image

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

1.

Philipp Hasard Killigrew hob sich auf die Ellbogen, lag schräg aufgestützt in seinem Bett und beobachtete aus dieser Position die Vorkehrungen, die Gwendolyn, seine blutjunge Frau, traf. Er lächelte. Es war einige Zeit her, daß er das letzte Mal gelächelt hatte, aber jetzt konnte er es wieder, jetzt hatte er allen Grund dazu, denn die Zeit des Leidens und verbitterten Wartens, der Ungewißheit und Sorge, schien vorüber zu sein.

Und das gleich in zweifacher Hinsicht: Er, der Seewolf, war weitgehend genesen, wie Sir Freemont ihm versichert hatte. Außerdem war Gwens Bruder Dan O’Flynn mit einem Pferd zum mutmaßlichen Versteck der „Isabella V.“ an der Nordwestküste von Cornwall unterwegs. Hasard hoffte, daß er bald zurückkehrte und ihm gute Nachrichten brachte.

Gwen war mit ihren Vorbereitungen fertig.

Auch der Kutscher nickte jetzt anerkennend. Er leistete ihnen in dem kleinen, versteckten Raum hinter der Geheimtür Gesellschaft, wie er das zumeist in diesen unendlich langsam verstreichenden Tagen getan hatte – ohne die Eintracht der jungen Ehe zu stören, versteht sich.

„Ja“, sagte der Kutscher. „In dem Aufzug wird dich keiner entlarven.“

Hasard sagte: „Es müßte schon jemand an dir vorbeigehen, der dein Gesicht kennt. Aber ich glaube nicht daran, daß beispielsweise Baldwin Keymis wie ein lauernder Fuchs vor dem Haus auf und ab streicht.“

„Das bedeutet, du hast deinen alten Optimismus wiedergewonnen?“ fragte der Kutscher.

„So ist es.“

„Dann kann ja nichts mehr schiefgehen.“

Hasard grinste ein bißchen schief. „Mir scheint, du bist ein noch größerer Optimist als ich, Kutscher.“

„Nach dem Schädelbruch, den du überstanden hast – ja. So habe ich noch keinen dem Teufel von der Schippe springen sehen.“

Gwen humpelte probeweise vor dem Fußende des Bettes auf und ab. Sie trug ein verschlissenes, nahezu farbloses, sackähnliches Kleid, dessen Saum fast den Boden berührte. Um den Kopf hatte sie sich ein graues Tuch gebunden, das ihr Haar völlig verhüllte. Über dem linken Arm trug sie einen Korb aus Weidengeflecht.

Jemand klopfte an die Geheimtür. Der Kutscher öffnete, und durch den Schrank im Nebenzimmer trat Sir Freemont ein, der schlanke Mann mit dem hageren Gesicht und jenen grauen Augen, die soviel auszudrükken vermochten – Klugheit, Menschenkenntnis, Verständnis und unendliche Hilfs- und Opferbereitschaft. Keinen Augenblick hatte der Arzt gezögert, Hasard bei sich aufzunehmen und ihm die Pflege zukommen zu lassen, die er so dringend brauchte.

„Die Luft ist rein“, sagte Sir Freemont. „Aber passen Sie trotzdem wegen eventuell versteckter Posten auf, Gwendolyn. Donnerwetter, Ihr Aufzug ist ja perfekt!“

„Ich bin eine humpelnde alte Marktfrau“, verkündete Gwen heiter.

Sie ging zu Hasard und küßte ihn. „Keine Sorge“, sagte sie leise. „Ich gebe auf mich acht.“ Damit verließ sie den kleinen Raum.

Wenig später genoß sie es, vor dem gepflegten Haus Sir Freemonts zu stehen. Es war Abend. Frischer Wind blies aus Südwesten über den Plymouth Sound und die Mill Bay und über ganz Plymouth hinweg, streifte die nördlichen Viertel und verlor sich schließlich in der Finsternis. Der Wind umfächelte Gwen. Sie atmete die kühle und klare Luft tief ein.

Dann lenkte sie ihre Schritte durch den kleinen Garten des Hauses und – ohne dabei das Humpeln zu vergessen – über die North Road.

