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Über dieses Buch:

Die Archäologin Elena bekommt das interessante Angebot, ihren Doktorvater bei einer bedeutenden Ausgrabung in Kairo zu unterstützen. Dort angekommen, begegnet sie dem außergewöhnlichen Dr. Karim Sada, der sie vollkommen in seinen Bann zieht. Nichtsahnend, dass der einflussreiche Mann im Kultusministerium sie für eine Kunstschmugglerin hält, lässt sie sich auf ein erotisches Abenteuer mit ihm ein. Doch der betörende Araber nutzt Elenas Verlangen für seine eigenen Zwecke …

Über die Autorin:

Sophie Leclair, gebürtige Österreicherin mit südfranzösischen Wurzeln, wuchs in Wien auf und studierte dort Romanistik. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in der Nähe von München und unterrichtet an der Universität. Neben dem Schreiben entdeckte Sophie Leclair das Reisen als große Leidenschaft, weshalb ihre Romane auch in exotischen fernen Ländern spielen.

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eBook-Neuausgabe Januar 2016

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Dieses Buch erschien bereits 2009 unter dem Titel Die Lotusblume bei MIRA® TASCHENBUCH, erschienen in der Cora Verlag GmbH & Co. KG, Valentinskamp 24, 20350 Hamburg

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Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/iraua, eFesenko

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95885-178-8

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Sophie Leclair

Kairo Amour

Roman

venusbooks

Kapitel 1

Langsam rollte der Wagen durch die saftigen Zuckerrohrfelder zum nächsten Dorf. Am Boden spielende Kinder reckten gaffend die Hälse, und dunkelhäutige Fellachen hockten im Schatten der flachen Häuser und beobachteten das herannahende Fahrzeug mit verstohlenen Blicken. Die übrigen Bewohner suchten in ihren Häusern Schutz vor der immer noch gleißenden Sonne.

Nach Dutzenden Stopps hielt das Taxi bei der angegebenen Adresse. Das zumindest schloss die Frau im Fond des Wagens aus der Mimik des etwas zu kurz geratenen schnauzbärtigen Fahrers, der sich mit einem so stolzen Grinsen zu ihr umdrehte, als hätte er sie soeben durch seine eigenen Ländereien geführt. Aus seinen glutvollen Augen leuchtete wieder dieser lüsterne Blick, mit dem er sie schon die ganze Fahrt über unverhohlen im Rückspiegel beobachtet hatte. Vermutlich hatte er sich die gesamte Strecke über auf dem Sitz gewetzt, hatte sich sein beschnittener Schwanz schmerzhaft zwischen seinen feuchten Schenkeln und dem Lenkrad gerieben. Elena schüttelte sich. Die Vorstellung, die Fahrt hätte irgendwo zwischen den Zuckerrohrfeldern enden können, bescherte ihr im Nachhinein eine Gänsehaut. Noch bevor ihr der Mann mit geschwellter Brust den Wagenschlag öffnen konnte, war sie ausgestiegen.

Die Sonne warf kurze, scharfe Schatten auf die sandige Straße, kein Lüftchen regte sich. Die Erde ringsum war bedeckt von einer dicken Staubschicht, und sie stellte sich vor, dass dieser Staub schon immer hier gelegen hatte und im Laufe der Zeit von Tausenden von Füßen niedergetreten worden war. Nackten braunen Füßen, von Steinen aufgerissen und zerschunden vom Schleppen der Lasten.

Elena trat in den kühlen Schatten eines flachen, weiß gekalkten Hauses. Über dem Eingang signalisierte die ägyptische Flagge mit ihren nun lustlos herabhängenden rot-weiß-schwarzen Streifen, dass es sich bei dem Schuppen um ein öffentliches Gebäude handelte. Selbst der goldene Saladin-Adler im Mittelstreifen – fahnenkundlich gesehen ein Relikt aus der arabischen Befreiungsflagge – schien sich vor der Hitze verstecken zu wollen.

Bald hatten sich Elenas Augen an das grelle Wechselspiel von Licht und Schatten gewöhnt. Sie bedeutete dem Taxifahrer zu warten und betrat das schlichte Gebäude aus Ziegel und Lehm. Gleich im ersten Raum traf sie auf Dr. Henri Pascal. Der mittlerweile an den Schläfen silbrig ergraute Südfranzose hatte offenbar nichts von seiner Vitalität eingebüßt.

»Elena Ruíz Maréchaux!«, rief er strahlend, als er sie erblickte. »Meine begabteste Studentin. Und die hübscheste!«

Das Wort »begabteste« war eine nette, aber keinesfalls zutreffende Umschreibung ihrer hartnäckigen Bemühungen damals, mit rudimentären Französischkenntnissen an der Universität von Montpellier eine wissenschaftliche Arbeit abzuliefern, und das »hübscheste« hängte er wohl an, um gerade diese Schwierigkeiten zu entschuldigen. Davon abgesehen war gegen letztere Schmeichelei ein Protest nicht nötig, der über ein bescheidenes Senken der Lider hinausgegangen wäre. Es schien also, als hätte der Herr Professor schon die blumige Ausdrucksweise der Ägypter angenommen. Hier blühte ja die Kunst der Beschönigung, der Ausreden und der Umschweife. Aber alles in allem wirkte die herzliche Begrüßung echt.

»Bonjour, Professor Pascal!«

Zuerst flog sein Hut über die Stapel Papiere, dann sprang Henri Pascal auf und eilte um den Tisch herum. Warme braune Augen blickten lachend zu ihr hinab, während er mit beiden Händen kräftig ihre Rechte schüttelte. Dann legte er ihr mit einer herzlichen Geste eine Hand auf die Schulter und schob sie sanft in Richtung des einzigen Stuhls auf dieser Seite des Tisches. »Bitte, nehmen Sie doch Platz! Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«

»Ja, gerne.«

Diese Stimme! Rauchig und tief. Beinahe hatte er ihren erotischen, von Gauloises gebeizten Klang vergessen. »Dauert nur einen Moment!«

Pascals erhobener Zeigefinger und ein schelmenhaftes Lächeln ließen vermuten, dass gleich um die Ecke ein dunkelhäutiger Nubier mit der dickbauchigen Dalla in der Hand lauerte. Auf dem Weg in den Nebenraum wandte der Professor sich abrupt um. »Haben Sie überhaupt schon etwas gegessen?«

»Ja danke, im Flugzeug. Eh bien, ein Kaffee wäre jetzt wirklich fein.« Sie nickte mit solchem Nachdruck, dass sich eines der goldblonden Strähnchen aus ihrem brünetten, im Nacken zusammengebundenen Haar löste. »Was mache ich übrigens mit dem Taxi?«

»Es soll warten. Äh, ich kümmere mich darum.« Pascal verschwand, und nebenan hörte sie das Geklapper von Geschirr. Wohl doch kein Nubier.

»Ich bin gleich so weit«, rief er um die Ecke. Bald schon breitete sich im ganzen Haus der würzige Duft nach den frisch gemahlenen und mit Ingwer aromatisierten Bohnen aus.

