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Martina Hoblitz

Herz Dame und Pik 7

Die Millionärin und der Zimmerkellner


Dies ist der 1.Teil einer Reihe über eine ziemlich verrückte High-Society-Familie in Amerika. Der 2.Teil heißt UND FRAU GRÄFIN LÄCHELT KÜHL Der 3.Teil ist noch in Arbeit


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Kapitel 1

 Als meine Tante Agatha starb, wusste ich nicht einmal, dass ich überhaupt eine Tante dieses Namens hatte. Der Brief vom Anwalt verblüffte mich sehr. Mein Vater hatte also eine Schwester! Und warum diese Tante ausgerechnet mich in ihrem Testament bedachte, noch dazu als Universalerbin, war mir ein Rätsel. Vielleicht weil ich die einzige noch lebende Verwandte von ihr war? Konnte das meine Tante dazu bewogen haben, ausgerechnet mich in ihrem Testament zu bedenken?

 

Der Anwalt brachte es dann auf den Punkt: Diese mir unbekannte Tante hinterließ mir eine Villa und ein Riesenvermögen mit der Auflage, sie zu einem Heim zu machen. Was hieß hier bitte ? Das konnte doch alles Mögliche sein! Ein Kinderheim? Ein Heim für junge, ledige Mütter? Ein Tierheim? Was verlangte Tante Agatha da von mir? Warum hatte sie sich so vage gehalten? Konnte sie denn keine konkreten Pläne oder Wünsche äußern?

 

Auf jeden Fall handelte es sich um eine riesige Villa, ländlich gelegen, mit mehreren Hektar Land drumherum. Und das Ganze befand sich in Nevada – USA, genauer gesagt, in der Nähe von Las Vegas!... Hallo! Ich war ein deutsches Landei! Wohnte von Geburt an in einer bayrischen Kleinstadt, wo fast jeder jeden kannte. Bei meinem geringen Einkommen als Sekretärin in einer Klosterschule konnte ich mir so gerade eben eine 2 ½ Zimmer Wohnung und einen winzigen Gebrauchtwagen leisten. Und plötzlich war ich Besitzerin eines hochherrschaftlichen Anwesens!

 

Ich wusste beim besten Willen nicht, was ich tun sollte. Der Anwalt war mir auch keine Hilfe. Nachdem er mir noch mitgeteilt hatte, dass die Immobilie schuldenfrei war und ich zudem noch ein nicht geringes Barvermögen erbte, über das ich mit sofortiger Wirkung verfügen konnte, hielt er seinen Auftrag für erledigt und fuhr zurück in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Die hatte ich ja jetzt auch, die Möglichkeiten. Ich wusste momentan nur nichts damit anzufangen.

 

Eigentlich war ich ganz zufrieden mit meinem bisherigen Leben. Nach einer geplatzten Verlobung und 2 mehr oder weniger festen Beziehungen genoss ich mein Singledasein in vollen Zügen. Ich ging gerne aus, auch ohne Begleitung. Anschluss fand ich allemal, denn ich war ein geselliger Mensch. Inzwischen war ich 32 Jahre alt, hatte aber keinerlei Torschusspanik. Wer braucht schon einen Mann zum leben? Und doch, tief drinnen, musste ich mir eingestehen, dass ich mich manchmal recht einsam fühlte. Zumal ich die Vergnügungsmöglichkeiten unserer kleinen Stadt und Umgebung schon reichlich ausgeschöpft hatte.

 

So nahm ich mir den Abschiedsrat des Notars zu Herzen, der mir empfohlen hatte: „Fahren Sie doch mal hin und begutachten Sie Ihr Erbe!“

 

Ich traf alle Vorbereitungen für meine Erkundungsreise in die Neue Welt. Als ich im Ort meine Runde drehte, um allen guten und weniger guten Bekannten Lebewohl zu sagen, ahnte ich wahrhaftig nicht, dass es ein Abschied für sehr lange Zeit sein würde.

 

 

An einem regnerischen Herbsttag landete ich auf dem Flughafen von Las Vegas. Ich verfrachtete mein Gepäck, das aus einem Rollkoffer, einer umfangreichen Reisetasche und einem Rucksack bestand,(alles nagelneu)in ein Taxi und ließ mich zum nächstbesten Hotel fahren. Es durfte ruhig etwas exklusiver sein, denn mein Reisekapital bestand aus einem ansehnlichen Bündel Traveler-Schecks und einer dicken Rolle Dollarnoten. Mein Selbstbewusstsein ließ keine Angst zu, weil ich ein solches Vermögen so einfach mit mir herumtrug. Es war ja auch nicht mein gesamtes Vermögen, sondern nur ein geringer Teil davon. Kurz gesagt, ich war, dank Tante Agatha, eine Millionärin! Was diese unverhoffte Verwandtschaft sonst noch für Auswirkungen hatte, sollte sich bald zeigen.

 

Ich betrat also hocherhobenen Hauptes durch eine Drehtür ein 3-Sterne-Hotel mit dem hübschen Namen . Kaum stand ich etwas ratlos im riesigen Foyer, da entriss mir ein übereifriger Page mein Gepäck und schleppte es vor mir her an die Rezeption. Meine Hoffnung, auch ohne Vorbestellung ein Zimmer zu bekommen, erfüllte sich in erstaunlicher Weise. Kaum hatte ich dem Portier meinen Namen genannt und meinen Pass vorgelegt, geriet der gute Mann völlig aus dem Häuschen. Wie ich aus seiner übersprudelnden Rede verstand, fühlte er sich geehrt, die Nichte der so verehrten in seinem bescheidenen Haus begrüßen zu dürfen. Völlig perplex starrte ich ihn nur sprachlos an, was ihn zu der irrigen Meinung brachte, ich verstünde wohl kein Englisch, und er wiederholte seine überschwängliche Begrüßungstirade noch mal in tadellosem Deutsch. Doch auch das brachte mich kein Stück weiter. Ich hatte seine 1.Rede schon verstanden, denn mein Englisch war in Sprache und Schrift nahezu perfekt. Aber wer zum Teufel war ? Sollte das etwa meine Tante Agatha sein? Ich beschloss nachzufragen und erkundigte mich bei dem Mann in gestochenem Englisch: „Sie kennen also meine Tante Agatha?“

 

Worauf er jedoch auf Deutsch erwiderte: „Wer kannte die verehrte gnädige Frau nicht? Sie war doch unser aller Wohltäterin. Ein wirklich schwerer Verlust. Aber, wenn Sie gestatten, Frl. Waldner, Sie sehen ihr sehr ähnlich. Und ich hoffe, diese Ähnlichkeit ist nicht nur äußerlich.“

 

Es schien so, als war meine Tante sehr bekannt und, was noch wichtiger war, beliebt gewesen. Peinlich berührt gab ich dem netten Portier gegenüber zu, dass ich sie nicht gekannt hatte, worauf er mich voll Unverständnis ansah. Auf meine erneute Nachfrage wegen eines Zimmers, winkte er beinah verächtlich ab.

 

„Was heißt denn hier Zimmer? Sie bekommen natürlich das Appartement!“

 

„Wenn Sie meinen“ erklärte ich mich achselzuckend einverstanden und unterschrieb das Anmeldeformular.