Es war ihr erster Spaziergang seit jenem 10. Februar 1580, dem Tag, an dem sie mit der „Isabella V.“ in den Hafen von Plymouth eingelaufen waren und den schwer verletzten Seewolf sofort zu Sir Freemont gebracht hatten. Heute schrieb man den 5. März. Dreiundzwanzig Tage waren vergangen, Tage voller Angst und Zweifel, zuletzt aber auch voller Hoffnung. Endlich hatte die Zuversicht gesiegt. Hasard war genesen. Das Leben hatte einen Sieg davongetragen, das Leben fand seine Fortsetzung und auch seine Zukunft, denn Gwendolyn Bernice Killigrew, geborene O’Flynn, trug ein Kind unter dem Herzen. Im September würde es geboren werden, ein kleiner Seewolf oder gar eine Wölfin.

Gwen humpelte in Richtung Stoke Hill.

Friedensrichter Samuel Taylor Burton aus Plymouth und Friedensrichter Baldwin Keymis aus Falmouth waren zwei durchtriebene Halunken, deren bloße Anwesenheit in dieser Stadt nach wie vor die Hoffnungen trübte. Sie hatten sich zusammengetan. Bisher hatten sie nichts unversucht gelassen, um den sagenhaften Schatz der „Isabella“ an sich zu reißen. Jedesmal waren sie gescheitert, doch deswegen warfen sie die Flinte nicht ins Korn.

O nein, Gwen gab sich in der Beziehung keinen Illusionen hin. Wenn es auch in den letzten Tagen still um Sir Freemonts Haus geworden war, der Feind im Dunkel war allgegenwärtig und wartete nur auf seine Chance. Sie hatte daher allen Grund, ein wenig Maskerade anzulegen und sich zu tarnen.

Keymis hatte zu den Menschen gehört, die die Spanier seinerzeit beim Überfall auf Falmouth gefangen hatten. Bis nach Santo Domingo auf der Insel Hispaniola hatten die Dons ihre Geiseln verschleppt, doch dann hatte der Seewolf ihnen einen Strich durch die Rechnung gezogen. Er hatte seine Landsleute befreit. Aber Keymis hatte es ihm schlecht gedankt, genauso wie Sir John Killigrew sich alles andere als erkenntlich dafür gezeigt hatte, daß der „Bastard“ ihm vor der Küste von Portugal aus der Patsche geholfen hatte. Alle beide hatten sich wie die reißenden Bestien benommen und kannten nur ein Ziel: den Schatz an sich zu bringen und somit der Königin von England vorzuenthalten.

Burton, nicht minder verschlagen und korrupt als Keymis, bediente sich einer Art Geheimpolizei. Er hatte ja schon Sir Freemonts Haus von oben bis unten durchsucht und keine Spur vom Seewolf gefunden – jetzt mußte er nach anderen Mitteln greifen. Er schickte seine Spitzel aus. Er wollte Sir Freemont eine Falle stellen, Hasard festnehmen und durch ihn in den Besitz der immensen Gold-, Silber- und Diamantenbeute gelangen.

Gwen hatte anfangs dem Plan, einen Spaziergang zu unternehmen, selbst skeptisch gegenübergestanden. Hasard hatte sie aber gedrängt, und auch Sir Freemont hatte immer wieder unterstrichen, wie gut ihr die frische Luft tat, nicht zuletzt im Hinblick auf das Kind. Schließlich hatte sie zugestimmt.

Aber sie war auf der Hut.

Sie sah den Schatten, der sich keine zwanzig Schritte entfernt in einen Hauseingang gedrückt hatte und nicht vom Fleck rührte. Garantiert war es einer der Burton-Posten. Gwen hinkte unverzagt auf ihn zu. Richtig, der Schatten entpuppte sich als die Gestalt eines Mannes! Unter ihrem Kopftuch richtete Gwen den Blick auf ihn, aber er konnte unmöglich ihr Gesicht sehen. Er mußte schon nähertreten.

Er tat es nicht. Ungehindert gelangte sie an ihm vorbei. Kein Zweifel mehr, er hatte sie wohl aus Sir Freemonts Haus treten sehen, aber er hielt sie für eine Patientin, wahrscheinlich für einen jener armen Schlucker, die die Hilfe des Arztes in Naturalien bezahlten. Sir Freemont hatte viele solche Patienten, aber von den meisten verlangte er nichts.

