Cover

Tingxiao Lei

Definitheit im Deutschen und im Chinesischen

Narr Francke Attempto Verlag Tübingen

Inhalt

Fußnoten

1.2 Aufbau der Arbeit

https://www.goethe.de/ins/cn/zh/kul/mag.html (zuletzt abgerufen am 22.12.2015).

1.3 Quellen der Beispiele sowie Angaben zum Transkriptionssystem

Zur Schreibung des Hochchinesischen werden chinesische Schriftzeichen verwendet. Ihre Aussprache kann durch die Pinyin-Umschrift angegeben werden.

2.1.1 Referentielle und nicht-referentielle NPn

Die Begriffe „referentiell“ (engl. referential) und „referierend“ (engl. referring) werden in der Literatur oft synonym verwendet. Aber gelegentlich wird eine Unterscheidung zwischen den beiden Begriffen vorgenommen, wie z.B. von Thrane (1980[2009]). Nach Thrane ist ein Ausdruck referentiell, wenn der Ausdruck zum Referieren benutzt werden kann. Dagegen wird ein Ausdruck als referierend bezeichnet, wenn er tatsächlich dazu verwendet wird. Das heißt, dass es sich bei Referentialität um eine Eigenschaft von linguistischen Entitäten handelt, nämlich das referentielle Potential, bei Referenz hingegen um die Verwendung der Eigenschaft durch den Sprecher. In der vorliegenden Arbeit schließe ich mich dieser Unterscheidung nicht an und verwende die beiden Begriffe synonym.

2.1.2 Nicht-referentielle NPn im Deutschen

Auch Maßakkusative sind nicht-referentielle NPn. Maßakkusative treten nach wiegen, kosten, messen, betragen als obligatorische Ergänzung auf. Sie sind nicht pronominalisierbar und können auch nicht mit einer definiten NP aufgenommen werden. Oft werden sie zu den Adverbialen gerechnet. (Bausewein 1990:60f.)

a. Der Sack wiegt einen Zentner.

b. Das kostet 100 Mark.

Prädikative NPn

Solche NPn werden in der Literatur auch als Rollen-/Funktionsadverbialen sowie Modaladverbial bezeichnet, s. Bausewein 1990:252.

Inkorporierte Objekte

Häufig ist eine eindeutige Zuordnung nicht möglich (s. Bausewein 1990:64).

Schwache Definita1Es ist umstritten, ob schwache Definita als Inkorporation betrachtet werden sollen (s. Carlson & Sussman 2005, Bosch 2010, 2013).

Es ist umstritten, ob schwache Definita als Inkorporation betrachtet werden sollen (s. Carlson & Sussman 2005, Bosch 2010, 2013).

Für eine ausführliche Diskussion siehe Bosch 2013:4749.

In dieser Arbeit werden die Teilnehmer einer Kommunikation als Sprecher und Hörer bezeichnet.

Objekt-NPn in zweisilbigen Verb-Objekt-Konstruktionen

Als grobe Einschätzung kann das „Modern Chinese Dictionary“ dienen, in dem 3400 zweisilbige Verb-Objekt-Konstruktionen aufgelistet werden.

2.2 Spezifizität

In den meisten Arbeiten über Definitheit wird mit dem Begriff „Spezifizität“ lediglich die epistemische Spezifizität gemeint.

Als „opaker Kontext“ werden sprachliche Kontexte bezeichnet, die intensionale Verben, Verben der propositionalen Einstellung (glauben, wissen, meinen, hoffen usw.), Modalverben, Futur, Konditionalsätze usw. enthalten (Quine 1960).

Dem Chinesischen fehlt eine Kennzeichnung für die spezifische Lesart. Das Adjektiv certain entspricht im Chinesischen dem Wort mou, aber mou ist ein mehrdeutiges Wort: Je nach dem Kontext kann es entweder ‚gewiss, bestimmt (aber nicht direkt den Namen nennend)‘ oder ‚irgendein‘ bedeuten.

2.3.2 Generische NPn im Deutschen und im Chinesischen

Ausnahmen s. Abschnitt 6.1.2.

2.4.1 Verwendungsweisen des definiten Artikels

Diese Ansicht wird von Lyons (1999:262f.) kritisiert. Nach Lyons ist es nicht nur in unmittelbar-situativen Verwendungen, sondern auch in allen anderen Verwendungen möglich, dass kein Wissen über die Existenz des intendierten Referenten in einer bestimmten Situation vorausgesetzt wird. Ob die Referenz gelingen kann, hängt von der Kooperation des Hörers ab, z.B.

