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Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

1.

Es war ein stolzer, wenn auch etwas ungewöhnlicher Schiffsverband, der am Abend des 14. März 1580 in den Hafen von Falmouth lief. In beinahe gespenstischer Stille war er an Pendennis Castle, das den Eingang nach Falmouth und die Mündungsbucht des Fal bewachte, vorbeigeglitten. Das Knarren der Blöcke und Rahen, das Plätschern des Seewassers an den Bordwänden, das Rauschen der Bugsee und die hin und wieder an Oberdeck aufklingenden Männerstimmen waren Geräusche, die rasch vom Wind zerstreut und nicht bis zum Land getragen wurden.

Der Wachtposten auf dem Söller der Burg schlief, sonst hätte er die Schiffe angerufen und höchstwahrscheinlich sofort Alarm geschlagen. Es war noch nicht lange her, daß Falmouth wieder einmal von Spaniern bedroht worden war. Beinahe hätte die Landeoperation geklappt, und die Dons hätten als erstes Pendennis Castle angegriffen, wenn – ja, wenn nicht zwei Schiffe über die Eindringlinge hergefallen wären und ihnen das Fürchten beigebracht hätten.

Das Ganze lag gut einen Monat zurück. Der Posten von Pendennis Castle hätte auf der Hut sein müssen. Aber selbst wenn er den Verband gesichtet hätte, hätte er sicherlich nicht geahnt, daß es sich bei zwei Schiffen um die Retter in jener bedenklichen Nacht handelte.

Das Führungsschiff des Verbandes war eine prunkvolle Dreimast-Galeone. Jeder Kenner hätte ihr bescheinigt, daß die geklinkerte Bauweise wohl das einzige war, das sie mit einer englischen Galeone gemeinsam hatte. Alles andere, vor allen Dingen die mit vielen Schnörkeln verzierte Verkleidung des Achterkastells, deutete unmißverständlich auf ihre Herkunft hin: Spanien.

Hoch ragte der Bugspriet mit der Galion und der Blinde auf. Das Gegenstück dazu war achtern die Poop mit ihrem runden Heckteil. Es wurde von zwei Laternen gekrönt, aber die waren gelöscht. Zwischen Bugspriet und Achtersteven erstreckte sich ein imposantes Stück Schiff, fast Dickschiff, mit zwölf Stückpforten auf jeder Seite. Sie waren geschlossen. Dennoch ging eine stumme Drohung von der Galeone aus.

Sie und ihre beiden Begleitschiffe fuhren ohne Positionslichter, denn die Männer an Bord legten Wert auf den Überraschungseffekt ihres Aufkreuzens in Falmouth. Die Dunkelheit war ein schützender Mantel – ein Verbündeter, der zum Gelingen ihres Unternehmens beitrug.

Die Galeone war platt vor dem Wind gelaufen, aber jetzt luvte sie an, drehte den Bug zum Wind und richtete ihn auf eine Außenpier des Hafens. Besonders schnell ging das nicht vonstatten. Eher gemächlich. Sie war etwas schwerfällig, diese Galeone. Festung zur See war die richtige Bezeichnung für sie.

Ihr Name lautete „Isabella V.“. Einst hatte sie „San Josefe“ geheißen und war das Flaggschiff eines sechsunddreißig Galeonen zählenden spanischen Verbandes gewesen. Dann hatte Philip Hasard Killigrew sie als Prise genommen und sie umgetauft. Das war in der Karibik gewesen. Er hatte seinen immensen Schatz im Bauch der „Isabella“ verstaut, und da lagerte er auch jetzt noch. Er hatte ihn unter tausend Gefahren über den Atlantik gesteuert, doch jetzt, in England, mußte er erst recht kämpfen.

Im Gefolge der „Isabella“ befanden sich die ebenfalls dreimastige Kriegskaravelle „War Song“ sowie eine Schaluppe mit einem getakelten Mast. Bootsmann Sullivan führte die „War Song“. Auf der Schaluppe hatte Edwin Carberry, der Profos mit dem Rammkinn, den Befehl. Das Oberkommando über den Verband oblag Hasard.

