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Impressum

Axel Gutjahr, Benno Müller und Ina Müller: Einstieg in einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb

Copyright © 2014 Axel Gutjahr

Erschienen bei TUBUK digital

TUBUK digital ist ein Imprint der TUBUK GmbH

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Erlaubnis des Verlags wiedergegeben werden.

E-Book-Herstellung: Open Publishing GmbH

Covergestaltung: Ina Müller

Bildnachweis: Alle Bilder stammen von Axel Gutjahr, Ina Müller und Benno Müller

ISBN: 978-3-95595-044-6

Besuchen Sie uns auch im Internet: www.tubuk-digital.de

Einstieg in einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb

Marktchancen und Stolpersteine

von

Axel Gutjahr, Benno Müller und Ina Müller

Vorwort

Mit dem „Familienrat“ tagen

Die Auswahl der künftigen Betriebsform

Landwirtschaftliche Betriebsformen

Welche Betreibervarianten sind möglich?

Wo sind in meiner Region noch Marktnischen vorhanden?

Was gilt es bei der Auswahl der Produktionsrichtung noch zu beachten?

Rechtliche Voraussetzungen

Sind die Eigentumsverhältnisse „sauber“ geregelt?

Besteht bei der beabsichtigten Produktion Rechtskonformität zu den Regelungen des Natur-und Tierschutzes?

Was ist versicherungsrechtlich zu beachten?

Vorhandene Qualifikation

Verfügt man bereits über ein landwirtschaftliches Basiswissen?

Welche Möglichkeiten bestehen in der Region zur Weiterbildung beziehungsweise um sich Rat zu holen?

Meine Voraussetzungen

Materielle Voraussetzungen

Wie viel Fläche ist vorhanden?

Um welche bisherigen Nutzungsarten handelt es sich auf den Flächen?

Ist beabsichtigt, die Nutzungsarten der Flächen weitgehend beizubehalten?

Gehören zum künftigen Betrieb Teiche?

Wirtschaftsgebäude und/oder Ställe

Ist ein Büroraum vorhanden oder welcher Raum soll künftig als Geschäftszimmer dienen?

Sind bereits Tiere vorhanden?

Handelt es sich dabei unter den aktuellen Voraussetzungen um rentable Arten/Rassen?

Ist bereits Technik vorhanden?

Eigene Zugmaschine und Hänger – fast immer ein „Muss“ für den Landwirt

Familiäre und Arbeitskräftesituation

Wie viel Zeit steht tatsächlich für die tägliche Arbeit im Betrieb zur Verfügung?

Können/wollen Familienmitglieder im Betrieb mitarbeiten?

Wie und durch wen erfolgt die Vertretung bei Urlaub oder im Krankheitsfall?

Eigene finanzielle Situation

Wie sieht meine aktuelle Kapitaldecke aus?

Welche finanziellen Fördermöglichkeiten gibt es und welche Verpflichtungen erwachsen daraus?

Wer soll die Buchhaltung übernehmen?

Welche weiteren Voraussetzungen will ich noch schaffen?

Sollen künftig noch Flächen zugekauft/gepachtet werden?

Möchte man Flächen verpachten/tauschen?

Kann spezielle Technik im näheren Umkreis kostengünstig ausgeliehen werden?

Der künftige Absatz

Soll eine Direktvermarktung aufgebaut werden?

