cover.jpg

 

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

16.

17.

18.

19.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

img1.jpg

 

Nr. 2587

 

Krieg in der Schneise

 

Ein Kollaborateur und ein Diplomat – die Apokalypse zieht herauf

 

Christian Montillon

 

img2.jpg

 

In der Milchstraße schreibt man das Jahr 1463 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 5050 christlicher Zeitrechnung. Seit einiger Zeit tobt der Kampf um die Polyport-Höfe, der mehrere Galaxien umspannt.

Die sogenannten Polyport-Höfe sind Zeugnisse einer längst vergangenen Zeit, mit denen sich gigantische Entfernungen überbrücken lassen. Als die Frequenz-Monarchie aus einem jahrtausendelangen Ruheschlaf erwacht, beanspruchen ihre Herren, die Vatrox, sofort die Herrschaft über das Transportsystem und mehrere Galaxien.

Die Terraner und ihre Verbündeten wehren sich erbittert – und sie entdecken die Achillesferse der Vatrox. Rasch gelingen ihnen entscheidende Schläge in der Milchstraße sowie in Andromeda. Allerdings sind damit nicht alle Gefahren beseitigt. Mit den Vatrox hängen zwei rivalisierende Geisteswesen zusammen, die weitaus bedrohlicher für die Menschheit sind.

Gleichzeitig droht eine noch schlimmere Gefahr: der Tod von ES, jener Superintelligenz, mit der Perry Rhodan und die Menschheit auf vielfältige Weise verbunden sind. Rhodan muss das PARALOX-ARSENAL finden, um ES helfen zu können – aber dessen Verbleib ist ungewiss. Und dort, wo man sich Spuren erhofft, tobt ein furchtbarer KRIEG IN DER SCHNEISE …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Terraner spürt die Dringlichkeit seiner Mission.

Icho Tolot – Der Haluter sieht am Horizont eine zerstörte Galaxis.

Kardo Tarba – Der Jaranoc muss zwischen seiner Ehre und der Ehre seines Volkes wählen.

Piet Rawland – Der Cowboy steuert eine Sektorknospe.

Milian Cartento – Der Ator manipuliert und wird manipuliert.

»Der Tag, den ich am meisten verfluche, ist auch der Tag, den ich am meisten segne: Es ist der Tag, an dem ich entdeckt habe, dass ich zu eigenen Gedanken fähig bin.«

Milian Cartento, Hyperphysiker im Dienste der Frequenz-Monarchie

 

 

1.

Als der Vernichtungskrieg begann

 

»Freiheit ist ohnehin eine Illusion«, sagte Betty Toufry. »Zumindest für die meisten Lebewesen im Kosmos, die …«

»Das glaube ich nicht!«, unterbrach Eritrea Kush. »Oder besser gesagt: Ich will es nicht glauben.«

Icho Tolot stand in seinem Privatquartier an Bord der Silberkugel A, das perfekt auf seine Bedürfnisse zugeschnitten war. Als Haluter mit einer Körpergröße von 3,50 Metern und fast zwei Tonnen Gewicht war eine solche Annehmlichkeit in einem Raumschiff, das nicht von seinem eigenen Volk gebaut worden war, alles andere als selbstverständlich. Die ebenen Wände der Silberkugel waren jedoch frei formbar und somit für Raumfahrer jedweden Volkes perfekt geeignet.

Der Haluter lauschte dem Funkverkehr, den die Piloten der sechs anderen Silberkugeln führten – selbst verhielt er sich schweigsam. Allgemein herrschte eine geradezu spürbare Anspannung und Aufregung; jeder wusste, dass sprichwörtlich etwas in der Luft lag.

»Es nicht glauben zu wollen, spricht nur für dich, Eritrea«, sagte Betty Toufry aus der Silberkugel G.

Ein leises Lachen antwortete ihr, in dem nicht der Funken von Amüsement oder Humor lag. »Aber du hast jede Hoffnung aufgegeben? Alle Illusionen abgelegt?«

»Was bleibt mir anderes übrig?«

»Hängt es mit deinen Erfahrungen zusammen? Mit deinem Aufenthalt als Teil des Bewusstseinskollektivs in ES?«

Betty antwortete nicht. Es blieb ruhig im Funkempfänger.

Stattdessen gellte ein Alarmton.

