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Conquered – Der Verrat

 

 

Copyright: © 2017 Adina Pion

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Korrektorat

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Dies ist eine erfundene Geschichte. Ähnlichkeiten mit jeglichen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Prolog

 

 

Die Nacht der Nächte.

Seit Stunden beherrschte ein breites Grinsen Lorenzos Gesicht. Heute war sein Tag, das spürte er ganz genau. Da juckte es ihn ausnahmsweise wenig, dass er sich in den Vorstadtzug quetschen musste, zusammen mit einer Horde Pendler, die roch, als hätten sie allesamt in billigem Deo gebadet.

In Gedanken war er sowieso schon bei Anja. Plante ihre kleine Feier, die heute Nacht stattfinden sollte. Etwas ganz Besonderes hatte Lorenzo sich ausgedacht. Etwas, das eine ganz neue Dimension in ihr Liebesleben bringen würde.

Klar, es lief eh super zwischen ihnen. Auch im Bett. Jedenfalls seit dem Tag vor vier Wochen, als er ihr spielerisch einen Klaps auf den Po gegeben hatte. Sofort hatte sie um mehr gebettelt. Völlig fasziniert hatte er ihren Wunsch erfüllt und Anja war abgegangen wie eine Rakete. Und Lorenzo ebenfalls.

Es folgten vier Wochen mit dem besten Sex seines Lebens. Für Lorenzo tat sich mit Anja eine völlig neue Welt auf. Und er war mehr als bereit dazu, tiefer in diese Welt einzutauchen. Welcher Tag eignete sich da wohl besser als jener, an dem sie beide ihr Zeugnis als Sicherheitsfachkraft mit der Spezialisierung Personenschutz erhalten hatten? Der Tag, an dem der Leiter der Akademie sowohl Anja als auch Lorenzo besonders lobend erwähnt hatte? Sie, weil sie als einzige Frau den Lehrgang mit Auszeichnung bestanden hatte. Er, weil er völlig überraschend als Bester ihres Jahrgangs hervorgegangen war.

Sah so aus, als wäre er jetzt so was wie ein Streber. Fühlte sich gar nicht mal so schlecht an! Ein Gefühl, an das er sich durchaus gewöhnen könnte.

Nach der Zeugnisübergabe war er dann erst mal losgezogen, um ein Geschenk für Anja zu kaufen. Versonnen griff Lorenzo in seine Jackentasche, seine Finger umspielten die zwei silbernen Schmuckstücke aus dem Erotikladen. In seiner Hose wurde es enger, als er sich vorstellte, wie er ihr die funkelnden Nippelklemmen anlegte.

Fast hätte er wegen seiner Träumerei das Aussteigen verpasst. Gerade noch rechtzeitig sprang Lorenzo aus dem Zug, bevor die Türen sich wieder schlossen. Er warf den Kopf zurück und lachte. Keine Chance, dass heute etwas schiefging!

Vor der ganz privaten Feier mit seiner Freundin wollte er auf jeden Fall noch kurz bei seiner Mutter vorbeischauen. Ihr das Zeugnis zeigen, das sich ausnahmsweise mal sehen lassen konnte. Sicher reagierte sie ebenso überrascht und erfreut darauf wie er. Deshalb reichte ein Telefonanruf auch nicht – er wollte eines dieser seltenen Lächeln auf ihrem Gesicht sehen, das für einen Moment die Traurigkeit in ihren Augen vertreiben würde.

Lorenzo musste auch ehrlich zugeben, dass es da eine Zeit gegeben hatte, in der er seiner Mutter wenig Anlass zum Lächeln gegeben hatte. Weil ihn alles Mögliche interessiert hatte, nur die Schule nicht. Aber heute konnte sie stolz auf ihren Sohn sein, das war schon mal sicher.

Nicht nur dieser Tag, nein, seine ganze Zukunft lag in den schillerndsten Farben vor ihm.

 

***

 

Die Freude verlieh Lorenzo förmlich Flügel und innerhalb kürzester Zeit hatte er das Weingut erreicht, auf dem seine Mutter seit Jahren als Haushälterin arbeitete. Doch als er in den Hof einbog, trübte sich seine Stimmung etwas. Eine lange Limousine parkte vor dem kleinen Steinhaus, in dem seine Mutter und er ein winziges Apartment bewohnten. Verdammt, auf diesen lästigen Baron von Kruchthal hatte Lorenzo heute überhaupt keinen Bock. Obwohl – vielleicht war sein Erzeuger angetanzt, um Lorenzo zu seinem Abschluss zu gratulieren? Womöglich wollte er zu diesem würdigen Anlass tatsächlich mal ein paar Worte mit seinem Bastard wechseln? Das wäre ja wirklich mal ganz was Neues.

Um dem Chauffeur der Limousine aus dem Weg zu gehen, schlug Lorenzo sich in die Büsche und näherte sich ihrer Wohnung durch den Garten. Der alte Fahrer des Barons trug schließlich keine Schuld daran, dass sein Arbeitgeber einen ausgeprägten Hang zu außerehelichen Affären hatte. Grund genug, ihm die peinliche Begegnung zu ersparen.

Doch als er sich der schmalen Terrassentür näherte, die direkt in die kleine Küche ihres Apartments führte, wünschte Lorenzo, er hätte mehr auf sich selbst Rücksicht genommen als auf den Chauffeur.

Schon von Weitem konnte er die zitternde Stimme seiner Mutter hören, die offenbar versuchte, den ziemlich ungehaltenen Baron zu beschwichtigen.

»Bitte, Heinrich, das kann doch nicht dein Ernst sein …«

»Papperlapapp, ich hab’ dem Jungen schließlich diese unnötige Schule bezahlt, wegen mir hätte er auch einfach irgendwo als Hilfsarbeiter anfangen können, schlecht genug sahen seine Zeugnisse ja wirklich aus. Aber nachdem du mich dazu überredet hast, will ich jetzt auch was davon haben!«

Lorenzo biss die Zähne so fest zusammen, dass sein Kiefer schmerzte. Sein Vater wollte ihm also nicht gratulieren – hatte er das wirklich angenommen?

»Aber Heinrich, Lorenzo hat doch ganz andere Vorstellungen …«, entgegnete seine Mutter kläglich.

»Schnauze! Ich erwarte, dass er zukünftig ein Auge auf meinen Sohn hat. Für Lorenzos hochfliegende Pläne ist auch noch Zeit, wenn Elias sich die Hörner ein bisschen abgestoßen hat. Das ist mein letztes Wort in dieser Angelegenheit!«

»Aber …«, versuchte sie es noch mal, doch das laute Klatschen zweier Ohrfeigen erstickte jedes weitere Wort im Keim.

Eigentlich hatte Lorenzo das Ende des Gesprächs auf der Terrasse in ihren alten Schaukelstuhl gefläzt abwarten wollen. Aber nun sprang er wie von der Tarantel gestochen auf, eine Faust bereits erhoben. Dass seine Mutter sich nicht zu schade war, dem Baron das Bett zu wärmen, wenn diesem gerade danach war, das war eine Sache, das ging ihn nichts an. Aber dass dieser Mistkerl sie schlug, das ging eindeutig zu weit! Jetzt schluchzte sie auch noch.