Erzeugerzusammenschluss und Betreiben eines gemeinsamen Hofladens

Das wertvollste Kapital

Die Produktion in kleineren Landwirtschaften

Künftiger Erzeugerschwerpunkt: Pflanzenbau

Wiesen- und Weidebewirtschaftung

Künftiger Erzeugerschwerpunkt: Tierische Produktion

Schafhaltung inklusive Weidewirtschaft

Ziegenhaltung inklusive Weidewirtschaft

Geflügelwirtschaft: Hühner, Gänse, Enten, Puten, Wachteln

Kaninchenhaltung

Schweinehaltung und deren Grenzen

Rinderhaltung sowie deren Grenzen und Chancen

Wildtierhaltung, eine interessante, lukrative Marktnische

Teichwirtschaft

Pferdehaltung

Bienenhaltung

Künftiger Erzeugerschwerpunkt: Gärtnerische Landwirtschaft

Obst- und Blumenanbau

Küchen- und Heilkräuteranbau

Künftiger Erzeugerschwerpunkt: Waldwirtschaft

Weihnachtsbaumkulturen

Holz als Verkaufsprodukt

Künftiger Erzeugerschwerpunkt: Agrartourismus

Vorwort

Der Entschluss künftig ein kleines landwirtschaftliches Unternehmen zu betreiben, kann viele Gründe haben. Möglicherweise hat man einen Landwirtschaftsbetrieb geerbt und möchte diesen weiterführen. Ebenso ist es denkbar, dass man bisher einen völlig anderen Job hatte und etwas Neues beginnen möchte. Vielleicht erfüllt man sich auch nur einen Kindheitstraum und will künftig als Landwirt auf eigener Scholle nach Herzenslust produzieren.

Dieses Buch möchte dazu beitragen, dass sowohl beim Einstieg in die Landwirtschaft als auch bei der Bewirtschaftung eines eigenen Hofes Fehler weitgehend vermieden werden. Darüber hinaus liefert das Buch einen Überblick über landwirtschaftliche Produktionsrichtungen, zeigt einige potenzielle Marktnischen auf, gibt Hinweise, wie man bereits vorhandene Voraussetzungen richtig beurteilen und Abläufe im eigenen Betrieb effizient gestalten kann.

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Schafhaltung - ein beliebtes Betätigungsfeld zahlreicher Kleinlandwirte

Mit dem „Familienrat“ tagen

Eine alte Weisheit besagt: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. In Anlehnung an diese Weisheit haben schon zahlreiche Menschen den Entschluss gefasst, künftig ein landwirtschaftliches (Klein)unternehmen zu betreiben. Diesen Entschluss sollte man selbstverständlich gut durchdenken und bestmöglichst vorbereiten. In den meisten Fällen stellt nämlich dieser Einstieg ein „Projekt für das gesamte weitere Leben“ dar. Das bedeutet auch, dass man sich von dem Betrieb normalerweise nicht so schnell und unproblematisch trennen kann, wie beispielsweise von einem alten Kleidungsstück.

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Der Einstieg in die Landwirtschaft ist ein „Projekt für das gesamte weitere Leben“

Außerdem hat es sich bewährt, einen derartigen Entschluss nicht allein zu treffen. Stattdessen ist es ratsam, im Vorfeld das geplante Projekt mit allen Familienmitgliedern ausgiebig zu diskutieren. Bei dieser Diskussion geht es nicht nur darum, die bloße Zustimmung von den Familienmitgliedern zu erhalten. Vielmehr sollten sich möglichst alle mit dem Vorhaben identifizieren, um den künftigen Landwirt erforderlichenfalls mit Rat und Tat zu unterstützen.

Im Rahmen einer solchen „Sitzung des Familienrates“ ist es außerdem sinnvoll, darüber zu reden, welche Veränderungen im Tages-/Wochenablauf entstehen werden und ob/wie sich bestimmte Pflichten und Aufgaben zeitlich sowie personell organisieren lassen. Sicherlich kann man bei diesem Gespräch nicht alle Aspekte berücksichtigen, aber die Schwerpunktthemen müssen dabei auf jeden Fall diskutiert werden. In diesem Sinne sollte das abschließende Gesprächsergebnis keinesfalls lauten „Kommt Zeit, kommt Rat“ oder „Das bekommen wir zu gegebener Zeit schon irgendwie hin“. Eine derartige, inkonsequente Herangehensweise kann schnell dazu führen, dass einem später die Probleme sprichwörtlichen „über den Kopf“ wachsen.

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Damit einem die Arbeit niemals über den Kopf wächst, sollte diskutiert werden, wie die Zeit von Arbeitsspitzen, beispielsweise bei der Heugewinnung, zu planen ist

Hinzu kommt dann oft noch, dass bei allen Familienmitgliedern die anfängliche Lust auf die landwirtschaftlichen Arbeiten schnell in Frust umschlägt. Diesbezüglich hat der Ausspruch „Wer schaffen will, muss fröhlich sein.“, den der Schriftsteller Theodor Fontane vor mehr als 100 Jahren formulierte, noch immer vollste Berechtigung. Dagegen wirkt sich Frust negativ auf die zwischenmenschlichen Beziehungen und die Arbeitsfreude aus. Das führt wiederum häufig zu einem Rückgang der Arbeitsleistung und damit oft auch zu einem schlechteren Gesamtergebnis des Betriebes.

