Endnoten

Sicut nubes … quasi naves … velut umbra: Wie Wolken … wie Schiffe … wie Schatten. Hiob 7,9; 9,26; 8,9.

Grand-Bé: kleine Felseninsel an der Küste von Saint-Malo, die bei Ebbe zu Fuß zu erreichen ist.

Malouins: bis heute üblicher Ausdruck für die Bewohner von Saint-Malo; auch im weiteren Text.

»Jener Mann, der Frankreich heutzutage nur deshalb Macht über die Welt verschafft, um sie mit seinen Füßen zu zerstampfen …« – damit ist Napoleon gemeint, unter dem Chateaubriand Botschaftssekretär in Rom wird. Doch schon nach einem Jahr quittiert er diesen Posten aus Protest gegen Napoleons zunehmende Selbstherrlichkeit und weil er seine Gegner exekutieren lässt. Chateaubriand wird zum erbitterten Feind Napoleons.

Burg der Briani

al-Mansura (Mansura): Stadt im Nildelta. Während des 6. Kreuzzugs findet dort 1250 eine Schlacht statt, die von den Christen zwar gewonnen, bei der Ludwig XI. jedoch gefangen genommen wird.

Am 5. Oktober 1789 ziehen in einem Protestmarsch die Pariser Markt- bzw. Fischweiber – les poissardes – mit Tausenden bewaffneter Zivilisten und aufständischer Nationalgardisten nach Versailles, um den König zu zwingen, nach Paris überzusiedeln. Am 6. Oktober begleiten sie im Triumphzug die Kutsche mit der Königsfamilie nach Paris, wo der König der Abschaffung des Feudalsystems zustimmen und sich nicht mehr »König von Frankreich«, sondern »König der Franzosen« nennen soll.

Chrétien-Guillaume de Lamoignon de Malesherbes (17211794) ist königlicher Zensor gewesen, der die Veröffentlichung der Schriften von Diderot, Rousseau und anderer Aufklärer unterstützt und die Enzyklopädie mit Mitteln aus dem Königshaus tatkräftig unterstützt hat. Als er Rousseau vor seinen Feinden in Schutz nimmt, erhält er von ihm vier ausführliche Briefe (Lettres à Malesherbes), in denen Rousseau sein Leben und seine Gedankenwelt entfaltet. Malesherbes war der Schwiegervater von Chateaubriands Bruder Jean-Baptiste und wurde mit ihm und seiner Frau am 22. April 1794 guillotiniert.

Eine Erbschaft sub beneficio inventarii anzutreten bedeutet, die Vermögensverhältnisse zu klären, bevor man sie annimmt, um sie im Falle von Schulden ablehnen zu können.

Lettres: Heute würde man von Kunst und Literatur und Geisteswissenschaften reden, wenn Chateaubriand davon spricht, dass die »lettres« die Quellen seiner Freuden und Leiden sind.

Stanislaus I., zwischen 1704 und 1709 König von Polen und danach nochmals zwischen 1733 und 1736. Nachdem er von den Russen abgesetzt wird, zieht er als Schwiegervater von Ludwig XV. als Herzog von Lothringen ins Schloss Nancy. Als aufgeklärter Herrscher, der sich an öffentlichen Debatten beteiligt, verfasst er einen äußerst lesenswerten Traktat gegen Rousseaus These, die Geschichte der Zivilisation sei die Geschichte fortschreitender Dekadenz.

»Er begab sich auf die Inseln …« – gemeint sind die Westindischen Inseln.

Die Curiosoliten sind in der Bretagne ansässige Kelten gewesen. Ihr Stammesgebiet muss in der Gegend des heutigen Saint-Malo gelegen haben. Erstmals schriftlich erwähnt werden sie bei Julius Cäsar in De bello Gallico.

Jean Froissart, Dichter des 14. Jh.s

Pierre Louis Moreau de Maupertuis (16981759), in Saint-Malo geborener Mathematiker und Philosoph.

Nicolas Charles Joseph Trublet (16971770), geboren in Saint-Malo und dortiger Domherr, der u.a. dadurch bekannt wird, dass er den mit ihm einst befreundeten Voltaire nach dem Erscheinen von dessen Stück La Henriade als lyrischen Langweiler verspottet.

In seiner 1811 erschienenen Reise von Paris nach Jerusalem schildert Chateaubriand diesen Ort als besonders trostlos.

Louis-René de Caradeuc de La Chalotais (17011785), Jurist aus Rennes, Generalprokurator des bretonischen Parlaments, der als radikaler Gegner der Jesuiten für eine weltliche – heute würde man sagen laizistische – Erziehung eintritt. Er ist Anführer einer Oppositionsbewegung, die sich weigert, Steuern zu zahlen, die vom königlichen Statthalter in der Bretagne, dem Duc d’Aiguillon, erhoben werden. Er kämpft dafür, dass Steuererhebungen von den Landständen abgesegnet werden müssen. Ludwig XV. widersetzt sich diesem Ansinnen, worauf die Mehrheit der Parlamentarier unter der mutmaßlichen Anführerschaft von La Chalotais zurücktritt. Ein anonymer Brief an den dafür zuständigen Staatssekretär bringt La Chalotais ins Gefängnis. Auch Voltaire mischt sich in diese Angelegenheit ein und stellt sich auf die Seite von La Chalotais. Aufgrund zahlreicher Proteste gegen dessen Verhaftung wird er auf Anordnung von Ludwig XV. ins Exil geschickt, woraufhin die Proteste sich ausweiten und La Chalotais schließlich freikommt. Diese Vorkommnisse werden als wegweisend für die Revolution gewertet.

