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1.

Philip Hasard Killigrew schlug die Augen auf, reckte sich und gähnte herzhaft. Damit kehrte er aus den wenigen Stunden tiefen Schlafes und der Abgeschiedenheit, die er sich gegönnt hatte, in die Wirklichkeit zurück. In seine Welt – das waren die rollenden und stampfenden Bewegungen der „Isabella III.“, das Klatschen der Wellen gegen die Bordwand, das Knarren der Rahnen und Blökke, das Trampeln nackter Füße übear Deck und die rauhen Kommandos, die die Männer seiner Crew zurückriefen. Und da war der Gedanke an Francis Drake und dessen Galeone „Golden Hind“. Seit Tagen klüste die Seewolf-Mannschaft mit allen Segeln nordwärts, ohne auch nur eine Mastspitze der gesuchten Galeone gesichtet zu haben.

Der Seewolf glitt von der Koje. Er wusch sich und kleidete sich vollständig an. Er verließ die Kapitänskammer, trat auf die Kuhl und blinzelte gegen die Sonne an. Die „Isabella III.“ stand unter vollem Zeug, an Deck herrschte immer noch derart sengende Hitze, daß man sich auf den Holzplanken fast die Fußsohlen verbrannte.

Hasard drehte sich um und entdeckte schräg über sich Ben Brighton, seinen Bootsmann und ersten Offizier. Ben lehnte sich mit verschränkten Armen auf die Brüstung der Quarterdeckgalerie und sagte: „Ausgeruht, Sir? Wir befinden uns ein paar Meilen querab von Guayaquil, Ecuador.“

„Bald haben wir den Äquator erreicht.“

„Man spürt das körperlich.“

„Ben, der Kutscher soll die Trinkwasserrationen erhöhen, sonst liegt den Männern die Zunge bald wie ein ausgetrockneter Schwabberlappen im Mund.“

„Aye, aye.“

Hasard stieg aufs Achterdeck und steckte die Nase in den handigen Südwind. Es war der 26. Februar 1579. Ein wolkenloser Nachmittag näherte sich seinem Ende. Die vergangenen Tage hatten nicht unerheblich an den Kräften der Männer gezehrt. Sie hatten großes Glück mit dem Wetter gehabt – keine Rede konnte von einer Flaute sein, wie sie sie vor einem Jahr in den äquatorialen Windstillen vor der Ostküste des Kontinents erlebt hatten, die sie vor der Durchquerung der Magellanstraße hatten passieren müssen. Ununterbrochen klüsen, das brachte sie ein gutes Stück vorwärts und wegen der ungewöhnlichen Schnelligkeit der Zweimastgaleone wahrscheinlich näher an Drake heran. Das hieß aber auch hart arbeiten und sich kaum Verschnaufpausen gönnen, denn der Wind purrte die Männer ständig an die Brassen und Schoten und verlangte ihnen ihr volles seemännisches Geschick ab.

Da der Seewolf jetzt mit einer vollständigen Crew von sechsundzwanzig Mann fuhr, hatte er zwei Wachen einteilen können, die sich auf Deck ablösten. Zu der ersten, die um diese Stunde wieder die Aufgaben der zweiten Wache zu übernehmen hatte, zählte auch er. Ben Brighton hatte bislang seinen Platz an Deck eingenommen.

Jetzt meldete er sich ab und erklärte: „Keine besonderen Vorkommnisse, Hasard.“

„Gut, dann bis später, Ben.“

Brighton marschierte über die Kuhl davon und nahm seine Leute mit. Sie drückten das Querschott im Vordeck auf und verschwanden über den Niedergang im dunklen, einigermaßen kühlen Bereich des Vorschiffes. In einer der Kammern lag ein übel zugerichteter Mann, auf dessen Unterstützung an Deck sie vorläufig nicht bauen konnten. In Trujillo hatten sie ihn aus den mörderischen Fängen des Miguel Pedro de Vaca befreit – Edwin Carberry, den Profos von der „Golden Hind“. Das unerschütterliche Rauhbein. Den bulligen Kerl mit dem Rammkinn und dem zernarbten Gesicht, der während seiner ersten und einzigen handgreiflichen Auseinandersetzung mit dem Seewolf zwei Zähne verloren und diesen dann zu achten begonnen hatte. Carberry lag jetzt in einer Koje und kurierte unter Flüchen und Verwünschungen seine Wunden aus. Man hatte sie ihm unter der Folter beigebracht. Obwohl er ein harter Brocken und derb im Nehmen war – an dieser Art von Schmerzen hatte selbst ein Bursche wie er schwer zu kauen.

