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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

16.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2580

 

Handelsstern im Visier

 

Sturm auf das Forschungszentrum – in den Silberkugeln unterwegs

 

Christian Montillon

 

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In der Milchstraße schreibt man das Jahr 1463 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 5050 christlicher Zeitrechnung. Nach über hundert Jahren Frieden ist der Krieg nach Terra zurückgekehrt:

Ausgangspunkt sind die sogenannten Polyport-Höfe, Zeugnisse einer längst vergangenen Zeit, mit denen sich gigantische Entfernungen überbrücken lassen. An ihnen entzündete sich der Konflikt mit der Frequenz-Monarchie, die aus einem jahrtausendelangen Ruheschlaf erwachte und die Herrschaft über mehrere Galaxien beansprucht.

Die Terraner und ihre Verbündeten wehren sich erbittert – und sie entdecken die Achillesferse der Vatrox, die als Herren der Frequenz-Monarchie gelten: Sie rauben den Vatrox ihre Hibernationswelten – und damit die Möglichkeit der »Wiedergeburt« –, ebenso fangen sie die freien Bewusstseine dieses Volkes ein. Allerdings sind damit nicht alle Gefahren beseitigt. Noch immer gibt es Vatrox und mindestens zwei rivalisierende Geisteswesen, die mit dieser fremden Zivilisation zusammenhängen. Insbesondere VATROX-VAMU scheint als Konkurrent und Widersacher eine zentrale Rolle zu spielen.

Perry Rhodan muss alles tun, um ES zu retten. Dazu bedarf es des PARALOX-ARSENALS, von dem es allerdings bisher keine verwertbare Spur gibt. Nun aber hat der unsterbliche Terraner einen HANDELSSTERN IM VISIER …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Terraner ersinnt einen Plan.

Atlan – Der Arkonide pflichtet seinem ältesten terranischen Freund bei.

Timber F. Whistler – Der Administrator erweist sich als skeptisch.

Clun'stal – Das Kristallwesen kehrt zu seinem Chronisten zurück.

Gucky – Der Mausbiber muss einen schweren Verlust verkraften.

»Die Zeit ist störrisch. Eben noch glauben wir sie zu beherrschen, und im nächsten Augenblick reißt sie uns in den Tod.«

– Hoschpian zugeschrieben –

 

 

1.

 

Die Welt versank im allgegenwärtigen Schneegestöber.

Betty Toufry wankte. Schwäche drohte sie von den Füßen zu reißen. Die Mutantin blieb stehen, senkte den Kopf und atmete tief durch.

Die Kälte stach in der Nase und schnitt wie mit Messern in die Lungen. Nur langsam stabilisierte sich die Umgebung wieder zu einem klaren Bild.

Betty blickte auf die große Prallfeldkuppel. In ihrem Schutz versuchte der Parablock, höherdimensionale Energien zu der sterbenden Superintelligenz zu leiten. Sämtliche Mutanten, die ES aus seinem Bewusstseinspool freigegeben hatte, arbeiteten als Einheit mit den Funkenleuten, um möglichst starke Psi-Kräfte zum Fließen zu bringen.

Sie hatte das Kollektiv kurzzeitig verlassen, um einem wichtigen Auftrag nachzugehen. Es ging um Perry Rhodan, der mit seinem Raumer MIKRU-JON nach Talanis gekommen war. Er stand auf der Rampe von Atlans Schiff ATLANTIS, nicht weit von der Kuppel entfernt.

Betty stockte. Sie schloss irritiert die Augen und schaute noch einmal zum Parablock. Dieser Mann in der ersten Reihe, sie kannte seinen Namen nicht – er sah aus wie ihr Vater.

Der Anblick weckte eine Assoziation, die mit Macht jeden anderen Gedanken hinwegfegte. Ihr war, als zünde ihr ein Funke vor Augen, der sich zu einem Hologramm ausweitete – einem Bild aus ihrer frühesten Erinnerung.

