Autoren:

Noa Beck, Livia Bieri, Laura Carmen Bulfoni, Joelle Burkhalter, Paul Flückiger, Jacqueline Flükiger, Gianna Fuhrer, Lorin Fuhrer, Daniel Geissbühler , Marcel Geissbühler, Peter Geissbühler, Beat Gfeller, Marlis Gfeller, Anja Grossenbacher, Dinah Gysel, Ernst Habegger, Roman Hofer, Fabian Hüsler, Stefan Jakob, Olivia Kauer, Sarina Kauer, Christian Kopp, Fabrice Lüthi, Niklaus Meister, Luca Michaelik, Hans Minder, Benjamin Nussbaumer, Pavel Pavlis, Manuel Probst, Patrick Probst, Gabriel Ramiro, Nadia Rothenbühler, Kevin Röthlisberger, Romina Röthlisberger, Kathrin Scheidegger, Pascal Scheidegger, Franz Schlüchter, Martin Schwarzentrub, Markus Staub, Paul Steiner, Christian Stotzer, Ursula Strahm, Martina Thalmann, Alina Ursenbacher, Alexander Vonarburg, Lars Wüthrich, Ulrich Wüthrich

ISBN 978-3-9524118-4-1

BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt

Herausgeber Markus Staub

Alle Rechte Vorbehalten

© 2018 Verlag Gedanken Schmiede

«Von Dürrgraben nach Heimisbach»

«Bewohner erinnern sich»

Abgedruckt mit dem Einverständnis aller Autoren

Titelfoto: Markus Staub

www.kulturirchaesi.ch

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Ein halbes Jahrhundert ist es her, dass die Talschaft Dürrgraben in den Heimisbach umgetauft wurde. Dies am 01. Januar 1968.

Um diesen Umstand nach 50 Jahren noch einmal zu erhellen, und damit ein Zeitdokument zu erschaffen, habe ich Bewohner aufgerufen, ihre Geschichte, ihre Erfahrungen, ihre Meinung dazu zu schreiben. Weiter waren gefragt die Gefühle, die Konsequenzen, die Befürchtungen. Alles was mit dem Thema im Zusammenhang stand.

Jetzt ist es so weit!

Das Buch «Von Dürrgraben nach Heimisbach» - Bewohner erinnern sich – ist da. Dieses Zeitdokument ist einmalig und von grosser Bedeutung welches die persönlichen Gedanken und Erlebnisse der Schreibenden darlegt.

Wertvolle Beiträge sind von Menschen gekommen, welche diesen Übergang miterlebt haben. Aber auch von jüngere Menschen, die sich Gedanken machten über Heimisbach Heute, das damalige Dürrgraben, wie es zur Namensänderung gekommen ist, was es sein kann, was Heimisbach anders macht als Dürrgraben.

Vor 50 Jahren ist in unserem Dorf diese historische Veränderung wahr geworden. Die Bewohner haben beschlossen, dass der Name geändert wird, um den Schriftsteller Simon Gfeller zu seinem 100. Geburtstag zu ehren. Von Dürrgraben zu Heimisbach.

In diesem Buch dürfen wir erfahren, dass es nicht einfach ein lockerer Wandel war, einfach schnell den Ortsnahmen wechseln. Für viele war es sicherlich ein schwerer Gang, eine Last. Verbunden ist dies mit dem Verlust der Heimatgefühle. Wo bin ich jetzt zuhause? Dennoch, wie hat es Sokrates gesagt? «Das Geheimnis der Veränderung ist, dass man sich mit all seiner Energie nicht darauf konzentriert das Alte zu bekämpfen, sondern darauf, etwas Neues zu erschaffen.» Dies besonders, als das Neue schon da ist und nichts daran geändert werden kann. Deshalb gehen die Heimisbacher und Heimisbacherinnen weiter und machen das Beste daraus.

Vielen herzlichen Dank an alle die für dieses herrliche Buch geschrieben und erzählt haben. Es ist ein jeder ein wichtiger Beitrag und nicht wegzudenken.

So ist es jetzt auch besser möglich, dass die Jugend Verständnis zum Verhalten der älteren Generation aufbauen kann. Darüber hinaus eine eingehende Auseinandersetzung und Diskussion der Generationen stattfinden kann.

Herzlichen Dank für Ihr Interesse

Markus Staub, Herausgeber

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Es gibt eine Anekdote von früher, wo ich sie gehört habe, weiss ich nicht mehr. Sie erzählt folgendes: Ein Bauer aus dem Dürrgraben ging ins Oberland und wollte dort bei einer Steigerung eine gute Kuh kaufen. Die Kuh wurde ausgesucht und bald war man sich im Handel einig. Als er seine Adresse angegeben hatte, wollte der Oberländer-Bauer plötzlich die Kuh nicht mehr hergeben. Er sagte: Nei, nei, dir verchoufe ig mini Chue nid. I gibe die nid i dä dürr Grabe!

Es war wahrscheinlich keine solche Aussage, welche die damaligen Einwohner der Talschaft dazu bewog, sich Gedanken für eine Umbenennung zu machen. Aber sicher hat der Name schon länger nicht mehr ganz gefallen.

Der bekannte Mundart-Schriftsteller Simon Gfeller, aufgewach-sen in eben dem Dürrgraben, hat in seinem Erstlingswerk das Leben und die Gepflogenheiten in seiner Heimat beschrieben. In seinem wunderschönen Buch nannte er der Talschaft „Heimisbach“.

