cover.jpg

 

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

16.

17.

18.

19.

20.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

img1.jpg

 

Nr. 2570

 

Die Falle von MASSOGYV

 

Ein Terraner findet Verbündete – und ein Vatrox bereitet eine neue List vor

 

Michael Marcus Thurner

 

img2.jpg

 

In der Milchstraße schreibt man das Jahr 1463 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 5050 christlicher Zeitrechnung. Eigentlich herrscht seit über hundert Jahren Frieden.

Doch seit die Terraner auf die sogenannten Polyport-Höfe gestoßen sind, Zeugnisse einer längst vergangenen Zeit, tobt der Konflikt mit der Frequenz-Monarchie: Sie beansprucht die Macht über jeden Polyport-Hof und greift mit Raumschiffen aus Formenergie oder über die Transportkamine der Polyport-Höfe an.

Die Terraner und ihre Verbündeten wehren sich erbittert – der Kampf findet in der Milchstraße und in Andromeda statt. Man entdeckt die Achillesferse der Vatrox, der Herren der Frequenz-Monarchie: Sie verfügen mittels ihrer Hibernationswelten über die Möglichkeit der »Wiedergeburt«. Als die Terraner ihnen diese Welten nehmen und die freien Bewusstseine dieses Volkes einfangen, beenden sie die Herrschaft der Frequenz-Monarchie. Allerdings sind damit nicht alle Gefahren beseitigt: Noch immer gibt es Vatrox und mindestens zwei rivalisierende Geisteswesen, die mit dieser fremden Zivilisation zusammenhängen.

Perry Rhodan begibt sich in der fernen Galaxis Anthuresta auf die Suche nach Verbündeten im Kampf gegen die Frequenz-Monarchie, nicht zuletzt, weil sich dort einerseits die letzten Hibernationswelten befinden und andererseits das Stardust-System, in dem ein Teil der Menschheit lebt. In Anthuresta gibt es aber noch weitere humanoide Völker, die sich allerdings als Tryonische Allianz den Vatrox unterworfen haben. Und Perry Rhodan gerät in DIE FALLE VON MASSOGYV …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Unsterbliche sucht nach Wegen, die Bewohner Anthurestas von seinen Fähigkeiten zu überzeugen.

Murkad – Der Dozaan misstraut einem Angebot.

Chal'tin – Der Essa Nur entscheidet einsam.

Satwa – Die Tefroderin beobachtet zwei rivalisierende Vatrox.

Sinnafoch – Der Frequenzfolger lernt aus seinen Fehlern in der Milchstraße und Andromeda.

Ich flirreflarre durch das Alles. Es ist kaltig. Es gibt nur wenige Brenner. Sie sind weit weg, ich fühle sie kaum.

Eine große Quelle lockt mich und eine kleine. Ich greife nach der winzigen. Nehme sie, zerteile sie, versuche die Einzel-Einheiten, die Einzel-Heiten zu begreifen. Ich picke sie aus dem Aller-Lei, eine nach der anderen. Und koste sie.

Sie schmecken. Ich akzeptiere die Nahrung als Lohn für meine Hilfe.

Ich bin Radyl-im-Abstrakten. Ich imbisse. Ich esse.

 

 

1.

Horch, was kommt von draußen rein?

 

Kopfschmerzen. Das Gefühl, gleich erbrechen zu müssen. Der Nacken ist steif. Arme und Beine sind angespannt, als hätte ich einen stundenlangen Dauerlauf hinter mir. Und ich schwitze.

Oh ja, ich kenne diese Mischung übler Befindlichkeiten. Ich habe sie bereits einmal durch- und mitgemacht. Im Inneren TALIN ANTHURESTAS. Bevor wir ausgeschieden wurden. Als MIKRU-JON von einem netzähnlichen Gebilde gepackt und räumlich versetzt wurde.

Ich hatte den Weg ins Netz diesmal bewusst gewählt. Die PACADEMO, vier weitere Globusschiffe der Tryonischen Allianz und fünf Schlachtlichter waren drauf und dran gewesen, uns in Gewahrsam zu nehmen …

Kopfschmerzen können sogar einem Sofortumschalter zu schaffen machen, daran ändern auch Jahrhunderte eines anstrengend-aufregenden Lebens nichts. Aber hilft nichts. Ich muss handeln. Schnell, schnell!

