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Wolfgang W. Liebelt

Gurdjieff denudatus II

Der unbekannten Lehre auf der Spur


Für Georg I. Gurdjieff, dessen Leben, Lehre und Werk mich seit mehr als 20 Jahren faszinieren und inspirieren


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Titel

Wolfgang W. Liebelt

 

Gurdjieff

denudatus

II

Der unbekannten Lehre auf der Spur

 

 

 

 

Denudatus: Eine Anspielung auf H. P. Blavatsky‘s „Isis unveiled“ („Die entschleierte Isis“) sowie auf die „Kabbalah denudata“

1 Rückblick - Gurdjieff denudatus I

 

In „Gurdjieff denudatus I“ bin ich von der Hypothese ausgegangen, dass es sich bei der Titelillustration der Broschüre für das „Institut für die harmonische Entwicklung des Menschen“ um einen von Gurdjieff so genannten „Legominismus“ handelt, also eine Botschaft, die verschlüsselt wurde, um ein bestimmtes Wissen durch die Zeiten weiter zu tragen, ohne dass es erodiert, verfälscht oder vergessen wird.

Ich habe die Illustration „Schatzkarte“ genannt, weil es gewisse Analogien gibt; denn Schatzkarten erschliessen sich nur denjenigen, die den „Code“ kennen, also das Wissen besitzen, um die Botschaft zu verstehen und zu deuten.

Meine Hypothese, mit der ich mich auf den Weg gemacht habe, besteht darin, dass in der Illustration das Wissen verborgen liegt, wo wir die Kernwurzel von Gurdjieffs Lehre zu suchen haben.

Gurdjieff denudatus I und II widmen sich im wesentlichen der reinen Beschreibung und Interpretation der verbalen und grafischen Inhalte; in „Denudatus III“ werde ich dann das Fazit aus den geschilderten Fakten und Deutungen im Sinne einer Gesamtschau mit Schlussfolgerung ziehen.

Der vorliegende Band ist ganz der zentralen Ikone Gurdjieffs gewidmet - dem Enneagramm.

2 Das Enneagramm

Das Enneagramm spielt in Gurdjieffs Lehre und Gedankenwelt eine zentrale Rolle. Dementsprechend hat es einen prominenten Platz in der Schatzkarte erhalten, wo es bildhaft ausgeschmückt erscheint.

Bevor ich mich den illustrativen Bildelementen widme, will ich im nächsten Kapitel das „nackte“ bzw. abstrakte Enneagramm und seine Komponenten beschreiben. Diese Erläuterungen sind dann für das Verständnis des Kapitels über das „illustrierte“ Enneagramm absolut erforderlich.

2.1 Das abstrakte Enneagramm - Grundlagen

In diesem Kapitel wird die abstrakte Grundkonstruktion des Enneagramms beschrieben. Dabei wird es als universales, systemisches Prozessmodell aufgefasst. Die weiteren Kapitel widmen sich den Bildelementen der Titelillustration für die Broschüre des „Instituts für die harmonische Entwicklung des Menschen“.

2.1.1 Systemik und Prozesse des Enneagramms

Allgemein gesprochen, muss man verstehen, dass das Enneagramm ein universales Symbol ist. Alles Wissen kann im Enneagramm zusammengefasst und mit Hilfe des Enneagramms gedeutet werden. Und so kann man sagen, dass man nur das weiss, beziehungsweise versteht, was man in das Enneagramm einfügen kann. Was man nicht in das Enneagramm einfügen kann, versteht man nicht.“

 

 

 

 

Dieses Zitat Gurdjieffs, überliefert von Ouspensky in seinem Buch „Auf der Suche nach dem Wunderbaren“, bringt die Intention dieses und weiterer Essays rund um das Enneagramm sehr gut zum Ausdruck. Das Enneagramm hat zwar einen grossen Bekanntheitsgrad über seine Typologie erreicht; diese stellt aber nur eine der vielen Anwendungsarten des Enneagramms dar.

Ich habe mir die Aufgabe gestellt, die Logik bzw. die Grammatik des Enneagramms als systemisch-prozessuales Modell zu ergründen und anwendbar zu machen. Dabei gehe ich von einigen bereits gewonnenen Erkenntnissen aus, beschäftige ich mich doch seit mehr als 20 Jahren sehr intensiv mit dem Enneagramm.

Dieses Kapitel ist ein erster Überblick über die Komponenten des Enneagramms. Beginnen wir mit ein paar grundlegenden Betrachtungen. Die darin eingestreuten Zitate stammen alle aus „Auf der Suche nach dem Wunderbaren“.