Entweder hat das Personal an diesem Tag Ausgang, oder sie hat ihn falsch eingeschätzt, dachte Elena und sah sich in dem spärlich eingerichteten Büro um. Vielleicht hatte die Uni nur sein Budget drastisch gekürzt. Dass er als beratendes Mitglied im IFAO, dem Institut français d'archéologie Orientale du Caire, kein Vermögen verdiente, lag auf der Hand. Nicht, dass sie einen festlichen Empfang erwartet hätte, sie war schließlich nicht das erste Mal als Archäologin unterwegs und kannte die Bedingungen, unter denen Feldforschung betrieben wurde. Aber es erstaunte sie, den damals stets elegant auftretenden Franzosen nun so leger und salopp gekleidet zu sehen. Wäre damals nicht die hübsche Madeleine an seiner Seite gewesen, hätte sie während des Studiums gewiss versucht, sich an den schicksten aller Universitätsprofessoren heranzumachen. So aber hatte sie sich mit der zweiten Garnitur, einem um fast zwanzig Jahre jüngeren, sportlich gebauten Assistenten begnügt und mit ihm eine leidenschaftliche Affäre begonnen, die ihr nicht nur sprachlich neue Einblicke verschafft hatte. Die Verbindung endete, als sie in Madrid die Stelle am Museo Nacional Arqueológico annahm.

Aus dem gelegentlichen E-Mailverkehr mit Pascal wusste sie, dass auch er inzwischen von seiner Frau getrennt lebte. Es würde doch jeder jeden betrügen, hatte er geschrieben, als sie ihm sein Bedauern über die Trennung mitteilte. Bestimmt hatte er sich längst über den Verlust hinweggetröstet. Der Franzose war immer noch ein attraktiver Mann. Das neckisch gewellte kastanienbraune Haar lud dazu ein, sanft darüberzustreicheln, obwohl es für ihren Geschmack etwas zu lang war, und die feinen Fältchen um die ausdrucksstarken Augen gaben dem Fünfzigjährigen ein interessantes Aussehen. Dazu kam sein Charme, dem seinerzeit alle Studentinnen erlegen waren. Sie selbst eingeschlossen. Leider hatte der Herr Professor nur allzu gut um seine Wirkung auf die akademische Weiblichkeit gewusst und sich teuer verkauft. Madeleine war eine äußerst attraktive und ehrgeizige Assistentin am Institut für Neuere Geschichte gewesen, als Pascal und sie geheiratet hatten. Vermutlich war ihr Erfolg für ihn zu einem Problem geworden. Männer wie Pascal wollten alleine glänzen. Doch außer einigen zufällig bekannt gewordenen One-Night-Stands auf Reisen und dem einen oder anderen Quickie an der Universität hatte er sich keine Liebesabenteuer geleistet. Damals. Wenn sie es genau nahm, war nicht nur die reizvolle Herausforderung, hier als Spezialistin gebraucht zu werden, Grund dafür gewesen, sich von ihrem Job freistellen zu lassen und Pascals Einladung zu folgen ...

Gleich nachdem die Sensationsmeldungen von den Funden griechisch-römischer Mumien in der Bahariya-Oase in einschlägigen Kreisen bekannt geworden waren, hatte sich Henri Pascal, ihr Mentor an der Universität von Montpellier, mit ihr in Verbindung gesetzt. Unter seiner Betreuung hatte sie vor viereinhalb Jahren ebendort ihren Doktor in Ägyptologie, Schwerpunkt griechisch-römische Zeit, mit dem Dissertationsthema »Griechisch-römische Grabbeigaben« gemacht. Danach war Pascal nach Ägypten gegangen. In diesen Jahren hatten sie beruflich immer wieder Kontakt gehabt, doch erst nach dem sensationellen Fund in der Wüste hatte er sie ernsthaft gebeten, nein, geradezu aufgefordert, ihn bei seiner weiteren Arbeit am Grabungsort zu unterstützen. »Die Oase Bahariya«, hatte er geschrieben, »birgt ein älteres Geheimnis. Tief unter den Häusern von El Bawiti, der größten Stadt der Oase, befindet sich ein Labyrinth aus Gängen, Kammern und Gräbern. Allesamt aus der Spätzeit, 26. Dynastie. Der Mumienfriedhof im Tal der goldenen Mumien stammt hingegen aus der griechisch-römischen Zeit.« Ihr Spezialgebiet. Nach dieser E-Mail waren nochmals eineinhalb Jahre vergangen, in denen sie an einer großen Ägypten-Ausstellung für das Museo Nacional gearbeitet hatte. Währenddessen durchlief der Antrag des Grabungsleiters auf ihre Teilnahme die zuständigen Instanzen der Grabungs-Security, denn kurzfristige Bewilligungen gab es nicht. Dann Pascals E-Mail vor wenigen Tagen: »Unser Antrag ist durch!«

Mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen kam Henri Pascal aus dem Nebenraum zurück, in seinen Händen ein Tablett, auf dem sich Dalla, Tassen, eine Flasche Rémy Martin, Gläser und Schälchen mit Zucker, Paranüssen und Mandeln türmten.

Rasch waren das Telefon und ein Dutzend Notizblätter und Lagepläne zur Seite geschoben und jeder mit einem hübsch verzierten Glas, einer Tasse und einem Löffelchen versorgt.

»Zuerst einmal«, sagte Pascal gedehnt und goss von dem bernsteinfarbenen Cognac so großzügig in die schlanken Gläser, als handelte es sich dabei um das den Kaffee begleitende Wasser, »stoßen wir auf Ihre Ankunft an.« Er hob sein Glas.

Danach bestimmt auf die Arbeit und dann auf die Lagerfeuerromantik, es war doch überall dasselbe. Seufzend hob auch Elena ihr Glas.

Pascal hatte mit ihrem Zögern offenbar nicht gerechnet, denn er wirkte etwas aus der Fassung geraten. »Bitte, nennen Sie mich Henri. Wir sind hier – Gott sei Dank! – nicht an der Universität. Ich darf Elena zu dir sagen?«

»Aber gerne. A ta santé!«

Lächelnd prostete sie ihm über den Schreibtisch hinweg zu. Während ihr Gegenüber ein halbes Glas auf einmal leerte, nahm Elena nur einen kleinen Schluck. Dann noch einen. Es war ein erstklassiger Cognac. Für einen Moment schloss sie die Augen und ließ sich von dem erstaunlich lebendigen Aroma gefangen nehmen. Vanille und etwas Süßholz sowie Noten von Haselnuss, Rose und Veilchen. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie Henri sich genießerisch über den Bauch rieb, der sich nur ganz leicht vorwölbte. Er war tadellos in Form geblieben. Schlank und sehnig, einen halben Kopf größer als sie. Dabei war sie für eine Südspanierin ziemlich groß geraten.

