Unbenannt1

Erste Woche:

12.07.2017

Heute am 12.07.2017 gegen 11 Uhr bin ich (Mattis Lühmann, 25 Jahre alt) mit dem Fahrrad losgefahren. Losgefahren von Hambergen, einem Ort zwischen Bremen und Bremerhaven, nach Stade. Stade ist nämlich mein erster Stop auf dem Weg nach Norwegen. Es waren etwa 70 Kilometer bis zur Wohnung von einem netten Pärchen die ich über "Couchsurfing" gefunden hatte. Sie haben mir noch das kleine aber nette Stade gezeigt. Es hatte heute die ganze Fahrt über geregnet und meine Füße waren durch die Schuhe nass. Dennoch habe ich durch meine Navigatonsapp "GeoMeterPro" viele tolle Wege entdecken können. Oft fuhr ich an Flüssen entlang und über Brücken.

13.07.2017

Ich bin schon um halb 9 ungefähr losgefahren, weil Britta und Gordon, bei den ich übernachtet hatte schon zur Arbeit mussten. Eben bin ich durch eine Apfelplantage gefahren, dann die Elbe entlang und jetzt warte ich dass die Lühe-Schulau-Fähre abfährt. Sie fährt erst um 10 Uhr ab. Heute muss ich wildcampen irgendwo. Meine nächste Couchsurfingunterkunft ist nämlich erst wieder in Dänemark. 87 km will ich heute schaffen. Gordon ist schonmal von Oslo nach Deutschland mit Fahrrad gefahren in 17 Tagen.

Meine erste richtige Pause um halb 2. Meine Klamotten sind noch alle nass von gestern. Jetzt liegen sie draußen zum trocknen.

14.07.2017

Ich bin eben gerade um viertel nach 6 aufgewacht nach meiner ersten Nacht im Zelt. Ich bin in einem Waldstück nahe der Straße. Es war niemand hier. Um 20 Uhr hatte ich das Zelt schon aufgebaut, weil ich mich ausruhen musste. 95km hab ich gestern gemacht.

So jetzt sitze ich gerade in einer Bushaltestelle in Bad Segeberg und warte auf ein Taxi zurück nach Gnissau, weil ich eben im Krankenhaus war. Ich habe heute Morgen gegen halb 8 eine Avocado aufschneiden wollen mit meinem superscharfen Taschenmesser und bin abgerutscht und hab mir zwischen Daumen und Zeigefinger richtig tief ins Fleisch geschnitten. Es hat wie verrückt geblutet und ich habs erst mit meinem T-Shirt und dann mit einem Verband den ich dabei hatte verbunden. Dann hab ich alles schnellstmöglich abgebaut und bin losgefahren. Nach fünf Kilometern war dort dann ein Arzt in Gnissau wo mein Fahrrad jetzt auch noch steht. Die haben mir erstmal geholfen meinen Kreislauf wieder hinzukriegen mit Wasser und Traubenzucker und haben mir einen Krankentransport gerufen in die Klinik, weil sie es nicht nähen konnten. Da lag ich zum ersten mal im Krankenwagen. Der Arzt neben mit hat gefragt wie viel denn eine Nacht auf dem Campingplatz kostet und ich hab einfach 7,50 € gesagt. Im Krankenhaus kam ich schnell dran und es wurde mit 5 oder 6 Stichen genäht. Eklig wie man trotz Nakose die Nadel immer merkt. Außerdem hab ich nicht lange bevor ich mich geschnitten hatte Krankenwagen gehört und als ich dann verletzt losfuhr war dort Polizei und ein zerquetschter LKW an einem Baum.

15.07.2017

Es ist jetzt 22 Uhr und ich liege auf einer Matratze alleine in der Wohnung von Lilla in Stubbekobing in Dänemark. Lilla ist auch von Couchsurfing und hat mir ihre Wohnung aufgelassen. Ich hab extrem Muskelkater in den Beinen und einen Sonnenbrand an den Armen. Lilla müsste jeden Moment nach Hause kommen. Letzte Nacht hab ich auf Fehmarn neben einem Tümpel im Gebüsch auf einem Feld geschlafen. 290 km hab ich von Stade hierher gemacht. Minus die Fährenstrecken. Hier in Dänemark auf dem Land war es total ruhig und nichts los. Erst in Nykoping gab es einen Supermarkt.

Es war echt Glück gestern, dass der Arzt dort war, zumal ich erst gar nicht zum Arzt damit wollte, mit der Hand. Die Ärztin meinte das war eine Wunde die innerhalb von 8 Stunden genäht werden muss.

16.07.2017

Ich hab mich jetzt mal richtig ausgeschlafen. Mir tut alles weh. Meine Hand noch am wenigsten. Mein Arsch tut weh vom Sattel und meine Arme tun weh vom Sonnenbrand. Meine Beine und Rücken tun weh vom Muskelkater. Ich bin immer noch in Lillas Wohnung, aber sie ist nie aufgetaucht. Sie hatte geschrieben, dass sie bis spät gestern und heute bis früh arbeiten muss, aber wo sie dann die Nacht über war weiß ich nicht. 50 Meter entfernt ist das Meer oder ein großer See. Da setz ich mich gleich erst mal hin und fahr später los oder doch nicht, denn es regnet. Heute muss ich nur 67 km schaffen und irgendwo Internet finden.

Ich bin den ganzen Tag barfuß gefahren, denn kucken zwar alle Leute komisch, aber meine Schuhe können nicht nass werden. Außerdem kucken die immer komisch. Jetzt ist alles nass. Ich hoffe mein Schlafsack ist trocken. Ich bin in irgendeinem Wald nahe meiner Route. Ich hatte erst das Zelt aufgebaut und dann Spaghetti mit Tomatensauce, Avocado und Brennnesseln gekocht. Ich hab trotz Regen etwa 88 km geschafft. Nur noch ca. 60 km zu Asta, einer Freundin die in der Nähe von Kopenhagen wohnt. Heute habe ich auch mal Früchte an Bäumen gefunden. Sowas wie Pflaumen. Diese gelben. Und ich bin über eine kilometerlange Brücke gefahren.

17.07.2017

Ich bin so hartgesotten, für mich heißt: "Im Schlafsack Potten," warm und trocken.

Mein Zelt steht auf Ästen. Alles ist mindestens klamm und an meinem Zelt kriechen überall Nacktschnecken. Es ist 8:17 Uhr. Aber es regnet nicht mehr, ich glaube es scheint sogar die Sonne.

Jetzt sitze ich im McDonald's kurz vor dem Ziel nahe Kopenhagen, wegen des Wi-Fis um Astas Nummer rauszufinden.

18.07.2017

Nachdem ich gestern fast 5 Stunden im McDonald's gewartet hab (was nicht schlimm war, denn ich konnte einfach mal nichts tun) ist Asta endlich an ihr Handy gegangen. Hier bei Asta und ihrem Freund Yasser habe ich eine Couch und Essen. Hier bleib ich erstmal mindestens drei Nächte zum entspannen. Gestern Abend haben wir noch über unsere Theorien übers Leben gesprochen und Spaghetti gegessen (wie jeden Tag).

Heute war ich mit Asta und ihrer Mutter in Kopenhagen in einem Museum und im Park. Jetzt kochen wir gerade Pfannkuchen mit deftigen vegetarischen Sachen.

Zweite Woche:

19.07.2017

Heute mach ich einen ganz entspannten Tag. Ich weiß noch nicht ob ich Morgen oder Übermorgen weiterfahre.

20.07.2017