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Bdolf

Populäre Mechanik

SuKuLTuR

2012

ALS ...

Als ...

Als ...

Als die abgetrennten Köpfe von Bundeskanzlern in meinem

Kühlschrank materialisierten

hörte ich auf, die Menschheit zu lieben

Oh, der Blues, der Blues, der Schmerz–

mein Kühlschrank, heiliger Ort leckerster Speisen

Heiliger Ort!

Rauschspendender Getränke

ideal gekühlter Flaschenbiere

Heiliger Ort!

Entweiht von blutigem Fleisch

entweiht von Fratzen und verquollenen Gesichtern

schmerzverzerrt, kein Vertrauen erweckend.

Sehnsuchtsort!

Wehe! Oh Zeit der Prüfungen!

Zeit der Qual

Zeit der Fragen

Schatzi ist eine Erinnerung an verrauschte DNS-Codes.

die Liebe ist auf Wanderschaft

es stinkt ...

Blut tropft

ich habe keinen Platz mehr für den Magerquark

das Leben ist hart

wenn abgetrennte Köpfe von Bundeskanzlern in meinem

Kühlschrank materialisieren ...

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DIE SCHÖNE LAU

N-Chugga-N-Chugga-NNN-Chugga Chugga, – der Motor des schweren Kiesbaggers erwachte brüllend zum Leben.

Ein sich nur langsam mit Licht füllender Wintermorgen. Der schwere Motor im selbstbezogenen, mühsam, träge, zäh lüftenden Dunkel. Erste Andeutungen des dämmernden Morgens. Eis über dem weitläufigen, gebuchteten Baggersee. Nebel, Dampf. Überall gefrorenes Wasser, erstarrte Bewegung. Einzig der Bagger bewegt sich in der verkörperlichten Stille, dem Leblosen.

Jochen Schneutzer, stark vorgealterter Baggerfahrer, fluchte auf seine „Hurenmaschine“. Trotz äußerst befriedigendem Umsatz, ja Gewinnsituation der Kiesgrube, sparte die Erbengemeinschaft, die seit einiger Zeit das Unternehmen übernommen hatte, am Unterhalt der Maschinen, von Neuanschaffungen ganz zu schweigen.

Schneutzer registrierte hasserfüllt den Ausfall der Heizungsanlage seines Baggers. Er schimpfte wie ein Rohrleger. Seine verlebte Physiognomie spiegelte sich in den Baggerscheiben, trotz des gefrorenen Kondenswassers auf dem Glas sah man ein beängstigendes Tryptichon seines akuten Gesichtsverfalls.

Sein Fahrzeug konnte er nicht verlassen. Dringendster Baustellenbedarf war angesagt, ein Autobahnneubauabschnitt wollte bekiest sein. Die Schaufel grub sich in das Ufer. Eis barst. Klirrend. Der Kies prasselte in bereitgestellte Loren. Immer wieder das unangenehme Scheppern der Kiesel auf Metall. Das Knirschen der Schaufel im Boden. Immer wieder und wieder.

Schneutzer kühlte aus. Langsam, aber unvermeidlich. Dampf hing vor seinem Gesicht. Er zitterte, seine Zähne klapperten, unmerklich erst, dann wie eine Heidelberger Druckmaschine. Spasmen. Zum Glück hatte er eine große Thermoskanne mit seiner „Hausmischung“ dabei, starker, sehr heißer Kaffee in einem sehr günstigen Verhältnis mit dem Cognac aus dem „Aldi“-Laden gemischt.

Vespermachen war vom Schäffchen gestrichen, er würde seine Stullen nebenbei ’reinwürgen müssen. Damit sein Hausmarken-Kaffee besser kam, baute er schon mal vorausschauend einen Flachmann mit billigem Korn aus dem „Penny Markt“ ein. Seine Stullen flutschten besser mit einem leckeren, süßen Bockbier.