Ruckartig kippte Henri den letzten Schluck hinunter. Sein Gesicht entspannte sich, und er lächelte. »Das ist in diesen Ländern gesünder als Wasser.«

Möglich, aber sicher nicht bei der gleichen Menge. »Medizin, mit einem Wort.«

Er sah über ihren Sarkasmus hinweg und sagte zustimmend: »Ein Lebenselixier.«

Stirnrunzelnd legte Elena den Kopf schief. »Leberzirrhose versus Bilharziose.« Obwohl die lästigen Saugwürmer, die letztere Schädigung auslösten, nicht über den Magen in die Leber gelangten; mit Vorliebe penetrierten sie die Haut und nahmen den direkten Weg.

Pascal griff zur dickbauchigen Kanne aus Zink. Bedächtig goss er das dampfende Gebräu in die feinen hohen Porzellantassen. Dann war für kurze Zeit nur das Klappern ihrer Löffel zu hören, mit denen sie, ganz nach ägyptischem Brauch, eine Unmenge von Zucker in den Kaffee rührten. Wie selbstverständlich langte Pascal erneut nach dem Rémy Martin. Bevor er sich einen Schuss in die Tasse goss, sah er sein Gegenüber auffordernd an.

»Merci beaucoup«, wehrte Elena ab. »Ich habe ja noch genug von deinem ... äh ... Lebenselixier im Glas.«

»Gar keine Laster? Wenn ich mich recht erinnere, hast du geraucht.« Er blickte angestrengt zur Decke und sah sie wieder an: »Rote Gauloises. Wie ein Schlot.«

Elena lachte. »Das war einmal. Ich versuche jetzt, ziemlich vernünftig zu leben.«

»Dann solltest du die Mischung hier auf alle Fälle probieren.« Er füllte seine Tasse bis zum Rand. Die Frage, ob der lauwarme Inhalt Kaffee mit Cognac oder Cognac mit Kaffee war, erübrigte sich.

»Das Wasser ist doch gut abgekocht, hoffe ich.«

»Man kann nie wissen.«

Sein breites provenzalisches Lächeln strahlte Intelligenz und Charme aus. Die leichten Grübchen an den Wangen gaben ihm ein verschmitztes, spitzbübisches Aussehen und entschärften die markanten Falten, die den breiten Mund bei jedem Lächeln umspielten. Wieder fragte sie sich, wie damals vor fünf, sechs Jahren, wie es wohl mit ihnen beiden wäre.

»Also gut«, sagte sie.

»Wir sind hier nämlich nicht in Frankreich ...«, fügte er erklärend hinzu, während er ihr einen kräftigen Schuss einschenkte.

»Gut, dass du das erwähnst, ich fing schon an, mich über einiges zu wundern«, unterbrach sie ihn schmunzelnd und musste dabei an den Taxifahrer denken.

»... und ich bin im Moment alles andere als ein zivilisierter Mann.« Er lachte, und es hörte sich an, als würde er diesen Umstand genießen.

Du also auch nicht, dachte sie. »Wer oder was bist du denn dann?«

»Ein Maulwurf.«

Gut, das brachte der Beruf mit sich. Aber sie hätte eher auf Federvieh getippt. Schluckspecht oder Schnapsdrossel etwa.

Pascal erhob sich und schlenderte mit der Tasse in der Hand um den Schreibtisch herum. Ungezwungen lehnte er sich neben Elena an die Tischkante. »Immer für ein Abenteuer zu haben, wie?«, sagte er und nahm einen Schluck.

»Natürlich.« Herausfordernd ließ sie das übergeschlagene ihrer in weißen Leinenhosen steckenden Beine pendeln.

»Genauso habe ich dich damals eingeschätzt.«

Sie spielte mit ihrem Glas. »Das kam mir aber nicht so vor.«

»Oh doch, täusche dich nur nicht.« Die rassige Spanierin hatte ihn ungemein gereizt. Sie besaß mehr Temperament als alle seine weiblichen Fans zusammen. Und ein kaum berechenbares Gemüt. Kein Püppchen, das man nach dem Vergnügen einfach zurück in die Ecke hätte stellen können, was das Scheitern seiner Ehe nur beschleunigt hätte. Nachdenklich fuhr er mit einem Finger den Tassenrand entlang. Dann musterte er sie mit einem durchdringenden Blick. »Ein Mann weiß, welche Art Frau er vor sich hat.«

Sie musste für einen Augenblick enttäuscht oder zumindest ein wenig verwirrt ausgesehen haben, denn er fügte leise hinzu: »Man weiß, wann man vor einem flüchtigen Abenteuer steht ... und wann nicht.«

Er wandte den Blick ab. »Joder!«, stöhnte Elena in ihrer Muttersprache. Also wäre sie damals mehr als ein kurzes Techtelmechtel für ihn gewesen? Dabei hätte sie als Studentin nicht einmal etwas gegen Quickies in den verstaubten Lagerräumen oder Lehrmitteldepots gehabt! Ihre Kommilitonin Constance hatte es mit Pascal in der Abstellkammer getrieben. »Geiler Arsch und ein Schwanz von himmlischen Ausmaßen«, hatte sie geschwärmt. »Zuerst spielt er an dir rum und will, dass du ihm einen bläst. Dann kommt er zur Sache. Mon dieu! Er reitet dich hart und bis du kommst, musst du wissen.« So genau wollte sie es gar nicht wissen. Und vor allem nicht jeden Tag aufs Neue. Zumindest hatte Constance ihr glaubhaft versichert, dass Pascals Freudenspender tatsächlich Unterwerfungsbedürfnisse wecken konnte.

Aus den Augenwinkeln schielte Elena auf seine Hände. Die langen Finger und seine immer noch breiten Schultern und schmalen Hüften waren körperliche Attribute, deren Vorzüge sich einfach nicht leugnen ließen. Doch wie dem auch sei, der großartige Herr Professor hatte damals nicht die Initiative ergriffen. Zwar war er ihr gegenüber nicht abweisend gewesen, aber allein ihr Stolz hatte es ihr verboten, sabbernd hinter ihm herzulaufen. Nun würde sie sich abwartend verhalten. Sie hatte Zeit, viel Zeit. Vielleicht hatte er seine Liebe zu schönen Frauen mittlerweile ja im Alkohol ertränkt.

»Noch etwas Kaffee?«, fragte er. Ihr Einverständnis kurzerhand voraussetzend, goss er nach und gab einen kräftigen Schuss Rémy Martin dazu. Lächelnd reichte er ihr den so veredelten Schwarzen. Er selbst war frei und Elena offensichtlich auch, sonst hätte sie sein Angebot, in der Wüste zu forschen, kaum angenommen. Aber so oder so, er hatte Zeit, und die Arbeit in den nächsten Wochen würde sie noch enger zusammenschweißen. Im Moment genoss er ihre Verwirrung.