Meet me at the horse-trough tonight. (Abstrakt-situative Verwendung)

Der Hörer kann die definite Referenz akzeptieren, er kann sie aber auch ablehnen, indem er fragt: The what? oder What horse-trough? oder I didn’t know there is a horse-trough.

Definitheit als Unikalität/Inklusivität

Auf andere Probleme von Russells Analyse, z.B. das Problem der Präsupposition sowie das Problem der referentiellen Verwendung von definiten Kennzeichnungen im Sinne von Donnellan (1966) wird in dieser Arbeit nicht näher eingegangen. Für eine ausführliche Darstellung s. Abbott 2004.

Löbner (1985) unterscheidet zwischen sortalen, funktionalen und relationalen Nomina.

Definitheit als Familiarität/Identifizierbarkeit

Overte Markierung bezeichnet in der Sprachwissenschaft eine durch ein Morphem sichtbare und segmentierbare Realisierung eines grammatischen Merkmals, meistens einer morphosyntaktischen Kategorie an einem Nomen oder Verb.

2.5 Fazit

Ob Arten/Gattungen oder Eigenschaften als abstrakte Entitäten bezeichnet werden sollen, ist eine philosophische Frage, auf die im Rahmen dieser Arbeit nicht eingegangen werden kann.

Hawkins geht von einer sehr engen Auffassung des Begriffs der Identifizierbarkeit aus, nämlich der demonstrativen Identifikation.

3 Definitheit im Deutschen

Es wird häufig behauptet, dass definite NPn in der postverbalen Position in präsentativen Sätzen nicht zulässig sind:

a. There is/are a dog / (some) dogs in the garden.

b. *There is the dog / that dog / it / Fido in the garden.

Während die Sätze in a korrekt sind, sind die in b nicht akzeptabel. Dieser Akzeptabilitätsunterschied wird auf den Unterschied zwischen Definitheit und Indefinitheit der betreffenden NPn zurückgeführt. Allerdings gibt es hier zahlreiche Gegenbeispiele gegen das Verbot von definiten NPn in der postverbalen Position im präsentativen Satz, so dass Zweifel daran aufkommt, ob die Definitheit oder Indefinitheit der NP für das Phänomen verantwortlich ist (Milsark 1974, Rando & Napoli 1978, Holmback 1984, Prince 1992, Abbott 1992, 1993). Nach Lambrecht (1994:178) besteht die Diskursfunktion von präsentativen Sätzen darin, „brand-new or unused referents“ in den aktiven Zustand zu versetzen. Während brandneue Referenten durch indefinite NPn sprachlich repräsentiert werden, werden ungebrauchte Referenten durch definite lexikalische NPn realisiert, die akzentuiert werden (s. Abschnitt 4.2.1.2). Das heißt, dass die postverbale Position im präsentativen Satz nicht mit Definitheit, sondern mit dem Aktivierungsstatus des Referenten direkt korreliert. Dadurch wird erklärt, warum definite NPn gelegentlich auch in dieser Position auftreten können.

3.2 Demonstrativdeterminativ

Eine ausführliche Behandlung s. Ahrenholz 2007:21, 2627, 33.

3.2.1 Gebrauchskontexte von Demonstrativa

Untersuchungsgegenstand sind Filmnacherzählungen zur „Pear story“ (Chafe 1980) und andere weitere spontane Erzählungen. Himmelmann hat (1996:207210) darauf hingewiesen, dass in anderen Sprechstilen bzw. Textsorten andere Gebrauchsbedingungen gelten.

Unter Deixis am Phantasma sind Gebrauchsweisen zu verstehen, „bei denen (zumeist im Kontext von Narrativen) so getan wird, als sei der Referent tatsächlich in der Äußerungssituation vorhanden, was in Wirklichkeit aber nicht der Fall ist.“ (1997:83)

Gebrauchskontexte

Löbner (1985:298311) unterscheidet zwischen zwei Arten von Definitheit, nämlich semantische und pragmatische Definitheit. Im ersten Fall ist der Referent unabhängig von Kontext und Situation nicht-ambig, während die Referenz im zweiten Fall situationsabhängig ist. Für eine nicht-ambige Referenz ist die Hinzuziehung des konkreten Äußerungskontexts nötig. Seine Definition der zwei Arten von Definitheit basiert auf seiner semantischen Klassifikation der Nomina in drei Klassen (sortale, relationale und funktionale).