Kardo Tarba, der Jaranoc, der sich selbst in Icho Tolots Dienste begeben hatte und als Pilot der Silberkugel B fungierte, reagierte am schnellsten. »Tausende neuer Ortungspunkte im All! In unmittelbarer Nähe des Forschungszentrums!«

Der Haluter entdeckte es im gleichen Moment. Er ließ ein Holo mit den aktuellen Ortungsergebnissen projizieren. Und was er sah, verschlug ihm den Atem.

Der Sammelpunkt der sieben Silberkugeln lag etwa tausend Lichtjahre von TZA'HANATH entfernt. Das Forschungszentrum der Frequenz-Monarchie in Anthuresta bestand aus acht Handelssternen, die sich in der Projektion von Roten Zwergsonnen verbargen. Für die Silberkugeln und ihre Piloten bestand trotz der Nähe zu diesem Machtzentrum ihrer Feinde keine Gefahr; ihre Tarnung funktionierte nach wie vor perfekt.

Direkt bei dem gigantischen Gebilde materialisierten binnen Sekunden 20.000 riesige Kegelstumpfraumer. Einheiten, die der Haluter sofort dem Volk der Jaranoc zuordnen konnte.

Das bedeutete nicht mehr und nicht weniger als den Beginn einer Katastrophe – einer entsetzlichen Raumschlacht. Das war Icho Tolot augenblicklich klar.

Wo Jaranoc und Truppen der Frequenz-Monarchie aufeinandertrafen, würde es kein Zögern geben, keine Rücksichtnahme, sondern nur Tod und Vernichtung in gigantischem Ausmaß. Denn den 20.000 Jaranoc-Schiffen standen in TZA'HANATHS Nähe zahllose Schlachtlichter der Monarchie entgegen, der Großteil war erst nach dem gescheiterten Angriff Rhodans hinzugekommen.

»Die Kegelstumpfraumer meines Volkes gehen zum Angriff auf das Forschungszentrum über!«, rief Kardo Tarba über Funk. Seine Stimme klang erstickt.

Zweifellos war ihm ebenso klar wie Icho Tolot, was geschehen würde – was geschehen musste. Und tatsächlich ließ die Reaktion der Schlachtlichter nicht lange auf sich warten.

An ihrem Sammelpunkt wechselten die Einheiten der Frequenz-Monarchie in den Hyperraum und erschienen fast zeitgleich mitten im beginnenden Schlachtgetümmel bei den Handelssternen des Forschungszentrums.

Die Jaranoc stürmten nicht nur den Verteidigungsanlagen TZA'HANATHS entgegen – an denen schon Perry Rhodans kühner Vorstoß vor einem Tag gescheitert war –, sondern auch einer Unzahl an Schlachtlichtern.

Und die Vernichtungsschlacht begann.

2.

Schenk mir Geduld – aber schnell!

 

»Nur Geduld«, sagte Mondra Diamond.

»Geduld?«, wiederholte Perry Rhodan. »Und das sagst ausgerechnet du!«

»Was soll das heißen?«

»Als die Allergeduldigste bist du nicht gerade bekannt.«

Die beiden standen in der Zentrale von MIKRU-JON, dem mit einer Silberkugel verschmolzenen Obeliskenraumer. Ursprünglich, vor Jahrtausenden, hatte MIKRU-JON den Halbspur-Changeuren als Raumfahrzeug gedient; inzwischen war Perry Rhodan der von dem Schiff akzeptierte Pilot.

Mondra tauschte einen Blick mit Mikru, der Verkörperung der Schiffsintelligenz.

Diese erschien soeben wie jedes Mal als junge, zerbrechlich wirkende Terranerin – eine täuschend echte Projektion. »Es sind fast alle Passagiere an Bord. Nur Julian Tifflor fehlt, dann können wir aufbrechen.«

Mondra lächelte feinsinnig. »Ich gedulde mich, egal, wie mein Ruf lautet.«

Das brachte Perry Rhodan zum Lächeln. Und das fühlte sich gut an, denn in letzter Zeit hatte es wenig Grund zur Heiterkeit gegeben.

»Die Warnung von ES war mehr als eindringlich. Wir müssen das PARALOX-ARSENAL finden, und das schnell. Geduld ist in diesem Zusammenhang wohl nicht die gefragte Tugend.«

»Und das sagst ausgerechnet du«, wiederholte Mondra die Worte, die er kurz zuvor gebraucht hatte.