»Kommen wir zu unserer Arbeit und deiner Tätigkeit hier«, sagte er schließlich und rückte wieder etwas von ihr ab. Kurz flackerten ihre Katzenaugen auf. Diese grünen mandelförmigen Augen waren das Fesselndste in diesem Gesicht mit dem südländischen dunklen Teint. Eine bretonische Großmutter hatte sich vor einigen Jahrzehnten in einen stolzen Beau aus dem Geschlecht der Ruíz-Herrera verliebt, erinnerte er sich. Er hatte Elena nach ihren Wurzeln gefragt, als sie sich ihm an der Uni vorgestellt hatte und sie dann gemeinsam nach einem Dissertationsthema suchten.

»Hier?«, neckte ihn Elena. »Ich dachte in Bahariya.«

Schmunzelnd schüttelte Pascal den Kopf. Dann holte er geräuschvoll Luft und kratzte sich hinterm Ohr. »Du weißt um die Papyri von Abusir, nicht wahr?«

»Natürlich.« Ein archäologisches Team des Tschechischen Instituts für Ägyptologie in Prag hatte in den 1980er Jahren die ersten von insgesamt zweitausend Papyrusdokumenten in einem Lagerraum aus Lehmziegeln entdeckt, im Inneren eines Totentempels, der für den Pharao Neferefre errichtet worden war. Bei den Schriftstücken handelte es sich ausschließlich um priesterliche Aufzeichnungen. »Letzendlich«, sagte sie nachdenklich, »sind die Papyri die detailliertesten schriftlichen Zeugnisse, die aus dem Alten Reich erhalten sind. Zumindest was religiöse Praktiken betrifft.«

»Nicht nur das!«, rief Henri. »Aus diesen Schriftrollen erfahren wir die Namen königlicher Gräber und Tempel, die noch gar nicht entdeckt worden sind!« Beinahe verschwörerisch fügte er hinzu: »Aber wir wissen, dass sie irgendwo unter dem Sand liegen müssen.«

»In der Tat«, flüsterte Elena. Versonnen nippte sie an ihrem Kaffee. »Und es ist anzunehmen, dass noch einiges mehr dort liegt.«

»Iufaa, erinnerst du dich?« Henris gebräunte lange Finger tasteten hinter seinem Rücken nach der Schüssel mit Paranüssen.

»Die Grabstätte in dem zweiundzwanzig Meter tiefen Schacht. Ich habe alles darüber gelesen. Eine antike Grabanlage, um fünfhundert vor Christus. Fast schon mein Spezialgebiet.«

»Eben.« Er kaute genüsslich. »Dasselbe tschechische Team.«

»Zufall?«

Henri zuckte bedeutungsvoll eine Achsel. »Das versuche ich schon länger herauszufinden. Heute kommen die Brüder hierher.«

»Und woran, oder besser gesagt: wo arbeiten die Brüder im Moment?«

»In den Gräbern der Beamtennekropole von Sakkara. Ich selbst beschäftige mich hier im Moment mit den Kapellennischen am Taltempel der Knickpyramide, ein Projekt der Französischen Archäologischen Mission von Sakkara, die mich als Berater hinzugezogen hat.«

»Wieso das?«, fragte Elena verwundert. Sein Arbeitsschwerpunkt war die Spätzeit, zweitausend Jahre nach Entstehung der Knickpyramide.

Bedeutungsvoll schoben sich Henris breite Schultern nach oben. »Ist doch immer gut, mehrere Eisen im Feuer zu haben.« Er lächelte geheimnisvoll. »Nicht wahr?«

»Da hast du vollkommen recht. Ich sehe das genauso.« Ihr Lächeln war frech und süß und absolut herausfordernd.

Pascal räusperte sich. »Na ja, das hat sich kurzfristig ergeben. Ich bin mit vielen Leuten in Kontakt, nur so erfährt man, was läuft. Wie immer geht es um den Austausch von Daten. Mal sehen«, er grinste verschmitzt, »was die Brüder Slezacek heute zu erzählen haben.«

»Klingt spannend. Dann bleiben wir also erst mal hier.«

»Du nicht. Du fährst zunächst nach Kairo.« Er kippte den letzten Schluck seines Kaffees hinunter, dann stellte er die Tasse auf das Tablett. »Hier gibt es keine vernünftigen Unterkünfte, Elena. Die Hütten zwischen den Feldern sind furchtbare Wanzenburgen ohne den geringsten Komfort. Und ohne Strom geht es nun wirklich nicht.«

Das kam darauf an. Aber natürlich wollte sie so schnell wie möglich nach Bahariya, eine Oase in der Weißen Wüste, ein paar Autostunden westlich des Nils. Doch eine gewisse Gleichgültigkeit, die verdächtig nach dem Cognac schmeckte, machte sich in ihr breit. »Und wo wohnst du?«, erkundigte sie sich. Es sollte wie nebenbei klingen.

»Wenn ich in Kairo zu tun habe, wohne ich bei befreundeten Landsleuten. Die meiste Zeit über bin ich aber in Bahariya. Heute und morgen bin ich hier.« Er machte eine wenig einladende Geste zu einer unscheinbaren windschiefen Tür, hinter der sich vermutlich nicht mehr als eine Holzpritsche befand. Zumindest hatte er hier Strom. »Gegen Abend kommen wie gesagt die tschechischen Brüder und ein paar Kollegen von den Grabungsstätten in der Gegend vorbei. Na ja, danach fahre ich besser nicht mehr zurück.«

»Verstehe.« Vermutlich wollte er auf den Faktor Alkohol setzen, um an weitere Informationen zu gelangen. Eine altbewährte Methode, bei der er kaum fahrtüchtig bleiben würde. Was genau genommen schon jetzt nicht mehr der Fall sein konnte, gemessen an dem stetig sinkenden Pegel des hochprozentigen V.S.O.P. aus der Champagne. Allerdings schien jemand, der es sich zutraute, mit einem Mietauto im Kairoer Verkehrsgewühl aus Esels- und Pferdekarren, Kamelen, Fahrrädern, schiebenden Menschenmengen und wild hupenden Bussen vorwärtszukommen, hart im Nehmen zu sein. Und er verdiente ihre größte Hochachtung, zumal die Mietwagen oft in einem erbärmlichen Zustand waren. Gewiss hatte Pascal, der für seine Arbeit mobil sein musste, zusätzlich zu der ohnehin schon unverschämt hohen Kaution gleich noch eine Vollkaskoversicherung nebst Haftpflicht-, Diebstahls- und Insassen-Unfallversicherung abgeschlossen.

»Warte«, sagte Henri und beugte sich über den Schreibtisch. »Ich habe die Mappe schon vorbereitet.« Aus einem Stapel von Papieren zog er einen dünnen Schnellhefter hervor. »Ich habe für dich ein Zimmer im Victoria-Hotel reserviert – sauber, nett und im Zentrum gelegen. Von dort hast du es morgen nicht weit zu den diversen Ämtern. Sieh mal«, er blätterte in der Mappe, »damit gehst du ins Kulturministerium, zur Ägyptischen Altertümerverwaltung, und stellst dich bei Dr. Karim Sada vor. Er ist für dich der wichtigste Beamte in Kairo. Was sage ich, in ganz Ägypten!«, korrigierte er mit ausholender Geste.