Es lag fast 3000 Jahre zurück. Sie war ein kleines Mädchen gewesen. Sechs Jahre alt. Und ihr Vater …

Ihr Vater …

»Guten Morgen, Betty.«

Sie schaut hoch. »Morgen.«

»Ich gehe zur Arbeit, Mädchen.«

Betty nickt. »Bis heute Abend.« Sie löffelt Cornflakes, und gerade knistert eine Maisflocke zwischen den Zähnen, als sie etwas wie ein Pfeil mitten ins Herz trifft. Oder mitten in den Kopf. Verwirrt lässt sie den Löffel fallen. »Was hast du gesagt?«, fragt sie.

Ihr Vater sieht sie an. Sein linkes Augenlid pulsiert leicht, wie oft, wenn er noch müde ist, weil er am Vortag bis spät in die Nacht gearbeitet hat. »Dass ich zur Arbeit gehe.«

»Ich meine danach.«

Er lächelt. »Nichts, mein Liebes.« Seine Hand nähert sich ihr, und er streicht ihr durch die Haare.

Bettys Mundwinkel zucken. Sie sagt nichts. Sie weicht nicht zurück. Aber ihr Inneres erstarrt zu Eis.

Betty schüttelte die Erinnerung ab. Fast fühlte sie sich, als wäre all das gerade erst geschehen. Als hätte sie eben noch an diesem Frühstückstisch gesessen, den es sicher bereits seit vielen Jahrhunderten nicht mehr gab. Als könne sie die Süße der Cornflakes noch schmecken, die in ihrer Mundhöhle explodierte.

Diese Unmittelbarkeit verwirrte sie. Es lag doch so lange zurück. Was hatte sie seitdem nicht alles erlebt, in ihrem … normalen Leben, als Auserwählte, die auf Wanderer Zellduschen erhielt? Danach als Zellaktivatorträgerin und schließlich nach ihrem Tod im Bewusstseinspool der Superintelligenz. Und nun war sie aus dieser … Heimat entlassen worden, führte wieder eine körperliche Existenz.

Hatte diese Zeit, in der sie ein winziger Teil von ES gewesen war, sie derart verändert? War ihr das Leben so sehr verfremdet worden, dass eine einfache Assoziation genügte, solch lebendige Bilder zu erschaffen? Erneut wurde ihr Verstand geradezu überflutet.

Es war noch immer der 16. Februar des Jahres 1972. Der Abend jenes Tages, an dem ihr zum ersten Mal klar geworden war, dass sie die Gedanken anderer Intelligenzen lesen konnte.

Gedanken wie die ihres Vaters. Oder des Fremdwesens, das ihn übernommen hatte – eines Individualverformers.

Eine fremde Kreatur steckte in ihrem Vater, lenkte ihn, steuerte seine Handlungen und würde am nächsten Tag dessen Stellung als Atomforscher ausnutzen, um eine Macht zu entfesseln, die den ganzen Kontinent zu zerstören vermochte.

Sofern Betty zögerte.

Falls sie nicht handelte.

Und der Albtraum ihres Lebens spielte sich aufs Neue ab:

»Betty«, sagt das Wesen, das vorgibt, ihr Vater zu sein. »Ich freue mich, dich zu sehen.«

Sie nickt. Schafft es sogar zu lächeln. Er darf nichts merken. Sie geht nach oben, will in ihr Zimmer, wo die Pistole liegt. Es war einfach, sie zu bekommen. Wie praktisch, wenn man Gedanken lesen kann. Es öffnet einem ungeahnte Möglichkeiten.

Die Treppenstufen knarren unter ihren Schritten. Das fremde Ding folgt ihr. Ein Schauder läuft ihr eiskalt über den Rücken. Sie dreht sich nicht um, sondern geht in ihr Zimmer.

Zum Glück geht das Ding woandershin. Ins Badezimmer.

Betty setzt sich auf die Bettkante. Zieht die Schublade des Nachttischchens auf. Und schaut auf den Griff der Pistole, der unter dem rosa Halstuch hervorlugt. Daneben liegt eine Haarspange. Auf dem Tischchen sitzt eine Puppe, die sie mit großen, runden Kulleraugen zu mustern scheint.

Ein Hagelkorn schlug Betty Toufry ins Gesicht. Der Schmerz rief sie in die Gegenwart zurück. Sie wandte der Prallfeldkuppel den Rücken zu und stampfte durch knietiefen Schnee.

