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Vorwort des Herausgebers

Es war die beste aller Zeiten,

es war die schlimmste aller Zeiten,

es war das Zeitalter der Weisheit,

es war das Zeitalter der Dummheit,

es war die Epoche des Glaubens,

es war die Epoche der Skepsis,

eine Jahreszeit des Lichts,

eine Jahreszeit der Finsternis.

es war der Frühling der Hoffnung,

es war der Winter der Verzweiflung.

– so poetisch und wortgewaltig beginnt Charles Dickens seinen 1859 geschriebenen grandiosen Roman, der eine Zeit, rund einhundert Jahre zuvor in den Blick nimmt: Die dramatische und blutige Dekade ab 1785, in der die französische Revolution ihren Höhepunkt erreicht. Als alte Ordnungen umgeworfen, neue Sitten eingeführt, und die Schreckensherrschaft der Guillotine für viele das Leben bestimmte. Die beiden Städte, die der Titel bezeichnet, sind, natürlich, Paris, und – durch den Brückenschlag einer Liebesgeschichte auf der anderen Seite London, wo wir die schicksalhaften Geschehnisse der französischen Revolution sich im englischen Geistes- und Kulturleben gespiegelt sehen.

Vielen gilt A Tale of Two Cities als Dickens bestes und reifstes Werk – auf jeden Fall das erfolgreichste: Mit über 200 Millionen verkauften Ausgaben liegt es unter den Top Ten der meistgedruckten Bücher aller Zeiten, und ist bis heute das bei weitem meistverkaufte englischsprachige Buch der gesamten Literatur.

In gleichsam tolstoischer Könnerschaft verbindet Dickens in diesem Werk den Blick auf große geschichtliche Geschehnisse mit einer psychologischen Studie individueller Schicksale. Sprachgewaltig und gleichzeitig mit feinstem Gespür für Nuancen in der Gemütslage seiner Protagonisten lässt er die Zeit des revolutionären Umbruchs wiederaufleben – mitreissend, wie es kein anderer Schriftsteller seiner Zeit und seines Landes vermochte.

Der Kern der Handlung ist einfach, aber hoch dramatisch: Als der Franzose Charles Darnay in Paris von den Revolutionären zum Tod verurteilt wird, rettet ihm der junge englische Anwalt Sydney Carton das Leben, indem er freiwillig das Schafott besteigt. Er opfert sich aus Liebe – zu der für ihn unerreichbaren Lucie Manette, der Verlobten des Verurteilten. Anstelle von Lucies künftigem Gatten lässt also er sich zur Guillotine führen. und geht für ihn in den Tod.

Über den Autor:

Der englische Schriftsteller Charles (John Huffam) Dickens (1812–1870) stammte aus relativ einfachen Verhältnissen, geboren wurde er am 7. Februar 1812 in Landport bei Portsmouth. Seinen Vater sperrte man, weil er nach dem Umzug nach London die Lebenshaltungskosten für seine große Familie nicht mehr aufbringen konnte, sogar für einige Monate in den Schuldturm. Durch sein großes schreiberisches Talent schaffte Sohn Charles den Aufstieg, zunächst als Parlamentsstenograph, dann als Journalist und Schriftsteller, später als Herausgeber. Mit The Pickwick Papers (1837) und seinem ersten Roman-Bestseller, Oliver Twist (1839) wird er einer der bekanntesten Autoren Englands. Neben der Schriftstellerei verdient sich Dickens sein Geld mit Lese- und Vortragsreisen in England und den USA. Charles Dickens stirbt am 9. Juni 1870 in der Grafschaft Kent.

Wie kein anderer Schriftsteller kritisierte Dickens den hemmungslosen Kapitalismus seiner Zeit, der, gepaart mit dem verstockten und von Doppelmoral beherrschten Klassensystem des Viktorianischen Zeitalters zur Verarmung breiter Bevölkerungsschichten führte. Wobei er die nötigen Reformen nicht mit erhobenem Zeigefinger anmahnte, sondern die gesellschaftlichen Verhältnisse durch Witz, Überzeichnung und Ironie entlarvte. Die Präzision seiner Beobachtungen, gepaart mit Humor, schafft die typische Dickens’sche Atmosphäre in seinen Büchern.

Zu Dickens´ bekanntesten Werken gehören »Oliver Twist«, das stark autobiographische »David Copperfield«, »Eine Weihnachtsgeschichte«, »Große Erwartungen« sowie der hier vorliegende Roman »Eine Geschichte aus zwei Städten«.

Redaktion eClassica