Carberry war in einer etwas stürmischen Nacht von Bord der „Golden Hind“ geraten. Wie das hatte passieren können, wußte er bis heute selbst nicht. Aber eins hatte er Hasard versichern können: daß er nämlich nicht von selbst außerbords gegangen, sondern von irgend jemandem hinterhältig übers Schanzkleid gestoßen worden war.

Er hatte sich achtern am nachgeschleppten Beiboot festgehalten, aber der Unbekannte hatte die Vorleine gekappt. Carberry war allein im Stillen Ozean zurückgeblieben. Die ganze Sache war für ihn ein doppelter Schicksalsschlag gewesen. Erstens hatte er sich als Schiffbrüchiger in einer ausweglos erscheinenden Lage befunden und allenfalls auf ein Schiff der Spanier hoffen können, das ihn aufnahm – also keineswegs rosige Aussichten! Zweitens hatte es ihn tief getroffen, daß einer der Männer von Bord der „Golden Hind“, vielleicht einer seiner Leute, ihm etwas Derartiges angetan hatte. Dabei hätte er für jeden von ihnen seine Hand ins Feuer gelegt, selbst für den ewig nörgelnden Mac Pellew, den Miesgram vom Dienst!

Der Profos hatte eine Insel erreicht und war zusammengebrochen. Indianische Fischer vom Stamm der Chimus hatten ihn gefunden und nach Huanchao, einem der beiden Häfen von Trujillo, gebracht. Damit hatte der arme Carberry ein schlechtes Los gezogen, denn er wurde von spanischen Soldaten festgenommen, verhört und später gefoltert. Miguel Pedro de Vaca, dem die Provinz Libertad unterstand und der diese Art der peinlichen Vernehmung angeordnet hatte, hatte vermutet, daß der bullige Mann zu „El Draque“, also Drake, gehörte. Carberry hatte eisern geschwiegen, doch de Vaca hatte seine Wut an ihm ausgelassen.

Denn Drake hatte sich bei den Spaniern im Neuen Land einen Namen gemacht – durch seine berüchtigten Raids und Landunternehmen wie beispielsweise auf der Mocha-Insel oder im Hafen von Callao, wo er in der Nacht des 15. Februar die Ankertrossen mehrerer spanischer Kauffahrer hatte kappen lassen. Carberry war dabei einer der Hauptakteure gewesen, aber das hatte er de Vaca wohlweislich verschwiegen. Er hatte die Zähne zusammengebissen und so viel von sich gegeben wie ein drei Tage totes Krokodil. Und wenn der Seewolf nicht gewesen wäre, hätte er dabei sein Leben gelassen.

Hasard hatte durch die Chimus vom Schicksal Carberrys erfahren. Zu nächtlicher Stunde war er mit seiner verwegenen Crew in Trujillo eingedrungen und hatte den Profos befreit. Dabei hatten sie auch noch Goldbarren und Edelsteine mitgehen lassen.

Ed Carberry hatte dem Seewolf wenigstens den ungefähren Kurs von Drakes Schiff mitteilen können. Hasard und seine Männer hatten also gehofft, irgendwann in, diesen Tagen die Konturen der vertrauten Galeone an der Kimm zu sichten – vergebens. Ihre Vorfreude war bereits wieder gedämpft worden. Keine Spur vom alten Francis Drake – und das trotz des ausgezeichneten Windes! Hasard gingen diese Dinge noch einmal durch den Kopf, während er am Backbordschanzkleid auf dem Achterdeck verweilte und den Blick über die türkisfarbene See schweifen ließ. Plötzlich vernahm er ein Geräusch und registrierte Unruhe im Bereich des Fockmastes. Er wandte sich um und schaute hoch. Im Vormars hockte Jean Ribault, einer der ehemaligen Karibik-Piraten, der wegen seiner scharfen Augen durchaus Dan O’Flynn Konkurrenz machen konnte – das heißt, er hing halb über der Segeltuchverkleidung und gestikulierte aufgebracht. Dann, ganz überraschend, ergab sich eine Serie von kleinen Vorfällen: Batuti erschien auf dem Achterdeck und gab durch eine verzweifelte Gebärde zu verstehen, daß etwas nicht in Ordnung war. Der Kutscher tauchte mit einem Mal ebenfalls auf, schimpfte und fuchtelte mit einem Tonkrug herum.

