Rainer Sachse

Wie ruiniere ich
mein Leben –
und zwar systematisch!

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Klett-Cotta

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Cover: Finken + Bumiller, Stuttgart

Zeichnungen: bergerdesign, Solingen

Datenkonvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Printausgabe: ISBN 978-3-608-94559-1

E-Book: ISBN 978-3-608-10481-3

Das E-Book basiert auf der 1. Auflage 2010 der Printausgabe bei Klett-Cotta.

Inhaltsverzeichnis

So tickt der Mensch – Eine Anleitung zur systematischen Minderung der Lebensqualität

Ich fühle, also bin ich – Das Motivationssystem

Grundlegende Motive und Ziele

Zufriedenheit erreichen – eine Sissiphus-Arbeit

Alienation oder die Kunst, sich selbst ein Rätsel zu sein

Ruinierungsstrategie 1: Pfeifen Sie auf Ihre innere Stimme!

Ein Baum ist ein Baum ist ein Baum … – Das Realitätssystem

Matrix reloaded? – Was wir über die Realität wissen sollten

Die Soziale Realität oder das Fettnäpfchen-Vermeiden-Spiel

Trauen Sie niemandem – vor allem nicht sich selbst!

Ruinierungsstrategie 2: Glauben Sie doch, was Sie wollen!

Ruinierungsstrategie 3: Machen Sie es wie Don Quijote: Kämpfen Sie gegen Windmühlen!

Alles eine Frage der Balance: Das Gleichgewicht zwischen Motivations- und Realitätssystem

Lust und Frust – Wie unsere inneren Systeme interagieren

Erst der Spaß, dann das Vergnügen? Von der Schwierigkeit Pflichten und Bedürfnisse unter einen Hut zu bekommen

Ruinierungsstrategie 4: Setzen Sie falsche Maßstäbe!

Verantwortung und Kontrolle

Wer ist der Regisseur in Ihrem Leben?

Selbst denken macht klug!

Erfolgreich scheitern – Mit Verantwortungsabgabe klappt’s garantiert

Ruinierungsstrategie 5: Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts …

Generation Unentschieden?

Die Last mit der Handlungsfreiheit

Ruinierungsstrategie 6: Machen Sie sich frei vom Entscheidungszwang!

Man kann sich nicht nicht entscheiden

Ruinierungsstrategie 7: Werden Sie zum konsequenten »Jein-Sager«!

Jede Entscheidung beinhaltet Kosten

Ruinierungsstrategie 8: Finden Sie die perfekte Lösung!

Mit jeder Entscheidung geht man Risiken ein

Ruinierungsstrategie 9: Hochgeschwindigkeits-Entscheiden oder Informationen Hamstern

Ruinierungsstrategie 10: Fallen Sie in eine Entscheidungsparalyse!

Man hat immer eine Wahl!

Ruinierungsstrategie 11: Machen Sie sich zum Opfer der Umstände!

Eine gute Entscheidung!? Eine Frage der Alternativen

Ruinierungsstrategie 12: Betrachten Sie Alternativen immer isoliert!

Ja oder Nein? Die Wahl zwischen zwei Alternativen

Ruinierungsstrategie 13: Mission impossible!? Bitten Sie Superman um Hilfe!

Spieglein, Spieglein an der Wand … Die Bedeutung von Selbstbild und Selbstwert

Ruinierungsstrategie 14: Sorgen Sie für ein negatives Selbstbild!

Ruinierungsstrategie 15: Stehaufmännchen sind von gestern! Sorgen Sie für ausreichend Depression

Ruinierungsstrategie 16: Klagen Sie auf Schadenersatz für die Ungerechtigkeiten dieser Welt

Ängste

Ruinierungsstrategie 17: Verwandeln Sie die Mücke in einen Elefanten – oder in ein Urzeitmammut!

Ruinierungsstrategie 18: Gehen Sie auf Nummer Sicher!

Ein Resümee?

