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  Martin Gundlach (Hrsg.)– Wir waren immer viele! | Die geburtenstärksten Jahrgänge 1964–1967 werden 50– Mit Beiträgen von Michael Diener, Martin Dreyer, Martin Gundlach, Anke Kallauch, Torsten Hebel, Uwe Heimowski, Tamara Hinz, Hanspeter Hugentobler, Christoph Möller, Katrin Schäder, Ute Sinn, Reinhard Spincke, Kerstin Wendel, Doro Zachmann

SCM | Stiftung Christliche Medien

ISBN 978-3-7893-2105-4 (E-Book)
ISBN 978-3-7893-9670-0 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book:
CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

© 2013 SCM Collection im SCM-Verlag GmbH & Co. KG
Bodenborn 43 | 58452 Witten
Internet: www.scm-collection.de;
E-Mail: info@scm-collection.de

Soweit nicht anders angegeben, sind die
Bibelverse folgender Ausgabe entnommen: Neues Leben.
Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006
SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.
Weiter wurden verwendet:
Gute Nachricht Bibel, revidierte Fassung, durchgesehene Ausgabe in neuer
Rechtschreibung, © 2000 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Bildnachweis:
Foto von Martin Dreyer: Michael Englert
www.michael-englert.com

Umschlaggestaltung: Christina Custodis
Titelbilder: privat; thinkstockphotos.com/iStockphoto; shutterstock.com/R-studio; shutterstock.com/Picsfive
Satz: Philipp Alexander

Inhalt

Vorwort

„Der Pillenknick kommt in die Jahre!“

Tamara Hinz

„Heute weiß ich’s besser“

Uwe Heimowski

Mittendrin – und schon ein bisschen weiter

Michael Diener

„Nomen est Omen“

Doro Zachmann

„Ich will das Leben als Fest feiern“

Katrin Schäder

Neugierig bleiben, Neues probieren, das Leben genießen

Martin Gundlach

„Ich liebe meinen ganz normalen Alltag!“

Martin Dreyer

Alles ein Geschenk

Christoph Möller

Zwischen „No future!“-Punk und „Jesus lebt!“

Ute Sinn

„Ich freue mich sehr an meinem Leben!“

Reinhard Spincke

„Mutig die Dinge anpacken, die Gott mir vor die Füße legt“

Kerstin Wendel

Lust auf Leben

Hanspeter Hugentobler

Angekommen, wo ich hingehöre

Anke Kallauch

Gut investierte Zeit

Torsten Hebel

Der Traum ist noch lebendig

Vorwort

„Der Pillenknick kommt in die Jahre!“

Wir werden 50. Wir sind definitiv nicht mehr jung, fühlen uns (zumindest an den meisten Tagen) aber auch noch nicht alt.Nicht mehr jung, aber auch noch nicht alt. Wir haben eine Menge Lebenserfahrungen im Reisegepäck, aber sind durchaus noch nicht satt und zufrieden. Wir haben unsere Wehwehchen, aber wir leben noch ganz aktiv! Wir wollen noch etwas bewegen, aber nicht mehr die ganze Welt retten.

Wir werden 50. Das ist für die meisten von uns schon nach der Mitte. Es wird uns bewusst, dass unser Leben endlich ist. Wir wollen mit unserer zweiten Hälfte etwas Sinnvolles gestalten, die Zeit nicht vertrödeln oder mit unnützen Dingen vertun. Wir müssen uns nicht mehr beweisen, wie mit 30 oder 40. Etwas Gelassenheit ist schon gewachsen, auch wenn es diesbezüglich noch Spielraum nach oben gibt …

Wir werden 50. Manches ist geschafft. Aus der Kleinkinderphase sind die meisten von uns raus, die ersten erwarten schon ihre Enkel. Beruflich ist für viele von uns die Bahn gelegt. Manches läuft gut, vieles werden wir aber auch nicht mehr erreichen. Das enttäuscht uns manchmal und entspannt uns oft, wir müssen nicht mehr tausend Entscheidungen treffen. Meistens fühlen wir uns gut dabei, angekommen zu sein. Aber manchmal wünschen wir uns auch wieder Aufbruch, Neues, Wagnis, Risiko …