Hasard stemmte die Fäuste in die Seiten. Seine eisblauen Augen funkelten. „Heraus mit der Sprache. Was ist passiert?“

Ribault konnte das unmöglich genau verstanden haben, aber es hatte den Anschein, denn zur Antwort wetterte er los: „Auf dieses Rotznase ist kein Verlaß. Alle anderen Ablösungen haben ihren Posten bezogen, bloß ich hänge hier noch ’rum wie ein Stockfisch.“

„Arwenack“, sagte der riesige Gambia-Neger mit leidendem Gesichtsausdruck. Er hob die Arme und ließ sie wieder fallen. „Arwenack weg. Verschwunden. Batuti sucht ihn, kann ihn nirgendwo finden. Kleines O’Flynn auch weg. Wie von Schiff verschluckt. Ist richtig verhext ...“

Hasard hob die Hand. „Moment. Fangt nicht wieder an, Geister und Dämonen heraufzubeschwören, ich habe immer noch Mac Pellews Geschwafel in den Ohren. Und wagt es nicht, mir zu erzählen, daß Dan und der Affe über Bord gegangen seien.“

„Ach was!“ Der Kutscher hob wieder demonstrativ den Tonkrug. „Die Dinge sprechen doch für sich. Ich habe jedenfalls meine Version parat, falls man mich endlich sprechen läßt.“

„Kann ich ’runterkommen?“ rief Ribault.

Hasard wurde es langsam zu bunt. „Nein, zum Teufel“, brüllte er zurück. „Du bleibst da oben und schmorst, bis wir Dan aufgestöbert haben. Tut mir leid, aber auf den Fockmastausguck können wir keine Sekunde verzichten.“

Der dunkelhaarige Franzose murmelte etwas Unverständliches. Der Seewolf nickte dem Kutscher aufmunternd zu, und dieser setzte von neuem an: „Also, ich gehe mal kurz aus der Kombüse in den Proviantraum hinunter. Als ich zurückkehrte, sehe ich gerade noch was Dunkles aus dem Kombüsenschott hervorhuschen. Ich renne hinterher – der Bursche trägt was fort. Ich kann ihn nicht schnappen, weil er unheimlich flink ist.“ Der Kutscher schnaufte erbost. „Ich schwöre, es war der Schimpansenjunge. Wer soll’s sonst gewesen sein? Na, ich wettere eine ganze Weile unter Deck herum und drohe, einen Riesenkrawall zu schlagen, wenn ich nicht wiederkriege, was geklaut worden ist. Da finde ich plötzlich diesen Tonkrug.“ Er zeigte ihn mit anklagender Miene herum.

„Leer.“

„Was war denn drin?“ erkundigte sich der Seewolf.

„Chicha.“

„Ganz bestimmt?“

„Es war sozusagen die eiserne Reserve. Ich hatte den Krug mit einem dicken Korken versehen und im obersten Bord des hintersten Schapps verstaut. Das war ein gezieltes Attentat! Arwenack, diese Kanaille, wußte ganz genau, wo das Zeug versteckt ist.“

Batuti zog drohend die Augenbrauen zusammen. „Arwenack brav. Kein Dieb.“ Smoky und Karl von Hutten waren hinzugetreten. Smoky, der ebenso wie Batuti und alle anderen an Bord einen Narren an dem kecken Schimpansenjungen gefressen hatte, räusperte sich vernehmlich. „Jemand hat ihn dazu angestiftet, sage ich.“

„Aha“, erwiderte Karl von Hutten und strich mit einer Hand durch seine blonden Haare. Plötzlich grinste er. „Für so einen Streich kommt als Hauptschuldiger nur Dan in Frage. Wahrscheinlich hat er das Zeug umgefüllt und dann den Tonkrug ausgelegt, um den Kutscher abzulenken.“

„Wenn ich den erwische“, zürnte der Kutscher.

„Auf eure Posten“, kommandierte Hasard. „Kutscher, du zeigst mir, wo du den Krug gefunden hast.“ Er kletterte auf die Kuhl hinunter, ließ den Kutscher an sich vorüber und folgte ihm dann dichtauf.