Er stand an der Schmuckbalustrade, die das Achterdeck der „Isabella“ nach vorn abschloß. Der aus Südost einfallende Wind zerzauste sein schwarzes Haar. Hasard hielt die hölzerne Handleiste fest umschlossen und spähte voraus. Seine Miene war von steinerner Härte, seine Lippen zusammengepreßt. Unverwandt hielt er den Blick auf die hinter der Pier liegende Stadt gerichtet. Über Falmouth ragte Arwenack auf, die Stammfeste der Killigrew-Sippe.

Hasards eisblaue Augen glitzerten entschlossen. Es waren junge Augen in einem Gesicht, das bereits unauslöschlich von Wind, Wetter und Sonne und bitteren Erfahrungen gezeichnet war. Von der oberen rechten Stirnhälfte verlief eine Narbe schräg über die linke Augenbraue und die linke Wange. Ein Andenken an die Abenteuer in der Neuen Welt.

Überdies war Hasard blaß und trug noch deutlich die Spuren dessen, was er während der letzten Wochen durchgestanden hatte.

Er war todkrank gewesen. Vor der Küste von Portugal hatte im Gefecht eine wirbelnde Rah seinen Kopf getroffen. Der Schädelknochen war mehrfach gebrochen gewesen. Viele Tage hatte er bewußtlos gelegen. Hätte ihn die Crew nicht zu Sir Anthony Abraham Freemont, dem Arzt von Plymouth, gebracht, wäre er vielleicht nicht mehr am Leben. Sir Freemont hatte zwar immer wieder behauptet, er, Hasard, habe es nur seiner Bärennatur zu verdanken, daß er wieder völlig genesen war, aber Hasard hielt das für eine glatte Untertreibung. Sir Freemont stellte sein Licht unter den Scheffel.

Hasard war jetzt noch härter geworden, und sein Gesicht drückte dies aus. Mehr denn je verdienten sein Äußeres und seine Art aufzutreten den Beinamen, den man ihm verliehen hatte: Seewolf. Sein Gang war raubtierhaft, sein Lächeln wölfisch. Wie er zupackte, hatte erst jüngst wieder ein Gegner zu spüren bekommen.

Das war Crocker, der Strandräuber, gewesen. Er und seine rund fünfzig Verbündeten hatten die kühne Idee, die „Isabella“ um ihre Schätze zu erleichtern, mit dem Leben bezahlen müssen. Alle.

Hasards Gedanken schweiften zu Gwen ab. Schweren Herzens hatte er sich in Plymouth von seiner jungen Frau trennen müssen. Hatte Sir Freemont es geschafft, sie in seinem Landhaus bei Bere Ferrers am River Tavy zu verstekken? Dort sollte Gwen auf ihre Niederkunft warten – und auf den Seewolf.

Die riesige Gestalt Ferris Tuckers löste sich aus dem Dunkel des Achterdecks und rückte auf ihn zu. Der Schiffszimmermann hatte den Backbordniedergang genommen, der die Poop mit dem Quarterdeck verband.

„Schiff klar zum Gefecht“, meldete er.

„Pistolen und Musketen sind auch feuerbereit?“ fragte Hasard.

„Ja.“

„Dann kann es ja losgehen. Auf Pendennis Castle sind wir immer noch nicht gesehen worden, also haben wir einen gewissen Vorsprung. Sag Shane, Stenmark, Batuti, Matt und Dan Bescheid. Sie sollen sich bereithalten.“

„Mich nimmst du nicht mit?“

„Nein, Ferris, du bleibst bei Ben. Die ‚Isabella‘ darf nicht unterbesetzt sein und muß nach allen Seiten gesichert werden. Du bist hier an Bord wichtiger als an Land.“ Er beugte sich vor und gab Ben Brighton einen Wink. Ben stand unten auf dem Quarterdeck und überprüfte gerade die Ladung seiner Radschloßpistole. Er schaute auf.

„Laß Vor- und Achterleine klarlegen“, sagte Hasard. „Wenn wir längsseits der Pier liegen, fahren wir die Gangway aus. Wir gehen mit der Backbordseite an die Außenkante der Pier, so daß wir notfalls gleich wieder auslaufen können.“

„Aye, aye, Sir.“

Die Häuser von Falmouth waren graue, schweigende Klötze in der Nacht. Nur hier und dort wurden eine Gasse oder ein kleiner Hof durch Laternen erhellt. Auf den Kais war kaum ein Mensch zu sehen, keine Neugierigen rotteten sich zusammen, es war nichts los in Falmouth. Aber auf Arwenack-Castle würde bald etwas los sein, das hatte sich Hasard geschworen.

