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Über dieses Buch

»Schweine müssen nackt sein ist die Geschichte einer Bezwingung: Irgendwann hat das Virus mitten in einem alltäglichen, turbulenten Leben den Napoleon Seyfarth erwischt. Beinahe nebensächlich fand diese fatale Begegnung statt. Ohne großen Kampf, ohne Reue, Klage, Selbsterhöhung oder Selbstmitleid. Napoleon hat das Virus erst einmal verschlungen, verdaut. Irgendwann wird es ihm den Garaus machen. Wenn der Leser, der ihn fröhlich durch die Betten dieser Republik, von Schwanz zu Schwanz, von Bar zu Bar, begleitet, schließlich nach zig Buchseiten endlich auf Aids stößt, geht es ihm wie Napoleon: Das Leben ist zu prall, zu voll, zu ernüchternd kleinlich und dennoch hinterfotzig spannend, als dass nun mit dieser einen Krankheit alles umsonst, weggewischt, untergegangen sein könnte. Die Krankheit kriegt eine schöne, tragende Nebenrolle im absurden Theater, mehr nicht. Wozu hat man so viele Buchseiten grauenhaft komischer altbundesrepublikanischer, homophober Sittengeschichte durchlacht und durchlitten, nur um in Tränen auszubrechen?« (Thomas Kuppinger in Zitty)

Der Autor

Napoleon Seyfarth wurde 1953 im pfälzischen Oggersheim geboren. Er starb 2000 in Berlin an den Folgen von Aids.

Napoleon Seyfarth
Schweine müssen nackt sein

Ein Leben mit dem Tod

Mit einem Nachwort von Peter Süß

 

Edition diá

Inhalt

Über dieses Buch

1

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4

5

Nachwort: Lust will Ewigkeit – Tod hat sie!

Impressum

Für Uwe, Charly, Jessica,
Thomas, Alar, Bertram
und alle Wohlmeinenden
in der Berliner Aids-Hilfe

1

Heute ist der 18. November 1990. Seit fünfundzwanzig Jahren bin ich schwul. Nein, schwul bin ich sicherlich schon vor meinem zwölften Lebensjahr gewesen. Aber gemacht habe ich »es« halt zum ersten Mal – damals vor fünfundzwanzig Jahren.

Wie er aussah, daran kann ich mich heute nicht mehr erinnern. Obwohl es doch immer heißt, dass das erste Erlebnis das wichtigste sei. Nur dass er für mich damals ein uralter Mann war, mit seinen schätzungsweise Mitte zwanzig, das ist mir noch in guter Erinnerung. Besonders heute, da für mich der Altersunterschied zu Mitte Zwanzigjährigen derselbe ist. Allerdings in die andere Richtung.

Den Ort des Geschehens habe ich hingegen ausgezeichnet im Gedächtnis. Es war eine Sackgasse, die beim Tor des Hauptfriedhofes endete, nicht weit von der Stelle, an der heute meine Mutter aus einem Leben voller Reinlichkeit in die ewige Kehrwoche eingezogen ist.

Zwölf Jahre zuvor war ich in jenes öde Chemiekaff hineingeboren worden, dessen grüne Lunge ebenjener Hauptfriedhof war. Er signalisierte somit, dass die Toten es in dieser Stadt besser haben als die in ihr lebenden Roboter, deren Leben im Schichtwechsel der Chemiefabrik seinen gleichförmigen Rhythmus fand.

»Schichtochsen«, so pflegte mein Vater dieses Arbeitsvieh zu bezeichnen, während er selbst als Nachtklub-, später Nightclub-Besitzer ein schlechterer Zuhälter war und von dem Geld ebenjener lebte, deren Schichtende er mit »Il silencio« aus der Musikbox, überteuerten Herrengedecken – Bier und Korn – und den Bezirzungskünsten von Tante Nutt die sündige Abrundung gab.

Tante Nutt. Diesen Namen hatte ich der »rassigen« Rothaarigen – Rassigkeit war die milde Umschreibung dafür, dass sie behaarte Beine hatte – bereits als Vierjähriger gegeben, nicht wissend, dass Nutte ein Berufsstand und kein Name ist. Sie nahm es mit dem ihr eigenen mütterlichen Humor auf, lachte schallend und schüttelte ihre hochtoupierten Haare, denen sie die Bezeichnung Farah-Diba-Frisur gegeben hatte, obwohl sie mehr der gealterten Jovanka Tito glich. »Was für ein süßer kleiner Bub mit seinen großen Augen. Der wird mal genau wie sein Vater.« Eine Prognose, die mir damals noch verlockend schien.