»… während sie mich mit Zucker und Wein vollstopfte …« – es heißt dort tatsächlich: »Elle me bourrait de vin et de sucre.«

Le sillon: die Rille, Furche, Falte

»… am Grab des Hellespont …«, vgl. Chateaubriands Reise von Paris nach Jerusalem, Teil III: Rhodos, Jaffa, Bethlehem und Totes Meer.

Die Quadrille ist ein Kartenspiel.

Jean V. aus der Bretagne, auch Jean der Weise genannt (13891442)

Cacciaguida degli Elisei (ca. 1091–ca.1148) ist ein florentinischer Kreuzfahrer und Dantes Ururgroßvater. Dante begegnet ihm im Paradies der Göttlichen Komödie (XV – XVII).

Dante: Die Göttliche Komödie. Paradies, XVII, 5369. Trad. Wilhelm G. Hertz. München, Zürich, London, 3. Auflage 1994, S. 385

Moka: Distrikt auf Mauritius; Surat: Hafenstadt an der Westküste Indiens; Pondichéry (engl. Pondycherry): südostindische Stadt

La Chalotais, s. Ziffer 17

Jacques Cartier (14911557), Seefahrer, der Neufundland und Kanada entdeckt und dem Montreal seinen Namen verdankt, der sich auf Mont Royal – Königlicher Berg – zurückführen lässt.

René Duguay-Trouin (16731736), Marineoffizier, der für seine zahlreichen Piraterien von Ludwig XIV. königliche Orden erhalten hat.

Robert Surcouf (17731827), ein Kaperer (also eine Art Pirat), der im Dienst der Regierung ausländische Schiffe überfällt und einen Teil der Beute an den Staat bzw. das Königshaus abgibt. Als 1795 die Engländer Saint-Malo einzunehmen versuchen, kapert er im Auftrag der Regierung deren Schiffe. Mit Mitte dreißig ist er so reich, dass er sich in Saint-Malo zur Ruhe setzt. Heutzutage ist eine französische Fregatte nach ihm benannt, und in Saint-Malo erinnert eine Statue an ihn, die ihn in kämpferischer Anführerpose mit Säbel zeigt. Er steht im Zentrum des 1966 herausgekommenen Abenteuerfilms Der Tiger der sieben Meere.

Bertrand François Mahé de La Bourdonnais (16991753), Gouverneur von Mauritius und La Réunion, hat ebenfalls Memoiren hinterlassen.

Strabon (ca. 63 v.Chr.–23 n.Chr.), griechischer Geschichtsschreiber und Geograph.

Albertus Magnus (12001280), Gelehrter und Kirchenlehrer.

La France: eine Bedienstete

»Habe nicht auch ich mit meinen Händen daran gearbeitet, die niedergerissene Spitze der alten christlichen Basilika wiederaufzurichten?« – Chateaubriand spielt hier auf sein 1802 erschienenes Werk Das Genie des Christentums an.

»Nihil longe est a Deo« – »nichts ist fern von Gott«. Augustinus: Confessiones IX 11, 28

Als Ravelin bezeichnet man den Wall zwischen zwei Festungstürmen.

Marcus Attilus Regulus (264241 v. Chr.) führt als Feldherr im Ersten Punischen Krieg die römische Flotte an und dringt nach dem Sieg über die Karthager nach Afrika ein, wo er geschlagen und gefangen genommen wird. Er soll auf Ehrenwort freigelassen worden sein, um in Rom Friedensverhandlungen zu führen. Dort plädierte er aber für die Fortführung des Krieges. Zurück in Karthago wird er getötet, wobei ihm qualvoll die Augenlider entfernt werden.

Im Sommer 1795 kommt es in der Bucht von Quiberon zum Zusammenstoß zwischen Truppen der französischen Revolutionsregierung und Emigrierten, die auf englischen Schiffen zur Konterrevolution blasen. Die Konterrevolutionäre werden geschlagen, im Hinterland kommt es zu weiteren Kämpfen. In der Bretagne und in der Vendée steht ein Großteil der Landbevölkerung Seite an Seite mit Adligen, die das Königtum zurückhaben wollen. Das Märtyrerfeld (champ des martyrs) bei Auray im Departement Morbihan erinnert an die Massenhinrichtung von fast tausend Emigranten und jener königstreuen bretonischen Katholiken, die sich Chouans nennen.

»Hervine wird gerettet, doch sie behauptet, François habe sie umgeworfen« – gemeint ist François-René de Chateaubriand, der Erzähler.

Aaron (6. Jh.), heiliggesprochener, vermutlich aus Wales stammender Mönch, der dort im 6. Jahrhundert offenbar eine Klostergemeinschaft gegründet hat.

Brécheliant bildet die ältere Form von Brocéliande, dem mythischen Wald aus der Artussage.

Dommonée ist im frühen Mittelalter neben Cornouaille, Vannes und Armorika eines der vier bretonischen Königreiche.

Robert Wace (ca. 11101174), normannischer Dichter, der Heiligenlegenden verfasst und die Artussage aus dem Lateinischen ins Normannische übertragen hat.

Der Brunnen von Barenton bildet in der Artussage einen zentralen Ort.

Der Roman von Rou ist eine in Versform verfasste normannische Chronik von Robert Wace.

