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Lena Klassen

Die weiße Möwe

Band 1 der Trilogie „Sehnsucht nach Rinland“

Roman

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Zu diesem Buch

„Ich bin nicht wie deine Männer“, sagte Blitz leise. „Du hast sie aus dem Gefängnis geholt und von der Straße ... Aber mich hast du aus der Luft gegriffen wie eine Möwe auf ihrem Flug. Ich werde nie im Staub zu deinen Füßen sitzen und auf deine Anweisungen warten wie auf Futter. In meinem Herzen sind das Meer und die Wellen, die gegen die Küste schlagen, und die Schiffe, die zum Horizont segeln. In mir ist der Traum von den Glücklichen Inseln.“ Er wusste nicht, ob Zukata ihn noch hörte. „In mir ist die Sehnsucht nach Rinland. Was du auch tust, um mich an dich zu binden, ich bin frei.“

Das 16-jährige Albinomädchen Mino und der dunkelhaarige Blitz haben immer davon geträumt, gemeinsam durchs Kaiserreich zu reisen. Doch dann hindert Mino ihren besten Freund daran, seinem größten Traum zu folgen und das sagenhafte Rinland zu suchen. Wütend macht Blitz sich auf die Suche nach einem anderen Abenteuer und fällt prompt unter die Räuber. Die Begegnung mit Zukata, dem abtrünnigen Riesenprinzen, verändert sein Leben für immer. Und auch für Mino bleibt nichts mehr, wie es war, als sie in ein heftiges Unwetter gerät und von der Klippe stürzt. Ohne etwas voneinander zu ahnen, kämpfen sie bald für dieselbe Sache – dem großen Kaiser sein Glück zurückzubringen ...

Fesselnd bis zur letzten Seite – Die weiße Möwe bildet den Auftakt der packenden Trilogie Sehnsucht nach Rinland.

Leserstimmen zu den ersten Bänden

„Sprachlich wunderschön.“ Titus Müller

„Ein Fantasy-Schinken der außergewöhnlich guten Art!“

„Wunderbar fesselnd geschrieben.“

„Die Story ist absolut filmreif, nie vorhersehbar, super interessante Charaktere und unglaublich spannend bis zur letzten Seite.“

„Mit dieser weißen Möwe fliegt man direkt ins Land der Fantasie und möchte nie mehr weg von diesem Ort.“

Über die Autorin

Lena Klassen lebt leider nicht auf einer Insel, braucht aber das Meer. Oder wenigstens einen Sturm und ein gutes Buch. Sie hat Literaturwissenschaft, Anglistik und Philosophie studiert und über phantastische Literatur promoviert. Mit ihrer Familie lebt sie in einem kleinen Haus mit großem Garten im ländlichen Westfalen.

Lena Klassen hat bereits zahlreiche Romane und Kinderbücher veröffentlicht. Im Neufeld Verlag erschien neben der Rinland-Trilogie auch der Roman Caros Lächeln.

www.lenaklassen.de

Impressum

Inhalt

Zu diesem Buch

Leserstimmen zu den ersten Bänden

Über die Autorin

Prolog: Der Anfang

1. Die Kinder der Inseln

2. Blindlings

3. Das Glück des Kaisers

4. Möwe

5. Das Ziehende Volk

6. Unter Räubern

7. Gefesselt

8. Für dich

9. Die Geisel

10. Verbündete

11. Der andere

12. Kaisergänger

13. Die wilden Riesen

14. Mein Mädchen

15. Frei

16. Das Fest der Brücke

17. Durch Salien

18. Ilinias

19. Hoffnung

20. Die Falle

21. Die Rückkehr

22. Blitz

23. Der weiße Vogel

Über den Verlag

Prolog

Der Anfang

V O RD E MA N F A N Gwar nur Rin.

Am Anfang machte Rin Welten aus dem Stoff seiner Gedanken und Sterne aus Gold und Licht, und er formte eine Kugel und gab ihr einen Platz im Tanz seiner Sterne. Er machte Wesen, darauf zu wohnen: die Riesen aus dem Feuer der Sterne, die Menschen aus der braunen Erde, die Tiere aus dem salzigen Wasser, und aus der Luft schuf er Worte und Gesang, Stille und Lachen und Tanz. Er gab ihnen das Geschenk der Freude und die Fähigkeit zur Liebe und errichtete ihnen einen Ort, um darauf zu wohnen, einen Hügel, bewachsen von Wäldern, grün und dunkel, eingehüllt in duftende Wiesen, überschattet von schneebedeckten Bergen. Sie badeten dort in den Seen und in den Bächen, die zu Tale stürzten, sie wanderten durch die Wälder und erklommen die Gipfel und pflegten die Gärten, reich an köstlichen Früchten. Er selbst, Rin, wohnte dort bei ihnen, bei Riesen, Menschen und Tieren, im Gesang. Die Tiere spielten mit den Worten, die wuchsen und gediehen, die Menschen hüteten die Tiere, die vor Vergnügen schnurrten, und die Riesen wachten über den Menschen, die zu ihnen aufblickten, und über ihnen war der Tanz der Sterne und die Größe und Weite aller Welten. Und Rin ging unter ihnen umher und lachte, und sie antworteten ihm mit glockenhellem Lachen.

Dann kam eine Zeit, in der Rin sich zu anderen Ländern in anderen Welten begab. Er vertraute seinen Geschöpfen alles an: den Riesen die Menschen, den Menschen die Tiere, den Tieren die Worte, und ihnen allen zusammen das Land, das er für sie gemacht hatte.

Rin wird nicht zurückkommen, sagten die Riesen. Jetzt sind wir allein. Und sie, in denen das Feuer der Sterne brannte, begannen Herrschaft auszuüben über die Menschen, und die Menschen sahen herab auf die zutraulichen Tiere, und da, gepeinigt, verloren die Tiere die Worte. Ihr Lachen verstummte, der Gesang wurde ihnen zu schwer, und der Tanz stahl sich fort aus ihren Füßen.

Hörten nun die Menschen die Blätter über sich rauschen, wenn der Wind hindurchfuhr, fürchteten sie sich. Und obwohl sie die Wohltat der Nacht kannten, die sich wolkenweich über das Land legte, erschraken sie vor der Dunkelheit.

Was werden wir tun, wenn der Wind stärker wird und die Nacht länger?, fragten sie. Denn nun sind wir allein.

Die Tiere aber versteckten sich zwischen den Bäumen, stumm.

Die Riesen sagten: Wir werden in die Berge hinaufsteigen und dort leben, damit ihr wisst, dass wir über euch stehen. Und dort lebten sie und ihre Herzen wurden kalt wie der Schnee auf den Gipfeln und hart wie der Stein, auf dem sie schliefen.

Die Menschen bauten sich Hütten aus den Stämmen der Bäume, um sicher zu sein in der Nacht und sicher vor den Riesen und sicher vor den Tieren. Ihre Angst wurde so groß, dass sie ihre Liebe zu den Tieren und zu den Gärten vergaßen; sie vernachlässigten die Obstbäume und hatten bald nichts mehr zu essen und mussten die Tiere töten, um an ihr Fleisch zu gelangen. Die Tiere wurden scheu und wachsam und gefährlich, sie griffen ihre Hüter an und fielen übereinander her, und alles, was in ihnen froh gewesen war und vertrauensvoll, war fort. Kein Lachen wurde mehr gehört und niemand tanzte mehr. Die Angst, die sie geschaffen hatten, breitete sich aus und wurde übermächtig, bis es nichts anderes mehr gab als die Angst.