Wir werden 50. Und mit uns viele andere. Sehr viele. Wir sind die geburtenstärksten Jahrgänge in diesem Land, das hat uns unser Leben lang begleitet. Überfüllte Schulklassen und Hörsäle, schlechte Prognosen bei der Jobsuche.Rente: Blankes Entsetzen! Und im Hinblick auf die Rente: Blankes Entsetzen bei allen Experten darüber, wie man so viele einigermaßen anständig durchfüttern soll. Das schockt uns nicht, wir sind es gewöhnt, das Problem zu sein. Das hat uns stark gemacht im Improvisieren. Und irgendwie ist es dann doch am Ende immer einigermaßen gut gegangen.

Wir werden 50. Unsere Naivität haben wir verloren, auch unseren naiven Glauben. Aber viele von uns haben sich an einen neuen Glauben herangekämpft, an einen zweiten Glauben, der erwachsene und desillusionierte, aber doch auch kindliche und vertrauende Züge in sich vereint. Wir sind eine Generation, aber jede und jeder von uns hat eine eigene Geschichte. Und diese Geschichten erzählen wir auf den folgenden Seiten.

Vierzehn Frauen und Männer öffnen zu ihrem Fünfzigsten ihr Herz und ihren Erfahrungsschatz und teilen ihn. Das sind wertvolle Geschenke, für die ich mich an dieser Stelle sehr bedanke. Ganz unterschiedliche Biografien, und doch so viele Schnittmengen.

Ihnen allen viel Spaß beim Lesen!

Martin Gundlach

„Heute weiß ich’s besser“

Tamara Hinz über Kaffeekränzchen und häkelnde Fünfzigjährige, Lebensleichtigkeit und sorglose Tiefgänger.

Tamara Hinz

Tamara Hinz lebt mit ihrem Mann und drei von vier (fast) erwachsenen Kindern in Schwalmtal am Niederrhein. Sie ist freie Mitarbeiterin beim SCM Bundes-Verlag und hat neben etlichen Zeitschriftenartikeln auch einige Bücher veröffentlicht. Darüber hinaus arbeitet sie als Referentin und bietet Vorträge und Seminare zu Lebens- und Glaubensfragen an.

F ünfzig, fünfzig, fünfzig, FÜNFZIG, fünfzig – je öfter ich dieses Wort schreibe, umso merkwürdiger sieht es aus. Je öfter ich darüber nachdenke, dass dieses Wort in diesem Jahr auch etwas mit mir zu tun hat, umso merkwürdiger fühlt es sich an.

Als Jugendliche waren die Frauen in den Fünfzigern für mich eine Einheitsmasse von Kaffeekränzchen haltenden Damen. Die fromme Variante hockte meiner Vorstellung nach in gähnend langweiligen Frauenstunden zusammen, wurde vom Pastor mit einer Andacht bespaßt und häkelte derweil kleine Scheußlichkeiten. Fünfzigjährige tragen Faltenröcke und häkeln.Zu deren Kauf wurde die Gemeinde dann zwangsverpflichtet, damit der Erlös armen Waisenkindern auf einem entfernten Kontinent zugutekommen konnte. Mit Strickpullovern und Faltenröcken angetan, steckten die Damen ihre grauen, mit kleinen Dauerwellenlöckchen gekrönten Häupter zusammen, um sich über Belanglosigkeiten zu unterhalten. Was sollte es in diesem Alter auch noch Wichtiges zu bedenken und zu diskutieren geben? Game over – das war für mich sonnenklar!

Als meine Freundin Anfang zwanzig mit einem ganzen Trupp Gleichaltriger samt Eltern einen Strandurlaub machte, kommentierte sie hinterher: „Angezogen sehen die Oldies ja eigentlich alle noch ganz passabel aus – aber du müsstest die Frauen mal im Bikini sehen …“ Dabei verdrehte sie die Augen und zog ein Gesicht, als erzeuge allein die Erinnerung an diesen unsäglichen Anblick ihr sofortigen Brechreiz.

