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Pete Hackett

Der Kopfgeldjäger #76: Reite, McQuade - und rette Matt Manning: Erster Teil

Cassiopeiapress Western





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Der Kopfgeldjäger Band 76:

Reite, McQuade, und rette Matt Manning (Teil 1)

Western von Pete Hackett

 

Pete Hackett Western - Deutschlands größte E-Book-Western-Reihe mit Pete Hackett's Stand-Alone-Western sowie den Pete Hackett Serien "Der Kopfgeldjäger", "Weg des Unheils", "Chiricahua" und "U.S. Marshal Bill Logan".

 

Ein CassiopeiaPress E-Book

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© der Digitalausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

www.postmaster@alfredbekker.de

 

Der Umfang dieses Ebook entspricht 47 Taschenbuchseiten.

 

 

1

Es war die Zeit des Sonnenuntergangs, als McQuade vor dem Sheriff’s Office in Tucson den Falben zügelte und absaß. Er führte ein weiteres Pferd an der Longe, über dessen Rücken die Leiche eines Mannes hing, die der Kopfgeldjäger mit einer Plane abgedeckt hatte.

McQuade war verstaubt und verschwitzt, von den Schultern seines langen, braunen Mantels und von der Krempe seines schwarzen Stetsons rieselte feiner Staub, als er sich bewegte. Er zog den Falben zum Hitchrack und schlang lose den langen Zügel um den von der Witterung glatt geschliffenen Querbalken.

Einige Menschen näherten sich schweigsam und musterten den großen, hageren Mann mit dem hohlwangigen Gesicht, den tagealten Bartstoppeln auf Kinn und Wangen und den entzündeten Augen mit einer Mischung aus Abscheu, Widerwillen und Verachtung aber auch Ehrfurcht und Zufriedenheit. Sein Job erregte in ihnen die zwiespältigsten Gefühle. Sie wussten, dass er Männer jagte, die vom Gesetz gesucht wurden und für deren Ergreifung oftmals hohe Prämien gezahlt wurden. Es waren Kerle, die im Land für Angst und Schrecken sorgten und die man gerne hinter Schloss und Riegel oder sechs Fuß unter der Erde wusste. Dafür sorgte McQuade dort, wo das Gesetz versagte. Die Steckbriefe legitimierten ihn – sein Gesetzbuch war der schwere, langläufige Coltrevolver. Aber an seinen Händen klebte Blut, und das machte ihn zum Außenseiter in einer Gesellschaft, in der Gottesfürchtigkeit und Achtung des von Gott geschaffenen Lebens eines der obersten Gebote waren. Eine oftmals doppelzüngige Moral …

Gray Wolf, dessen Fell ebenfalls vom Staub verklebt war, legte sich neben dem Haltebalken auf den Boden und bettete seinen mächtigen Schädel zwischen die Vorderläufe. Reglos daliegend beobachtete der graue Wolfshund die Menschen, die sich in einem Halbkreis zusammenrotteten.

McQuade hängte den Hut an das Sattelhorn, ging zu einem Tränketrog etwas abseits, beugte sich darüber und wusch sich Staub und Schweiß aus dem Gesicht. Als er sich mit dem Halstuch abtrocknete, vernahm er hinter sich das Mahlen von Ledersohlen im Staub und er drehte sich um. Es war ein Gehilfe des County Sheriffs, der zwei Schritte vor McQuade stehen blieb und sagte: „Guten Abend, McQuade. Sie bringen Steward Moss zurück. Wo haben Sie den Halunken erwischt?“

„Unten, im Süden, genauer gesagt in den Santa Rita Mountains. Er wollte nach Mexiko. Ich habe ihn vor zwei Tagen, am Morgen, eingeholt und gestellt. Er zog es vor, im Kampf zu sterben.“

„Ja, man riecht deutlich, dass er schon längere Zeit tot ist. Moss hatte nichts zu verlieren, denn hier in Tucson hätten wir ihn aufgehängt. Er war ein niederträchtiger Mörder und der Strick ist die Antwort auf derlei Verbrechen. In Ordnung, McQuade, ich habe ihn identifiziert und werde einen Bericht verfassen. Die achthundert Dollar Kopfgeld erhalten Sie, sobald Troy Howell in die Stadt zurückgekehrt ist.“

„Wo ist der Sheriff?“, erkundigte sich McQuade.