Mikru projizierte ein Holo der Schiffsumgebung, in dem die Position des Obeliskenraumers als rot blinkender Punkt markiert war.

»Streitet euch später. Alle angekündigten Passagiere befinden sich jetzt an Bord, zuletzt kamen die Mutanten und wie gesagt Julian Tifflor. Wir starten auf deinen Befehl.«

Rhodan verkniff sich ein höchste Zeit. Die Lage war zu ernst. Selbst die Aufnahme des in den Krathvira gefangenen Vamu der Vatrox war für ES nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen. Nach wie vor bestand die Gefahr, dass die Superintelligenz auf die Psi-Materie von TALIN ANTHURESTA zugriff – und nicht nur darauf.

Noch hielt sich Rhodan in TALIN ANTHURESTA auf, jener gigantischen Dyson-Sphäre, die als Wunder von Anthuresta galt. Der Netzweber Radyl hatte es geschafft, ihn dorthin zu versetzen.

Er schaltete weitere Detail-Holos, indem er den Orbit um die Sonnentarnung des Handelssterns im Zentrum des Wunders heranzoomte. Erstmals hatte der von ES überreichte »Ur-Controller« der Anthurianer seine volle Funktionstüchtigkeit bewiesen – mit ihm war es kein Problem gewesen, ein großes Transfer-Portal zum Handelsstern FATICO in Andromeda zu schalten. Die dort weiterhin stationierten Flottenverbände hatten sofort reagiert.

Der Anblick der Schiffe aus Andromeda war erleichternd, demonstrierte er doch, dass es starke Verbündete gab. Der vertraute Anblick der 1000 grob würfelförmigen Fragmentraumer beruhigte den Terraner – ein großes Aufgebot an Posbi-Schiffen, deren Kommandanten gekommen waren, Stardust Hilfe zu leisten.

Dennoch schweiften Rhodans Gedanken ab; er dachte an die Piloten der Silberkugeln, die an ihrem Treffpunkt auf ihn warteten, in der Nähe des Forschungszentrums TZA'HANATH.

Wie es ihnen dort wohl erging? Spitzte sich die Lage an diesem Brennpunkt der Geschehnisse zu? Vorgesehen war, dass die Silberkugeln zum Polyport-Hof ESHDIM-3 aufbrachen, wenn Rhodan sich nicht rechtzeitig zurückmeldete.

Er warf einen Blick auf die Uhr. Seit seinem Aufbruch ins Wunder von Anthuresta waren 22 Stunden vergangen. In diesen Tagen, an denen sich die Lage überall zuspitzte, glich diese Zeitspanne einer Ewigkeit.

Vor allem im Fall der Superintelligenz ES wusste niemand, wie viel Zeit blieb, ehe ES starb – oder in einem letzten Gewaltakt versuchte, das unausweichliche Ende hinauszuzögern. Es wäre der Superintelligenz in ihrer Notlage durchaus zuzutrauen, Millionen oder gar Milliarden Wesen zur Stärkung zwangsweise aufzunehmen … und damit deren körperliche Existenz zu beenden.

Weniger zurückhaltend und euphemistisch ausgedrückt, dachte Rhodan an dieser Stelle seiner Überlegungen, würde ES sie töten. Und wenn das geschieht, begibt sich ES auf den Weg zur Materiesenke, genau wie es Seth-Apophis einst erging – falls ES überhaupt überlebt.

Doch noch war es nicht so weit. Noch bestand die Chance, das PARALOX-ARSENAL zu entdecken. Genauer gesagt: die Zeitkörner, in die das PARALOX-ARSENAL fragmentiert sein sollte. Was immer sich genau hinter diesem Begriff verbergen mochte.

Weitere Schiffe erreichten den Bereich im Orbit um den Handelsstern, den das Holo wiedergab. LFT-BOXEN der QUASAR-Klasse, den Ortungsergebnissen zufolge 3000 Einheiten; das Holo zeigte eine für das Auge unübersehbare Menge, genau wie bei den posbischen Fragmentraumern.