Dann kam Rin zurück, und es war still. Und Rin sah das zerstörte Land und die gefällten Bäume und die toten Tiere und die Angst über allem, und er weinte über das, was er sah. Da rief er die Menschen aus den Hütten, in denen sie sich verborgen hatten, und die Riesen herunter von den Bergen und sagte zu ihnen: Was habt ihr getan! Warum habt ihr die Furcht erschaffen, obwohl ich euch Liebe und Freude gab?

Die Menschen sagten: Die Riesen wollten über uns herrschen, darum fürchteten wir uns.

Die Tiere schwiegen, denn sie hatten keine Worte mehr.

Und die Riesen bissen die Zähne zusammen und machten sich dasselbe Schweigen zu eigen und beugten sich nicht.

Warum habt ihr mir nicht vertraut?, fragte Rin die Menschen. Die Riesen hatten keine Macht, euch etwas anzutun. Aber nun, da ihr ihnen die Macht dazu gegeben habt, werden sie niemals aufhören, über euch zu herrschen. Jetzt wird über euch kommen, was ihr gefürchtet habt, und wovor ihr euch versteckt habt, das wird euch einholen. Stürme werden über euch gehen, über die Länder und durch eure Reihen und durch eure Herzen, und die Nächte werden länger werden und kälter und sie werden euch nicht Wohltat sein, sondern euch Grauen und Albträume bringen. Baut euch aus dem Holz, das ihr geschlagen habt, obwohl ihr doch Wärme und Schutz und Nahrung hattet, Flöße und Boote und verlasst dieses Land.

Als Rin die Menschen verbannte, da fragten sie: Wohin schickst du uns?, und auch sie weinten, denn nun erkannten sie, was sie verspielt hatten.

Dorthin, sagte er, ans andere Ende der Welt.

Dürfen wir zurückkommen?, fragten sie. Irgendwann, jetzt oder bald oder am Ende der Zeiten?

Da gab er denen, die die Gabe der Liebe und das Geschenk der Freude verachtet hatten, die Gabe der Sehnsucht, als Schmerz und als Hoffnung.

Allein diese Sehnsucht, sagte Rin, wird euch mit Rinland verbinden. Und wenn sie stark genug ist, wird sie euch hierhin zurückbringen. Wenn eure Hoffnung größer ist als die Angst und größer als der Zweifel, der kommen wird, wenn die Erinnerung verblasst, dann wird die Sehnsucht euch über die Brücke führen können, die ich bauen werde. Denn das verspreche ich euch: Ich werde eine Brücke errichten, die über das große Meer führen wird. Aber es wird eine schmale Brücke sein, hoch über dem tiefen Wasser, und wer nicht genug vertraut und wankt, der wird hinabstürzen und ertrinken.

Zu den Tieren sagte er: Geht mit ihnen, als Erinnerung an das, was war, als Verheißung an das, was einmal sein wird. Dies sei euer Trost: Ich habe euch aus Wasser gemacht, und so seid ihr immer verbunden mit mir und den Tränen, die ich geweint habe und weinen werde.

Zu den Riesen sagte er: Ich schicke euch fort, übers Meer.

Da ist kein Meer, widersprachen sie, und in ihren Augen funkelte das Licht der Sterne.

Ich schicke euch fort, übers Meer, wiederholte Rin, mit der ganzen Kraft, die ich euch gegeben habe, und der großen Macht, die ihr euch genommen habt, die ihr die Hüter sein solltet über alles. Nur wer sich beugt vor meiner Kraft und vor meiner Macht, die größer sind als euer Verstand, darf diesen Ort je wieder betreten.

Das wird niemals geschehen, sagten die Riesen voller Stolz, aber Rin lächelte traurig und sagte nichts mehr.

Und Rin weinte, und seine Tränen heilten die zerstörten Gärten und Wälder. Bäche flossen durch die Täler und schwollen an und trugen die Verbannten mit ihren Schiffen fort, zu einem anderen, blasseren Land am Ende der Welt. Rins Tränen flossen weiter, und ein Meer überflutete die Erde und wurde sehr groß und sehr tief, so dass niemand zu der Insel gelangen konnte, wo Rin wohnte. Er machte Riffe und gefährliche Strömungen, und diejenigen, die eigenmächtig zurückkehren wollten, zerschellten mitsamt ihren Schiffen.

Die Riesen dagegen schwammen und vertrauten sich dem Wasser an, mit nichts als ihrer übermenschlichen Kraft, und durchmaßen die Wellen, ohne müde zu werden, und gingen dort, am Ende der Welt, an Land, wo sie ihre Herrschaft errichteten, ohne je zurückzublicken.

Die weiße Möwe

1. Die Kinder der Inseln

M I N OS A HB E W E G U N G S L O Szu, wie Lexan packte. Sie saß auf dem Bett und schaute abwechselnd aus dem Fenster und auf ihren älteren Bruder, der sich zu seiner Kiste bückte und sich dann wieder zu seinem Schrank erhob und in die oberen Fächer langte; ein schwindelerregender Tanz aus Bücken und Strecken und Drehen, zu einer Musik, die sie beide von draußen hören konnten.

Das Meer rief.

Wenn Mino ihre Augen von dem seltsamen Schauspiel vor sich losriss und zum Fenster hin blickte, konnte sie die weiße Gischt sehen, wo sich die Wellen an den vorgelagerten Klippen brachen. Der Hafen war nur wenige hundert Meter entfernt, und obwohl sie es von hier aus nicht erkennen konnte, war das Schiff ständig gegenwärtig, dieses wunderbare kleine Schiff mit den weißen Segeln. Ein Boot. Eigentlich ist es nur ein Boot, dachte Mino, es verdient den Namen Schiff nicht. Es verdient den Namen nicht, den Lexan mit schwungvollen Buchstaben an die Bordwand geschrieben hat: Weiße Möwe. Denn fliegen kann es nicht, dachte sie. Dieses mickrige Boot kommt niemals über den großen Ozean. Mutter hat recht. Der hohen See kann diese Nussschale nicht standhalten.

Und trotzdem konnte sie nicht anders, als es zu lieben, immer noch und jetzt vielleicht noch mehr denn je, dieses kleine Segelschiff, mit dem sie im Sommer die Inseln umrundet hatten.