Doch in dem Moment, als er gerade in die Küche stürmen wollte, hörte er wieder die Stimme seines Vaters.

»Hör auf zu flennen, das gefällt dir doch!«

»Ja, Heinrich«, hauchte sie.

Irritiert hielt Lorenzo inne und ließ die Faust sinken. Seine Mutter klang plötzlich … sehnsüchtig?!

»Na, dann komm mal her und zeig mir, wie leid es dir tut.«

»Darf ich?«

Was sollte das, weshalb erniedrigte sie sich so – und warum hörte sie sich dabei auch noch so verzückt an?!

»Ich erwarte, dass mir morgen Lorenzos Bewerbungsunterlagen vorliegen!«

»Ich sorge dafür.«

»Du wirst dich nicht länger widersetzen?«

»Dafür liebe ich dich doch viel zu sehr!«

Lorenzo wurde übel, als recht unmissverständliche Geräusche aus der Küche zu ihm in den Garten drangen, die ihm nur allzu deutlich zeigten, wie seine Mutter dem Baron ihre Liebe bewies.

Langsam ging er von der Küchentür weg. Dass der Baron seine Mutter schlecht behandelte, hatte er schon länger befürchtet. Aber so – das war ja widerlich!

Lorenzo zog sich noch weiter zurück, dabei überlegte er bereits, wie er seine Mutter aus dieser ungesunden Beziehung befreien könnte. Doch mit einem Mal hatte er Anja vor Augen, deren nackter Hintern sich unter seinen Schlägen sanft rötete. Seine Pläne für die heutige Nacht. Die Nippelklemmen. Wie Steine schienen sie mit einem Mal in seiner Jackentasche zu liegen. Was erlaubte er sich hier eigentlich für ein Urteil über seine Eltern? Er selbst war ja kein Stück besser!

Seine Umgebung verschwamm langsam vor seinen Augen, während Lorenzo weiter durch den Gemüsegarten des Weingutes taumelte. Womöglich ähnelte er seinem Vater mehr, als ihm lieb sein konnte. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag.

Erst als er über eine Wurzel stolperte und recht unsanft zu Boden ging, kam er wieder einigermaßen zu Besinnung. Was sollte er jetzt bloß tun?

Lorenzo würgte, als er sich klarmachte, dass er kaum eine Wahl hatte. Natürlich würde der Baron von Kruchthal morgen seine Bewerbungsunterlagen in der Hand halten. Auch wenn Lorenzo sich wirklich etwas Besseres vorstellen konnte, als den Babysitter für sein verwöhntes Halbbrüderchen zu spielen. Zwar hatte er Elias noch nie zu Gesicht bekommen, aber das verstand sich ja von selbst, dass dieser ein Arsch sein musste!

Aber was blieb ihm übrig? Er konnte seiner Mutter doch nicht auch noch das Geständnis zumuten, dass er über die Beziehung zwischen ihr und seinem Erzeuger Bescheid wusste. Nein, das durfte auf gar keinen Fall geschehen. Lieber tat er so, als sei er völlig begeistert von der Vorstellung, den Aufpasser für diesen verwöhnten Lackaffen Elias zu geben.

Und noch ein Versprechen legte Lorenzo ab, während er langsam aufstand, zu dem Brunnenschacht in der Mitte des Gartens ging, die Nippelklemmen aus der Tasche zog und sie bedächtig in den Schacht fallen ließ. Er war nicht wie sein Vater und würde auch nie so werden. Gegen ein paar heiße Spiele im Bett war sicher nichts einzuwenden. Er musste nur darauf achten, dass seine Partnerin sich nicht in ihn verliebte und sich nur deshalb seinen Wünschen unterordnete. Er hörte, wie die Nippelklemmen weit unten auf das Wasser trafen, und schwor sich dabei, es niemals so weit kommen zu lassen, dass er mit Gewalt den Willen einer Frau brach, ihr ihre Würde und ihr Lächeln raubte.

Niemals!

Eins

 

Achtlos werfe ich die goldenen Ohrringe zurück in die Schmuckschatulle, stakse über den Klamottenberg auf dem Boden bis vor den Spiegel und betrachte ein letztes Mal prüfend mein Outfit. Perfekt. Die dezenten Brillis machen einiges mehr her als die großen Kreolen. Wusste ich es doch. Der Blickfang am heutigen Abend ist schließlich das luxuriöse schwarze Spitzenmieder meines Ted-Baker-Kleides. Ein toller Kontrast zu dem weißen, plissierten Midirock. Zu viel Schmuck würde die Wirkung eher stören. Jetzt noch die leichte Stola umgelegt, dann kann es losgehen.

Ich verlasse mein Zimmer und schreite elegant die breite Treppe nach unten, als handle es sich bereits um meinen Auftritt bei der Party. Leider fehlt es hier am Publikum. Dad interessiert nur, dass ich morgen ein Zeugnis erhalte, auf dem ›bestanden‹ steht, Mom macht sich vor allem darüber Gedanken, wen sie auf der Graduierungszeremonie alles treffen wird, und mein Bruder Henry – der olle Streber – arbeitet natürlich noch.

Na, was soll‘s. Ich finde die Party heute jedenfalls um einiges interessanter als die öden Feierlichkeiten, die mich morgen erwarten.

Ein lautes Pling aus meinem Zimmer veranlasst mich dazu, meinen imaginären Auftritt abzubrechen und noch mal zurückzueilen. Mein iPhone! Irgendwie hat es sich unter den Schminktisch verirrt. Ich angle es hervor und entdecke eine Nachricht meiner Freundin Mara – na, das war ja klar!

›Hilfe, Sally!! Rosé oder Beige??‹, lese ich.

Die mitgeschickten Fotos verraten mir, dass es um Maras Schuhe für den Abend geht. Allerdings kann ich so unmöglich eine Entscheidung treffen. Zwar hat es auch das cremefarbene Kleid, das sie anziehen will, mit auf die Bilder geschafft. Ich bin ein bisschen stolz, dass sie da meinem Rat gefolgt ist – mit ihrer leicht gebräunten Haut und der dunklen Mähne wird Mara toll darin aussehen. Für mich ist so eine blasse Farbe ja nichts, blonde Haare, ein heller Teint, und dann auch noch ein Kleid im Nude-Ton – ich sähe aus, als hätte ich gerade eine schwere Krankheit überstanden.

Maras Problem kann ich so trotzdem nicht lösen, schließlich hat sie es versäumt, auch nur eines der übrigen Accessoires mit abzulichten. Ich seufze vernehmlich. Wie soll ich denn da eine Entscheidung treffen?

Andererseits ist Mara eh’ schon nicht die Größte, das spricht nun nicht unbedingt für die beigen Kitten Heels. Da würde es auch wenig helfen, wenn meine Freundin mit einer Handtasche in einem perfekt passenden Ton aufwarten könnte.

Also tippe ich rasch ›Rosé!‹ und schreite zum zweiten Mal die Stufen hinunter.