Es ist umstritten, ob Demonstrativa im Deutschen vor etablierenden Relativsätzen stehen können. Nach Himmelmann ist es bei dem proximalen Demonstrativum jen- möglich. Gunkel (2007) vertritt die Behauptung, dass die Kombinierbarkeit von Demonstrativa mit restriktiven Relativsätzen (in dieser Arbeit als etablierende Relativsätze bezeichnet) mit der deiktischen Stärke des Demonstrativums korreliert: Distanzmarkierende und in diesem Sinn deiktisch starke Demonstrativa schließen restriktive Relativsätze tendenziell aus, während distanzneutrale oder nicht deiktisch verwendbare Demonstrativa sie in der Regel zulassen. Averintseva-Klisch (2015) vertritt die Ansicht, dass nur dies- als Demonstrativ im eigentlichen Sinne angesehen werden kann. Jen- wird im heutigen Deutsch dazu gebraucht, kognitive Distanzierung zu markieren.

Semantische Unterschiede

Dabei kann Distanz räumlich-situativ oder auf den sprachlichen Kontext bezogen gemeint sein.

3.4 Quantifizierende Determinative all- und jed-

Engel (2005:320) betrachtet nur jed- als Indefinitum, all- dagegen als „definites Wort“.

3.5.1 Der kategoriale Status von ein

Wie Lyons (1999:95) anmerkt, ist das nicht universell gültig. Es gilt z.B. nicht für Sprachen, die keinen Wortakzent kennen, wie z.B. das Französisch.

Basierend auf einer Untersuchung von 31 Sprachen wird in Heine et al. 1995 festgestellt, dass indefinite Artikel wahrscheinlich dieselbe Position im Satz wie Numeralien einnehmen.

Lyons (1999:36) weist darauf hin, dass es Ausnahmen gibt, z.B. die sogenannten „pre-determiners“ wie all und half können vor Artikel auftreten, z.B. all the way, half an hour.

4.1 Der aktuelle Forschungsstand

Unterstreichung bedeutet nicht Betonung, sondern kennzeichnet nur die jeweils fragliche Nominalphrase.

Es ist zu beachten, dass Chao (1968:69) Subjekt lose definiert als das, was am Satzanfang steht. Er sieht die grammatische Bedeutung von Subjekt und Prädikat im Chinesischen mehr als Topik und Kommentar an, nicht aber als Handelnder und Handlung („Actor-Action“).

4.1.1 Li & Thompson (1975, 1978, 1981)

Ba und bei können jeweils als Objektmarker (Ausführliches s. Abschnitt 4.2.2.2) und Passivmarker bezeichnet werden. Ob ba oder bei Präposition ist, ist umstritten.

4.1.3 LaPolla (1990, 1995)

Demonstrativa markieren nicht nur Definitheit, weil sie immer noch deiktische Kraft haben. (LaPolla 1990:93, Fußnote 71)

LaPollas Analyse über die Informationsstruktur basiert auf dem theoretischen Ansatz von Lambrecht (1986, 1987, 1988, 1989).

4.1.4 Chen (2004)

Die Abkürzung „Num“ steht hier für alle Numerale außer yi ‚eins‘.

Die Begriffspaare Präsupposition/Assertion und Topik/Fokus

Es ist darauf aufmerksam zu machen, dass Lambrecht (1994:127131) mit dem Begriff Topik den Topikreferenten meint (engl. topic referents), nicht aber den Topikausdruck (engl. topic expressions), nämlich die NP, mit der der Topikreferent sprachlich kodiert wird.

Identifizierbarkeit und Topik/Fokus

In Lambrecht 1994 und Lehmann 2015 werden unterschiedliche Terminologien verwendet: Was Lehmann als Denotate bezeichnet, nennt Lambrecht Diskursreferenten; was von Lehmann als Referent bezeichnet wird, heißt bei Lambrecht „die mentale Repräsentationen von Diskursreferenten“. In dieser Arbeit folge ich der Terminologie von Lehmann.

Die Nicht-Akzentuierung wie auch die pronominale Form (außer einigen Ausnahmen wie dem Indefinitpronomen man im Deutschen) sind eine hinreichende, aber keine notwendige Bedingung dafür, dass der Referent einer NP aktiv ist (1994:95). Das heißt, dass nicht akzentuierte oder pronominale NPn aktive Referenten haben müssen, aber nicht umgekehrt.

Typen von Fokuskonstruktionen

Mit dem Begriff Subjekt meint Lambrecht (2010:615) das einzige Argument eines intransitiven Verbs oder das Agens-Argument eines transitiven Verbs.

In der PF-Struktur ist es möglich, dass das Subjekt auch akzentuiert wird, z.B.

A: Was hat das Kind erlebt?

B: KArl hat dem Kind das BUch geschenkt. (108)

Der Akzent auf dem Subjekt markiert ein neu etabliertes Topik und wird in Lambrecht 1995 als topic-ratifying accent bezeichnet. Nach der Annahme des Sprechers ist die Rolle des Referenten als Topik der Proposition zur Zeit der Äußerung noch nicht etabliert worden. Der Akzent erfüllt die Funktion, eine Topikrelation zwischen den Referenten der Subjekt-NP und der Proposition herzustellen.