Ja, er wollte jetzt seine ungeheure Schatzbeute endlich dorthin bringen, wohin sie gehörte: nach London, zu Ihrer Majestät Elizabeth I., Königin von England. Drei Viertel, so hatte er beschlossen, sollte sie erhalten, den Rest wollte er unter der Crew verteilen. Nach dem wüsten Überfall durch Crocker und seine Komplicen waren sie aus der Bucht bei Bude an der Nordküste von Cornwall ausgelaufen. Das war vor vier Tagen gewesen. Sie hatten Land’s End gerundet, waren mit halbem Wind aus Südost bis nach Lizart Point gesegelt und hatten dann fast nördlichen Kurs nehmen können, also auch einen weniger mühseligen Törn.

Hasard hätte nun direkt nach London segeln sollen. Aber vorher wollte er die Sache mit Sir John Killigrew erledigen. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, jetzt aufs Ganze zu gehen. Seinem vermeintlichen Vater wollte er die Leviten lesen und sich für all die Intrigen, die Heimtücke und die Angriffe bedanken, mit denen der Alte ihn traktiert hatte.

Außerdem wollte er ihn endlich über seine eigene Herkunft befragen. Ein Geheimnis lag über dem Namen Philip Hasard Killigrew. Sir John nannte ihn einen Bastard, Shane hatte gesagt, daß er, Hasard, kein „echter“ Killigrew sei. Was hatte es damit auf sich?

Nun, Hasard wußte, daß er die Höhle des Löwen betrat. Sir John hatte ihm übel mitgespielt, weil er ihn haßte und nach der Schatzbeute der „Isabella“ gierte. John Malcolm, der Narr, hatte Hasard auf dem Weg von Portugal nach Plymouth töten wollen, und Big Old Shane hatte ihn deswegen erschlagen, wie er es schon damals, auf Arwenack, prophezeit hatte.

Deswegen hatte Sir John Rache geschworen. Er vergaß, daß er alles nur sich selbst und seinen dunklen Machenschaften zuzuschreiben hatte. Er vergaß, was Hasard für ihn getan hatte. Er war ein Mann, der nur den eigenen Vorteil kannte und dafür über Leichen ging.

Hasard störte dies alles nicht. Er blickte zur Kuhl, wo seine Crew vorsichtshalber Posten hinter den Geschützen bezogen hatte. Ein Ruf genügte, und die Stückpforten würden fallen. Dann spuckten die 17-Pfünder Tod und Verderben und deckten Falmouth mit einem wahren Geschoßhagel ein. Hasard hatte eine Mannschaft von eisenharten Kämpfern, auf die er sich verlassen konnte. Und außerdem genoß er den Schutz einer Kriegskaravelle Ihrer Königlichen Majestät, auch wenn deren Kapitän nur ein Bootsmann war. Sullivan hatte gezeigt, was er zu leisten imstande war. Und er war ein treuer, kompromißloser Verbündeter, der selbst eine Stinkwut gegen Sir John hegte.

Die Schaluppe wirkte lächerlich klein im Vergleich zur Galeone und Karavelle. Aber sie trug zwei Drehbassen, und unter der kundigen Führung von Carberry hatte sie im Kampf gegen die spanischen Eindringlinge vor Pendennis Castle ja auch bewiesen, wie bedeutend ihre Unterstützung werden konnte. Bei der Auseinandersetzung mit Crocker und dessen Halunken war sie allerdings nicht zum Einsatz gelangt, da hatte sie vertäut am Ufer der versteckten Bucht bei Bude gelegen. Da Stenmark, Matt Davies, Al Conroy und Gary Andrews sie in Plymouth sozusagen „gekauft“ hatten, wollte aber auch jetzt keiner auf die Schaluppe verzichten. Was man bezahlt hatte, dazu noch mit Diamanten und Perlen, ließ man nur ungern im Stich.