Ich nutze die technischen Anlagen MIKRU-JONS, ohne mich in die Rolle des Piloten zu versetzen. Es reicht mir zu sehen, dass sich rings um unser Schiff nichts befindet, das an Gefahr gemahnt. Von den Einheiten der Frequenz-Monarchie ist weit und breit nichts zu sehen. Das Netz hat uns versetzt. So, wie ich es mir erhofft hatte.

Die Anspannung in meinem Nacken lässt allmählich nach. Sie bremst meine Gedankengänge.

Ich sehe mich in der Zentrale des Schiffs um. Clun'stal liegt in Scherben und Pulver zerfallen auf dem Boden, aber er restrukturiert sich bereits wieder. Lloyd/Tschubai ist ohne Bewusstsein. Mikru, der Avatar des Schiffs, sitzt neben ihm und kümmert sich um den uns von ES an die Seite gestellten Mutanten. Ich weiß ihn bei der virtuellen Frau in guten Händen.

Neben Lloyd/Tschubai kommt ein weiterer Terraner zur Besinnung. Er rappelt sich hoch und tastet mit den über Jahrzehnten hinweg eingeprägten Automatismen eines Raumsoldaten über die wichtigsten Funktionen seines Schutzanzuges. Er öffnet den Schutzhelm, atmet tief durch. Greift an das Streifenmuster seiner Tätowierung an der linken Schläfe. Grinst müde.

»Sakra!«, ruft der Raumsoldat Scotty Sutter, eben noch unser Lebensretter. »So eine verdammte …!«

»Wie bitte?!«

»Vergiss es«, sagt der Young Boy kurz angebunden.

Er spricht leise in sein Funkgerät, wohl, um mit dem Rest der eingeschworenen Gruppe der Young Boys Kontakt aufzunehmen. Ich höre verhaltenen Jubel als Antwort. Die fünf Männer bringen mehrere Hundert Jahre Kampf- und Fronterfahrung mit, und ich möchte ihre Gegenwart nicht missen. Scotty Sutter hat schließlich durch sein beherztes Eingreifen im Inneren der PACADEMO MIKRU-JON den Weg in die Freiheit freigeräumt, seine derbe Ausdrucksweise hin oder her.

Ich kümmere mich nicht länger um den Veteranen. Die Ortsbestimmung geht mir zu langsam. Unsere Situation muss klar sein. Befinden sich doch Feindeinheiten in unmittelbarer Umgebung? Wie geht es den anderen an Bord, ist MIKRU-JON vollkommen einsatzfähig?

Meine Gedanken bleiben träger als gewohnt. Jede Handbewegung bedarf bewussten Überlegens.

Ich fühle Scham. Meine Gefühle und Gedanken wurden im Zuge der räumlichen Versetzung von innen nach außen gekehrt. Jemand hat an ihnen gezupft und gezerrt. Nicht bösartig, aber neugierig und eigensüchtig. Es ist, als habe jemand von ihnen gekostet und sie … sich einverleibt.

Ich musste für den Transfer einen Preis bezahlen.

Hat man mich um Erinnerungen gebracht? Bin ich nun weniger, fehlen mir wichtige Informationen? Ich erinnere mich an das Duell mit dem Herrn TRAITORS – damals hat mich KOLTOROC meiner Ritteraura beraubt, jener bislang als untrennbar mit mir verbundenen Ausstrahlung, die mich als Diener der Kosmokraten auswies. Selbst wenn ich selbst mich seit tausend Jahren nicht mehr als solchen betrachtete.

Und doch half sie uns, verschaffte uns Unterstützung, wo wir sie nicht erwarten konnten. Aber ich habe gelernt, mit dem Verlust umzugehen. Indem ich ihn ignorierte, wie ich so vieles zu ignorieren lernen musste. In dreitausend Jahren Leben verliert man so viel, so viel mehr als Erinnerungen, und doch sind sie das Einzige, was einem bleibt. Und das macht sie so wertvoll.