»Pontus, der sich als schwarzer Ritter verkleidet hat, schöpft mit einer goldenen Schale Wasser aus dem Brunnen und gießt es aus.« (Pontus und Sidonia)

Jean-Maurice Gautier weist in seinem Buch Le style des Mémoires d’outre-tombe de Chateaubriand darauf hin, dass das Adjektiv »pélagien« zu den Besonderheiten von Chateaubriands Sprache gehört (Genf 1964, S. 30). »Immer wieder verlor sich mein träumerischer Blick im Unermesslichen der pelagischen Landschaften,« heißt es an anderer Stelle. Gemeint sind jene Übergänge, wo das Land zum Meer wird und sich alles Feste aufzulösen und ins Unendliche zu weisen beginnt.

Des flottes de moutons: Flotte im Sinne von ganzen Herden; flotter: schwimmen, treiben.

In dem Verb moutonner (sich kräuseln, sich wellen) steckt le mouton (das Schaf).

Promenade bzw. öffentlicher Park. In Esslingen am Neckar gibt es bis heute einen Stadtpark mit Namen Maille.

Marie de Rabutin-Chantal, Marquise de Sévigné, Madame de Sévigné genannt (16261696), in Paris geboren, stammt sie väterlicherseits aus einem burgundischen Adelshaus, das für seine Streitsucht und Rauflust bekannt gewesen ist. Sie heiratet einen bretonischen Adligen, der ständig hinter Frauen her ist und den sie nach der Geburt der beiden Kinder verlässt, um wieder unabhängig zu sein. Nachdem ihr Mann bei einem Duell zu Tode kommt, spielt sich ihr Leben hauptsächlich zwischen Paris und der Bretagne ab, wo sie die Güter ihres toten Mannes verwaltet. Berühmt wird sie durch die über siebenhundert Briefe an ihre in der Provence lebende Tochter, in denen sie von ihren Erlebnissen in Paris, auf Reisen und am Hof berichtet. Zu den bekanntesten von ihr überlieferten Geschichten gehört der Selbstmord des Küchenchefs Vatel, der auf dem unweit von Paris gelegenen Schloss Chantilly, das dem Prinzen von Condé gehört, zu Ehren Ludwigs XIV. ein Festmahl für 3000 Gäste ausrichten muss. Weil eine Fischlieferung nicht rechtzeitig eintrifft, bringt Vatel sich um. Madame de Sévignés Briefe geben nicht nur Einblicke in die damalige Kultur, sie gehören auch literarisch zum Bedeutendsten, was das 17. Jahrhundert hervorgebracht hat. Mit ihnen kommt die Gattung der Brief-Literatur auf, die allenfalls in Ovid und in Abaelard und Héloïse ferne Vorläufer besitzt.

Pondichéry: s. Ziffer 25

Ein Sénéchal steht als eine Art Offizier in Diensten des Königs.

Antäus: spätantike Mythenfigur, ein nordafrikanischer König, der mit allen Fremden gekämpft und sie besiegt hat.

Sykomoren: Maulbeerfeigen

»… man spielte den Hausvater …« – Stück von Diderot: Le Père de la famille, uraufgeführt 1761

Aeneadum genitrix, hominum divumque voluptas. Lukrez: De rerum natura, 1. Vers: Gebärerin der Aeneiden, der Menschen und Götter Lust.

Quam iuvat immites ventos audire cubantem. Tibull: Elegiae I, 1, v. 45: Welch ein Genuss, im Bett das Toben der Winde zu hören.

Triere: bedeutendstes dreiruderiges Kriegsschiff zu Augustus’ Zeiten.

Non procedes amplius. Hiob 38, 11: »Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!«

»… die den Händen der Feinde entkommen waren, sollten bald unter denen der Franzosen fallen …«: Diese Admirale sind zum Teil während der Revolution guillotiniert worden.

Jean-François de Galaup, Comte de La Pérouse (17411788) Seefahrer, der auf Seiten der Amerikaner am Unabhängigkeitskrieg gegen die Engländer teilgenommen und fast die ganze Welt umsegelt hat, inklusive der Südsee und Australiens. Man weiß nicht, wo er und seine Mannschaft 1787 oder 1788 im Meer verschollen sind.

Die Beauce liegt westlich, der Perche nördlich von Paris.

La Comtesse de Colbert-Montboissier: Enkelin von Malesherbes (s. Ziffer 6)

Gabrielle d’Estrées (ca. 15701599), Geliebte von König Heinrich IV., mit dem sie in den knapp dreißig Jahren, die sie lebte, drei Kinder hatte.

André Chenier (17621794), Dichter, der seine Gedichte auf dreckiger Unterwäsche aus seiner Todeszelle geschmuggelt haben soll und zwei Tage vor Robespierre guillotiniert worden ist, obwohl sein Bruder, ein Jakobiner, sich für seine Freilassung eingesetzt hat. Bis heute bekannt durch Giordanos Oper Andrea Chénier, die während der Schreckensherrschaft spielt. Chateaubriand kommt auf ihn auch im Genie des Christentums zurück, wo er anlässlich der Bemerkung, dass Idyllen-Dichtung in der Moderne kein Zuhause hat, in einer Fußnote hinzufügt: »Die Revolution hat uns einen Mann weggerissen, der ein seltenes Talent für Eklogen bewies: Es war André Chenier. Er hat eine Idyllen-Sammlung hinterlassen, die der von Theokrit würdig ist. Was auch ein Wort dieses unglücklichen jungen Menschen auf dem Schafott bezeugt. Er sagte dort, sich an die Stirn schlagend: ›Sterben! Da war doch noch etwas!‹ Die Muse offenbarte sich ihm noch im Augenblick seines Todes.«

Charles Pinot Duclos (17041772), 17441750 Bürgermeister von Dinan. Akademiemitglied, Schriftsteller und Verfasser geschichtlicher Werke. Als Mitarbeiter an der Enzyklopädie verkehrt er wie Diderot, Grimm, d’Alembert und Rousseau im berühmten Pariser Café Procope, wo auch Diderots Rameaus Neffe spielt. Nachdem er sich auf die Seite von La Chalotais geschlagen hat (s. Ziffer 17), muss er Frankreich für eine Weile verlassen und lebt in England und Italien. Rousseau, der sich im Lauf der Jahre so gut wie alle Freunde zu Feinden macht, charakterisiert Duclos im 8. Buch seiner Bekenntnisse als geradlinig und aufrecht.

