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Toni Lucas

Auszeit

Roman

© 2014

édition el!es

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Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-95609-102-5

Coverillustration:
© Rosario Rizzo – Fotolia.com

Die Galerie Kunstsinn war gut gefüllt. Trotz der nachmittäglichen Stunde drängten sich dutzende Menschen durch die hellen Räume. Vor den grellbunten großformatigen Bildern der neuen Ausstellung hatten sich kleine Grüppchen gebildet.

Angeregt diskutierten die Gäste über jedes noch so kleine Detail der Werke, wobei sie immer mal wieder an ihren Sektgläsern nippten.

Ein wenig verlegen zupfte Isabella an den Schößen ihrer dunkelblauen Kostümjacke. Den ganzen Nachmittag über hatte sie schon das Gefühl gehabt, am falschen Ort zu sein.

Sie verstand nichts von Bildern. Zumindest nicht von denen, die hier an den Wänden hingen. Ihr erschien das alles wie buntes Gekleckse. Ein wenig wirkte es, als hätte Picasso einem Esel einen Pinsel mit Farbe an den Schwanz gebunden und den draufloswedeln lassen.

Bei diesem Gedanken musste Isabella schmunzeln. Sie schob sich ein letztes Canapé in den Mund und stellte ihren leeren Teller seufzend beiseite.

Nun hielt sie sich schon seit mehr als einer Stunde an Sekt und Häppchen fest. Wenn wenigstens Elodie hier gewesen wäre! Sie hätte vermutlich amüsant über die ausgestellten Werke gespottet und mit verschmitztem Lächeln die skurrilsten Interpretationen all der bunten Kringel und Striche geliefert.

Gemeinsam hätten sie sicherlich so viel Spaß gehabt, wie man bei einer solchen Pflichtveranstaltung nur haben konnte.

Hastig nahm Isabella einer der vorbeilaufenden Kellnerinnen ein weiteres Glas Sekt vom Tablett.

Freiwillig wäre sie garantiert nicht zu dieser Ausstellung gegangen. Mia Krämer – wer um alles in der Welt hatte dieser Frau eingeredet, dass sie ein junges, aufstrebendes Talent sei?

Isabella seufzte erneut.

Was tat man nicht alles für die Frau, die man liebte!

Hätte Elodie nicht so konsequent auf ihrer Anwesenheit bestanden, säße sie jetzt an ihrem Schreibtisch und würde vielleicht dafür sorgen, dass eine Giraffe schnellstens in den Moskauer Zoo geschickt wurde.

Aber nein, Elodie hatte gemeint, wenigstens eine von ihnen müsse sich in dieser Gesellschaft zeigen. Immerhin kämen einige wichtige Leute, denen sie bereits den einen oder anderen Auftrag zu verdanken gehabt hatte. Da müsse Isabella eben mal ein wenig Small Talk betreiben und lächeln. Immer schön lächeln.

Mit einem Ruck zog Isabella ihre Mundwinkel ein wenig höher. Sie hatte bereits ein unverbindliches Geplänkel mit der Leiterin der Galerie, einem Kunstkurator sowie einem befreundeten Restaurator hinter sich.

Bevor sie sich nach neuen Gesprächspartnern umsah, könnte sie sich wohl eine kleine Verschnaufpause gönnen.

Sie zog sich in eine stillere Ecke zurück und ließ ihre Blicke schweifen.

Wenn sie ganz ehrlich war, mochte sie Galerien. Die festlich gekleideten Leute, die erwartungsvolle Gespanntheit auf ihren Gesichtern, die gelöste Stimmung. Meist mochte sie auch die ausgestellten Objekte, egal wie abstrakt sie waren.

Elodie hatte ihr viel über Kunst beigebracht, ihr gelehrt, sie mit offenen Augen und offenem Herz zu betrachten.

Doch heute wollte ihr das einfach nicht gelingen. Sie war viel zu wütend auf Elodie und darauf, dass sie sie wieder einmal alleingelassen hatte. Vielleicht missfielen Mia Krämers Werke ihr ja deshalb so.

Ein wenig müde betrachtete Isabella ein junges Frauenpaar, das sich lachend vor einem der Bilder unterhielt. Sie schienen sehr vertraut miteinander zu sein. Ihre Berührungen waren von liebevoller Selbstverständlichkeit. Sie zeugten von Intimität und glücklicher Nähe.

Neid stieg in Isabella auf. Hastig wandte sie den Blick ab.

Plötzlich geriet eine junge Frau in ihren Fokus.

Diese betrachtete gerade das einzige völlig weiße Bild im Raum. Isabella hatte es schon früher bemerkt. Von Mustern und Strukturen überzogen, besaß es eine seltsam hypnotische Wirkung. Es war das einzige Werk gewesen, das sie in seinen Bann gezogen hatte.

Die Frau schien in tiefe Nachdenklichkeit versunken. Leicht vornübergebeugt, als würde der blonde Haarknoten sie zu Boden drücken, stand sie vor dem Bild, offensichtlich darauf bedacht, den Sinn hinter all dem Weiß zu ergründen.

Die Frau erschien mager, sehr mager sogar. Sie trug einen schwarzen Kurzmantel, dessen eng geknoteter Gürtel schon beim bloßen Hinsehen Atemnot verursachte. An ihrem nackten linken Unterarm, der wie totes weißes Holz aus dem knappen Mantelärmel herausragte, baumelte eine kleine schwarze Lacklederhandtasche.

Die blutrote Rose in ihrer fahlen Rechten – ein grotesker Trieb aus totem Holz.

Für einen Augenblick hob die Frau den Kopf. Sie roch versonnen an der Rose.

Isabella starrte die Frau völlig hingerissen an.

Sie wirkte so seltsam unpassend in der bunten Bilderwelt der Mia Krämer. Beinahe wie ein übergroßer schwarzer Käfer in einem Caesarsalat. Ein wenig fühlte Isabella sich in ihr gespiegelt, auch wenn sie nicht zu sagen gewusst hätte, woher dieses Gefühl kam.

Vielleicht gehörte sie ja zu diesem Bild. Möglicherweise war sie Teil einer Installation. Falls dem so war – Hut ab Mia Krämer.

Fasziniert sah Isabella, wie die Frau beinahe regungslos vor dem Bild verharrte, die riesigen Gläser ihrer Sonnenbrille, die ihr die Aura eines übergroßen Insekts verliehen, auf die Leinwand gerichtet.

Nur ab und an rückte sie an ihrem runden Hütchen, das gleichsam verloren, weil verrutscht, über dem Haarknoten saß.

Schließlich tupfte sich die Frau mit einem weißen Spitzentaschentüchlein sorgsam die Nase, straffte sich ein wenig und wandte sich müden Schrittes in Isabellas Richtung.

Eine Diva!, fuhr es dieser durch den Kopf. Sie sieht aus, als wäre sie einem dieser alten italienischen Filme entsprungen!

»Isabella! Kommst du mit!?«

Aus einer kleinen Gruppe der Vernissagegäste löste sich eine große Frau Ende dreißig. Es war Beatrix van Doorn, die Besitzerin der Galerie.

Sie winkte Isabella auffordernd zu. Da diese nicht gleich reagierte, kam sie klappernden Schrittes auf sie zu.

