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Inhalt

Wütendes Feuer

Vertauschtes Königreich

Der steinerne Irrgarten

Der Schicksalswald

Verzweifelte Maßnahmen

Feuerbälle

Die Jagd

Im Wasser

Gerettet

Die Mission geht weiter

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Mit besonderem Dank an Lucy Courtenay
Für Tilly, weil auch Mädchen Biester mögen

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Willkommen in einer fremden Welt,
in der dunkle Mächte toben.

Tom hat gedacht, er wäre auf dem Heimweg, aber er hat sich geirrt. Mein Sohn hat ein neues Königreich betreten, wo nichts ist, wie es scheint. Sechs schreckliche Biester bedrohen das Land und Tom und Elenna müssen sich einem alten Feind stellen, den sie vertrieben geglaubt hatten. Ich war nie stolzer auf meinen Sohn, doch habe ich auch Angst um ihn, denn seine Aufgabe ist schwierig und überall lauern Gefahren.
Bleibt nur eine Frage: Bist du mutig genug, um Tom auf die gefährlichste seiner Missionen zu begleiten? Nur du kennst die Antwort.

Freya, Herrin der Biester

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Wütendes Feuer

Eldor hob den Kopf und schnupperte in die Luft. Eine sanfte Brise strich über sein Geweih. Der Hirsch roch nichts Ungewöhnliches in seinem Wald. Die Rehe grasten friedlich und die Kitze waren nah bei ihnen. Dennoch war heute irgendetwas anders …

Eldor war schon lange König des Waldes und kannte all seine Geheimnisse. Seine Sinne waren scharf wie die Krallen eines Adlers und hatten ihn noch nie im Stich gelassen. Und nun sagten sie ihm, dass eine Veränderung bevorstand. Veränderungen im Wald bedeuteten nie etwas Gutes.

Der Hirsch legte den Kopf in den Nacken und röhrte dem unsichtbaren Feind warnend zu. Die Rehe blickten auf. Ihre Ohren zuckten alarmiert. Die Kitze spürten die Besorgnis ihrer Mütter und drückten sich mit zitternden Körpern dichter an sie. Eldor ging langsam im Kreise seiner Familie weiter und suchte nach ungewöhnlichen Spuren auf dem Waldboden.

Plötzlich schnellte Eldors Kopf erschrocken hoch. Seine Nasenlöcher bebten. Sein Körper spannte sich an. In der Luft lag der Geruch nach dem, was er und seine Familie am meisten fürchteten: Rauch.

Der Hirsch würde nie den Tag vergessen, als ein riesiges Feuer den Wald verwüstete. Damals war er noch ein kleines Rehkitz gewesen. Sein Vater war gestorben, sowie viele andere. Eldor zitterte, als ein Hase mit vor Angst weit aufgerissenen Augen zwischen seinen Beinen hindurchflitzte. In der Ferne trat Rauch zwischen den Bäumen hervor.

Die Rehe und Kitze drängten sich eng zusammen. Unruhig liefen sie hin und her, nicht sicher, in welche Richtung sie fliehen sollten. Vor Panik zwitschernde Vögel flogen über ihre Köpfe hinweg. Auf dem Boden wimmelte es von aufgeschreckten Tieren. Mäuse, Wiesel, Hasen, Füchse. Alle Lebewesen des Waldes waren auf der Flucht.

Eldor brachte seine Panik unter Kontrolle und rief seiner Herde warnend zu. Die Rehe und Kitze stürzten los. Sie rannten zum Waldrand und gelangten auf die weite Ebene dahinter. Dort konnten sie sich zwar nicht vor Angreifern verstecken, aber vor dem Feuer davonlaufen.

