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Seelenprisma

 

 

  

halblicht

 

 

 

Jan Corvin Schneyder


Ausschnitt Zentriums um 1691

 

15 Unheil

Es vergingen wortlose Stunden, dann kam die kalte Nacht. Die erstmals beißende Kälte war eine Vorwarnung des Winters an alle Reisenden.
Mond und Sterne waren meist von Wolken verhüllt, und Maxantalin sagte, er wage es nicht, die Dunkelheit durch magisches Licht zu reizen. Hirschstein und Bräuner, die nicht verstanden was er damit meinte, kritisierten ihn dafür.
Weder das Rauschen des schon recht nahen Flusses, noch der Harzduft der großen Wälder lagen in der Luft. Strammer Wind trug alles mit sich fort.
Sie suchten Zuflucht in einem Wäldchen. Stolpernd und mit einem unbeholfenen Getöse schlugen sie sich ins Unterholz. Sie mussten einander zurufen, damit niemand verloren ging.
Nach einigen Minuten spürten sie am Luftzug, dass sie in etwa die Mitte des Wäldchens erreicht hatten und jeder weitere Schritt vorwärts sie wieder heraus geführt hätte. An ihrer Position erreichte sie nur schwacher Wind, was auch die gefühlte Kälte reduzierte.
Die Bäume waren sehr hoch, doch ihre Stämme dünn. Myrcius hielt sie für Nadelbirken und fand ihr Knarzen und Schwanken im Wind wenig vertrauenerweckend.
Bräuner schimpfte: »So eine Schinderei wegen dem bisschen Wind da draußen!« Er strauchelte und fiel, wobei er enormen Lärm verursachte. Dann fluchte er wild drauf los und verwendete dabei auch Myrcius völlig unbekannte Worte waldener Mundart.
Myrcius hörte Milana sagen: »Das ist kein bisschen Wind, Du Waldzwerg! Wie willst Du da draußen Feuer machen?« Maxantalin stand ganz still da und lauschte in Bäume und Wind hinein. Dann, während alle anderen Gepäck von den Pferden abschnürten und vieles davon in polterndem Chaos über den schwarzen Boden rollte, knurrte er: »In einem halben Tagesritt Entfernung könnte man Euch hören wenn der Sturm nicht wäre, aber nicht alle Ohren lassen sich so leicht ablenken wie die menschlichen.«
Roany stolperte über irgendetwas und hielt sich beim Fallen gerade noch an Maxantalins Mantel fest. Der Magier ergriff sie an der Schulter und murmelte ihr leise zu: »Ruhig, mein Kind! Ich spüre Deine Angst. Verdränge sie.«
Roany nickte nur.
Myrcius saß endlich ruhig am Boden. Er entzündete seine Pfeife und sog den Rauch genussvoll ein. Die aufleuchtende Glut des Tabaks färbte sein Gesicht rötlich. Die drei Waldner setzten sich sogleich neben ihn und taten es ihm gleich. Vier rote Gesichter saßen dort am schwarzen Waldboden und rauchten schweigend.
Inzwischen herrschte am Lagerplatz beinahe Windstille, doch der Sturm rauschte unvermindert heftig durch die Baumkronen. Roany war erschöpft und wurde von Myrcius freundschaftlich in den Arm genommen, als sie sich neben ihn plumpsen ließ. Maxantalin nahm zufrieden zur Kenntnis, dass Ruhe eingekehrt war, und begann nun auch damit, einige Dinge aus den Satteltaschen seines Pferdes zu kramen.
Milana tat nichts dergleichen. »Was ist nun? Machen wir endlich Feuer?«
Niemand antwortete.
Milana stampfte und Zweige zersplitterten unter ihrem Fuß. »Ob jemand Feuer macht, verdammt noch mal?!«
»Das wäre äußerst unklug, meine liebe Frau Milana«, sagte Maxantalin ruhig und setzte sich mit gekreuzten Beinen auf seine Pferdedecke. Während er sich eine Pfeife stopfte, erklärte er: »Der Wind könnte den ganzen Wald in Brand setzen. Zwar ist es kalt und feucht um uns her, doch hat es heute nicht geregnet und der Wind mag die dünnen Ästchen bereits getrocknet haben. Zudem, und das ist bedeutend wichtiger, wollen wir keine unnötige Aufmerksamkeit erregen durch hellen Feuerschein inmitten dunkelster Einöde. Nicht heute Nacht.«
Myrcius saß zufrieden da. Er saß bequemer als auf Tykas, ihm war wärmer als den ganzen Tag über und die Finsternis hatte für ihn eher etwas Beschützendes als Bedrohliches. Der kleine Wald schien zumindest für eine Nacht alle Sorgen zu verschlucken.
Maxantalin rauchte nachdenklich sein Pfeifchen.
Ruhe war eingekehrt.
»Bei allen... Wo ist Frau Ellenia?«, schrie plötzlich Myrcius in die Stille. Maxantalin fiel fast die Pfeife aus dem Mund. »Ich Narr!«, fluchte er. »Rasch!«, rief er dann, sprang auf und rannte zu Ellenias Pferd. Die anderen riefen bereits nach ihr ohne Antwort zu erhalten.
Maxantalin wühlte panisch in ihren Satteltaschen herum. Seine Befürchtung bestätigte sich. »Sie hat das Buch dabei!«, rief er grimmig und ließ mit einigen wütend klingenden Worten seinen Stab, genauer gesagt den Kristall an dessen Spitze, hell aufleuchten.
Myrcius war erst geblendet von dem hellen weißen Licht, dann sah er sich hektisch um. Das Licht fiel durch die engen Baumreihen, und lange dünne Schatten wanderten bei jeder Bewegung Maxantalins wie Gespenster umher. Einige kleinere Tiere flitzten erschrocken zurück ins Dunkel, und auch oben in den Bäumen tat sich etwas. Ab und an fielen Tannenzapfen und kleine Äste zu Boden, dazu erklangen schabende Geräusche.
»Beiß mich, eyh! Was ist da in den Wipfeln?«, flüsterte Milana von Hütten zu. Der sah kurz nach oben, konnte aber nichts erkennen. Seine Befürchtung schluckte er hinunter und zeigte Milana nur ein Achselzucken.
»Lauft nicht blindlings drauf los! Bleibt zusammen und im Licht!«, warnte Maxantalin, doch angesichts der Geräusche in den Baumkronen waren sie ohnehin näher zusammen gerückt.
»Was ist mit unseren Sachen und den Pferden? Die können wir nicht einfach hier lassen!«, mahnte Myrcius, doch niemand wollte allein als Wache zurück bleiben.
So blieben Milana und von Hütten gemeinsam.
Maxantalin entzündete rasch ein magisches Feuer für sie, damit sie nicht im Dunkel wachen mussten. Eine zweite Lichtquelle konnte es auch nicht mehr schlimmer machen. Bräuner und Hirschstein gingen nun mit gezogenen Schwertern voran und nach wenigen Metern fanden sie einen gerade erst zertretenen Sprössling am Boden, den ein weniger erfahrener Spurenleser übersehen hätte.
Scheinbar war Ellenia weiter Richtung Waldrand gegangen - oder getragen worden. Sie gingen weiter und riefen ab und an nach ihr. Myrcius blickte zurück und sah, durch viele Baumstämme hindurch, von Hütten und Milana mit den Pferden im Schein des Feuers stehen.
Der Wind rauschte immer stärker, als sie sich dem Waldrand näherten, und weiterhin knackte und knarzte es um sie her.