»Isabella, Schätzchen, du siehst ein wenig blass um die Nase herum aus. Geht es dir gut?« Sie klang ehrlich besorgt.

»Aber sicher, bei dir geht es mir immer gut«, gab Isabella lächelnd zurück. Es war nicht wirklich gelogen. »Mia Krämer ist schon sehr besonders, nicht wahr?« Sie konnte einen leicht ironischen Unterton nicht unterdrücken.

Beatrix antwortete mit einem feinen Lächeln, das winzige Fältchen um ihre Augen sichtbar werden ließ.

»Oh, ja. Das ist sie. Noch besonderer aber ist ihr Vater, der Herr Staatssekretär Krämer.« Sie zwinkerte Isabella verschwörerisch zu. Dann wurde sie wieder ernst. »Magst du nachher, so in einer Stunde, mit mir und ein paar anderen oben noch was trinken? Ich würde mich wirklich freuen.«

Ein kühler Schauer überlief Isabella. Der Gedanke daran, noch länger allein hierbleiben zu müssen, ließ sie frösteln. Eigentlich wollte sie nur nach Hause und in die Badewanne. Ein heißes Bad war vermutlich das einzige, was diesen Märznachmittag noch retten konnte.

»Tut mir leid Beatrix. Ich denke nicht, dass ich mitkomme. Ich muss wieder zur Arbeit.« Sie hob scheinbar bedauernd die Schulter. »Tut mir wirklich leid. Aber danke für die Einladung.«

Beatrix nickte verstehend. Sie umarmte Isabella kurz, aber herzlich und sagte: »Schade, aber Arbeit geht vor. Schön, dass wenigstens du gekommen bist. Grüß Elodie von mir. Vielleicht kommt ihr ja mal wieder vorbei, wenn sie zurück ist.«

Isabella nickte. »Machen wir. Machen wir ganz bestimmt. Wir rufen an.«

Da war Beatrix schon auf dem Weg zu einem anderen ihr bekannten Paar.

»Wollen Sie nicht doch mitgehen?«

»Was?«

Erschrocken drehte sich Isabella um. Vor ihr stand die Fremde vom weißen Bild. Sie hatte ihr die fahle Hand auf den Arm gelegt und schaute sie aus großen Insektenaugen an.

Sie lächelte ein wenig verklärt, als sie mit sanfter Stimme wiederholte: »Wollen Sie nicht doch mitgehen?«

»Nein, eigentlich nicht. Eigentlich . . .« Isabella stotterte ein wenig, schaffte es aber nicht, dem Insektenblick zu entrinnen. Er schien sie förmlich zu magnetisieren. War das nun Teil der Installation oder war das einfach eine Verrückte?

»Eigentlich . . .«

Irgendwo fiel laut scheppernd ein Glas zu Boden.

Diesen winzigen Moment der Ablenkung nutzte Isabella, um dem Insektenblick zu entfliehen.

»Wie gackernde Hühner, nicht wahr?«

»Bitte?« Isabella schaute die Fremde, die nun die Sonnenbrille abgenommen hatte, erneut irritiert an.

»Sie sehen aus wie Hühner. Die Gäste der Vernissage meine ich. Flügelschlagende, flatternde, sich aufplusternde Hühner.«

Beinahe versonnen blickte die fremde Frau auf Beatrix, die bereits in das nächste Gespräch vertieft war.

»Naja, ich weiß nicht . . .«

Isabella fühlte sich verwirrt.

»Oh, Sie wissen schon. Sie trauen es sich nur nicht, das auch zuzugeben. So, wie Sie sich nicht getraut haben, zuzugeben, dass Sie keine Lust hatten, noch ein Glas zu trinken, stimmt’s!? Stattdessen geben Sie lieber vor, zur Arbeit zu müssen.«

Ein milchiger Bernsteinblick, der zunehmend an Schärfe gewann, traf Isabella.

»Sie haben einfach eine verletzende Lüge gegen eine Notlüge eingetauscht.« Die Fremde hielt inne und führte die zusammengelegten Fingerspitzen beider Hände kurz an die Nasenspitze, als müsse sie nachdenken. »Aber halt! Wäre es nicht viel verletzender, wenn Beatrix wüsste, dass Sie sich ihr Verständnis erschwindelt haben?«

Entrüstet setzte Isabella zum Sprechen an: »Wer sind Sie? So etwas wie eine moderne Kassandra? Oder Beamtin bei der Moralbehörde?«

Sie wandte sich abrupt zum Gehen.

»Oh nicht doch.« Die Fremde lächelte. Sie hielt mit Isabella Schritt, hakte sich sogar bei ihr unter. »Wäre ich Kassandra, wäre ich dazu verurteilt, dass niemand meinen Weissagungen glaubt. Aber Sie tun das ja offensichtlich, so aufgebracht wie Sie sind. Und Moralbehörde? Phhh. Ich urteile nicht. Ich stelle nur fest. Sie werden sie übrigens auch nicht anrufen. Jedenfalls nicht so schnell.«

In den Augen der Fremden glommen spöttische Fünkchen. Unwillig schüttelte Isabella ihren Arm ab. Langsam wurde ihr die junge Frau unheimlich.

»Ja und? Was wollen Sie eigentlich von mir? Sind Sie enttäuscht, dass ich Ihre tiefe Kunstsinnigkeit nicht teile? Das tut mir aufrichtig leid. Ich wollte Sie wirklich nicht verletzen. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen . . .«

Sie waren am Ausgang der Galerie angelangt, und Isabella beabsichtigte, sich nach rechts zur Straßenbahnhaltestelle zu wenden.

Die Fremde hielt sie am Arm fest, während ihr Lächeln tiefer und spöttischer wurde.

»Nein, nein. Sie irren sich. Sie irren sich komplett. Ich bin nicht sonderlich kunstsinnig. Die Bilder haben mir nicht einmal richtig gefallen. Sie können meine Gefühle also gar nicht verletzen.« Sie senkte die Lider und murmelte: »Falls ich so etwas überhaupt besitze.« Dann schaute sie Isabella fest in die Augen. »Gehen Sie mit mir einen Kaffee trinken? Sie kennen sicher auch dieses nette kleine Café um die Ecke.«

Isabella zögerte. Ihr war die Situation unheimlich. Ein wenig kam sie sich nun wirklich vor wie in einem alten Fellinifilm. Unbehaglich drehte sie den Kopf, als wolle sie sehen, ob es hier Leute gäbe, die ihr im Bedarfsfall helfen könnten.

Der Fremden entging ihr Zögern nicht.

»Ich bin übrigens Lucinde. Lucinde Krieger. Sie können mich googeln. Mich gibt es wirklich.«

Feiner Spott legte sich wie Nieselregen über Isabella. Noch immer war sie unsicher, doch ihre Neugier war geweckt. Wer war diese Frau vor ihr? Was wollte sie von ihr? Und vor allem – weshalb fühlte sie sich von ihr auf merkwürdige Weise angezogen?

Das alles würde sie wohl nur erfahren, wenn sie mit ihr ginge.