Betonte Silben werden großgeschrieben.

Hier ist der Begriff Argument im lockeren Sinne zu verstehen, und zwar ist er ein Oberbegriff für alle nicht-prädizierenden Ausdrücke.

Auf Chinesisch heißt das Motorrad motuoche, das Auto dagegen qiche, wobei che Wagen oder Fahrzeug bedeutet. Deswegen trägt die Silbe qi in 120b einen kontrastiven Akzent.

Wenn ein Satz ein direktes Objekt (außer wenn es ein nicht-akzentuiertes Pronomen ist) hat und wenn das Subjekt eine definite NP ist, ist der Satz ambig zwischen der SF- und der unmarkierten PF-Lesart (Lambrecht 1994:171).

Die Referenten von Pronomen müssen kognitiv aktiv sein, deswegen ist der Informationsstatus von pronominalen Subjekten inkompatibel mit dem „all-new“ Charakter der Proposition, die durch einen SF-Satz ausgedrückt wird (Lambrecht 2000:618).

Anders als im Englischen kann die Abwesenheit einer Topik-Kommentar-Relation zwischen dem Subjekt und dem Prädikat im Deutschen und im Chinesischen nicht nur durch Prosodie, sondern auch durch Wortstellung markiert werden (s. Abschnitt 4.2.2.4).

Die Subjektposition

Im Chinesischen stehen indefinite Subjekte häufig in einer postverbalen Position, können aber unter bestimmten Einschränkungen auch satzinitial auftreten. Darauf werde ich in Abschnitt 4.2.2.4 eingehen.

Die ba-Konstruktion

In 122d nimmt die ba-NP die Themarolle ein, wenn ba … kan de lei si le als ein Verbalkomplex betrachtet wird, der zwei semantische Rollen vergibt.

Die pragmatische Funktion der ba-NP

Es ist sicher ganz korrekt, yi+Kl+N als eine Form zu bezeichnen, die eindeutig als indefinit markiert ist. Aber jetzt lasse das ich einmal beiseite.

129c ist im Fokus, weist aber immer noch eine PF-Struktur auf (s. Fußnote 47). Der Grund besteht darin, dass die PF-Struktur die unmarkierte Fokusstruktur und deswegen kompatibel mit der SF-Interpretation ist. Wenn das Subjekt ein lexikalisches NP ist, fällt der Akzent im Deutschen auf die Subjekt-NP.

Präsentative Sätze

Auch diese beiden Typen können jeweils in weitere Subtypen unterteilt werden, im Folgenden können nur die wichtigsten vorgestellt werden.

In der englischen Literatur werden Sätze, die zur Einführung neuer Referenten in den Diskurs dienen, als präsentative Sätze bezeichnet. Unter diesem Begriff werden zwei Typen von Sätzen zusammengefasst, nämlich existentielle sowie deskriptive Präsentativa (Birner & Ward 1998):

a existentiell: Es gibt […]

b deskriptiv: Dann kam ein Mann.

Sätze des ersten Typs enthalten ein existentielles Prädikat und eine Beschreibung des neu einzuführenden Referenten, dagegen enthalten Sätze des zweiten Typs Situationsbeschreibungen, die die Existenz des jeweiligen Referenten implizieren und in den meisten Fällen Informationen über die ‚Art des Erscheinens‘ zur Verfügung stellen.

Unter Serialverbkonstruktion versteht man „a monoclausal construction consisting of multiple independent verbs with no element linking them and with no predicateargument relation between the verbs“ (Haspermath 2016:292).

Die postverbale Position in präsentativen Sätzen und Indefinitheit

In der vorliegenden Arbeit werden artreferierende bloße NPn im Chinesischen als definit angesehen. Ihre Referenten sind identifizierbar, weil der Hörer nach der Einschätzung des Sprechers über Sprachwissen über Arten von Gegenständen verfügt, das als Teil des Weltwissens angesehen werden kann. Deswegen werden generische Sätze mit artreferierenden bloßen NPn als Subjekt aus der aktuellen Diskussion ausgeschlossen.

5.1 NPn mit Demonstrativa

In einigen Quellen werden Demonstrativa im Chinesischen mit zhei und nei wiedergegeben. Dabei handelt es sich eigentlich um eine Verschmelzungsform aus dem Demonstrativum zhe/na und dem Numerale yi. Jetzt werden Demonstrativa vor anderen Numeralien auch so ausgesprochen.