Es war einer der heißesten Sommer der letzten Jahre gewesen, und sie hatten eine Flaute nach der anderen hinnehmen müssen, ohne sich davon die Stimmung verderben zu lassen. Sie waren ins Wasser gesprungen und hatten getaucht und nach Muscheln gesucht, und abends hatten sie am Strand gesessen und am Feuer Fisch gebraten. Jußait und Bajad und Blitz hatten am Ufer geschlafen, im warmen Sand, aber sie wollte das Schiff nachts nicht allein lassen. Sie konnte es nicht verlassen, es war, als würde es ihr in den Knochen stecken. Lexan war bei ihr geblieben. Vielleicht, hatte sie damals gedacht, fürchtet er, dass Blitz oder Bajad mich nachts besuchen. Aber sie wusste, dass keiner von den beiden das jemals tun würde, Blitz nicht, weil er in ihr nur die gute Freundin sah, Bajad nicht, weil er stets Abstand wahrte. Aber es war ihr recht, mit ihrem Bruder zusammen zu sein. An diesen Abenden gehörte er nur ihr und sie konnten bis zum Einschlafen reden. Sie ließen sich von den sanften Wellen schaukeln, wenn sie an Deck schliefen und den Sternen neue Namen gaben und neue Sternbilder erfanden. Sie hatten sich unterhalten, bis der Mond aufging, groß und rund, und seinen silbernen Schein über die Weiße Möwe warf, und wenn sie die Augen schlossen, konnten sie das Licht auf ihren Lidern fühlen, nicht heiß wie die aufdringlichen Sonnenstrahlen, sondern sanft und verlockend.

»Als wäre es das Auge Rins«, sagte Lexan leise, als Mino schon fast eingeschlafen war, »das auf uns herabblickt.«

»Und die Sonne?«, fragte sie träge zurück. Lexan war immer derjenige, der die passenden Worte fand. Stundenlang konnte er dasitzen und nach Worten suchen, bis ihre Mutter ihn aufjagte und an die Arbeit schickte.

»Die Sonne«, meinte Lexan verträumt, »ist wie Rins anderes Auge.«

»Ja«, stimmte Mino zu, schläfrig und zufrieden. Sie war mit allem zufrieden, was Lexan sagte, selbst wenn es sich zuerst verrückt anhörte. Lexans Verrücktheiten erwiesen sich meist als gut durchdacht.

»Ich werde ihm folgen«, sagte Lexan.

»Wem?« Sie war schon auf dem halben Weg in den Schlaf. Ihr war, als wäre die Hälfte ihres Körpers bereits in die Matte eingesunken, und ihr Kopf verschwand schon halb im Kissen. Nur noch ein paar Augenblicke, und nicht einmal mehr ihre Nasenspitze würde zu sehen sein. Sie atmete tief ein und sank noch ein Stückchen tiefer in den ersten ihrer lebhaften Träume.

»Vater. Ich werde ihm nachsegeln, Mino. Ich hätte es schon damals tun sollen, als er sich von uns verabschiedete. Ich wusste, dass ich zu ihm gehöre, auf sein Schiff, selbst wenn ich nur Schiffsjunge geworden wäre. Es war falsch, dass ich mich von Mutter zurückhalten ließ.« Lexan hielt sein Gesicht ins Mondlicht. »Ich kann bald an nichts anderes mehr denken. Wenn der Sommer vorbei ist, werde ich fahren.«

In diesem Moment schlug der Schlaf über ihr zusammen und sie konnte nichts mehr fragen, sich nicht empören oder versuchen, ihrem Bruder die Sache auszureden. Das Letzte, was ihr über die Lippen glitt, bevor ihre Zunge ihr zu schwer wurde, waren die Worte: »Ich auch.«

Erst gegen Mittag des nächsten Tages hatte Mino sich wieder an ihr Gespräch vor dem Einschlafen erinnert. Sie war sich nicht sicher, ob sie nicht einen Teil davon geträumt hatte, aber es war Lexan, der als Erster wieder davon anfing.

»Du kommst also mit?«

Es war doch kein Traum gewesen. Stattdessen wuchs sich die Sache zu einem Albtraum aus. Bevor sie auch nur ein Wort gesagt hatte, wusste Mino, dass es schwierig sein würde, Lexan diesen Wahnsinn auszureden.

»Mit der Weißen Möwe? Du spinnst. Wir sind Obstbauern. Wir sind nicht einmal Fischer und erst recht keine Seefahrer.«

In Lexans Augen glühte sein Entschluss. Er würde es tun. Es gab nichts, das so sicher war wie das; es gab nichts, was ihn zurückhalten konnte. Fast nichts.

»Du wirst Mutter das Herz brechen«, sagte Mino und vielleicht war dies der einzige Satz, mit dem sie Lexan wirklich wehtun konnte. Sie bereute es schon, sobald sie es ausgesprochen hatte, aber nun konnte sie die Worte nicht mehr zurücknehmen.

Lexan schwieg eine ganze Weile und Mino wartete bang auf seine Antwort. Dann soll sie doch mitkommen, würde er sagen, dann soll sie doch mit aufs Boot steigen, verdammt noch mal, wenn ihr so viel an mir liegt.

Aber Lexan sagte etwas anderes. »Es tut mir leid«, sagte er nur. Und da wusste Mino, wenn sie es nicht schon längst gewusst hätte, dass sein Entschluss endgültig war.

Die große Holzkiste füllte sich allmählich mit Kleidungsstücken und Andenken aus ihrer Kindheit. Einen Gegenstand nach dem anderen holte Lexan aus den Tiefen des Schranks heraus und bettete ihn zwischen seine Hemden. Auf einmal drehte er sich zu Mino um, auf seiner Hand saß ein Vogel, geschnitzt aus hellem Holz.

»Den hat Vater gemacht«, sagte er langsam.

»Ich weiß.« Mino blickte an ihrem Bruder vorbei zum Fenster. »Ich kann mich noch daran erinnern.«

Lexan zögerte. »Ich werde ihn hierlassen. Für dich.« Er legte die kleine Figur in die Hand seiner Schwester. Mino zwang sich dazu, sie anzusehen. Es war eine Möwe, die Flügel ausgebreitet, die Struktur ihrer Federn so lebensecht ins Holz geritzt, dass man, bevor man sie berührte, fast erwarten konnte, dass die Figur so weich wie ein echter Vogel sein würde. Aber das war sie nicht. Hart war sie und schwer, zum Fliegen absolut untauglich.

»Danke«, sagte sie und biss sich auf die Lippen, bevor sie sich dazu hinreißen ließ, noch mehr zu sagen, Worte, die sie später mit Sicherheit bereuen würde.

»Willst du nicht doch mit?«, fragte Lexan leise. »Wir könnten ihn gemeinsam suchen.«

Mino sah auf. »Vater ist seit zehn Jahren fort«, sagte sie schroff, »er ist tot.«

»Ich weiß, dass Mutter das glaubt«, sagte Lexan. »Aber du? Denkst du das wirklich? Wir haben beide gesehen, wie er fortgesegelt ist. Weißt du noch, wie wir geweint haben, du sechs Jahre alt, ich vierzehn? Damals habe ich gewusst, dass er Rinland finden würde.«

»Aber geweint hast du trotzdem«, erinnerte Mino ihn.

»Weil er uns verlassen hat, ja.«

»Und jetzt willst du uns verlassen? Wie kannst du uns das antun? Wie kannst du das Mutter antun?« Sie hatte sich so fest vorgenommen, nicht zu betteln. Wie konnte man jemanden festhalten, der fortwollte? Aber der Abschied rückte immer näher und in ihr wuchs die Panik. Ich verliere ihn, dachte sie, es geschieht jetzt, ich verliere ihn.

Lexan setzte sich neben Mino aufs Bett. »Du meinst, wie kann ich dir das antun, nicht wahr?«

Mino drehte das Gesicht fort.