 

Die Haustür fällt hinter mir ins Schloss und ich stöckle auf das bereits wartende Taxi zu, als mir plötzlich auffällt, wie wunderbar es an diesem Abend riecht. Das kann nicht nur daran liegen, dass sich unser Gärtner bei den Sommerblumen nicht gerade zurückgehalten hat. Das muss die Freiheit sein, die direkt vor meiner Nase liegt! Endlich habe ich das College hinter mir – morgen noch die Zeugnisübergabe, und dann beginnt für mich das wahre Leben.

Beschwingt drehe ich mich einmal um die eigene Achse und lasse meinen Rock dabei recht undamenhaft hochfliegen. Ich lache leise, doch da meldet sich erneut mein iPhone, diesmal mit einem durchdringenden Klingeln. Ach, Mara, langsam solltest du mal in die Gänge kommen! Am Ende erscheinen wir noch zu spät auf der Party. Also, zu spät sind wir natürlich auf jeden Fall. Aber man kommt ja nicht einfach nur irgendwie zu spät. Sondern genau dann, wenn alle da sind, um den eigenen Auftritt entsprechend zu würdigen – aber keinesfalls erst, wenn unser Eintreffen keinen mehr juckt.

»Liebes, ich bin in fünf Minuten bei dir. Du siehst toll aus, ganz sicher. Also mach hin!«, melde ich mich, ohne zuvor noch einen Blick auf das Display zu werfen.

»Hallo?!«, plärrt mich jemand an. Fast fällt mir vor Schreck mein iPhone aus der Hand. »Hier ist Trixie!«

Trixie?! Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich keine Trixie kenne. Genau genommen kenne ich gar niemanden, dessen Name sich anhört wie aus einem Donald-Duck-Heftchen.

»Entschuldigung, Sie müssen sich verwählt …«

»Pamela, ich bin schon am Flughafen«, kreischt die Frau am anderen Ende der Leitung unverändert laut. »Ich lasse alles andere hinter mir und folge IHM

Wie bitte?

»Sie irren sich, ich bin nicht Pamela, hier ist Sally …«, versuche ich es erneut.

Doch scheinbar verhindern die Flughafengeräusche, dass Trixie mich versteht.

»Wir fliegen nach Venedig. Das ist eine ganz außergewöhnliche Stadt in Italien. Voller Geheimnisse und magischer Orte. Ich bin so froh, dass ER mich auf diese Reise mitnimmt. Aber eigentlich darf ich es niemandem erzählen. Du darfst IHM nie verraten, dass ich nicht gehorche, ja?«

Was soll das denn heißen? Diese Trixie ist ja ziemlich krass drauf.

»Ist das vielleicht ein Witz?«, frage ich hoffnungsvoll.

Doch entweder versteht sie mich wirklich nicht oder Trixie zieht es vor, die Tatsache einfach zu ignorieren, dass ich nicht ihre gewünschte Gesprächspartnerin bin.

»Der Flug wird gleich aufgerufen, ich muss Schluss machen! Tschüss, Pamela!«

Und dann hat sie auch schon aufgelegt. Kopfschüttelnd lasse ich mir die Daten des letzten Anrufes anzeigen, doch die Telefonnummer wurde unterdrückt.

Hat mir wirklich soeben eine wildfremde Frau anvertraut, dass sie mit einem Mann nach Venedig durchbrennt, der darauf besteht, dass sie gehorcht und es niemandem erzählt?! Mir wird ein bisschen mulmig bei der Vorstellung.

Aber womöglich stimmt die Story gar nicht. Sicher war das einer dieser ach-so-lustigen Telefonscherze. Ja, so muss es sein, ganz bestimmt. Kein Grund, sich um eine unbekannte Trixie zu sorgen. Eine Idee, wie ich ihr helfen könnte, hätte ich sowieso nicht.

Ich eile zum Taxi. Das wäre ja auch noch schöner, wenn diesmal nicht Mara, sondern ich für unser verspätetes Eintreffen auf der Party verantwortlich wäre.

 

***

 

Zwei Stunden und mindestens ebenso viele Spiced Mojitos später kann man den Beginn des Abends nur als gelungen bezeichnen. Mara und ich hängen natürlich mit der üblichen Clique zusammen und lästern gerade mit großer Begeisterung über die übrigen Gäste, als Juliet sich plötzlich an mich wendet.

»Sag mal, Sally, was hast du jetzt eigentlich vor? Immer noch fest entschlossen, das nächste Sternchen am Pophimmel zu werden?«

Misstrauisch runzle ich die Stirn und mustere Juliet mit zusammengekniffenen Augen. Wie kommt sie denn ausgerechnet auf die Frage?! Doch eine Millisekunde später habe ich mich wieder im Griff.

»Das war doch Kinderkram«, entgegne ich lässig.

»Und ich dachte, die Singerei sei dein großer Traum?«

Irgendwie scheint mein Cocktail plötzlich nach angeschimmelter Zitrone zu schmecken.

»Für meine Zukunft stelle ich mir schon ein bisschen was Solideres vor«, versuche ich möglichst cool das Gespräch in eine andre Richtung zu lenken.

»Ach ja?«, entgegnet Juliet skeptisch. »Und was soll das sein? Hat dein Dad seine Beziehungen spielen lassen und dir eine Stelle besorgt?«

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass Juliet wegen irgendwas angepisst ist. Könnte natürlich daran liegen, dass Josh die Augen nicht von mir lassen kann. Dabei kann Juliet den bulligen Quarterback gerne geschenkt haben, wenn sie den wirklich so scharf findet. Für eine Beziehung kommt Josh auf keinen Fall infrage und für ein gelegentliches Schäferstündchen bleibe ich lieber bei Mathew.

»Ich habe beschlossen, Schriftstellerin zu werden«, verkünde ich zur Überraschung der Mädels.

Das ist zwar jetzt ein bisschen gewagt, schließlich wurde diese Entscheidung erst kürzlich getroffen. Genauer gesagt, heute Nachmittag am Pool. Als ich beim Chillen ein wenig in dem Buch ›Dunkle Herren – Ausgeliefert‹ geblättert habe. Die Story fing ja recht vielversprechend an, aber im Laufe der Geschichte musste ich mich immer mehr über das Verhalten der Protagonistin ärgern. Besonders spannend war es auch nicht. Spontan kam ich zu der Überzeugung, dass ich das besser hinkriege. Und schon war ein neuer Berufswunsch geboren.

»Ich hätte gar nicht gedacht, dass du dich für Literatur interessierst«, entgegnet Juliet gedehnt. »Um was geht es denn in deinem Debütroman?«

»Das kann ich natürlich noch nicht verraten«, behaupte ich.

Ich hatte auch nicht so sehr an ein hochliterarisches Werk gedacht, sondern mehr an einen Thriller mit jeder Menge heißer Szenen. Oder besser ein Erotikroman mit Thriller-Elementen? Auf jeden Fall soll die Geschichte sowohl spannend als auch sinnlich werden.

Allerdings mag ich das im Moment nicht mit den Mädels durchkauen. Normalerweise quatschen wir gern über Sex, ich auch. Aber irgendwie ist Juliet heute komisch drauf. Besonders überzeugt von meinen Karrierechancen als Autorin wirkt sie auch nicht. Deshalb lege ich lieber noch mal nach.