Gwen erreichte den Hafenarm Stonehouse Mill Pond, der mit der North Road parallel lief. Sie gedachte, sich hier länger als eine Stunde aufzuhalten, und sie rechnete damit, daß der Posten in der Zwischenzeit abgelöst wurde. Der neue Posten wußte dann nichts von einer humpelnden alten Marktfrau, so daß sie getrost in das Haus zurückkehren konnte.

Gwen schöpfte wieder tief Luft. Mit dem kleinen Ausflug zu abendlicher Stunde verband sich in ihrem Inneren auch ein erleichtertes Aufatmen. Es mochte an der Stille liegen, die sie umgab, oder an der guten Luft oder auch an der Tatsache, daß sie nicht belästigt worden war, jedenfalls fiel ihr endgültig ein Stein vom Herzen.

Sie schritt am Wasser auf und ab und dachte dabei an Hasard. Er besaß schier unglaubliche körperliche Widerstandskräfte. Die Natur eines Bären. Nach Aussage von Sir Freemont hatte er es also in erster Linie sich selbst zu verdanken, daß er den komplizierten Schädelbruch so gut überstanden hatte. Hasard war wieder energiegeladen, er fieberte der Rückkehr Dan O’Flynns entgegen.

Alles schien sich zum Guten zu wenden.

2.

Der Besitzer des Mietstalles hatte keine Einwände gehabt, ihre Pferde unterzustellen, zumal Dan O’Flynn ihm eine Münze als Vorschuß in die Hand gedrückt hatte. Dan und Bob Grey verließen den Stall und wanderten auf Plymouth zu. Der Bau blieb hinter ihnen zurück und wurde von der Dunkelheit verschluckt. Er lag etwas außerhalb der Stadt, jedoch am nördlichen Rand, so daß sie es zur North Road nicht weit hatten.

„Wieso sind wir eigentlich nicht direkt zu Sir Freemont geritten?“ fragte Bob. Er war ein drahtiger Mann, blond, braunäugig, flink mit dem Messer und eigentlich auch geistig sehr gewandt.

Aber jetzt blickte Dan ihn verblüfft von der Seite an. „Sag mal, willst du Buck den Rang ablaufen?“ Buck Buchanan, auch einer der ehemaligen Karibik-Piraten an Bord der „Isabella“, gehörte ganz gewiß nicht zu den Schnellmerkern. „Es wäre Wahnsinn, dort mit den Pferden aufzukreuzen“, fuhr Dan fort. „Wir würden viel zu viel Aufsehen erregen. Nein, wir müssen schleichen.“

„Wegen Burton und Keymis?“

„Aha, jetzt fällt der Penny.“

„Kleiner, hör auf zu unken. Ich dachte, die Hunde von Friedensrichtern hätten es allmählich aufgegeben, das Haus zu beschatten.“

„Denken ist nicht wissen.“

„Was du nicht sagst ...“

„Ich habe bereits mit einem der Geheimposten von Burton einen Zusammenstoß gehabt, habe ich dir das nicht erzählt?“

Bob grinste. „Ja, das war, als du aufbrachst, um nach uns zu suchen. Und für den Kerl ging die Sache tödlich aus. Burton wird deswegen getobt haben.“

„Das glaube ich auch. Und wir müssen verdammt aufpasen.“

„Darum bin ich zu deinem persönlichen Schutz mit hierher geschickt worden, Dan.“

„Und darum haben wir die Gäule im Mietstall zurückgelassen“, entgegnete Dan und grinste wie ein Teufel. Während sie auf ihr Ziel zumarschierten, griff er noch einmal in die Tasche und tastete nach dem Beutel mit den Perlen und dem goldenen Tukan. Ben Brighton hatte ihm beides mitgegeben, und er, Dan, würde sich notfalls mit Händen und Füßen dagegen wehren, daß man ihm auch nur eine Perle abnahm.

Einmal hatte Sir Freemont ja bereits Bezahlung abgelehnt. Aber wenn er auch auf diesem Prinzip beharrte, so konnten doch Hasard und Gwen Zahlungsmittel benötigen.

