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Mantak Chia

Dunkelraum

Moderne Techniken der Erleuchtung durch Dunkelheit

Aus dem Amerikanischen von Vicky Gabriel

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Copyright © 2013 by Mantak Chia

Eine deutsche Erstausgabe im AMRA Verlag

Herausgeber & Lektor | Michael Nagula Fachliche Beratung | Wolfgang Heuhsen Gesamtgestaltung | Iga Bielejec Druck | FINIDR, s.r.o.

ISBN 978-3-95447-035-8

Alle Rechte der Verbreitung vorbehalten, auch durch Funk, Fernsehen und elektronische Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks.

Dunkelraum-Technologie

Das »Universal Tao Darkness«

Wie oben, so unten

Das Bewusstsein und das neuroendokrine System

Autonome Funktionen

Das Wachbewusstsein

Schlaf und Traum

Abstieg in die Dunkelheit

Das limbische System

Die Zirbeldrüse

Der Fall in die Ungnade

Das Göttliche hemmen

Das Wiedererwachen – die Moleküle des Geistes

Der unsterbliche Körper

Die Chemie des Bewusstseins

Die Stadien der Dunkelraum-Technologie

Zum Nutzen der Dunkelraum-Erfahrung

Das »Melatonin-Stadium« (erster bis dritter Tag)

Das »Pinolin-Stadium« (dritter bis fünfter Tag)

Das »5-MeO-DMT-Stadium« (sechster bis achter Tag)

Das »DMT-Stadium« (neunter bis zwölfter Tag)

Logistik und Informationen zur Dunkelraum-Technologie

Vorbereitung auf das Dunkelraum-Retreat

Innere Vorbereitungen – die Durchführung zu Hause

Äußere Vorbereitungen – praktische Ratschläge

Ernährung in der Dunkelheit

Zusammenfassung

Anhang

Interessante Quellen

Anmerkungen zur Synthese von Tryptamin-Derivaten

Bericht über eine Drogenerfahrung mit 5-MeO-DMT

Bericht über eine Drogenerfahrung mit DMT

Innere Alchemie: ein körperorientierter Erklärungsansatz

Fußnoten und Quellenangaben

Das Universal Healing Tao System

Über den Autor

Die hier beschriebenen Meditationen, Praktiken und Techniken sind nicht als Alternative oder Ersatz für eine professionelle medizinische Behandlung und Versorgung gedacht. Leser, die an einer auf geistigen oder emotionalen Störungen beruhenden Erkrankung leiden, sollten einen professionellen Gesundheitsexperten oder Therapeuten aufsuchen. Solche Probleme sollten behoben werden, bevor Sie mit den Übungen beginnen. Dieses Buch beabsichtigt nicht, medizinische Diagnosen zu stellen beziehungsweise Behandlungen, Verordnungen oder Heilmaßnahmen zu empfehlen, die sich auf irgendeine Form menschlicher Erkrankungen, Leiden oder sonstiger körperlicher Zustände beziehen.

Dunkelraum-Technologie

Alle spirituellen Traditionen haben Dunkelraum-Techniken eingesetzt, um Erleuchtung zu erlangen. In Europa trat der Dunkelraum oft in seiner unterirdischen Form als Tunnelnetzwerk in Erscheinung, während es sich in Ägypten um die Pyramiden, in Rom um die Katakomben und bei den Essenern am Toten Meer um Höhlen handelte. In der taoistischen Tradition sind für fortgeschrittene Praktiken zu allen Zeiten Höhlen verwendet worden. Im Tao steht die Höhle, der unsterbliche Berg, das Wu San, für die vollkommene innere alchemistische Kammer. Das Fasten und Meditieren in einer Höhle gilt als abschließende Reise der spirituellen Arbeit. Höhlen stehen für die Erdmutter und ihre Energielinien. Wie Röhrenknochen enthalten Höhlen die ältesten Informationen über das Leben, die im Inneren der Erde gespeichert sind. Sie bergen die essenzielle Vitalität der Erdkraft.

Das Tao sagt: »Wenn du in die Dunkelheit gehst, und sie wird vollkommen, verwandelt sich die Dunkelheit schon bald in Licht.«

In der Dunkelheit beginnen unser Verstand und unsere Seele, frei in den unermesslichen Reichen der psychischen und spirituellen Erfahrung umherzustreifen. Wenn Sie in diesen ursprünglichen Zustand der Kraft eintreten, werden Sie mit dem wahren Selbst und der Göttlichkeit in Ihrem Inneren wiedervereint. Sie werden buchstäblich zu »elektromagnetischen Leitern« der universellen Energie. Sie können dann in die Zukunft und in die Vergangenheit sehen, die wahre Bedeutung der Existenz erkennen und damit beginnen, die Ordnung aller Dinge zu verstehen. Sie kehren in den Schoß, in den Kokon unserer materiellen Struktur und in die ursprüngliche Dunkelheit der Natur zurück.