Sie steuerten auf die Back zu, gingen unter Deck und verhielten sich so leise wie möglich, um Ben Brighton und die anderen nicht zu stören. Ihr Weg führte sie bis unter die Kombüse, in die Nähe des Fockmastes. Seine Umrisse zeichneten sich verschwommen und schemenhaft in der Dunkelheit vor ihnen ab.

„Hier war’s“, sagte der Kutscher mit verhaltener Stimme. Bedeutungsvoll wies er mit dem Finger auf eine Stelle am Boden. Hasard rieb sich das Kinn und dachte scharf nach. Plötzlich ging ihm das vielzitierte Talglicht auf, und er winkte seinen Koch und Feldscher dicht zu sich heran.

Wie zwei Verschwörer schlichen sie nebeneinander in den untersten Bugraum hinunter und verharrten vor dem Schott, das den Eingang zur berüchtigten Vorpiek darstellte.

Berüchtigt war das finstere, stinkige Loch deshalb, weil so mancher aufsässige Bursche in der Vorpiek von Schiffen weichgekloppt worden war. Lange hielt es dort keiner aus, ohne nicht durchzudrehen. Hasard hatte Karl von Hutten aus diesem Raum befreit, als sie die „Isabella III.“, die damals noch als „Valparaiso“ gefahren war, gekapert hatten. Ansonsten hatte er persönlich das gefängnisähnliche Gelaß durch keinen seiner Männer einweihen lassen. Er hatte etwas gegen unsinnige Schleifermethoden. Die Crew gehorchte ihm auch so und war notfalls bereit, sich für ihn in Stücke hauen zu lassen.

Nur jetzt – jetzt befiel den Seewolf ein leiser Zweifel, ob er sich manchmal nicht doch zu nachsichtig verhalten hatte. Ihm schwante Übles, und er war schon jetzt sicher, in dieser Ahnung bestätigt zu werden. War er gezwungen, ein Exempel zu statuie ren?

Der Kutscher kratzte sich den Kopf, blickte unverwandt auf das Schott und sagte: „Denk ich, was du denkst?“

„Wahrscheinlich. Ich sage dir, nirgendwo anders als hier könnten sich diese Halunken todsicher fühlen. Wer wagt sich schon freiwillig in die Vorpiek? Los, halt mal dein Ohr ans Schott.“

„Aye, aye, Sir.“

Der Kutscher lauschte mit beinahe andächtiger Miene in die Vorpiek. Dann richtete er sich wieder auf und schaute seinen Kapitän aus tellergroßen Augen an. „Ich höre was schnarchen.“

„Aufmachen.“

Der Kutscher beeilte sich, der Aufforderung nachzukommen. Hasards Stirn war bereits düster umwölkt, alle Zeichen standen auf Sturm. In einer solchen Sitaution war mit ihm nicht gut Kirschen essen. Das Schott schwang auf. Sie bückten sich und lugten in das finstere Loch. Unter der Gittergräting schwappte fauliges Bilgewasser, und genau darüber hatten sich Donegal Daniel O’Flynn und der Schimpansenjunge Arwenack placiert.

In vollendeter Eintracht ruhten sie nebeneinander, die Beine von sich gestreckt, die Oberkörper halb gegen die Bordwand gelehnt. Dan hatte kameradschaftlich seinen linken Arm auf Arwenacks haarige Schulter gelegt, Arwenacks Rechte ruhte auf dem Knie des Bürschchens. Dan hielt den Mund halb geöffnet und gab pfeifende und dünne, röchelnde Laute von sich, während Arwenack bei jedem Einatmen mit aufdringlichem Zischen die Luft an den gelben Zähnen vorübersog und jeweils so heftig wieder ausatmete, daß seine breiten Lippen zu flattern begannen. Das ergab laute, prustende Geräusche.

Unweit von Dan lag eine leere Pütz auf der Gräting – sozusagen das Corpus delicti. Ein weiterer Beweis: Süßlicher Alkoholgeruch erfüllte die Vorpiek. Chicha war ein hochprozentiger, scharfer Maisschnaps der Araukaner, denen Drakes Männer und die Seewolf-Crew auf der Mocha-Insel aus der Bedrängnis geholfen hatte.