Die Anspannung war groß. Bei allen außer Maxantalin überwog die Sorge um Ellenia, er jedoch sorgte sich um das Buch.
Gerade in einer schwarzen Nacht wie dieser.
Als sie den Waldrand erreichten, traf sie der heftige und eisige Sturm unvermittelt wie ein Schlag ins Gesicht. Nun standen sie auf einem leicht nach Westen hin abfallenden grasigen Hügel. Es fanden sich keinerlei Spuren.
»Und jetzt?«, schrie Roany laut, um das Brausen des Windes zu übertönen.
Maxantalin hielt kurz inne, sah dann zum schwarzen Himmel empor und schloss die Augen. Er presste magische Worte über die Lippen. Die anderen sahen ihn mit großen Augen an. Nach einigen unheimlichen, atemlosen Augenblicken öffnete Maxantalin die Augen wieder und sagte: »Seht genau hin! Es wird nur einige Sekunden anhalten.«
Dann klopfte er mit seinem Stab auf den Boden, woraufhin das weiße Licht erlosch.
Absolute Finsternis herrschte.
Im nächsten Moment rissen am Himmel grollend die schwarzen Wolken auseinander und das fahle Mondlicht ergoss sich auf das hügelige Land.
Myrcius staunte angesichts dieses mächtigen Zaubers, doch sein Blick schweifte sofort hektisch umher.
»Da!«, schrie Roany und zeigte auf etwas Helles, das in etwa vierzig Metern Entfernung auf dem Boden lag. »Ellenia!«, rief sie und rannte los.
»Wartet!«, bellte Maxantalin noch, dann schloss sich die Mauer am Himmel wieder und die Dunkelheit kehrte zurück.
Roany war bereits davon geeilt und noch bevor Maxantalin das magische Stablicht wieder entzündet hatte, schrie sie hell auf. Ein Knurren und Schaben war zu vernehmen, auf das ein entsetztes Kreischen folgte.
Maxantalin entfachte das weiße Licht und rannte los. Auch die wütend schreienden Bräuner, Hirschstein und Myrcius rannten. Nach wenigen Schritten erschienen zu ihrem Entsetzen zwei Wesen im Lichtkreis des Stabes. Sie sahen aus wie riesige Küchenschaben, drei Meter lang, dafür nur einen halben Meter hoch. Viele kleine Füße, knochige Fühler auf dem kleinen Kopf, weiße tote Augen. Es blieb nicht mal Zeit für einen Gedanken.
Sie griffen an und ließen dabei ihre zangenartigen Beißwerkzeuge auf und zu schnappen. Der mehrgliedrige Panzer der Wesen verursachte bei ihren Bewegungen schabende Geräusche durch die Reibung der Panzerplatten. Sie waren schnell und schwer – und widerlich.
Bräuner hieb mit seinem Schwert auf den Rücken eines der beiden Tiere ein, doch außer einer unscheinbaren Furche blieb dort nichts zurück. Das Wesen änderte daraufhin die Richtung und stieß dabei mit seinem Hinterteil Hirschstein zu Boden.
Myrcius feuerte derweil einen Pfeil ab, doch der blieb im Panzer der Schabe stecken ohne Wirkung zu zeigen. Myrcius lud nach, Bräuner zog Hirschstein hoch, und gemeinsam stürzten sie sich auf einen der Feinde. Maxantalin schlug inzwischen mit seinem Stab auf ein weiteres Wesen ein. Das weiße Licht wirbelte wild umher, erlosch ab und zu kurz. Die Wiese flackerte.
Der Magier schlug solange ununterbrochen mit großer Kraft und Geschwindigkeit auf seinen Angreifer ein, bis dessen Panzer endlich brach und schleimige, stinkende Eingeweide heraus quollen.
Der zweite Angreifer war in einen grimmigen Kampf mit den Waldnern verwickelt und wirkte eher wie ein Wolf als wie ein übergroßes Insekt. Hirschstein war gebissen worden und die Beißzange hatte eine blutende Wunde am Bein hinterlassen. Er humpelte zornig fluchend umher, während Bräuner verzweifelt versuchte, dem erbarmungslos attackierenden Gegner eine tödliche Verletzung beizubringen.
Ein sirrendes Geräusch später fiel die monströse Schabe zuckend auf die Seite und tat ihren letzten Atemzug. Bräuner und Hirschstein sahen sich verwirrt an, doch dann entdeckten sie den Armbrustbolzen, der das Wesen in eines der Augen getroffen hatte und tief in dessen Schädel steckte.
»War eh fast erledigt!«, grummelte der mittlerweile auf dem Boden hockende Hirschstein mit schmerzverzerrtem Gesicht, als Myrcius und Bräuner ihn hochzogen.
»Nicht übel«, meinte Bräuner anerkennend zu Myrcius, doch der steckte die Armbrust weg, winkte ab und rannte zu Maxantalin, der neben Roany kniete.
»Sie ist nur bewusstlos. Sie wollten sie wohl lebend als Beute einlagern«, sagte Maxantalin nach einem prüfenden Blick. Myrcius fühlte nach Puls und Herzschlag – beides war in Ordnung. Bis auf eine Schramme an der Stirn war Roany, die bald darauf erwachte, unversehrt geblieben. Die Wesen hatten sie lediglich zu Fall gebracht und sie gegen den Kopf gestoßen.
Wenige Schritte weiter lag Ellenia. Sie hatte das Buch der Schatten im Arm, wie ein Kind sein Stofftier, und schien selig zu schlafen.
»Wurde es...?«, fragte Myrcius.
»Nein. Das hätte anders ausgesehen«, antwortete Maxantalin und sah sich Ellenia genauer an.
»Was ist mit ihr?«, fragte Myrcius ohne das Buch aus den Augen zu lassen. In den metallenen Scharnieren des verschlossenen Siegels konnte er wie in einem Spiegel die ziehenden schwarzen Wolken erkennen. Das Rauschen des Sturmes vergaß Myrcius in diesem Moment vollkommen. War da nicht ein fernes Singen?
Langsam streckte er seine Hand nach dem Buch aus. Sie zitterte. Seine Finger näherten sich dem Ding, das Ellenia noch immer so fest umklammert hielt. Maxantalin strich Ellenia die Haare aus dem Gesicht. Körperlich war sie unverletzt, doch nun schien sie paralysiert und in einen tiefen traumlosen Schlaf gefallen zu sein.
»Ich kann nicht sagen, ob und wann sie wieder aufwachen wird«, sagte er und nahm dann rechts von sich eine Bewegung wahr.
»Wagt es nicht!«, schrie er zornig und schlug Myrcius mit seinem Stab auf die gierig ausgestreckten Finger.
»Spinnt Ihr?«, ereiferte sich Myrcius zornig, rieb sich die schmerzende Hand und war sich keiner Schuld bewusst, als er hinzufügte: »Jemand muss es ja tragen!«
Maxantalin sah ihn tadelnd und enttäuscht an, denn das Funkeln in Myrcius´ Augen war ihm nicht entgangen.
»Ich nehme es!«, sagte eine Stimme hinter ihnen. Roany hatte zwar Kopfschmerzen und Schwindelgefühle, doch sie war wach und bereit, Verantwortung zu tragen.
Maxantalin und Myrcius nickten ihr zu, dann nahm sie das Buch an sich und betrachtete es skeptisch. Als nichts geschah, zuckte sie mit den Achseln und steckte es ein. Bräuner stützte Hirschstein, Myrcius und Maxantalin trugen Ellenia, und auf dem Rückweg wurde nicht gesprochen.
Woher kommt so ein unheilvolles Viehzeug auf einmal?