 

Nach einem knappen Telefongespräch, das ich nicht weiter beachtete, begleitete er mich höchstpersönlich in den 12.Stock, wobei uns der Page mit meinem Gepäck folgte. Im Fahrstuhl fragte ich den Mann erstmal nach seinem Namen, denn ich musste ja wissen, wie ich ihn bei eventuellen Fragen oder Wünschen ansprechen konnte. Mit einer knappen Verbeugung stellte er sich als James Taylor vor. Den Vornamen fand ich für seine dienerhafte Art recht passend. Trotzdem sagte ich zu ihm: „Nun, Mr. Taylor, dann weiß ich ja jetzt, an wen ich mich wenden kann, wenn ich irgendetwas brauche.“

 

„Verfügen Sie ruhig über mich, Frl. Waldner.“

 

In der 12.Etage angekommen, führte er mich zu einer breiten Mahagonitür rechterhand, die er mit einer Chipkarte öffnete, welche er mir dann überreichte. Wir betraten eine traumhafte, luxuriös eingerichtete Suite, die so groß war, dass sich meine Wohnung zuhause 3x drin verstecken konnte. Während der Page mein Gepäck ins Schlafzimmer brachte, bewunderte ich den herrlichen Blumenstrauß und den Präsentkorb, die wohl zu meinem Empfang auf den Couchtisch gestellt worden waren.

 

„Ich hoffe, es ist alles zu Ihrer Zufriedenheit?“ Ich konnte nur überwältigt nicken. „Brauchen Sie jemanden, der Ihnen beim Auspacken hilft?“

 

„Nein danke“ sagte ich und fügte hoheitsvoll hinzu: „Es wär mir lieb, wenn Sie mich jetzt bitte allein lassen.“

 

„Wie Sie wünschen, gnädiges Fräulein.“

 

Nachdem ich dem Pagen ein großzügiges Trinkgeld gegeben hatte, scheuchte Mr. Taylor ihn vor sich her hinaus, und ich schloss aufatmend die Tür hinter ihnen. Staunend sah ich mich in meiner Bleibe um und konnte es einfach nicht fassen. Man hatte mir tatsächlich das Penthouse zugewiesen! Ich hatte das Gefühl, mitten in ein Märchen reingepurzelt zu sein. Fehlte nur noch der Prinz! Aber was sollte ich mit so Einem? Schon als Teenager war ich zu der Überzeugung gelangt, dass die Märchenprinzen allesamt Schwachköpfe waren. Leider war mein Beinah-Verlobter ein solcher Prinz Charming gewesen. Nun, aus Schaden wird man klug, denn seitdem achtete ich nicht mehr so sehr auf das Äußere, obwohl meine nächsten beiden Beziehungen auch nicht gerade hässlich waren. Damals hatte ich mir vorgenommen, mich mal in einer stillen Stunde hinzusetzen und aufzuschreiben, was ich mir eigentlich von einem Mann wünschte. Es blieb jedoch nur bei dem Vorhaben. Und ich war jetzt sage und schreibe seit 4 Jahren Single. Ich hatte noch nicht mal einen One-Night-Stand. Vielleicht lag es ja auch an mir? Entweder schreckten die Männer gleich ganz vor mir zurück oder, wenn ich sie ein wenig ermunterte, fingen sie an zu klammern.

 

Unwillig schüttelte ich mir diese unsinnigen Gedanken aus dem Kopf und machte mich ans Auspacken. Nebenbei plünderte ich eine Pralinenschachtel aus dem Präsentkorb. Dann beschäftigte ich mich mit den vielen Knöpfen auf einer Tafel neben der Tür. Leider hatten sie keinerlei Bezeichnungen. Also drückte ich mutig den 1.in der Reihe. Es dauerte keine 5 Minuten, da gongte es an der Tür. Ja, es gongte! Wie in der Schule. Bäh! Ich öffnete und sah vor mir einen Kellner in tadelloser Uniform. Insgeheim musste ich schmunzeln in Anbetracht der Gedanken, die ich mir eben noch über Männer gemacht hatte. Der Typ sah einfach fabelhaft aus, zum Anbeißen attraktiv! Jedenfalls für meinen Geschmack. Die royalblaue Uniformjacke über schwarzer Bügelfaltenhose harmonierte perfekt mit seinen himmelblauen Augen, die wiederum die Wirkung seiner KARROTTENROTEN Haare unterstrichen. Ich konnte mir nicht helfen, ich liebte von jeher Männer mit roten Haaren! Wenn sie zudem noch Sommersprossen hatten, so wie dieser, schmolz ich dahin. So wie jetzt! Ich war zu keinem Wort fähig, sondern starrte ihn nur an wie en hypnotisiertes Kaninchen. Zum Glück schien er meine Unsicherheit nicht zu bemerken, denn er lächelte freundlich und fragte dienstbeflissen: „Was kann ich für Sie tun, gnädiges Fräulein?“

 

Seltsamerweise sprach er Deutsch. Wahrscheinlich hatte Mr. Taylor das Personal genauestens instruiert, wer im Penthouse wohnte. Ich räusperte meinen Verlegenheitsfrosch aus dem Hals und gestand ihm:“ Ich wusste nicht, was die Knöpfe bedeuten und hab einfach nur auf den 1. gedrückt.“

 

Da wurde sein Lächeln um eine Spur strahlender, und er sagte: „Ein Versäumnis von Mr. Taylor. Darf ich es Ihnen erklären?“

 

Ich ließ ihn eintreten. Er stellte sich vor die Tafel, deutete nacheinander auf die Knöpfe und sagte dazu: „Wie Sie sehn können, ist der 1.Knopf für mich. Ich bin der Etagenkellner, und mein Name ist Tobias. Der 2. ist für das Zimmermädchen, namens Stella. Der 3. ist, wenn Sie einen Sekretär oder eine Sekretärin brauchen, um etwas zu diktieren. Den nutzen gewöhnlich hier logierende Geschäftsleute. Und schließlich der 4. etwas größere ist für Mr. Taylor persönlich.“ - „Aha“ sagte ich nur und erkundigte mich schüchtern: „Wenn ich also den 1.Knopf drücke, kommen Sie. Was haben Sie denn für Aufgaben?“ - Sein Lächeln wurde noch breiter, als er erwiderte: „Nun, ich bin Kellner. Ich bringe Ihnen Speisen und Getränke.“ - „Die ich WO bestellen kann?“ hakte ich nach.

 

Da drang er weiter in den Raum vor, ging zu einem wuchtigen Schreibtisch, der in einer Ecke stand, und zeigte auf ein altmodisches Telefon.