»So etwas wie die graue Eminenz?«

Henri zuckte eine Schulter. »Er zieht hier mancherlei Fäden, oui. Kann ziemlich lästig werden, der Bursche.«

Henris herabgezogene Mundwinkel ließen für den folgenden Tag ja auf einen echt sympathischen Dattelklauber hoffen, seufzte Elena. Vermutlich war Sada ein Beamter von der Sorte, die den Franzosen Napoleons Raub ihrer Kunstschätze einfach nicht verzeihen konnten.

»Mit dieser Bestätigung des Grabungsleiters – also meiner Wenigkeit – und einem Passbild wirst du morgen bei ihm antanzen und einen Ausweis für die Dauer deines Aufenthalts beantragen. Mit dem kannst du dann die Altertümer und Museen kostenlos zu Studienzwecken besuchen – nicht unwesentlich bei den horrenden Eintrittsgeldern. Anschließend begibst du dich mit der Bestätigung von Sada zur Visumabteilung des Meldeamts, die Adresse steht hier«, er deutete mit dem Finger auf den linken oberen Rand eines der Formulare. »Und mit dem Visum dann zur Steuerbehörde, dem Finanzamt. Als in Ägypten tätiger freier Unternehmer musste ich zum Beispiel eine Steuerkarte beantragen. Der Fiskus greift übrigens nur auf die im Inland erzielten Einkünfte zu.«

»Bist du eigentlich noch an der Universität beschäftigt?«

Henri wiegte den Kopf. »Ja und nein. Ich bin zurzeit freigestellt und nur hier am IFAO Mitglied. Also, du läufst bei mir als meine Assistentin mit. Um noch mal auf die morgigen Behördenwege zurückzukommen: Dienstränge spielen hier eine große Rolle. Du darfst die Titel deines Gesprächspartners niemals ignorieren – sofern er nützlich für dich ist. Und noch etwas: Auch wenn Ägypter gerne über sich selber lachen, solltest du der Versuchung besser widerstehen, da mit einzustimmen.«

»War's das?« Sie nahm die Riemen ihrer um die Stuhllehne gehängten Tasche auf.

»Hm.« Mit in Falten gelegter Stirn griff Henri nach seinem Hut. »Kauf dir gleich eine Prepaid von MobiNil oder Vodafone. Roaming mit dem heimischen Handy funktioniert zwar fast im ganzen Land, aber die Gespräche sind sehr teuer. Ich habe dir weitere nützliche Infos über Land und Leute in die Mappe gelegt, aber ich denke, du hast schon einige Vorkenntnisse, also ...« Er sah in seinen Hut, als wollte er noch schnell ein paar Ratschläge daraus hervorzaubern, dann setzte er ihn auf und lächelte sie an.

»Gut«, sagte Elena und erhob sich. »Wann geht's dann endgültig ab nach Bahariya?«

»In zwei oder drei Tagen.« Es war unmöglich, an einem Tag alle Behördenwege zu erledigen. »Noch einen letzten Schluck zum Abschied?«

»Ich glaube, das ist keine gute Idee.« Nein, es wäre besser zu verschwinden, bevor sie anfing, gegenüber zwei völlig identische Hüte zu sehen. »Wir hören dann voneinander, nehme ich an. Salut.«

Pascal blieb in der Türöffnung stehen und blickte ihr nach. Was sie anatomisch zu bieten hatte, war vom Feinsten. Makellos. Selbst von hinten. Vor allem von hinten. »Ich melde mich, bon soirée!«, rief er ihr nach.

Während sie etwas hölzern zum Wagen stolzierte, war sie bemüht, sich den hochprozentigen Kaffee nicht anmerken zu lassen. Zumindest dem Taxifahrer gegenüber. Als sie dann, ein Rülpsen gerade noch unterdrückend, ins Fahrzeug stieg und die Miene des Mannes im Rückspiegel sah, sagte sie sich allerdings, dass es ihm verflucht egal sein konnte, ob sie im Land des Propheten einen gekippt hatte oder nicht. Wichtig war nur, dass sie ihn bezahlte.

Langsam rollte das gelb-schwarze Fiat-Taxi an den wenigen Häusern des Dorfes vorbei und in nördlicher Richtung davon. Elena blickte gen Westen. Rötlich schimmerte der Kalkstein von »Snofrus Erscheinung«, wie die Rote Pyramide von den alten Ägyptern genannt worden war, in den Strahlen der tief stehenden Nachmittagssonne. Als größte der fünf Pyramiden von Dahshur beherrschte sie seit Jahrtausenden das Erscheinungsbild des Plateaus, das sich über viele Kilometer von Norden nach Süden erstreckt. Wie auch damals schon stand sie auf Wüstenboden, nicht weit entfernt von dem satten Grün bewässerter Felder. Trotz der Kargheit ihrer andalusischen Heimat, trotz Wassermangel und Dürreperioden im Süden der Iberischen Halbinsel, war für Elena der Anblick dieser gigantischen Spuren menschlicher Kultur auf solch wüstenhaftem Areal befremdend. Wie schon auf der Hinfahrt erfüllte sie die Monumentalität dieser Denkmäler mit Ehrfurcht und Bewunderung, war sie von dem abrupten Übergang von fruchtbarer Erde zu Sand und Staub verwirrt.

Während »Snofrus Erscheinung« langsam ihren Blicken entschwand, bogen sie ab auf die mehrspurige Autobahn, die von der südwestlich gelegenen Oase Al-Fayyum nach Kairo führte. Vorbei an der gewaltigen Anlage von Djosers Pyramidenkomplex, geschaffen von dem königlichen Architekten Imhotep, dem brillantesten Vordenker des Alten Reichs, vorbei an der Sphinx und den bedeutendsten Pyramiden der vierten Dynastie. Schon näherten sie sich Gizeh, dem Vorort von Kairo, und schließlich der größten Stadt des Kontinents.

Mit den letzten Sonnenstrahlen im Rücken fuhren sie über die von Hochhäusern und Wohngebäuden flankierte Pyramidenstraße Scharia el-Ahram zum Nil und überquerten ihn auf der Brücke des 6. Oktober. Elena betrachtete den grün glitzernden Strom. Mächtiger und länger war nur noch der Amazonas.

Als »Geschenk des Nils« hatte der griechische Geschichtsschreiber Herodot das Land bereits im Altertum bezeichnet. Der Strom war es, der das eigentliche Ägypten geschaffen hatte, diese fruchtbare Flussoase, die seit Jahrtausenden besiedelt ist. Und ebenso lange erfolgte die Bewässerung der Felder durch die periodisch auftretenden Fluten. Bis zur Fertigstellung des Assuan-Staudammes.