Bei der Neugründung beziehungsweise Übernahme eines Betriebes kommt es nicht selten zu Fehleinschätzungen der Finanzsituation. In vielen Fällen wird man ein halbes Jahr keine Einnahmen realisieren, weil beispielsweise die Feldfrüchte so lange brauchen, bis sie die (Verkaufs)Reife erreichen. Für diese Zeitspanne sollte ein genügend großes finanzielles „Polster“ vorhanden sein. Aus diesem bezahlt man neben den Ausgaben für das tägliche Leben auch die anfallenden Kosten für Strom, Wasser, Tierarztrechnungen, Futtermittel, Dünger und Pflanzenschutzmittel. Außerdem ist es immer günstig, wenn bei der Planung dieses „Polsters“ ein Posten für Unvorhergesehenes integriert wurde.

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Bevor sich mit Feldfrüchten die ersten Gewinne erzielen lassen, vergeht oft ein halbes Jahr

Künftige Haupterwerbslandwirte, also Bauern, die den Großteil ihres Lebensunterhaltes im Betrieb erarbeiten möchten, sollten sich auch Gedanken über mögliche Rechtsformen machen. Wer diesbezüglich fachmännischen Rat benötigt, wendet sich am besten an einen Steuerberater, der sich mit der ländlichen Betriebswirtschaft auskennt. Von ihm lässt man sich die Vor- und Nachteile der einzelnen Rechtsformen erläutern. Falls einem danach die Entscheidung immer noch schwer fällt, kann man den Steuerberater fragen, welche Rechtsform er aufgrund der aktuellen Gegebenheiten sowie der geplanten Aktivitäten favorisieren würde. Die gewählte Rechtsform erweist sich oft als sehr wichtig, wenn man einen Kredit benötigt. So sind beispielsweise viele Banken schneller bereit, einem Einzelunternehmer einen Kredit zu geben als einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH). Dieses Geschäftsgebaren resultiert vor allem daraus, dass eine GmbH im Insolvenzfall nur mit ihrem Stammkapital haftet. Anders sieht es bei einem Einzelunternehmer aus. Bei Insolvenz würde er mit seinem ganzen Vermögen für alle Verbindlichkeiten des Betriebes haften. Im schlimmsten Fall könnte somit ein als Einzelunternehmer tätiger Haupterwerbslandwirt sogar sein gesamtes Vermögen verlieren. Aufgrund des soeben Dargestellten muss jedoch niemand verängstigt in die Zukunft blicken oder gar das angestrebte Projekt aufgeben. Im Gegenteil, durch eine sinnvolle, vorausschauende Planung und eine gut durchkalkulierte Finanzwirtschaft lassen sich die meisten Geldengpässe vermeiden.

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Durch eine gut durchkalkulierte Finanzplanung lassen sich Geldengpässe meist vermeiden

Die Auswahl der künftigen Betriebsform

Landwirtschaftliche Betriebsformen

Im Normalfall stellt jeder landwirtschaftliche Betrieb (also auch Kleinunternehmen, die im Mittelpunkt dieses Buches stehen) eine wirtschaftlich- technische Einheit dar. Diese verfügt über eine landwirtschaftlich genutzte Fläche und/oder einen Tierbestand. Die Fläche kann zur Erzeugung von klassischen Feldfrüchten, beispielsweise Getreide und Rüben, aber auch als Wiese beziehungsweise Weide sowie zum Anbau von Spezialkulturen (auch Sonderkulturen genannt) dienen. Solche Spezialkulturen sind unter anderem Tabak und Gemüse. Des Öfteren gehören zum landwirtschaftlichen Unternehmen auch ein paar Hektar Waldfläche. Diese Flächen können zur Versorgung der eigenen Wirtschaft mit Brenn- und Nutzholz dienen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, hochwertiges Stammholz zur Herstellung von Furnieren zu verkaufen. Neben der Erzeugung von Produkten kann man als Landwirt auch Dienstleistungen anbieten. So fungieren manche Betriebe als Lohnunternehmen, indem sie beispielsweise Ackerflächen für andere Landwirte bestellen oder deren Getreideernte durchführen. (Unabhängig von der Betriebsform, sind die meisten Landwirte auch an der Erzielung eines größtmöglichen Gewinns interessiert. Allerdings stellt Letztgenanntes kein zwingend notwendiges Kriterium für die Charakterisierung eines landwirtschaftlichen Betriebes dar. Dieser Aspekt wird später beim Thema „Hobbylandwirt“ ausführlicher erläutert.)