 

„Wenn Sie hier die 1 drücken, werden Sie direkt mit der Küche verbunden. Dort können Sie alles bestellen, was Ihr Herz begehrt.“ - „Die 1 für die Küche“ wiederholte ich leise für mich, und er fuhr fort: „Die 2 verbindet Sie mit der Rezeption. Und wenn Sie nach außerhalb telefonieren möchten, müssen Sie vorher die 0 wählen.“ - Ich seufzte. „Meine Güte! Ob ich mir das alles merken kann? Ich hab’s nicht so mit Zahlen.“ - „Soll ich es Ihnen vielleicht aufschreiben?“ bot er an. - „Da wär’ ich Ihnen sehr dankbar! Gibt es hier vielleicht noch irgendwelche Knöpfe oder Tasten, die ich mir merken muss?“ - „Nicht dass ich wüsste. Sollten Sie vielleicht doch noch welche finden, wenden Sie sich getrost an mich.“ - „Nun hätt ich gleich einen Wunsch. Bringen Sie mir doch bitte eine Kanne Kaffee! So stark wie möglich, ohne Milch und Zucker.“

 

Mein Blick fiel auf einen schweren Kristalaschenbecher neben dem Telefon, und ich fügte hinzu: „Ach ja, und eine Schachtel Filterzigaretten. Die Marke ist egal.“

 

Eigentlich hatte ich vor 2 Jahren aufgehört zu rauchen, aber plötzlich war mir danach. Der Mann namens Tobias verbeugte sich knapp und verließ meine Suite mit den Worten:“ Wird sofort erledigt, gnädiges Fräulein.“

 

Ich rief ihm noch nach: „Und vergessen Sie nicht den Merkzettel für mich!“

 

Dann schloss ich die Tür, lehnte mich von innen dagegen und dachte: ‚Du dummes Schaf!’

 

Ich hatte mich wahrhaftig auf den 1.Blick verknallt! In einen Kellner! Na und? Ich war doch auch nur eine einfache Sekretärin. Mal abgesehen von Tante Agathas Millionen. Puh, ich musste zu mir kommen, ehe Tobias wieder auftauchte! Wie viel Zeit brauchte es, um einen Kaffee zu kochen und Zigaretten zu holen? Egal, ich räumte erstmal den Couchtisch frei. Die Blumen stellte ich auf die Kommode neben der Tür. Den Präsentkorb brachte ich ins Schlafzimmer, um meine häufigen nächtlichen Fressattacken zu befriedigen.

 

Da gongte es auch schon. Diesen Ton würde ich aber ändern lassen! Ich nahm mir vor, mit Mr. Taylor darüber zu sprechen. Aber nein, ich konnte ja auch Tobias fragen, ob das möglich wäre.

 

Ich öffnete die Tür und war arg enttäuscht, als ich in seiner Begleitung ein niedliches junges Mädchen sah, gekleidet in ein royalblaues Kleidchen mit weißer Servierschürze und breitem weißes Stirnband. Eindeutig ein Stubenmädchen! Und Tobias stellte vor, nachdem er sein Tablett abgesetzt hatte: „Frl. Waldner, dies ist Stella, Ihr Zimmermädchen. Sie möchte wissen, ob und wann Sie morgen geweckt werden wollen. Und ob sie heut Abend noch etwas für Sie tun kann. Tut mir leid, dass ich vermitteln muss. Sie spricht und versteht nur Englisch.“

 

Da lachte ich: „Das ist überhaupt kein Problem.“

 

Und zum Erstaunen der beiden sagte ich in fließendem Englisch, dass Stella heute Abend nichts mehr zu erledigen hätte, und dass sie mich am Morgen um 8 Uhr wecken sollte. Die Kleine knickste und ging. Tobias lächelte mich an und sagte: „Das war wohl wieder ein Irrtum von Mr. Taylor. Er hat uns ausdrücklich befohlen, mit Ihnen Deutsch zu sprechen.“

 

„Nun haben Sie ja gemerkt, dass das nicht nötig ist. Apropos, woher können Sie eigentlich so gut Deutsch?“ - „Meine Mutter war eine Deutsche.“ - „War?“ - „Sie ist vor ein paar Jahren gestorben.“ - „Tut mir leid. Ich wollt nicht indiskret sein.“ entschuldigte ich mich zerknirscht.

 

„Das waren Sie nicht“ lächelte er, griff in seine Jackentasche und reichte mir ein beschriebenes Stück Papier. „Ihr Merkzettel. Haben Sie sonst noch einen Wunsch?“

 

In meinem Hinterkopf pochte die Frage: ‚Wann hast du Feierabend?’ aber ich konnte mich grade noch beherrschen. Stattdessen fragte ich:“Kann man diesen fürchterlichen Ton an der Türklingel ändern? Der erinnert mich zu sehr an Schule. Und das sind wirklich keine guten Erinnerungen.“

 

Da lachte er herzlich. (Oh, ich hätte ihn auf der Stelle knutschen können!)

 

„Ich werd mal den Hausmeister fragen, ob sich da was machen lässt.“ - „Das wär sehr nett von Ihnen.“ - „Jetzt werd ich aber gehn, sonst wird Ihr Kaffee kalt.“ - „Ich lass ihn sowieso immer abkühlen.“ erklärte ich und ließ ihn hinaus.

 

In der Tür drehte er sich noch mal kurz um und sagte: „Und nicht vergessen, Knopf Nr.1 bin ich!“

 

Täuschte ich mich, oder war da ein verräterisches Funkeln in seinen Augen? Hastig schloss ich die Tür!

 

 

Am anderen Morgen, nach einer Nacht voller wilder Träume, in denen auf alle Fälle Tobias die Hauptrolle spielte, weckte mich Stella pünktlich um 8 Uhr. Ich kam mir vor wie eine Herzogin von und zu, als das Mädchen mich allen Ernstes fragte, ob es mir ein Bad einlassen sollte. Mit einem Lachen lehnte ich ab und erklärte Stella, dass ich lieber duschen würde. Und ich gebot ihr, nicht vor 11 Uhr wiederzukommen, um aufzuräumen. Als sie gegangen war, zündete ich mir zuerst mal eine Zigarette an, und nach dem 1.Inhalieren musste ich sofort husten. Verdammt, ich war tiefe Lungenzüge nicht mehr gewohnt! Also suchte ich mir etwas Anderes, um meine flatternden Nerven zu beruhigen. Leider half Schokolade auch nicht, was ich aber erst nach einer halben Tafel Vollmilch-Sahne feststellte. Und für einen harten Drink am frühen Morgen war ich einfach nicht bereit. Also, was konnte ich tun, bevor ich Tobias gegenübertreten würde? Denn das musste ich ja wohl, wenn ich bei ihm mein Frühstück bestellen wollte. Oder sollte ich hinunter in den Speisesaal gehen? Aber dann würde ich ihm ja gar nicht begegnen; und das war noch schlimmer!

 

Mein Gott, hatte es mich erwischt! So ein plötzliches Entflammen kannte ich gar nicht an mir.

 

In meine fruchtlosen Überlegungen schrillte das Telefon. Warum war ich nur auf einmal so geräuschempfindlich? Dieser Ton klang für mich wie eine Feuerwehrsirene. Demzufolge ängstlich meldete ich mich. Es war die Rezeption, und man teilte mir mit, dass ein Mann mich im Foyer erwartete, weil er dringend mit mir sprechen wollte. Der Name Jack Roberts sagte mir überhaupt nichts, doch ich ließ ihm ausrichten, ich würde mich in einer Viertelstunde unten mit ihm treffen. Es fiel mir im Traum nicht ein, ihn in meinem Appartement zu empfangen.