Perry Rhodan wartete auf sie. Es blieb keine Zeit für große …

Flashback:

Die Pistole bäumt sich auf. Rückstoß nennt man das wohl. Es tut weh.

Und es sind die Augen ihres Vaters, die sie anstarren und sich weiten. Sie bleiben offen, als der Körper schon tot ist.

Ein dumpfer Aufprall, fast eins mit dem Lärm des Schusses. Das ist ein Geräusch, das Betty nie mehr aus dem Kopf gehen wird, ein Geräusch, das …

… das ihre Kindheit abrupt beendet hatte. Eben war sie ein Mädchen, nun eine – ja, was? Eine Frau? Damals sicher noch nicht.

Inzwischen blickte sie auf fast dreitausend Jahre Lebenserfahrung zurück. Erst im Jahr 2909 war Betty Toufry während der Second-Genesis-Krise ums Leben gekommen, gemeinsam mit den sieben übrigen Altmutaten. Aber ihr Geist war nicht verweht, und der körperlichen Existenz war die Zeit im Bewusstseinskollektiv der Superintelligenz gefolgt. Eine Zeit, in der alles anders gewesen war, mit nichts zu vergleichen, was sie zuvor kennengelernt hatte.

Mühsam kämpfte Betty gegen den Wind, näherte sich der Rampe der ATLANTIS. Auf dem Raumer lag eine geschlossene Schneeschicht. Das Rund des Kugelraumers verlor sich wenige Meter über dem Boden im dichten Schneegestöber.

Neue Bilder tauchten vor der Mutantin auf, als würden sie sich im perfekt gerundeten Schnee auf dem Schiff spiegeln.

Betty sieht aus dem Fenster. Der Wind treibt Schneeflocken vor sich her.

Ein Hauch ergreift auch ihre Seele und reißt sie mit sich. Sie wähnte sich stets auserwählt, doch die Wahrheit spricht eine andere Sprache.

Es gibt Tage, an denen die Trauer sie überflutet. Dies ist ein solcher Tag; einer, der geradezu prädestiniert ist, die junge Frau in eine sentimentale Stimmung zu versetzen. Am liebsten würde sie sich die Bettdecke über den Kopf ziehen und das Zimmer gar nicht verlassen.

Es ist der 2. Februar. Bettys Geburtstag. Sie ist erwachsen, kein Kind mehr. Trotzdem sollte es ein Tag kindlicher Freude sein wie jeder Geburtstag jedes Menschen. Also auch für sie ein Freudentag. Müsste man zumindest glauben. So könnte es auch tatsächlich sein, wenn da nicht die Erinnerungen wären, die schwer auf ihr lasten. Es ist verrückt.

Mehr als ein Dutzend Jahre liegt es zurück, dass sie die Pistole nahm und ihren Vater erschoss. Der nicht ihr Vater gewesen war.

Damals wurde ihr klar, dass sie die Gedanken anderer lesen kann. Und was das bedeutet. Sie denkt oft darüber nach. Ist es ein Segen, eine Telepathin zu sein … eine Mutantin?

Oder ein Fluch?

Ist sie also berufen oder getrieben?

Manchmal wacht sie in den frühen Morgenstunden auf und denkt darüber nach, dass es nicht ihr Vater gewesen ist. Aber er war es trotzdem.

Sie möchte gar nicht wissen, wie viele Terraner sie beneiden. Für diese Menschen ist die Vorstellung, ein Mutant zu sein, das Höchste. Es gibt das Mutantenkorps zwar erst seit einigen Jahren – sind es wirklich schon mehr als zehn? Kaum zu glauben! –, aber überall wird davon geredet.

»Im Dunstkreis der Unsterblichen unterwegs sein.«

So hat sie es am Tag zuvor in den Gedanken eines Passanten gelesen, der sie anstarrte. Sie hätte nicht einmal eine Telepathin sein müssen, um zu bemerken, dass er ihr Ehrfurcht entgegenbrachte.

Ehrfurcht!

Ihr!

Sie fühlt sich ganz und gar nicht so, als wäre sie das wert. Aber er ist nicht der Einzige, der so denkt. Bei Weitem nicht.