Die meisten landwirtschaftlichen Unternehmen sind als

strukturiert, wobei zwischen den einzelnen Formen oftmals fließende Übergange vorhanden sind.

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Landwirtschaftliche Betriebe besitzen zumeist Flächen und oft auch einen Tierbestand

Typische Pflanzenbaubetriebe konzentrieren sich im Wesentlichen auf die Erzeugung von Nahrungsmitteln und Futterpflanzen. Diese Betriebe sind bestrebt, die vorhandenen Standortfaktoren optimal zu nutzen, weil davon die Ertragshöhe in einem entscheidenden Maß abhängt. Zu diesen Standortfaktoren gehören unter anderem der Boden, die Lufttemperatur und die Dauer der durchschnittlichen Sonneneinstrahlung. Gleichzeitig sind gut arbeitende Landwirte aber auch darauf bedacht, keinen „Raubbau an der Natur“ zu betreiben, sondern einen nachhaltigen Anbau mit ressourcen- und umweltschonenden Maßnahmen durchzuführen. Beispiele hierfür sind ein sachgerechtes Düngungsmanagement und eine bedarfsgerechte Schädlingsbekämpfung.

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Gut arbeitende Pflanzenbauer sind stets darauf bedacht, keinen „Raubbau an der Natur“ zu betreiben

Die wichtigste und zugleich am häufigsten anzutreffende Bewirtschaftungsform stellt der Ackerbau dar. Neben dem Ackerbau wird häufig auch Grünlandwirtschaft betrieben, denn diese liefert in den meisten Fällen den Hauptteil des Futters für Wiederkäuer und Pferde. Bezüglich der angebauten Pflanzen, lässt sich tendenziell feststellen, je höher die Gewinnaussichten beziehungsweise die durchschnittlichen Verkaufspreise je Kilogramm oder Dezitonne sind, desto größer ist auch der zeitliche Arbeitsaufwand. Einen besonders hohen Arbeitszeitaufwand erfordert fast immer der Anbau von Spezialkulturen.

Tipp:

Den Anbau der pflanzlichen Kulturen sollte man stets nur auf wenige Arten beziehungsweise Sorten begrenzen. Dadurch spart man Zeit, weil sich die Bewirtschaftung effektiver als bei einer größeren Artenzahl gestalten lässt. Der Grundsatz, sich auf wenige oder gar nur eine Art(en)/Rasse(n) zu beschränken, gilt übrigens in analoger Weise auch für Tierproduktions- und Mischbetriebe.

Typische Tierproduktionsbetriebe konzentrieren sich auf die Erzeugung von (Tieren stammenden) Nahrungsmitteln, wie etwa auf Fleisch, Milch und/oder Eier. Ähnlich wie viele pflanzliche Erzeugnisse, erfahren später auch zahlreiche tierische „Ausgangsmaterialien“ eine Aufwertung, indem sie beispielsweise zu Wurst, Käse und Joghurt veredelt werden. Dagegen hat die Erzeugung von Wolle und Jungtieren für kleinere Betriebe zumeist keine oder nur eine untergeordnete Bedeutung.