Was kann es sein, das ich vergessen habe? Details aus meiner Beziehung zu Orana Sestore? Informationen über den Angriff der Dolans? Weiß ich noch, wie es sich anfühlte, ein Gänger des Netzes zu sein? Erinnere ich mich an die Namen aller Herren der Straßen? Aber würde ich den Verlust überhaupt erkennen können?

Lücken in älteren Erinnerungen ließen sich verschmerzen. Doch was, wenn ich wichtige Informationen über den Kampf gegen die Frequenz-Monarchie verloren habe?

Die Schwäche lässt nach, ebenso der leichte, kaum spürbare Entzerrungsschmerz in meinem Nacken.

Einen Moment lang wird es dunkel in MIKRU-JON; vermutlich eine verzögerte Reaktion auf die Versetzung. Die Notbeleuchtung flackert für zwei, drei Sekunden. Mikru verschwindet und taucht ein wenig versetzt wieder auf. Das Licht geht an.

»Energiefluktuationen«, sagt Mikru kurz angebunden.

»Warum und wie?«

Ich beobachte, wie die Konturen des Avatars für einen Augenblick verschwimmen. Dann verfestigen sie sich endgültig.

Mikru blickt gegen die mit seltsamen Zeichen verzierte Decke. Wäre sie ein Mensch, würde sie nachdenken, aber der Avatar des Schiffes braucht dafür gewöhnlich nur Bruchteile von Sekunden. Reagiert sie zögerlich?

»Ich weiß es nicht«, gesteht sie. »Ich wurde räumlich versetzt, so viel steht fest. Über die zurückgelegte Distanz kann ich noch nichts sagen.«

Weitere Unsicherheiten und Unabwägbarkeiten tun sich vor uns auf. Die Galaxis Anthuresta wahrt ihre Geheimnisse. Vorerst.

Ich gebe mir einen Ruck. Ich bin keinesfalls so weit gekommen, um nun Däumchen zu drehen und einfach abzuwarten.

Aktiv bleiben. Das Heft in der Hand behalten.

Ich lasse die TARA-Kampfroboter überprüfen. Sie sind wieder vollständig einsatzbereit, der Transfer hat ihnen keinen nachhaltigen Schaden zugefügt.

Sie haben auch keine Erinnerungen wie ich.

Das Netz. Meine Gedanken kehren immer wieder zu dieser seltsamen Erscheinung zurück, die uns versetzt hat. Willentlich? Unbewusst? Was ist es, worum handelt es sich?

Ich muss mehr darüber herausfinden, und dazu ist es notwendig, dass ich zum Piloten werde. Nur dann kann ich mit den Möglichkeiten des Schiffs nachvollziehen, was mit MIKRU-JON geschehen ist. Mag sein, dass Mikru überfordert ist. Ich hingegen beurteile als Außenstehender. Ich habe einen anderen, womöglich »objektiveren« Blickwinkel, um die eingehenden Daten zu analysieren.

Ich versinke im Kontursessel, werde eins mit dem Schiff. Der Vorgang belastet über alle Gebühr, und ich frage mich, ob das Gefühl der Aufregung, das mit dieser Art der Verschmolzenheit einhergeht, jemals nachlassen wird.

Mentale Eindrücke ehemaliger Piloten nähern sich mir. Zaghaft und ein wenig misstrauisch. Sie haben mich als einen der ihren akzeptiert, aber sie kennen mich nicht lange genug, um mir bedingungslos zu vertrauen.

Was denke ich da? Diese Gedankensplitter sind lediglich Schatten von Erinnerungen der mentalen Abdrücke ehemaliger Lebewesen. Ich sollte aufhören, sie als Persönlichkeiten zu betrachten.

Ich bin in diesen Momenten MIKRU-JON, und das ist, der wundersamen Technologie sei dank, mehr, als ein Emotionaut jemals sein wird. Nicht einmal diese besten Piloten der Menschheit können jemals das Gefühl perfekter Symbiose zwischen Schiff und Piloten spüren. Für zwei, drei Nanosekunden empfinde ich Stolz.

Ich schwimme durch die Kälte des Alls. Ein letzter Rest meiner Menschlichkeit empfindet ein Gefühl des Fröstelns, dann ersetze ich es durch Gleichgültigkeit. Es ist, wie es ist.

Ich bin MIKRU-JON, und ich bin gesund. Da und dort spüre ich ein Jucken. Doch schon heilen die kleinen Wunden in meiner Haut, Organe sind nicht verletzt. Ich fliege.