»Ich habe schon mal ein Konzept erstellt. Der Verlag war gleich ganz begeistert. Allerdings muss ich natürlich zunächst noch einiges recherchieren. Unter anderem in Venedig. Das ist eine ganz außergewöhnliche Stadt in Italien«, behaupte ich.

Wie komme ich eigentlich auf Venedig? Ach ja, die seltsame Anruferin. Na, hoffentlich stellt sich jetzt nicht heraus, dass Juliet der Witzbold war, dann fliegt meine kleine Notlüge sofort auf.

Doch meine Freundin scheint endlich angemessen beeindruckt zu sein.

»In Europa?«, fragt sie ehrfürchtig.

»Allerdings«, entgegne ich siegesgewiss. Jetzt fällt ihr nichts mehr ein!

Dummerweise nutzt Josh genau diesen Moment, um mir zuzuprosten und dabei auch noch recht eindeutig zu zwinkern. Juliets Augen verengen sich zu Schlitzen.

»Na, wenn der Onkel einen Verlag besitzt, ist es natürlich kein Problem, einen Vertrag zu ergattern«, meint sie schnippisch.

»Du bist doch nur neidisch, weil du nächste Woche in eurem Familienunternehmen anfängst, statt nach Europa zu reisen«, mischt Mara sich ein.

Das könnte natürlich auch ein Grund für Juliets schlechte Laune sein. Ein Glück, dass mein Bruder Henry nur allzu bereitwillig in die Fußstapfen meines Vaters getreten ist, da bin ich aus dem Schneider!

»Außerdem stellt Onkel Bills Verlag Landkarten her«, erläutere ich. »Ich hatte nicht vor, einen Atlas zu verfassen.«

Juliet macht ein mürrisches Gesicht und sagt nichts mehr. Ich bekomme ein bisschen ein schlechtes Gewissen wegen meiner Flunkerei.

»Hast du eigentlich gewusst, dass Josh noch einen Praktikumsplatz sucht? Gäbe es da bei euch nichts?«, wechsle ich das Thema.

Juliets Familie ist recht erfolgreich darin, Chutneys und Relishes weltweit zu vertreiben, und ich finde, Josh sieht genau so aus, als stünde er auf so ein Zeug.

»Echt?«

Ihre Augen leuchten auf und ich grinse innerlich. Geht doch. Der Abend ist viel zu schön, um einen Streit unter Freundinnen heraufzubeschwören. Ganz abgesehen davon, dass Juliet mir womöglich unbeabsichtigt einen großen Gefallen getan hat. Was spricht eigentlich dagegen, dass ich tatsächlich nach Venedig reise, um für meine Version von ›Dunkle Herren‹ zu recherchieren? Und Onkel Bill – zwar hat sein Unternehmen mit Romanen wirklich nichts am Hut, aber sicher hat er die entsprechenden Kontakte, da sollte es doch kein Problem sein, mein Werk nach meiner Rückkehr gleich bei einem entsprechenden Verlag unterzubringen.

Das passt alles viel zu gut, das kann gar kein Zufall sein. Bestsellerliste, ich komme!

 

***

 

Am nächsten Tag bin ich immer noch Feuer und Flamme für meine neueste Idee. Je länger ich im Internet surfe und mir die verschiedensten Seiten über Venedig ansehe, umso sicherer bin ich mir, dass dieser Ort genau die richtige Kulisse für meinen Roman ist. Klar, dass es da nur Kanäle und Flüsse statt Straßen gibt, wusste ich natürlich. Aber dass die ganze Stadt auf Holzpfählen errichtet wurde und dass diese Fundamente nun von der Unterspülung bedroht sind, ist ja der Hammer. In manchen Häusern ist angeblich das unterste Stockwerk schon nicht mehr bewohnbar.

Vor meinem inneren Auge erscheint ein mondäner Palazzo, bereits dem Untergang geweiht. Wahnsinn!

Dieser Schauplatz allein müsste eigentlich schon reichen, um eine wesentlich bessere Version von ›Dunkle Herren‹ zu schreiben. Mal sehen, was ich noch ändern muss.

Nach einer relativ kurzen Suchaktion von maximal zehn Minuten entdecke ich meinen Reader zwischen einer Sammlung von geschnitzten Kokosnüssen, die Mara mir aus ihrem letzten Urlaub mitgebracht hat. Keine Ahnung, wie ich auf die Idee gekommen bin, ihn dort zu deponieren. Sich darüber ernsthaft Gedanken zu machen, wäre allerdings sicher pure Zeitverschwendung. Stattdessen rufe ich lieber die erste markierte Stelle auf.

Eifrig lese ich mir die gekennzeichnete Seite noch mal durch, bis mir schließlich ganz heiß wird. Vor Empörung natürlich, nicht etwa, weil die Szene so anregend ist! Die Heldin des Buches hat einen Vertrag unterschrieben, der sie dazu zwingt, mit einem Mann ins Bett zu gehen, der ihre Schulden bezahlt hat. Der Typ sperrt sie zwar ein, tut ansonsten aber erst total harmlos und behauptet, ihr nur ein wenig die Füße massieren zu wollen. Doch dann küsst er ihre Zehen und sie wird gleich so scharf auf ihn, dass sie ihn anfleht, sie zu vögeln. Was der Kerl natürlich weidlich ausnutzt, um sie zu allerlei makabren Spielchen zu überreden.

So geht das ja schon mal gar nicht! Ein paar Streicheleinheiten, und zack – schmilzt die Heldin dahin, das kann ja gar nicht sein! Ganz abgesehen davon, dass sich am Schluss des Buches auch noch herausstellt, dass dieser Zehenlutscher sie in eine Falle gelockt hat, damit sie Schulden macht und ihm ausgeliefert ist. Natürlich ist sie ihm bis dahin völlig verfallen, verzeiht ihm alles und spielt seine perversen Spielchen weiter mit. Pah!

So was wird der strahlenden Heldin meines Buchs selbstverständlich nicht passieren. Die wird am Ende über den dunklen Herrn triumphieren, bis der sie anfleht, bei ihr liegen zu dürfen. Oder?

Die Vorstellung gefällt mir nun auch nicht so recht. Aber irgendetwas stimmt auf jeden Fall mit dieser Szene nicht. Was genau ich anders machen werde, muss ich einfach noch entscheiden.

Ich stecke den Reader wieder zurück zwischen die Kokosnüsse. Wie auch immer, ich bin jedenfalls wild entschlossen, nach Venedig zu reisen.

Das Problem ist nur, dass meine Eltern noch keinen Schimmer davon haben, dass sie diesen Ausflug sponsern sollen. Sie ahnen ja noch nicht mal etwas von meinen Karriereplänen als Schriftstellerin!

Andererseits lief die Graduierungszeremonie wirklich super. Wenn man mal davon absieht, dass ich mit meiner ganzen Family im Schlepptau eine Stunde zu früh da aufgekreuzt bin, weil ich den Zettel mit sämtlichen Terminen irgendwie nicht mehr finden konnte. Ich war mir so sicher, dass es gleich um neun Uhr losgeht. Na ja, aber in diesem Fall war ja wohl ausnahmsweise mal zu früh besser als zu spät. Während der Zeremonie lief jedenfalls alles glatt, ich habe mein Zeugnis bekommen, meine Mutter hatte ein sehr nettes Gespräch mit der Frau eines Stadtrates und der feierliche Lunch im Restaurant ›Le bon moment‹ war wirklich ausgesprochen exquisit.