Das Futter für die Tiere wird in reinen Tierproduktionsbetrieben zugekauft. Dabei bevorzugen die Landwirte normalerweise Pflanzen, welche aus der näheren Umgebung stammen und nicht genmanipuliert sind. Außerdem spielt bei derartigen Ankäufen der Preis, der für die Futterpflanzen gezahlt werden muss, eine wichtige Rolle.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Pflanzen- und Tierproduktionsbetrieben besteht darin, dass sich in letzteren bestimmte Arbeiten nicht verschieben lassen, beispielsweise das Tränken, Melken und Füttern der Tiere. Gleichzeitig stellt die Tierproduktion einen Job dar, der an 365 Tagen im Jahr den/die Landwirt(in) im vollen Umfang fordert. Das sieht in der Pflanzenproduktion etwas anders aus. Dort entstehen während der Bestellung und Ernte oft Arbeitsspitzen, aber dafür gibt es (vor allem) in den Wintermonaten auch Zeiten, in denen tage- oder wochenweise nur wenige oder gar keine Arbeiten anfallen.

Typische Mischbetriebe bestehen aus einer Tier- und Pflanzenproduktionsstrecke. Ähnlich wie in reinen Tierproduktionsbetrieben ist auch in Mischbetrieben der Arbeitsaufwand sehr hoch. Gleichzeitig erweist sich diese Bewirtschaftungsform ebenfalls als ein Job, der an 365 Tagen im Jahr den/die Landwirt(in) in vollem Umfang fordert. Die Ursache, weshalb sich Landwirte zumeist für einen Mischbetrieb und nicht für eine reine Tierproduktion entscheiden, sind die Futterkosten. In der Regel kaufen die Mischbetriebe den Großteil des Futters nicht zu, sondern produzieren diesen selbst. Dabei sind diese Betriebe häufig bestrebt, das Sommerfutter für Wiederkäuer und Pferde nicht erst zu mähen. Stattdessen bevorzugen sie eine weitaus effektivere Variante, indem sie die Tiere direkt auf den Weiden grasen lassen. Bildlich gesprochen, wächst den Tieren dort das Futter direkt ins Maul. Durch diese Haltungsform lassen sich Zeit, Geld und Arbeitskraft einsparen. Darüber hinaus wirkt sich der Weideaufenthalt vorteilhaft auf die Gesundheit und Vitalität der Tiere aus.

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Landwirt in einem Misch- und Tierproduktionsbetrieb ist ein 365-Tage-Job

Welche Betreibervarianten sind möglich?

Ein Kleinunternehmen lässt sich entweder als Hobby-, Nebenerwerbs-, Haupterwerbs- oder Vollerwerbsbetrieb bewirtschaften. Den Vollerwerbsbetrieb kann man dabei auch als eine Art „Spitzenform“ des Haupterwerbsbetriebs ansehen. Die Farbintensität im nachfolgenden Schema stellt den Einkommensanteil dar, den die einzelnen Betriebsvarianten normalerweise in ihren Unternehmen realisieren. (Je intensiver die Färbung, desto höher ist der landwirtschaftliche Einkommensanteil am Gesamteinkommen).

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Tendenz wie in den unterschiedlichen Betriebsforen das Einkommen ansteigt

Die Bestrebungen von Hobbylandwirten konzentrieren sich oftmals nicht auf das Erzielen eines Gewinns. Stattdessen steht für diese Landwirte häufig das Ausleben ihrer Passion im Mittelpunkt. Zu den Hobbylandwirten gehören beispielsweise viele Pferde- und Eselhalter. Sie investieren nicht selten überdurchschnittlich viel Zeit in die Pflege ihrer Tiere, indem sie diese beispielsweise täglich reiten und striegeln. Dabei handelt es sich nicht um Produktionsarbeiten, sondern um Hobbytätigkeiten. Anders sieht es aus, wenn Hobbylandwirte Futter anbauen und/oder Heu für ihre Tiere machen. Das sind echte Produktionsarbeiten, die helfen, den Geldbeutel zu entlasten. Allerdings wird dadurch noch kein Gewinn im eigentlichen Sinne erzielt. Im Gegenteil, nicht wenige Hobbylandwirte investieren jährlich mehr oder minder große Geldsummen in ihre Passion. Dazu gehören unter anderem Kosten für die Instandhaltung des Stalls und der Weidezäume, für den Hufbeschlag sowie für Ersatz/ Reparaturen verschlissener Materialien.