Tja – und plötzlich habe ich die Seiten gewechselt. Ich weiß zwar auch nicht genau, wie das passieren konnte, aber auf einmal gehöre ich zu denen, die von Jüngeren mit abschätzigen Blicken gescannt werden mit dem Ergebnis: „Die ist längst ausgemustert.“ Wenn mein Konterfei irgendwo erscheint, werde ich mich wohl daran gewöhnen müssen, dass der Anblick den Betrachter immer öfter zu dem teilnahmsvollen Kommentar verleitet: „Das muss mal eine sehr schöne Frau gewesen sein.“ Vergangenheit eben. „Das ist ja richtig gruselig.“Und Sex? Als ich mit meiner Tochter kürzlich einen Film anschaute, in dem sich ein Ehepaar in den Fünfzigern (man stelle sich das mal vor!!) ebendiesem Vergnügen hingab, war der einzige Kommentar der jugendlichen Schönheit: „Das ist ja richtig gruselig.“ GRUSELIG hat sie gesagt. Da wissen Sie aber Bescheid! Wenn Ihr Partner also demnächst zu Ihnen sagt: „Schatz, ich muss dir unbedingt etwas erzählen! Heute Nacht hat’s mich mächtig gegruselt“, dann sollten Sie hellhörig werden. Zumindest dann, wenn Sie nicht dabei waren …

Ein sorgloser Tiefgänger

Ein gewisser Humor scheint mir vonnöten, wenn man sich mit der Tatsache auseinandersetzen muss, nun schon ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel zu haben. Und das ist ein Fazit, welches ich aus den letzten fünfzig Jahren meines Lebens ziehe: Mit Humor und einer Portion Lebensleichtigkeit lassen sich viele Situationen besser bewältigen, als wenn ich mich an den unzähligen No-Gos des Lebens wund reibe. Dabei bin ich von meinem Naturell her notorischer Grübler, permanenter „Sich-Sorgen-Macher“ und bekennender Tiefgänger. Letzteres bin ich wirklich aus Überzeugung. Denn ich glaube, dass ein reflektierter Umgang mit uns selbst und dem, was uns zutiefst bewegt, dazu führt, dass wir authentischer werden und zum Eigentlichen vordringen. Wie viele Problemlösungen bleiben an der Oberfläche, wie viele Wachstumsimpulse werden im Keim erstickt, weil wir uns nicht die Mühe machen, ein bisschen tiefer zu graben, um zu dem vorzudringen, was wir hinter unserer tollen (frommen) Fassade eigentlich denken, eigentlich fühlen und was uns wirklich antreibt. Und wie viele Konflikte im Miteinander werden nie richtig gelöst, weil wir immer nur auf der Sachebene hängen bleiben und das eigentliche Thema – unsere Empfindlichkeiten, unsere Wunden und Verletzungen – nie zur Sprache kommt.

Tiefgänger will ich also bleiben. Aber die Negativseite des Tiefgängers Tiefgänger will ich bleiben.– sein Grübeln, sein Sorgen und seine Schwarzseherei – will ich, soweit mir das möglich ist, mit 50+ ablegen.

Denn rückblickend stelle ich fest: Ich habe mein Leben durch dieses ängstliche In-die-Zukunft-Blicken häufig unnötig beschwert und mich selbst oft mehr belastet, als mir gutgetan hat. Irgendwie kommt doch alles anders.Wie oft habe ich mir stundenlang Sorgen und Gedanken um eines meiner Kinder gemacht, nur um dann festzustellen: Irgendwie kommt doch alles anders und häufig viel besser, als von mir befürchtet. All meine quälende Grübelei war umsonst und hat mir unnötigerweise meine Lebensfreude geraubt.

Manchmal traf das Befürchtete allerdings auch mit all seiner Schwere ein. Aber rückblickend kann ich sagen: Wenn es soweit war, wuchs mir immer auch die Kraft zu, durch diese Krisen hindurchzukommen. Jesus hat eindeutig recht (wen wundert’s) wenn er sagt: „Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern? Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selber sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage“ (Matth. 6,27.34). Das habe ich mittlerweile wirklich verstanden und will mich im Laufe meines weiteren Lebens darin üben, ein sorgloser Tiefgänger zu werden. Ich möchte lernen, Situationen, die mich belasten, direkt in ein Gebet zu verwandeln und auf Jesus zu werfen, um mich nicht in unnützer Grübelei zu verheddern. Eigentlich sollte man meinen, ein halbes Jahrhundert müsse reichen, um die Nummer mit dem „Sorgen-Abgeben“ drauf zu haben, aber ich werde wohl noch ein paar Jährchen brauchen. Was soll’s: Mein Entschluss steht fest, mich die restliche Wegstrecke meines Lebens nicht mehr mit unnötigem Ballast abzumühen.