»Wir sollen das PARALOX-ARSENAL finden.« Rhodan schreckte zusammen, als Mondras Stimme plötzlich dicht neben ihm ertönte. Er war so in Gedanken versunken gewesen, dass er ihre Annäherung nicht bemerkt hatte. »Aber ich frage dich, Perry, nun, da es niemand außer uns beiden hört …«

»Ich weiß«, unterbrach er. »Wie soll uns etwas in kürzester Zeit gelingen, was die Frequenz-Monarchie seit Beginn der aktuellen Hyperimpedanz-Erhöhung vergeblich versucht? Seit so vielen Jahren?«

»Zumal wir ganz nebenbei«, ergänzte Mondra, »die Macht der Monarchie in Andromeda brechen mussten, was uns ebenfalls ES auftrug. Danach galt es, sich in einer fremden Galaxis zu orientieren. Lass es mich vorsichtig ausdrücken: Wenn die Suche nach dem PARALOX-ARSENAL solche Priorität hat, warum hat ES uns dann nicht schon vor Jahren darüber informiert?«

Der Terraner schwieg. Ja, weshalb? Aber hatte er je die Gedankengänge der Superintelligenz wirklich nachvollziehen können? Oder hatte sich die Lage erst in den letzten Wochen grundlegend geändert?

Hatte die Superintelligenz überhaupt im Voraus ahnen können, in welche Krise sie stürzen würde? Wieso lag ES überhaupt im Sterben? Was steckte dahinter, dass der Winter auf Wanderer angebrochen war, dass der Alte auf seinem Kunstplaneten fror und dass Homunk zu Eis erstarrt war? Hing es wirklich mit der großen Distanz zwischen der Lokalen Gruppe und den Fernen Stätten zusammen, wie es die Superintelligenz bereits Ende Januar auf Wanderer mitgeteilt hatte?

Rhodan lauschte der damaligen Aussagen nach: Ich bin nicht imstande, beide Bereiche zu halten. Sie sind extrem weit voneinander entfernt. Ich muss mich quasi aufteilen. Das droht mich zu zerreißen. Ich werde es eventuell nicht überleben. Und deshalb benötige ich deine Hilfe, Perry Rhodan. Ich brauche als Stärkung in absehbarer Zukunft Bewusstseinssubstanz – und zwar in großer Menge!

»Es gibt zu viele Fragen«, sagte er. »Nur eines steht fest: Bislang blieb uns keine Zeit, das PARALOX-ARSENAL zu suchen. Wir dürfen uns keine Vorwürfe machen.«

»Uns ohnehin nicht«, warf sie ein.

»Aber wir müssen uns nun darauf konzentrieren. Der einzige Hinweis besteht darin, dass wir in der Schneise nach Spuren Ausschau halten sollten.«

Im Holo sah er, dass sich MIKRU-JON in Bewegung setzte. Der Punkt bewegte sich im Inneren des Wunders – im Zentrum der 20.000 Scheibenwelten, die Wanderer so verblüffend ähnelten.

Als sich der Blickwinkel änderte, kamen weitere Schiffe der Andromeda-Flotte ins Bild – die dritte Gruppe derjenigen, die zur Unterstützung ins Innere von TALIN ANTHURESTA geeilt waren: 2000 Haluterschiffe, jedes 350 Meter im Durchmesser, bemannt von Junghalutern, deren Drang nach Abenteuer nahezu übermächtig in ihnen wütete. Haluter in Drangwäsche übertrafen alles, was Menschen anzustellen vermochten – selbst Teenager, die ihre Freiheit ausprobierten. Und das wollte etwas heißen, wenn er sich diverse Phasen etwa seines Sohnes Michael ins Gedächtnis rief.

Alles in allem war es eine beachtliche Streitmacht von 6000 gut bewaffneten Einheiten. Und doch wusste Rhodan, dass es mit militärischer Präsenz allein nicht getan war, zumal sie es mit einer erdrückenden Übermacht an Gegnern zu tun hatten – und der Blutzoll so gering wie nur irgend möglich gehalten werden musste.

Mondra und er schwiegen eine Weile; sie hing wohl ähnlichen Gedanken nach. Schließlich legte sie ihm die Hand auf die Schulter.

»Versteh mich richtig, Perry … ich bewundere dich für deine Zuversicht, aber momentan fällt es mir schwer, sie zu teilen. Ich weiß nicht mal, ob ich sie teilen will.«

»Es ist keine Frage des Wollens – du musst, wenn du überleben willst. Und wir stehen nicht alleine da.«

In den Pulk der Haluterschiffe kam Bewegung, als sie sich neu formierten, eine harmlose Routineoperation. Im Inneren des Wunders drohte keine Gefahr durch gegnerische Schiffe.