Im Schein des Lagerfeuers lag ein weiterer Angreifer. Milana stellte triumphierend einen Fuß auf das tote Etwas.
»Die anderen haben sich dann nicht mehr von den Bäumen getraut!«
Merkwürdig genug, dass solche schweren Biester in Bäumen herumkriechen!
Eigentlich war es von Hütten, der dem Angreifer mit einem Schwerthieb den Schädel gespalten hatte. Er hatte so seine Erfahrungen, wie er sagte.
Die Waldmenschen nannten diese Tiere Zangeriche, aber Maxantalin winkte ab und meinte, es wären eindeutig Scucs. Die gebe es vor allem im Rhymischen Reich. Myrcius war egal wie sie hießen – er hatte genug von ihnen.

Als endlich die Nachtruhe einkehrte, stellten sie aufmerksame Wachen auf. Maxantalin rechnete nicht mit weiteren Scucs, sondern mit jemand ganz anderem. Wegen ihm hatte er gehorcht und geschnüffelt. Die Tiere und Ellenias Zustand waren simples Unheil.
Aber längst nicht das Schlimmste, das unter einem solchen Mond geschehen kann.

Am nächsten Morgen sah Myrcius Tageslicht. Echtes, helles Tageslicht. Die Wolkendecke war in Fetzen zerfallen – diesmal ohne Magie – und sogar einige Sonnenstrahlen blinzelten durch die langen dünnen Stämme. Von den Scucs war weder etwas zu sehen noch zu hören.
Maxantalin erklärte, dass sie am Tage in Erdlöchern schliefen und bei Nacht in die Bäume stiegen, ihre Beute jedoch am Boden jagten. Myrcius fand das sehr sonderbar. Hirschstein und Roany ging es wieder besser, doch Ellenia schlief wie eine Tote.

Der Schrecken der vorangegangenen Nacht saß tief, wenn einige auch anderes in den Vordergrund zu stellen suchten. Die Waldner betonten immer wieder, dass es nördlich des Flusses ganz sicher keines dieser Wesen gebe, doch die anderen zweifelten daran.
Roany hatte das Buch in einer Satteltasche und versuchte, nicht daran zu denken.
Milana führte Ellenias Pferd, auf welches man die Schlafende gebunden hatte.
Ellenia atmete schwach und rührte sich nicht. Wenn sie versuchten, ihr Wasser zu geben, schluckte sie es nicht.
Sie ritten langsamer als gewöhnlich, da Ellenias Zustand keinen Galopp erlaubte.
Nach einem weiteren halben Tag kam endlich der Rossfluss in Sichtweite. Am anderen Ufer bildeten dunkelgrüne, dichte Wälder einen lebenden Schutzwall gen Süden.
Am späten Nachmittag stand die Gruppe auf einer kleinen Anhöhe zwischen Bäumen und Sträuchern. Sie hatten das Südufer erreicht. Hier gab es durchaus Bäume, aber sie wuchsen in lang gezogenen Streifen statt in geschlossenem Forst. Es gab genügend freie Fläche, um zwar ungeschützt, aber hindernisfrei reiten zu können.
Myrcius blickte zu den Ausläufern des großen Waldes am Nordufer, als Maxantalin nach Ellenia sah und zu einer Entscheidung kam: »Wir brauchen einen Heiler, sonst wird sie sterben bevor wir Forsting erreichen.«
Die Pferdeponys der Waldner waren für große Geschwindigkeit ungeeignet, ein landeskundiger Führer jedoch war nötig. So nahmen von Hütten und Hirschstein die Pferde Roanys und Milanas. Trotz ihrer eigenen geringen Körpergröße kamen die Waldner auch mit den großen Rössern gut zurecht.
Kurz darauf preschten sie und Maxantalin davon und hielten scharf nach Osten. Nach wenigen Minuten waren sie außer Sichtweite.

Bräuner führte Myrcius und die Frauen von nun an nah am Flussufer entlang.
Maxantalin hatte Myrcius vor seiner Abreise etwas eingeschärft: »Bräuner kennt den Weg, kennt sein Land und kämpft tapfer, doch darüber hinaus reicht sein Horizont kaum. Ihr, Herr Myrcius, seid nun verantwortlich für das Wohl des Buches.« Myrcius hatte gefragt, warum der Magier es dann nicht selbst trug, doch der hatte heftig den Kopf geschüttelt. »Ich werde es nicht einmal berühren. Kein Magier sollte diesem Buch zu nahe kommen. Also, mit Glück werde ich in zwei Tagen zurück sein. Bis dahin haltet Ellenia am Leben! Und wenn das Buch erwachen sollte, hört auf Euer Herz und lasst Euch nicht verführen! Wir sprachen über meine und Eure düsteren Vorahnungen. Sollte das Buch gänzlich Besitz von Euch oder einem der anderen ergreifen oder verloren gehen, werden sie in Erfüllung gehen!«

Als die Nacht hereinbrach, entfernten sie sich vom Ufer und suchten einen geschützten Ort für ihr Nachtlager. Eine verlassene Kornmühle, die statt inmitten goldener Felder nun in brauner, lehmiger Ödnis stand, schien trotz fehlendem Dach besonders geeignet. Sie bot Schutz vor dem Wind und war leicht zu verteidigen. Die Umgebung der Mühle war weitgehend baumlos und gut zu überblicken. Während drinnen Roany und Milana ungewöhnlich kameradschaftlich ein Feuer schürten und Ellenia versorgten so gut es ging, erkundeten Bräuner und Myrcius zu Fuß die nähere Umgebung, die bereits in fahles Mondlicht getaucht war. Der große Wald im Norden ragte als schwarzer, zackiger Palisadenzaun in den Sternenhimmel.
Es liegt schon Unheil hinter uns. Wenn ich nur glauben könnte, dass das erst einmal alles war…


 

26 Steinerne Gerüchte

Am nächsten Morgen brachen Maxantalin, Roany und Myrcius in aller Frühe auf. Kronling und drei Soldaten begleiteten sie. Nach mehr als drei Monaten Forsting hatte das Reisen durchaus positive Aspekte.
Roany dachte an die Verabschiedung. Sie würde Ellenia und Milana schrecklich vermissen.