Es ist zu beachten, dass 144a nicht einfach als die Kurzform von 144b angesehen werden kann, weil sie nicht immer ohne weiteres austauschbar sind.

Fang 2002, 20121Fang 2012 sollte laut der Autorin die englische Version von Fang 2002 sein. Aber es wurde gegenüber der Originalversion an vielen wichtigen Stellen verändert.

Fang 2012 sollte laut der Autorin die englische Version von Fang 2002 sein. Aber es wurde gegenüber der Originalversion an vielen wichtigen Stellen verändert.

Das Hochchinesische basiert sich auf dem Peking-Dialekt. Die Unterschiede zwischen den beiden Sprachen befinden sich vor allem im Bereich des Lexikons.

Das proximale Demonstrativum im Chinesischen trägt den vierten Ton, nämlich zhè. Wenn zhè mit dem Numerale yi zu einer Einheit verschmilzt, muss sie als zhèi ausgesprochen werden. Nach Fang trägt das zum Definitartikel grammatikalisierte Demonstrativum den neutralen Ton, ausgesprochen wie zhe.

5.2 NPn mit Pers+de

Die Partikel de kann weggelassen werden, wenn es sich um besitzanzeigende Zusammenhänge zwischen Menschen handelt, z.B. wo baba ‚mein Vater‘, ta pengyou ‚der Freund/Freunde von ihm/ihr‘ (L&T 1981:115).

5.4 Yi+Kl+N

Yi vor einigen Klassifikatoren kann nicht gegen andere Numeralien ausgetauscht werden, zum Beispiel bilden yi und xie eine Einheit, in der die numerale Bedeutung von yi verloren gegangen ist (166c).

5.4.1 Verwendungsweisen von yi

NPn im Skopus der Negation wird von Lyons (1999) als nicht-spezifisch angesehen.

In C.-H. Liu 2001 werden nur yi+Kl+N-Konstruktionen in Objektposition untersucht, aber ihre Beobachtung gilt sehr wahrscheinlich auch für NPn, die von einer Präposition regiert werden.

Chen (2002)

Es ist umstritten, ob ge zum Hilfswort grammatikalisiert worden ist. Aber das ist für die aktuelle Diskussion nicht relevant. Wichtig ist, dass ge in den Beispielen, die von Chen (2002, 2004) genannt werden, kein Klassifikator ist.

C.-R. Fan (2007)

Beispiel 180b wurde von Fan aus Liu (2000) zitiert. Der erste Teilsatz, der den Antezedens enthält, wurde von Fan weggelassen. Um den kontextuellen Zusammenhang zu verdeutlichen, habe ich den ganzen Satz aus Liu (2000) zitiert.

5.5.2 Num+Kl+N

In diesem Kapitel werden nur Zählkonstruktionen ohne Demonstrativa, Pers+de sowie Allquantor behandelt.

Nach Chen (2004) handelt es sich bei 196b um „shared specific knowledge“. In einem anderen Kontext kann es auch als situative Verwendung betrachtet werden.

6 Empirische Untersuchung

Angaben zu Autor, Titel und Übersetzung der einzelnen Korpustexte (im Folgenden abgekürzt als KT) sind im Anhang zu finden.

6.1.1 Gebrauchskontexte von Pers+de

Statt einem Possessivum kann hier auch der definite Artikel eingesetzt werden.

Bei dem Begriff Satz folge ich der Definition von Brinker (2010:22f.):

„Auf der Grundlage des Valenzmodells kann Satz als eine sprachliche Einheit definiert werden, die sich aus einem Verb (Prädikat) als dem strukturellen Zentrum und einer Reihe von Satzgliedpositionen (Subjekt, Objekte, Adverbialbestimmungen usw.) konstituiert, die jeweils in bestimmten Abhängigkeitsrelationen zum „tragenden“ Verb stehen. Sätze können danach als einfache Sätze oder als Teilsätze (z.B. Haupt- und Gliedsätze in sog. Satzgefügen) realisiert sein.“

Es kann auch sein, dass das Personalpronomen deiktisch gebraucht wird, z.B referiert das Personalpronomen der 1. Person auf den Sprecher.

6.1.2 Belege für possessive NPn im Ausgangstext

Von den 5 Belegen für (ein+)N+von+Pers stehen vier im Singular und einer im Plural.

Allerdings sind NPn mit Pers+de, die auf nicht-identifizierbare Entitäten referieren, im untersuchten Korpus selten belegt. Um ein möglichst repräsentatives Ergebnis zu erlangen, braucht man eine größere Menge an sprachlichen Rohdaten.