Ein besserer Zeitpunkt als jetzt, um meine Familie über meine Pläne zu unterrichten, wird wohl so bald nicht wiederkommen.

 

Natürlich setzt das voraus, dass ich während des gemeinsamen Abendessens auch mal zu Wort komme. Mom schwärmt nämlich immer noch von der Graduierungszeremonie. Was ja recht schmeichelhaft für mich wäre, wenn es dabei wenigstens am Rande um mich ginge.

»Stellt euch nur vor, nicht nur, dass Mrs. Livingtons Sohn dasselbe College besucht hat wie Sally, wir gehen auch noch seit Jahren zu der gleichen Nageldesignerin. Ohne uns je über den Weg zu laufen, ist das denn die Möglichkeit!«

Henry häuft sich einen Berg Herzoginkartoffeln auf den Teller, ohne unsere Mutter weiter zu beachten, und Dad gibt dieses brummende Geräusch von sich, das Mom zweifelsohne für Zustimmung hält. Henry und ich sind jedoch überzeugt, dass er über die Jahre hinweg die Technik perfektioniert hat, genau diesen Ton an der passenden Stelle von sich zu geben, ohne überhaupt zuhören zu müssen.

»Mrs. Livington hat mir auch eine Kosmetikerin empfohlen, ich bin ja schon länger unzufrieden bei Georgina.«

Doch diesmal wartet Mom vergeblich auf Bestätigung.

»In der Abteilung Strukturpolitik suchen sie noch eine Assistentin. Nachdem du den Abschluss jetzt in der Tasche hast, wäre das nichts für dich, Sally?«, wechselt mein Dad völlig überraschend das Thema und liefert mir damit auch gleich noch die perfekte Vorlage.

»Das geht leider nicht«, erkläre ich ernsthaft. »Ich habe beschlossen, Schriftstellerin zu werden.«

Meine Ankündigung bewirkt, dass die nette Szene am Familientisch von einem Moment zum anderen erstarrt. Sogar Henry hat das Kauen und Schlucken eingestellt und betrachtet mich völlig perplex.

»Ich habe auch schon eine Idee«, präzisiere ich mein Vorhaben. »Es wird ein romantischer Thriller, der in Venedig spielt.«

Das mit den heißen Sexszenen lasse ich lieber erst mal weg, so entgeistert, wie meine Familie mich ansieht. Dad fasst sich als Erster.

»Du hast doch keine Ahnung von der Schriftstellerei. Und von Italien erst recht nicht«, bemängelt er.

»Ach, schon wieder so etwas Unseriöses«, jammert Mom.

»Ich muss natürlich zuerst nach Venedig reisen. Zur Recherche«, sage ich ungerührt.

»Das kommt gar nicht infrage«, erklärt Dad sofort.

»Aber das ist doch in Europa!«, meint Mom entsetzt. »Was willst du denn so weit weg von zu Hause?! Das ist doch nicht etwa, weil …«

»Nein«, unterbreche ich sie rasch und sehe hilfesuchend zu Henry, der offenbar vorhat, sich komplett rauszuhalten, und sich stattdessen wieder mit Hingabe seinem Rinderfilet widmet.

Ich trete ihm unter dem Tisch auf den Fuß.

»Du musst ja nicht gleich hinfahren, sieh dir doch erst mal eine Dokumentation über die Stadt an«, grummelt er daraufhin.

Na toll, soll ich mich jetzt freuen, dass er mir wenigstens nicht sofort unterstellt, ich könne gar kein Buch schreiben?

»Du bist nach dem College immerhin nach Indien gereist«, maule ich.

»Zum Arbeiten«, erinnert Dad.

»Ich fahre ja auch nicht zum Vergnügen«, erkläre ich ernsthaft.

»Sally hätte es wirklich verdient, auch eine Reise zu machen«, springt Mom mir unverhofft zur Seite. »Vermont soll um diese Jahreszeit sehr hübsch sein.«

Nun starre ich sie wie ein Auto an. Was soll ich denn in Vermont?!

»Meine Freundin Lydia hat mal von einem sehr exklusiven Wellnesshotel erzählt«, fährt meine Mutter unbeirrt fort. »Da könntest du dich nach, äh, nach dem Collegeabschluss ein wenig erholen, und dann reden wir noch mal über deine Zukunft. Ach, da fällt mir ein, ich muss dringend einen Termin mit Lydia machen. Die Dekoration für den Wohltätigkeitsball muss geplant werden …«

Ich beiße die Zähne zusammen. Für Mom ist das Thema offenbar erledigt. Ich brauche aber keine Erholung. Was ich brauche, ist eine tolle Kulisse für meinen Roman, ein Wellnesshotel in Vermont ist da sicher nicht das Richtige!

»Eine Reise auf einen fremden Kontinent ist nicht ganz ungefährlich«, kommt Dad jedoch noch mal auf meine Idee zurück. »Denk daran, dass du nicht mal die Sprache sprichst. Deine Mutter hat recht, vielleicht würde dir eine Auszeit guttun. Aber dazu musst du doch nicht nach Europa reisen. Ich glaube, das hast du dir nicht reiflich genug überlegt.«

Habe ich doch!, will ich sagen, doch da steht Dad auch schon auf.

»Ich muss noch mal ins Büro.«

Ungeniert angelt sich Henry Dads nur halb leer gegessenen Teller, während Mom immer noch über Blumen und Tischkärtchen schwafelt. Wieso nimmt mich hier eigentlich keiner ernst?

 

***

 

Ungeachtet der mangelnden Begeisterung meiner Familie beschließe ich, die Reisevorbereitungen weiter voranzutreiben. Der nächste Schritt wäre dann wohl, dass ich mich mit ausreichend Literatur eindecke. Vorsichtshalber hatte ich schon mal eine Liste der Bücher erstellt, die ich unbedingt benötige – zahlreiche Insider-Reiseführer, aber auch die komplette Autobiografie Casanovas sowie die Fortsetzungen des Romans ›Dunkle Herren‹. Jetzt müsste mir nur noch einfallen, wo die Liste hingekommen sein könnte, damit ich bestellen kann.

Bei der Suche nach dem Zettel entdecke ich mein iPhone im Zahnputzbecher. Was ich als Zeichen werte, dass ich am besten erst mal Mara anrufe und mich bei ihr ein bisschen ausheule. Über verschwundene Listen, aber vor allem über meine ignorante Familie.

»Kannst du nicht Henry als Verbündeten gewinnen?«, schlägt meine Freundin vor.

Natürlich weiß sie längst, dass die Reise nach Venedig noch gar nicht so sicher ist, wie ich auf der Party vor unserer Clique behauptet habe. Auf Mara kann ich mich verlassen, die plaudert keine Geheimnisse aus. Schließlich ist sie meine allerbeste Freundin.

»Mein Bruder als Verbündeter? Henry scheinen meine Pläne völlig egal zu sein«, seufze ich.