Der goldene Tukan stammte aus dem Privatschatz des spanischen Vizekönigs in Lima. Verschlungene Wege hatten den Seewolf und seine Männer zu den legendären Guano-Inseln vor der Küste von Peru geführt. Dort hatten sie die Schatzkisten jenen armen Irren abgenommen, die ihn dorthin verschleppt und bitter dafür gebüßt hatten – mit dem Leben. Miguel Casias, der Wirt des „Gabian Feroce“, Antonio Savedra, Marcos Chocano, Esteban Pereda und Eloy Campoamor hatten diese Banditen geheißen – aber das Ganze lag lange zurück und schien fast schon einer Art Geschichtsepoche anzugehören, in unerreichbare Ferne gerückt und beinahe vergessen. Viele Abenteuer hatten die Männer der „Isabella“ seither unter ihrem Seewolf durchgestanden. Ihre Erlebnisse und Erfahrungen in der Alten und Neuen Welt waren so mannigfach, daß viele Einzelheiten inzwischen ihrem Gedächtnis verlorengingen. Und dann war da die Gegenwart – die harte Wirklichkeit, die ihnen höchste Konzentration und ständige Einsatzbereitschaft abverlangte und keine Schwärmereien über die Vergangenheit zuließ.

Endlich daheim in England! Der Schatz war in Sicherheit!

Oh, das waren Träume gewesen, wie sie inzwischen hatten feststellen müssen. Und die Erkenntnis hatte einen gallebitteren Beigeschmack, denn alles hätte die Seewolf-Crew erwartet, nur diesen Empfang nicht. Baldwin Keymis und Samuel Taylor Burton waren heimtückische Schakale auf ihrer Spur, Sir John Killigrew nicht weniger als das, obwohl er auf eigene Faust vorging und mit den Burtons nichts zu schaffen haben wollte, da die beiden Sippen seit Menschengedenken in Fehde lagen.

Ziel beider Parteien war es, den Schatz von der „Isabella“ zu rauben und dem Seewolf samt seiner Mannschaft den Garaus zu bereiten. Endlich war es gelungen, die Feinde zumindest vorübergehend abzuwimmeln, da hatte sich ein neuer Widersacher eingestellt. Er hieß Crocker, war ein Bulle von Kerl und Anführer einer Bande von Strandräubern, die schon seit einiger Zeit die Bewohner von Cornwall in Atem hielt.

Ed Carberry war in der Schenke „Bude Bay“ in Bude als Oberhaupt der Strandräuberbande bezichtigt worden, und das hatte natürlich eine wüste Keilerei zur Folge gehabt. Dan, noch auf der Suche nach der in einer Bucht der Bude-River-Mündung ankernden „Isabella“, war zufällig vorbeigeritten und hatte in den Kampf eingegriffen. Die Crew hatte gesiegt, doch später waren zwei von Crockers Galgenvögeln auf ihren Fersen gewesen, als sie zu ihrer Galeone zurückkehrten.

Als Dan O’Flynn wieder aufgebrochen war, hatten Crocker und seine Kerle ihn abgefangen und gefoltert. Dan hatte schon den für Gwen Killigrew bestimmten Perlensack und den als Geschenk für Sir Freemont ausgewählten goldenen Tukan bei sich getragen. Crocker hatte herauskriegen wollen, ob sich noch mehr Reichtümer an Bord der „Isabella“ befanden, aber Dan O’Flynn hatte eisern geschwiegen.

Wenn ihn nicht Arwenack, der Schimpansenjunge, entdeckt hätte, wäre es wahrscheinlich mit ihm aus gewesen. So aber rief der Affe die Crew auf den Plan, und dann wurde die Räuberhöhle ausgehoben. Crokker hatte mit Dans Pferd fliehen können. Er besaß weitere Schlupfwinkel, seine Bande war längst noch nicht zerschlagen.

Das war England! Kaum hatten sie sich eines aus dem Dunkel zuschlagenden Feindes erwehrt, war ein anderer zur Stelle. Irgendwie hatten sich Hasards Männer Hoffnungen hingegeben, im Heimatland wären sie sicher, aber auch diese Illusion hatten sie ausräumen müssen.