6.1.3 Belege für Poss+N in der Übersetzung

Bei einigen Beispielen davon (40 Belege) handelt es sich um eine sinngemäße Übersetzung, so dass das Wort im Originaltext und sein Korrespondent in der Übersetzung nicht ohne weiteres miteinander verglichen werden können.

Es ist zu beachten, dass chengyu sowohl in der Schriftsprache als auch in der Umgangssprache im Chinesischen häufig verwendet werden, weil das als schöner Stil gilt.

Im gesamten Korpus ist es 64-mal belegt. Nur 39 davon werden mit Poss+N im Deutschen wiedergegeben.

N1 ist Attribut und N2 ist das Kopfnomen. Im Chinesischen steht das Attribut immer links vom Nomen und die beiden sind meistens durch die Strukturpartikel de verbunden.

6.2 Dem+Kl+N und Dem+N

Im Ausgangstext finden sich nicht nur Belege für zhe und na, sondern auch Belege für ihre Synonyme. Ci ‚dies-‘ und bi ‚jen-‘ sind Demonstrativa aus dem klassischen Chinesisch in der modernen chinesischen Schriftsprache.

6.2.1 Belege für Dem+Kl+N im Ausgangstext

Im Sinne von Himmelmann (1997).

Dem+Kl+N im anaphorischen Kontext

Aber wenn es sich um einen Gegenstand handelt, wird Dem+Kl+N als anaphorischer Ausdruck bevorzugt oder ausschließlich verwendet, weil das Personalpronomen für nicht menschliche Wesen, nämlich ta, im Chinesischen nur sehr eingeschränkt verwendet wird.

Na+Kl+N

Außerdem gibt es zwei Belege, die sinngemäß übersetzt werden.

Dem+Kl+N, das den Klassifikator zhong/lei enthält

Das Thema „Klassifikator für Art und Sorte“ ist bisher noch nicht genug erforscht. Auf die Frage, wodurch sich die beiden Klassifikatoren unterscheiden, gibt es in der Literatur keine endgültige Antwort.

6.2.2 Belege für Dem+N im Zieltext

Wenn man nur Dem+Kl hinzufügt, dann kann die NP zhe ge xiaozu chengyuan de fumu zwei Bedeutungen haben, nämlich ‚die Eltern der Mitglieder dieser Diskussionsgruppe‘ oder ‚die Eltern dieses Gruppenmitglieds‘. Zur Disambiguierung muss zwischen zhe ge xiaozu und chengyuan die Strukturpartikel de eingesetzt werden, wodurch die Subjekt-NP noch länger und komplizierter geworden ist.

Das Wort zheyang hat viele Verwendungsweisen, z.B. kann es Adjektive modifizieren. Hier konzentriere ich mich nur auf ihre adnominale Verwendung.

Auch Personalpronomen sind eingeschränkt möglich.

6.3 Yi+Kl+N und ein+N

In dieser Arbeit wird yi+Kl als pronominale Verwendung angesehen.

6.3.1 Yi+Kl+N, das auf identifizierbare Entitäten referiert

Es ist zu bemerken, dass das Numerale yi in einigen Beispielen nicht durch andere Numerale ersetzt werden kann, z.B. in a, b, f, g. Der Klassifikator dai kann mit anderen Zahlen kombiniert werden, z.B. liang dai ren ‘zwei Generationen’, aber das Adjektiv xin kann nur mit yi+dai+N zusammen auftreten.

Das Wort xilie ist ein Klassifikator, der nur mit dem Numerale yi kombiniert werden kann.

Es sei denn, dass die NP aus yi und einem einsilbigem Nomen besteht, wie zum Beispiel 235b.

6.3.2 Belege für ein+N und ihre Entsprechungen im Ausgangstext

Das heißt, nur 54,4 % aller Belege (323 von 594) für yi+Kl+N mit ein+N übersetzt werden. Dafür lassen sich einige Gründe angeben:

- Es gibt 82 Belege, die nicht mit NPn wiedergegeben werden;

- Viele Sätze werden sinngemäß übersetzt, so dass das Original und die Übersetzung nicht ohne weiteres verglichen werden können;

- Belege für yi+Kl+N, die einen kollektiven Klassifikator enthalten, werden meistens mit NPn im Plural übersetzt, z.B. wird die Kombination yi xie häufig mit einig- oder ein paar wiedergegeben.

- Wie Abschnitt 6.3.1 zeigt, gibt es Belege, die identifizierbare Entitäten denotieren.

6.5 Fazit

Das Adjektiv xin kann auch zwischen yi und dem Kopfnomen stehen, dann bekommt die NP eine indefinite Lesart. Ling+yi+Kl+N hat nur dann eine definite Interpretation, wenn es als bekannt vorausgesetzt wird, dass es sich hier um zwei Referenten handelt.