Und dann drückte sie mich an ihr großes Dekolleté, wohl insgeheim hoffend, dass ich später auch mal andere väterliche Tätigkeiten an ihr auszuüben gedächte. Tätigkeiten, die ich lieber mit den bodygebildeten Zuhälterkollegen meines Vaters hätte ausüben wollen.

Später, als sie schon längst im Dienst erblondet war, zwinkerte sie mir, zwischen einem Chemiefachwerker und einem Maurerpolier sitzend, immer aufmunternd zu, wenn ich das Etablissement mit dem sinnigen Namen Bierstall betrat. Ein Stall, in dem toupierte Kühe abgearbeitete Ochsen mithilfe diverser Reanimationen in Form von »ä Piccolosche und ä Schäschtelsche HB« zu Stierverhaltensweisen zu ermuntern sich bemühten. Verhaltensweisen, die in den heimischen Ställen schon längst von Lockenwicklern und Rücksichtnahme auf Kinder, Kopfweh und Kirche ins statistische Mittel gebracht worden waren. Der Bierstall war der letzte Versuch, so etwas wie Lasterhaftigkeit und Aufregung in das Leben zu bringen. Ein Leben, von dessen wohlverdientem Ende meist Grabinschriften wie »Müh und Arbeit war sein Leben, Ruhe hat ihm Gott gegeben« kündeten. Gab es ein Leben vor dem Tod?

Für den früh pubertierenden Hans waren diese vierzehntägigen Expeditionen ins Reich der Sündchen, Bierchen, Schnäpschen, Zigarettchen und Betrügerchen immer eine aufregende Sache. Durfte er sich doch bei den Unterhaltungen in den Arbeitspausen – Pfälzer Nutten haben einen ungeschriebenen Tarifvertrag – die neuesten Unterleibsbeschwerden der Damen und die ungewöhnlichsten Wünsche der Kunden mit anhören. Faustfick war schon damals ein Thema. Allerdings mit dem Akzent darauf, die Kunden zu betrügen und mittels Creme und halb geöffneter Faust dem Freier die Illusion einer heißen Vagina oder vielmehr »Bix«, wie es in der Sprache der Eingeborenen hieß, zu verschaffen.

Wie anders waren doch die Unterhaltungen hier als die Unterhaltungen der »richtigen« Tanten im Wohnzimmer meiner Großeltern, bei denen ich nach der Scheidung meiner Eltern ein sogenanntes beschütztes Zuhause gefunden hatte.

Meine Mutter hatte nämlich im Goldenen Buch der Ehe, erschienen 1957, gelesen, was man alles tun müsse, um zur perfekten Haus- und Ehefrau zu werden. Und dies praktizierte sie auf Feudel-komm-raus, um meinen Vater aus den rot lackierten Krallen der »falschen« Tanten zu entreißen. Nachdem sie ihn aus der Wohnung und sich um den Verstand geputzt hatte, beschloss der Amtsrichter im Scheidungsprozess, das Sorgerecht für mich weder der bakteriophoben Mutter noch dem pornophilen Vater, sondern den rechtschaffenen Großeltern väterlicherseits zu erteilen. Ein intelligentes, aufgewecktes Kind, so attestierte der psychologische Gutachter im Scheidungsprozess, bedürfe eines geordneten, geregelten Lebens.

Und so bestimmten dann regelmäßige großmütterliche Gewehrsalven wie »Hans, aufstehen! Höchste Eisenbahn für die Schule. Hans, essen kommen! Ich möchte doch auch mal fertig werden mit meiner Küche. Hans, Schulaufgaben!« fürderhin mein gesundes, geordnetes und geschütztes Dasein in der nahen Kurstadt, die sich meine Großeltern zur Residenz erkoren hatten.

Haut- oder vielmehr ohrnah durfte ich miterleben, wie mein Großvater die kulturelle Wüste dieser Kleinstadt urbar zu machen suchte. In der Funktion eines Musiklehrers für unmusikalische Bürgersöhne. In der Funktion eines Organisten für die sonntägliche Otto-Versand-Modenschau in der katholischen Kirche. In der Funktion des Bäckergesangsvereinsdirigenten für stimmgewaltige Bäcker, die den Gesang benutzten, um dem Weib zu entfliehen und den Wein zu finden.