Sie waren gerade drei Tage unterwegs, da setzte die Schneeschmelze ein.
Kronling hatte vorgeschlagen, Walden im Nordwesten zu verlassen und den Wachturm Schwarzgreif der Falknergilde zu passieren, um dann per Boot den Rogfluss hinunterzufahren, doch Maxantalin, Myrcius und Roany trauten dem Wasserweg nicht.
»Viel zu leicht auszuspähen!«, meinten sie.
So hielten sie geradewegs auf die Nordgrenze Waldens zu und bereiteten sich innerlich auf die Durchquerung der Felswüste Totendurst im Süden Roglands vor. Dort wollten sie scharf nach Osten in Richtung der Titanenstadt Grocor reiten, hinter welcher der Pfad der Titanen begann, der sich bis zur Herrscherburg Bula Lorte hinauf schlängelte.
»Wir sollten möglichst keinem einzigen Titanen begegnen«, sagte Maxantalin.
Roany fragte: »Wieso? Mit den Titanen Titanias kann man doch auskommen, oder?«
Maxantalin nickte zwar, sagte jedoch: »Das schon, doch die Titanen Roglands sind nicht nur ungebildeter, sondern auch wilder. Gerade in letzter Zeit soll sich das für Reisende nicht sonderlich angenehm gestaltet haben.«
»Dabei habe ich vor einigen Jahren ganz gute Erfahrungen mit Rogland gemacht«, erinnerte sich Myrcius.
Kronling nickte eifrig: »Walden treibt Handel mit den Titanen nördlich seiner Grenzen.«
»Aber wenn wir den Pfad der Titanen in Richtung ihrer Herrscherburg nehmen, werden wir doch sehr viele von ihnen treffen, oder?«, fragte Roany.
Myrcius schüttelte den Kopf. »Die Stadt Grocor im Süden ist zwar mit Bula Lorte über den Pfad verbunden, aber Nord- und Süd-Rogländer können sich nicht ausstehen und verkehren möglichst wenig miteinander. Die Herrscherburg ist dem nahen Ostmeer zugewandt, Grocor eher dem Turm Okarog sowie dem Westen und Süden. Der Pfad wird eigentlich nur von Fremden benutzt.«
Maxantalin nickte. »Ich sehe, man lernt etwas im diplomatischen Dienst des Fürstentums.«
»Aber ihre Hauptstadt…« Roany wirkte ein wenig ratlos. Sie war zwar schon einmal durch Rogland geritten, jedoch im Westen. Zudem hatte sie aufgrund besonderer Umstände vom Land so gut wie nichts gesehen.
»Sobald wir in die Nadelwälder kommen, also weit genug vor der Herrscherburg, verlassen wir den Pfad«, erklärte Maxantalin.
Myrcius freute sich. Das klang alles nach einem guten Plan.

Am Morgen des fünften Tages seit Forsting war es soweit. Der Wald lichtete sich und gab den Blick auf eine sandfarbene, felsige Ebene frei.
Am Waldrand stoppten die Reiter.
Kronling sagte: »Dies ist die Nordgrenze Waldens. Die Steinwüste gehört bereits zu Rogland.«
Myrcius blinzelte, denn die aufgehende Sonne stand noch tief über der Ebene.
Ich würde mein Land auch hier enden lassen. Das da will doch keiner haben.
Es war kein Pfad zu erkennen. Die Pferde würden langsam durch Staub und Felsen stolpern müssen.
»Richte dem Grafen unseren herzlichen Dank aus, Kronling!«, sagte Maxantalin.
Roany ergänzte: »Und pass gut auf Dich auf, falls Du mit nach Xod musst!«
Kronling nickte jedem kurz zu, bedachte Roany mit einem merkwürdigen Blick, der niemandem auffiel, und dann machten er und die Soldaten kehrt und ritten davon.
»Wie doch ein nahender Krieg die Herzen der Menschen befangen macht«, murmelte Maxantalin, als die Waldner fort waren. Dann ritt er weiter.
Roany und Myrcius, die vorerst unwillig am Waldrand stehen blieben, rief er zu: »Obwohl dieser Ort Totendurst heißt, werden wir im Frühling kaum Probleme mit Hitze und Durst bekommen. Von West nach Ost ist es deutlich einfacher als von Süd nach Nord.«

Trostloses Land.

Mittags
wurde es so warm, dass es allen zusetzte. Kurz zuvor waren sie schließlich noch durch Schnee und Eis geritten. In vielen Regionen Zentriums lagen unterschiedliche Klimazonen dicht beieinander, was mit der Beschaffenheit Dreilands zu erklären war.
Es gab keine Bäume, nur vereinzeltes dorniges Gestrüpp. Felsbrocken lagen wie von riesenhafter Hand verstreut, Reiter sowie Rösser waren von einer blassen Staubschicht bedeckt. Eines Nachmittags kam Wind auf, was sie die Gesichter in den Kapuzen der Mäntel verbergen ließ.
Die Nächte waren kühl, aber nicht frostig.
Nur wenige Tiere gab es hier. Ab und an kreisten große Vögel am Himmel oder es huschten kleine Nagetiere und Reptilien zwischen den Steinen und Gestrüppen umher.

