Gunter Pirntke

 

 

STAATSFEIND BIS HEUTE

 

Impressum

Covergestaltung: Gunter Pirntke

Korrektorat: Stephanie Pinkowsky

Digitalisierung und Druckvorbereitung: Gunter Pirntke

BROKATBOOK Verlag Gunter Pirntke


© 2017


ISBN

9783961186204


Mail: brokatbook@aol.com

Gunter Pirntke, Altenberger Str. 47

01277 Dresden, Ruf: +49 (0)15901959485



 

Hinweis

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Inhalt

Impressum

Einleitung

Wilhelm Stiebers „Besuch“

Rückblick

Der gute Fritz

Im Londoner Exil

Überblick über die marxsche Theorie

Personen und Kapital nach dem Tod von Karl Marx

Fazit

Quellen


Einleitung

 

Gute 200 Jahre nachdem Karl Marx in Trier geboren wurde, feiert der Philosoph ein Comeback. Seine fundamentale Kapitalismuskritik scheint im Schatten von Globalisierung und digitaler Revolution plötzlich wieder hochaktuell.

 

Dieses Buch begibt sich auf die Spuren von Karl Marx. Gestützt auf private Briefe, auf Geheimdienstdossiers und der Spitzelberichte des preußischen Innenministeriums wird das spannende Porträt eines vom Schicksal schwer gebeutelten Visionärs nachgezeichnet.

 

Bildergebnis

 

Meine Enkeltochter fragte mich: „Was ist Kapitalismus?“

Meine Antwort: „Es gibt dazu ein Buch, das vor 150 Jahren erschienen ist. Wenn du groß bist, kannst du es lesen. In diesem Werk steht alles drin.“

Das Kind würde es vermutlich hassen, dieses Buch. Es fängt unlesbar an und wird über drei Unterkapitel wenig besser. Dann nimmt es Fahrt auf, und erst zum Schluss wird es richtig gut. Seltsam, aber es ist nicht in Vergessenheit geraten.

Es wird vielfach gewürdigt in diesem Herbst: Im September 1867 erschien in Hamburg "Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie". Ein Werk, das auf der Unesco-Liste als "Weltdokumentenerbe" zu finden ist. Dieses "Saubuch", wie Karl Marx es nannte, als er noch damit rang.

 

Es wurde verfasst zu einer Zeit, da es zwar Eisenbahn, Fotografie (mit langer Belichtungszeit) und Telegramme gab, aber kein Telefon und keinen Kugelschreiber. Marx schrieb von Hand, mit Tinte - dabei aber auf eine so wissende Art und Weise.

 

Marx' Interesse galt den Strukturen hinter dem Augenschein. Er wollte von der "Erscheinungsform" zum "Wesen der Dinge" durchdringen. Marx suchte die Mechanismen, die zu Neuerungen führten. Er analysierte die Folgen - für die Besitzenden und die Besitzlosen, für die Art und Weise, wie sich die Gesellschaft organisiert.

 

Und so geht es in seinem Werk "Kapital" tatsächlich nicht nur um Schafzucht und Wollproduktion, um Spinnen, Weben und Teppichhandel zu Marx' Zeit. Er behandelt darin auch Themen wie die Finanzkrise in unseren Tagen, befasst sich mit der Digitalisierung, Globalisierung, mit Spekulationsblasen, und mit Oligopolen wie in der Autoindustrie. Sein Werk setzt sich auch mit unserer Gesellschaft auseinander, und wenn in diesem Wahlkampf das große Ganze wichtig gewesen wäre, statt Detailzänkereien (Elektroprämie, Burkaverbot), dann hätte derjenige guten Stoff in diesem Buch gefunden, der danach sucht: Ungleichheit. Gerechtigkeit. Die Rolle von Politik und Ökonomie.

 

Wie sah der Kapitalismus aus, den Marx im Jahr 1867 vor sich sah? Wie erscheint der Kapitalismus von 2017, mit den Augen von Marx betrachtet - und mit denen seiner Deuter, seiner Kritiker?

 

Warum wäre Rosa Luxemburg wohl überrascht über die Existenz von Apple, Marx aber eher nicht? Handeln Porsche, VW und Daimler wie typische Kapitalisten? Schließlich: Stößt der Kapitalismus an seine Grenzen? Hat er überhaupt welche? Und wo könnten die sein?