Mitten in New York hat sich ein Verein gegründet, wie sie letzte Woche erfahren hat. »Toufry-Toughies« nennen sie sich. Ein Fan-Club für »das beliebteste Mitglied des Mutantenkorps«. Das sieht Betty zwar nicht so, aber wenn sie meinen. Sollen sie nur.

Ein Steinchen knallt gegen ihr Fenster. Bestimmt will ihr jemand gratulieren. Sie atmet tief durch. Lächelt. Hauptsache, niemand merkt ihr an, dass sie keine gute Laune hat.

Und nun stand sie kurz davor, zu sterben, und diesmal ohne eine Möglichkeit, in die Superintelligenz aufgenommen zu werden.

Ohne Hoffnung.

Ihre Kräfte waren verbraucht. Sie fühlte sich elend. Aber sie würde nicht aufgeben. Ebenso wenig wie ein anderer im Parablock. Alle mussten bis zum letzten Atemzug versuchen, ES am Leben zu halten.

Die Superintelligenz durfte nicht vergehen, koste es, was es wolle. Was zählten schon die wieder aus dem Bewusstseinspool entlassenen ES-Mutanten und die Menschen, die vom goldenen Funkenregen getroffen worden waren – im Vergleich zur Superintelligenz? Wenn ES starb, endete alles.

ES mochte zu einer Säule aus Eis erstarrt sein, aber das bedeutete noch nicht das Ende.

Noch nicht!

Eine Schneeverwehung ragte bis zur Höhe von Bettys Oberschenkel auf. Als sie in den Ausläufer trat, kam eine kleine Lawine ins Rutschen und stieß gegen ihre Beine. Die Füße wurden völlig begraben.

Sie schüttelte den Schnee ab, in dem harte Eiskristalle glitzerten. Dabei verlor sie den Halt, schlitterte einige Zentimeter, ruderte hilflos mit den Armen und landete auf allen vieren.

Die Kälte brannte in ihren Händen. Als sie sich wieder erhob, zuckte eine Welle der Übelkeit durch ihren ohnehin geschwächten Körper. Ihr Magen revoltierte, und ihr war, als müsse sie sich übergeben.

Eine Sekunde wurde es dunkel um sie. Sie drohte das Bewusstsein zu verlieren. In der Schwärze blitzten erneut die Bilder aus tiefer Vergangenheit.

Damals hatte sie geglaubt, unter Schwierigkeiten zu leiden? Dabei gab es doch so viele fröhliche, schöne Erinnerungen.

Unten steht John Marshall, der Leiter des Mutantenkorps. Im Schatten eines Baumes entdeckt sie Perry Rhodan und Gucky. Daneben schwebt Reginald Bull und flucht, dass sie es durch das geöffnete Fenster hören kann – der Mausbiber treibt offenbar mal wieder einen seiner Scherze mit ihm.

Die vier lachen ihr zu. Betty bittet sie hochzukommen und öffnet mit einem Frequenzsignal die Haustür.

Bettys Wohnung liegt im dritten Stock.

Das war in der Tat eine gelungene Überraschung! Vier der wichtigsten Wesen im Solsystem und dessen kosmischem Umfeld besuchen sie zum Geburtstag. Sie kann sie schon im Treppenhaus hören.

Mit einem Mal kann sie die »Toughies« verstehen. Bettys Leben hat in den letzten Jahren tatsächlich eine erstaunliche Wendung genommen. Was hat sie als Kind nicht alles erlebt …!

Kind? Ja, Kind, normalerweise. Für alle anderen Mädchen ihres Alters galt dieser Begriff zumindest. Wenn sie selbst zurückschaute, konnte sie es nicht so beurteilen. Ihre Kindheit hatte geendet, als sie die Pistole auf dieses Fremdwesen angelegt und abgedrückt hatte.

Blut. Auf Bettys Augen und Nase. Der Geruch … Es hatte gestunken, so eklig und widerwärtig.

Ihre Wohnungstür steht offen. Gucky watschelt herein und streckt ihr eine Mohrrübe entgegen. Er grinst breit, der Nagezahn blitzt. »Nur das Beste für dich, Betty!«, ruft er und deutet eine Verbeugung an. Sein Biberschwanz schrammt leicht über den Boden.