Die für mich erstrebenswerte Leichtigkeit des Lebens hat aber auch etwas mit der Fähigkeit loszulassen zu tun. Früher glaubte ich mich verantwortlich für das Wohlergehen eines jeden um mich herum, habe mir damit unglaublich viele Lasten aufgeladen und fühlte mich entsprechend schuldig, Heute bin ich wesentlich demütiger geworden.wenn sich die Dinge im Leben des anderen trotzdem nicht zum Guten entwickelten. Heute bin ich da wesentlich demütiger geworden. Ich weiß eben nicht, was das jeweilig Beste für einen anderen Menschen ist und traue und mute dem anderen zu, mit Gottes Hilfe seine Probleme selbst zu lösen.

Ich bin o. k. – du bist o. k.!

Die Fähigkeit, den anderen loszulassen, hat auch mit der gewachsenen Erkenntnis zu tun, dass es mehr als eine Möglichkeit gibt, das Leben zu gestalten. Für unzählige Situationen im Leben reichen die Schubladen „richtig“ und „falsch“, „schwarz“ und „weiß“ oder „gläubig“ und „ungläubig“ nicht aus. Viele Themen müssen erst einmal in die Zwischenablage, hängen monatelang mit dicken Fragezeichen versehen an der Pinnwand oder fliegen Zeit unseres Lebens wie lose Zettel irgendwo im Haus herum. Mit vielen Menschen und ihrer Art zu leben kommen wir nur zurecht, wenn wir aufhören, sie und ihren Lebenswandel in Schubladen zu stecken, wenn wir unsere moralinsaure (fromme) Besserwisserei einstellen und den anderen einfach nur annehmen und lieben, wie er ist.

Das gilt für das Große und Ganze, aber auch für den kleinsten Lebenskreis, meine Ehe und Familie. Wie viel Zeit haben mein Mann und ich in der ersten Lebenshälfte damit vergeudet, gegeneinander anzukämpfen, den anderen zu erziehen, ihn zurechtzubiegen und ihn davon zu überzeugen, dass das eigene Denken, die eigene Vorgehensweise und die eigenen Reaktionsmuster die weitaus besseren seien und der andere genauso zu handeln habe wie man selbst. Wie viel Enttäuschung gab es da, wie viel Streit oder unterschwellige Aggression und wie viel versteckte Manipulation. Inzwischen weiß ich, dass dieser Versuch, den anderen zu dominieren oder zu kontrollieren tödlich ist für eine Beziehung, in der Entfaltung und Freiheit aller Beteiligten vorherrschend sein sollte. Erziehen? Tödlich für eine Beziehung.Es ist wesentlich zielführender, diese Energie in die eigenen Veränderungsprozesse zu stecken und den anderen freizugeben, seinen eigenen Weg zu finden. Klingt nicht besonders spektakulär, hat bei uns aber doch zu einer starken Veränderung geführt. Unsere Liebe und unser Zusammensein ist nun weniger symbiotisch, weniger von ungesunder Bindung, dafür von mehr Freiheit und einer wohltuenden Zurückhaltung dem anderen und seinem Leben gegenüber gekennzeichnet. Interessanterweise hat dieser Veränderungsprozess keinesfalls zu einer Entfremdung zwischen uns geführt, sondern unsere Beziehung ist stärker und erfüllter denn je. Gemeinsam gehen wir in eine Richtung: zwei in sich vollständige Personen mit eigenem Denken, Fühlen und Handeln. Wir bieten dem anderen unsere Ergänzung an, freuen uns daran, wenn wir ihn dadurch fördern und unterstützen können, aber akzeptieren auch, wenn er diese Ergänzung und Unterstützung für sich als nicht passend empfindet. Freiraum und Akzeptanz sind die großen Stichworte unserer reifer werdenden Ehe!