 

Der Verfasser: Doktor der Philosophie, Vater dreier Töchter, verheiratet mit Jenny von Westphalen, staatenlos, pleite wie immer. Was ist dran, an diesem Mann? Der zum Staatsfeind erklärt wurde und das vermutlich heute noch wäre. Wir wollen ein ungeschminktes Bild eines der größten Philosophen der Weltgeschichte zeichnen, aber auch seine vielen kleinen Fehler und Schwächen dabei erwähnen.

 

 

Wilhelm Stiebers „Besuch“

 

Als Medizinjournalist getarnt, machte sich der preußische Geheimdienstchef auf nach London, um den Exilanten Karl Marx aufzusuchen. Er war fassungslos, als er den Schmutz und das Elend in der 2-Zimmer-Wohnung sah, in der Marx seit 1849 im Armenviertel Soho mit seiner Frau, den Kindern und der Haushaltshilfe lebte.

 

Wilhelm Johann Carl Eduard Stieber (* 3. Mai 1818 in Merseburg; † 29. Januar 1882 in Berlin) war Bismarcks Feldpolizeidirektor und Leiter des Central-Nachrichten-Büreaus.

 

Wilhelm Stieber wurde als Sohn eines Kirchenbeamten geboren. Er besuchte wie Bismarck das angesehene Gymnasium „Zum Grauen Kloster“ und studierte in Berlin Rechtswissenschaften, was er mit einer Promotion abschloss. Er wurde 1844 beim Berliner Kriminalgericht als Auskultator (Referendar, Beamtenanwärter) angestellt.

 

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Wilhelm Stieber

 

Ab 1845 war Stieber mit Ermittlungen gegen politische Oppositionelle insbesondere gegen Friedrich Wilhelm Schlöffel befasst, 1847 nahm er seinen vorzeitigen Abschied aus dem Staatsdienst, weil ihm ein Disziplinarverfahren wegen Misshandlung von Untersuchungshäftlingen, Fälschung von Beweisstücken und anderen Delikten drohte. Er arbeitete in dieser Zeit auch als Strafverteidiger und Redakteur einer vom Polizeipräsidium herausgegebenen Zeitung. Aufgrund dieses Interessenkonflikts wurde er beschuldigt, interne Polizeiakten zugunsten seiner Mandanten verwendet zu haben. 1850 wurde er Assessor im Polizeipräsidium und ermittelte u. a. gegen den Bund der Kommunisten. 1853 wurde er als Polizeidirektor Leiter der Sicherheitsabteilung des Berliner Polizeipräsidiums. Hier lieferte Stieber ein Meisterstück, indem er im Kölner Kommunistenprozess gefälschte Belege vorlegte, die für die Angeklagten zum Teil zu mehrjährigen Haftstrafen führten. Gemeinsam mit Karl Georg Ludwig Wermuth gab er das sogenannte „Schwarze Buch“ heraus: Die Communisten-Verschwörungen des neunzehnten Jahrhunderts. In diesem Werk wurden 760 Steckbriefe veröffentlicht.

 

In der Zeit ab 1853 erzielte Stieber, nach seinen Angaben, zahlreiche spektakuläre Ermittlungserfolge gegen gewöhnliche "unpolitische" Kriminelle (Aufklärung des Mordes an dem Amtmann Bath in Frankfurt/Oder; Aufklärung des Raubmords an einem Berliner Juwelier, bei dem der Täter einen Überschuh am Tatort verloren hatte). Mehrmals gelang es Stieber, nach Vermögensdelikten großen Ausmaßes nicht nur die Täter zu ermitteln, sondern auch die Beute fast unbeschädigt sicherzustellen (Diebstahl aus einem Geldtransport bei Halle, Stieber griff zu, als die Diebe mit ihrer Beute nach Amerika auswandern wollten; Aufklärung des Diebstahls archäologisch wertvoller Gegenstände aus dem Ägyptischen Museum in Berlin; Festnahme des Postsekretärs Wasserlein - mitsamt der Beute -, der aus dem Breslau-Berliner Postzug Geldsendungen im Werte von 30.000 Talern gestohlen hatte; Ermittlung und Festnahme des Bankboten Reichenow, der in Köln mehr als 120.000 Taler unterschlagen hatte, wieder mit der kompletten Beute, 1861). Am 13. April 1860 wurde Stieber in drei Fällen wegen "vorsätzlicher, rechtswidriger Freiheitsentziehung und widerrechtlicher Nötigung zur Zahlung einer bedeutenden Geldsumme“, verhaftet. Er wurde am 30. November 1860 in den "einstweiligen Ruhestand mit Wartegeld" versetzt.