 

Rasch kleidete ich mich an und fuhr mit dem Fahrstuhl hinunter. Zögernd trat ich an die Rezeption, wo Mr. Taylor mich freudestrahlend begrüßte. Auf meine Frage nach dem Herrn, der mich zu sprechen wünschte, deutete er auf ein Individuum, das eindeutig nicht in den Raum passte. Es handelte sich um ein älteres Semester in Räuberzivil, sprich verwaschene Cordhose von undefinierbarer Farbe, dazu ein kariertes Holzfällerhemd in grau-grün, dazu Nieten beschlagene Cowboystiefel, und in den Händen drehte er verlegen einen grau-braunen Stettson-Hut. Auch das Gesicht des Mannes sah verwegen aus. Seine Haut war sonnenverbrannt und runzlig, sein schmutzig-graues Haar stand nach allen Seiten ab. Unter einer roten Knollennase trug er einen ebenfalls grauen Walrossbart.

 

Als er unverhofft in meine Richtung blickte, stutzte er und eilte dann mit einem strahlenden Lächeln und ausgebreiteter Hand auf mich zu. Dabei überschüttete er mich mit Begrüßungsworten in breitem amerikanischen Slang, die ich trotzdem verstand.

 

„Da ist ja die liebe Miss Annie Forester! Wir haben schon sehnsüchtig auf Sie gewartet. Nein, diese Ähnlichkeit! Herzlich Willkommen! Ich bin gekommen, um Sie abzuholen. Sie wollen doch sicher endlich Ihr Anwesen in Besitz nehmen?“

 

Er wartete gar nicht ab, bis ich ihm die Hand reichte, sondern ergriff sie einfach und schüttelte sie schmerzhaft. Ich war wie vor den Kopf geschlagen und wusste nicht, wie mir geschah. Das alles musste ein schrecklicher Irrtum sein! Ich kannte keine Annie Forester. Und wenn sie die Erbin von Tante Agatha war, war ich es nicht! Also, aus der Traum! Es wäre ja auch zu schön gewesen, um wahr zu sein!

 

Zu meinem Glück erkannte Mr. Taylor mein Dilemma und ließ sich zu einer Erklärung herab: „Liebes Frl. Waldner, Sie verstehn vielleicht nicht unsere Art, alles zu amerikanisieren? Ihre liebe, verstorbene Tante, die ja wohl ursprünglich Agatha Waldner hieß, war Zeit ihres Lebens bei uns hier in Amerika Madam Aga Forester. Nun da Sie, ihre Nichte Annemarie Waldner, ihr Erbe angetreten haben, werden Sie von nun an Miss Annie Forester sein. Haben Sie das verstanden? Sie sind tatsächlich die Dame, die Mr. Roberts sucht.“

 

Da mischte sich besagter Mann ein und radebrechte: „Miss Annie konnen sprechen Deutsch mit Old Jack. Haben gelernt von gutige Madam.“

 

Ich schaute ihn nur verblüfft an und brachte kein Wort heraus. Plötzlich tauchte Tobias von irgendwoher auf, ging zu , klopfte ihm auf die Schulter und sagte auf Englisch: „Na, Onkelchen. Ich hab mich schon gefragt, wo du bleibst. Kommst du endlich, deine neue Herrin abzuholen?“

 

Ich verstand immer weniger. Wieso nannte mein Kellner diesen Mann, der aussah wie ein Landstreicher, Onkel? Doch eine kleine Erklärung folgte sogleich. Lächelnd wandte sich Tobias an mich: „Frl. Waldner, ach nein, das heißt ja jetzt Ms. Annie. Hier stelle ich Ihnen meinen Onkel, den Verwalter Ihrer Farm vor. Sie können ihn ruhig Old Jack nennen. Das tun alle.“

 

„Von was für einer Farm sprechen Sie?“ erkundigte ich mich verständnislos.

 

Da grinste Tobias wie ein Lausbub (und ich hätte ihn wieder am liebsten abgeküsst!) „Mir scheint fast, es ist Ihnen überhaupt nicht klar, was Sie alles besitzen.“

 

„Dann klären Sie mich doch auf, wenn Sie so genau bescheid wissen!“ meinte ich herausfordernd.

 

„Gern. Also Ihnen gehört (er zählte an seinen Fingern ab) eine Villa mit Parkanlagen; eine Farm mit ein paar Hektar gutes Ackerland; ein Spielcasino; ein Krankenhaus; ach ja, und dieses Hotel.“

 

„Sie machen Witze!“ stieß ich gepresst hervor, denn mir blieb glatt die Spucke weg.

 

Ich kam mir vor, als wäre ich Patin bei der Mafia! Das war doch wohl ein Ding der Unmöglichkeit, dass ein einzelner Mensch soviel besitzen konnte! Es war bestimmt nur ein Traum!

 

Tobias musste meine Gedanken gelesen haben, denn er bestätigte nochmals: „Es ist wahr! Ihre Tante war die reichste Frau in diesem Distrikt. Und jetzt sind Sie das!“

Kapitel 2

 Vollkommen fertig durch all die Eindrücke, die auf mich einstürzten, bat ich: „Jetzt brauch ich erstmal ´n Drink! Und setzen muss ich mich auch, sonst brech ich zusammen!“

 

Worauf Mr. Taylor leicht verlegen erklärte: „Die Hotelbar ist leider noch nicht geöffnet.“

 

Da fuhr mein Tobias ihn an: „Blödsinn! Ms. Annie ist ja wohl eine Ausnahme.“

 

Dann bot er mir seinen Arm, in den ich mich freudig einhakte, und bestimmte: „Wir gehn jetzt in die Bar!“

 

Wir schritten quer durchs Foyer und dann eine Treppe hinunter; Old Jack folgte uns unaufgefordert. Durch eine Glastür und einen dicken Samtvorhang betraten wir die Hotelbar. Sie lag in schummrigem Halbdunkel, aber hinter der langen Theke konnte ich einen jungen, stämmigen Farbigen eifrig Gläser polieren sehen. Er blickte uns verwundert entgegen, erkannte wohl Tobias und sparte sich die Bemerkung, dass noch geschlossen war. Stattdessen drehte er sich um, machte das Licht hinterm Tresen heller und fragte meinen Begleiter: „Was wollt ihr haben?“

 

Tobias führte mich näher, rückte mir einen Hocker zurecht, half mir ritterlich hinauf und setzte sich neben mich. An meiner anderen Seite nahm Old Jack Platz, sodass ich von den Herren eingerahmt wurde.

 

Tobias wandte sich grinsend an den Barkeeper: „So, Bobby, dann will ich dir die Dame mal vorstellen. Dies ist Miss Annie Forester, die Nichte von Madam und ihre Erbin.“

 

Bobby grinste wie ein Honigkuchenpferd, ergriff unverhofft meine Hand und führte sie formvollendet an seine stark ausgeprägten Negerlippen. Dabei sagte er in tadellosem Deutsch: „Es freut mich außerordentlich Sie kennenzulernen, Ms.Annie! Darf ich mir die Bemerkung erlauben, dass Sie Ihrer Tante sehr ähnlich sehn?“

 

Ich lächelte ihn an. „Das hab ich jetzt schon öfter gehört. Dazu kann ich nichts sagen, denn leider hab ich meine Tante nicht gekannt. Ich hab erst von ich erfahren, als ich sie beerbte.“

 

„Nicht möglich!“ staunte Tobias, und Old Jack fügte hinzu: „Dabei steht ein Foto von Ihnen auf dem Schreibtisch in der Villa.“

 

„Was denn für ein Foto?“ wollte ich wissen.