Hasard sah, daß sich auf den Kais nun doch ein paar Schaulustige eingefunden hatten. Würde jemand auf die Idee verfallen, Sir John zu warnen? Hatte man sie schon erkannt? Egal – Hasard kehrte nicht um und änderte auch nichts an seinem Plan.

Immerhin liefen zwei Neugierige zur Außenpier, bereit, die Leinen der Schiffe wahrzunehmen. Hasard ließ die Segel aufgeien. Er korrigierte den Kurs und gab noch einen kurzen Ruderbefehl an Pete Ballie. Dann glitt die „Isabella V.“ im sanften Auslauf entlang der Pier. Die beiden Wurfleinen flogen hinüber, die beiden Männer auf der Pier fingen sie auf und holten sie Hand über Hand durch. Die an die Leinen angesteckten Trossen klatschten ins Wasser, wurden herangezogen und um klotzige Holzpoller belegt.

Die „Isabella“ lag im Hafen von Falmouth fest.

Hasard wartete nicht erst darauf, daß auch die „War Song“ und die Schaluppe das gleiche Anlegemanöver vollzogen. Er hatte seinen Platz auf dem Achterdeck bereits verlassen und eilte zur Kuhl hinunter. In seinem Gurt steckte die doppelläufige sächsische Reiterpistole, die er einem bretonischen Freibeuter abgenommen hatte. Der Degen in seinem Wehrgehänge und der Dolch, den er trug, waren frisch geschärft. Er war zum Landgang bereit.

Seine Männer blickten ihn erwartungsvoll an. Daß es jetzt dem alten Killigrew an den Kragen ging, war ganz nach ihrem Geschmack.

„Kommt jetzt“, sagte Hasard zu den fünfen, die er ausgewählt hatte. „Wir dürfen keine Zeit verlieren. Ehe hier überhaupt jemand richtig kapiert, was läuft, müssen wir von Bord sein und in der Dunkelheit untertauchen.“

Der junge Dan O’Flynn grinste. „Aye, aye, Sir. Ich kann’s kaum erwarten, Sir Johns verdattertes Gesicht zu sehen.“

„Gib bloß auf dich acht, du grüner Hering“, sagte sein Vater. „Wenn ich vernünftig laufen könnte, hätte ich euch begleitet, denn schließlich hab ich mit dem alten Schlitzohr und Halunken auch noch ein Hühnchen zu rupfen. Aber ich wäre euch bloß hinderlich. Nehmt jedoch wenigstens meinen Rat an: Hütet euch vor Sir Johns Tücken. Er kennt tausend Tricks.“

„Das geht in Ordnung“, erwiderte Shane. „Du vergißt, daß ich mit von der Partie bin.“

Hasard war auf der Gangway und huschte an Land. Shane, Dan, Stenmark, Batuti – der riesige Gambia-Neger – und Matt Davies folgten ihm dichtauf. Der alte Donegal Daniel O’Flynn sah ihnen richtig entsagungsvoll nach. In diesem Moment verfluchte er, daß er ein Holzbein hatte und mit zwei Krücken durch die Weltgeschichte laufen mußte. Was hätte er darum gegeben, so beweglich wie die anderen zu sein! Er hätte Sir John am Kragen gepackt und die ganze Schlechtigkeit aus ihm gebeutelt, die in ihm steckte. Schließlich hatte er es dem alten Schurken zu verdanken, daß er von den Spaniern bis nach Santo Domingo auf Hispaniola verschleppt worden war. Nach dem gelungenen Überfall der Dons auf Falmouth im Jahre 1578 waren mehr als ein Dutzend Gefangene zuerst nach Spanien, dann zur Zwangsarbeit in die Karibik gebracht worden, und Sir John hatte sich einen Ast gelacht und sich den Teufel darum geschert – Hauptsache, er wurde nicht behelligt! Wenn der Seewolf und seine Crew die Gefangenen nicht aus dem Kerker von Santo Domingo befreit hätten, säßen sie heute noch dort.

Donegal Daniel O’Flynn und Big Old Shane, der auch mit zu den Gefangenen gehört hatte, hatten sich seitdem offen gegen Sir John Killigrew gewandt und fuhren nun unter Hasard.