»Du bist meine Schwester. Du wirst es immer sein. Aber ...«

»Früher gab es kein Aber für dich.«

»Dann komm mit! Wir können gemeinsam auf die Reise gehen! Ich möchte dich so gerne dabeihaben. Stell dir vor, unser gemeinsames Abenteuer. Wir segeln der untergehenden Sonne hinterher, wir folgen ihr bis hinter den Horizont. Mino! Wie kannst du hierbleiben? Es wird sein wie damals, als Vater abfuhr. Willst du wirklich am Ufer stehen bleiben und winken? Ich wollte schon damals mit dabei sein. Ich hätte es tun sollen, weißt du? Vater wollte, dass ich es tue. Aber Mutter ... Nun ja, du weißt ja, wie sie ist.«

»Sie ist jedenfalls keine Träumerin«, sagte Mino, plötzlich heftig. »Sie steht mit beiden Beinen auf dieser Erde. Und anders hätte sie es wohl auch kaum geschafft, die Familie durchzubringen, als Vater uns einfach im Stich gelassen hat.«

Lexan stand abrupt auf. »Ich werde diese Diskussion nicht weiterführen.« Zornig warf er den Deckel seiner Kiste zu.

»Ach nein?«, fragte Mino. »Warum nicht? Weil du vielleicht irgendwann zugeben müsstest, dass sie recht hat? Dass unser geliebter Vater doch nicht so vollkommen war, wie du gerne glauben möchtest?«

Sie starrten sich an. Mino war genauso überrascht über die Wut in Lexans Augen wie über ihre eigene Wut, die so unvermittelt aus ihr herausbrach. Lexan war der Sanfte, der Träumer und Denker, nicht derjenige, der im Haus herumschrie, so dass die Nachbarn es hören konnten. Und sie selber, obwohl sie ihre Gefühle lang nicht so gut beherrschen konnte, war niemals wütend auf Lexan gewesen, auf ihren wunderbaren älteren Bruder. Es zu spüren, dieses köstliche, eigenständige Gefühl gerechten Zorns, war zugleich erregend und niederschmetternd.

Lexan schüttelte den Kopf und wandte sich ab, und das war vielleicht das Allerschlimmste. Dass sie so auseinandergingen, im Streit, obwohl sie doch zusammen hätten losziehen müssen. Lexan nahm den Strick des Rollbretts auf, auf dem seine Kiste stand, und zog sein Gepäck aus dem Zimmer, und Mino starrte ihm nach und spürte, wie ihr der Schmerz und die Wut die Kehle zuschnürten.

Später ging sie zum Hafen. Jußait rollte gerade ein kleines Fass über die Rampe. Als sie Mino sah, lächelte sie und strich sich das Haar aus der Stirn. Es war so schwarz wie ihre Augen. Früher hatte Mino geglaubt, dass sie eines Tages Jußaits Brautjungfer sein würde, wenn ihre Freundin Lexan heiratete. Sie hatte immer daran geglaubt, dass die beiden eines Tages heiraten würden; Blitz war der Einzige, der nichts davon hören wollte. Nun gut, manchmal schienen nicht einmal Lexan und Jußait zu wissen, wie es um sie stand. Manchmal sah es wirklich so aus, als wären sie nur gute Freunde. Doch nun würde sie mit Lexan und Bajad übers Meer segeln.

Jußaits Lächeln verblasste, als sie Minos grimmiges Gesicht sah.

»Du solltest nicht so wütend auf uns sein, Mino.«

»Ich frage mich immer wieder, wie Lexan es geschafft hat, dich dazu zu überreden«, sagte Mino. »Es ist nicht einmal dein Vater, den ihr sucht.«

»Nein«, gab Jußait zu, »aber immerhin waren zwei meiner Onkel Seeleute auf Res Schiff.« Sie gab ihrem Fass einen Stoß und wuchtete es über die Kante. Mino rührte keinen Finger, um ihr zu helfen.

An Bord der Weißen Möwe richtete Jußait sich auf und blickte auf Mino hinunter. »Ist es dir je in den Sinn gekommen, dass es gar nicht nur um deinen Vater geht? Und auch nicht um unsere anderen Verwandten? Weder für mich noch für Bajad oder Blitz oder Lexan?«

»Lexan geht es darum, Vater zu folgen.« Sie fügte hinzu: »So ein mörderischer Wahnsinn.«

Jußait schüttelte den Kopf. »Nein, Mino. Wenn es nur darum gehen würde, einen verschwundenen Fischer zu suchen, glaubst du, ich würde mich darauf einlassen?«

Sie wollte es nicht hören, nicht das, was Jußait jetzt sagte. »Rinland«, sagte sie. »Nur deswegen bin ich hier.«

»Das glaubst du doch selbst nicht. Du fährst nur mit, weil du total in Lexan verschossen bist!« Mino drehte sich um und ging zurück.

»Es ist auch deine Reise!«, rief Jußait ihr nach. »Und du weißt es!«

Mino hielt ihr Gesicht in den Wind. Sie wusste, dass Lexan auf diesen Wind gewartet hatte, auf den nahenden Herbst, dessen Stürme ihn weit hinaus aufs Meer tragen sollten. Er wird untergehen. Er wird sterben und ich werde ihn nie wiedersehen, so wie Vater. Ich sollte dabei sein, ich sollte bei ihm sein, wenn es geschieht, wenn er einsieht, dass er einen Fehler gemacht hat. Vielleicht könnte ich ihn dazu überreden, umzukehren – falls wir den ersten Sturm überleben.

Wir.

Mino biss die Zähne zusammen. Es gab kein Wir. Sie würde nicht dabei sein auf der Weißen Möwe, wenn sie den Hafen verließ. Sie nicht und – was hatte Jußait gesagt? Sie und Bajad und Blitz und Lexan ...

Blitz?

Mino begann zu rennen. Das würde El Jati niemals zulassen! Sie konnte ihren Bruder vielleicht nicht aufhalten, aber El Jati würde niemals erlauben, dass sein Bruder sich auf diese gefährliche Reise begab.

»He, wohin so schnell?« Sie war in Bajad hineingerannt, der mit einem großen Seesack in der Hand pfeifend den Pfad entlangkam. »Holst du noch schnell deine Sachen?« Einen Augenblick lang hielt er Mino fest, und in dieser kurzen Zeit schoss Mino durch den Kopf, wie es wohl wäre, wenn er sie einfach packen und mitnehmen würde.

»Du weißt, dass ich nicht mitkommen kann.«

»Du kannst nicht?« Bajad schüttelte den Kopf. »Das ist mir neu. Ich dachte bisher immer, du willst nicht.«

Bajad war der älteste der Freunde. Er hatte schon auf vielen Schiffen als Matrose gearbeitet und würde Lexan eine unschätzbare Hilfe sein. Aber dass ein Seemann wie er sich überhaupt auf dieses Abenteuer einließ, ging über Minos Verstand.

Sie schaute ihn an. In seinen braunen Augen lag all seine Zuneigung, die er nie vor ihr verborgen hatte. Sie war immer davon ausgegangen, dass sie sich darauf verlassen konnte, auf seine starken, ruhigen Gefühle, aber anscheinend war das ein Irrtum gewesen. Wie konnte er auf dieses Schiff gehen, wenn sie ihm etwas bedeutete?