Bertrand du Guesclin (um 13201380), bretonischer Befehlshaber, Nationalheld, Konnetabler von Frankreich und Kastilien.

François-Joseph-Victor Broussais (17721838) wird nach seiner medizinischen Ausbildung in Dinan Armeearzt und später Professor in Paris, wo er sich als früher Gehirnforscher einen Namen macht. Er setzt bei seinen Behandlungsmethoden offenbar vor allem auf Aderlass, und zwar vor allem mit Blutegeln.

Mit dem 10. August kann nur der 10. August 1792 gemeint sein, an dem in Paris der Tuilerienpalast gestürmt und der König festgenommen wird, womit sein Ende besiegelt ist.

Taedet animam meam vitae meae: Hiob 10,1: »Zum Ekel ist mir mein Leben geworden, / ich lasse meiner Klage freien Lauf, / reden will ich in meiner Seele Bitternis.« (Jerusalemer Bibel)

Homo natus de muliere: Hiob 14,1: »Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe.« (Luther-Bibel)

Tum porro puer, ut saevis projectus ab undis navita: Lukrez, De rerum natura V, 222227: »Weiter dann das Kind: wie der Schiffer, den rasende Wogen / warfen an Land, liegt nackt es am Boden, stumm und bedürftig / jeglicher Hilfe des Lebens, sobald in des Lichtes Bereiche / es aus der Mutter Leib die Natur mit Wehen geschleudert, / füllt es mit traurigem Schrein die Gegend, wie billig für einen, / dem so viel an Leid im Leben bleibt zu durchstehen.« (trad. Karl Büchner, Stuttgart 1981)

Malesherbes, s. Ziffer 8.

Nicolas Chamfort (17411794), Schriftsteller, dem die hierzulande durch Büchners Hessischen Landboten bekannt gewordene Parole »Friede den Hütten, Krieg den Palästen« (»Guerre aux chateaux, paix aux chaumières«) zugeschrieben wird. Nachdem er während des Ancien Régime als Theaterdichter am Hof Erfolge feiert, wechselt er mit Beginn der Revolution die Seiten. Unter den Girondisten wird er Vorsteher der Nationalbibliothek, von den Jakobinern ins Gefängnis geworfen, wieder freigelassen und mit neuer Verhaftung bedroht, der er dadurch entkommen will, dass er sich zuerst zu erschießen und dann die Kehle durchzuschneiden versucht. Er stirbt an den Folgen des Selbstmordversuchs. In Friedrich Schlegels 1797 erschienenen Lyceums-Fragmenten heißt es über ihn: »Obgleich er sich anfänglich mit den Vornehmen gemein gemacht hatte, lebte er dennoch frei, wie er auch frei und würdig starb.« Chateaubriand urteilt weniger wohlwollend über ihn.

Morven: Fingals in Schottland gelegenes Reich in den Gesängen des Ossian.

Ismen und Armide: Figuren aus Tassos Das befreite Jerusalem, auf die Chateaubriand auch in seiner Reise von Paris nach Jerusalem zurückkommt.

Phryne: griechische Hetäre, die sich durch aufsehenerregende Auftritte hervortat.

Campos ubi Troja fuit: Die Felder, wo Troja war. Vergil: Aeneis III, 11

Ad horizontis undas: Hin zu den Wogen am Horizont. Eine Quelle ist nicht ausfindig zu machen, die Formulierung scheint von Chateaubriand selbst zu stammen.

Paul-Laurent Assoun schildert in seinem Buch Tuer le mort. Le désir révolutionnaire (Paris 2015), wie während der Schreckensherrschaft die Überreste von Adligen aus den Gräbern geschaufelt und in revolutionärem Zorn zertrümmert worden sind.

Trianon: der Name zweier Lustschlösser im Park von Versailles.

Mit dem Edelmann aus dem Périgord ist Montaigne gemeint.

Prairial: »Wiesenmonat« im neuen republikanischen Kalender, zweite Mai- bis erste Junihälfte.

Floréal: »Blütemonat« bzw. »Blumenmonat«, zweite April- bis erste Maihälfte.

Die Fronde ist eine Mitte des 17. Jh. aufkommende Widerstandsbewegung gegen die zentralistische Herrschaft der in Versailles residierenden absolutistischen Monarchen, die nach Gutdünken Steuern erheben und in einem Luxus leben, den andere finanzieren müssen.