 

Old Jack grinste. „Als Schulmädchen. Mit einer riesigen Schultüte.“

 

Da musste ich herzlich lachen. „Das ist ja nun schon eine Weile her.“

 

Dann machte sich Bobby wieder bemerkbar, indem er fragte: „Was darf ich Ihnen denn anbieten, Ms. Annie?“

 

Ich blickte fragend nach rechts und links und bestellte dann einfach: „Geben Sie uns 3 Whisky-Soda!“

 

Und der Barkeeper erfüllte in Windeseile meinen Wunsch. Als meine Begleiter und ich ein Glas in Händen hielten, sagte ich zu Bobby: „Nehmen Sie sich auch Einen!“

 

Doch er schüttelte bedauernd den Kopf. „Ich darf nicht, Miss. Nicht im Dienst.“

 

„Dann nimm dir was Anderes! Ich will mit euch anstoßen!“

 

Nachdem sich Bobby eine Cola eingegossen hatte, ließen wir die Gläser aneinander klingen, und ich erklärte feierlich: „So, ich weiß ja nicht, wie meine Tante das gehandhabt hat. Für mich ist jedenfalls Schluss mit <Miss> und <Sie>. Für euch bin ich von nun an einfach die Annie.“

 

Nach einem Augenblick der Verblüffung sagte mein Zimmerkellner: „O.k., Annie. Du kannst mich Toby nennen.“

 

Gespannt wartete ich auf den Bruderschaftskuss, der leider ausblieb. Dafür tönte es rechts neben mir: „Ich bin Old Jack, aber das mit dem Du überleg ich mir noch, Ms. Annie. Das gehört sich nicht.“

 

Ohne ihm zu antworten, wandte ich mich an den Barkeeper: „Und was ist mit dir, Bobby?“

 

Er hob bedauernd die Schultern. „Ich darf es nicht wagen, Ms. Annie.“

 

„Ach, ihr seid ja dumm!“ entgegnete ich mürrisch. „Außer Toby.“

 

Ich drehte mich direkt zu ihm, leerte mein Glas in einem Zug und meinte forsch: „Wo bleibt mein Bruderschaftskuss?“

 

Allen 3 Männern fiel die Kinnlade runter. Wahrscheinlich vor lauter Entsetzen über mein Ansinnen. Old Jack fasste sich als Erster. „Wag es bloß nicht, Toby!“ knurrte er.

 

Bobby grinste nur. Und was machte mein süßer Kellner? Er schaute mir mit begehrlichem Funkeln tief in die Augen, nahm mein Gesicht in beide Hände und küsste mich sehr intensiv. Er brachte sogar seine Zunge ins Spiel! Und ich schmolz einfach nur dahin und konnte nicht anders als zu erwidern.

 

 

Plötzlich hörten wir ein laut vernehmliches Räuspern hinter uns und fuhren auseinander. Mitten im Raum stand Mr. Taylor wie ein Racheengel und rief empört: „Was geht denn hier vor?“

 

Ich antwortete frech: „Das geht Sie zwar nichts an, aber Toby und ich haben uns soeben verlobt.“

 

Es war drollig anzusehen, wie dieser den Halt verlieren wollte und fast vom Hocker fiel. Er stammelte: „Aber Annie! Was soll das denn heißen? Das geht doch nicht!“

 

Ich sprang vom Hocker, nahm seine Hand und zog ihn hinter mir her aus der Bar. „Wo willst du denn mit mir hin?“ fragte er verdutzt, folgte mir aber brav. Ich antwortete knapp: „Rauf in meine Suite. Wir müssen reden.“

 

Zu meiner Schande musste ich gestehen, dass ich eigentlich nicht ans Reden dachte! Toby schien Ähnliches zu ahnen, denn er ließ meine Hand los, legte stattdessen den Arm um meine Schulter und führte mich unter den staunenden Blicken von Personal und Hotelgästen zum Fahrstuhl. Ich hatte wohl einen ziemlichen Nachholbedarf, denn kaum waren wir in meiner Suite und hatten die Tür geschlossen, küsste ich ihn leidenschaftlich und begann an den Knöpfen seiner Uniform herum zu fummeln. Seltsamerweise ließ Toby alles mit sich geschehen, ohne das geringste Entgegenkommen. Plötzlich hielt er meine Hände fest, sah mich eindringlich an und fragte: „Was bin ich eigentlich für dich?“

 

Ich lächelte und antwortete mit einer Gegenfrage: „Was willst du denn für mich sein?“

 

Da schob er mich energisch von sich und sagte traurig: „Jedenfalls kein bezahlter Gigolo!“

 

Verdutzt sah ich ihm zu, wie er seine Jacke wieder zuknöpfte. Ich blickte ihn an wie ein waidwundes Reh und erklärte: „Aber ich hab mich doch in dich verliebt!“

 

Er lächelte zaghaft. „So schnell? Du kennst mich doch gar nicht.“

 

„Was muss ich denn groß von dir wissen? Außer vielleicht, ob du mich auch liebst?“

 

Erwartungsvoll blickte ich ihm tief in die Augen. Er erwiderte meinen Blick mit der gleichen Intensität. Schließlich seufzte er: „Also du bist mir vielleicht Eine! So was wie du ist mir noch nicht begegnet. Ich geb´s ja zu. Ich hab mich auch in dich verliebt. Beim 1.Blick in deine dunklen Rehaugen.“

 

Freudig wollte ich ihm um den Hals fallen, doch er wehrte ab. „Du liebes Bisschen! Wie soll das denn mit uns gehn? Du, die Millionärin und ich, der Kellner.“

 

„Das ist doch Schwachsinn!“ meinte ich zornig. „Bis vor Kurzem war ich auch nur eine einfache Sekretärin. Zur Hölle mit dem Geld von Tante Agatha! Wenn ich dich nicht haben kann, ist mir alles scheißegal!“

 

Toby schmunzelte über meinen Ausbruch. Besänftigend meinte er: „Sei doch vernünftig, Annie! Es ist nun mal so wie es ist.“

 

„Ich will aber nicht vernünftig sein! Ich will dich!“

 

Ich gebärdete mich wie eine trotzige kleine Göre; und Toby lachte mich einfach aus. Dann gestand er: „Du sollst mich ja haben. Ich will dich ja auch.“

 

„Was reden wir dann noch lange drumrum? Komm endlich und zeig mir wie sehr du mich liebst!“

 

Und plötzlich war alles ganz einfach! Wie selbstverständlich gingen wir hinüber ins Schlafzimmer, zogen uns in Windeseile aus und fielen auf das frisch gemachte Bett. Wir hatten wohl beide so unsere Erfahrungen, denn wir übereilten nichts. Nachdem Toby meinen Körper mit Küssen und Streicheln in allen Einzelheiten erkundet hatte, drehte er sich auf den Rücken, verschränkte seine Arme im Nacken und ließ mich machen. Obwohl seine Männlichkeit schon voll erblüht war, ließ ich mir Zeit. Ich näherte mich dem Objekt meiner Begierde langsam von oben nach unten. Als ich seinen Bauchnabel küsste, entdeckte ich in seinem Leistenbereich ein ziemlich dunkles Muttermal. Es hatte die Form eines verwackelten Herzens und die Größe einer 5-Cent-Münze. Zärtlich küsste ich es und fragte neugierig: „Woher hast du das? Von Mutter oder Vater?“

 

Er öffnete die Augen, die er bei Beginn meiner Liebkosungen geschlossen hatte, und antwortete unwillig: „Keine Ahnung. Ich hab meine Eltern nie nackt gesehn.“

 

„Ich find’s niedlich.“ gestand ich und küsste es erneut liebevoll.