»Bleib hier, Bajad«, drängte sie ihn. »Bajad ...«

Aber er blickte sie nur an, liebevoll und zugleich traurig. Ihre ganze Verzweiflung loderte in ihr hoch wie eine Stichflamme.

»Und Blitz? Seit wann kommt Blitz auch mit?«

Sein Zögern entging Mino nicht.

»Das kann doch nicht wahr sein! Er tut das gegen El Jatis Willen? Er reißt einfach aus?«

»Hör zu, Mino ...« Bajad versuchte, sie zurückzuhalten, aber Mino riss sich los und rannte weiter. Ihr Herz hämmerte. Blitz war ihr bester Freund und sie hatte immer Trost darin gefunden, dass er hier bleiben würde, mit ihr zusammen. Selbst wenn die anderen fortfuhren, würde Blitz ihr bleiben, und selbst wenn er immer nur den Menschen in ihr sah, mit dem man reden und Pläne schmieden konnte, auch wenn er nie sein Herz an sie verlor, würde sie immer getröstet sein, allein durch seine Gegenwart. Er durfte nicht einfach den Willen seiner Familie missachten und mitfahren! Lexan und Jußait und Bajad und auch noch Blitz verlieren, auf einen Schlag? Das war zu viel.

Keuchend erreichte Mino das Dorf. Das kleine Haus der Brüder El Jati und Blitz lag etwas abseits, inmitten eines gepflegten Gartens voller Rosen und Blumen. Alika hatte ein Händchen für alles, was grünte und blühte. Mino fand sie draußen, einen Korb über dem Arm.

»Wo ist El Jati? Wo ist Blitz?«

Alika trug ihr langes, schwarzes Haar immer offen, sie liebte es, wenn der Wind darin spielte. Ihre dunklen Augen erinnerten Mino an Jußait, obwohl die beiden nicht verwandt waren. So mussten Frauen aussehen, wie diese beiden: schwarzhaarig, dunkeläugig. Das war die Art Mädchen, die Blitz bewunderte; wie oft hatte er davon gesprochen, dass er eines Tages eine wie sie finden würde, wie El Jatis wunderbare blumenpflegende Kriegerin aus Salien. Allerdings war Blitz auch davon ausgegangen, dass Jußait sich eines Tages in ihn verlieben würde. Irgendwann wird sie mir gehören, hatte er gesagt, das schönste Mädchen der Insel, und damit hatte er bestimmt nicht Mino gemeint. Blitz, den sie alle liebten, diesen lebhaften Jungen mit dem frechen Grinsen. Er war der festen Überzeugung, dass er, wenn es soweit war, wählen konnte, wen er wollte – natürlich Jußait –, und bis dahin waren alle Mädchen sein.

»Alika! Wo sind sie? Wo ist Blitz?«

»El Jati ist in der Plantage. Blitz ist drinnen im Haus, glaube ich. Was ist denn los?«

»Hol El Jati her! Jetzt! Schnell! Ich werde versuchen, Blitz solange aufzuhalten! Beeil dich!«

Mino ließ die verwirrte Alika am Zaun stehen und stürmte durch die angelehnte Haustür nach drinnen.

Blitz’ Gepäck stand bereit. Er selbst saß am Tisch und trank; als er seine Freundin sah, stellte er das Glas ab und lachte.

»Mino! Ich wusste, dass du kommst! Ich wusste, dass wir uns noch sehen würden!«

Mino machte die Tür hinter sich zu und lehnte sich dagegen. Sie atmete tief durch. Bis jetzt hatte sie gehofft, dass Jußait und Bajad sich irrten und Blitz nicht wirklich vorhatte, mitzukommen. Er sprach oft und viel davon, was er alles tun würde, und löste seine Versprechen selten ein. Es hätte zu ihm gepasst, wenn er diese Schiffsreise geplant hätte, im festen Glauben, dass sie das wichtigste Ereignis seines Lebens war, und im letzten Moment eine noch bessere Idee bekommen hätte.

»Ich fasse es nicht«, sagte Mino langsam.

»Das kann ich verstehen«, meinte Blitz heiter. »Mir kommt es auch noch ganz unwirklich vor. Bis jetzt war ich mir nicht sicher, ob ich es wirklich tun werde. Aber heute morgen bin ich aufgewacht und es war alles so klar ... Wir werden lossegeln und Rinland finden. Worüber machen sich eigentlich alle so große Sorgen? Es ist ganz einfach, nicht?«

»Du kannst nicht mitfahren«, sagte Mino. In ihren Ohren pochte das Blut.

Blitz hörte ihr nicht zu. »Ich habe gehofft, dass wir uns noch verabschieden können. Ich wusste ja nicht, ob du überhaupt zum Hafen kommen wirst. Lexan meinte, dass es dir vielleicht zu schwer fallen würde. Aber ...«

Mino unterbrach ihn. »Du verstehst nicht, Blitz. Du wirst nicht mitfahren. Du kannst nicht. Du darfst nicht. Dein Bruder hat es dir verboten, nicht? Du wirst nicht auf diesem Schiff sein.«

»Wenn ich nur das tun würde, was El Jati mir erlaubt ...« Er stockte, kniff die Augen zusammen und musterte Minos Gesicht. »Was ist?«

Mino sagte nichts, Ärger und Verzweiflung schnürten ihr die Kehle zu.

»Komm, trink auch ein Glas. Auf meinen Abschied. Darauf, dass wir Rinland finden, die wahre Glückliche Insel. Auf unsere Freundschaft!«

Er reichte Mino das Glas. Goldgelber Wein schimmerte darin. Mino schnupperte daran; der Duft der Obstplantagen stieg ihr entgegen – Pfirsiche, reif und köstlich, die Süße und Kraft der Sonne.

»Du darfst doch keinen Wein trinken«, sagte sie.

»Bald wird El Jati mir nichts mehr verbieten. Komm, lass uns trinken.«

Mino wollte sagen: Und auch Lexan erlaubt nicht, dass jemand auf sein Schiff kommt, der getrunken hat. Aber sie sagte es nicht. Sie nippte an ihrem Glas, sie dachte: Das ist der Geschmack der Glücklichen Inseln, das ist unsere Heimat. Wir werden sie nicht eintauschen gegen den kalten, nassen Tod auf dem Meer, gegen Sturm und Einsamkeit.

»Wir wollten zusammen in die Wälder, weißt du noch? Ins Kaiserreich. All die Abenteuer, die wir uns ausgemalt haben ...«

Je länger sie Blitz davon abhalten konnte, durch diese Tür zu gehen, umso besser. Sie hoffte nur, dass Alika El Jati auch wirklich herholte.

»Das alles ist nichts im Vergleich zu diesem Abenteuer«, sagte Blitz knapp. »Es gibt nun mal kein Ziel, das mit Rinland vergleichbar wäre.«

Er hatte es jetzt auf einmal eilig. Er klopfte Mino auf die Schulter, bückte sich dann zu seinen beiden prall gefüllten Rucksäcken und sagte: »Mach die Tür auf. Lexan hat gesagt, er wird nicht warten.«

Mino rührte sich nicht von der Stelle. »El Jati und Alika brauchen dich hier«, sagte sie.