Vollkommene Dunkelheit verändert das sinnliche Empfindungsvermögen des Körpers und des Gehirns auf umfassende Weise. Wir werden jeglichen visuellen Bezugs beraubt. Geräusche und Laute weichen immer mehr zurück, während wir die Verbindung zur äußeren Welt verlieren und unsere Sinne sich nach innen richten.

Die Wirkung der Dunkelheit besteht darin, wesentliche kortikale Zentren des Gehirns abzuschalten und dadurch mentale sowie kognitive Funktionen der höheren Hirnzentren zu unterdrücken. Emotionale und Gefühlszustände werden gesteigert, was vor allem den Geruchssinn und die feineren Sinne der psychischen Wahrnehmung betrifft. Die Träume werden luzider, und der Traumzustand manifestiert sich in unserer bewussten Wahrnehmung. Schließlich erwecken wir in uns ein Bewusstsein für die Quelle, den Geist, die Seele. Wir steigen in die Leere, in die Dunkelheit des tiefen, inneren Raums hinab.

Dunkelheit aktiviert die tiefsten Zentren im Gehirn, die Drüsen des Kristallpalasts, und stellt so eine Verbindung zur ursprünglichen Quelle her, zum Wu Chi (Abb. 1). Die Zirbeldrüse verbindet uns mit der universellen Energie. Vom Hypothalamus aus projizieren wir unsere Seele oder unseren Geist nach oben und empfangen die absteigende universelle Energie. Die Hirnanhangdrüse nimmt die kosmische Kraft auf und verwendet sie, um die spirituellen Körper auf ihre Reise in die irdische oder menschliche Ebene zu schicken.

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Abb. 1. Die Drüsen des Kristallpalasts sind tief im Inneren des Gehirns verborgen. Zu ihnen gehören die Zirbeldrüse, der Hypothalamus, der Thalamus und die Hirnanhangdrüse.

Stufenweise führt Dunkelheit immer höhere Zustände des göttlichen Bewusstseins herbei, die mit der Synthese und der Zunahme psychedelischer Chemikalien im Gehirn einhergehen. Melatonin, ein Regelhormon, beruhigt Körper und Geist in Vorbereitung auf die subtileren und feineren Wirklichkeiten des höheren Bewusstseins (erster bis dritter Tag). Pinolin wirkt auf die Neurotransmitter des Gehirns und ermöglicht es Visionen und Traumzuständen, in unserer bewussten Wahrnehmung aufzutauchen (dritter bis fünfter Tag). Schließlich synthetisiert das Gehirn die sogenannten »Bewusstseins-Moleküle«1 5-Methoxy-Dimethyltryptamin (5-MeO-DMT) und Dimethyltryptamin (DMT), was zu transzendenten Erfahrungen der universellen Liebe und des Mitgefühls führt (sechster bis zwölfter Tag, siehe Abb. 2, nächste Seite).

Das »Universal Tao Darkness«

Vor vielen Jahren begann Meister Chia damit, sich auf die Suche nach natürlichen, für Meditationen in absoluter Dunkelheit geeignete Höhlen zu begeben. Im Zuge dessen verbrachte er mit seinem Begleiter Juan Li auch einen Tag am Wu San, dem unsterblichen Berg der Taoisten, einem der heiligsten taoistischen Kraftzentren überhaupt. Aber die Höhle dort eignete sich einfach nicht für ein Dunkelraum-Retreat. Überall gab es die allgegenwärtigen Touristen, und der Gestank von menschlichem Urin und Fäkalien war überwältigend. Es gelang den beiden nicht, hier die wahre Lehre zu finden. In der Folge wurden weitere natürliche Höhlen an anderen Orten erforscht, die ebensolche Mängel aufwiesen. Entweder war die Umgebung feucht und schmutzig, oder die Luft hatte eine schlechte Qualität, weil es Staub, Pilze, Bakterien, Insekten, Schlangen oder vergleichbare Beeinträchtigungen gab.

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Abb.2. Die Tryptamin-Synthese in vereinfachter Form: Die Aminosäure Tryptamin ist eine Vorstufe für Serotonin-, Melatonin-, Pinolin-, 5-MeO-DMT- und DMT-Moleküle. Die Höhlen waren Müllhalden und Lagerstätten für menschlichen Abfall und Unrat. Nirgendwo fand sich die makellose Stille der Dunkelheit. Vielleicht ist die vollkommene Höhle noch immer tief in einem hohen Berg verborgen.

Doch Meister Chia fand eine Lösung, um die traditionellen Techniken der Dunkelraum-Meditation für die heutige Zeit nutzbar zu machen. Er erforschte moderne Techniken. Dazu besuchte er zunächst andere Länder, um sich Klarheit darüber zu verschaffen, wie man entsprechende Retreats am besten gestalten könnte, sowohl hinsichtlich der Meditation als auch des Komforts. Auf der Grundlage aller verfügbaren Informationen und der neuesten Technologien ließ er dann in seinem Tao Garden2