Hasard wußte nicht, ob er lachen oder fluchen sollte. Er bückte sich, hob die Segeltuchpütz auf und stülpte sie Dan O’Flynn über den Schädel. Das Bürschchen zuckte zusammen, grunzte, rappelte sich auf und sagte „Verdammt“ und „Auweia“ und „Himmel-Arsch“ und noch einiges mehr. Arwenack erwachte durch die plötzliche Bewegung neben sich. Er keckerte protestierend, kroch auf allen vieren davon und stieß mit seinem borstigen Kopf gegen die Bordwand, daß es bumste. Verdattert ließ er sich wieder zu Boden sinken, grinste blöde und raufte sich verzweifelt die Haare.

„Stinkbesoffen“, kommentierte der Kutscher. „Es ist eine Schande.“ Trotzdem konnte er sich das Lachen kaum verkneifen.

Dan kam vollends auf die Beine und versuchte, sich von der Pütz zu befreien. Die Tatsache, daß er sicher auf den Beinen zu stehen vermochte, bewies mal wieder, aus welchem Holz er geschnitzt war – daß er das Familiensiegel der rauhbeinigen O’Flynns auf dem Hintern trug, das Markenzeichen seines Alten, der ihn oft genug mit seinem Holzbein verdroschen hatte. Es war geradezu unerhört, wie sturmfest das Bürschchen trotz des Schnapses auf das Holzquerschott zumarschierte.

Er kriegte die Pütz vom Kopf, aber jetzt trat ihm Hasard mit voller Wucht in den Achtersteven. Dan brüllte, aber das nutzte ihm nichts. Wie katapultiert schoß er aus der Vorpiek bis zum Niedergang und nahm noch die Hälfte der Stufen, solche Wucht hatte hinter Hasards Tritt gesessen.

Arwenack torkelte ebenfalls zur Schottöffnung, kippte um, raffte sich wieder auf – und erlitt das gleiche Schicksal. Eine Sekunde später stolperten er und Dan auf Deck. Klugerweise wollte sich das Bürschchen gleich in den Vormars retten, wurde aber vom Kutscher zurückgehalten. Arwenack produzierte einen Überschlag, fletschte die Zähne, gab ein paar stotternde Laute von sich und wankte dann zum Schanzkleid. Er hatte solche Schlagseite, daß er außenbords zu kippen drohte. Die Männer schlugen sich auf die Schenkel und grölten vor Vergnügen.

Batuti eilte herbei, hielt den Schimpansenjungen fest und ließ ihn auf seine Schulter klettern. Das ging auch nicht ohne Zwischenfälle ab. Zweimal rutschte Arwenack ab und strampelte verzweifelt mit den Beinen. Endlich gelang ihm das Manöver mit Batutis Hilfe. Als er auf dessen Schulter saß, verdrehte er die Augen und gab einen blökenden Laut von sich – er hatte einen Schluckauf. Smoky, Blacky, der Kutscher und die anderen wollten sich kugeln vor Lachen.

„Du kannst es dir aussuchen“, sagte der Seewolf zu Dan O’Flynn. „Wegen deines undisziplinierten Verhaltens könnte ich dich an der Rahnock zum Zappeln aufhängen oder auf der nächsten Gräting auspeitschen lassen. Oder du marschierst zurück in die Vorpiek und bleibst da für die nächsten fünf Tage eingesperrt.“

Dan blickte schuldbewußt zu Boden. Batuti stellte sich schützend vor ihn und meinte: „Alles meine Schuld. Batuti läßt sich auspeitschen.“

„Nichts da“, gab Hasard barsch zurück.

Der Kutscher sagte: „Was den Schnaps betrifft, so bin ich bereit, die ganze Sache zu vergessen und ...“

„Es geht ums Prinzip“, unterbrach ihn der Seewolf. Er blickte zu Jean Ribault auf und winkte ihm zu. Ribault enterte ab. Er schwitzte, das Wasser lief ihm nur so den nackten Oberkörper herab. Er war nicht schlecht geladen gewesen, aber als er die beiden Häufchen Elend sah, schrumpfte sein Ärger auf ein Minimum zusammen.

„Ich überlasse die Entscheidung dir“, sagte Hasard. „Schließlich bist du der Leidtragende. Also, was machen wir mit diesen beiden stockbesoffenen Nachttopfseglern?“