SABINE PEMSEL-MAIER

Genderperspektiven –

Neue Blicke auf Klara von Assisi

 

Franziskanische Akzente

Für ein gottverbundenes und engagiertes Leben

Herausgegeben von Mirjam Schambeck sf und

Helmut Schlegel ofm

Band 17

 

 

 

 

 

Die Suche der Menschen nach Sinn und Glück ernst nehmen und Impulse geben für ein geistliches, schöpfungsfreundliches und sozial engagiertes Leben – das ist das Anliegen der Reihe „Franziskanische Akzente“.

 

In ihr zeigen Autorinnen und Autoren, wie Leben heute gelingen kann. Auf der Basis des Evangeliums und mit Blick auf die Fragen der Gegenwart legen sie Wert auf die typisch franziskanischen Akzente:

Achtung der Menschenwürde,

Bewahrung der Schöpfung,

Reform der Kirche und

gerechte Strukturen in der Gesellschaft.

 

In lebensnaher und zeitgerechter Sprache geben sie auf Fragen von heute ehrliche Antworten und sprechen darin Gläubige wie Andersdenkende, Skeptiker wie Fragende an.

SABINE PEMSEL-MAIER

Genderperspektiven

NEUE BLICKE
AUF KLARA VON ASSISI

Inhalt

Einleitung: Bereitschaft
zu einer ungewohnten Perspektive

1. Reizwort Gender: ein Problemaufriss

Einerseits: der kirchliche Vorwurf der Gender-Ideologie

Andererseits: Selbstverständlichkeit von Gendertheorien in Kirche und Theologie

Gründe und Argumente der gegenwärtigen Genderkritik

Gender als Analyseinstrument: notwendige Klärungen

Die Unterscheidung von biologischem und sozialem Geschlecht

Kein „natürliches Wesen“ der Frau

Gender als Gegenstand von Theoriebildung, Forschung und Handeln

Gendertheorien

Genderforschung

Doing gender

Gender Mainstreaming

Geschlechtergerechtigkeit, Geschlechterbewusstsein und Geschlechtersensibilität

Freie Wahl der Geschlechtsidentität?

2. Gender in Theologie und Kirche: Entwicklungen – Rezeption – Forschung

Von der Feministischen Theologie zu Gender

Vielfältige Rezeptionsprozesse

Abkehr von essentialistischen Geschlechterstereotypen

Zur Kritik an der kirchlichen Genderkritik

Theologische Frauen- und Geschlechterforschung

3. Hinweise aus der kirchengeschichtlichen Frauen- und Genderforschung: Zugänge zu Klara

Die Quellenlage

Von Klara überlieferte Schriften – und Zweifel an ihrem gehobenen Latein

Sekundärquellen – Perspektiven und Interessen

Historische Fakten und gendersensible Deutungen

Stationen der Klaraforschung

Der aktuelle Stand: nicht im Schatten des Franziskus

Geschlechterstereotypische Klara-Deutungen

Nicht nur ein Additum zur Männergeschichte

4. Leben, Wirken und Schreiben im Spannungsfeld von Sex und Gender: Perspektiven auf Klara

Entscheidungen und Aufbrüche: Gender individuell und sozial

In Abgrenzung von vorgegebenen Geschlechterrollen

Familiäre Konflikte, Suchprozesse und das Aufeinandertreffen von Gender und Sex

Religiös innovatives gemeinschaftliches Frauenleben

Klerikale Vorgaben und patriarchale Machtkämpfe: Gender kirchenpolitisch

Minderschwestern, aber keine Ordensfrauen

Römische Vorgaben – weiblicher Widerstand

„Als ob sie Schafe wären, die eurem achtsamen Hütedienst anheimgestellt sind“

Klösterliches Networking und neue Orientierungen

Letzte Auseinandersetzungen und weibliche Hartnäckigkeit

Auch ein politischer Kampf um Geschlechtergerechtigkeit

Die erste von einer Frau verfasste Ordensregel

In Beziehung zu Franziskus: Gender relational

„Liebende Sorge und Unterstützung“

Weder Abhängigkeit noch Unterordnung

Weibliche Metaphorik: Gender spirituell

Weibliche Spiritualität? Fragen und Klärungen

Die Symbolik von Braut und Bräutigam

Weitere Sprachbilder: Mutter, Töchter und der Spiegel

Anstöße für heute – nicht nur für Frauen

Weibliches (Selbst-)bewusstsein

Leben in Abkehr von Geschlechterkonventionen

5. Anmerkungen

6. Zum Weiterlesen

7. Abkürzungsverzeichnis

Einleitung: Bereitschaft
zu einer ungewohnten Perspektive

Gender – ein aktueller und umstrittener Begriff, für manche nicht nur schwierig, sondern geradezu belastet. Weder Klara noch die Zeit, in der sie gelebt hat, kannten ihn. In der Welt von Klosterleben und Latein, Kontemplation und Gebet mag er wie ein Fremdwort wirken. Und doch waren die Sache und der Inhalt, um die es dabei geht, Klara alles andere als fremd: als Frau, die einen ungewöhnlichen Lebensentwurf wählte, als Mitglied und Leiterin einer Schwesterngemeinschaft, als Ordensfrau, die gegen männliche kirchliche Autoritäten ankämpfte, nicht zuletzt als Verfasserin einer eigenen Ordensregel. Womöglich hätte sie diesen Begriff sogar geschätzt oder in ihren Sprachgebrauch übernommen, aufgeschlossen und innovativ, wie sie war.

Der vorliegende Band der Franziskanischen Akzente macht den Versuch, im Anschluss an eine Klärung und Differenzierung der Kategorie Gender Klara mit ihrem Leben und Wirken unter Genderperspektive darzustellen. Damit lädt er ein zu einem ungewohnten Blickwinkel, der die Gestalt der Klara mit dem, was sie verwirklicht hat, neu erschließt.