Der Mercure de France ist seit dem ausgehenden 17. Jh. die wichtigste, aufklärerisch orientierte Zeitschrift in Frankreich. 1749 erscheint in ihr Rousseaus zivilisationskritische Abhandlung über die Wissenschaften und Künste, die ihn über Nacht berühmt macht. Abbé Raynal (17131796) steht als Herausgeber des Mercure de France in Kontakt mit allen bedeutenden Zeitgenossen aus Literatur und Philosophie. Im 8. Buch seiner Confessions erklärt Rousseau, er habe mit Ausnahme von Abbé Raynal nie wirklich Freunde unter seinen Freunden gehabt. Raynal ist Verfasser der Geschichte zweier Indien, die verboten worden ist. Als das Werk im schweizerischen Vevey erscheint, wird es auf Beschluss des Parlaments von Paris öffentlich durch einen Henker verbrannt. Raynal flieht an den Hof Friedrichs des Großen, wo er an einer Neuauflage arbeitet.

Kyropädie: Werk von Xenophon.

Bassompierres Geschichte findet sich auch bei Goethe in den Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten (1795) sowie in Hugo von Hofmannsthals Erlebnis des Marschalls Bassompierre (1900).

»… wozu er Gebeine unter Gebeinen zu entwirren hatte …«: Chateaubriand beteiligt sich im Jahr 1815 an der Exhumierung der Gebeine von Ludwig XVI. und Marie-Antoinette (s. Zeittafel).

Piköre sind für die Reitställe zuständig und Meutenführer bei Jagden.

»Man wollte die Abbés beibehalten, doch von der Religion nichts mehr wissen …«: In Louis-Sébastien Merciers zwischen 1781 und 1788 erschienenem Tableau de Paris heißt es: »Paris wimmelt von Abbés. Diese tonsurierten Geistlichen dienen weder der Kirche noch dem Staat, leben in ständigem Müßiggang und treiben nur Nutzlosigkeiten und Unsinn. … Da sie ständig im Theater und in Kaffeehäusern sitzen, belanglose Broschüren zusammenschmieren oder satirische Schriften zusammenstückeln, fragt man sich, wie sie zur Kirche gehören können.«

Die Notablenversammlung (Assemblée des Notables) besteht vor allem aus Adligen, hohen Kirchenleuten und Abgeordneten der Städte und Provinzen. Sie wird vom König berufen. Deren erste Sitzung findet 1596 in Rouen statt, deren letzte 1787. Davor ist 160 Jahre lang keine Sitzung einberufen worden.

René-Nicolas-Charles-Augustin de Maupeou (17141792) versucht als Kanzler von Frankreich während der Regentschaft Ludwigs XV. (17151774) die Macht des Königs gegenüber den Provinzialparlamenten zu stärken.

Grégoire de Rostrenen (ca. 16671750), bretonischer Kapuzinerpater, der ein französisch-bretonisches Wörterbuch verfasst hat, das 1732 in Rennes erschienen ist.

Japhet ist der Sohn von Noah, Gomer Noahs Enkel (Genesis 12,12).

Beim Zitat von Madame de Sévigné (s. Ziffer 41) handelt es sich um einen Brief vom 5. August 1671.

Stempelabgaben: In der Schweiz spricht man bis heute von Stempelabgaben, die auf den Handel mit Wertpapieren, Anteilen an Kapitalanlagen u.a. erhoben werden.

census pro singulis FOCIS exactus: spezifischer Grundsteuerbetrag, der pro einzelnem Herd, was heißt Haus, erhoben wird.

Louis René Édouard de Rohan-Guemenée, Kardinal von Rohan (17341803) spielt die Hauptrolle in jener sogenannten Halsbandaffäre, in der Napoleon sogar die Hauptursache für die Revolution entdecken will. Weil Kardinal von Rohan nicht in der Gunst von Königin Marie-Antoinette steht, neben seinen zahlreichen kirchlichen und weltlichen Titeln jedoch auch noch den Titel eines Ministers tragen möchte, versucht er über deren angebliche Vertraute, Comtesse de la Motte, Einfluss am Hof zu gewinnen. Er will Marie-Antoinette ein diamantenes Halsband zukommen lassen, dessen Kauf sie und Ludwig XVI. bereits mit der Begründung abgelehnt haben, dass man dafür ein ganzes Kriegsschiff ausstatten kann. Kardinal von Rohan weiß das allerdings nicht, und er weiß auch nicht, dass Comtesse de la Motte eine verarmte Adlige ist, die mit dem Betrüger Cagliostro unter einer Decke steckt. Sie schreibt leidenschaftliche Briefe an ihn, die mit dem Namen Marie-Antoinette unterzeichnet sind. Kardinal von Rohan bittet um ein Rendezvous mit der Königin, das eines Nachts in den Gärten von Versailles tatsächlich zustande kommt. Dass unter den königlichen Gewändern eine Hofdame steckt, die man als Prostituierte bezeichnen könnte, ahnt er nicht. Schließlich lässt er der falschen Marie-Antoinette das sündhaft teure Halsband zukommen. Weil jedoch der Juwelier, von dem er es erstanden hat, nie Geld sieht, sondern bloß Schuldscheine von Kardinal Rohan in Händen hält, wendet er sich an die Königin, die von alldem nichts weiß. Kardinal Rohan wird in die Bastille gesteckt, dann aber freigesprochen. 1790 flieht er vor der Revolution ins damals nicht zu Frankreich gehörende Bistum Straßburg und residiert im badischen Barockstädtchen Ettenheim, wo er die Konterrevolution zu organisieren versucht und begraben liegt.

La Folle Journée ou le Mariage de Figaro (Der tolle Tag oder die Hochzeit des Figaro) ist ein Stück von Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais (17321799), das bis heute berühmt ist, vor allem durch Mozarts Oper Die Hochzeit des Figaro, aber auch durch Rossinis thematisch weiter entfernten Barbier von Sevilla.