Einleitung

Seit über 30 Jahren bin ich nun Psychotherapeut, seit 30 Jahren Supervisor und seit 28 Jahren Ausbilder für Psychotherapie. In dieser Zeit hatte ich die Gelegenheit, viele Klienten kennenzulernen und regelmäßig mit Kolleginnen und Kollegen Berufserfahrungen auszutauschen. Ich kann daher behaupten, die Probleme der Menschen im Alltag zu kennen und zu verstehen, wie sie »funktionieren« – oft nämlich auf ganz ähnliche Art und Weise: Obwohl jeder Mensch einzigartig ist und jedes Problem im Detail einzigartig bleibt, so zeigen doch viele Probleme »Muster« auf, die einen typischen (Problem-)Ablauf beinhalten.

Wenn man also lange mit der Analyse von Problemen befasst ist, kristallisieren sich Grundmuster heraus: Es wird deutlich, dass viele Menschen elementare psychologische Fehler machen, die unweigerlich psychologische Probleme nach sich ziehen. Diese aber – und das ist das Positive an immer gleich ablaufenden Prozessen – können auch relativ leicht vermieden werden. Man muss nur die Prinzipien kennen, nach denen man handeln sollte, um zukünftiges »Fehlverhalten« zu vermeiden.

Aus diesem Grunde schreibe ich dieses Buch: Ich möchte auf einige grundlegende psychologische Prinzipien aufmerksam machen, an denen man sich als Mensch besser orientieren sollte (wenn und falls man Probleme vermeiden will!), und ich möchte aufzeigen, was passieren kann und auch mit hoher Wahrscheinlichkeit passieren wird, wenn man sich nicht an sie hält. Und ich möchte es wieder auf eine eher satirische Art tun, um dem Ganzen die »existentielle Schwere« zu nehmen, die einem bei diesem Thema in tiefe Depressionen treiben kann – denn das ist nicht nötig! Auch grundlegenden menschlichen Problemen können Sie eine heitere Seite abgewinnen und spielerisch mit ihnen umgehen. Gehen Sie doch einmal der Frage nach, wie Sie Ihr Leben effektiv und vor allem systematisch ruinieren können. Natürlich können Sie das! Sie werden sehen, dass dies ohne großen Aufwand möglich ist. Aber vielleicht können Sie den Ruin ja auch aktiv verhindern, was auch nicht zu schwierig ist – wenn man ein paar kleine Regeln beachtet …

Ich hoffe, Sie haben viel Spaß an diesem Buch!

Bochum, im März 2009
Rainer Sachse

So tickt der Mensch – Eine Anleitung zur systematischen Minderung der Lebensqualität

Bevor wir uns mit der Entwicklung (und Vermeidung) von Problemen befassen können, ist es nötig, ein wenig über psychologisches »Funktionieren« zu erfahren: Denn dann kann man besser verstehen, was man alles falsch oder richtig machen kann!

Von »menschlichem Funktionieren« zu sprechen, klingt recht mechanistisch – ist aber nicht so gemeint. Wenn ich von »Funktion« oder von »funktionieren« spreche, dann meine ich, dass auch im psychologischen Bereich Prozesse in einer beschreibbaren, verstehbaren Art und Weise ablaufen, ineinandergreifen und sich gegenseitig beeinflussen. Und sie laufen entweder so ab, dass ein Mensch einigermaßen gut und problemlos leben kann – dann »funktionieren« sie gut – oder sie laufen dummerweise so ab, dass sie Probleme, zum Teil schwerwiegende, bereiten – dann, so kann man eben sagen, »funktionieren« sie schlecht.

Betrachtet man menschliches Funktionieren, dann kann man auf psychologischer Ebene (vereinfachend) zwei zentrale Systeme unterscheiden, die das Verhalten von jedem von uns steuern: Ein System, das für die Interaktion mit der Realität zuständig ist und das man als »Realitätssystem« bezeichnen kann, und eins, das für das persönliche Wohlergehen zuständig ist und das man das »Motivationssystem« nennt.