»Geh zur Seite.« Blitz klang erstaunt, aber jetzt schien es ihm langsam zu dämmern, was Mino vorhatte. »Ich sagte, geh zur Seite.«

»Nein.«

Sie maßen sich mit Blicken. Mino wusste, dass sie nicht wirklich eine Chance gegen ihn hatte. Eigentlich hatte sie überhaupt keine Chance. Blitz konnte kämpfen wie ein Wilder. Niemand auf der Insel legte sich gerne mit Blitz an, nicht einmal die Brüder seiner wechselnden Freundinnen, denn wenn er kämpfte, tat er es wie ein Besessener. Alika hatte ihm beigebracht, sich mit einem Messer zu verteidigen, und hatte es später bedauert – wenn er ein Messer in der Hand hatte, war es für alle besser, sich von ihm fernzuhalten, selbst wenn sie doppelt so groß gewesen wären wie er. Blitz war recht klein für seine siebzehn Jahre, aber kräftig, und obwohl der Sommer auf dem Schiff auch ihre Muskeln gestählt hatte, kam Mino bei weitem nicht an ihn heran. Alika hatte ihr ein paar Kniffe im Ringen beigebracht, damit sie sich verteidigen konnte, wenn sie jemals angegriffen werden sollte, aber körperliche Auseinandersetzungen lagen ihr nicht. Mino verabscheute es, hart angefasst zu werden; schon als Kind war sie jedes Mal in Tränen ausgebrochen, wenn andere Kinder mit ihr raufen wollten. Aber sie musste Blitz ja auch nicht besiegen. Sie musste ihn nur so lange aufhalten, bis El Jati kam.

»Mino, jetzt lass mich vorbei.«

Sie wappnete sich innerlich gegen den Angriff. Es wird sein, als müsste ich einen wildgewordenen Hund abwehren, dachte sie. Es ist zu seinem eigenen Besten. Nur deshalb tue ich es, nur aus diesem Grund.

»Wir wollten nach Deret-Aif«, sagte sie leise. »In die Wälder. Wir wollten nach Kirifas und den Kaiser sehen. Wir wollten ... willst du das alles denn nicht mehr?«

Blitz hatte beschlossen, keine Zeit mehr zu verlieren. Er stellte sein Gepäck ab, aber er dachte gar nicht daran, sie anzugreifen. Fassungslos blickte er in das Gesicht seiner Freundin.

»Was soll das, Mino? Es ist meine Entscheidung, nicht deine.«

Als sie nicht antwortete, trat Blitz näher vor sie hin, aber Mino stieß ihn heftig mit beiden Händen zurück. Sie wollte den Kampf, jetzt sofort, sie wollte nichts mehr als das. Als er aufstehen wollte, warf sie sich über ihn, um ihn daran zu hindern.

»Du dumme Kuh!«, schrie Blitz, während sie am Boden rangen. »Du wirst die Abfahrt verpassen! Du wirst nicht dabei sein, wenn Lexan fährt!«

»Und du auch nicht«, ächzte Mino.

Bis zu diesem Augenblick hatte sie geglaubt, dass es ihr nichts ausmachte, das Schiff nicht abfahren zu sehen. Sie und Lexan waren im Streit auseinandergegangen und sie hatte keinen Bedarf, sich noch einmal zu verabschieden. Aber während sie Blitz auf den Fußboden zwang und seine Hände abwehrte, wollte sie gleichzeitig dort sein, dort im Hafen, und die Weiße Möwe festhalten. Sie wollte sich den Anker um den Leib binden und ihren Bruder dazu zwingen, bei ihr zu bleiben. »Du bleibst hier«, schrie sie, während sie zuschlug, »du bleibst hier, hast du verstanden, du bleibst!«

Dann spürte sie Blitz’ Faust in ihrem Gesicht und der Schmerz benebelte sie. Sie fiel zurück und schlug mit dem Hinterkopf gegen ein Tischbein. Benommen sah sie zu, wie Blitz sich aufrappelte und zu seinen Taschen wankte. Er stieß die Tür mit dem Fuß auf.

»Du darfst nicht gehen!«

Hatte sie das gesagt? Mino hatte nicht gemerkt, wie die Worte über ihre Lippen gekommen waren.

Es war El Jati. Er stand in der Tür, hinter sich seine Frau Alika, die mit großen erschrockenen Augen ins Zimmer starrte.

»Lasst mich endlich vorbei!«, schrie Blitz.

Nun war es nicht mehr Minos Kampf. El Jati hatte sich noch nie davor gescheut, seinen kleinen Bruder mit Gewalt zu erziehen; gegen ihn hatte Blitz keine Chance. Er wusste es und versuchte es dennoch, während Alika sich heraushielt und nur zuschaute. Sie kam nicht einmal zu Mino, um ihr zu helfen. Sie schaute nur zu, wie die Brüder kämpften – nein, wie El Jati Blitz verprügelte und wie dieser sich verzweifelt wehrte. Das war kein Kampf mehr, das war die Maßregelung eines ungezogenen Kindes. Erst als es schließlich vorbei war und El Jati seinen Bruder in den Keller gesperrt hatte, wo sie ihn toben und schreien hörten, kam Alika zu ihr.

»Du blutest«, sagte sie. »Brauchst du etwas?« Ihre Stimme klang kühl, und in dem Bewusstsein, dass sie Alikas Verachtung verdiente, stand Mino auf, hielt sich den Ärmel an die blutende Lippe und ging hinaus.

Das Schiff hatte schon abgelegt. Sie hatte erwartet, dass es nicht mehr zu sehen sein würde, aber anscheinend hatte Lexan doch so lange gewartet, wie er konnte. Aber Blitz war nicht gekommen. Und sie, Lexans einzige Schwester, Jußaits und Bajads Freundin, war nicht da gewesen, um zu winken, um ihnen alles Gute zu wünschen. Vielleicht hätte Bajad ihr einen Abschiedskuss gegeben und nur wegen Blitz war es nicht dazu gekommen. Alles wegen Blitz...

Ein kleiner weißer Fleck, dort hinten am Horizont. Eine weiße Möwe auf ihrem Flug nach Rinland.

Mino drehte sich um und sah ihre Mutter Binajatja den Pfad zwischen den Dünen hinabkommen. Sie war groß und blond, manchmal hoheitsvoll wie eine Königin, Herrin der Gärten und der Bäume auf dieser Insel, doch manchmal, aber diese Seite ließ sie ihre Kinder selten sehen, traurig und verzagt und zu schwach, um auch nur einen Tag durchzustehen. Sie hatte Re nie verziehen, dass er losgezogen war, um seinen eigenen Tod zu finden.

»Nun sind nur noch wir beide da«, sagte sie und legte ihren Arm um Minos Schulter. »Nur noch wir beide.«

Das Schiff war jetzt schon so klein, dass Mino nicht wusste, ob es nicht nur eine Sinnestäuschung war. Ein weißer Punkt, wo Meer und Himmel sich trafen...

»Es ist fort«, sagte Binajatja. »Lass uns nach Hause gehen.«

Der helle Fleck war noch dort. Nichts als eine Spiegelung, ein Funkeln der Sonne auf den Wellen.

