cover

 

Axel Prahl präsentiert:

 

WILDE WELLE

 

Die besten Geschichten alter Kapitäne

 

Ausgewählt, eingeleitet und kommentiert von Axel Prahl

Aufgeschrieben von Stefan Kruecken

 

 

 

9438.jpg

 

WILDE WELLE

Die besten Geschichten alter Kapitäne

 

 

EDITION CAMPFIRE

 

 

 

Originalausgabe

Oktober 2014

Alle Rechte vorbehalten.

© 2014 by Ankerherz Verlag GmbH, Hollenstedt

 

Herausgeber: Axel Prahl

Texte: Stefan Kruecken, Axel Prahl

Umschlaggestaltung, Illustrationen und Satz: Henning Weskamp, Hamburg

Fotos: Stefan Kruecken

Reihengestaltung: Ana Lessing, Berlin

Herstellung: Peter Löffelholz, Berlin

eBook: Max Dombrowski, Berlin

 

Ankerherz Verlag GmbH, Hollenstedt

info@ankerherz.de

www.ankerherz.de

 

ISBN: 978-3-940138-92-7

 

»Wenn alles, was da lebt, nur lebt zumeist durch Wasser, so muss das Meer doch mehr sein als nur Meer.

Und wenn ich bin durchs Meer, so will ich dorthin gehen wohl, wenn ich dann gehen muss.«

 

Axel Prahl

DSC_0516.psd

MEINE LIEBSTEN GESCHICHTEN VON DER SEE

Axel Prahl liebt das Meer. Aufgewachsen an der Ostsee, verbindet ihn seit jeher eine Liebesbeziehung mit dem großen Blau. Warum das so ist? Eine Annäherung.

Als mich Stefan Kruecken, der Chef von Ankerherz, seinerzeit fragte, ob ich nicht Interesse hätte, Herausgeber dieses Buches zu werden, sagte ich sofort zu. Nicht nur, weil wir befreundet sind und mir die Arbeit seines kleinen, aber fe1nen Verlags so ausnehmend gut gefällt – denn seine Bücher sind allesamt liebevoll und aufwendig gestaltet und verarbeitet –, es waren vielmehr das Thema und der grundlegende Gedanke, der in diesem Buch steckt: die Liebe zum Meer.

Zunächst war es nur eine spontane Idee. Ebenso spontan schlug ich den Titel vor: »Wilde Welle«. Als ich mich dann konkreter mit der Materie beschäftigte, merkte ich bald, dass es gar nicht so einfach ist, aus all den Ankerherz-Geschichten über das Meer die besten herauszusuchen. Es sind einfach zu viele, und sie sind, in ihrer Art, auch zu unterschiedlich, um sie in einem Buch zusammenzufassen und ihnen trotzdem halb­wegs gerecht zu werden.

DSC_5638-Bearbeitet_GRAU.psd
DSC_5638-Bearbeitet_GRAU.psd

Also kaprizierten wir uns auf die Kapitänsgeschichten, um das Ganze zumindest thematisch etwas einzugrenzen. Da es aber auch sehr viele Kapitänsgeschichten gibt, zog ich es vor, mich mit Stefan zu verabreden, um gemeinsam die Texte auszusuchen, die in diesem Buch erscheinen sollen. Einer Art Besten-Auslese von Ankerherz.

Dazu hatte sich Stefan ein besonderes »Schmankerl« ausgedacht. Er charterte eine in Travemünde beheimatete Motorjacht, 42 Fuß (ca. 14,50 m) lang, einen wunderschönen Klassiker, der diese Bezeichnung auch in seinem Namen führt: Grand Banks 42 Classic. Bestückt mit zwei beeindruckenden Caterpillar-V8-Dieselmotoren, die satte 500 PS liefern. Dieses Prachtexemplar war 1978 unter dem Namen Jonny vom Stapel gelaufen.

Die Segler unter Ihnen mögen nun vielleicht die Nase rümpfen, aber bei diesem Schmuckstück aus den 1970er-Jahren, das mich irgendwie an den Film »Der Weiße Hai« erinnerte, geriet ich dann doch ins Schwärmen.

In der Kajüte duftete es anheimelnd nach Kaffee und Zigaretten, als wir an Bord kamen; der Himmel riss auf, und die Sommersonne warf ihre wärmenden Strahlen auf das Büchermeer vor mir auf dem Tisch. Stefan hatte sicherheitshalber doch noch mal alle für ihn in Frage kommenden Bücher mitgebracht. Vom Kochbuch »Kombüsengold« bis hin zu »Sturmkap«, dem Seefahrer-Klassiker, den ich seinerzeit als Hörbuch einlesen durfte. Die unglaubliche Reise des damals fünfzehnjährigen Hans Peter Jürgens, der einige Monate vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges auf einem Viermaster anheuerte, hat mich damals sehr fasziniert. Aus den sieben Monaten, die seine Reise dauern sollte, wurden sieben endlos scheinende Jahre voller Entbehrungen, aber auch voller Abenteuer. Ein Kapitel dieses Buches hatte mich dazu inspiriert, einen Song zu schreiben. »Reise, Reise, alle Mann an Deck« sollte er heißen. Ein paar Musikerfreunde halfen mir, das Stück mit einigen Instrumenten und einem kleinen Seemannschor in einem Homerecording-Verfahren aufzunehmen. Dann schlug ich Stefan vor, dieses Lied gemeinsam mit dem Hörbuch zu veröffentlichen, hatte aber leider versäumt, ihm den Titel mitzuteilen. So erschien dieser Song damals auf dem Hörbuch als »Sturmkap-Lied«.