Im Dezember 1963 wurde ein Initiativbegehren zur Umbenennung der Talschaft in Heimisbach eingereicht und im März 1964 gab es eine erste öffentliche Versammlung, welche von 180 Personen besucht wurde.

Der grössere Teil der Bevölkerung sprach sich dabei für eine Namensänderung aus.

Erst an der Gemeindeversammlung vom Juni 1967 wurde aber dann endgültig über die Namensänderung abgestimmt. Mit 64 Ja zu 37 Nein-Stimmen und 4 Enthaltungen entschied die Versammlung, dass die Umbenennung vollzogen werden soll. Es war ein Entscheid der Männer, denn das Frauenstimmrecht wurde erst später eingeführt.

Die Namensänderung trat am 01.01.1968 in Kraft, zum 100. Geburtstagsjubiläum von Simon Gfeller.

Der erste Akt zum neuen Namen war damals das Ändern des Postschildes: aus 3453 Dürrgraben wurde 3453 Heimisbach.

Als Trachselwalderin mit Jahrgang 1963 habe ich keine Erinnerungen an dieses Ereignis.

Die mutige Entscheidung unserer Vorfahren macht mich aber stolz, denn nicht nur klingt Heimisbach lieblicher als Dürrgra-ben, sondern auch „unserem“ Simon Gfeller wurde damit ein Denkmal errichtet, wie es kein ebenbürtigeres geben könnte.

2018 feiern wir die Umbenennung, denn es sind genau 50 Jahre seither verflossen.

Im vorliegenden Buch hat Markus Staub die Erfahrungen, Geschichten und Meinungen zur Umbenennung vor 50 Jahre zusammengetragen. Festgehalten sind nicht die wichtigen politischen Entscheide, sondern die Gefühle und Gedanken der Heimisbacher Bevölkerung.

Es ist ein wertvolles Zeitdokument und ein Rückblick auf ein grossartiges Ereignis in unserer Gemeinde.

Ein grosser Dank geht an Markus Staub für die Idee und Umsetzung dieses Buches. Danken möchte ich aber auch allen, welche sich die Mühe genommen haben, ihre Gedanken zu dem Ereignis aufzuschreiben und zur Verfügung zu stellen.

Kathrin Scheidegger

Gemeindepräsidentin

Trachselwald, im Februar 2018

TRACHSELWALD

Das Dorf Trachselwald befindet sich ganz an der Grenze der Gemeinde, ein Teil der Ortschaft gehört sogar zu Lützelflüh. Die eigentliche Gemeinde befindet sich auf der anderen Seite des Dorfberges im Tal des Heimisbachs und seiner Nebengräben, das sich von den Napfausläufern bis zur Lüdernalp erstreckt. Die beiden Gemeindeteile kann man übrigens mit dem Auto nur über die Nachbargemeinden verbinden. Es gibt keine direkte Strasse.

Der Name der Gemeinde wird erstmals um 1130 durch Offo von Trachselwald, den ersten bekannten Vertreter dieses Freiherrengeschlechtes, urkundlich fassbar: er bedeutet „Drechsler-Wald“. Dieses Geschlecht starb im 13. Jahrhundert aus, seine Nachfolger waren die Freiherren von Rüti (ev. aus dem heutigen Heimisbach) und schliesslich 1313 die Freiherren von Sumiswald. Burkhart von Sumiswald wohnte auf dem Schloss und wurde 1384 von Bern im Kyburgerkrieg belagert. Er musste die Burg übergeben. Wie die meisten Adeligen dieser Zeit geriet er in Geldsorgen, verpfändete die Herrschaft an die Deutschordensritter, musste aber die Herrschaft 1408 an die Stadt Bern verkaufen, die das Schloss zum Zentrum ihrer Landvogtei machte

Das Ortsbild wird auch heute noch von grossen Bauernhäusern, dem ehemaligen Gasthof zur Tanne und der Kirche geprägt. Der eigentliche Dorfkern ist ein Platz der zum Gasthof gehört und der durch das ehemalige Krämerhaus und dem Speicher des Gasthofes eingerahmt wird. Eigenartig ist jedoch hier die Grenzziehung, da ein Teil des Dorfes auch heute noch zur Gemeinde Lützelflüh und nicht zu Trachselwald gehört.

Im Dorf Trachselwald residierten seit dem Antritt der bernischen Regierung die Landschreiber der Landvogtei Trachselwald, die gleichzeitig jedoch auch für die Landvogteien Sumiswald und Brandis zuständig waren. So hatten sowohl der Landschreiber wie auch der Landweibel immer den Sitz in Trachselwald. Im Wirtshaus tagten die Landschaftsleute und auch die Handwerkerzünfte dieses Gebietes trafen sich in der „Tanne“.

Die alte Landschreiberei (danach Grundbuchamt, heute Zithermuseum) geht im Kern auf das 17. Jahrhundert zurück. Das Wohnhaus „Klösterli“ steht etwas abseits des Dorfes am alten Predigt- oder Beerdigungsweg, der während Jahrhunderten von der Bevölkerung des weitverzweigten Heimisbachs über den Kirchberg benützt wurde, um den Gottesdienst oder den Friedhof in Trachselwald zu besuchen. Das Haus ist schon in einer Urkunde von 1275 (Päpstliches Zehntbuch) erwähnt, dass sich im Bereich des Dorfes Trachselwald noch ein Gasthaus (domus hospitalis) befunden habe.