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Zur den Hobbylandwirten gehören viele Pferdehalter

Ein „fließender“ Übergang zum Nebenerwerbslandwirt wäre beispielsweise gegeben, wenn ein Hobbypferdehalter gelegentlich Reitstunden oder Kutschfahrten gegen Bezahlung durchführt. Damit kann er erste kleine Gewinne realisieren.

Nebenerwerbslandwirte sind Personen, deren außerbetriebliches Einkommen größer ist als das aus dem eigenen Unternehmen. Manchmal werden diese Landwirte mit Negativklischees belegt, wie etwa „Richtige Bauern arbeiten nicht im Nebenerwerb“. Aber solche Aussagen sind absoluter Unsinn. Im Gegenteil, vielerorts repräsentieren Nebenerwerbslandwirte sogar den Großteil der Landwirte und tragen erheblich zur bedarfsgerechten Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen Nahrungsmitteln sowie sonstigen landwirtschaftlichen Erzeugnissen bei.

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Es ist ein absoluter Unsinn, dass Nebenerwerbler keine richtigen Landwirte wären

Ganz grob lassen sich die Nebenerwerbslandwirte in zwei Gruppen unterteilen. Die Nebenerwerbslandwirte der ersten Gruppe gehen hauptberuflich einem anderen Job nach und kümmern sich erst nach Feierabend sowie an den Wochenenden um ihr Unternehmen. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit, die diese Nebenerwerbslandwirte in ihren Betrieb investieren, schwank zumeist zwischen 7 und 28 Stunden. Das wichtigste Motiv für ihre landwirtschaftlichen Aktivitäten besteht darin, sich ein „zweites Standbein“ zu schaffen. Dadurch erhalten sie eine größere finanzielle Sicherheit, falls ihr „erstes Einkommen“ einmal unerwartet wegbrechen sollte. Die zweite Gruppe der Nebenerwerbslandwirte umfasst vor allem rüstige Rentner und Ruheständlern. Deren Haupteinkommen stellen Renten und Ruhestandbezüge dar, die sie finanziell noch aufbessern möchten. Im Unterschied zu den Nebenerwerbslandwirten der ersten Gruppe steht den Rentnern und Ruheständlern fast immer ein deutlich größeres wöchentliches Zeitkontingent für ihre landwirtschaftlichen Aktivitäten zur Verfügung. Nicht selten wird dieses Zeitkontingent auch dazu genutzt, den Nebenerwerb mit einem Hobby zu kombinieren. Beispiele hierfür sind Rentner, die Rassekaninchen pflegen und sich gleichzeitig hobbymäßig in einem Zuchtverein engagieren. Mit den Spitzentieren ihrer Zuchten nehmen diese Rentner an Leistungsschauen und Ausstellungen teil. Parallel dazu schlachten sie diejenigen Exemplare, die für eine leistungsorientierte Weiterzucht untauglich sind. Anschließend erfolgt ein Verkauf des Fleisches und manchmal auch der Felle. Auf diese Weise realisieren die Vertreter der zweiten Gruppe Gewinne.

Haupterwerbslandwirte sind Personen, deren außerbetriebliches Einkommen kleiner ist als jenes aus dem eigenen landwirtschaftlichen Unternehmen. Zu den Haupterwerbsbetriebslandwirten gehören zahlreiche Menschen, die täglich/wöchentlich nur wenige Stunden einem anderen Teilzeitjob nachgehen und/oder auf Provisionsbasis arbeiten. Oftmals beträgt die Zeit, die Haupterwerbslandwirte in ihrem Unternehmen tätig sind, mehr als 30 Stunden pro Woche. Während dieser Zeit erfolgen sowohl die direkte Erzeugung von landwirtschaftlichen Produkten (wie etwa den Anbau von Kartoffeln) als auch vor- und nachbereitende (mit der Erzeugung jedoch in engem Zusammenhang stehende) Arbeiten, beispielsweise die Buchführung oder das Schreiben und Einholen von Angeboten. Falls das Einkommen zu 100% aus dem eigenen Unternehmen stammt, spricht man von einem Vollerwerbslandwirt.

Wo sind in meiner Region noch Marktnischen vorhanden?