Was sollte sie zu Hause? Elodie war noch immer verreist und der Tag Urlaub, den sie extra für die Vernissage genommen hatte, war zweifelsohne vertan. Was sollte schon passieren? Irgendwie würde sie diese seltsame Verrückte auch wieder loswerden.

Sie nickte. »Na gut, Lucinde Krieger. Gehen wir einen Kaffee trinken.« Sie streckte ihr die Hand hin: »Ich bin Isabella Stern. Auch googelbar.«

»Fein, damit wäre das Unwichtigste ja gesagt. Gehen wir.«

Lucinde reichte Isabella flüchtig die Hand und ging mit langen Schritten voran.

Ihr fester, sehniger Händedruck überraschte Isabella für einen Moment. Allerdings hatte sie keine Zeit, länger darüber nachzudenken, musste sie doch zusehen, dass sie mit Lucinde Schritt hielt.

~*~*~*~

Nach wenigen Minuten saßen sie einander schweigend in dem kleinen, gemütlichen Café gegenüber. Schweigend war auch der kurze Spaziergang hierher verlaufen.

»Wissen Sie schon, was Sie trinken möchten?«

Isabella schrak zusammen. Wie ein Geist war die füllige Kellnerin hinter Lucinde aufgetaucht.

»Einen Cappuccino bitte. Und ein Stück Apfelkuchen, wenn Sie haben.« Sie brauchte jetzt etwas Süßes nach all den Schnittchen und dem Sekt.

Indessen bestellte auch Lucinde einen Cappuccino und dazu Quarktorte.

Wieder saßen sie schweigend, bis Isabella unvermittelt fragte: »Wissen Sie, dass das hier eine Art Künstlercafé ist?« Sie blickte Lucinde neugierig an.

Diese nickte. Fast gelangweilt antwortete sie: »Sicher doch. Wegen der vielen Partys, die hier nach den Ausstellungen und auch sonst stattfinden. Drüben im Saal.« Sie wies mit dem Kinn in die entsprechende Richtung. »Ich habe da schon oft gesessen. Sie haben wirklich guten Kuchen hier. Die Schnittchen sind auch nicht schlecht.«

Die Kellnerin stellte ihnen beinahe lautlos das Bestellte hin.

»Danke Doro.« Lucinde nickte ihr freundlich zu. Dann wandte sie sich wieder Isabella zu. »Doro gehört faktisch zum Inventar. Sie arbeitet schon fast zwölf Jahre hier. Naja, die Kunst hat eben Konjunktur.« Lucinde rührte in ihrem Cappuccino, während sie Isabella aufmerksam musterte.

»Und Sie? Schwimmen Sie mit auf dieser Konjunkturwelle? Oder haben Sie einfach eine unbändige Liebe zur Kunst?« Es klang sarkastischer, als Isabella es beabsichtigt hatte.

Lucinde schien amüsiert. »Weder noch.« Sie lehnte sich zurück und leckte langsam und sinnlich den Löffel ab, wobei sie Isabella genau beobachtete. »Wollen wir uns nicht duzen? Es macht die Dinge so viel einfacher.«

Isabella, die eine völlig andere Reaktion erwartet hatte, stocherte verwirrt in ihrem Apfelkuchen.

»Dinge? Welche Dinge sollte es einfacher machen?«

Sie nahm ein großes Stück Kuchen und führte es zum Mund, doch es fiel ihr wieder von der Gabel, sodass sie wie ein Karpfen ins Leere schnappte.

Lucinde lachte schallend auf, hielt sich jedoch sofort den Mund mit der Serviette zu und bemühte sich um ein ernstes Gesicht.

Dumpf quoll es aus der Serviette: »Dos hier zum Beuspül. Wönn wör uns duzen wörden, könnte öch hörzhoft lochen, ohne dos Sö mör böse wören.«

»Da bin ich mir nicht so sicher. Ich denke nicht, dass ein Du jemanden umgehend zu Vertraulichkeiten berechtigt. Auch wenn mancher das glaubt. Aber bitte, duzen wir uns. Sie können mich Isa nennen, wie alle anderen das auch tun.«

»Iiiisa.« Lucinde hatte die Serviette beiseitegelegt und es schien, als würde sie ausprobieren, ob das neue Wort in ihren Mund passte. »Iiisa. Nein, ich glaube nicht, dass ich dich so nennen werde. Ich werde dich Bella nennen. Das passt viel besser zu dir. Das perlt mir auch besser von den Lippen. Ein bisschen wie guter Champagner. Und ich liebe Champagner.« Sie griff nach Isabellas Hand, hauchte ihr einen Kuss auf und blickte Isabella dann tief in die Augen. »Hallo Bella. Schön, dich kennenzulernen.«

Isabella lachte ein wenig perplex. »Ehm, also Bella klingt für mich eher nach Hund, aber wenn du meinst. Wie ist das bei dir? Soll ich dich Lucinde nennen, oder wäre dir Cindy lieber?«

»Cindy?!« Lucinde mimte theatralisch einen schweren Nervenzusammenbruch und ließ ihren Kopf wirkungsvoll auf die Tischplatte fallen.

»Lucy! Ist alles in Ordnung?« Aufgeregt kam die Kellnerin herbeigeeilt.

Schnell richtete sich Lucinde auf und strahlte Isabella an, während sie mit dem Daumen auf Doro zeigt.

»Siehst du. Sie kennt das Zauberwort. Luuuucy! Ein bisschen teuflisch, nicht wahr!« Ihre Zeigefinger sprossen wie Hörnchen neben dem immer schiefer sitzenden Hut. Mit einem diabolischen Lächeln und rauchiger Stimme wandte sie sich an die Kellnerin: »Doro, Schätzchen. Bringst du uns eine Flasche Champagner?«

Doro nickte mit unbewegter Miene und verschwand.

»Champagner!?« Entsetzen weitete Isabellas Augen.

Lucinde winkte lax ab. »Sie bringt bloß Sekt. Keine Sorge. Und selbst der ist nur bezahlbare Mittelklasse.«

Sie kramte in ihrer Handtasche und fischte eine Zigarettenschachtel heraus.

»Magst du eine?« Auffordernd hielt sie Isabella die Schachtel hin.

Diese schüttelte abwehrend den Kopf. »Nein, danke. Ich rauche nicht. Im Übrigen solltest du das auch nicht tun. Immerhin sind wir in einem Café.«

»Ja und?« Schon wippte eine Zigarette in Lucindes rechtem Mundwinkel und das Feuerzeug klickte. Lucinde atmete genussvoll ein und stieß den Rauch durch die Nase wieder aus. »Wer soll etwas dagegen tun? Doro? Wohl kaum. Oder glaubst du, die Omas da drüben«, sie wies mit dem Kopf auf zwei üppige ältere Damen, die pikiert die Köpfe schüttelten und sich gegenseitig Empörtes zuzischten, »werden mich mit ihrer Gehhilfe erschlagen?« Sie lachte rau auf.