Harmoniebedürfnis, Pfälzer Ethos und Rechtschaffenheit waren die Leitmotive in der Fuge dieses Honoratiorenlebens zwischen Kulturarbeit und Stammtisch, deren Generalbass eine gesunde Familie war. Den Kontrapunkt bildete da mein Vater, der mit den anderen, den »falschen« Tanten im violetten Mercedes-Benz nach Saint-Tropez, dem Sündenbabel der bunten Illustrierten, fuhr und die Oggersheimer Antwort auf Gunter Sachs zu werden versuchte. Ein Lebenswandel, der ihm die Verbannung aus dem bürgerlichen Familienleben einbrachte, mir die geballte Fürsorge der Restfamilie – »Das arme Kind, die Mutter im Irrenhaus, der Vater im Bordell!« – und der Restfamilie erwünschten Anlass zu sittlicher Entrüstung und vor allem Gesprächsstoff, um den uns die Nachbarn beneideten.

Denn die einzige Abwechslung in diesem Pfälzisch-Sibirien waren die Konzertabende meines Großvaters mit ihren gefälligen Melodien und die Nachmittagskaffees meiner Großmutter. Ein gnädiges Geschick hatte das Anwesen meiner Großeltern genau dorthin bestimmt, wo sich bis zur Sanierung in den fünfziger Jahren die Altstadt befunden hatte, die dann durch ein Einkaufszentrum ersetzt worden war. Von den fünf Kindern, die dem Schoße meiner Oma entsprungen waren, lebten vier – zwei Söhne, zwei Töchter – mit ihren Ehegatten und den Früchten ihrer Schleiflack-Ehebetten in der Stadt. Mein Vater hatte als schwarzes Schaf sehr frühzeitig das Weite beziehungsweise die nahe Metropole gesucht. Ein weiteres gnädiges Schicksal hatte es bestimmt, dass diese vier Ableger der großelterlichen Keimzelle jeweils in einem anderen Viertel wohnten, sodass unsere Familie der Stadt ein vierzackiges Informationsspinnennetz übergestülpt hatte, in dessen Mitte meine Großmutter die Fäden zusammenhielt.

Pünktlich 14 Uhr werktags schossen vier einkaufswütige Tanten aus vier Richtungen in das Zentrum dieses Netzes und tätigten ihre Besorgungen, um dann pünktlich 15 Uhr der Kaffee kochenden Spinne ihre Aufwartung zu machen. Und so saß da tagtäglich die höchstrichterliche Kommission über Recht und Anstand beisammen, analysierte, vermengte, vermischte und verdichtete die neuesten Nachrichten, um sie dann pünktlich 17 Uhr im jeweiligen Stadtteil zu verbreiten.

Die Vorsitzende dieser Kommission war meine Großmutter, die den unter der Hand öfter auftauchenden Hinweis auf ihre uneheliche Geburt mit der angeblich adligen Abstammung ihrer Mutter parierte. Sie war unbestrittene Expertin in Geburten, und fast keine dieser Kaffeetafeln verstrich ohne blutrünstige Schilderung mindestens einer Hausgeburt, wobei die Menge des dabei verlorenen Blutes zwischen fünf und zwölf Litern schwankte.

Den Vizevorsitz in dieser Runde nahm die älteste Tochter Irene ein, deren Vorname, die Friedliche, im krassen Widerspruch zu ihrem Wesen stand. Sie klagte meist, dass sie als Älteste mütterliche Pflichten bei den anderen Kindern habe mitübernehmen müssen und dass ihr somit ein Großteil ihrer Kindheit und frühen Jugend verloren gegangen sei. Sie hatte beim BDM Strick- und Krankenpflegekurse mitmachen dürfen und galt somit als medizinische Expertin. Daneben war sie als Mitglied des Kirchenchors die kulturelle und als Vorsitzende des katholischen Frauenbundes die höchste moralische Instanz in diesem Damenquintett. Da ihr Mann Abteilungsleiter in einem Elektrowerk war, war sie außerdem überzeugt von ihrem wirtschaftlichen Sachverstand.

Die jüngste Tante, die Irenes Mütterlichkeit im Kindesalter am meisten zu erdulden gehabt hatte, war Tante Ute. Sie war mit einem Magersüchtigen verheiratet, den sie mit deftiger Pfälzer Küche zu einem richtigen Mann herausfüttern wollte. Mit dem Erfolg, dass die ehedem hübscheste aller Töchter jetzt sogar für die figürlich »fraulichen« Maßstäbe der Familie zu dick war. Sie wirkte neben ihrem Mann wie Liesl Karlstadt neben Karl Valentin. Ihre monströse Figur pflegte sie mit einem heiteren Wesen und einem aufgesetzten Humor zu überspielen, der in Reimen wie »Der Elefant, das große Tier, braucht hundert Meter Klopapier« seinen peinlichen Höhepunkt hatte. Unter den knausrigen Blicken meiner Großmutter aß sie immer den meisten Kuchen, ohne jedoch zu verabsäumen, ihren hohen Blutzucker zu beklagen.