John Marshall ist wesentlich ernster, aber auch er lächelt.

Und Perry Rhodan? Er streckt ihr die Hand entgegen, in einer Mischung aus Selbstsicherheit und Verlegenheit.

Betty hat schon einige Male festgestellt, dass er mit ihr nur befangen umgehen kann. Wahrscheinlich fällt es ihm schwer, weil sie in den letzten Jahren zu einer jungen Frau herangereift ist.

Irgendwie, das wird ihr mehr und mehr bewusst, sind auch Perry Rhodan und die anderen sogenannten Unsterblichen nur normale Menschen. Sie alle, die zur Scheibenwelt Wanderer des Geisteswesens ES geladen sind, um dort eine Zelldusche zu erhalten. Na ja, von Gucky vielleicht abgesehen. Der Kleine ist immer zu Späßen aufgelegt.

Weit vor sich, auf der Rampe der ATLANTIS, sah Betty den Mausbiber Gucky der Gegenwart. Halb tot hing er auf Perry Rhodans Armen.

Betty wusste genau, wie es ihm ging. Sie war auf Psi-Ebene mit ihm verbunden. Sie lauschte seinen Gedanken, ohne dass sie eigentlich in die Intimsphäre des Mausbibers eindringen wollte.

Der Kleine durchlitt die Hölle. Körperlich und seelisch war er am Ende. Er meinte zu sterben, und am liebsten wäre er schon tot.

Gerade reckte er mit einer schwachen Geste den Kopf, sah Perry an und sagte etwas. Betty hörte die Worte nicht akustisch, empfand sie aber telepathisch. Sie fühlte Guckys Schmerz, der auch durch ihre Seele schnitt.

2.

 

»Iltu. Sie und Jumpy. Sie sind … sie sind beide tot.«

Perry Rhodan hörte Guckys Worte, und es zerquetschte ihm schier das Herz. Er hielt den Mausbiber auf den Armen. Gucky sah elend aus, schwach und ausgezehrt.

Eisiger Wind umtoste sie, Schneeflocken peitschten dem Terraner ins Gesicht.

Atlan stand ihm direkt gegenüber, auf der Bodenrampe einer Schleuse der ATLANTIS. »Komm mit«, sagte der Arkonide. »Lass uns drinnen reden.«

Rhodan folgte seinem alten Freund ins Innere. Bei einem letzten Blick in die Eiswüste glaubte er den Umriss einer Gestalt zu erkennen, die gerade von einem Schneewirbel umtost wurde. Gucky schien fast nichts zu wiegen; er spürte sein Gewicht kaum.

Ein Energiefeld schloss sich sirrend hinter ihm und sperrte die eisigen Temperaturen aus, die auf Talanis herrschten. Die einst blühende Insel der Schmetterlinge hatte sich in eine Eiswüste verwandelt; eine Kälte, die ebenso körperlich wie mental spürbar war.

Rhodan hatte vor einigen Minuten einen kurzen persönlichen Eindruck vom schlechten Zustand des Psi-Kollektivs gewonnen. In wenigen Metern Entfernung versuchte der Parablock, die sterbende Superintelligenz ES am Leben zu erhalten.

Immer wieder brachen unter der Kuppel einzelne Teilnehmer zusammen. Medoroboter kümmerten sich um sie. Gerade bei den ES-Mutanten, die aus dem Geisteskollektiv von ES freigegeben worden waren, schien das nahezu unmöglich zu sein. Etliche von Rhodans alten Wegbegleitern waren inzwischen gestorben – endgültig, denn eine Rückkehr ins Geisteskollektiv war unter diesen Umständen wohl kaum möglich.

ES bildete ebenso eine Eissäule wie dessen Bote Homunk, der vor Atlans Augen erstarrt war. Auf Psi-Ebene leitete der Parablock der Superintelligenz höherdimensionale Energie zu in der Hoffnung, sie »auftauen« zu können. Ob es erfolgreich war, vermochte der Terraner nicht zu beurteilen – auf rein optischem Weg konnten diese Vorgänge nicht beobachtet werden.