Als Doro mit dem Sekt kam und Lucinde rauchen sah, zog sie vorwurfsvoll die linke Braue hoch. Nachdrücklich meinte sie: »Aber nur eine, klar!«

»Klar.«

Lucinde schaute, als könne sie kein Wässerchen trüben. Dann huschte ein verschmitztes Lächeln über ihr Gesicht, sodass Isabella keinerlei Zweifel hegte, dass dies keinesfalls die letzte Zigarette bleiben würde. Schließlich wurden ihre Züge ernst, sie hob ihr Glas und prostete Isabella zu: »Auf die Kunst. Auf dass sie uns die besten Dinge im Leben beschert.«

»Auf das Leben.« Isabella setzte das Glas an und nahm einen tiefen Schluck.

»Auf den Tod.«

Beinahe hätte sich Isabella verschluckt. »Weshalb auf den Tod? Ist das nicht ein wenig zu morbide? Und überhaupt, weshalb sind Sie, Entschuldigung, weshalb bist du heute wirklich auf dieser Vernissage gewesen?«

Lucinde lehnte sich entspannt zurück und sog tief an ihrer Zigarette, wobei sie die Augen zusammenkniff, als könne sie Isabella so besser taxieren. Leise, aber bestimmt sagte sie: »Ich liebe Kunstausstellungen. Sie zeigen mir, was hinter alledem«, sie machte eine unbestimmte Geste, »wirklich steckt. Außerdem gibt es keinen besseren Ort, um menschliche Gefühle zu sehen. Echte und unechte, ganz nach Bedarf. Du kannst sie alle studieren – die wahren Kunstkenner, die wirklich Ahnung haben und wissen, wovon sie sprechen; die Pseudointellektuellen, die meinen, Ahnung zu haben und die es schick finden, mit ihrem Halbwissen zu prahlen. Und dann sind da noch die Ahnungslosen, die einfach hingehen, weil sie Spaß daran haben. Die mag ich eigentlich am liebsten. Die sind so schön unbedarft, reden frei von der Leber weg, manchmal den größten Unfug . . .«

Während Lucinde unentwegt sprach, hatte Isabella plötzlich das Gefühl, als hätte jemand den Ton abgeschaltet. Sie sah, wie sich Lucindes Lippen bewegten, wie sie gestikulierte, lachte, rauchte. Doch kein Wort erreichte ihr Ohr.

Stattdessen fand sie sich in der Betrachtung dieser Fremden gefangen. Lucindes zarte Figur war ihr bereits in der Galerie aufgefallen. Dort hatte sie sie in etwa gleichaltrig, also auf Mitte dreißig, geschätzt. Jetzt, wo sie ihr gegenübersaß, mit Leidenschaft in den Augen redete und gestikulierte, wirkte sie zunehmend jünger unter der weißen Schminke und den kajalumrandeten Augenlidern.

Die Blässe verlieh ihrem Gesicht etwas Markantes, Einprägsames und ließ die Nase seltsam spitz hervorragen.

Ihre Haut erschien makellos faltenfrei, ohne jede Sommersprosse. Ihre Augen funkelten zuweilen wie die eines aufgeregten Kindes. Bernsteine, die von einem Sonnenstrahl erhellt wurden. Andererseits schienen sie sich ganz plötzlich zu umwölken, fast als würde wirkliche Trauer sie umfloren.

Isabella fühlte sich auf beinahe magische Weise angezogen von dieser Frau, die sie in der Galerie kennengelernt hatte und wegen der sie bereits am frühen Nachmittag mehr Sekt trank, als gut für sie war.

Als hätte der Gedanke an den Sekt einen Reflex ausgelöst, griff sie erneut nach dem Glas und nahm einen Schluck. Das sanfte Prickeln erwärmte sie. Auch erwachte in ihr aus unerfindlichen Gründen das Bedürfnis, Lucindes Hand, die noch immer gestikulierend vor ihren Augen auf und nieder wippte, zu ergreifen und festzuhalten. Sie wollte sie wärmen, den Fingerspitzen einen Kuss aufdrücken, sie beruhigen, wie man ein aufgeregtes Kind beruhigt.

Stattdessen sah sie weiter auf die schwarzlackierten Nägel, die wie flirrende Punkte vor ihren Augen kreisten, und versuchte sich vorzustellen, welche Art Brust sich wohl unter dem schwarzen Mantel verbarg.

Dieser Gedanke in seiner Absurdität ließ sie lächeln.

». . . und am Interessantesten wird es, wenn ich mich in die Partys einschmuggeln kann.« Lucinde blickte sie scharfäugig an. »Hörst du mir eigentlich zu!?«

Isabella schrak zusammen. »Was? Ob ich dir zuhöre? Selbstverständlich. Du magst die Partys. Warum auch immer.« Sie holte ein wenig genervt tief Luft und schaute Lucinde mit klarem Blick aus ihren grünen Augen an.

»Wegen der Emotionen. Es ist toll, wie sich die Leute hier entspannen, wie sie ihr wahres Ich präsentieren. Dabei ist völlig egal, wer da vor ihnen sitzt. Du brauchst ihnen nur ein paar Standardsätze zu erzählen. Du seiest dabei dein wahres Ich zu finden und arbeitest dieses gerade aus einem Sandsteinblock heraus . . . schon erzählen sie dir ihre ganze Lebensgeschichte.«

Wieder schien Lucinde ganz aufgeregt, als genieße sie es, erstmals jemandem ein tiefes Geheimnis anvertrauen zu können.

Isabella runzelte die Stirn. »Eines verstehe ich nicht. Du gehst also zu diesen Ausstellungen, drängst dich in Künstlerpartys, redest mit wildfremden Menschen. Wozu das alles?«

Lucinde lehnte sich mit verschränkten Armen zurück und schaute Isabella verärgert, ja beinahe grimmig an.

»Du hast nichts verstanden, gar nichts, stimmt’s?« Sie beugte sich vor, griff nach Isabellas Händen und hielt sie fest, während sie Isabella scharfäugig fixierte. »Es ist nicht die Kunst, die mich fasziniert. Es ist das Leben, das sie hervorbringt . . . all diese lebendigen Gefühle, die sonst zugeschüttet unter Alltagssorgenmüll, Gleichgültigkeit und Ignoranz tief in uns vor sich her dämmern. Verstehst du? Ich will wenigstens ab und zu einmal wahre Menschen treffen.« Sie ließ Isabellas Hände los, sprang abrupt auf und nestelte eine Visitenkarte aus ihrer Handtasche. Die warf sie Isabella mit lässiger Geste hin. »Hier, falls du mal Hilfe brauchst.«

Während Isabella verwirrt danach griff, winkte Lucinde Doro zu: »Tschüss, bis nächste Woche.«, wonach sie sich erneut an Isabella wandte: »Danke für die Einladung. Wir sehen uns sicher irgendwann.«

Raschen Schrittes verließ sie das Café.

Das alles geschah so schnell, dass Isabella keine Zeit blieb zu protestieren, zu versuchen Lucinde aufzuhalten oder ihr gar zu folgen.

Völlig konsterniert blieb sie sitzen und starrte die Karte in ihrer Hand an. Darauf tanzte ein bunter Buchstabenreigen wirr durcheinander. Wie eine Grundschülerin buchstabierte Isabella halblaut vor sich hin.