Blitz hatte aufgehört zu weinen. Er hatte aufgehört, alles zu zerschlagen, was ihm in die Hände geriet. Zwischen den Scherben der Gläser hockte er und atmete den Duft der eingelegten Pfirsiche ein, die Alika den ganzen Sommer über gesammelt und eingezuckert hatte. Die guten Früchte gingen in den Verkauf ins Kaiserreich Deret-Aif, aber angeschlagenes oder von Wespen, Vögeln und Siebenschläfern angefressenes Obst durften die Pflückerinnen behalten. Da Alika sich um die Blumen am Haus der Herrin kümmerte, nahm sie das Recht für sich in Anspruch, auch schöne, duftende, unversehrte Früchte in einem kleinen Korb mit nach Hause zu tragen, obwohl ihr Binajatja nie ausdrücklich die Erlaubnis dazu gegeben hatte. So hatte sie Tag für Tag etwas mitgebracht, und was sie nicht aßen, legte sie ein: Aprikosen in Weißwein, Pfirsiche in Zucker oder in Essig, Apfelmus, Marmelade jeder Art. Sie hatte es ihm erzählt, als Blitz von der Bootsfahrt mit der Weißen Möwe zurückgekehrt war; nicht, um ihm ein schlechtes Gewissen zu machen, dass alle arbeiteten und sie, die doch längst keine Kinder mehr waren, sich ein schönes Leben machten. Weil er süßes Obst so liebte, hatte sie ihm erzählt, wie viele Gläser sie zusammenbekommen hatte. Sie verwöhnte ihn gerne; noch hatten sie und El Jati keine Kinder, und obwohl Blitz gar nicht so viel jünger war als sie, behandelte sie ihn manchmal, als wäre er ihr Sohn. Mein kleiner Bruder, sagte sie zu ihm. Es hatte ihn nicht gestört, denn zugleich hatte sie respektiert, dass er erwachsen geworden war, und wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte er längst seine eigenen Entscheidungen treffen dürfen. Es war El Jati, der ihn so kurz hielt, El Jati, der glaubte, er dürfte über sein Leben bestimmen, als wäre er sieben und nicht siebzehn.

Er saß in der Ernte eines herrlichen Sommers, und wenn er sich bewegte, hörte er die Scherben knirschen. Er konnte nicht sehen, ob die klebrige Flüssigkeit an seinen Händen Blut war oder der Saft der Pfirsiche. Vorsichtig wischte er sich über sein Gesicht.

Es hatte eine Zeit gegeben, da war er häufig durch die Luke hinuntergestiegen und hatte sich hier unten verkrochen. Immer wenn ein heftiges Gewitter über die Insel tobte, hatte er sich in diesem Loch hier versteckt, wo er die grellen Blitze nicht sah. Die erderschütternde Wucht des Donners konnte er nicht so leicht aussperren, und so hatte er hier gehockt und gewimmert, bis Alika kam und ein Glas Pfirsiche für ihn öffnete oder eine Flasche süßen Apfelmost. Sie hatte sich neben ihn gesetzt und ihm erklärt, warum er sich nicht fürchten musste, er, dieser Junge, der sich sonst vor nichts scheute. Und er hatte ihr zugehört und sich gewünscht, seine Mutter wäre noch am Leben.

»Blitz?« Er hatte darauf gehofft, dass es Alika sein würde, die die Falltür öffnete. Von allen Menschen dieser Welt war El Jati im Moment derjenige, den er am meisten hasste. Abgesehen vielleicht von Mino.

Er blinzelte in die Helligkeit hinauf und wusste, dass sie sich von oben die Bescherung ansah, die er angerichtet hatte. Aber sie sagte nichts dazu, sie seufzte nicht einmal.

»Du kannst raufkommen.«

»Ist er weg?«, fragte Blitz vorsichtshalber.

»Ja. Ja, er ist zurück in die Plantage gegangen. Er wird mit Sicherheit bis zur Dunkelheit fortbleiben.«

Vorsichtig stieg Blitz die schmale Holzstiege hoch. Ihm tat alles weh, aber er konnte jetzt sehen, dass er nicht, wie befürchtet, von oben bis unten voller Blut war. Alika musterte ihn kritisch, als er aus der Öffnung kletterte.

»Du brauchst ein Bad.«

»Nein«, sagte er leise, »das ist ganz bestimmt nicht das, was ich am dringendsten brauche.«

Sie sah ihn an und nickte.

Er ging über den glatten Holzfußboden zur Tür und hinterließ dabei klebrige Spuren. Dass er ihr Arbeit machte, tat ihm leid, aber es ließ sich nicht ändern. Er wollte kein Bad. Er wollte sich nicht in einer Schüssel waschen und sich umziehen und dann tun, als wäre nie etwas gewesen.

»Wohin gehst du?«, fragte Alika, als er seine Hand auf die Türklinke legte.

»Ans Meer«, antwortete Blitz kurz.

»Das Schiff hat schon abgelegt.«

Als wenn er das nicht gewusst hätte; lange genug hatten sie ihn dort unten sitzen lassen. Und doch gab es ihm einen Stich, es aus ihrem Mund zu hören, als hätte die Hoffnung ihn bis zuletzt nicht verlassen. Bis jetzt hatte er insgeheim geglaubt, es könnte vielleicht doch noch im Hafen ankern und auf ihn warten.

Er nickte, aber er öffnete trotzdem die Tür.

»Blitz...«

»Ich weiß, wie ich aussehe«, sagte er schroffer als nötig. »Aber ich gehe durch die Dünen, niemand wird mich sehen. Ich will nur ein wenig schwimmen. Oder ist das jetzt vielleicht auch schon verboten?«

Alika kam ihm nach. »Dein Bruder hat dir wahrscheinlich das Leben gerettet, Blitz.«

»Wahrscheinlich? Genau das ist es doch, Alika! Du kannst nicht wissen, ob wir es nicht doch geschafft hätten, Rinland zu finden. Was ist mit Lexan? Bis vor kurzem habt ihr noch alle gesagt, was für ein begabter junger Mann er doch sei... Und Bajad, er hat schon auf vielen Schiffen Erfahrungen gesammelt, er kennt sich doch aus mit dem Meer. Sogar Jußait durfte fahren und sie ist jünger als ich!«

»Ihre Großmutter hat sie gehen lassen, aber glücklich ist sie darüber auch nicht gewesen. Jußait hat gedroht, dass sie sonst mit dem erstbesten Mann durchbrennt, und da war Liravah doch lieber, dass sie bei Lexan bleibt, der ist wenigstens grundanständig. Und was Bajad angeht, was glaubst du, warum er auf so vielen verschiedenen Schiffen gedient hat? Weil er immer wieder entlassen wurde, deshalb. Und Lexan – natürlich ist er begabt und wir alle hätten gerne gesehen, dass er Binajatjas Plantagen eines Tages übernimmt. Aber er hat nie verwunden, dass Re ihn als Heranwachsenden verlassen hat. Blitz, sehr viele auf den Inseln haben keinen Vater mehr. Das ist so, wenn die Familien vom Fischfang leben. Aus diesem Grund sind wir doch hierher nach Arima gekommen, damit wir uns hier vom Obstanbau ernähren können. Damit El Jati nicht dasselbe Schicksal ereilt. Oder dich.«

»Dieses Schiff war mein Schicksal«, flüsterte Blitz.