 

Schließlich genügte uns das Vorspiel. Sanft drehte er mich auf den Rücken und kam über mich. Ich öffnete mich ihm bereitwillig, und er drang so behutsam in mich ein, als wäre ich noch Jungfrau. In voller Harmonie passten wir unseren Rhythmus einander an. Auf dem Höhepunkt explodierte ein Feuerwerk in meinem Kopf! Gleichzeitig ergoss er sich in mich. Er küsste mich heiß, streichelte und liebkoste mich, während er sich langsam zurückzog. Dann ließ er von mir ab und legte sich auf den Rücken. Ich drehte mich zu seiner Seite, stützte meinen Kopf auf den angewinkelten Arm und betrachtete ihn zärtlich. Irgendwie wartete ich auf einen Kommentar von ihm, doch er schaute mich nur mit glitzernden Augen an und sagte kein Wort.---

 

Als es an der Tür gongte, schraken wir hoch wie aus einem wunderschönen Traum. Rasch stand ich auf, warf mir meinen Morgenmantel über, band ihn zu, ging um zu öffnen und zog dabei die Schlafzimmertür hinter mir zu.

 

Draußen stand ein Page mit einem Strauß blassrosa Rosen. Er überreichte sie mir mit der Erklärung: „Der Herr bittet Sie um eine Unterredung, Ms. Forester. Er wartet im Foyer auf Sie.“

 

„Wie heißt denn der Mann?“ fragte ich unwillig, und der Page gab Auskunft: „Es ist Mr. Bruce Latimmer, der Geschäftsführer Ihres Spielcasinos, Ms. Forester.“

 

Du meine Güte! Was wollte der denn von mir? Es nützte nichts, ich musste wohl oder übel mit ihm sprechen. So gab ich dem Pagen den Auftrag: „Sag Mr. Latimmer ich komme in einer halben Stunde runter. Er soll in der Bar auf mich warten.“

 

Dann drückte ich dem Jungen einen kleinen Schein in die Hand und scheuchte ihn auf den Weg, meine Nachricht zu übermitteln. Ich schloss die Tür und stopfte die Blumen kurzerhand in die Vase mit dem Begrüßungsstrauß. Da kam Toby aus dem Schlafzimmer, wieder korrekt angezogen, und sagte: „Ich muss jetzt wieder an meine Arbeit. Sonst krieg ich Ärger mit Mr. Taylor.“

 

„Den überlass nur mir! Ich werd mir sowieso was überlegen, damit du in Zukunft immer an meiner Seite sein kannst. Und wenn du jetzt runter gehst, und dein Onkel ist noch da, sag ihm bitte von mir, er soll ruhig abfahren. Ich hab vorerst noch keine Zeit zum Anwesen rauszukommen. Ich hab hier noch soviel zu erledigen. Ich geb ihm dann bescheid, wenn ich bereit bin.“

 

Toby nahm mich noch einmal zärtlich in seine Arme und küsste mich so innig, dass ich ihn am liebsten wieder ins Bett gezerrt hätte. Stattdessen schob ich ihn sanft aber energisch zur Tür hinaus und ging allein ins Schlafzimmer, um mich anzuziehen.

 

 

Mister Bruce Latimmer war eine beeindruckende Erscheinung. Höflich erhob er sich vom Hocker am Tresen, als ich die Bar betrat. Ohne Zögern eilte er auf mich zu und zog meine Hand an seine Lippen, wobei er bemerkte: „Ms. Forester, ich freu mich, Sie endlich kennenzulernen! Ich darf wohl sagen, Ihre Beschreibung wird Ihrem reizenden Anblick in keinster Weise gerecht.“

 

Er sprach in gestochenem Oxford-Englisch und machte eher den Eindruck eines Briten als eines Amerikaners. Er war groß, schlank und trug ein wohl maßgeschneidertes Sakko, grün-beige kariert, zu einer dunkelbraunen Hose mit Bügelfalten. Sein Gesicht war männlich-markant mit eisgrauen Augen und einem gepflegten, schwarzen Oberlippenbart. Seine Haare waren pechschwarz, modern geschnitten und gefönt. Was mir an ihm nicht gefiel, war sein Lächeln. Es umspielte nur seinen Mund und erreichte nicht die Augen. So was nannte ich ein falsches Lächeln, und das machte ihn mir unsympathisch. Geduldig ließ er meine Musterung über sich ergehen und meinte dann:“ Eigentlich wollte ich Sie nur begrüßen und fragen, ob Sie beabsichtigen in nächster Zeit unser Casino zu besuchen.“

 

Ich zwang mich zu einem höflichen Lächeln und erwiderte mit einem Anflug von Humor: „Als was soll ich Sie besuchen? Als Gast oder Besitzerin?“

 

„Wie es Ihnen beliebt.“ sagte er mit kaltem Lächeln.

 

„Ich lass es Sie wissen, wann ich Zeit habe. Momentan hab ich soviel andere Dinge im Kopf.“

 

„Geben Sie mir einfach Bescheid, dann werd ich Sie erwarten.“ Verabschiedete er sich mit einem

 

Diese ständige Handküsserei ging mir langsam auf den Keks! Schließlich befanden wir uns nicht mehr im Mittelalter, und ich war keine adelige Dame. Ich war überhaupt keine Dame! Ich ließ Mr. Latimmer allein hinausgehen und setzte mich zu Bobby an die Theke. Er grinste mich freundlich an und fragte: „Na, Ms. Annie. Was kann ich für Sie tun?“

 

„Mix mir mal einen schönen Longdrink! Ich muss nachdenken und das kann dauern.“

 

Als er mir einen Campari-Orange vor die Nase stellte, erkundigte er sich: „Was bedrückt Sie, Ms. Annie? Darf ich wissen, worüber Sie nachgrübeln? Vielleicht kann ich ja helfen?“

 

Ich zog einen großen Schluck durch den Strohhalm und sah Bobby über das Glas hinweg eindringlich an.

 

„ Sag mal, du hast doch meine Tante gekannt? – Wer eigentlich nicht außer mir? – Hat sie sich eigentlich sicher gefühlt bei all ihrem Reichtum? Oder hatte sie Leute, die auf sie aufpassten?“

 

„Sie meinen Bodyguards, Ms. Annie?“ hakte er nach.

 

„Genau das meine ich.“ - „Nein, sie hatte keine Bodyguards. Meines Wissens hat noch nicht mal ihre Villa eine Alarmanlage. Sie hat sich wohl immer sicher gefühlt.“

 

Ich seufzte. „Also ich hab Angst bei all dem, was ich plötzlich besitze. Und ich hab niemanden, dem ich vertrauen kann. Schon dieser Bruce Latimmer ist mir schrecklich unsympathisch.“

 

Bobby nickte und erlaubte sich zu urteilen: „Ja, der ist kalt wie’ne Hundeschnauze.“

 

„Oh ja, wie recht du hast. Wenn alle Leute, die meine Häuser leiten, so sind, dann Gute Nacht! Ich brauch unbedingt eine Vertrauensperson an meiner Seite.“

 

„Einen Mann wie Toby.“ schlug Bobby grinsend vor.