Eines Abends fanden die Reiter einen geeigneten Ort für die nächste Nacht. Eine kleine Ansammlung von längst abgestorbenen Bäumchen im Schatten eines besonders großen Felsbrockens bot die verlockende Aussicht auf Feuerholz. Der Felsen ähnelte in Form und Farbe einem gigantischen Steinofenbrot. Er erhob sich etwa zehn Meter hoch in den abendlichen Himmel und hatte nur wenige Einkerbungen oder Risse, war ungewöhnlich glatt.
Bald saßen Magier, Roany und Myrcius im Schein der Flammen eines Lagerfeuers. Die Rauchkringel von Maxantalins Pfeife stiegen in den Nachthimmel, der eine prächtige Sicht auf die Gestirne bot. Es war still um sie her und nur das brennende Holz knackte.
Myrcius sah müde zum Himmel und dachte sich nichts weiter dabei, bis er einen kleinen, kreisenden Schatten im Licht der Sterne erblickte. »Was ist denn das?«
Maxantalin betrachtete das fliegende Etwas. »Sieht aus wie eine Krähe«, meinte der Magier unaufgeregt und wunderte sich nur ein wenig darüber, dass sie nachtaktiv war.
Es war tatsächlich eine Krähe, die nun oben auf dem Felsen landete und zu den Menschen am Feuer hinab spähte.
Roany sah sich nach ihr um. »Na Du, wie wär´s?« Sie warf einen winzigen Krümel Dörrfleisch in Richtung des Vogels. Der hüpfte darauf zu und betrachtete das Angebot fraß aber nicht.
Myrcius lachte. »Wenigstens er scheint in der Wüste besseres zu finden.«
Das Lachen verging ihm, als der Vogel mit einer sanften, weiblich klingenden Stimme sprach: »Oka-dykos, noka-phala, oka-dera, wecon-tecon.«
Augenblicklich erhob sich die Krähe flatternd in den Nachthimmel.
Maxantalin rannte einige Schritte hinter ihr her und rief mit lauter Stimme: »Maicem sylos? Maicem roto?«
Aus der Dunkelheit über ihren Köpfen kam keine Antwort. »Was zum...?«, fragte Roany, doch es blieb keine Zeit für Fragen.
Ein Grollen war tief in der Erde zu spüren. Es schwoll weiter an. Vibrationen brachten den Staub in Wallung und kleine Steinchen zum Springen.
Roany und Myrcius sahen sich verwirrt an.
»Was soll das denn sein? Ein Erdbeben?«, fragte Roany. Alle drei beruhigten angestrengt die Pferde.
Das Grummeln indessen wuchs weiter und die Vibrationen ließen alles wackeln und zittern. Dann gab es ein Knirschen und Knarzen, Risse durchzuckten den Felsbrocken.
Im nächsten Moment brach er mit polterndem Getöse in vier Teile auseinander, die nach hinten hin umkippten wie ein kreuzförmig durchschnittener Apfel.
Ein Teil wälzte sich auf das Funken versprühende Lagerfeuer. Gerade noch sprangen Roany, Myrcius und Maxantalin mit den Pferden zur Seite.
Alle Vibrationen erstarben, Stille und Dunkelheit herrschten. Den fehlenden Feuerschein glichen Mond und Sterne nur unzureichend aus.
Maxantalin ließ den Kristall an seinem Stab glimmen, woraufhin das wohlbekannte weiße Licht die nähere Umgebung erhellte. Gefahr drohte scheinbar nicht.
Sie gingen auf die Mitte des zerborstenen Felsbrockens zu und sahen sich die Bescherung genauer an.
»Hat der Vogel einen Zauber gesprochen, der Erdbeben auslöst?«, fragte Myrcius, der als Erster Worte fand.
»Was für eine Sprache war das überhaupt?«, fragte Roany. Maxantalin antwortete nachdenklich: »Das war ein ganz merkwürdiger Akzent oder Dialekt einer alten Sprache der Engelsmenschen. Ich kann mich nicht erinnern, ihn jemals zuvor gehört zu haben. Ich habe in der heutigen Sprache der Engelsmenschen geantwortet.«
»Aber was hat er gesagt?«, fragte Roany ungeduldig. Maxantalin grübelte eben darüber nach. »Etwas über die Zeit und über den Krieg... oder Kampf... das Wort für Zukunft war auch dabei, wenn auch merkwürdig betont. Von einem Schatten oder eher halbem Licht schien auch die Rede zu sein... leider ergab es wenig Sinn.«
»Weil es sinnlos war oder weil Ihr die Sprache nicht beherrscht?«, fragte Myrcius kritisch.
Maxantalin sah ihn erst etwas verstimmt an, dann hellte sich seine Miene ein wenig auf. »Ich bin recht alt - in Euren Maßstäben - aber alt genug, um diese Sprache noch aus eigenem Gebrauch zu kennen, bin ich nicht. Vor etwa dreitausend Jahren sprachen nur noch wenige Engelsmenschen diesen Dialekt, wenn ich mich nicht irre.«

»Und die Engelsmenschen haben den Vogel zu uns geschickt?«, fragte Roany.
»Ob wegen uns oder nicht – es ging um den Felsen. Seht!«
Maxantalin deutete auf die Felsteile, die nun Schriftzüge offenbarten, die bläulich im Mondlicht schimmerten. Sie befanden sich auf den Innenseiten der Felsenteile, waren also zuvor tief im Brocken eingeschlossen gewesen.
Wie schreibt man von innen in einen Stein? Und dann noch an vier Seiten nebeneinander?
Myrcius, Roany und Maxantalin gingen auf die Schriftzüge zu und der Magier ließ das weiße Kristalllicht des Stabes verschwinden.
»Das ist auch eine engelsmenschliche Sprache«, erkannte Maxantalin, als er die Runen näher betrachtete.
»Also wenn eine Krähe eine uralte Sprache spricht, damit ein Erdbeben auslöst, das einen gewaltigen Felsen zerspringen lässt, und auf den Innenseiten seiner Teile eine im Mondlicht blau schimmernde Schrift, die wahrscheinlich ebenfalls verdammt alt ist, zum Vorschein kommt, bin ich geneigt festzustellen, dass ich gar nichts mehr verstehe«, fasste Myrcius zusammen und ließ sich auf den Boden plumpsen.
Roany fuhr mit den Fingern an der schimmernden Schrift entlang und atmete überrascht ein. »Sie ist ganz warm!«
»Also, Maxantalin, könnt Ihr das nun lesen oder nicht?«, fragte Myrcius.
Der Magier kraulte seinen kurzen, schwarzen Bart und wandte den Blick nicht von der Schrift ab. »Lesen ist einfacher als gesprochenes Wort. Rätselhaft bleibt es dennoch.«
Myrcius stand wieder auf und holte ein Stück Pergament, einen Federkiel und ein kleines Tintenfässchen aus seiner Satteltasche. Er hatte sich diese Utensilien in Forsting besorgt. Nun schrieb er mit, was Maxantalin übersetzte.

 

Versperrt, verschlossen und eingekerkert,

hinweg das Leid, der Schmerz, der Tod.

In der Tiefe ruhend, schlafend, träumend -

wartend auf den einen Tag.

 

Verhangen alle Erinnerung - verstreut, versteckt, verwahrt.

Geißel der Völker, glühend Glanz -

hinfort, verscharrt und ausgelöscht.

Am Berge einst, am Berge – besiegelt alle Geschicke.

 

Roany meinte sofort: »Was auch immer auf den anderen steht – es hört sich schon jetzt nicht besonders freundlich an.«
Maxantalin hob die Schultern: »Ich kann nicht sagen, welcher Stein zuerst vorgelesen werden sollte – die Reihenfolge ist...«
»Man sieht die Schrift im Mondlicht schimmern. Vielleicht solltet Ihr am besten dem Lauf des Mondes nach reihum lesen…«, warf Myrcius ein und wurde nun seinerseits von Roany unterbrochen: »Aber mit welchem Teil anfangen?« Maxantalin ging ein wenig umher und dachte nach, dann sagte er: »Ich gehe nun wirklich nach dem Lauf des Mondes. Nachdem wir alles gehört haben, erkennen wir hoffentlich die Reihenfolge.«

 

Von den Himmeln in die Berge und dort wieder hinaus -

es sind auf ewig vier. Vier, die eins waren.

Die Wächter sind fort, niemand gibt Acht.

Gefahr und Ende. Im Tod liegt eine Antwort.

 

Schicksalsstab, Schattenhorn, Lichtdorn und Weltenklinge -

Untergang und Wiedergeburt.

Finde den einen Berg.

Nur dort wird eins daraus.

 

»Das scheint mit dem anderen jetzt irgendwie wenig zu tun zu haben, außer dass wieder dieser Berg und der Tod vorkommen«, meinte Roany.
Maxantalin hatte längst eine konkrete Ahnung, Myrcius ein Gefühl, zu wissen worum es ging. Ein Mosaikstein fehlte noch. Auf dem Pergament vor sich unterstrich er die Worte, die er für wichtig hielt. Maxantalin ging zum dritten Felsteil.


Finde den Stab und nutz ihn nicht!

Die Zeit hat Schwäche ausgebreitet,
Verderbnis und Halblicht.
Nur vereint, am Berge,

wird vergangene Kraft erneuert.

Verwahre gut der Welten Glut!

 

Mut, den Tod zu sehen, braucht´s für eins,

und eins sagt zwei.