Heute, überlegte Elena, tritt der Strom nicht mehr über seine Ufer, und kein fruchtbarer Nilschlamm wird mehr als natürlicher Dünger verteilt. Heute kann die Bewässerung das ganze Jahr über reguliert werden. Die damit einhergehende Versalzung der Böden ist nur eine der Folgen von den Eingriffen des Menschen in die Natur.

Die Gegend unmittelbar nach der »Brücke des 6. Oktober« erkannte sie sofort wieder. Rechter Hand lag das Ägyptische Museum und dahinter der Busbahnhof. Das Victoria Hotel sollte, wie Pascal ihr versichert hatte, nicht weit davon entfernt sein. Luftlinie meinte er vermutlich. Aber die besagte in Kairo gar nichts.

Je näher sie dem Stadtzentrum kamen, desto dichter wurde der Verkehr. Der als unregierbar erscheinende Moloch von Stadt war ihr nicht ganz fremd. In den Jahren ihrer Ausbildung hatte sie während zweier Studienreisen kurze Aufenthalte in Kairo gehabt. Das war nun schon ein paar Jahre her, aber die Metropole schien in der Zwischenzeit nicht lebenswerter geworden zu sein. Im Gegenteil. Die mit vielen sozialen Problemen, mit Verkehrschaos, starker Luftverschmutzung und Überbevölkerung kämpfende Millionenstadt wirkte auf Elena so verwirrend und abschreckend wie damals. Andererseits war Kairo multikulturell wie ein Benetton-Plakat. Und sie wusste eines ganz genau: Sobald sie in das überwältigende Chaos des Souks von Kairo eintauchte, würde sie dieser unvergleichlichen Mischung aus Tradition und Moderne, aus Gegensätzen und Kontrasten ausgeliefert sein. Es war der legendäre Khan-el-Khalili-Basar, dessen Faszination sie sich abermals nicht würde entziehen können.

Zunächst stockte der Verkehr, dann kam er ganz zum Erliegen. Hupend bahnte sich der Fahrer im Schritttempo dennoch einen Weg, wobei er vor jedem Abbiegen und Spurwechseln ein »Insha'allah« murmelte. Elena hörte Dutzende dieser »So Gott will«, denn in Ägypten lag so ziemlich alles in Allahs Hand.

Endlich bog das Taxi in die Scharia Gumhuriya ein und hielt vor dem Victoria. Die Erwartung eines großzügigen Bakschischs beflügelte den mittlerweile einsilbig gewordenen Taxifahrer zu der letzten Heldentat des Tages, und er trug ihre Koffer in den gepflegten Rezeptions- und Lobbybereich des Hotels.

Geschmackvolle Antiquitäten und der Geruch von Bohnerwachs verströmten ein altmodisches Ambiente, das irgendwie zu Henri Pascal passte. Auf jeden Fall wohnte sie diesmal eindeutig feudaler als bei ihrem letzten Aufenthalt in Ägypten, bei dem sie einen Großteil der Nächte auf den öffentlichen Campingplätzen von Gizeh und Luxor verbracht hatte, im Zelt und in einem Bus, der von einer internationalen Grabungsgesellschaft zur Verfügung gestellt worden war.

Ihr erster Weg am nächsten Morgen führte sie zur Nationalbank gleich ums Eck, der zweite zu einer nahe gelegenen Vodafone-Zweigstelle, wo sie sich eine neue Prepaid-Karte besorgte. Dann machte sie sich auf den Weg zum Kulturministerium. Während sie die laute Scharia Dasdi Richtung Süden wanderte, tippte sie eine Textnachricht an ihren Bruder Ricardo, in der sie ihm ihre neue Nummer mitteilte, und erwähnte, dass sie gerade alle Formalitäten erledigte. Umgehend bekundete er sein ganzes Mitgefühl in einem einzigen Wort: joder! Ihr Wort. Synonym für größte Unzukömmlichkeiten, die ein Ami simpel mit »shit« kommentieren würde. Aber in Wahrheit bedeutete es hässlicherweise »ficken«. Von Anfang an hatte Ric ihren Entschluss, für eine Weile nach Ägypten zu gehen, vor der Familie verteidigt, während ihr älterer Bruder Emilio im Chor mit ihrer Mutter bis zuletzt dagegen gewettert hatte.

Ein paar Straßen weiter überquerte sie den weiträumigen Maidan-al-Gumhuriya-Platz und betrat das ägyptische Kulturministerium. Zusammen mit dem Landwirtschaftsministerium war es in dem weitläufigen Gebäudekomplex des Abidin Palace untergebracht, der einstigen, auch heute noch von Palmen und märchenhaften Gärten umgebenen Residenz der ägyptischen Könige.

Ein wenig königlich fühlte sie sich selbst, angesichts der baulichen Pracht. Beschwingten Schrittes betrat sie die ehrwürdigen Mauern, die heute Kunst und Kultur beherbergten, voller Tatendrang und von dem Wunsch beseelt, zukünftig an den bedeutsamsten archäologischen Entdeckungen in diesem Land mitzuwirken. Dass diese Tagträumereien immer wieder abdrifteten zu solchen, in denen ein gewisser Henri Pascal eine nicht ganz jugendfreie Nebenrolle spielte, tat dem erhebenden Gefühl keinen Abbruch. Im Gegenteil.

Dann die abrupte Aufforderung, sich auszuweisen, und die Taschenkontrolle bei den Sicherheitskräften am Ende des Eingangsbereichs. Nur knapp war sie einer Leibesvisitation entgangen. Etwas gebremst in ihrem Elan, stieg sie die Treppe in den ersten Stock hinauf. In dem Flügel zu ihrer Linken ließen wertvolle Teppiche noch etwas von der einstigen Pracht des Gebäudes erahnen. Zusammen mit einem separaten Aufzug kennzeichneten sie den Bereich, in dem die wirklich großen Tiere von heute residierten. Wie der Kulturminister oder der Generalsekretär der ägyptischen Altertümerverwaltung, Zahi Hawass. Offenbar gehörte auch Dr. Sada zu dieser Riege.

Als sie den Flur betreten wollte, stürzte ein besonders einsatzfreudiger Wächter, der nur um ein weniges freundlicher dreinschaute als die Uniformierten am Haupteingang, auf sie zu. Wie ein aufgescheuchter Wachhund stellte er sich ihr in den Weg. Was wohl wäre, wenn sie jetzt lossprinten würde? Vermutlich würde er zähnefletschend hinter ihr herstürmen, vor Aufregung hechelnd, angesichts ihrer engen Jeans und ihrer offenen schulterlangen Mähne. Großartig! Das legere Outfit hätte sie sich für die Touristenzentren aufsparen sollen. Die überzeugenden körperlichen Attribute des bereits Speichel absondernden Zerberus sprachen eindeutig dafür, es statt mit Davonlaufen mit Diplomatie zu versuchen. Sie lächelte ihn freundlich an, um ihren Aufzug etwas zu überspielen, und sah sich in dem Gang um. Gleich neben der ersten Tür entdeckte sie ein Schild mit arabischer und lateinischer Schrift: Dr. Karim Sada Ibn Saif, Unterstaatssekretär, Supreme Council of Antiquities, SCA. Ausgezeichnet! Mit einem Nicken deutete sie zu dem Schild und gab dem Wächter zu verstehen, dass sie den Unterstaatssekretär sprechen wolle.