Das Realitätssystem sorgt dafür, dass eine Person möglichst zutreffende Vorstellungen von der Realität entwickelt und adäquate Realitätsmodelle erwirbt, also möglichst gut versteht, was um sie herum vorgeht: Versteht, wie die Realität funktioniert; welche Folgen es hat, wenn man in bestimmter Weise handelt oder nicht handelt; versteht, wie man sich in der Realität »bewegen« muss. Hört sich kompliziert an, ist es aber nicht. Hier einige Beispiele: Es bilden sich (oft sehr eindrücklich und schmerzhaft) Modelle über die Wirkung von heißen Herdplatten auf menschliche Hautpartien, Modelle über die Folgen einer fallen gelassenen Tasse, ein Modell darüber, dass man Laternen ausweichen muss und dass Laternen ihrerseits nicht zur Seite springen, wenn man auf sie zugeht. Menschen erwerben Modelle darüber, wie man sich in bestimmten Situationen verhalten kann und sollte und was man besser vermeidet. Modelle über die Realität zu bilden heißt also, dass man lernt: Man lernt, dass Menschen in der Regel freundlich reagieren, wenn man freundlich zu ihnen ist und dass aggressives Handeln meist aggressive Reaktionen nach sich zieht. Man lernt und versteht (wenn man Glück hat), was andere Menschen wollen und wie man sich verhalten muss, damit sie einem das geben, was man braucht.

Abb. S. 14

Das System ist also auch dafür zuständig, Modelle darüber zu entwickeln, wie man die Realität beeinflussen kann und wie man in ihr erfolgreich agiert: Was muss man tun, um bestimmte Ziele zu erreichen? Mit welchen Strategien kann man Veränderungen erzielen bzw. aufhalten? Was muss ich tun, um jemanden freundlich zu stimmen, und was sollte ich besser lassen? Was sollte ich tun, wenn mich ein Hund anknurrt oder mir auf einem einsamen Weg plötzlich ein Grizzlybär begegnet? – Möglichst das Richtige, denn ein Fehler könnte hier der letzte Ihres Lebens sein!

Das Realitätssystem ist hoch komplex und, wie immer bei komplexen Systemen, kann man als Mensch viel falsch machen; zum Glück (für uns Wissenschaftler) unterlaufen uns einige Fehler so häufig, dass man sie gut identifizieren, benennen und mit ein bisschen gutem Willen vermeiden kann.

Das Motivationssystem umfasst grundlegende Motive, Wünsche oder Bedürfnisse einer Person: Diese bestimmen, was eine Person möchte, was ihr wichtig ist, was ihr gut tut und damit auch, was sie nicht möchte und ihr eher schadet. Motive sind gewissermaßen Standards, an denen man sich orientieren sollte: Denn wenn ein Motiv befriedigt ist, der Standard also erreicht wurde, dann fühlt man sich zufrieden; folgt man einem Motiv, ist man auf dem Wege, den Standard zu erreichen, dann kann man Spaß und Freude erleben. Befriedigt man das Motiv jedoch nicht, dann wird man unzufrieden. Motive zeigen einem somit, wo es langgehen sollte, welche Ziele man in der Realität verfolgen sollte, um langfristig Zufriedenheit zu erreichen. Daher sollte man seine Motive besser nicht ignorieren, für irrelevant halten oder sie als »irrational« abtun!

Stift

Merke:

Das Realitätssystem ist zuständig für ein gutes »Funktionieren« in der Realität; es bildet Modelle, an denen man sich orientieren kann: Man »lernt«, was man tun muss, um die Realität zu verändern, aber man lernt auch, was man nicht tun sollte, da sonst »das Imperium zurückschlägt«.