 

Ab 1863 beschäftigte ihn Bismarck inoffiziell. Vor Beginn des Deutschen Krieges von 1866, der formell ein Krieg Preußens gegen den Deutschen Bund war, machte ihn Bismarck zum "Feldpolizeidirektor". Als Begleiter des Königs von Preußen, Wilhelm I., spürte er 1867 das geplante Attentat des polnischen Revolutionärs Anton Bereszewski auf. Am 17. Mai 1867 wurde ihm das General-Sicherheitscommissarium übertragen, wodurch er Leiter des gesamten preußischen Staatsschutzes wurde. Im Zuge des Deutsch-Französischen Kriegs beauftragte man ihn, eine Feldsicherheitspolizei aufzubauen, deren Leiter er schließlich wurde. Zwischen 1859 und 1874 stand Stieber auch in russischen Diensten, wie seine Orden ausweisen. Am 17. März 1871 kehrte er nach Berlin zurück, wo er sich seinem Central-Nachrichten-Büreau widmete, das zum ersten durchorganisierten deutschen Geheimdienst wurde. Innenpolitisch war er hierbei vor allem mit der Erkundung der Sozialdemokraten beschäftigt. Am 1. Oktober schied Stieber aus preußischen und russischen Diensten aus. Der Geheime Regierungsrath Dr. jur. Wilhelm Stieber starb in seinem Haus Matthäikirchstraße 4 in Berlin. Außerdem gehörten ihm zahlreiche Zinshäuser in Berlin sowie zwei Güter in der Mark. Ein späterer Nachfolger Stiebers, als Chef des deutschen Nachrichtendienstes, war Oberst Walter Nicolai vor und während des Ersten Weltkrieges.

 

Stiebers postum im Jahr 1978 erschienene und angeblich aus Familienbesitz stammende Memoiren wurden bereits kurze Zeit nach ihrer Veröffentlichung durch Hans-Joachim Schoeps als Fälschung entlarvt.

 

Stieber heiratete 1848 Maria Komitsch, deren Mutter Friederike Komitsch in erster Ehe mit dem Schauspieler Ludwig Devrient verheiratet war. Unter den 21 Kindern des Ehepaars war der Jurist Paul Stieber (1856–1944), Vater des Komponisten Hans Stieber und des Tenors Paul Devrient.

 

***

 

Warum war Marx für Stieber eine Reise wert?

 

Der Bund der Kommunisten war eine 1847 in London als Geheimbund gegründete revolutionär-sozialistische Vereinigung mit internationalem Anspruch. Sie ist aus dem bis dahin bestehenden, von Wilhelm Weitling1 gegründeten Bund der Gerechten hervorgegangen. Die Umbenennung erfolgte unter dem Einfluss von Karl Marx, Friedrich Engels und Wilhelm Wolff. Der Bund der Kommunisten bestand bis 1852. Er gilt als Keimzelle der späteren sozialistischen und kommunistischen Parteien der Welt und als Vorläuferorganisation der 1864 ebenfalls von Marx und Engels inspirierten Internationalen Arbeiterassoziation (IAA), die heute auch als „erste Internationale“ der Arbeiterbewegung bezeichnet wird.

 

Der zuvor existierende Bund der Gerechten war bereits 1836 in Paris auf Initiative des nach Frankreich emigrierten Schneidergesellen Wilhelm Weitling aus dem seit 1834 bestehenden Geheimbund Bund der Geächteten hervorgegangen. Unter Weitlings Führung hatte der bis dahin eher von kleinbürgerlichen Intellektuellen geprägte Bund eine frühe revolutionär-sozialistische und proletarische Ausrichtung erhalten.

 

Die Umbenennung des Bundes der Gerechten in Bund der Kommunisten war das Ergebnis zweier Kongresse im Jahr 1847. Hier brachten die im selben Jahr dem Bund beigetretenen Mitglieder Karl Marx und Friedrich Engels, zusammen mit Wilhelm Wolff, ihre Ideen ein. Damit leiteten sie eine inhaltliche Neuausrichtung des Bundes ein. Sie entwarfen ein in sich geschlossenes Programm für den Bund und betonten darin seinen internationalistischen Charakter. Das von Marx stammende Motto, „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“, wurde zum bestimmenden Leitspruch.