Tausend Gefahren hatten sie getrotzt, aber hier standen sie Feinden gegenüber, die erheblich tückischer waren als jeder Gegner zur See. Ein Lichtblick bei der ganzen Sache war nur, daß sich Bootsmann Sullivan von der Kriegskaravelle „War Song“ offen gegen Sir John gestellt hatte, nachdem er herausgefunden hatte, welche eigennützigen Ziele dieser verfolgte. Wenigstens Sullivan stand also auf ihrer Seite, wenn sie auch nicht mit ihm rechnen konnten. Der Himmel mochte wissen, wo er nach den letzten Auseinandersetzungen mit Sir John steckte.

Dan streckte die Hand aus. „Wir sind gleich da, Bob.“

„Gut. Hasard wird warten.“

Häuser wuchsen aus der Dunkelheit vor ihnen empor, sie waren schemenhafte Schatten vor dem etwas helleren Nachthimmel. Der Stonehouse Mill Pond war nicht fern, und die beiden Männer konnten das Meer riechen. Dan erkannte das Gebäude von Sir Abraham Anthony Freemont.

„Wir pirschen uns an, Bob.“

„Wie die Katzen, mein Junge.“

Samuel Taylor Burton war ein fetter Mann mit überlappendem Bauch, der wie ein mit Wasser gefüllter Schlauch von seinem Leib abstand. Burtons Kleidung war in Unordnung, er lag träge auf einem Diwan, der zu klein für seine Körperfülle geraten war, und ließ sich gehen, wie man das in seinen eigenen vier Wänden getrost tun konnte. Seine kurzen, dicken Finger hielten ein Glas. Er hatte getrunken, musterte Baldwin Keymis aus trüben Augen und zeigte keine Bereitschaft, sich dessen Gedanken zu öffnen.

„Du bist ein Narr, Baldwin. Ich sage dir, du bist ein gottverdammter Narr.“

Keymis war in der guten Stube seines Amtskollegen auf- und abgetigert, aber jetzt blieb er stehen und blickte Burton erbost an. „Ich lasse mich nicht beleidigen. Von dir schon gar nicht.“ Er war ein hagerer Mensch mit einer Art Ziegenbart, rein äußerlich, jedoch auch von der Wesensart her das genaue Gegenteil von Burton. Doch der Hang zur Intrige und die Gier nach Reichtum verband sie.

Burton rülpste, wischte sich den Mund mit dem Handrücken und erwiderte: „Schon gut. Reg dich nicht gleich wieder auf.“

„Ich sage dir, die Posten müssen kontrolliert werden.“

„Sie können selbst auf sich aufpassen.“

„Sie schlafen. Ich kenne diese Burschen.“

„Du kennst sie nicht. Ich verlasse mich auf sie. Hundertprozentig.“

Keymis lachte freudlos auf. „Das ist der reinste Hohn! Und der Kerl, der sich in jener verfluchten Nacht hat erledigen lassen? Wir wissen nicht, wer ihn umgebracht hat, aber ich schwöre dir, der Kutscher des Leiterwagens war’s nicht.“

„Wer denn?“

„Einer von den Hunden aus Freemonts Haus.“

„Wer? Der Seewolf?“

Keymis ballte die Hände und knirschte mit den Zähnen. „Du glaubst mir nicht. Du nimmst mich auf den Arm. Aber ich werde dir beweisen, daß Killigrew in dem Haus steckt und einige seiner Leute bei sich hat. Vielleicht hockt die Hure O’Flynn an seinem Krankenbett, vielleicht ist auch ihr Bruder zugegen.“ Er hob einen bebenden Zeigefinger. „Der zum Beispiel! Der wäre imstande, einen Geheimposten kaltblütig ins Jenseits zu befördern.“

Burton trank das Glas leer, schmatzte genüßlich und stellte es weg. Er führte die Hände zusammen, faltete sie und drehte die Daumen. „Baldwin, wir haben das verdammte Haus durchsucht und nicht die Spur von Killigrew und seinem Anhang gefunden.“

„Und doch stecken sie dort.“

„Du kannst das nicht beweisen, und somit haben wir nichts, mit dem wir Freemont zu Fall bringen können.“