Joseph Balsamo, Comte de Cagliostro (17431795), aus Sizilien stammender Gründer einer Loge, die den von ihm gegründeten Ägyptischen Freimaurerorden repräsentiert, und der jahrelang durch Europa reist, wo er überall Liebes-, Schönheits- und Jugendlichkeitselixiere feilbietet, in Königshäusern ein und aus geht, wegen krimineller Machenschaften mehrfach seine Identität wechselt, ein paar Mal in der Bastille einsitzt und seine letzten Jahre im Gefängnis verbringt. Er gehört mit Mesmer zu jenen schillernden Figuren, die zeigen, wie sehr im sogenannten Zeitalter der Aufklärung gerade das Magische und Mysteriöse, Okkulte und Übernatürliche Hochkonjunktur feiert (s. dazu Joachim Kalka: Phantome der Aufklärung. Von Geistern, Schwindlern und dem Perpetuum Mobile. Berlin 2006).

Franz Anton Mesmer (17341815) ist ein berühmter Heiler, der den animalischen Magnetismus als medizinische Disziplin zu etablieren sucht. Diese beruht auf der Überzeugung, dass in allen Körpern Schwingungen am Werk sind, die man sich als eine Art kosmisch-elektrischer Ströme vorzustellen hat. Der vom Bodensee stammende, in Meersburg begrabene Mesmer praktiziert vor allem in Wien und Paris, wo er zu den sphärischen Klängen einer Glasharmonika und mit Hilfe magnetischer Stäbe bei seinen Patienten Blockaden zu lösen versucht. Er versetzt sie in Trancezustände, die in konvulsivische Zuckungen und hysterische Anfälle übergehen und mit Ohnmachten enden können. Sein berühmtester Fall ist die blinde Wiener Pianistin Maria Theresia Paradis, die nach Mesmers monatelanger Behandlung kurze Zeit ein wenig sehen kann, jedoch mit ihrem Augenlicht auf einmal nicht mehr so gut wie früher Klavier spielt und danebengreift. Auch bei Mesmer stellt sich – in ähnlicher Weise wie bei dem offensichtlichen Betrüger Cagliostro – die Frage, inwiefern Scharlatanerie im Spiel ist und was daran psychodynamisch bedeutsam sein könnte. Während Schriftsteller wie E.T.A. Hoffmann und Edgar Allan Poe das Mysteriöse am Mesmerismus ein Stück weit fasziniert, erklärt Kant, es sei »wider die Würde der Vernunft«, auch nur den Versuch zu unternehmen, solchen Unsinn mit Argumenten widerlegen zu wollen.

Jacques Necker (17321804), Bankier und Finanzminister aus Genf, Vater von Madame de Staël. Er ist jahrelang Schatzmeister unter Ludwig XVI. und versucht finanzpolitisch für Transparenz zu sorgen. Unter ihm ist es 1781 zum ersten Mal möglich, öffentlich Einblick in die staatlichen Einnahmen und Ausgaben zu nehmen. Vermutlich auf Drängen von Marie-Antoinette wird er abgesetzt. Weil der Hof ihm aber offenbar wie keinem andern zutraut, die immensen Staatsschulden verringern zu können, wird er 1789 wieder als Finanzminister berufen. Er organisiert die Einberufung der Generalstände, wird jedoch drei Tage vor dem Sturm auf die Bastille abgesetzt, worauf sich Proteste erheben, die wesentlich die Revolution mitauslösen.

Das Régiment Royal-Allemand ist ein Kavallerieregiment der königlich französischen Armee, dessen Mitglieder und auch Befehlshaber, wie der Name schon andeutet, vor allem aus Deutschland oder deutscher Herkunft sind, wobei die Elsässer bis zur Revolution als Deutsche bezeichnet werden, obwohl das Elsass bereits 1681 von Ludwig XIV. annektiert wird.

Saint-Lazare ist ein Gefängnis.

Das Hôtel des Invalides dient Kriegsveteranen und Kriegsversehrten als eine Art Pension und beherbergt so gut wie alles, was das französische Militär geschichtlich aufzubieten hat.

Bernard-René Jourdan, Marquis de Launay (17401789), letzter Aufseher der Bastille, in der damals nur sieben Gefangene sitzen. Erst wenige Tage zuvor wird der dort einsitzende Marquis de Sade in die Irrenanstalt nach Charenton verlegt.

Marquis de La Fayette (17571834), General mit liberalen Überzeugungen, der im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg an der Seite von George Washington gegen die Briten kämpft, wofür ihm die amerikanische Ehrenbürgerschaft zuteilwird, die bis heute nur neun Personen besitzen. Nach Ausbruch der Revolution streicht er aus seinem Namen das Adelsprädikat und schreibt sich Lafayette.

Jean Sylvain Bailly (17361793), Mathematiker und Astronom, dessen Karriere im Theater begonnen, der auf dem Dach des Louvre ein Observatorium errichtet und der zum Umkreis jener philosophes gehört hat, die neben Voltaire, Diderot und Rousseau für die Aufklärung stehen. Er ist der allererste Bürgermeister von Paris. Schon vor der Revolution plädiert er für den Abriss der Bastille und gehört dem Dritten Stand an. Weil er sich aber gegen die Hinrichtung von Marie-Antoinette wehrt, erklärt Robespierre ihn zum Volksfeind und lässt ihn guillotinieren.