Danksagung

Die vorliegende Arbeit wurde im Sommersemester 2016 von der Fakultät für Philologie der Ruhr-Universität Bochum als Dissertation angenommen. Für die Publikation wurde die Arbeit geringfügig überarbeitet.

An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei allen Personen und Institutionen bedanken, die mich im Forschungsprozess begleitet und gefördert haben:

Mein Dank gilt an erster Stelle meiner Doktormutter Frau Prof. Dr. Karin Pittner für die freundliche Überlassung des Themas, für die hervorragende und stets engagierte wissenschaftliche Betreuung und den immerwährenden und inspirierenden Optimismus auch in schwierigen Phasen dieser Arbeit.

Zudem danke ich Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. Heinz H. Menge für die hilfsbereite und wissenschaftliche Betreuung als Zweitgutachter. Seine Anmerkungen und kritischen Kommentare haben zum guten Gelingen dieser Arbeit beigetragen.

Herrn Thomas Beckmann danke ich für das sorgfältige Korrekturlesen und für vielfältige Anmerkungen und Hinweise.

Mein besonderer Dank gebührt Herrn Tillmann Bub für die ausgezeichnete redaktionelle Betreuung des Publikationsprozesses.

Bei dem China Scholarship Council bedanke ich mich herzlich für die finanzielle Förderung über die gesamte Entstehungszeit der Dissertation. Weitere Unterstützung lieferte die VG Wort, indem sie einen großzügigen Druckkostenzuschuss für die Publikation des vorliegenden Buches gewährte.

Schließlich und nicht zuletzt möchte ich meinem Mann Yingbin ganz herzlich danken – dieser Dank gilt nicht nur seinen wertvollen Hinweisen und Ratschlägen für die Bearbeitung meines Themas, sondern auch seiner unermüdlichen Unterstützung während der gesamten Promotionszeit.

1 Einleitung

1.1 Gegenstand

Definitheit ist ein Begriff, der in den Sprachwissenschaften eng mit der Verwendung des Artikels verbunden ist. In Artikelsprachen werden Nominalphrasen (im Folgenden abgekürzt als NP) mit definitem oder indefinitem Artikel als prototypische Beispiele für definite und indefinite NPn angesehen. Es ist jedoch umstritten, welche Rolle Definitheit in Sprachen ohne Artikel spielt bzw. wie sie ausgedrückt wird. Es ist zu bemerken, dass im Chinesischen eine starke Tendenz besteht, dass das Subjekt definit und das Objekt indefinit ist (Chao 1968). Diese Beobachtung hat zu der Annahme geführt, dass das Fehlen des Artikels im Chinesischen durch Variation in der Wortstellung kompensiert wird, und zwar wird Wortstellung zum Ausdruck von Definitheit verwendet (Li & Thompson 1975, 1978, 1981, im Folgenden als L&T abgekürzt, Shi 2002). Diese Auffassung ist heute allgemein verbreitet, obwohl LaPolla in seiner Dissertation im Jahr 1995 bereits darauf hingewiesen hat, dass die von Chao (1968) beschriebene Tendenz ein Nebeneffekt der Informationsstrukturierung ist. Ein weiteres Mittel, das beim Ausdruck von Definitheit eine wichtige Rolle spielt, sind „Determinative“. Es ist oft zu lesen, dass Demonstrativa, Pers+de sowie yi(+Kl) im Chinesischen Determinativen im Englischen ähneln und eine definite/indefinite Interpretation bewirken. Es wird vielfach versucht, den Zusammenhang zwischen Wortstellung, Determinativen und Definitheit zu beschreiben und daraus Gesetzmäßigkeiten abzuleiten.

Der Ausgangspunkt dieser Arbeit ist zunächst: Definitheit ist als grammatische Kategorie in Sprachen ohne Artikel nicht vorhanden. Dagegen kann Identifizierbarkeit, die ein semantisch-pragmatisches Konzept darstellt und in Sprachen mit Artikel als Definitheit grammatisch realisiert wird, in allen Sprachen zum Ausdruck kommen. Vor diesem Hintergrund ist es von besonderem Interesse, wie Identifizierbarkeit im Chinesischen ausgedrückt wird. Es ist jedoch unmöglich, diese Frage im Rahmen einer einzelnen Arbeit zu beantworten. In der vorliegenden Arbeit rücken folgende Punkte in den Fokus der Untersuchung:

Ziel der Arbeit soll sein, die in der Literatur vertretenen Meinungen zu überprüfen und sie um neue Erkenntnisse zu erweitern. Definitheit wird hier aus einer sprachvergleichenden Perspektive untersucht, und zwar aus folgenden Überlegungen heraus: Zuerst ist Definitheit im Deutschen relativ gut erforscht und die dabei gewonnenen Erkenntnisse können wesentlich zum Verständnis von Definitheit im Chinesischen beitragen. Außerdem werden durch den Vergleich mit der deutschen Sprache die Besonderheiten der chinesischen Sprache sichtbar. Ferner wird stets nach Erklärungen gesucht, die nicht nur einzelsprachlich, sondern sprachübergreifend gelten.