Die Gattin des ältesten Sohnes, der als Oberamtsrat der Bezirksregierung seiner Beförderung zum Regierungsrat entgegenverwaltete, saß dagegen klaglos in der Runde und kniff dafür umso mehr die Augen zusammen, um zu dokumentieren, dass sie unter entsetzlicher Migräne leide. Dieses stumme Leiden wurde dann von meiner Großmutter meist mit einer Gelonidaspende belohnt, die Tante Inge, so der Name der Schmerzensreichen, mit einer Valium, Baldrian und Kaffee zu sich nahm. Mit der Zeit wurde dann das Wundermittel Gelonida mangels Wirksamkeit durch Valoron ersetzt. Außer unter Kopfschmerz litt sie unter ihrer Körpergröße, die sie ihren Mann überragen ließ. Deswegen weigerte sie sich standhaft, Hüte zu tragen, was bei der sonntäglichen Messe als avantgardistisch galt.

Die Gattin des jüngsten Sohnes, Tante Gisela, vertrieb sich ihre Ehe mit Onkel Hermann, der als Reisebusfahrer nie zu Hause war, frühmorgens mit Klosterfrau Melissengeist, »wegen des Kreislaufs«, bei der Kaffeerunde bei Oma mit Eierlikör, »weil’s so gut zum Kaffee passt«, und abends mit Weinbrandbohnen und einem kleinen Cognac, »wegen der Einschlafschwierigkeiten«. Sie bildete das proletarische Element in der Damenrunde, was an ihren hausmeisterlichen Eltern lag, schaute meist »unverständnisvoll« aus ihren schmetterlingsförmigen Sechs-Dioptrien-Gläsern und belebte die Konversation allenfalls durch Verständnisfragen, die ihr meist den vorwurfsvollen Blick der anderen eintrugen.

Wer vor diesem Tribunal nicht bestand, hatte sein soziales Leben in der Kurstadt verwirkt. Sei es die Familie Alt, die im Urlaub nach Sylt fuhr, um dort nackt zu baden, was Tante Ute, die aufgrund ihrer Leibesfülle nicht mal im Freibad einen Badeanzug trug, sondern ihre Kittelschürze zum Strandkleid umdefinierte, zu der Äußerung verleitete, dass »solche Leute« es dort sicherlich auch öffentlich wie die Hunde trieben. Meine Fantasie war schon so weit entwickelt, dass ich mir Frau Alt dabei bellend vorstellte.

Oder sei es der zweite Mann der Tanzlehrerin Beer-Trost, die von meiner Großmutter inständig gehasst wurde, weil Frau Beer-Trost – damals noch bloß Frau Beer – 1949 mit meinem Großvater nicht nur intensiv zu den »Capri-Fischern« getanzt, sondern sich mit ihm auch zwei Stunden außerhalb des Ballsaales im Kurpark »unterhalten« hatte. »Solange kann sich doch kein Mensch unterhalten« war der allseits nickend aufgenommene Kommentar der Großmutter. Dieser geschlagene Mann hatte als Polizist die Aufgabe, die Bürger der Stadt vor dem Besuch des Skandalfilms Das Schweigen auf ihre Volljährigkeit hin zu kontrollieren. Später kam durch eine Indiskretion des Filmvorführers heraus, dass er sich den Film vorher in einer Privatvorführung mit der Kinobesitzerin angeschaut hatte. »Öffentlicher Dienst«, empörte sich die großmütterliche staatsbürgerliche Gesinnung, »aber bei so einer Frau kein Wunder.«

Spannend wurde dieser Intensivkurs an Gemeinheit, Tratsch, Intrigen, Verleumdung und Bigotterie, der mich auf mein späteres Leben im schwulen Klassenkampf bestens vorbereitete, wenn das Gespräch auf den Sohn der Wäschereibesitzerin Steinmetz kam. Dieser verlorene Sohn war dem Terror der Kleinstadtgrabenkämpfe nach Berlin entflohen, um den Beruf des Tänzers zu ergreifen. Oder, wie ich später erfuhr, zu erschlafen. Nach dem Urteil der migränischen Tante Inge waren Tänzer ja schon von vornherein keine richtigen Männer, da sie alle dürre Beine hätten und nicht so muskulöse wie ihr angetrauter, im Sportverein seine Freizeit verbringender Oberamtsrat. In Anbetracht ihres häuslichen Karl Valentins enthielt sich die gemütliche Tante Ute eines witzigen Kommentares.