 

Am zweiten Kongress des Bundes vom 29. November bis 8. Dezember 1847 nahmen Vertreter aus 30 Ortsgruppen aus Frankreich, den Niederlanden, den Staaten des Deutschen Bundes, aus Schweden, der Schweiz, Großbritannien und den USA teil. Marx und Engels wurden beauftragt, das Manifest der Kommunistischen Partei auszuarbeiten. Sie legten es im Februar 1848 zur Veröffentlichung vor. Das Kommunistische Manifest rief im Wesentlichen die Arbeiter zum internationalen Klassenkampf gegen die im Kapitalismus herrschende Bourgeoisie auf. Ziel war die Etablierung einer klassenlosen (kommunistischen) Gesellschaft.

 

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Wilhelm Weitling

 

Später hatte Marx die Grundgedanken differenzierter in seinem Hauptwerk, „Das Kapital mit der politischen Ökonomie“, ausgearbeitet. Diese Sicht wurde in der Zukunft nach und nach Grundlage des Kommunismus.

 

Die meisten der etwa 500 Mitglieder des Bundes der Kommunisten waren wegen ihrer politischen Haltung aus den deutschen Staaten emigrierte oder ausgewiesene Handwerkergesellen. Sie hatten sich aufgrund der repressiven politischen Verhältnisse während der Zeit der Restauration zwischen 1815 und 1848 ins Ausland abgesetzt. Die in den deutschen Fürstentümern verbliebenen oder zurückgekehrten Bundesmitglieder versuchten, regionale Arbeitervereine aufzubauen. Auch in anderen Ländern gab es ähnliche Bestrebungen. Sie waren wegen der geringen Zahl ihrer Anhänger und aufgrund politischer Verfolgung und Unterdrückung insgesamt zunächst nur marginale Erscheinungen. Mit dem Beginn der bürgerlichen Revolutionen des Jahres 1848, insbesondere in Frankreich und den deutschen Staaten, wurde der Zulauf etwas größer.

 

1848 wurde die Zentrale des Bundes innerhalb weniger Monate mehrfach verlegt, zuerst von London für kurze Zeit ins belgische Brüssel, und nach Beginn der Februarrevolution in Frankreich, nach Paris. Dort übernahmen Marx und Engels auch formell die Führung des Bundes. Nach dem Übergreifen der Revolution nach Deutschland (Märzrevolution) wurde im April 1848 die Zentrale in die damals preußische Stadt Köln verlegt. Dort gründete Karl Marx die Neue Rheinische Zeitung (NRhZ), bei der neben anderen auch Friedrich Engels mitarbeitete. Marx engagierte sich im Kölner Arbeiterverein.

 

Mit ihren kritischen Artikeln und Kommentaren zu den revolutionären Ereignissen versuchten Marx und Engels vergeblich, die von den Ideen des Liberalismus und Forderungen nach einer nationalstaatlichen Einheit des Deutschen Bundes geprägte bürgerliche Revolution in eine sozialistische Richtung zu lenken. Beispielsweise kritisierten sie vehement die Bestrebungen einer gemäßigten Mehrheit in der Frankfurter Nationalversammlung, den sogenannten „Halben“, den zu gründenden deutschen Nationalstaat, als konstitutionelle Monarchie mit liberalen Reformen zu etablieren. Marx und Engels favorisierten demgegenüber die Ausrufung einer Republik nach dem Beispiel Frankreichs. In der Frankfurter Nationalversammlung war Wilhelm Wolff ein Vertreter des Bundes in der Fraktion Donnersberg, der radikaldemokratischen Linken. Im April 1849 versuchten Marx und Engels, die in verschiedenen Arbeitergruppen und demokratischen Vereinen aktiven Mitglieder des Bundes zunächst im Rheinland zu sammeln, um darauf einen allgemeinen deutschen Arbeiterkongress vorzubereiten.

 

Mit dem Scheitern der in der Frankfurter Nationalversammlung verabschiedeten Reichsverfassung infolge der Ablehnung einer deutschen Kaiserkrone durch Preußens König Friedrich Wilhelm IV. Ende April 1849 löste sich die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche auf. Die noch verbliebenen, zumeist der politischen Linken angehörenden Abgeordneten, wichen ins sogenannte Rumpfparlament nach Stuttgart aus. Die sich darauf überstürzenden Ereignisse mit der radikaldemokratisch motivierten Reichsverfassungskampagne einerseits und der gegen sie einsetzenden massiven Konterrevolution durch vor allem preußisches Militär andererseits, vereitelten das Vorhaben von Marx und Engels, da es für die linksrevolutionäre Bewegung nun andere Prioritäten gab.