Ich fühle, also bin ich – Das Motivationssystem

Grundlegende Motive und Ziele

Wir Menschen haben eine Vielzahl von grundlegenden Bedürfnissen und Motiven: Wir möchten Kontakt haben zu anderen Menschen, möchten Beziehungen führen, mit anderen zusammen sein; wir möchten über andere bestimmen, »das Sagen haben«, andere dominieren; oder wir möchten etwas leisten, erfolgreich sein usw. Diese Bedürfnisse sind für uns unterschiedlich wichtig. Man sagt, dass wichtige Bedürfnisse »hoch in der Motiv-Hierarchie stehen«: Je wichtiger diese Bedürfnisse sind, desto wichtiger ist es für eine Person, sie auch zu befriedigen. Haben Personen ein Bedürfnis, das zurzeit besonders wichtig ist (das also hoch in der Motivhierarchie steht), dann erreichen sie ein hohes Maß an Zufriedenheit, wenn sie dieses Bedürfnis in der Realität befriedigen können. Hat eine Person z. B. ein starkes Bedürfnis danach, eine Beziehung einzugehen, dann ist sie besonders zufrieden, wenn sie auch tatsächlich eine Beziehung haben kann. Besteht bei jemandem ein starkes Bedürfnis nach Anerkennung, dann wird er oder sie zufrieden, wenn wichtige Personen signalisieren, dass er oder sie liebenswert ist, positive Eigenschaften hat, kompetent ist u. a. Hat eine Person ein starkes Bedürfnis nach Kontakt, dann ist sie zufrieden, wenn sie mit anderen Menschen zusammen sein kann, wenn sie enge Beziehungen hat und pflegen kann. Menschen mit einem starken Leistungsmotiv macht es Spaß, Aufgaben zu bearbeiten, die eine Herausforderung darstellen; dabei geht es nicht um Erfolge und auch nicht um Anerkennung, sondern es macht ihnen einfach Spaß, die Aufgabe selbst zu lösen, und sie sind zufrieden und stolz, wenn sie es geschafft haben.

Diese Motive sind grundlegende (oder »implizite«) Motive: Sie sind der Person oft selbst gar nicht bewusst und gar nicht klar (daher »implizit«). Man kann sie selbst kaum »benennen« oder in Worte fassen; dennoch wirken sie, und zwar über Gefühle und Affekte: Man spürt, was man möchte, man spürt, was einem gut tut, man fühlt sich schlecht oder frustriert, wenn man Motive verfehlt. (Das bedeutet auch »implizit«: Man kann seine Wünsche nicht »versprachlichen«, aber sie wirken dennoch, oft ohne deutliches Bewusstsein, auf das Verhalten – oder auch nicht, wie wir noch sehen werden.)

Neben diesen grundlegenden Motiven gibt es aber noch explizite Ziele: Dies sind Ziele, die sich eine Person bewusst setzt. Diese Ziele können sprachlich auch ausgedrückt werden (daher nennt man sie »explizit«). Sie wirken weniger über Gefühle, sondern eher über Gedanken (»Ich will erfolgreich sein!«). Viele solcher Ziele entstehen in der Biographie durch elterliche Erwartungen, die die Person übernommen hat (Vater möchte, dass man erfolgreich wird, also will man auch selbst erfolgreich werden). Ziele dieser Art sind z. B.:

Personen stecken oft sehr viel Zeit und Energie in das Erreichen solcher Vorsätze: Bemühungen dieser Art können das ganze Leben bestimmen. Personen können, wie wir noch sehen werden, ihr Leben dem Ziel »Sei erfolgreich!« völlig unterordnen. Daher sind solche (expliziten) Ziele oft sehr mächtig und dominant. Diese, von anderen Personen (meist den Eltern) übernommenen Pläne können nun mit den grundlegenden Bedürfnissen der Person übereinstimmen: Pläne und Motive decken sich. In diesem Fall kann man relativ leicht zufrieden werden: Das Ziel, das man explizit, mit viel Energie verfolgt, befriedigt dann auch die grundlegenden, impliziten Motive. Ein (leider recht seltener) Glücksfall!

Explizite Ziele und implizite Motive können aber auch voneinander abweichen und sich sogar widersprechen. In diesem Fall stimmen die expliziten Ziele, die eine Person verfolgt, nicht mit den grundlegenden Motiven überein. Z. B. kann eine Person ein starkes Bedürfnis (implizites Motiv) nach einer Beziehung haben, ihr sehr starkes explizites Ziel ist es jedoch, erfolgreich zu sein: Diese Person wird all ihre Kräfte mobilisieren, um Erfolg tatsächlich zu erreichen, und vernachlässigt damit (fast völlig) das Motiv nach Beziehung. Was bleibt, ist dann aber (oft untergründig) ein Gefühl der Unzufriedenheit, da sie ein wichtiges Motiv pausenlos frustriert. Selbst große Erfolge können dann dieses Problem nicht lösen!