Dieser Wäschereibesitzerinnensohn hatte nun wirklich die Stirn, nach Bad D. zu kommen und mit einem Mann (!), der einen roten (!) Pullover trug, seine Mutter zu besuchen. »Die arme Frau«, solidarisierte sich meine Großmutter, »erst Kriegerwitwe und dann so etwas.«

Tante Gisela schaute noch verständnisloser als sonst durch ihre dicken Gläser und konnte die mitgesprochenen Ausrufezeichen noch immer nicht im Sinne der Anklage interpretieren.

Frau Dengler, die unter der Steinmetz’schen Wohnung lebte und genau mitbekommen habe, dass der Sohn der Frau Steinmetz mit seinem »Kumpel« in einem (!) Bett geschlafen habe, wurde als Kronzeugin bemüht. Die melissengeistreiche Tante Gisela verstand immer noch nicht die Anführungsstriche und konterte diesen angeblichen Beweis eines ungeheuren Verbrechens mit dem Hinweis, dass die Frau Steinmetz ja nur eine Zweizimmerwohnung habe. Auch die Hinzufügung des Dengler’schen Indizes, dass diese nachts so »komische Geräusche« gehört habe, konnte Tante Gisela nicht aus ihrer Arglosigkeit befreien.

Meine Oma rang, »mit Rücksicht auf das Kind«, nach einem unverfänglichen Wort. Als Deus ex Machina sprang da die hilfreiche Tante Irene ein, die wegen ihres Krankenpflegelehrgangs im Kriege auch als psychologische Sachverständige galt: »Ei, Gisela, merkst du es immer noch nicht. Der Sohn ist ein bisschen DUDUDU.«

Der Fuchs war in der Verkleidung des Wortes DUDUDU in den Hühnerstall eingebrochen. Ein aufgeregtes Gegacker vermischte sich mit aufgesetzten Kaffeetassen, Tante Ute nahm sich schnell noch ein Stück Kuchen, und die wissende Großmutter holte eine Gelonida – für Tante Inge – und einen Eierlikör – für Tante Gisela – aus dem Wohnzimmerschrank, auf dem die Verdiensturkunden meines Großvaters – »Er hat sich um das Bäckergesangsvereinswesen verdient gemacht« – aufgereiht standen. Den Enkeln zum Vorbild. Den Gästen des Hauses zum Neid.

Verschiedenste Theorien zum »Sosein« des Wäschereibesitzerinnensohnes wurden in der Expertinnenrunde doziert. Mal war es die fehlende väterliche Hand des bei Stalingrad gefallenen Erzeugers. Mal der Lebenswandel der Mutter, die sich zu Schwarzmarktzeiten nicht zu schade gewesen sei und es mit Franzosen getrieben habe. Und dass der Helmut, so hieß der Schandbare, schon als Kind so was Gewisses im Blick gehabt und nie Fußball gespielt habe, erkläre wohl alles.

Ich war froh, dass mich während des Geschnatters niemand beachtete und somit auch niemand bemerkte, wie ich knallrot geworden war. Die drei Silben DUDUDU hatten meine Kindheit beendet.

DU DU DU

Das stand für anders sein, ausgeschlossen sein, nicht normal sein. Das bedeutete Aufgeregtheit, Empörung, Verachtung der Tantenschar, die für mich die öffentliche Meinung symbolisierte. Dass es 1964 auch für Kriminalität stand, das wusste ich noch nicht. Ich erfuhr es erst später aus Stern-Berichten über den Knabenmörder Jürgen Bartsch. Dass es auch irgendwie für mich stand, das ahnte ich aber. Sonst wäre ich ja nicht rot geworden.

Aber was war es genau? Zum Ersten schlafen zwei Männer zusammen im Bett und machen komische Geräusche. Zum Zweiten sind es keine richtigen Männer, sie haben dürre Beine, sind Tänzer und leben in Berlin. Außerdem tragen sie rote Pullover.