Diese Version unterscheidet sich allerdings sehr von der 2011 veröffentlichten Fassung auf meiner CD »Blick aufs Mehr«, für die Danny Dziuk eine wunderschöne Ouvertüre schrieb und der Komposition ein neues, orchestrales Arrangement verschaffte.

Als die Musik der beiden V8-Dieselmotoren erklingt, die MS Jonny ablegt und wir gemächlich an der Viermastbark Passat vorbeiziehen, hatten Stefan und ich uns schon darauf geeinigt, dass wir auf dieser kleinen Schiffstour nicht nur die Auswahl der Geschichten treffen wollten. Auf unserem Ausflug von Travemünde nach Neustadt in Holstein, meinem Heimathafen, wollten wir auch meine Beweggründe und meine Motivation, ein solches Buch herauszugeben, erörtern, um aus den Resultaten dieses Gesprächs vielleicht ein kleines persönliches Vorwort zu verfassen.

»Du bist am Meer groß geworden?«, beginnt Stefan unser Gespräch, worauf ich ihm direkt ins Wort falle: »Das ist eine Frage, die kaum eine Zeitung oder Zeitschrift, kaum ein Radio- oder Fernsehsender, die mich interviewt haben, noch nicht verwurstet hat.«

Die schroffe Reaktion meinerseits tat mir anschließend sehr leid. Aber auf sehr, sehr häufig gestellte Fragen von Journalisten reagiere ich manchmal instinktiv etwas allergisch. Es wäre meines Erachtens auch anmaßend, mich wegen meiner Herkunft an der Ostseeküste als Fachmann für maritime Fragen aufzuspielen. Vielmehr beschäftigt mich die grundlegende Frage, die all diesen Geschichten innewohnt. Diesen Geschichten über das Meer, über die Seefahrt, über Seefahrer, die den Naturgewalten trotzen und die die unbezwingbar scheinenden Kräfte der Natur zum Kampf herausfordern – und koste es das eigene Leben! Was vereint sie?

Sie sind nahezu alle aus dem Holz des klassischen Dramas geschnitzt. Sie sprechen allesamt eine kaum zu zähmende, jahrtausendealte Sehnsucht des Menschen an. Seit den Anfängen der Geschichtsschreibung, seit den alten Ägyptern, den Griechen, den Römern hat sich daran nichts verändert. Ob Odysseus, Sir Francis Drake oder der Untergang der Titanic – die Seefahrt war, ist und bleibt ein Faszinosum.

Auch für mich!

Unsere Kapitänsgeschichten berichten aber nicht nur über Abenteuerliches oder gar Heldenhaftes – wobei mir an dieser Stelle gestattet sei anzumerken, dass ich mit der Begrifflichkeit »Held« so meine Schwierigkeiten habe. Sie berichten auch von globalen politischen und wirtschaftlichen Zusammenhängen. Welche Rohstoffe und Früchte, welches Gemüse oder Stückgut von wo nach wo geliefert wird. Welcher Hafen besser nur mit Begleitbooten der staatlichen Behörden anzulaufen sei oder in welchem Land man sicherheitshalber ein paar Euroscheine oder Dollarnoten als Bestechungsgeld parat halten sollte.

Hunderte solcher spannender Details haben Stefan Kruecken und seine Reporterkollegen in mindestens ebenso vielen Gesprächen mit Kapitänen und anderen Personen, die mit der Seefahrt zu tun haben, zusammengetragen. Sie schrieben darüber interessante, spannende und in jedem Sinne vielfältige Geschichten. Sie erzählen von Menschen höchst unterschiedlicher Natur, von würdevollen Kapitänen, aber eben auch von geckenhaften Gestalten. Von Aufschneidern, von Soldaten, Huren, von allem Möglichen, das die Menschheit zu bieten hat. Chinesen, Koreaner, Engländer, Griechen, Franzosen, Deutsche. Dieses pralle Leben in all seinen unterschiedlichsten Facetten, das vor meinem inneren Auge einen Bildersturm entfachte, ist es, der mich immer wieder fasziniert zu den Ankerherz-Büchern greifen lässt. Manche dieser relativ kurzen Geschichten hätten sicherlich das Potenzial, weitaus detaillierter erzählt oder gar zu einem Filmstoff verarbeitet zu werden. Aber die hier gewählte Erzählform hat auch seine Vorzüge! Sie ermöglicht dem Leser, die Lektüre in kleinen appetitlichen Häppchen zu sich zu nehmen, ohne die Gefahr, sich beispielsweise beim Schmökern unter der Bettdecke die Augen zu verderben.

Bisweilen zwingt die Form den Autor zwar, vermeintlich gewichtige Dinge oder gar eine lebensbestimmende Tragödie in einem Satz zusammenzufassen. Aber dieser eine Satz bietet dem Leser auch viel Platz für die eigene Phantasie und somit auch die Möglichkeit der Spekulation über einen tröstlichen Ausgang.

Viel Vergnügen bei der Lektüre dieses Buches wünscht …

herzlichst, Axel Prahl

DSC_0207_DUPLEX.psd