Yolande de Polastron, Duchesse de Polignac (17491793), engste Vertraute von Marie-Antoinette, die als Inbild dekadenter Verschwendungssucht gilt und zu den meistgehassten Vertreterinnen des Hofs gehört. Was politische Zugeständnisse an den Dritten Stand anbelangt, dem sie keinerlei Rechte zugestehen will, vertritt sie weit radikalere Positionen als der König und die Königin.

Comte d’Artois (17571836), Bruder Ludwigs XVI. und späterer König Karl X., der während der Restaurationszeit zwischen 1824 und 1830 regiert. Als er während der Julirevolution gestürzt wird, geht mit ihm die Bourbonenherrschaft endgültig zu Ende. Chateaubriand widmet ihm in den Mémoires eines der eindrücklichsten Kapitel, in dem er ihn als alten, einsamen Mann auf dem tristen Prager Hradschin zeigt, wo er im Exil seine letzten Jahre verbringt (s. Zeittafel).

Die Heilige bzw. Katholische Liga hat sich während der Religionskriege gegen die Protestanten formiert.

Joseph-François Foulon bzw. Foullon (17151789) wird drei Tage vor dem Sturm auf die Bastille zum Finanzminister ernannt und soll den aufklärerisch gesinnten Schweizer Joseph Necker ablösen. Als früherer Generalintendant der Armee, Generalkontrolleur der Finanzen und radikaler Feind liberaler Ideen gehört er zu den verhasstesten Figuren des Ancien Régime. Er ist eines der ersten Opfer der Revolution. Vor den Augen des neuen Bürgermeisters Bailly und des neu ernannten Kommandanten der Nationalgarde, La Fayette, wird er öffentlich gehängt und anschließend aufgespießt. Berthier ist sein Schwiegersohn.

Harpyien: in der griechischen Mythologie geflügelte Frauen, die schnell sind wie der Wind und eine dämonische Schönheit besitzen.

Assignaten sind Anleihen, die der Staat zwischen 1789 und 1799 in Form von Papiergeld ausstellt, mit dem Handel getrieben werden kann. Die staatlichen Sicherheiten basieren vor allem auf konfisziertem Kirchenbesitz.

Thomas Mahy, Marquis de Favras (17441790) hat als Leutnant der Schweizergarde gegen La Fayette, Necker und Bailly ein Komplott geschmiedet, will mit Gewalt die Verfassungsgebende Versammlung aufheben und den König entführen, um ihn in Sicherheit zu bringen. Die in das Komplott eingeweihten Adligen und Polizeispione stellen sich jedoch ebenso wenig wie der König auf seine Seite. Am 19. Februar 1790 wird er öffentlich hingerichtet.

»… von Banden der Heiligen Liga oder von Protestanten verschleppt …«: s. Ziffer 91

Die Petits-Augustins bildeten einen Zweig des Augustinerordens, der am linken Seine-Ufer im Bereich von Saint-Germain ein Kloster besitzt, das während der Revolution zerstört wird und dessen Güter konfisziert werden.

Laurent, Marquis de Gouvion Saint-Cyr (17641830) hatte sich als Maler versucht und als Schauspieler, bevor er während der Revolution in militärische Dienste trat und unter Napoleon Marschall von Frankreich wurde.

Beaumarchais, s. Ziffer 84. 1792 hat er anlässlich der Überführung von Rousseaus Gebeinen ins Pantheon Molières Tartuffe im Sinne von Rousseau umgeschrieben, der in seinem Brief an d’Alembert geklagt hat, dass Molière Tartuffe zur lächerlichen Figur degradiert, obwohl er in diesem Stück der einzig recht fühlende Mensch ist, während die dekadente Gesellschaft um ihn herum als dessen Opfer dargestellt wird. Der Titel von Beaumarchais’ Umschreibung lautet: L’autre Tartuffe ou La Mère coupable (Der andere Tartuffe oder die schuldige Mutter).

Die Feuillants haben sich von den Jakobinern abgespalten und sind für eine konstitutionelle Monarchie eingetreten.

Ça ira: berühmtester, bis heute bekannter Kampfgesang aus der Revolutionszeit. Wollte man Ça ira übersetzen, kämen ihm Obamas »Yes we can« und Merkels »Wir schaffen das« nahe.

Favras, s. Ziffer 94

Madame de Staël (17661817) ist die Tochter des Finanzministers Jacques Necker (s. Ziffer 85). In ihrem 1810/1813 erschienenen, bis heute berühmten Werk De L’Allemagne (Über Deutschland) porträtiert sie neben Goethe und Schiller, die sie in Weimar besucht hat, allerlei weitere Dichter und sorgt dafür, dass in Frankreich erstmals das Bild einer deutschen Kulturnation entsteht. Chateaubriand schätzt sie über alles und besucht sie während ihres Exils unter Napoleon auf ihrem Schloss am Genfer See, wo er später auch ihr Grab aufsucht (s. Zeittafel).

Die Prinzenarmee (Armée des Princes bzw. Armée des émigrés) besteht aus Gegnern der Revolution. Auch Chateaubriand gehört ihr in einem eher ideellen als praktischen Sinn an. In den Erinnerungen bemerkt er dazu: »Eine Armee besteht gewöhnlich aus Soldaten ähnlichen Alters, ähnlicher Größe, ähnlicher Stärke. Ganz anders sah die unsere aus. Sie war ein buntscheckiger Haufen aus erwachsenen, alten und jungen Männern, die eben dem Taubenschlag entflogen waren und aus Normannen, Bretonen, Picarden, Auvergnaten, Gasconniern, Provençalen und Leuten aus dem Languedoc bestanden. Dieser Trupp hatte etwas so Komisches wie Würdiges und zugleich Rührendes an sich. Er vermittelte einem einen letzten Eindruck vom Theater der alten Monarchie und bot das Bild einer ersterbenden Welt.«

Pierre de L’Estoile (15401614), französischer Jurist, königlicher Berater und Schriftsteller, dessen Tagebücher die Zeit Heinrichs III. und Heinrichs IV. erhellen.