Die Gestalten von Hasard und seinen fünf Begleitern wurden von der Nacht geschluckt. Die Männer, die auf der Außenpier die Wurfleinen und Trossen in Empfang genommen hatten, blickten ihnen etwas verblüfft nach. Dann aber wurde ihre Aufmerksamkeit durch die „War Song“ gefesselt, die nun auch die Leinen warf.

Fünf, sechs Neugierige aus Falmouth hatten sich auf der Außenpier eingefunden. Aber keiner von ihnen stellte Fragen über den davoneilenden Trupp bewaffneter Männer. Noch verfiel keiner auf den Gedanken, hier könnte sich etwas Unheilvolles zusammenbrauen.

2.

Sir John Killigrew schritt wie ein gereizter Löwe in der Halle der Festung Arwenack auf und ab. Sein rotes Haar schien zu Berge zu stehen, seine Knollennase war gerötet wie eine Tomate. Lady Anne saß auf einem bestickten Polstergestühl und gab sich redlich Mühe, in ihre Handarbeit vertieft zu bleiben. Schweigen ist Gold, und sie hatte es schon seit einiger Zeit aufgegeben, an den hitzigen Diskussionen teilzunehmen, die ihr Gatte mit seinen Söhnen zu führen pflegte.

Llewellyn und Lionel standen unter einem der hohen Spitzbogenfenster. Llewellyn trat von einem Fuß auf den anderen. Mit seinen dreiundzwanzig Jahren war er der Zweitälteste gewesen, aber jetzt, da Malcolm tot war, hatte er mehr oder weniger dessen Platz eingenommen. Lionel, vier Jahre jünger, grinste ziemlich schadenfroh. Er hatte allen Grund dazu. Sir Johns hin und wieder aufwallende Wut war nicht auf ihn ausgerichtet. Diesmal nicht.

Abrupt blieb Sir John stehen. Seine hellblauen, tückischen Augen richteten sich funkelnd auf Llewellyn.

„Und ich sage es dir noch mal. Es war deine Schuld.“

„Du tust mir unrecht, Pa“, protestierte Llewellyn.

„Du hättest Sullivan fertigmachen müssen. Mit der Schaluppe hattest du alle Möglichkeiten dazu in der Hand.“

„Er hatte die Drehbassen. Und die besseren Männer!“

„Du bist ein Versager!“ rief Sir John.

Llewellyns Stimme wurde schrill und hysterisch. „Vergiß nicht, wer das Kommando führte!“

„Werd nicht frech, du Lümmel ...“

„Ich wäre beinahe krepiert, und du tadelst mich noch!“

„Die Hammelbeine will ich dir langziehen!“ brüllte Sir John.

„Einer muß ja den Sündenbock spielen.“

„Der Schatz ist futsch, und du lahmarschiger Hund denkst nicht mal darüber nach, was wir weiter unternehmen sollen!“ Sir Johns Stimme dröhnte, daß die Bleiglasfenster zu klirren begannen und Lady Anne verärgert aufsah. Sir John traf Anstalten, sich auf Llewellyn zu stürzen, Lionel trat vorsichtshalber schon den Rückzug an. Lady Anne erhob sich, um zwischen die Zankhähne zu treten.

Es ging wieder einmal um die gescheiterte Jagd auf die „Isabella V.“ und den Schatz des Seewolfes. Sir John hatte frech die „War Song“ besetzt und dann noch Llewellyn samt einer Schaluppe als Unterstützung dazugeholt. Statt aber mit diesem Verband den größten Fischzug ihres Lebens zu vollbringen, hatten sie die Jacke vollbekommen. Und das mehr als kräftig. Bootsmann Sullivan von der „War Song“ hatte Sir Johns eigennützige Ziele durchschaut und rebelliert. Es hatte Opfer auf beiden Seiten gegeben. Zum Schluß waren Sir John und Llewellyn mit einem Resthäufchen von Mitstreitern an der Nordküste von Cornwall ausgesetzt worden. Und da hatten sie noch mal Senge bezogen. Von ihren eigenen Männern! Es war die größte Schmach, die Sir John hatte einstekken müssen. Wie geprügelte Hunde waren die beiden nach Hause zurückgekehrt.