»Grubenbeatles!«

Sie kicherte leise vor sich hin. Was waren wohl Grubenbeatles? Vor ihrem geistigen Auge erstand eine behelmte Langhaartruppe mit riesigen Schnauzbärten und schmutzigen Arbeitsanzügen, die johlend an Gitarren zupften, während einige knapp bekleidete Groupies fröhlich Grubenlampen schwenkten.

An diesem Punkt fiel ihr auf, dass da wohl noch ein n etwas schüchtern im Abseits stand. Also noch einmal: L-E-S-B-E-N-B-E-R-A-T-U-N-G.

Wieder kicherte sie. Da war wohl eher der Wunsch der Vater des Gedanken. Flugs tauschte sie zwei Buchstaben.

»Lebensberatung!«

Es platzte laut aus ihr heraus, sodass sie sich erschrocken den Mund zuhielt und sich nach den beiden üppigen älteren Damen umsah. Diese schauten sie missbilligend an und schüttelten beinahe synchron die Köpfe.

Wie Diedeldum und Diedeldei in weiblich!, fuhr es Isabella durch den Kopf. Da sie sich an diesem verrückten Tag sowieso ein wenig vorkam wie Alice im Wunderland, erschien ihr das keinesfalls hilfreich.

Lebensberatung! Ja, das ergab Sinn! Irgendwie könnte sie die im Moment gut gebrauchen.

Erste Frage: Wie bitte darf ich diesen Tag deuten?

Da sich offensichtlich niemand fand, der ihre stumme Frage beantworten konnte, winkte sie Doro herbei.

»Ich möchte gern zahlen.«

»Oh, auch noch gern.«

»Wie bitte?« Isabella blickte verwirrt in Doros unbewegliche Miene.

»Ich meine, normalerweise, zahlen die Leute nicht unbedingt gern. Jedenfalls nicht die, die mit Lucinde herkommen.«

Die gleichmütig hervorgebrachten Sätze waren nicht gerade dazu angetan, Isabellas Verständnis zu fördern. Eher vertieften sie noch den skurrilen Eindruck, den dieser Tag bei ihr hinterließ. Sie beschloss, Doros Worte weitgehend zu ignorieren.

»Ach, das passt schon.«

Schulterzuckend legte Doro ihr einen Zettel mit krakeligen Zahlen hin. Isabella gab ihr dankend einen Schein. Sie stand auf und wollte schon gehen, da vernahm sie leise Doros Stimme hinter sich.

»Hüten Sie sich vor ihr!«

Überrascht drehte sie sich um, doch Doro war bereits wieder in der Küche verschwunden.

~*~*~*~

Als Isabella die niedrige Vorgartentür der kleinen Doppelhaushälfte öffnete, gab diese nur widerwillig quietschend nach. Wie immer bei diesem Geräusch fuhr sie ärgerlich zusammen und dachte daran, dass sie schon seit Monaten beschlossen hatte, die Tür zu ölen.

Gleichzeitig war sie verstimmt, weil solche Dinge grundsätzlich an ihr hängenblieben. Schließlich wohnte Elodie auch hier! Immerhin war sie die Handwerkerin in der Familie. Oh, nein, natürlich nicht! Sie war die Künstlerin!

Missmutig kramte Isabella in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel. Als sie ihn ins Schloss steckte, stellte sie fest, dass die Tür offen war.

»Elodie!? Bist du da?«

Sie hängte ihren Mantel an den Haken und schoss die unbequemen Pumps mit elegantem Schwung in die Ecke. Während sie sie pflichtschuldig einsammelte und ordentlich in den riesigen Schuhschrank stellte, rief sie erneut: »Elodie! Schatz! Bist du da?«

Wieder rührte sich nichts. Schon wollte sie zu noch lauterem Rufen ansetzen, da öffnete sich die Badezimmertür und Elodie kam heraus. Ihr fraulicher Körper war nur mit einem Handtuch umwickelt, während sie mit einem weiteren Handtuch ihr braunes Haar trockenrubbelte.

»Was schreist du denn so? Ich war unter der Dusche. Hi Schatz!«

Sie gab Isabella einen flüchtigen Kuss auf den Mund.

Diese schnappte kurz nach Luft, da dies ihren angesetzten Ruf im Keim erstickte. Sie hustete kurz.

»Du bist ja schon da!? Ist alles gut gegangen?«

»Ja, klar. Warum denn nicht?« Elodie wickelte das Handtuch zu einem Turban. »Kommst du jetzt erst von der Vernissage?«

Sie ging zurück ins Bad, ließ das Handtuch achtlos auf den Boden fallen und griff nach dem Bademantel.

Wie angeleint ging Isabella ihr nach, hob das Handtuch auf und entgegnete: »Ja, komme ich. Wie wäre es mit Danke, dass du für mich hingegangen bist!?«

Sie hielt Elodie demonstrativ das Handtuch hin.

»Danke, dass du für mich hingegangen bist.« Elodie griff Isabella um die Hüften und zog sie zu sich heran. Sie gab Isabella einen sanften Kuss in die Halsbeuge und blickte sie dann so liebevoll an, dass ihre braunen Augen beinahe schwarz wirkten. »Entschuldige, ich bin noch gar nicht richtig da. Die Kirche war mal wieder schweinekalt. Ich habe die ganz Woche gefroren wie ein junger Hund. Trinken wir einen Kaffee?«

Elodies duftende Nähe und ihr zärtlicher Kuss ließen Isabella erschauern. Ihre Lippen suchten nach Elodies und hauchten ihnen einen zärtlichen Kuss auf.

»Du sollst doch keine Schimpfwörter benutzen.«

Sie küsste Elodie nun heftiger, sodass ihnen beiden mehr als warm wurde.

Eigentlich mochte Isabella es wirklich nicht, wenn Leute sich im Ton vergriffen. Bei Elodie aber war das etwas anderes. Ihr französischer Akzent, diese kleine Beigabe ihrer Kindheit und Jugend im Elsass, verlieh allem, was sie sagte, etwas Drolliges, ja zuweilen sogar Erotisches.

»Was meinst du mit Schimpfwort? Das Schwein oder den Hund?« Elodie lächelte wissend, ihr Blick funkelte aufreizend.

»Die Frage ist nicht oder. Ich meine das Schwain und den Und.« Isabella ahmte Elodies Akzent mehr als dürftig nach und kuschelte sich noch enger an sie.

Diese schlang die Arme um sie und atmete tief den Duft ihres Haares, während sie brummelte: »Oh, beide. Die armen Tiere.« Sie rieb ihren nackten linken Fuß an der rechten Wade. »Isa, mein Stern, würde es dir etwas ausmachen, mich loszulassen? Die Fliesen sind wirklich kalt. Ich muss mir was anziehen. Machst du uns einen Kaffee?«

Ohne Isabellas Antwort abzuwarten, entwand sich Elodie der Umarmung und verschwand treppauf ins Schlafzimmer.

Isabella war enttäuscht.

»Früher haben wir uns auch schon mal inniger begrüßt«, murrte sie missmutig, als sie, nunmehr in bequemen Hausschuhen, in die Küche schlurfte, um Kaffee aufzusetzen.

»Hast du was gesagt?«, tönte Elodie von oben.