»Große Brüder sind so, das meinen sie nicht böse«, tröstet Mara mich. »Lass dir was einfallen. Sobald er davon überzeugt ist, dass es ganz wunderbar ist, dass seine Schwester bis auf Weiteres im weit entfernten Venedig weilt, hast du gewonnen.«

Wieso sollte Henry sich seine Schwester möglichst weit weg wünschen? Die Zeiten, in denen wir uns schon beim Frühstück um den letzten Pfannkuchen gestritten haben, sind längst vorbei, wir sind ja erwachsen.

Ich grinse, als mir einfällt, wie ich ihn einmal wochenlang dazu bringen konnte, mir sämtliche Pfannkuchen zu überlassen. Einem glücklichen Zufall verdankte ich die Entdeckung, dass Henry und seine Kumpels ein gewisses Faible für Horrorfilme entwickelt hatten – für die sie eigentlich noch viel zu jung waren. Während die Eltern davon ausgingen, dass ihre Sprösslinge im neuesten Disney-Streifen saßen.

Mit seinem zweifelhaften Filmgeschmack kann ich Henry inzwischen nicht mehr kommen. Aber vielleicht fällt mir da etwas ganz anderes ein!

»Ich muss Schluss machen, ich gehe noch ins Fitnessstudio«, unterbreche ich Mara, die mir immer noch gut zuredet, nicht gleich aufzugeben. »Drück mir die Daumen, dass es klappt!«

»Was, jetzt noch ins Fitti?«, entgegnet meine Freundin verdutzt, doch da habe ich sie schon weggedrückt. Trainieren will ich natürlich nicht mehr – aber meinen lieben Bruder werde ich wohl dort auftreiben. Auch nicht beim Sport. Es sei denn, man zählt die Verrenkungen, denen er sich zweifelsohne mit der neuen Fitnesstrainerin hingibt, ebenfalls zum Training.

Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass er die glutäugige Schönheit unseren Eltern demnächst als Verlobte präsentieren möchte. Daraus sollte sich doch etwas machen lassen …

***

 

Ein eiskalter Schauer rinnt Claire den Rücken hinunter, als sich die schweren Torflügel des Palazzos quietschend öffnen, tippe ich.

Großartig! Der erste Satz meines Buches steht. Jetzt käme dann der Absatz, der beschreibt, was und wen Claire nun sieht. Aber dazu wäre es wirklich dringend notwendig, dass ich mir vor Ort ein Bild von Venedig mache! Doch danach sieht es im Moment überhaupt nicht aus.

Henry, der alte Verräter, hat doch glatt behauptet, die Zeiten, in denen er sich von mir erpressen lässt, seien vorbei. Außerdem sei es ihm durchaus ernst mit Gina. Ha, ha, dass ich nicht lache! In ein paar Monaten werde ich ihn daran erinnern, schließlich ist mein Bruder auch nur ein Mann. So lange kann ich meine Pläne allerdings nicht auf Eis legen.

Seufzend klappe ich den Laptop zu. Sieht so aus, als müsse ich doch tiefer in die Drama-Kiste greifen, um meinen Eltern begreiflich zu machen, dass es unabdingbar ist, dass ich nach Italien reise.

Seufzend krabble ich ins Bett und schließe die Augen. Vielleicht träume ich ja ausnahmsweise mal von meiner Reise? Das wäre doch schön.

 

Eisblaue Augen funkeln mich amüsiert an. Ein freches Grinsen offenbart die makellosen Zähne, die eine derartig perfekt strahlende Reihe bilden, dass sie unmöglich von Natur aus so gewachsen sein können. Ich schlucke hart, erinnere mich daran, wie diese Zähne sanft an meinem Hals knabbern. Weshalb grinst er denn jetzt so? Ich öffne den Mund, um zu beginnen, als seine Lippen, die noch vor Kurzem meine Brustwarzen umschlossen haben, den Satz ›Ich weiß, wie du nackt aussiehst‹ formen. Ein Krächzen kommt aus meiner Kehle, mehr nicht. Er wirft sein blondes Haar zurück und lacht schallend. Ein Lachen, in das nach und nach immer mehr Menschen einstimmen. Finger zeigen auf mich. Ich will weg, doch meine Füße scheinen am Boden festgewachsen zu sein. ›Hilfe‹, will ich schreien, doch kein Ton kommt aus meinem Mund.

»Hilfe!«, schreie ich und fahre auf.

Mein Hemdchen klebt schweißnass an meinem Rücken und mein Atem geht heftig. Es dauert etwas, bis ich merke, dass ich in meinem Bett sitze. Niemand ist hier. Niemand, der mich auslacht oder mit dem Finger auf mich zeigt.

Schon wieder ein Albtraum. Verdammt noch mal.

»Scheißkerl, lass mich endlich in Ruhe«, sage ich laut, in der Hoffnung, so die Gespenster zu vertreiben, die in den Zimmerecken zu lauern scheinen.

Ich schlage wütend mit der Faust auf die Bettdecke. Es muss einfach klappen mit Venedig! Beim nächsten Familienessen muss ich wirklich mehr Druck machen. Denn wenn ich erst eine berühmte Schriftstellerin bin, dann bin ich es, die lacht!

 

***

 

»Hast du noch mal über das Wellnesshotel in Vermont nachgedacht?«, schneidet Mom das Thema erwartungsgemäß beim nächsten gemeinsamen Lunch am Sonntag wieder an.

Ich blinzle schon mal verstohlen, um auch im richtigen Augenblick mit ein paar Krokodilstränen aufwarten zu können, als sich Henry zu Wort meldet.

»Ich glaube, Sally würde immer noch lieber nach Venedig reisen«, sagt er bedächtig.

»Das hatten wir doch geklärt«, grummelt Dad.

»Vielleicht hätte ich da eine Idee. Mir ist auch nicht wohl bei dem Gedanken, dass meine kleine Schwester ganz alleine in einem fremden Land recherchiert. Aber wenn Sally in Begleitung wäre, sähe das doch ganz anders aus.«

In Begleitung? Was meint er denn damit? Henry wird kaum selber mitfahren wollen, das passt so gar nicht zu seinen Karriereplänen. Meine Freundinnen haben auch längst eigene Vorstellungen von der Zeit nach dem College und mit Mom fahre ich auf gar keinen Fall!

Dad kommt offenbar zu dem gleichen Schluss.

»Wer käme denn da infrage, um Sally zu begleiten?«, meint er zweifelnd.

»Ich habe ein paar Erkundigungen eingezogen. Derjenige sollte sich in Italien auskennen, die Sprache sprechen und Sally bei ihrer Recherche tatkräftig zur Seite stehen.«

Na, Gott sei Dank, nichts davon trifft auf Mom zu!

»Den perfekten Kandidaten habe ich auch schon gefunden. Seine Mutter ist Italienerin, Sprach- und Landeskenntnisse sind also vorhanden. Frei ist er auch.«

»Von wem sprichst du denn bloß?«

Irgendwie komme ich nicht recht mit. Mom und Dad allerdings offenbar auch nicht.

»Na, von einem Bodyguard«, sagt Henry, als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt. »Seine Zeugnisse liegen mir bereits vor. Bis vor Kurzem war er bei einem gewissen Baron von Kruchthal angestellt. Dort war man offenbar sehr zufrieden mit seiner Arbeit. Es handelt sich zweifelsohne um eine sehr seriöse und zuverlässige Person. Schließlich ist niemandem damit geholfen, dass wir meinem Schwesterherz einen Windhund an die Seite stellen.«

Wie bitte? Einen … Babysitter?!