 

„Du glaubst, du machst Witze, aber ich find das eine fabelhafte Idee.“

 

Ich trank mein Glas leer und betrachtete es verträumt. Im Geiste sah ich Toby an meiner Seite, im dunklen Anzug, mit dunkler Brille, die Pistole im Schulterhalfter. Und ich lächelte versonnen vor mich hin.

Kapitel 3

 Am frühen Abend, so gegen 18 Uhr, gongte es an meiner Tür. Seufzend hob ich die Augen gen Himmel und ärgerte mich. Zum Einen war ich gerade in meinen bequemen Hausanzug geschlüpft, weil ich nicht vorhatte mein Appartement noch einmal zu verlassen. Zum Anderen machte mich dieser erbärmliche Klingelton langsam wahnsinnig. Missmutig öffnete ich die Tür und sah einen leicht verlegenen Mr. Taylor im Flur stehen. Energisch zog ich ihn herein und überfiel ihn sogleich mit meiner Beschwerde: „Gut, dass Sie da sind! Hör’n Sie mal zu! Ich will, dass der schreckliche Ton meiner Klingel geändert wird! Er geht mir auf die Nerven.“

 

Zum Beweis drückte ich draußen auf den Klingelknopf, und schon erklang dumpf der Schulgong. Mr. Taylor zog die Augenbrauen hoch und versprach: „Ich werde sofort den Hausmeister informieren, dass er die Klingel austauscht.“

 

„Aber bitte ein bisschen dalli! Notfalls noch heute Abend. – Was führt Sie überhaupt zu mir?“

 

Nach einem verlegenen Räuspern erklärte er: „Ms. Forester, ich möchte mir nicht anmaßen, Sie und Ihr Verhalten in irgendeiner Weise zu kritisieren. Aber Ihr Verhältnis mit Mr. Tobias ist mir sehr unangenehm.“

 

„Was haben Sie denn damit zu tun? Es geht Sie überhaupt nichts an, mit wem ich ein Verhältnis habe! Außerdem hab ich Ihnen bereits gesagt, Toby und ich sind verlobt.“ - „Aber das geht doch nicht!“ - „Und warum nicht?“ - „Sie in Ihrer gehobenen Stellung und ein Zimmerkellner!“ - „Na und? Wen stört’s? Die Leute können mich mal!“ - „Und wenn die Presse davon Wind bekommt?“ gab Mr. Taylor zu bedenken. - „Soll’n sie doch! Die schreiben eh nur Mist. Das brauchen Sie sich nicht zu Herzen nehmen. Jetzt mal Klartext: Was erwarten Sie eigentlich von uns?“ - „Frei heraus, dass Einer von Ihnen beiden das Hotel verlässt.“ - „Das soll ja wohl Toby sein? Nix da! In ein paar Tagen ziehe ich sowieso in meine Villa. Solange halten Sie mal den Ball flach und machen sich kein Kopfzerbrechen über das Gerede der Leute.“

 

Trotz leichtem Protestes seinerseits schob ich den guten Mann zur Tür hinaus und sagte, ehe ich sie hinter ihm zuwarf: „Schönen Abend wünsch ich noch! Und regeln Sie das mit der Klingel!“

 

Aufatmend lehnte ich mich gegen die geschlossene Tür. Was sollte bloß all dieser Lärm um nichts? Die ganze Sache ging doch nur Toby und mich etwas an und sonst niemanden. Selbst wenn unsere Eltern noch leben würden, hätten sie kein Recht auf Einspruch. Schließlich waren wir beide längst erwachsen. Da fiel mir ein: Wie alt war Toby eigentlich? Ach, selbst wenn er jünger war als ich, volljährig war er doch auf alle Fälle. Ich würde ihn bei Gelegenheit danach fragen.

 

Apropos Gelegenheit, ich hatte nicht übel Lust, ihn sofort in meine Suite zu bestellen. Kurz entschlossen ging ich ans Telefon und wählte die 1. Prompt meldete sich ein Küchenmädchen und fragte nach meinen Wünschen. Ich verlangte, den Chef höchstpersönlich zu sprechen, und schon erklang eine männliche Stimme mit leicht französischem Akzent. Als wäre ich es gewohnt, sagte ich im Befehlston: „Guter Mann, hier spricht Miss Annie Forester! Jetzt zaubern Sie mir mal ein romantisches Dinner für 2! Wie Sie da machen, überlass ich Ihrer Fantasie. Nur irgendwas mit Geflügel und Salat. Und natürlich die passenden Getränke. Wenn Sie’s fertig haben, schicken Sie’s in meine Suite! Der Zimmerkellner Tobias soll’s servieren.“

 

Der Küchenchef ließ sich durch meine gewollt schnoddrige Art nicht aus der Ruhe bringen, sondern erwiderte gelassen: „Alles wie Sie es wünschen, Ms. Forester! Ich schätze mal, in einer halben Stunde können wir servieren. Wenn Ihnen das so passt?“

 

„Da passt prima! Also ran an Werk!“ und ich legte schnell auf, weil ich mir ein Lachen nicht mehr verkneifen konnte.

 

Was die in der Küche wohl jetzt über mich dachten? Ob sich die Sache mit Toby und mir wohl schon beim Personal herumgesprochen hatte? Bestimmt. Aber egal! Ich ging ins Schlafzimmer, um mich für meinen Geliebten aufzubrezeln; ich konnte ihn wohl kaum im Hausanzug empfangen. Ich suchte ein sehr aufreizendes Negligé heraus, bürstete mein dunkel-brünettes Haar, bis es glänzte und verteilte ein Tröpfchen Parfüm hinter den Ohrläppchen und im Dekolleté. Dann setzte ich mich auf die Bettkante und wartete.

 

Nach 10 Minuten gongte es. Das konnte unmöglich schon Toby sein! Hastig warf ich mir meinen Morgenmantel über und öffnete die Tür. Es war nur die kleine Stella, die wissen wollte, ob ich noch Wünsche hätte und wann sie mich am Morgen wecken sollte. Ich bestellte sie wieder für 8 Uhr und schickte sie in den Feierabend.

 

Es dauerte noch eine Viertelstunde bis es wieder gongte. Ich war mir unsicher und behielt vorsichtshalber den Morgenmantel an. Vor der Tür stand tatsächlich Toby mit einem Servierwagen. Aber was machte er für ein Gesicht? Bei meinem Anblick fragte er richtig traurig: „Wo darf ich bitte servieren?“

 

„Im Wohnzimmer. Wo denn sonst?“

 

Wieder traf mich sein waidwunder Blick. „Ich nahm an, im Schlafzimmer wär’s etwas intimer.“

 

Ich wunderte mich, wie elegant er jede Anrede vermied. So packte ich den Stier bei den Hörnern und sagte forsch: „Eine gute Idee! Also ab ins Schlafzimmer!“

 

Toby blieb stur und rollte den Servierwagen mit unbewegter Mine bis vor die geschlossene Schlafzimmertür. Als er mit Grabesstimme fragte: „Soll ich sofort auftragen, oder wollen wir noch warten?“ reichte es mir und ich rastete aus.„Worauf denn warten, zum Teufel?! Toby, was ist mit dir los?“

 

Mit leichtem Unverständnis meinte er: „Ich dachte ,du wartest auf deinen Dinnergast.“

 

Zuerst lachte ich herzlich, was ihn total irritierte. Dann schimpfte ich liebevoll: „Du oller Spinner! Mein Dinnergast bist doch du! Was hast du denn gedacht?“

 

Da strahlte er. „Und ich hab schon befürchtet ...“

 

Er sprach den Satz nicht zu Ende, aber ich wusste auch so, was er sagen wollte.