Isabella seufzte, holte tief Luft und rief lautstark: »Ich wollte wissen, ob du auch was essen willst?«

»Sicher! Ich sterbe vor Hunger.«

»Süß oder herzhaft?«

»Ist egal, Hauptsache viel.«

Also machte Isabella sich in der geräumigen Wohnküche zu schaffen. Sie stellte das Radio an, befüllte die Kaffeemaschine, deckte den Tisch, kramte Servietten hervor und ließ sich schließlich auf ihren Lieblingsstuhl am Fenster sinken.

Gedankenverloren schaute sie hinaus in das neblige Grau, das sich wie eine feuchte Decke über den Garten gelegt hatte. Die schwarzen Äste der Obstbäume durchdrangen wie gespenstische Finger den Nebel.

Wie auf einem Friedhof, fuhr es Isabella durch den Kopf. Jetzt haben wir schon einen Friedhof hinter dem Haus.

Sie stand auf, um besser hinaussehen zu können. Dabei schlang sie die Arme eng um ihren Körper. Die düstere Atmosphäre des Gartens ließ sie frösteln.

»Geht’s dir nicht gut?«

Elodie war unversehens in die Küche getreten. Sie trug nun Jeans und einen flauschigen roten Pullover sowie dicke Wollsocken an den Füßen. Sie ging zur Kaffeemaschine, goss zwei große Kaffeebecher voll, gab dem einen einen Schuss Kaffeesahne zu, während sie in dem anderen einen großen Löffel Zucker verrührte. Den mit Milch reichte sie Isabella.

»Hier, trink, der wird dir guttun.« Elodie stellte sich neben Isabella und schlürfte lautstark ihren Kaffee. »Hm, schön stark.« Sie blickte Isabella fragend von der Seite an.

Diese stand regungslos mit der Tasse in der Hand da und starrte hinaus. Ohne den Kopf zu drehen, sagte sie: »Kannst du mich bitte in den Arm nehmen?«

Elodie setzte ihre Tasse auf dem Fenstersims ab und trat hinter Isabella. »War es heute so schlimm?« Sie umschlang Isabella, pustete kurz in das dunkelblonde Haar und knabberte zärtlich an ihrem Ohr. »Was ist los ma chérie? Hast du den Frühjahrsblues?«

Isabella kuschelte sich an Elodies kräftigen Körper, ohne die Tasse wegzustellen.

»Ich weiß auch nicht. Die Vernissage war im Prinzip ganz erträglich. Eigentlich aber war ich nur dir zuliebe dort.«

Sie nahm vorsichtig einen Schluck Kaffee, während Elodie ihr zuflüsterte: »Und dafür bin ich dir auch dankbar. Das war ich Beatrix schuldig. Du weißt, Beziehungen schaden nie.«

Isabella nickte. »Eben, eigentlich warst du es ihr schuldig. Nicht ich. Ich kam mir dort völlig fremd und überflüssig vor. Es war, als würde ich einen Film sehen. Die Leute waren so fremd, die Bilder merkwürdig. Du hättest da sein müssen! Zumindest hätten wir zusammen dort sein müssen.«

Sie stellte nun ebenfalls ihre Tasse auf den Fenstersims und drehte sich abrupt um, sodass sie Elodie in die Augen sehen konnte, während diese sie noch immer umarmt hielt.

»Du bist nie da, wenn wichtige Dinge anstehen. Alles muss ich erledigen. Du sitzt auf deinem Gerüst in irgendeiner Kirche, kratzt an altem Sandstein herum oder schabst uralten Dreck von einem Bild, während ich mich hier bemühen muss, unser soziales Leben am Laufen zu halten. Ich hocke jeden Abend allein vorm Fernseher und wenn du am Freitagabend hier auftauchst, bist du halb erfroren und verhungert, völlig erschöpft und willst nur noch in Ruhe gelassen werden.«

Isabella hatte sich wütend losgemacht und stand nun mit verschränkten Armen und angriffslustig glitzernden Augen vor Elodie.

Diese schien für einen Moment gar nicht so richtig zu wissen, was gerade geschah. Verblüfft trat sie einen Schritt zurück, als wolle sie der Gefahr entgehen oder als könne sie aus der Distanz besser einschätzen, was zu tun sei.

»Ach, das . . .!« Es klang, als würde Elodie diese Vorwürfe gut kennen und wäre ihrer längst überdrüssig. »Müssen wir schon wieder darüber streiten? Du weißt, dass es nicht einfach ist, als Restauratorin Aufträge zu bekommen. Überall werden die Mittel gekürzt. Da muss ich nun mal wegfahren. Manchmal bin ich dafür wochenlang zu Hause.« Sie winkte müde ab. »Aber das hatten wir doch schon alles. Ich bin diese Diskussion wirklich leid.«

Sie nahm sich einen Stuhl und setzte sich. Ihr Körper schien jegliche Kraft zu verlieren und in sich zusammenzusacken, während sie die Ellenbogen auf den Tisch stützte und sich mit geschlossenen Augen die Schläfen massierte. Einen Augenblick lang wirkte sie viel älter als zweiunddreißig.

»Siehst du! Das machst du immer!« Isabella schnaubte wütend. »Sobald ich ernsthaft mit dir reden will, blockst du ab und schiebst Müdigkeit vor. Mir geht das wirklich auf die Nerven.« Sie setzte sich mit rascher Bewegung neben Elodie und griff nach ihrer Rechten, die noch immer die Schläfe massierte. »Elodie, rede mit mir! So geht das nicht weiter.«

Isabellas Griff hatte Elodie überrascht. Sie schaute sie ein wenig erschrocken an, nachdem sie ruckartig die Augen geöffnet hatte.

»Isa, mach keinen Aufstand! Ich bin wirklich müde. Schau, es sind doch nur noch drei Wochen, dann sind wir dort unten fertig und ich bin ein paar Tage zu Hause. Vielleicht können wir danach wegfahren. Du kannst dir ja schon mal was überlegen.«

»Ich soll mir was überlegen?« Isabella schüttelte den Kopf, als könne sie nicht fassen, was sie da hörte. »Genau das ist der Punkt. Du kommst und gehst. Ich bringe deine Sachen in Ordnung, du genießt hier das Wochenende und ich muss mich um alles kümmern. Sogar deine freien Tage muss ich planen. Und von wegen du bist manchmal wochenlang zu Hause. Wann warst du das letzte Mal länger als eine Woche hier? Letzten Herbst? Oder war es eher letzten Frühling?«

Elodie schaute Isabella blicklos an.

»Isa, ich kann doch auch nichts dafür. Sei froh, dass ich genügend Aufträge habe. Die bekommt man nur, wenn man wirklich gut ist. Sobald ich ablehne, bin ich draußen. Irgendwie müssen wir das alles hier schließlich auch bezahlen.« Sie nahm sich eine Schnitte und bestrich diese mit hastigen Bewegungen mit Butter.

Isabella nickte. »Klar müssen wir das! Ist dir schon mal aufgefallen, dass du dieses Haus unbedingt wolltest? Und überhaupt, du tust, als würdest du alles bezahlen. Ich verdiene immerhin auch und wir teilen alle Kosten. Also bitte, tu nicht so, als würde es uns ruinieren, wenn du mal einen Auftrag ablehnst.«

Elodie hatte sich inzwischen zwei Schnitten dick mit Wurst und Käse belegt. Sie stand abrupt auf, nahm den Teller, griff sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank und sagte: »Ich geh nach oben ins Büro. Ich muss noch ein paar Skizzen überprüfen.«

Sie verschwand, ohne sich umzublicken, aus der Küche.