Ich arbeite in Bildern. Mit Krücken, die mir mein Verstand zur Verfügung stellt. Andernfalls würde ich verrückt werden und mich für alle Zeiten an das Schiff verlieren.

Ich bemerke die Änderung. Anfangs habe ich sie nur als subtiles Gefühl des Unwohlseins wahrgenommen. Nun, da ich mit den Sinnen des Piloten nach der Ursache für dieses Missbehagen suche, finde ich sie auch.

In meinem erweiterten Blickwinkel als MIKRU-JON entdecke ich die Hülle, die mich nach wie vor umgibt. Diesmal ist das Netz nicht verschwunden. Es spannt sich nach wie vor um das Schiff!

Meine Augen betrachten mich von weit, weit draußen. Ich erkenne die »Netzfasern«. Sie leuchten golden und sind engmaschig gewebt. Sie fassen den Raum rings um MIKRU-JON ein, ohne dass ich abschätzen könnte, wie groß ihre räumliche Ausdehnung wirklich ist. Ich schätze sie auf mehrere Kilometer.

Ich beraube mich vieler anderer Möglichkeiten der Wahrnehmung und konzentriere mich auf die rein optischen Sensoren. Sie zeigen bloß schattenartige Strukturen – und eine Netzsilhouette vor einem wild tobenden, rötlich leuchtenden Hintergrund.

Ich bemühe die nächste Einzelwahrnehmung: die Hyperortung. Kann sie mir mehr vermitteln?

Ja.

Beinahe falle ich in eine katatonische Starre. Ich sehe Dinge, die mir gar nicht gefallen.

Wenn ich meinen Schiffssinnen vertrauen darf, sind wir im Inneren eines Hyperorkans materialisiert! Am Rande eines Tryortan-Schlundes, dessen gierige Wirkung plötzlich, mit unvermuteter Vehemenz, spürbar wird.

Ich beruhige mich. Mikru befindet sich irgendwo in der Nähe. Sie hilft mir, den Schock zu verdauen und mit kühler, pragmatischer Gelassenheit hinzunehmen, was ich sehe und spüre.

Es ist wahr.

Das Schiff irrt nicht.

Ich irre nicht.

Dies ist die unverrückbare Gewissheit: Wir befinden uns in unmittelbarer Nähe eines überaus gefährlichen Phänomens, vergleichbar mit einer Untiefe, mit einer Klippe, die Meeresschiffe aufzuschlitzen droht.

Ich denke nach und beobachte. Ich versuche die Zusammenhänge zu verstehen – und warum wir nicht in den drohenden Abgrund des Tryortan-Schlundes gezogen werden.

Das Netz schützt uns vor den hyperenergetischen Gewalten, und fast scheint es so, als würde es die dort draußen tobenden Kräfte und Energien aufsaugen.

Im Inneren ist jedenfalls nichts vom Hypersturm zu bemerken. Ich bin sicher: Wir sind sicher.

Andererseits reicht die hyperphysikalische Ortung und Tastung kaum über die Netzgrenze hinaus. An eine Positionsbestimmung ist unter den derzeitigen Umständen unmöglich zu denken.

Ich wäge Vor- und Nachteile unserer gegenwärtigen Position ab. Einerseits können die Globusraumer der Tryonischen Allianz und die Schlachtlichter unter keinen Umständen an uns herankommen. Den Naturgewalten eines Hyperorkans ist auch mit den Mitteln der Frequenz-Monarchie nicht beizukommen. Andererseits vermögen auch wir nichts auszurichten und sind dem, was uns gefangen hält, ausgeliefert.

Warum hat das Netz ausgerechnet diesen Ort für die räumliche Versetzung gewählt? Vielleicht ist es intelligent. Vielleicht möchte es uns schützen und helfen. In diesem Fall hätte es den Tryortan-Schlund als sichersten Zufluchtsort für uns auserkoren.

Ich beobachte weiter und bemühe mich, genauere Daten über das Netz auszufiltern. Doch es ergibt sich kaum etwas Verwertbares, sosehr ich mich und die Sinne des Schiffes auch anstrenge.