 

„Was traust du mir eigentlich zu?“ empörte ich mich. „Dass ich vor deinen Augen mit einem Anderen? Also bitte! Ich bin doch nicht verrückt“

 

Da fragte er schelmisch: „Soll das etwa heißen, ohne mein Beisein würdest du?“

 

„Jetzt mach aber mal’n Punkt! Zieh dich endlich aus und komm ins Bett!“ - „Und das Essen?“ - „Wird eben kalt. Vielleicht schmeckt’s trotzdem? Hinterher.“

 

Toby zögerte nicht länger. Er entledigte sich sämtlicher Kleidungsstücke schon vor der Tür und ließ sie in einem wilden Haufen neben dem Servierwagen liegen. Ich jedoch legte nur den Morgenmantel ab und trat in meinem verführerischen Negligé vor ihn hin. Mit geschlossenen Augen ließ ich mich von ihm auspacken wie ein Geschenk. Unser intensives Vorspiel begann schon vor dem Bett und setzte sich im Bett fort, bis wir beide es nicht mehr aushielten und uns schließlich stürmisch vereinigten. Leider kam es auch dieses Mal nicht zu einem zärtlichen Nachspiel, denn kaum hatten wir uns voneinander gelöst, gongte es abermals an der Tür.

 

Wieder warf ich mir nur den Morgenmantel über und knotete den Gürtel zu. Diesmal ließ ich jedoch die Schlafzimmertür auf, stieg über Tobys Kleiderbündel hinweg und öffnete. Draußen stand ein junger Mann in grauem Overall mit einem Werkzeugkasten in der Hand.

 

„Was wollen Sie?“ fuhr ich ihn an, obwohl ich ahnte, wer er war.

 

„Die Klingel auswechseln.“ erwiderte er knapp.

 

„Muss das jetzt grade sein?“ - „Mr. Taylor hat es dringend gemacht. Er sagte, so schnell wie möglich. Und hier bin ich.“

 

Plötzlich erschien Toby in der Schlafzimmertür, ein Laken wie eine römische Toga um sich gewickelt. Seine Kleider lagen ja noch vor der Tür. Ohne jede Scham wandte er sich an den Handwerker: „Komm rein, George, und mach deine Arbeit! Wir wollen doch nicht, dass du Ärger kriegst.“

 

Der junge Mann trat ein und grinste breit. „Tut mir leid, wenn ich störe! Soll ich nicht doch später wiederkommen?“ - „Quatsch! Los, mach schon!“ - „Dauert auch nicht lange.“ versicherte er eifrig und öffnete seinen Werkzeugkasten.

 

Toby schnappte seine Klamotten und ging zurück ins Schlafzimmer. Ich folgte ihn und schloss demonstrativ die Tür hinter mir.

 

„Ja sag mal, was sollte denn dieser Auftritt?“ schimpfte ich im Flüsterton.

 

„Hab ich dich etwa kompromittiert?“ schmunzelte er, ließ das Laken fallen und zog mich an sich.

 

Auch mein Morgenmantel glitt zu Boden, und wir sanken in leidenschaftlicher Umarmung auf das Bett. Zwischen heißen Küssen flüsterte ich vorwurfsvoll: „Wir sind ja verrückt! Was soll George denn von uns denken?“

 

Wie zur Antwort erklang das Surren eines Akkuschraubers und das Klimpern von Metallteilchen.

 

„Der ist beschäftigt. Und wir auch.“ flüsterte Toby zurück.

 

Da schob ich ihn energisch von mir und sagte leise: „So kann ich nicht. Ich komm mir vor wie inner Peepshow.“

 

„George kommt bestimmt nicht hier rein. Er ist diskret.“ behauptete Toby.

 

Da setzte ich mich auf die Bettkante und fragte lauernd: „Woher willst du das wissen? Hat er dich schon mal erwischt?“

 

Toby wurde wahrhaftig rot und wandte sich peinlich berührt ab. Das war mir Antwort genug. Doch ich nahm es nicht tragisch. Schließlich war das vor meiner Zeit, und ich hatte ja auch eine Vergangenheit. Trotzdem stand ich auf und zog meinen Hausanzug an. Toby erhob sich ebenfalls und kleidete sich wieder korrekt. Gemeinsam verließen wir das Schlafzimmer. George schien gerade fertig zu sein, denn er klappte den Werkzeugkasten zu. Er grinste uns an und sagte zu mir: „So, Ms. Annie. Dann probier’n Sie’s mal aus!“

 

Gehorsam drückte ich draußen auf den Knopf, und schon erklang in mittlerer Lautstärke ein melodisches Ding-Ding-Dong.

 

„Das haben Sie gut gemacht, George!“ lobte ich ihn. „Das ist doch gleich ganz was Anderes.“

 

Der junge Mann strahlte dankbar und noch mehr, als ich ihm einen Geldschein in die Hand drückte. Als er sich zum Gehen wandte, rief Toby: „Warte, ich komm mit raus! Ich hab noch was zu erledigen.“

 

Er entschwand ohne ein Abschiedswort, und ich schaute ganz verdattert auf die geschlossene Tür. In Gedanken sah ich das Ende unserer Beziehung! Auch wenn Toby es nicht zugeben wollte, war es ihm wohl peinlich, dass George uns quasi inflagranti ertappt hatte. Und das wahrscheinlich nicht zum 1.Mal. Aber machte mir das was aus? Nicht die Spur! Im Gegenteil, ich fand es sogar interessant, dass der Mann, den ich mir auserkoren hatte, so begehrt zu sein schien.

 

Dann überkam mich ein Hungergefühl, und ich machte mich allein über die kalten Köstlichkeiten her.

 

 

Die Flasche schwerer Rotwein, die ich tatsächlich allein getrunken hatte, war schuld, dass die liebe Stella mich nur mit Mühe wach kriegte. Ich wusste nicht wie ich ins Bett gekommen war und musst mit Unbehagen feststellen, dass ich im Hausanzug geschlafen hatte. Kommentarlos räumte Stella meine verstreuten Sachen an ihren Platz. Nur als ich ihr im Hinausgehen auftrug, sie möge auch den Servierwagen mit rausnehmen, sagte sie verwundert, dass da keiner stünde. Ich konnte mir das nur so erklären, dass Toby mitten in der Nacht da gewesen war und ihn abgeholt hatte. Aber warum hatte er mich nicht geweckt? Oder war er es gewesen, der mich ins Bett verfrachtet hatte? Ich schämte mich wirklich, dass ich mich an nichts erinnern konnte. Stella erließ mich mit einem artigen Knicks, und ich war wieder allein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich nickte nur wortlos und ließ ihn hinaus.