»Elodie! Du kannst doch nicht einfach . . . Elodie!«

Doch Elodie konnte. Hinter ihr schlug die Tür hart ins Schloss.

Einen Moment lang saß Isabella wie versteinert da. Dann barg sie ihr Gesicht in den Händen und begann, heftig zu schluchzen. Wellen der Trostlosigkeit überliefen ihren Körper und sie weinte bitterlich. Schließlich richtete sie sich auf, schniefte, griff wütend nach einem Teller und warf ihn mit der Kraft der Verzweiflung an die Wand.

»Scheiße!«

Es krachte laut. Porzellansplitter flogen durch die Küche.

Isabella erhob sich wie in Trance. Noch immer schniefend wollte sie ein Taschentuch aus der Hosentasche nehmen. Ihre suchende Rechte griff ins Leere. Natürlich. Sie war noch immer im Rock. Sie atmete tief durch und nahm sich ein Taschentuch aus einer Küchenschublade.

Wieso bloß gingen ihre Gesprächsversuche mit Elodie in letzter Zeit immer so daneben? Wieso konnte man mit ihr einfach nicht mehr reden? Und was hatten sie früher miteinander geredet!

Isabella ließ sich kraftlos auf einen Stuhl sinken. Sie schniefte in das Taschentuch und schaute nachdenklich hinaus in den nunmehr in abendliches Halbdunkel gehüllten Garten.

Sie beide kannten sich seit beinahe sieben Jahren. Seit mehr als sechs Jahren wohnten sie zusammen. Eigentlich war zwischen ihnen immer alles gut gegangen. Sie hatten sich arrangiert. Elodie reiste von Auftrag zu Auftrag. Sie liebte ihre Arbeit inbrünstig. Wenn sie an den Wochenenden zu Hause auftauchte, war sie zwar erschöpft, aber meist glücklich über das Erreichte. Sie erzählte strahlenden Blickes von ihrer Woche und konnte Isabella immer mitreißen.

Isabella hingegen genoss es durchaus, unter der Woche allein zu sein, sich ihrer Arbeit als Speditionskauffrau zu widmen, oder auch ihren Hobbys. Sie konnte stundenlang selbstvergessen im Garten buddeln, kümmerte sich auch sonst um das Haus oder aber sie saß einfach nur auf der kleinen Terrasse und las, während ihr ein Glas Wein den Abend versüßte. Hin und wieder, wenn auch zunehmend seltener, traf sie ein paar Freundinnen zum Plausch im Café, sie gingen ins Kino oder saßen stundenlang in ihrer gemütlichen Küche herum, während Isabella kochte.

Sobald Elodie wieder zurück war, genossen sie gemeinsam das Leben. Sie wanderten gern, gingen zu Konzerten und Lesungen, machten Besorgungen in der Stadt und gingen anschließend essen. Manchmal verbrachten sie den Tag auch einfach nur im Bett.

Isabella seufzte. Sex. Das war nie ein Problem zwischen ihnen gewesen. Sie beide mochten es wild und leidenschaftlich. Und wenn sie es recht bedachte auch ziemlich oft. Die Wochenenden mit Elodie erschienen ihr stets wie ein kleiner Wellnessurlaub für Körper und Geist.

Sie lächelte bei diesem Gedanken, ertappte sich jedoch erneut bei einem tiefen Seufzer. Beides kam in letzter Zeit für ihren Geschmack ein wenig zu kurz. Wann hatten sie eigentlich das letzte Mal miteinander geschlafen? Vorletztes Wochenende? Oder war es gar schon vier Wochen her?

Isabella wusste es nicht. Alles, was sie wusste, war, dass es zwischen ihnen irgendwie nicht mehr funktionierte. Elodie war erschöpft und gereizt. Sie zog sich häufig in ihr Büro zurück, wo sie stundenlang über irgendwelchen Skizzen brütete.

Wenn Isabella sich ihr näherte, schien sie deren Liebkosungen zwar zu genießen, aber über ein paar Küsse und Zärtlichkeiten ging ihre Annäherung kaum noch hinaus.

Anfangs hatte Isabella versucht, Verständnis zu zeigen, doch in letzter Zeit war sie einfach davon genervt. Gern hätte sie ein klärendes Gespräch geführt, nur worauf das hinauslief, hatte sie heute Abend wieder gesehen.

Inzwischen war es in der Küche völlig dunkel geworden. Isabella stand auf und knipste das Licht an. Das gleißende Strahlen der Deckenleuchte blendete sie so stark, dass sie die Augen zusammenkneifen musste. Als sie schließlich wieder sah, griff sie sich Kehrschaufel und Besen und fegte die Scherben zusammen.

Der schöne Teller. Schade drum. Er konnte nun wirklich nichts dafür. Sie seufzte. Irgendetwas musste sie unternehmen. So konnte es nicht weitergehen.

Isabella räumte den Tisch ab. Sie hatte keinen Bissen gegessen. Ihr Magen fühlte sich an wie zugeschnürt. Sie schluckte. Ihre allwöchentlichen Streitigkeiten mit Elodie würden noch ihre Gesundheit ruinieren.

~*~*~*~

Später am Abend, nach einem ausgiebigen Bad und sinnlosem Zappen durch das unerquickliche Fernsehprogramm, betrat Isabella das Schlafzimmer im ersten Stock. Elodie lag bereits im Bett und atmete tief.

Ohne Licht anzumachen, tastete sich Isabella auf ihre Seite des Bettes. Eine Weile lag sie mit hinter dem Nacken verschränkten Armen da und beobachtete die wankenden fahlen Schatten, die langfingrig durch das Fenster nach ihr zu greifen schienen. Obwohl sie neben sich Elodies leises, gleichmäßiges Schniefen vernahm, fühlte sie sich seltsam verloren und allein. Sie spürte beinahe körperlich die Sehnsucht nach einer Berührung, nach menschlicher Haut, nach Geborgenheit. Schließlich, als diese Sehnsucht sie in ihrer Übermächtigkeit schier zu erdrücken schien, drehte sie sich nach rechts und kuschelte sich unter die Decke an Elodies warmen Körper. Immerhin waren sie ein Paar. Sie liebte Elodie und hatte ein Recht auf Nähe.

Elodie drehte sich, murmelte Unverständliches, schlang einen Arm um Isabella und atmete tief und gleichmäßig weiter.

Die Wärme und Geborgenheit dieser Umarmung beruhigten Isabellas aufgewühlte Nerven. Vielleicht würden sie morgen reden. Vielleicht reagierte sie einfach nur panisch. Das passierte schon mal. Alles würde gut werden. Sich an diesen Gedanken klammernd, fiel auch sie in tiefen Schlaf.