Unglücklicherweise scheint Mom ganz begeistert von der Idee zu sein.

»Ach, wie schön! Da wäre mir ja viel wohler, wenn dir jemand behilflich ist. Das ist auch sicher ein ehrenwerter Mann, ja?«

Moment mal, sie tut ja so, als wäre das schon beschlossen. Mir gefällt das aber gar nicht. Ein bisschen amüsieren wollte ich mich ja schon auch in Venedig. Da kann ich auf so eine steife Spaßbremse, die den ganzen Tag hinter mir steht und an jeder Ecke eine Gefahr wittert, gut verzichten.

»Ich brauche keinen Aufpasser«, erkläre ich bestimmt.

»Du musst aber doch zugeben, dass diese ganze Reise eher einem spontanen Hirngespinst als einer gut durchdachten Unternehmung ähnelt. Wenn du unbedingt fahren willst – dann finde ich Henrys Vorschlag wirklich beachtenswert«, meint Dad.

»Aber …«, maule ich, werde jedoch von Henry unterbrochen.

»Ein Wort von dir, und ich schenke dir den Bodyguard zum Collegeabschluss«, trumpft er auf.

Mein Bruder will mir einen Mann schenken. Geht ja gar nicht!

»Wird dir das nicht zu teuer?«

»Da siehst du mal, wie großzügig dein Bruder sein kann«, sagt Dad.

Ich verziehe das Gesicht, doch mein Vater ist noch nicht fertig.

»Ich an deiner Stelle würde Henrys Angebot akzeptieren. Unter diesen Umständen bin ich auch einverstanden mit der Reise. Fahr einfach für drei oder vier Wochen nach Europa, erhol dich ein wenig. Wenn du magst, kannst du da ja auch ein bisschen recherchieren«, meint er gönnerhaft.

Drei oder vier Wochen?! Das reicht ja nie. Meine Familie hat wirklich gar keine Ahnung! Irgendwann muss ich meinen Bestseller ja auch noch schreiben. Allerdings – wenn ich erst mal in Italien bin, sieht meine Lage doch ganz anders aus. Da sollte es doch ein Leichtes sein, meine Eltern zu überzeugen, dass mein Aufenthalt noch etwas verlängert werden muss. Sobald es fertig ist, schicke ich ihnen einfach das erste Kapitel per E-Mail, damit sie sehen, dass ich es ernst meine. Und mit diesem komischen Beschützer, den Henry da ausgesucht hat, werde ich schon fertig. Hauptsache, die Reise kann baldmöglichst beginnen. Schließlich will ich Venedig noch in diesem Leben sehen.

»Also gut«, sage ich deshalb und füge brav »Danke, Henry« hinzu.

»Ach, wie schön!«, ruft Mom, mit einem Mal ganz begeistert. »Lass uns gleich nach einem angemessenen Hotel suchen. Im Ausland muss man sehr vorsichtig sein, da gelten nicht die gleichen Standards wie bei uns.«

»Schick mir doch die Kontaktdaten von diesem Personenschützer«, sagt Dad derweil zu Henry. »Ich will sichergehen, dass er weiß, wo er sich hinwenden kann, falls es Probleme gibt.«

Du lieber Himmel! Wahrscheinlich muss ich gleich noch versprechen, dass ich auf dem ganzen Flug eine Schwimmweste trage, falls das Flugzeug auf dem Meer notlanden muss.

»Sag mal – um nach Europa zu gelangen, muss man doch den Atlantik überqueren?«, fängt Mom prompt an.

Ich setze zu einer pampigen Erwiderung an, doch mal wieder ist Henry schneller.

»Kann ich nächste Woche jemanden zum Lunch mitbringen?«, unterbricht er beiläufig Moms Litanei über die Gefahren des Fliegens. »Sie heißt Gina.«

»Ja, ja, schon gut«, entgegnet unsere Mutter zerstreut, während Dad erklärt, er müsse noch mal ins Büro, Sonntag sei der einzige Tag, an dem er ein, zwei Stunden ungestört arbeiten könne.

Nicht schlecht, Henry! Seine neue Flamme hat er unseren Eltern ja geschickt untergeschoben. Ob allerdings meine Reise immer noch Thema Nummer eins ist, wenn sie erst hier ist, wird sich noch zeigen.

»Ist es nicht sicherer, mit dem Schiff zu reisen?«, fragt Mom.

»Ich glaube nicht. Denk an die Titanic«, seufze ich.

»Da hast du natürlich recht. Ach, am besten rufe ich gleich Marge an, die war letzten Sommer auch in Europa. Bestimmt kann sie uns sagen, worauf du achten musst. Nicht, dass du dir mit dem Essen dort den Magen verdirbst!«

Ich überlasse Mom ihrem Telefon und eile lieber Henry hinterher, der sich offenbar unauffällig verdrücken will. Im Eingangsbereich passe ich ihn ab.

»Deine unerwartete Fürsorge ehrt mich ja«, flüstere ich, damit Mom nichts mitbekommt. »Oder ging es dir nur darum, von Gina abzulenken?«

»Vor allem habe ich jetzt was gut bei dir«, entgegnet Henry leise. »Wenn Gina hier ist, wirst du sie ganz großartig finden, klar?«

»Im Augenblick finde ich dich vor allem großartig«, erkläre ich ernsthaft und meine das tatsächlich so.

Wenn sie erst aus dem schwierigen Alter raus sind, sind große Brüder eigentlich nicht zu verachten. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und gebe Henry einen Kuss auf die Wange. Denn Gina hin und Bodyguard her – ich werde tatsächlich nach Venedig reisen, und das ist erst mal die Hauptsache!

 

***

 

›Lust auf einen Kaffee, bevor ich morgen verreise?‹, schicke ich per WhatsApp an Mathew.

Wie immer dauert es nur Sekunden, bis er antwortet.

›Du willst deinen letzten Abend mit mir verbringen? Ich fühle mich geehrt!‹

›Sorry, heute Abend muss ich noch packen. Nachmittags?‹

Mein Blick fällt etwas schuldbewusst auf den Stapel knallbunter Schalenkoffer vor meinem Schrank. Der laut Henry mit dem Empire State Building mithalten kann und deshalb wirklich alles enthalten sollte, was ich in Venedig benötigen könnte.

Allerdings muss Mathew ja nicht wissen, dass ich meinen letzten Abend hier lieber mit Mara verbringe.

›Um drei?‹, schlägt er vor.

›Perfekt!‹

›Wie immer?‹

›Wie immer!‹

 

Pünktlich um drei Uhr sehe ich aus meinem Fenster, wie Mathew mit seinem Cadillac vorfährt. Ich tupfe mir noch etwas Parfüm hinter die Ohren, überprüfe im Spiegel den Sitz meines knielangen, royalblauen Kleides, schnappe mir die cremefarbene Chloé-Handtasche und mache ich mich auf den Weg nach unten.