 

Viele Mitglieder des Bundes in den deutschen Staaten beteiligten sich an den in den Maiaufständen von 1849 noch einmal eskalierenden, bürgerkriegsähnlichen Kämpfen zur Durchsetzung der demokratischen Errungenschaften der Revolution, insbesondere in Sachsen (Dresdner Maiaufstand), der bayrischen Pfalz (Pfälzischer Aufstand) und in Baden (vgl. Badische Revolution), wo am 1. Juni 1849 eine nur kurze Zeit bestehende badische Republik ausgerufen wurde. Die NRhZ stellte ihr Erscheinen bereits am 19. Mai 1849 ein, als die Aufstände in den preußischen Rheinprovinzen (Iserlohner und Elberfelder Aufstand) niedergeschlagen wurden. Engels beteiligte sich noch aktiv kämpfend auf der Seite der Revolutionäre bei der Verteidigung der badischen Republik. Als am 23. Juli 1849 mit der Einnahme der Bundesfestung Rastatt durch preußische Truppen die badische Revolution niedergeschlagen wurde, war auch die Märzrevolution insgesamt gescheitert.

 

Viele Mitglieder des Bundes der Kommunisten mussten wegen dieser Niederlage erneut ins Ausland emigrieren. Marx und Engels gingen nach London. Dort wurde in einer neuen Zentralbehörde der Bund reorganisiert. Zu dieser Zeit trat auch Wilhelm Liebknecht, der spätere Mitbegründer der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), dem Bund der Kommunisten bei. Liebknecht war durch seine Beteiligung an der badischen Revolution zur Emigration gezwungen, die ihn über die Schweiz ebenfalls nach London führte. Dort näherte er sich unter dem Einfluss von Marx und Engels marxistischen Positionen an, an denen später die SPD des 19. Jahrhunderts und deren Vorgängerparteien ab 1869 ausgerichtet wurden.

 

1850 wurden die Aufgaben des Bundes nach den Erfahrungen aus der Märzrevolution neu dargelegt. Marx und Engels rechneten nicht mit einer neuen Revolution, nachdem neben einer neuen Phase der politischen Reaktion ein wirtschaftlicher Aufschwung die revolutionären Energien der Linken gebremst hatte. Mitglieder des Bundes blieben in den deutschen Staaten weiterhin in Arbeiterorganisationen tätig und gewannen Einfluss auf die am 3. September 1848 auf Initiative des Schriftsetzers Stephan Born gegründete Allgemeine Deutsche Arbeiterverbrüderung. Dies war der erste überregionale Arbeiterverband Deutschlands, der die Entwicklung der Gewerkschaften einleitete.

 

Einige Mitglieder der Zentralbehörde, die sich um Karl Schapper und August Willich sammelten, konnten das resignativ anmutende Fazit von Marx/Engels nicht teilen. Damit hatte sich der Bund in zwei gegnerische Lager gespalten. Im September 1850 wurden Marx und Engels von der Fraktion um Schapper/Willich aus dem Bund ausgeschlossen. Sie hätten mit der Gründung einer eigenen Zentralbehörde in Köln gegen die Statuten verstoßen. Zudem warfen die übrigen Mitglieder ihnen „halbgelehrte politische Träumereien“ vor.

 

Im März 1851 fielen einige Dokumente des Bundes der deutschen Länder in die Hände staatlicher Behörden. In der darauf folgenden Verhaftungswelle wurde der Bund deutlich geschwächt. Führende Mitglieder des Bundes wurden im Herbst 1852 im sogenannten Kölner Kommunistenprozess zu langen Haftstrafen verurteilt. Nach dieser schweren Niederlage wurde der Bund im November auf Antrag von Karl Marx aufgelöst. Er erklärte die Fortdauer des Bundes auf dem Kontinent für nicht mehr zeitgemäß.“

 

Wir kommen noch darauf zurück.

 

***

 

Der Bund der Kommunisten war also eine Geheimdienstorganisation und damit für Stieber interessant.

 

Marx, bereits skeptisch geworden, fragte den angeblichen Medizinjournalisten nach einer Salbe gegen Hämorrhoiden. Stieber zog sich mit der Feststellung, dass er dafür kein Spezialist wäre, aus der Affäre. Marx durchschaute die Schauspielerei des Spitzels jedoch trotzdem.