Der Schlüssel nur bewahrt den Leser -

er liegt im Menschenland in...

 

Maxantalin zögerte und der Moment des Schweigens wurde länger und länger.
Unerträglich lang.
»Wo?«, rief Roany eindringlich.
Maxantalin schüttelte den Kopf. »Hier steht `Elikon-Barsas´. Einen solchen Ort kenne ich nicht.«
Myrcius rieb sich die Stirn und starrte auf das Pergament. »Wahrscheinlich nennt man diesen Ort seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden nicht mehr so – wenn das eine alte Sprache der Engelsmenschen ist, wird man doch in einem ihrer Bücher sicher eine Erklärung für Elikon-Barsas finden.«
Maxantalin nickte. »Für den Moment müssen wir uns damit zufrieden geben. Dies war wohl der letzte Vers. Demnach hören wir nun den ersten Teil.«


Zerschlagen und zerbrochen,

verborgen an erinnerungslosen Orten.

Am Tag des brechenden Felsens die brennende Welt

eine Möglichkeit auf Linderung erhält.

 

Hinter Dämonenwerk verschleiert

der einzige Hinweis lauert,

auf eins von vier -

am Ende der Zeiten,

wenn die Auserwählten dem Grab entsteigen.

 

Roany sprach zuerst aus, was alle dachten: »Es gibt also wirklich die vier Splitter des großen Urkristalls. Wie in dieser Geschichte, die eine Legende sein soll.«
Maxantalin nickte. »Ich war nicht sicher… Hm, sie sind nicht zerstört worden…?« Maxantalins Geist versank in Erinnerungen.
Myrcius klatschte in die Hände. »Also, was haben wir? Die vier Splitter, die hier auch blumige Namen haben, sind also irgendwo versteckt. Der erwähnte `Tag des brechenden Felsens´ ist ja nun heute, falls dieser Felsen hier gemeint ist. Und es geht um einen Hinweis `auf eins von vier´ - das soll wohl der Hinweis darauf sein, wo der erste der vier Splitter versteckt ist. Der Rest ist schwer deutbar. Naja, man kann die Splitter wohl am Berg des Urkristalls zusammensetzen. Falls jemand wüsste, wo der ist. Was genau dann passiert, ist aber auch nicht klar.«
Maxantalin hätte einiges ergänzen können, doch er ließ es bleiben.
Roany erinnerte sich: »Da stand doch `hinter Dämonenwerk verschleiert´, oder? Also bei Tod und Dämonen denke ich an das, hinter dem wir im Moment her sind.«
Maxantalin zog eine finstere Miene. »Den Hinweis auf den ersten Kristallsplitter findet man im Buch der Schatten.« Aber wie ist er dort hinein geraten? Darüber will nicht mal ich länger nachdenken!
»Und die Passage `der Schlüssel nur bewahrt den Leser´ deutet dann wohl darauf hin, dass man den Hinweis nur finden kann, wenn man den Schlüssel für das Buch hat. Da war ja ein Schlüsselloch dran. Dann kann man es wohl öffnen, ohne das Ende der Welt zu verursachen«, kombinierte Roany und schnippte mit den Fingern.
»Und der Schlüssel liegt in Elikon-Barsas«, sagte Myrcius.
»Wir brauchen also erst das Buch, dann den Schlüssel«, rief Roany. »Und dann suchen wir die vier Kristallsplitter, fügen sie zum großen Urkristall zusammen und...« Maxantalin zischte energisch dazwischen: »Posaunt keine törichten Pläne in die Stille der Nacht! Wer sagt Euch, dass wir die Kristallsplitter suchen sollten? Gut versteckt können sie der Welt keinen Schaden zufügen.«
Roany konterte: »Aber ich verstehe das so, dass man damit die Welt retten kann!«
»Seit wann muss die Welt gerettet werden? Wovor? Die Welt muss vor allem davor bewahrt werden, dass Hycatan Stachelherz das Buch der Schatten in die Hände bekommt. Das Buch geht nach Hrath wie es geplant war!«
»Aber der Schlüssel…«, begann Roany, doch sie wurde energisch unterbrochen: »Was, wenn jemand den Schlüssel längst gefunden hat?! Was, wenn Hycatan ihn hat?! Was, wenn wir ihn oder andere durch die Suche danach erst aufschrecken?!« Maxantalin senkte die Stimme und sah auf Myrcius und Roany hinunter. »Seid Ihr beiden die Retter der Welt?« Er glaubte nicht, dass Stachelherz den Schlüssel hatte, doch er wollte Roany und Myrcius bremsen. Momentan war das vorrangige Ziel, lebend durch Rogland hindurch zu kommen.
Roany war tatsächlich etwas eingeschüchtert.
Myrcius zeigte eine typische Trotzreaktion. Er ging einige Schritte auf Maxantalin zu und wurde zornig. »Was redet Ihr da wieder, Magier? Erinnert Ihr Euch nicht an unser Gespräch? Dunkle Ahnungen! Erzähltet Ihr nicht selbst von Reitern aus Rhymien und drohenden Unheil, das auf der Welt lastet?! Das kann doch nicht nur das Buch sein, das soviel Aufregung verursacht! Walden zieht in den Krieg! Wenn die Legenden über den Kristall wahr sind, dann kann er Frieden in eine Welt bringen, die damit beginnt, sich selbst zu vernichten.«
Maxantalin seufzte entnervt. »Reizt mich nicht, Schreiberling! Ich bin mir all dieser Dinge durchaus bewusst, und doch ist ein Krieg kein Grund, die Existenz Zentriums durch ein Wiedererrichten des alles beherrschenden Kristalls aufs Spiel zu setzen! Die Konsequenzen sind Euch natürlich nicht ganz klar...« Roany reichte es. »Immer diese Streitereien! Ruhe jetzt!« Die Männer wollten nicht hören.
»Magier wie Ihr haben doch erst die Unsicherheit in diese Welt gebracht! Vernichteten nicht auch Magier einst den Kristall? Also lasst die Menschen selber für ihr Glück sorgen!«
Maxantalin musste sich beherrschen, nicht von seinem Stab Gebrauch zu machen. »Die Herrscher der Völker waren so gierig auf Macht, dass sie um den Kristall kämpften und sich schließlich aus Eifersucht und Neid gegen ihn wandten. Das waren die Völker der Normalsterblichen, also auch der Menschen. Außerdem: Wieso sollten gerade die Menschen über diese Welt und ihr Schicksal entscheiden? Und wenn ja, welche Menschen? Aronische, rhymische, thordinische? Und warum – beim Willen aller Dämonen! - gerade Ihr, Herr Myrcius?«
Myrcius riss die Augen auf. »Ihr beschwört die Dämonen?! Schwarz-magier!«
Roany ging zu Myrcius und schlug ihm mit der flachen Hand kräftig ins Gesicht.
»Du vergisst Dich! Das ist das Letzte, dass Du unserem Freund sowas vorwirfst, nur weil er aus Wut, an der Du die Schuld trägst, eine unpassende Redewendung verwendet! Pfui!«
Myrcius stand da wie vom Blitz getroffen.
Er ist nicht mein Freund!
Myrcius sagte kein Wort mehr und blieb einfach stehen.
Roany sagte leise zu Maxantalin: »Und Ihr reizt ihn bitte nicht. Er ist manchmal ein Hitzkopf, aber ein guter Mensch, glaube ich. Lasst es gut sein und vertragt Euch. Ich spüre eine merkwürdig enge Bindung zwischen euch. Lasst sie nicht so sinnlos fallen.«
Maxantalin schnaufte einige Male tief durch und sah Roany eindringlich an. Dann sagte er verwundert: »Wie kann eine so junge Menschenfrau nur eine solche Weisheit besitzen? Und warum besitze ich nur so wenig davon?«
Sie lächelte. »Dafür könnt Ihr nichts. Ihr seid keine Frau.«
Der Magier ging zu Myrcius und bat um Frieden. Myrcius nickte und sah zu Boden. Maxantalin legte eine Hand auf Myrcius´ Schulter. »Ich teile die meisten Eurer Befürchtungen, doch müssen wir Schritt für Schritt einen unbekannten Weg gehen. Wir sollten dies gemeinsam tun, Freund.«
Myrcius lächelte.
Ist er mein Freund?
»Also nehmen wir erst mal dem Drachen das Buch weg?« Maxantalin lachte. »Ja genau. Erst mal die einfachen Aufgaben, danach können wir noch immer schnell die Welt retten!«
Roany atmete erleichtert aus.
Jungs sind einfach Streithammel. Milana, Ellenia und ich haben uns nie gestritten!