Der dunkelhäutige Krieger verschränkte die Arme vor seiner fetten Brust und schüttelte den Kopf. Na toll! Dr. Sada war nicht da. Die Tür war zu, und sie wurde nicht einmal zu seiner Sekretärin vorgelassen! Keine Chance. Um eine deutliche Aussprache bemüht, fragte sie ihn, wo sie ihn finden könne. Während der Wächter sein Gedächtnis durchforstete – offenbar ein langsamer Prozess –, übte sie sich in Geduld, einer Tugend, mit der sie nicht allzu reichlich bedacht worden war. Aber es gelang ihr erstaunlich gut, ihre wachsende Wut zu unterdrücken.

In einem höchst interessanten Englisch – wenn man überhaupt von Englisch sprechen konnte – erklärte ihr der Mann schließlich, wo sich Dr. Sada seiner Meinung nach aufhalten könne. Seine Antwort hätte alles bedeuten können, zum Beispiel auch die Kochanleitung für Falafel. Das Einzige, was sie verstanden zu haben glaubte und durch ein Nachhaken in Arabisch bestätigt bekam, waren die Worte Egyptian Antiquities Museum.

Für den Weg vom Ministerium zum Museum nahm sie ein Taxi. Bei der Fahrt über Schleichwege wurde nichts von den ökologisch apokalyptischen Zuständen verharmlost. Und wenn es schon im Zentrum ein solches Müllproblem gab, musste es in den Randbezirken noch um einiges schlechter stehen. Schon von Weitem konnte sie am nördlichen Ende des Tahrir-Platzes hinter einem kleinen lichten Park den schönen neoklassizistischen Bau aus rötlichem Stein erkennen. Idee und Entwurf zu diesem »Louvre des Orients« kamen vor einhundert Jahren aus Frankreich, war doch die ägyptische Antikenbehörde seit den Tagen der napoleonischen Feldzüge fest in französischer Hand gewesen. Als sie aus dem Wagen stieg, warteten bereits Trauben von Menschen vor dem weiß verputzten Museumsportal und auf der Grünfläche davor im Schatten von Palmen und Akazien. Zügigen Schrittes durchmaß sie den kleinen gepflegten Park.

Im Eingangsbereich, der ihr etwas unorganisiert erschien, suchte sie zwischen den Statuen des Djoser und des Ramses, der Narmer-Palette und Dutzenden von Touristen nach einem Sicherheitsbeamten, der möglichst freundlich aussah und wach genug dreinschaute, um auf rudimentäre Englischkenntnisse schließen zu lassen.

Als sie ein entsprechendes Exemplar gefunden hatte, versuchte sie den jungen Mann in radebrechendem Arabisch zu beeindrucken. Er antwortete in verständlichem Englisch und fand sich sogleich bereit, sie zu Dr. Sada zu führen.

Das Museum verfügte über zwei Etagen. Im Erdgeschoss waren die Funde chronologisch angeordnet, während die obere Etage thematischen Sammlungen gewidmet war. Mehrere Tage hatte sie bei ihren vorhergehenden Aufenthalten in Kairo in dem riesigen Gebäude zugebracht und doch nicht alles gesehen. Unter freundlich-interessierten Blicken führte sie der Uniformierte erstaunlich schnell und auf direktestem Weg zu Sadas Büro, vermutlich, damit sie sich nur ja nicht zu sehr mit dem Grundriss der Anlage vertraut machen konnte. Kein Wunder, lächelte Elena in sich hinein, wo doch eine noch größere Menge als die zigtausend ausgestellten Exponate in den Kellerräumen des Museums lagerte. Lauter unbekannte Schätze, die in den zwei Stockwerke tiefen Gewölben der Entdeckung harrten. Dies und die Tatsache, dass auch Restaurateure nicht jeder Verlockung widerstehen können, erklärten den Umstand, dass sie auch in den vom Publikum abgeschirmten Trakten immer wieder Polizisten begegneten. Vorbei an den Werkstätten, in denen ein Dutzend Experten ihren nie enden wollenden Kampf gegen Staub, Feuchtigkeit, Bakterien und den Zahn der Zeit führten, gelangten sie zu einer Reihe Büros.

Diesmal durfte sie eintreten. Sadas Büro war schlicht, bis an die Decke mit Regalen vollgestopft und mit einem Schreibtisch, der überquoll. Erst bei genauerem Hinsehen entdeckte sie dahinter einen jungen Mann, schmal, mit kleinem Spitzbart und Brille.

»Dr. Sada ist leider nicht mehr hier, hawağa«, sagte er in tadellosem Englisch. Seiner Miene nach zu urteilen, tat er sich auch selber leid.

Elena, die sich mittlerweile nicht mehr so königlich fühlte, konnte nicht anders, als ihrem Unmut Luft zu machen. »Joder!«, fluchte sie, gefolgt von einem Schwall nicht weniger feiner Ausdrücke in einem Mix aus Spanisch und Englisch. Also »fuck« und »shit«, das übliche Repertoire einer Wissenschaftlerin mit Englisch als zweiter Fremdsprache. Der offensichtlich gebildete Mann verstand sie auch so. Die Ägypter waren ja ein ziemlich sprachgewandtes Volk.

Der für Ägyptens Kunstschätze im Einsatz stehende Beamte verriet mit keiner Miene Entsetzen oder gar Missfallen, sondern rückte nur seine Brille zurecht und griff zum Hörer. Der angewählte Teilnehmer meldete sich sofort. Vermutlich war es Sada, denn nach den einleitenden Worten warf der Spitzbart Elena einen kurzen, abschätzenden Blick zu. Aufmerksam, aber ohne sich etwas anmerken zu lassen, hörte sie dem Sekretär zu, der zunächst neugierige Fragen zu beantworten schien und annahm, dass sie ihn keinesfalls verstand. Er musste sich seiner Sache verdammt sicher sein, denn er sprach nicht gerade leise und sah immer wieder in ihre Richtung. Dann fielen die Wörter »gamila« – »hübsch« sowie »nahila« und »dahabiyya«, obwohl sie weder dünn noch blond war. Nun, für einen Ägypter war sie das vielleicht.

Bevor das Gespräch endete, erkundigte er sich noch nach ihrem Namen.

»Ruíz. Elena Ruíz.«

Der für einen Einheimischen ziemlich blasse Mann wiederholte ihren Namen in den Hörer hinein. Schließlich legte er auf, tippte wieder auf den Steg seiner Brille und verkündete ohne jede Regung in seinen Zügen, dass Dr. Sada sie in der American University erwarte.