»Lass es mich auf den Punkt bringen«, sagte Mondra. »Wir suchen nach Hinweisen. Schön und gut. Aber wie sollen diese Hinweise aussehen? Das wissen wir nicht. Spuren?«

»Wir suchen nicht das PARALOX-ARSENAL an sich, sondern Zeitkörner.« Als Mondra ihre Hand zurückzog, griff Rhodan danach und hielt sie fest. »Das hat uns ESTARTU über die Elfahder mitgeteilt. Das ARSENAL ist in Zeitkörner fragmentiert.«

Sie presste die Lippen zusammen. Ihre Kiefermuskulatur arbeitete. Es dauerte Sekunden, ehe sie etwas erwiderte. »Wir wissen nicht, was wir uns unter Zeitkörnern vorstellen sollen. Für mich klingt es wie ein Hilfsbegriff für ein Phänomen, das selbst eine Superintelligenz wie ESTARTU nicht in Worte fassen kann – oder was diese vielleicht versteht, ein Lebewesen auf unserer Ebene der Existenz aber nicht.«

Rhodan deutete auf das Holo. »Wir werden TALIN ANTHURESTA verlassen und in der Schneise suchen. Unsere statistischen Erfolgsaussichten sind mir völlig gleichgültig! Das Leben ist mehr als Statistik. Notfalls vollbringen wir eben das Unmögliche! Die Schneise ist ein riesiges Gebiet, aber es würde ohnehin nicht ausreichen, es räumlich abzusuchen, davon bin ich überzeugt. Sonst wäre es den Vatrox längst gelungen. Es fehlt uns nur der richtige Ansatzpunkt!«

»Ich …«

Er ließ sie nicht aussprechen. »Vielleicht hat uns ES mit der Suche nach den Zeitkörnern den Auftrag erteilt, ein sprichwörtliches Staubkorn irgendwo in einer ganzen Galaxis zu finden. Es ist mir egal! Es ist mir auch egal, dass Lotho Keraete an dieser Aufgabe gescheitert und ums Leben gekommen ist! Es muss getan werden, und deshalb werde ich auch mein eigenes Leben dafür einsetzen, bis zum letzten Atemzug!«

Er fühlte, wie sich ihre Finger fester um seine Hand schlossen.

»Ich unterstütze dich.«

»Das weiß ich«, sagte er. »Rufen wir die anderen. Wir sollten die Lage besprechen, ehe wir die Schneise erreichen. Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Situation dort eskaliert.«

Er musste sich nicht näher erklären. In der Schneise operierten zahlreiche Schlachtlichter der Monarchie, und es konnte nicht ausgeschlossen werden, dass inzwischen auch Jaranoc-Schlachtschiffe in VATROX-VAMUS Auftrag dort auftauchten … wahrscheinlich alle auf der Suche nach dem PARALOX-ARSENAL.

Die Kämpfe würden sich über die gesamte Schneise ausweiten.

Wo Jaranoc und Truppen der Frequenz-Monarchie aufeinandertrafen, waren erbitterte Kämpfe vorprogrammiert. Alles andere als die besten Voraussetzungen, nach einem Staubkorn zu suchen.

3.

Diener der Apokalypse

 

Angesichts der Schlacht stellte sich für die Beobachter in den Silberkugeln eine Frage: Wie sollten sie sich verhalten?

Niemand sprach es aus, doch Icho Tolot wusste, dass sich jeder Einzelne mit diesem Thema beschäftigte. Die Entscheidung allerdings musste er als Kommandeur der Silberkugel-Staffel treffen.

Die 20.000 Jaranoc-Kriegsschiffe attackierten die acht Handelssterne des Forschungszentrums. Stets aufs Neue rasten sie in wechselnden Formationen heran, feuerten und zogen sich wieder zurück. Die Angriffe erfolgten in raschem Tempo – seit die Flotte materialisiert war, waren erst wenige Minuten vergangen.

Das Planhirn des Haluters hatte die Situation längst analysiert. Die Silberkugeln mochten extrem fortschrittliche, ja nahezu unbesiegbare Schiffe sein, doch in einer Schlacht dieses Ausmaßes vermochten sie nichts auszurichten.