~*~*~*~

Als Isabella und Elodie am nächsten Morgen am Frühstückstisch saßen, plauderten sie miteinander, als hätte es die Auseinandersetzung am Abend zuvor nicht gegeben. Elodie erzählte von ihrer Arbeit und den damit verbundenen Schwierigkeiten. Am meisten machte ihr im Augenblick die Kälte zu schaffen, die ihr die Finger steif und die Kleidung klamm werden ließ, sodass sie nur unter größten Anstrengungen mit der Restaurierung einer wertvollen Marienstatue in einer kleinen bayrischen Dorfkirche vorankam. Doch die Zeit drängte, der nächste Auftrag wartete bereits.

Während Elodie erzählte, betrachtete Isabella sie gedankenverloren. Sie liebte diese Frau mit den warmen braunen Augen, die bei der Arbeit so gern Latzhosen und weiße Hemden trug. Diese Frau mit der kleinen Narbe über dem linken Auge, die ihr welliges braunes Haar stets zu einem losen Zopf gebunden trug, den Isabella nur allzu gern löste. Sie mochte diese kräftigen Hände, die, egal wie oft Elodie sie wusch, stets Reste von Farbe und Sandstein trugen, die oft irgendwo eine kleine Wunde hatten und häufig rissig vor Kälte waren.

Isabella starrte diese kräftigen rauen Hände an und fühlte, wie diese ihr zärtlich über das Gesicht strichen, wie sie ihren Körper liebkosten, der unter den Berührungen wohlig erschauerte.

»Was ist mit dir? Geht es dir nicht gut?«

Isabella schrak zusammen. »Was?«

Elodie schaute Isabella mit zur Seite geneigtem Kopf und gerunzelter Stirn an. Vor ihrem Mund schwebte ihre Rechte mit dem angebissenen Brötchen, mit der Linken hielt sie die Kaffeetasse umfasst.

»Geht es dir nicht gut? Du siehst irgendwie komisch aus.« Sie legte das Brötchen hin. »Habt ihr gestern eigentlich noch ein bisschen zusammengesessen?« Da Isabella nicht gleich reagierte, fügte sie hinzu: »Du und Beatrix und die anderen, meine ich. Wie viele waren eigentlich dort?«

Isabella löste ihren Blick von Elodies Händen und blickte ihr in die Augen, die dunkel und müde wirkten.

»Nein, ich war nicht mit Beatrix und den anderen zusammen. Es war irgendwie komisch. Ich hatte wirklich keine Lust darauf. Ich kenne die doch alle gar nicht. Und außerdem . . .«

Elodie horchte auf. »Du bist nicht mitgegangen? Wo warst du denn so lange? Du bist doch erst nach mir gekommen.«

»Och, ich hatte eine merkwürdige Begegnung. Da war so eine Verrückte in der Ausstellung . . .« Sie erzählte Elodie von ihrem seltsamen Zusammentreffen mit Lucinde Krieger.

Als sie geendet hatte, schüttelte Elodie belustigt den Kopf. »Du kannst Leute treffen! Ich muss jetzt aber was tun.« Sie stand auf.

Isabella schaute sie verwundert an. »Wo willst du denn hin? Ich dachte, wir machen uns einen schönen Tag. Das haben wir schon lange nicht mehr getan.« Sie griff nach Elodies Hand und küsste deren raue Innenfläche. Schelmisch lächelnd meinte sie: »Ich weiß schon gar nicht mehr, wie du dich anfühlst.«

»Mal sehen. Heute Nachmittag können wir vielleicht in die Stadt gehen, wenn du magst. Zuerst muss ich noch ein paar Fachbücher wälzen.«

Sie entzog Isabella ihre Hand und verschwand nach oben.

Ihr offensichtliches Desinteresse an Isabellas Alltag verblüffte diese derart, dass sie für den Moment zu keiner Reaktion fähig war. Als Elodie bereits verschwunden und sie selbst wieder aus ihrer Erstarrung erwacht war, hätte sie am liebsten laut geschrien, einen weiteren Teller an die Wand geworfen, noch lieber aber beides.

Da sie jedoch bereits am Abend zuvor nichts außer ein paar Scherben damit erreicht hatte, atmete Isabella tief durch und redete sich ein, dies sei nur eine kleine Krise, die nichts zu bedeuten hätte. Elodie war einfach völlig überarbeitet. Am besten war es wohl, ihr so viel wie möglich abzunehmen. Sie in Ruhe zu lassen und doch zu umsorgen. Nur noch dieser und der nächste Auftrag, dann würde sie ein paar Wochen frei haben. Dann konnten sie sich erholen und wieder zueinander finden.

Also erledigte Isabella alles, was im Haus an diesem Morgen noch zu tun war. Sie kochte mittags eine Kleinigkeit, rief Elodie zum Essen und war keineswegs verwundert, als diese ihr völlig in ihre Arbeit vertieft mitteilte, dass sie keinen Hunger hätte, dafür aber viel zu tun. Vielleicht sei sie ja am Nachmittag fertig. Sie würde Bescheid geben.

Auch der Nachmittag verrann, ohne dass Isabella Elodie zu Gesicht bekam. Schließlich, als es schon anfing zu dämmern, entschloss sie sich, nun doch die Initiative zu ergreifen.

Leise öffnete sie die Tür zu Elodies Büro. Beim Eintreten bot sich ihr ein schon mehr als gewohntes Bild. Elodie, in Jeans und dickem Pullover, saß tief über den Schreibtisch gebeugt. Um sie herum stapelten sich Bücher und Papiere wild durcheinander.

»Was hat diese hölzerne Jungfrau, das ich nicht habe?« Isabella beugte sich über Elodie und schmiegte den Kopf an ihre Wange. »Wie lange willst du denn noch über deinen Büchern hocken? Komm, lass uns wenigstens einen Spaziergang machen.«

Sie küsste Elodie zärtlich auf das Ohr, ließ ihre Zungenspitze spielerisch wandern und erreichte schließlich, was sie wollte.

Elodie klappte das Buch zu und blickte sie lächelnd an. »Du kannst wirklich überzeugend sein.« Sie drehte sich samt Stuhl um und umfasste Isabellas Hüften. »Ich könnte wirklich eine Pause vertragen. Gehen wir ein Stück?«

Isabella beugte sich nach vorn und gab ihr einen Kuss. Und dieser Kuss hatte es wirklich verdient, ein Kuss genannt zu werden.

Er begann mit einer gehauchten Berührung der Lippen, einer Ahnung möglicher Lust.

Isabellas Lippen berührten Elodies vollen, weichen Mund mit solch sanfter Begehrlichkeit, dass diese erschauerte, ihr Mund sich leicht öffnete, den zurückweichenden Lippen nachfolgen wollte, sie nicht mehr erreichte, ins Leere hauchte.

Noch ehe sich Enttäuschung breitmachen konnte, waren Isabellas Lippen zurück. Zart und doch fest berührten sie den wartenden Mund erneut, hatten jetzt jedoch die feuchte Zungenspitze als neugierige Begleiterin mitgebracht. Liebkosend umspielte diese die sanfte Wölbung von Elodies leicht geöffneten Lippen, kitzelte, neckte, forderte zum Spiel. Sie musste sich nicht lange um Aufmerksamkeit bemühen. Schon hatte sie eine willige Gefährtin gefunden, die mit ihr turtelte, tändelte, sie umgarnte, neckte.