Dies ist eine Frage der sogenannten »Kompatibilität«: der Vereinbarkeit von Zielen mit Motiven. Wenn eine Person »implizit« ein starkes Bedürfnis nach Kontakten hat, jedoch sehr stark dem expliziten Ziel »Sei erfolgreich!« folgt, dann sind Motive und Ziele nicht kompatibel: Trotz des Erreichens hochgesteckter Ziele bleiben die eigenen Bedürfnisse auf der Strecke. Das Ergebnis: Erfolgreich, aber einsam – Frustration auf ganzer Linie!

Zufriedenheit erreichen – eine Sissiphus-Arbeit

Es hängt also von der Befriedigung der grundlegenden (impliziten) Motive ab, ob man zufrieden wird oder nicht. Auch beim Verfolgen der expliziten Ziele ist es dann eine wesentliche Frage, ob diese Ziele den grundlegenden Motiven entsprechen. Ist jemand grundlegend leistungsorientiert und hat das explizite Ziel »Leiste viel!«, dann ist das Ziel mit dem Motiv kompatibel (vereinbar): Verfolgt er dieses Ziel und erreicht es (immer wieder von Neuem), dann wird er damit auch das grundlegende Motiv befriedigen und kann so Zufriedenheit herstellen. Er kann auch schon bei der Verfolgung der Ziele Spaß und Freude empfinden: Das Ziel bringt ihm somit positive Lebensgefühle ein.

Dummerweise lernen Personen jedoch oft von ihren Eltern Ziele, die nicht mit ihren impliziten Motiven übereinstimmen: Sie haben vielleicht ein starkes Motiv nach Kontakt, aber sie haben explizite Ziele wie:

Da sie diese Ziele von ihren Eltern übernommen haben, zeichnen sie sich durch ein hohes Maß an Verbindlichkeit aus. Personen, die solche Ziele übernehmen, hoffen, dadurch Anerkennung von ihren Eltern (oder später von anderen relevanten Personen) zu bekommen, und/oder sie fürchten, abgewertet und bestraft zu werden, wenn sie diese Ziele nicht konsequent verfolgen: Daher tun sie viel bis alles, um sie zu erreichen, und bekommen dann natürlich auch viel soziale Anerkennung dafür; nicht nur von ihren Eltern, sondern auch von Lehrern, Kollegen, Freunden und anderen, was sie weiter dazu bringt, diese Ziele zu verfolgen. Da sie aber den grundlegenden Motiven nicht entsprechen, führt selbst das Erreichen der Ziele nicht zum gewünschten Glücksgefühl: Und damit bleibt die Person unzufrieden, unabhängig davon, wie viel Zeit sie investiert hat, um ihr Ziel zu erreichen! Denn Fakt ist: Ob man zufrieden wird oder nicht, hängt nicht primär von der Anstrengung ab, die man aufgebracht hat, oder von den Hindernissen, die man überwunden hat, sondern von der Befriedigung der grundlegenden Bedürfnisse!

Und damit entsteht in solchen Fällen ein scheinbares Paradox: Die Person strengt sich an, ist erfolgreich, erreicht ihre Ziele (erfolgreich sein) – und ist todunglücklich! Und wenn die Motive länger unbefriedigt bleiben, wird das Gefühl der Unzufriedenheit nur immer größer. Die Person freut sich zwar über die »soziale Anerkennung«, aber diese Freude verblasst schnell, und was bleibt, ist ein Gefühl, doch nicht »satt« zu sein (Diese Erkenntnisse sind in der Psychologie sehr gut gesichert, auch wenn sie Ihnen zunächst nicht vorstellbar erscheinen!). Das bedeutet aber: »Lebt man an seinen Motiven vorbei«, kann man Ziele mit großer Anstrengung verfolgen und man wird dennoch nicht zufrieden. Man macht dann »mehr desselben« und das wirkt auch nicht: Auch durch ein Mehr an Anstrengung stellt sich keine Zufriedenheit ein.