Schon wieder an der Tür, drehte sich Elena noch einmal um. »Kann ich mich auch wirklich darauf verlassen, dass Dr. Sada dort ist?«

Ein knochiger Zeigefinger deutete erst auf sein rechtes, dann auf sein linkes Auge. Sie kannte diese Geste. Mit dem dazu gemurmelten »Min aneya« – von meinen Augen – war sie die beliebteste Ergebenheitsbezeugung der Ägypter. Manchmal diente sie auch einfach als Entschuldigung, mit der alle Probleme aus der Welt geschafft werden sollten. Offenbar erwartete man nun von ihr, dass sie die Entschuldigung gelassen akzeptierte.

Mit einem eisigen »Salam!«, verließ sie das Büro und stürmte hinaus in den Gang. Sofort nahm der dort wartende Sicherheitsbeamte die Verfolgung auf. Gelassen, ha! Das fing ja gut an!, schäumte Elena. Nicht zu fassen! Dr. Sada schnippte mit den Fingern, und Elena Ruíz sprang ihm sogleich quer durch Kairo hinterher.

In diesem Augenblick öffnete sich die Tür des nebenan gelegenen Büros, und Dr. Zahi Hawass trat genauso schwungvoll auf den Gang wie sie. Bei der unvermeidlichen Kollision strauchelte Elena und landete in den Armen des Generalsekretärs der ägyptischen Altertümerverwaltung, der nun ebenfalls das Gleichgewicht verlor. Der junge Sicherheitsbeamte konnte gerade noch den Sturz der beiden verhindern. Während Elena Hawass, den rigorosen Kämpfer gegen Antikenschmuggel, aus zahlreichen Veröffentlichungen kannte, war die hübsche junge Frau für den Ägyptologen nichts weiter als eine umherirrende Touristin. Sie beließ ihn in dem Glauben, murmelte ein »Pardon« und »Udran« und befreite sich aus sämtlichen Männerarmen. Die harten Muskeln des Uniformierten entgingen ihr dabei nicht, aber im Moment waren sie nicht das, was sie suchte.

Wieder an der frischen Luft, die außerhalb klimatisierter Räume heiß und stickig war und mittlerweile siebenundzwanzig Grad betrug, eilte Elena den lauten und hektischen Tahrir-Platz entlang Richtung Süden. Hinter dem zentralen Busbahnhof und dem Anwaras-Sadat-Platz konnte sie von Weitem schon das beeindruckende Gebäude der amerikanischen Universität erkennen. Kurz darauf betrat sie das Universitätsgelände durch den Haupteingang.

Die American University in Cairo war eine der bedeutendsten Kaderschmieden des Landes. Jeder, der Geld hatte, schickte seine Kinder an eine Universität mit ausländischen Partnern. Vermutlich zu Recht, dachte Elena, als sie sich in der Eingangshalle umsah. Hier gab es zwar weniger Uniformierte als in den soeben besuchten ägyptischen Institutionen – es wäre nicht Ägypten, wenn nicht wenigstens zwei gelangweilte und als Türsteher getarnte Wächter herumgelungert hätten –, aber dafür eine entschieden bessere Organisation. So dauerte es auch nicht lange, bis der Herr Professor vom Portier via Mitarbeiterverzeichnis am PC ausfindig gemacht worden war, und das, obwohl Dr. Sada hier nicht Archäologie, wie von ihr behauptet, sondern internationales Handelsrecht lehrte. Die weit unerfreulichere Auskunft war, dass seine Vorlesung in Kürze beginnen würde.

Ein Blick auf ihre Uhr – es war bereits nach elf – machte alles noch schlimmer. Wild entschlossen, notfalls auch in seine Vorlesung zu platzen, sofern diese schon begonnen hatte, rauschte sie in den Trakt der Juristischen Fakultät. Sie hatte Glück oder, besser gesagt, Sada hatte Glück. Er war noch in seinem Büro und trank Kaffee.

Alle Konventionen der Höflichkeit missachtend, stürzte sie nach kurzem Klopfen hinein und knallte ihm ihre Mappe auf den Tisch.

Entsetzt sah Karim Sada von seiner Tasse auf. In seinem Gesicht spiegelte sich Verblüffung wider, die seine Kinnlade umgehend den Gesetzen der Schwerkraft unterordnete und ihm für einen Moment die Sprache verschlug. Ihr Aussehen trug nicht dazu bei, daran demnächst etwas zu ändern.

Mit wallenden offenen Haaren, erhitzten Wangen und funkelnden Augen stand die Fremde vor ihm wie eine iberische Kriegsgöttin. Sie war keines von diesen vogelartigen knochigen Geschöpfen, wie sie heute an den Universitäten herumliefen, keine von diesen farblosen Touristinnen, die in Kairos Straßen oder zwischen den Pyramiden herumirrten. Nein, sie war eines dieser betörenden Wesen, die einem nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit eigentlich gar nicht begegnen konnten. Jedenfalls nicht in Kairo und nicht zwischen den Pyramiden.

Dann traf ihn die volle Wucht ihrer Persönlichkeit.

»Nehmen wir mal an«, zischte sie und nutzte die Fassungslosigkeit auf der anderen Seite des Schreibtisches, »ich wäre nicht hübsch und nicht blond – hätte ich dann jemals die Chance zu erfahren, wo Sie sich aufhalten?«

Karim Sadas Verwirrung wuchs. Blitzschnell rief er sich das Gespräch in Erinnerung, das er mit seinem Sekretär geführt hatte. Kein Zweifel, Ahmed hatte geplaudert. Der Arme besaß ja überhaupt keine Erfahrung mit Frauen! Jedenfalls nicht mit dieser weiblichen Spezies fanatischer Grab- und Pyramidenräuber. Da musste der Junge noch stark an einer Art bewaffnetem Widerstand gegen alle hellhäutigen, Strohhut tragenden und in Shorts herumlaufenden Schatzjägerinnen arbeiten. In manchen Fällen – er musterte sein Gegenüber – könnte man auf Notwehr plädieren. Rasch hatte er sich wieder unter Kontrolle und fragte sich, wie besessen wohl diese Lady hier sein würde. Denn eine, die in sengender Sonne im Wüstensand buddelte, konnte nur besessen sein. Fanatismus und ein Temperament, wie es diese heißblütige Señorita hier besaß, ergaben immer eine explosive Mischung. Bei allen Huris im Paradies, da war nicht nur ein Ahmed Youssuf überfordert! Gender hin oder her, in Zukunft würden sie sich auch vor den Archäologinnen in Acht nehmen müssen. Sein Chef Hawass trug dem ohnehin schon Rechnung.

Elena taxierte ihn ebenfalls. Seine Haut war ziemlich dunkel und seine Augen, diese großen, brennenden Augen, auch. »Ich laufe Ihnen schon seit heute Morgen hinterher«, setzte sie schließlich hinzu. Vermutlich taten andere Frauen das noch viel länger, wenn auch aus anderen Gründen – tiefer liegenderen, da war sie sich ganz sicher.

»Sie sehen gar nicht so hänglich aus.«

ihrem