»Hi.«

Höflich hält Mathew mir die Beifahrertür auf und ich schenke ihm mein verführerischstes Lächeln, bevor ich einsteige. Wie immer hat er bereits für die passende Stimmung gesorgt, ›Perfect‹ von Ed Sheeran erfüllt das Wageninnere.

Mathew steigt ebenfalls wieder ein und reicht mir einen winzigen Coffee-to-Go-Becher von unserem Lieblings-Barista.

»Die Dame hat einen Caffè Corretto bestellt?«

Ich kichere und wir stoßen an.

»Auf dich!«, sagen wir unisono und kippen den Espresso mit Schuss in einem Zug hinunter.

Kaffee getrunken haben wir nun also. Aber wir wissen ja beide, dass wir uns nicht deshalb treffen. Mathew startet den Wagen und lenkt ihn aus unserer Siedlung heraus in Richtung Schnellstraße. Doch kurz bevor wir die Auffahrt erreichen, biegt er in einen Feldweg ein, wir werden ein wenig durchgeschüttelt, bis wir schließlich unter einer Betonbrücke zum Stehen kommen.

Wir grinsen uns an, dann beugt er sich auch schon zu mir und küsst mich.

Wunderbar weiche und sanfte Lippen hat Mathew. Eigentlich ist der Sandkastenfreund ja nicht gerade der Richtige für gelegentliche Stelldicheins. Aber was mich überzeugt hat, ist die Art, wie er mich küsst. Die Zunge, die nicht planlos in meinem Mund herumstochert, sondern meine Lippen zärtlich liebkost. Ich stöhne wohlig und fahre mit meinen Händen durch seine braunen, dichten Haare. Sanft beginnt er, meine Brust zu streicheln. Meine Nippel werden hart und bohren sich fast schmerzhaft in meinen Calvin Klein Spitzen-BH. Ein geiles Gefühl, fast bedauere ich es ein wenig, dass Mathew die Träger meines Kleides über meine Schultern streift und meine Brüste mit geübten Griffen aus ihrem hübschen Gefängnis befreit.

Ich schiebe die Hände unter sein T-Shirt und fahre bewundernd über die glatte Haut seiner Brust. Unsere Münder lösen sich voneinander, Mathew beugt sich über meine Nippel und leckt sie sanft, während ich mit meiner Zunge an seinem Ohrläppchen spiele, ein bisschen an seinem Ohr knabbere. Die wachsende Beule in seiner Hose zeigt mir, wie sehr ihm gefällt, was ich da tue. Ich streichle über den ausgebeulten Stoff seiner Jeans, während seine Finger über meine Hüften wandern.

Es hat unbestreitbare Vorteile, mit einem Typen zu schlafen, mit dem man es nicht zum ersten Mal tut. Zwar fehlt die aufgeregte Spannung des ersten Mals, dafür weiß man genau, wie man sich gegenseitig erregen kann.

Mathew greift über mich und stellt die Rückenlehne des Beifahrersitzes zurück. Ich sinke nach hinten, schlüpfe beiläufig aus den Pumps und stelle einen Fuß auf dem Armaturenbrett ab. Mathew nutzt meine neue Position sofort, um über die Innenseite meiner Schenkel zu streichen. Oh ja! Ungeduldig hebe ich mein Becken an und streife meinen Slip ab. Ich habe total Bock auf Mathews Schwanz, mehr Vorspiel ist heute wirklich nicht nötig.

»Ich will dich, jetzt«, hauche ich.

Mathew lässt sich nicht zweimal bitten, macht sich an seinem Reißverschluss zu schaffen. Rasch angle ich ein Kondom aus meiner Handtasche, reiße die Verpackung auf. Genau im richtigen Moment hat Mathew seinen steifen Penis aus der Hose geholt. Ich hauche einen kleinen Kuss darauf, bevor ich das Kondom darüberrolle. Dann lasse ich mich zurück auf den Beifahrersitz fallen und spreize meine Beine so weit, wie es die beengten Verhältnisse in dem Wagen zulassen.

»Fick mich!«, dränge ich, auch wenn ich weiß, dass Dirty Talk nicht so ganz Mathews Ding ist. Aber inzwischen ist auch er viel zu erregt, um sich davon irritieren zu lassen. Er schlägt meinen Rock hoch, verliert sich einen Moment in der Betrachtung meiner heißen, feuchten Muschi, bevor er sich zwischen meine Beine schiebt und mit seiner ganzen Länge in mich eindringt.

Fast unanständig langsam beginnt er damit, sich hinein- und herauszubewegen. Wimmernd versuche ich, ihn zu einem schnelleren Tempo zu bewegen, indem ich mein Becken auffordernd kreisen lasse.

»Nicht so schnell«, stöhnt er. »Ich will dich heute richtig verwöhnen.«

Ich will aber gar nicht verwöhnt werden. Ich will, dass er mich hart fickt. Es mir ordentlich besorgt, bis ich vor Lust unter ihm explodiere. Aber ich weiß ja, woran ich bei Mathew bin. Also sage ich nichts dergleichen, sondern stöhne erregt:

»Ich halte das nicht mehr aus! Ich will dich so sehr.«

Mathew tut mir den Gefallen, stößt tiefer in mich hinein und facht so das Feuer in mir weiter an.

»Oh ja!«

Immer schneller gleitet er nun rein und raus, meine Hüften drängen sich ihm entgegen. Beide keuchen wir nun vor Anstrengung und Geilheit. Der Erfolg unserer Bemühungen lässt nicht lange auf sich warten, die wunderbaren Wellen des Orgasmus fluten durch meinen Körper. Nur Sekunden später erreicht auch er den Gipfel der Lust, presst sich stöhnend noch einmal fest an mich.

Atemlos verharren wir noch ein wenig in unserer etwas ungemütlich-verkeilten Stellung, dann lässt sich Mathew ächzend zurück auf den Fahrersitz fallen.

»Mann, Sally, wie schaffst du es nur, dass jedes unserer Treffen mit einem Quickie endet?«

Ich bringe schon mal meine Kleidung wieder in Ordnung.

»Sorry, ich war den ganzen Tag schon so spitz.« Spielerisch knuffe ich ihn in die Seite. »War doch nicht schlecht, oder?«

»Ja, klar«, sagt Mathew ziemlich gezwungen. »Aber du wirst ja eine Weile weg sein, da dachte ich, wir könnten uns mal ein bisschen mehr Zeit lassen.«

»Ach komm, kuscheln können wir wieder, wenn ich zurück bin.«

»Ich werde da sein«, entgegnet er ernst und sieht mich dabei ganz komisch an.

Mir wird ein bisschen mulmig. Mathew und ich haben da so einen Deal: Wenn wir beide gerade nichts Festes am Laufen haben und einer von uns Bock auf Sex hat, treffen wir uns auf eine schnelle Nummer in seinem Auto. Mehr war da nie, und mehr wird von meiner Seite aus auch nie sein. Mathew ist ein superguter Freund, den ich keinesfalls missen möchte.

Aber gerade jetzt sieht er mich so komisch leidend an, als sei er traurig darüber, dass wir uns eine Weile nicht sehen können. Mathew glaubt doch nicht plötzlich, dass er sich in mich verliebt hat?

Das hat mir gerade noch gefehlt. Ein Glück, dass ich morgen fahre!