Ich werde immer müder. Meine Tätigkeit als Pilot strengt mich über alle Gebühr an. Irgendwann, so hoffe ich, werde ich die Automatismen so weit beherrschen, dass ich die Arbeit als Schiff nebenbei erledigen und mich ganz dem Forschen und dem Erfassen von Sinneseindrücken und dem Wundern hingeben kann.

Will ich das denn überhaupt, oder zwingt mich MIKRU-JON, derartige Sehnsüchte zu entwickeln?

Ich weiß es nicht. Ich habe in den Minuten, da ich das Schiff war und bin, zu viele Eindrücke, zu viele korrelierende Informationsblöcke aufgenommen. Es wird Zeit, dass ich mich zurückziehe. Dass ich wieder zu Perry Rhodan werde.

Ich entgleite der Pilotenrolle und bin wieder Mensch und denkendes Individuum.

Ich weiß nicht, ob ich erleichtert durchatmen oder enttäuscht sein soll.

 

*

 

Ich bespreche mich mit Captain Curi Fecen und mit Lloyd/Tschubai. Der eine hilft mir, mein militärisch-taktisches Augenmaß zu bewahren und die Situation richtig einzuschätzen. Der andere soll mir Freund und Ratgeber sein, aber auch seine paranormalen Fähigkeiten einbringen.

»Nun?«

»Da ist nicht viel«, sagt Fellmer Lloyd, einer der Körperpartner des mir von ES zur Seite gestellten Konzepts. »Ich vermute, dass es sich beim Netz um so etwas wie ein intelligentes Wesen handelt. Es empfindet sich als Netzweber – was auch immer das bedeuten mag.«

Fellmer kratzt sich an der Nase seines Gastkörpers, der einst Ras Tschubai gehörte. Ich meine zu sehen, wie für einen Augenblick die beiden Bewusstseine des geteilten Körpers über die Vorherrschaft über Hand und Finger streiten.

»Es gibt so etwas wie Gedanken«, fährt er fort. »Sie sind nicht zu entschlüsseln. Nicht zu analysieren oder in brauchbare Assoziationsbilder umzusetzen, die ich verstehen könnte. Es ist, als würde der Netzweber grün denken und durchs Einatmen essen, wenn du verstehst, was ich meine.«

Nein, ich verstehe nicht. Aber vielleicht kann ich das eines Tages.

»Er ist uns nicht feindlich gesinnt. Zumindest vermute ich das.«

»Wie sieht es mit Kontaktaufnahme aus? Könnte es sein, dass der Netzweber auf irgendwelche Impulse reagiert?«, hake ich nach.

»Ich bezweifle es. Er ist für meine mentalen Bilder nicht empfänglich. Du kannst es gerne mit Hyper- oder Normalfunk versuchen oder mithilfe von Reizen jedweder Art. Aber mach dir nicht allzu große Hoffnungen.«

»Ist er wirklich so viel anders?«

»Ja.«

Fellmer versinkt in Nachdenklichkeit. Ich kenne diese grüblerische, schwermütige Pose nur allzu gut. Der Mutant, einer meiner ältesten Wegbegleiter, war niemals ein Mann der lauten Töne, ganz im Gegenteil: Er hatte stets als introvertiert und besonnen gegolten.

»Was, schlägst du vor, sollen wir unternehmen?«

»Vorerst gar nichts. Der Netzweber verhält sich passiv. Wer weiß, was er vorhat. Wir sollten ihm keinen Grund geben, sich bedroht zu fühlen – sofern er überhaupt in der Lage ist, Emotionen zu verarbeiten.«

»Wir drehen nun schon seit Stunden Däumchen. Ich würde mich gern draußen umsehen. Vielleicht kann ich den SERUN über den Rand des Netzes hinaussteuern.«

Fellmer grinst. »Ah, da wird das Herz wieder jung, nicht wahr? Der Risikopilot möchte sich in ein Abenteuer stürzen und seine Grenzen ausloten. Was möchtest du tun? In den Tryortan-Schlund spucken und hoffen, dass er sich daraufhin zusammenzieht?«

»Nein, aber …«

»Tu's nicht!« Fellmer wird augenblicklich wieder ernst. »Hab Geduld! Es wird sich etwas ergeben.«

»Etwas?«