einer alten Flamme war es ihm gelungen, die Hypothek für das Haus unter einem Pseudonym aufzunehmen, so dass weder seine Mutter noch sein Bruder wussten, wem sie das Haus verdankten. Sie dachten, ein Freund des verstorbenen Vaters sei die freundliche Hand, die ihnen seinetwegen half und für sie sorgte. God kümmerte sich darum, dass es ihnen nicht nur an nichts mangelte – sie bekamen auch alles, was sie wollten.

Da er die Hypothek für seine Mutter und alle Nebenkosten bezahlte, blieb von seinem Gehalt nicht mehr viel für ihn selbst übrig. Er hatte sowieso keine extravaganten Wünsche. Alles, was er brauchte, waren seine PlayStation 3, sein 65-Zoll-TV und – sein Truck. Sein Einzimmer-Appartement war ein übles Drecksloch in einer noch übleren Gegend. Aber ein eventueller One-Night-Stand, der schreiend aus seiner Wohnung fliehen würde, gehörte zu Gods geringsten Sorgen.

Er zog das Wegwerfhandy unter seinem Sitz hervor und überflog nochmal den Text.

Mr. Eudall, Sie sagten mir, ich könne diese Nummer antexten, wenn wir irgendein Problem haben. Das tue ich hiermit. Meine Mom und ich haben versucht, die Spüle in der Küche zu reparieren, es aber nicht geschafft. Der Klempner verlangt 500 $ für die Reparatur und so viel Geld hat meine Mom gerade nicht, weil sie auf einen Computer für mich spart. Können Sie uns bitte helfen?