Chateaubriand verweist hier auf Madame de Staëls 1818 erschienene Betrachtungen über die Französische Revolution (Considérations sur la Révolution Française).

Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord (17541838), der ursprünglich Priester war, hatte sowohl während der Revolution als auch unter Napoleons Herrschaft und ebenso unter dem Bürgerkönig Louis Philippe hohe Ämter inne. Sein Name steht neben dem von Joseph Fouché für gnadenlosen Opportunismus. Madame de Staël bemerkt in ihren Considérations sur la Révolution Française: »Für Talleyrand besteht Politik aus windigen Wendemanövern, von festen Meinungen hält er nichts.« (s. Nachwort).

Als der Schauspieler Bordier in der Rolle des Arlequin in Rouen gastiert, ruft er die Zuschauer in der Nacht vom 3. zum 4. August 1789 dazu auf, ihm bei der Plünderung der ansässigen königlichen Amtsstuben zu helfen, woraufhin er zum Tod verurteilt wird.

Louis Le Pelletier, Marquis de Rosambo (17771858) gehört wie Chateaubriands Bruder zu den Königstreuen.

Pierre-Louis Ginguené (17481816) ist Revolutionsanhänger, wird aber während der Schreckensherrschaft ins Gefängnis geworfen und entkommt der Guillotine nur, weil Robespierre selbst hingerichtet wird. Er verfasst eine Literaturgeschichte Italiens. Chateaubriand erinnert sich an anderer Stelle, dass Ginguené sein 1802 erschienenes Genie des Christentums ablehnend besprochen hat.

Jean-François de Laharpe (17391803), Dichter und Literaturkritiker, der vom Jakobiner zum royalistischen Revolutionsfeind wird, nachdem er während der Schreckensherrschaft fünf Monate lang im Gefängnis sitzt.

Honoré-Gabriel, Comte de Mirabeau (17491791), Schriftsteller und wortgewaltiger Revolutionsredner, dem Chateaubriand in seinen Mémoires hymnische Passagen widmet und über den er sagt: »Dieser Sohn von Löwen, der selbst einen Löwenkopf voller Schimären besaß, dieser so lebensbejahende Tatmensch war dank seiner Einbildungskraft und Sprache selbst ganz und gar ein Roman, ganz und gar Poesie, und bestand ganz und gar aus Begeisterung.« Als er im April 1791 plötzlich ohne alle Anzeichen einer Krankheit stirbt, kommen Vermutungen auf, dass er vergiftet worden ist. Auf der Fahrt nach Berlin, wo Chateaubriand 1821 die Stelle des französischen Gesandten antritt, liest er in Mirabeaus Schriften und wundert sich, wie Ludwig XVI. diesem so weitsichtigen Mann, der dringend nötige Reformen einleiten wollte, so wenig Vertrauen entgegenbringen konnte und damit dafür sorgte, dass es zur Revolution kommen musste. Mit Bezug auf Mirabeaus Sendschreiben aus Berlin, wo er sich von 1786 und 1787 am Hof Friedrichs des Großen aufgehalten hat, schreibt Chateaubriand am 6. Januar 1821 in Mainz an die Herzogin von Duras: »Wissen Sie, was ich auf der Fahrt gemacht habe? Ich habe Mirabeaus Sendschreiben aus Berlin wiedergelesen. Dabei hat mich vor allem eines erstaunt, nämlich der Leichtsinn und die Unfähigkeit jener Regierung, die die Korrespondenz dieses unvergleichlichen Mannes kannte, jedoch nicht erkannte, was sie an ihm hatte. Der ganze und vor allem der beste Mirabeau findet sich in diesen diplomatischen Korrespondenzen: Die gesamte Zukunft Europas findet sich in jeder Zeile. … Doch der so unglaublich geschmähte Mirabeau hat sich gerächt.« Kleist verweist in seinem Aufsatz Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden auf Mirabeaus berühmt gewordene Rede beim Ballhausschwur, mit der er dem König ausrichten lässt, dass die Nation keine Befehle empfängt, sondern Befehle erteilt. Anhand dieser Rede versucht Kleist zu veranschaulichen, wie auch Mirabeau erst im Reden selbst seine Gedanken sortiert und zu Anfang noch nicht weiß, dass sie den Höhepunkt mit dem Satz erreicht: »Die Nation gibt Befehle und empfängt keine.«

Charles-Armand Tuffin, Marquis de La Rouërie (17511793), französischer Kavallerieoffizier, der in herausragender Stellung am Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg teilgenommen hat, wo man ihn als Colonel Armand kennt. Als Bretone hat er sich schon zur Zeit des Ancien Régime gegen das absolutistische Regime in Versailles gestellt und für die Selbstbestimmung des bretonischen Parlaments gekämpft, wofür er einige Zeit in der Bastille einsitzt. Als Freimaurer bekämpft er aber auch den jakobinischen Terror und stellt eine bretonische Armee zusammen, die bis zu 10000 Kämpfer umfasst. Er stirbt, kurz bevor diese Armee zerschlagen wird und deren Anführer guillotiniert oder in die Verbannung geschickt werden.

Lord Byron: Childe Harold’s Pilgrimage.