Als sich vor Eldor plötzlich ein orangefarbener Pfad öffnete, blieb er dennoch stehen und versicherte sich, dass alle Familienmitglieder losgerannt waren. Ein riesiger rollender Feuerball raste durch das Unterholz. Durch die Hitze fingen Eldors Augen an zu tränen und er konnte kaum noch etwas sehen. Zu spät bemerkte er, dass der Feuerball schneller wurde. Er schien die Richtung zu wechseln, als wäre er lebendig, und steuerte direkt auf Eldor zu. Mit einem mächtigen Satz sprang der Hirsch aus dem Weg und landete neben einem trockenen Blätterhaufen. Ein fliegender Funke traf die vertrockneten Blätter und entzündete den Haufen. Doch Eldor gelang es gerade noch, die Flammen mit seinen Hufen auszutrampeln.

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Dies war kein gewöhnliches Feuer. Eldor schien es, als wäre es ein lebendiges Wesen – als hätte es eine Seele. Der Hirsch beobachtete, wie der Feuerball plötzlich seine Gestalt änderte. Glieder formten sich aus einem Körper, der sich streckte und immer größer wurde. Das Feuer verwandelte sich in ein riesiges menschenähnliches Monster mit flammend-orangefarbener Haut. In seinem Gesicht flackerten glühende Augen. Die Feuerarme endeten in Fingern, die schwarze Rauchschwaden hinter sich herzogen. Eldor war erleichtert, dass seine Familie und die anderen Waldbewohner rechtzeitig geflüchtet waren. Er würde jedoch nicht wie ein Feigling vor diesem Monster davonlaufen, selbst wenn er dadurch sein Leben riskierte …

Das Feuer loderte mittlerweile bis zu den Bäumen hoch. Der Rauch brannte in Eldors Augen und füllte seine Lungen, das Atmen fiel ihm schwerer. Er wusste nicht, wie er gegen so etwas Furchterregendes kämpfen sollte, aber sein Instinkt trieb ihn vorwärts. Die Feuerbestie musste aufgehalten werden! Mutig stürzte sich Eldor blindlings auf seinen Gegner.

Als er auf die lodernden Flammen, die das Biest umhüllten, traf, stieß der Hirsch einen Schmerzensruf aus. Er roch den bitteren Geruch seines verbrannten Fells. Er wandte sich um und betrachtete seinen Körper. Auf seiner Seite war eine Brandwunde, das rohe Fleisch war zu sehen. Eldor taumelte. Der Schmerz war so überwältigend, dass er beinahe ohnmächtig wurde.

Der riesige Feuermann schleuderte einen Flammenball nach Eldor. Er landete auf dem Boden und glühende Funken stoben auf. Der Hirsch bäumte sich auf und stieß mit seinem Geweih nach dem Angreifer. Sein Gegner brüllte wütend, als die Geweihspitzen den festen Körper hinter den Flammen trafen. Das Biest machte einen Schritt rückwärts und hob drohend die Arme.

Der Hirsch schüttelte die Flammen von seinem Geweih und machte sich für einen neuen Angriff bereit. Er würde nicht aufgeben. Etwas Böses war in seinen Wald gekommen. Eldor würde es besiegen oder im Kampf sterben.

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Vertauschtes Königreich

Tom klopfte Storms Flanke und warf einen letzten Blick zurück zur Oase, wo die Dorfbewohner am Rand des Sees standen. Er hatte Convol, den Wüstendämon, besiegt und in seine Heimat zurückgeschickt. Die riesige Echse terrorisierte die Oase nicht mehr und die Wüstenbewohner mussten nie wieder Durst leiden. Einige Leute trugen bereits volle Wassereimer zurück zum Dorf.

Hinter der Oase erstreckte sich die Purpurwüste bis zum Horizont.

„Als würde ich die Rote Wüste zu Hause in Avantia betrachten“, dachte Tom.

Das Königreich Tavania ähnelte Avantia sehr. Aber es steckte auch voller böser Überraschungen. Hier saß nicht König Hugo auf dem Thron, sondern der böse Zauberer Malvel.

Zu Beginn ihrer Mission wurden sie im Verlies seines Schlosses gefangen gehalten und hatten dort den Gefängniswärter Dalaton getroffen. Freya, Toms Mutter, war überzeugt, dass sie aus Dalaton einen Herrn der Biester für Tavania machen konnte.