1.2 Aufbau der Arbeit

Der Aufbau dieser Arbeit gliedert sich in 7 Kapitel, die zunächst zusammenfassend dargestellt werden:

In Kapitel 2 werden der Begriff Definitheit sowie die mit ihm verwandten Konzepte Referenz, Spezifizität und Generizität erläutert, um terminologische Verwirrungen zu vermeiden und eine theoretische Basis sicherzustellen. In Abschnitten 2.1 bis 2.3 werden zuerst die zugrundeliegenden Theorien kurz dargelegt, dann wird versucht, präzise Kriterien für die Analyse und Interpretation von NPn im Deutschen und Chinesischen aufzustellen, damit die Analyse strukturiert und effektiv durchgeführt wird. In Abschnitt 2.4 wird der zentrale Begriff Definitheit abgegrenzt. Es wird zunächst auf die Verwendungsweisen des definiten Artikels eingegangen, die die Basis von Definitheitstheorien bilden. Dann werden einige Theorien zur Definitheit vorgestellt, die unterschiedliche Gebrauchsweisen des definiten Artikels als Ausgangspunkt wählen.

Kapitel 3 bietet einen Überblick über unterschiedliche Formen von definiten und indefiniten NPn im Deutschen. Im Deutschen wird Definitheit bei NPn mit nominalem Kern (engl. full noun phrases) immer durch definite Determinative markiert, während Indefinitheit einfach durch die Abwesenheit dieser Determinative zum Ausdruck kommt. In diesem Kapitel stehen die Gebrauchsweisen von Determinativen (definiter Artikel, Demonstrativa, Possessiva, Allquantoren, indefiniter Artikel) im Mittelpunkt. Es soll die Frage beantwortet werden, wie sie mit Definitheit bzw. Indefinitheit verknüpft sind.

In Kapitel 4 werden bisherige Forschungsergebnisse zur Untersuchung von Definitheit im Chinesischen kritisch dargestellt und somit Probleme der Diskussion offen gelegt. Es wird oft die These vertreten, dass Definitheit im Chinesischen durch Wortstellung markiert wird. Als Argument wird angeführt, dass einige syntaktische Positionen eine Präferenz für definite oder indefinite NPn aufweisen. In diesem Kapitel soll gezeigt werden, dass diese Präferenz nicht auf Definitheit zurückzuführen ist, sondern auf das Zusammenwirken von mehreren Faktoren wie z.B. Informationsstruktur, Aspekt, Verbalcharakter usw.

In Kapitel 5 wird ermittelt, wie NPn unterschiedlicher Formen im Chinesischen bezüglich des Merkmals identifizierbar/nicht-identifizierbar interpretiert werden. Dabei erfolgt eine kritische Betrachtung der bisherigen Forschungsergebnisse und sie werden um eigene Ideen ergänzt. Die hier vorgestellten Zwischenergebnisse sollen anhand eines Übersetzungskorpus überprüft und um neue Erkenntnisse ergänzt werden.

Im 6. Kapitel wird eine sprachvergleichende Analyse mit Blick auf die obengenannten Fragen durchgeführt. Die Analyse stützt sich auf ein selbst erstelltes Korpus von 40 Artikeln der Online-Zeitschrift des Goetheinstituts, die ursprünglich auf Chinesisch verfasst und dann ins Deutsche übersetzt wurden.1 Die Untersuchung geht so vor, dass zuerst nach Pers+de+N, Dem+Kl+N, yi+Kl+N im chinesischen Ausgangstext und nach den entsprechenden Formen im deutschen Zieltext (nämlich Poss+N, Dem+N, ein+N sowie ihren verschiedenen Kasusformen) gesucht wird. Dann werden die Ergebnisse miteinander verglichen, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Sprachen bezüglich des Merkmals „Definitheitsinduktion“ zu bestimmen. Zum Schluss wird versucht, mögliche Ursachen für die Unterschiede zu bestimmen.

In Kapitel 7 sind einige persönliche Bemerkungen und Anregungen für weitere Untersuchungen enthalten.

1.3 Quellen der Beispiele sowie Angaben zum Transkriptionssystem