»Auch wenn Lexan sich hier wie ein Prinz aufgeführt hat, hatte er nicht das Recht, dich mitzunehmen. Nicht ohne El Jatis Erlaubnis.« Sie zögerte. »Manchmal«, sagte sie leise, »frage ich mich, wen von uns beiden Jati Ahinehl nennen würde, dich oder mich. Ach Blitz, er liebt dich so sehr...«

Das Wort »Ahinehl« stammte aus der Priestersprache Saliens. Es bedeutete: von allen am meisten Geliebter. Jedes Mal, wenn Alika es aussprach, lagen Sehnsucht und Staunen in ihrer Stimme.

»Unsinn!«, stieß er hervor. Er wollte nichts mehr hören. Er wollte nicht, dass Alika ihren Mann rechtfertigte und auch noch schlecht über seine Freunde sprach, er wollte nicht, dass sie ihn mit ihrer Vernunft und ihrem Mitgefühl überschüttete. Er wollte nichts davon hören, wie sehr El Jati ihn liebte. War Alika nicht eine Kriegerin? Sie hätte für ihn kämpfen können, aber sie hatte es nicht getan. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und schlug den Pfad zu den Dünen ein.

Das Meer war so vertraut und doch kam es ihm an diesem Abend fremd vor, kühl und abweisend. Wochenlang war es das Meer gewesen, das ihn mitnehmen würde nach Rinland, das Meer, das zugleich Herausforderung und Abenteuer war und die Chance auf ein neues Leben, auf einen Aufbruch ohne Rückkehr. Heute war es nichts als Wasser, eine riesige, unfassbare Menge Wasser, salzig wie die Tränen, die er im Keller geweint hatte.

Er streifte seine Schuhe ab und spülte sie in den Wellen aus, dann watete er hinein. Es war kühl hier am Ufer; nur wenige Meter weiter zog der warme Strom vorbei, dem die Glücklichen Inseln ihr warmes Klima verdankten und ihr im ganzen Kaiserreich berühmtes Obst. Auf Neiara wurde auch Wein angebaut, aber hier auf Arima waren es die Früchte, auf denen sein Bruder und seine Schwägerin und viele andere ihr Leben aufgebaut hatten. Wie eine Königin herrschte Binajatja, Minos und Lexans Mutter, über die Insel, waren es doch ihre Vorfahren, die sich zuerst von der Fischerei abgewandt und Gärten angelegt hatten. Die Plantagen ernährten einen großen Teil der Inselbewohner, die übrigen lebten weiterhin vom Fischfang. Einer dieser Fischer war Re gewesen, ihr gewählter Anführer, und Blitz hatte sich erzählen lassen, dass es nie ein größeres Fest auf Arima gegeben hatte als die Hochzeit des Fischerkönigs mit der Apfelkönigin.

Als er spürte, wie ihm das warme Wasser um die Beine spülte, schloss Blitz die Augen. Er wusste genau, bis zu welcher Stelle er sich treiben lassen durfte, bevor er in die gefährliche Strömung geriet, die ihn mit unwiderstehlicher Gewalt an die Klippen schmettern würde. So ruhig war es hier, niemand, der sich hier nicht auskannte, würde die Gefahr von sich aus erkennen. Das Wasser war so warm und beruhigend... Noch ein wenig, noch ein wenig treiben lassen... Blitz öffnete die Augen und sah, dass er schon längst hätte umkehren müssen. Es erschreckte ihn nicht, denn im Grunde hatte er es so gewollt. Er wollte die Gefahr spüren, er wollte den Elementen sein Leben abringen, immer und immer wieder, und dabei lebendig sein, am Rand des Todes. Seit jener Nacht am Steilhang, der er seinen Rufnamen verdankte, hatte er die Herausforderung gesucht – mit dem Wasser, dem Wetter, dem Leben selbst. Damals hatte ihn das Gewitter draußen überrascht. So sehr hatte er immer darauf geachtet, in der Nähe des Hauses zu sein, wenn ein Sturm aufzog, um so schnell wie möglich in seinem Schutzkeller zu verschwinden, aber dieses Mal hatte er nicht auf den Himmel geschaut. Er war mit einem Auftrag in eins der südlich gelegenen Dörfer geschickt worden, hatte auf dem Rückweg die Zeit vergessen und einen Abstecher zu den Steilklippen gemacht, dorthin, wo sich die Insel am höchsten erhob und als steiler Fels über den Strand ragte. Wenn man von hier nach unten sah – wenn man denn schwindelfrei genug war, um so nah an die gefährliche Kante zu treten – konnte man dort unten bei Ebbe ein kleines Stück Strand sehen, übersät von Steinen, Muscheln und verschiedenartigem Strandgut. Wenn die Flut hereinkam, brach sich das Wasser ohrenbetäubend laut an den Felsen. Vielleicht hatte er aus diesem Grund den Donner nicht gleich gehört, als er dort lag, bäuchlings, und fasziniert nach unten starrte. Als das Gewitter dann mit Macht lostobte, war es zu spät, um nach Hause zu laufen. Er wagte nicht einmal, sich aufzurichten, hier oben, am höchsten Punkt der Insel, wo nichts wuchs außer Gras und niedrigem Gebüsch. Während die Blitze über ihm zuckten und den Himmel mit glühenden Fingern zerrissen, hatte er das Gesicht ins nasse Gras gepresst und um sein Leben gezittert. Doch es hörte nicht auf, lange nicht, und schließlich hatte er sich auf den Rücken gedreht und dort oben auf dem Steilhang liegend dem Sturm ins Gesicht geblickt. Er hatte die Blitze gesehen und sich von ihrer Macht blenden lassen, er hatte das Krachen des Donners mit seinem ganzen Leib gespürt, und während der Regen auf ihn herunterprasselte, waren seine Tränen versiegt. Als ein anderer war er früh am nächsten Morgen nach Hause zurückgekehrt, wo El Jati und Alika schon sorgenvoll auf ihn warteten. Seine Begeisterung über das, was er erlebt und gefühlt hatte – tagelang konnte er von nichts anderem reden –, brachte ihm den Namen »Jahalik«, Schwarzer Blitz, ein und bald rief ihn niemand mehr »Ja-laieng«, Schwarzer Held, den Namen, den seine Mutter ihm gegeben hatte. Wenig später schon besuchte er den Steilhang wieder, diesmal mit einem Seil, und suchte nach einem Weg, um hinunterzukommen. Allein oder mit seinen Freunden erprobte er die halsbrecherischsten Möglichkeiten, den abgeschiedenen Strand zu erreichen und die vermuteten Schätze zu bergen, die die Ebbe ihnen enthüllte, bis El Jati davon erfuhr und es ihm streng verbot – ohne zu ahnen, dass es Blitz schon mehrere Male gelungen war, hinabzusteigen. Außer einigen besonders schönen, großen Muscheln hatte er nichts mitgebracht, doch diese verwahrte er voller Stolz in seinem Zimmer.