„Er ist mit einem Aufgebot hinter Matthew Manning her. Manning hat zwei Männer erschossen und ist dann abgehauen.“

McQuade Stirn legte sich in Falten. „Manning“, sinnierte er halblaut. „Matt Manning – heißt nicht so der Mann, der vor ungefähr drei Monaten ein Transportunternehmen gegründet hat?“

Der Deputy nickte. „Genau der ist es. Weiß der Henker, welcher Teufel ihn geritten hat, als er auf Adkins und McClam seine Schrotflinte leer schoss.“ Jetzt zuckte der Sheriffsgehilfe mit den Achseln. „Wenn Troy ihn zurückbringt, wird er sicherlich herausfinden, warum Manning die beiden umlegte. Und dann wird sich herausstellen, ob er aus niedrigen Beweggründen oder in Notwehr feuerte.“

„Gut“, sagte McQuade mit staubheiserer Stimme, „dann übergebe ich Ihnen hiermit den Leichnam von Steward Moss, Deputy. Howell soll mich informieren, wenn ich mir den Scheck abholen kann.“

McQuade ging zu seinem Pferd, setzte seinen Hut auf, löste den Zügel des anderen Tieres von seinem Sattelhorn, band den Falben los und führte ihn am Zaumzeug davon, in Richtung Mietstall, der nicht weit von Maria Alvarez’ Boardinghouse entfernt lag. Gray Wolf erhob sich fast widerwillig, schüttelte sich den Staub aus dem Fell und trottete hinter seinem Herrn her.

Als McQuade das Office des Town Marshals passierte, trat dieser auf den Vorbau, ging bis zum Geländer und legte die Hände darauf. „Hallo, Wes“, grüßte McQuade, tippte mit dem Zeigefinger seiner Rechten gegen die Hutkrempe und lenkte seine Schritte auf das Office zu. „Ich habe Steward Moss zurückgebracht.“

„Ist er tot?“

„Er wollte sich nicht ergeben.“

„Also tot“, konstatierte McQuades väterlicher Freund, als der Kopfgeldjäger einen Yard vor dem Vorbau anhielt. „Nun, auf dem Steckbrief stand tot oder lebendig, und Moss hat wohl die Kugel dem Strick vorgezogen.“ Wes Rafferty zeigte nicht die Spur einer Gemütsregung.

„Eine schnelle Kugel ist gnädig“, knurrte McQuade, „der Tod am Strick hingegen ist kläglich. – Ein Deputy Howells hat mir eben erzählt, dass Matt Manning zwei Männer erschossen hat. Ich kenne Manning nicht persönlich, weiß aber, dass er vor einem Vierteljahr etwa ein Fuhrunternehmen gründete.“

McQuades Brauen hoben sich ein wenig. „Interessant.“

Wes Rafferty brach ab, ließ seinen Blick in die Runde schweifen, und als er sich sicher sein konnte, dass niemand außer McQuade hören konnte, was er sagte, fuhr er fort: „… dass der Tucson-Ring die beiden Schießhunde zu Manning schickte, um ihm nachhaltig klar zu machen, dass er nur als Mitglied des Rings hier in der Stadt einen Fuß auf die Erde bekommt.“

„Vor dem Hass und der Rachsucht dieser Leute wirst du niemals sicher sein, mein Junge“, murmelte Rafferty. „Bisher hatte niemand eine Chance, der sich mit dem Ring angelegt hat. Und auch Manning hat keine Chance.“

„Ich glaube nicht, dass irgendjemand danach fragen wird“, prophezeite der Town Marshal und verlieh dabei seiner Stimme einen grimmigen Klang. „Was Troy Howell anbetrifft, so hat er dem Ring nicht viel entgegenzusetzen. Und die Gesellschaft wird immer mächtiger. Das ist leider die traurige Wahrheit hier in Tucson.“