Am nächsten Morgen waren die Schriftzeichen im Fels verschwunden. Sie blieben den ganzen Tag dort und warteten. In der nächsten Nacht schien der Mond erneut hell, doch die Schrift blieb verschwunden.
Maxantalin vermutete ein einmaliges Phänomen, wohingegen Myrcius die Konstellation der Sterne, und Roany den vermeintlichen Zauberspruch der Krähe als Grund anführten. Natürlich war es möglich, dass an mehreren Orten Zentriums in jener Nacht alte Runen aus Felsen und Bergen gebrochen waren. Warum sollte dies der einzige sein? Diese und andere Fragen blieben ungeklärt.


 

34 Die Weite

»Wir sollten uns irgendwo verstecken«, meinte Roany frustriert.
Myrcius reagierte etwas zu heftig: »Was für ein Blödsinn! Klar hatten wir mehr Glück als Verstand, aber wir müssen in Bewegung bleiben, sonst spüren uns Hycatans Diener noch schneller auf.«
»Warum sollte Hycatan uns jagen lassen? Er weiß doch, dass wir das Buch nicht haben, oder?«
Myrcius erwiderte gereizt: »Sei nicht so naiv! Was meinst Du, wo die Wölfe her kamen? Das Verhalten der Adler war zwar merkwürdig, aber ich bin sicher, dass Hycatan uns töten will. Allein weil wir Maxantalin helfen.«
Roany sprach eine Befürchtung aus, die auch Myrcius schon in den Sinn gekommen war: »Was ist, wenn er Maxantalin schon beseitigt hat?«
Myrcius knurrte. Dann sagte er leise: »Dann holen wir das Buch ohne ihn! Auch wenn wir den Weg nicht kennen...«
Darauf wusste Roany nichts zu erwidern.

Unter hohem Himmel und in warmer Mittagssonne jagten Maxantalin und Shitan Südherz nach Süden. Sie überquerten die Brücke des Schwarzen Rogflusses und hielten geradewegs auf Mil´Fornus zu.
»Weit sind Eure Gefährten offensichtlich nicht gelangt, Exzellenz. Ihre mangelhafte Geschwindigkeit wird Eure Mission unnötigerweise behindern«, meinte Shitan.
»Sie können schnell sein, doch fehlt ihnen momentan sicher ein wenig der Mut«, entgegnete Maxantalin und fügte kritisch hinzu: »Warum vermutet Ihr nur hinter allem und jedem Unfähigkeit? Habt Ihr denn niemals so etwas wie Freundschaft empfunden?« Shitan spürte kurz ein krampfartiges Zucken in der Brust, dann antwortete er kühl: »All jene Kuriositäten, die Entscheidungs- und Leistungsfähigkeit einzuengen vermögen, haben keinen Platz in meinem Denken.«
Maxantalin schüttelte darüber den Kopf.
Kuriositäten!

»Da!«, rief Roany und zeigte auf zwei nahende Reiter, von denen einer ganz sicher Maxantalin war. Der andere sah aus wie ein reitender Fliederbaum, der violett im Wind flatterte.
Einige Minuten später war die Wiedersehensfreude groß.
Shitan betrachtete die frohlockenden Menschen skeptisch. »Shitan Südherz könnt Ihr mich nennen, Menschen! Der Magie mächtig und weit gereist.«
Roany rief fröhlich: »Hui, ein Zauberfreund von Euch, Herr Maxantalin? Dann haben wir ja jetzt doppelt so viel magische Hilfe. Ich bin übrigens Roany. Freut mich sehr, Dich kennenzulernen, Shitan!«
»Myrcius vom Wetterwald. Meine besten Grüße, Shitan!«, sagte Myrcius und musterte den auffällig gekleideten Jüngling skeptisch. Er schien nicht älter als er selbst zu sein, womöglich jünger. »Mäßigt Euch in Eurer Anrede. Ein Magier ist niemals ein `Du´!«, erwiderte Shitan leicht verärgert.
Roany verzog das Gesicht, doch Myrcius kam ihr mit einer Erwiderung zuvor: »Empfindlich, hm? Mit Eurer Hofnarren-Kleidung solltet Ihr nicht so große Töne spucken, Jüngling!« Shitan hob die Hand und wollte einen Zauber sprechen, da riss Maxantalin drohend seinen Stab empor. »Seid Ihr von Sinnen?« Shitan senkte die Hand wieder und murmelte etwas von ungehobelten Menschen.
Maxantalin wandte sich an Roany und Myrcius: »Gebt ihm ein wenig Zeit – er lebt außerhalb der realen Welt. Allerdings hat er Euch das Leben gerettet, wenn ich nicht irre, als er die Adler auf die Wölfe hetzte.«
Sie schwiegen sich nur an.
»Wir haben viel Zeit verloren und Hycatan war in der Zwischenzeit sicher nicht untätig«, sagte Maxantalin. So ritten sie zu viert nach Norden.

Seit Tagen kamen Maxantalin, Shitan, Roany und Myrcius ungehindert voran. Das Wetter schlug nur noch selten Kapriolen, und auch die Nächte waren inzwischen milder. Ohne irgendeinem intelligenten Wesen begegnet zu sein, erreichten sie gegen Ende des Frühlings die Nordgrenze Roglands.
Niemand erwähnte in Shitans Beisein das Schattenbuch oder den bevorstehenden Krieg zwischen Walden und Xod. Jetzt stand der Sommer und mit ihm auch jener Krieg bevor, dessen mögliche Auswirkungen besonders Myrcius und Maxantalin schon lange in Unruhe versetzten. Wann genau er losbrechen würde, und ob sich neben Walden und Xod noch andere Länder wie Rogland einmischen würden, konnten sie nicht abschätzen.