Freiraum und Akzeptanz sind darüber hinaus die Stichworte unserer Familie, in der die Kinder nun erwachsen Freiraum und Akzeptanz.sind und nach und nach das Haus verlassen werden. Da gibt es viel Gutes, viel positive Entwicklung und ganz viel Starkes. Da gibt es etliche Situationen, in denen ich einfach mal kurz erwähnen muss, Ich will mich weniger einmischen.dass dieser wunderbar kompetente Mensch mein Sohn oder meine Tochter ist. Da gibt es aber natürlich auch Entwicklungen, die mir gar nicht gefallen und Tendenzen, die mir Bauchschmerzen bereiten. Und auch hier muss ich lernen, mich weniger einzumischen, mich zurückzuhalten, dem „Kind“ seine andere Lebensführung zuzugestehen und loszulassen.

Saat und Ernte

Auf unserem Lebensacker ernten wir nun, was wir in den letzten Jahrzehnten gesät haben. Diese Erkenntnis ist nicht immer nur angenehm. Haben wir kaum in Beziehungen investiert, spüren wir jetzt vielleicht schon, wie sich Einsamkeit, Isolation und fehlende Freundschaft anfühlten. Haben wir uns und unsere Bedürfnisse stets vernachlässigt, spüren wir jetzt die nicht mehr wiedergutzumachenden Folgen dieser Selbstausbeutung. Haben wir unser geistliches Leben nicht gut genährt, sind die Früchte, die wir heute hervorbringen, klein, unterentwickelt und ohne jeden Geschmack. Waren wir im Umgang mit anderen Menschen sehr hart, gesetzlich und kompromisslos, trifft uns diese Unbarmherzigkeit angesichts unseres eigenen Versagens jetzt umso härter. Die Erkenntnis: Ich habe den Boden meines Lebens nicht gut beackert und habe fehlendes Wachstum und faule Früchte selbst zu verantworten, ist bitter und heilsam zugleich. Bitter, weil sich manches tatsächlich nicht mehr rückgängig machen lässt und sich nun wie Unkraut schnell und unkontrolliert ausbreitet. Heilsam, weil diese Erkenntnis uns zum Innehalten und zur Umkehr motivieren kann. Denn noch sind die geistigen, seelischen und körperlichen Kräfte da, um Unkraut auszureißen, Schädlingsbekämpfung zu betreiben, Radikalschnitte vorzunehmen, giftige Pflanzen zu entfernen und noch einmal ganz neu auszusäen. Das Bewusstsein der begrenzten Zeit mahnt aber auch: Jetzt ist es allerhöchste Zeit! Das, was jetzt nicht verändert wird, werden wir mit ins Alter nehmen und was jetzt im Herbst nicht ausgesät wird, wird die Kälte des Winters wohl kaum überstehen.

Aber viel öfter erlebe ich, dass all das Gute, was gesät wurde, nun aufblüht und bereits erste Früchte trägt. In meinem Lebensgarten gibt es inzwischen viel Schönes zu bestaunen: wachsende Gelassenheit, die fähig ist, Erste Früchte!das Leben so zu nehmen, wie es kommt. Eine größer werdende Authentizität, die sich nicht scheut, auch den Schmerz und all die No-Gos im eigenen Leben zu benennen, statt sie zu verdrängen oder schönzureden. Ein Ja zu mir und meinem Leben, das Mut macht, den eigenen Weg zu gehen und ganz bei mir selbst zu bleiben. Eine stetig zunehmende Liebe zu Jesus und ein dankbares Staunen über all das, was er in meinem Leben bereits geheilt und verändert hat.

Wie viel habe ich in meinen Lebensgarten investiert, wie oft habe ich meinen Lebensboden beackert und umgegraben, bin Wagnisse eingegangen, habe Ich fühle mich so wohl wie nie zuvor.manchmal sehr schmerzhafte Prozesse ausgehalten, bis das Neue dann endlich Wurzeln geschlagen hat. Die Früchte all dieser manchmal recht mühsamen Arbeit darf ich jetzt bereits ernten und fühle mich mit mir selbst, meinem Leben und meiner Gottesbeziehung so wohl wie nie zuvor.