Eines Morgens lag eine weite Ebene vor ihnen. Es war eine auch im Frühling und Sommer braune Weite mit nur flachen Hügeln, viel lehmiger Erde und nur wenigen kargen Sträuchern. Mit Flussläufen oder Seen war für Wochen nicht zu rechnen. Weit im Osten sahen sie die glatten, steilen Flanken des Glutgebirges in den Himmel ragen, in allen anderen Himmelsrichtungen gab es bald nur noch flaches, braunes Land zu sehen.
An einem Grenzstein lasen sie ab, dass sie sich in Urosianien befanden. »Die Ausdehnung dieses Landes von West nach Ost ist unglaublich«, sagte Myrcius. »Es umgibt Nord-Aron vollständig, und wie weit westlich das von hier ist!«
Maxantalin nickte. »Die urosianischen Steppenvölker haben unzählige Male versucht, ihre Herrschaft weiter nach Norden oder Süden auszuweiten, doch sie stecken zwischen Titanen- und Menschenreichen fest. So wurde ihr Land ein länglicher Grenzstreifen zwischen dem äußersten Norden und dem Kernland. Es ist eine Art unorganisierte Pufferzone.«
Myrcius schüttelte den Kopf. »Wie Ihr wisst, hatte ich in Nord-Aron ständig mit Urosianien zu tun. Es vergeht kaum ein Monat ohne Übergriffe. Die sind inzwischen weniger unorganisiert, als man allgemein denkt. Die unterschiedlichen Völker konnten unter einem Oberherrscher geeint werden.«
»Davon hörte ich, aber der Arm des Khans reicht nicht in alle Ausläufer seines Landes. Gesetzlose werdet Ihr hier überall finden«, erwiderte Maxantalin.
Roany stöhnte: »Sagt doch nicht so was!«
Myrcius wandte sich ihr zu: »Sag mal, das hast Du nie richtig erzählt: Auf welchem Weg bist Du eigentlich von Custodia nach Süden geritten und wo genau hast Du Ellenia getroffen?«
Roany neigte den Kopf. Sie und Myrcius ließen sich mit Zeptor und Tykas zurückfallen, so dass Shitan und Maxantalin nicht mithören konnten.
»Ich weiß wie Dir das vorkommen muss. Angeblich war ich hier schon überall, aber ich kenne mich offensichtlich gar nicht aus. Das ist alles nicht so einfach, aber ich werde versuchen, es zu erklären.« Es schien ihr überraschend schwer zu fallen. Myrcius fragte sich, warum.
»Ich sagte Dir doch, meine Mutter hätte mich zum Studieren nach Doreyon geschickt – das war gelogen. Ich bin nur eine einfache und viel zu junge Menschenfrau. Um in Doreyon studieren zu dürfen, musst Du was übermäßig Tolles können oder sein. Und, ganz davon abgesehen, habe ich keine Mutter mehr.«
»Das tut mir leid«, sagte Myrcius, doch Roany winkte ab und fuhr fort: »Ich habe sie kaum gekannt. Sie starb als ich sehr klein war. Meine Schwester zog mich groß. Ich bin von zuhause weggelaufen, was zugegebenermaßen keine gut durchdachte Aktion war. Meine Schwester hatte sich... also sie wollte heiraten. Ob sie es mittlerweile getan hat, weiß ich nicht. Ich sollte in der Werkstatt ihres zukünftigen Mannes, den ich absolut nicht ausstehen kann, arbeiten, und wir sollten zu ihm ziehen. Mir wurde das zu viel. Ursprünglich wollte ich nur eine Freundin im Westen Custodias besuchen, traf dann aber zufällig eine Gruppe von… Geistlichen. Angehörige des Kristall-Ordens, Du hast sicher von denen gehört.«
Myrcius nickte. »Ja, wir hielten sie für Spinner, aber ihre Erzählungen vom Urkristall sehe ich jetzt ein wenig anders.« Roany nickte und fuhr fort: »Na auf jeden Fall ritt ich einige Zeit mit ihnen und fühlte mich in ihrer Gesellschaft ganz wohl. Sie waren auf dem Weg in das Dorf, in dem meine Freundin lebt, um dort zu missionieren. Als wir ankamen, war meine Freundin nicht mehr da. Verheiratet und umgezogen! Irgendwie wollte ich von Hochzeiten, Männern und so weltlichem Kram nichts mehr wissen, also blieb ich weiter beim Orden.«
Myrcius zog ungläubig die Augenbrauen hoch, unterbrach Roany jedoch nicht.
»Es war eine kurze, überhaupt nicht lehrreiche und insgesamt ent-täuschende Zeit. Meistens saß ich verschleiert hinten in einem Planwagen und wir zuckelten durch das westliche Rogland. Frauen dürfen bei denen im Grunde nichts sehen, wissen oder machen, nur nähen, kochen und waschen. Naja, also durch die urosianische Weite kamen wir, vermute ich, wohl auch durch, aber ich war nur im Wagen. Nach etwa zwei Monaten hatte ich endgültig genug und bin abgehauen. Erst nach einigen Tagen fand ich raus, wo ich überhaupt war, nämlich im Osten Roglands. Am Meer traf ich Ellenia, die gerade erst von Bord eines Schiffes gegangen und nun auf dem Weg nach Hrath war. Wir freundeten uns an und da ich noch immer nicht nach Hause wollte, ritt ich mit ihr. Den Rest kennst Du so in etwa.«
Myrcius fand, dass es Roany mit Ellenia ähnlich wie einst ihm mit Maxantalin und den Waldnern ergangen war.
Zufällige Begegnungen…





























Puh, wie der quatscht!



























Er reitet nach Westen.Magira liegt nicht im Westen.





Bin ich damit unzufrieden? Warum?




Ist ja auch völlig egal. Ich liebe ihn nicht!

Roany sah Myrcius von der Seite an
Das kann nicht die richtige Art Liebe sein. Myrcius liebte im Moment nichts und niemanden. Er hatte Hunger und Durst, außerdem war er frustriert. Zwar war Shitan fort, an den er sich nicht hatte gewöhnen können, doch zu sagen hatte er den beiden anderen Reitern auch nichts. Weder Wetter noch Landschaft änderten sich. Myrcius war das Singen und Dichten schon lange vergangen. Maxantalin war mit der Situation weitestgehend zufrieden. Zwar empfand auch er die Eintönigkeit nicht gerade als erfreulich, doch störte sie ihn kaum. Er dachte über die in den zersprungenen Felsen in der Wüste Totendurst geritzten Worte, über die Feder des Engelsmenschen in seiner Manteltasche und über die bevorstehenden Aufgaben nach.



Es waren ein paar Leute,

die ritten durch die Weite,

sie darbten und sie schwankten,

sie stolperten, sie wankten.

Der Boden braun, der Himmel grau,

es dürstet Tier und Mann und Frau.

Ein steter Windhauch heult dahin -

oh Himmel, sag mir, wo ich bin.

 

Jeder Tag dem andern gleich

in diesem leeren Steppenreich.

Da ist kein Weg und auch kein Pfad,

störrisch reiht sich Tag an Tag.

 

Die Pferde schlapp, die Reiter dumpf,

gefangen in der Ödnis Sumpf.

Oh Sterne führet uns heraus,

führet uns zu Fluss und Haus.