Ich begann, meine Beine zu betrachten – sie waren Gott sei Dank nicht dünn –, rote Pullover zu hassen und alle Zeitungsartikel, die über Berlin erschienen, eifrig zu lesen. Aber immer war nur von Willy Brandt, der Mauer und irgendwelchen Passierscheinabkommen zu lesen, nie von Balletttänzern.

In meiner Not blätterte ich sogar die Otto-Versand-Kataloge meiner Großmutter durch und betrachtete die Unterwäschereklame. Es war etwas Neues in mein Dasein gekommen.

Nicht, dass ich nicht schon früher etwas mit Männern im Sinn gehabt hätte. Mit vier Jahren hatte ich sogar mein erstes Sexualerlebnis, auch wenn es mir als ein solches erst später bewusst wurde. Ich freute mich damals immer auf das samstägliche gemeinsame Baden mit meinem Vater und das Hoppe-Hoppe-Reiter-Spielen mit ihm. Das Pferd war dabei sein Knie und seine Oberschenkel die Rutschbahn. Dass ich dabei einmal, nach vielen Rutschversuchen, ein ganz neues Gefühl bekam und in die Badewanne pinkelte, das interpretierte ich damals noch nicht als Orgasmus.

Und dass es mich später mehr anzog, im Schwimmbad auf dem Schoß meiner Onkel zu sitzen als auf den zellulitischen Schenkeln meiner Tanten, hatte mir nie das Gefühl gegeben, anders zu sein. Erst das Verdikt DUDUDU machte mir klar, dass es noch etwas anderes auf der Welt geben musste als die Lebensweisen, die mir als normal und allgemeingültig vorgelebt wurden. Auf der Welt? Ja. In Berlin? Ja. Aber hier in Bad D.?

Ich fieberte Weihnachten entgegen, an dem der Wäschereisohn normalerweise seine Mutter besuchte. Ich postierte mich vor seinem Haus in der Hoffnung, mit ihm in Kontakt zu kommen. Er kam aus dem Haus, ging an mir vorbei und beachtete mich nicht. Mein einziger Berührungspunkt zu dieser obskuren Welt nahm mich nicht wahr.

Da dieser mich ignorierende Berührungspunkt nicht nur einen Kumpel hatte, der rote Pullover trug, sondern selbst auch rötlich blonde Haare – genau wie unser früheres Dienstmädchen, das zudem noch weißhäutig war und feuchte Hände hatte –, beschloss ich, in Zukunft rothaarige Männer zu hassen.

Ich beschloss überhaupt viel in diesen Weihnachtstagen. Mir war klar, was ich wollte. Ich wollte mit Männern im Bett liegen. Dazu musste ich nach Berlin. Der einzige Weg, nach Berlin zu kommen, war der des Studiums. Dazu musste ich Abitur machen. Und deswegen beschloss ich, ein guter Schüler zu werden. Meine schulischen Leistungen verbesserten sich schlagartig. Meinen Lerneifer erklärten meine Großeltern den Nachbarn stolz mit der Wirkung des beschützten Zuhauses, das sie mir böten.

Aber bis zum Abitur waren es noch sieben Jahre. Sieben Jahre sind eine lange Zeit, wenn der Otto-Versand-Katalog nur zweimal im Jahr erscheint.

Wie so oft gab die allwissende Tante Irene den Anstoß. Da sie im Buchklub war und des Öfteren populärwissenschaftliche medizinische Ratgeber zum Einschlafen las, verkündete sie bei einem der Gute-Ruf-Schlachtfeste als Sachverständige, dass solche Kreaturen wie der Wäschereisohn ja, Gott sei Dank, nur im Verhältnis 1 : 100.000 vorkämen. So konnte ich mir leicht ausrechnen, dass ich das einzige Exemplar dieser Spezies im Landkreis um Bad D. war. Aber in der nahen Großstadt, in der mein Vater den guten Ruf der Familie mit Füßen trat und die zusammen mit ihrer Schwesterstadt am anderen Ufer des Rheines über vierhunderttausend Einwohner beherbergte, müssten mindestens vier solcher Männer wohnen.

Ich widmete die vierzehntägigen Besuche im alkoholischen Reich meines Vaters zu Erkundungszügen durch die Straßen der Stadt um. Den ganzen Spätwinter und das Frühjahr hindurch lernte ich bei diesen Streifzügen die Schaufensterauslagen auswendig, ohne allerdings den Artikel zu finden, der mich am meisten interessierte.

Im Sommer saß ich stundenlang auf Parkbänken. Leider suchten nur Rentnerinnen das Gespräch mit mir, um mir von ihren Enkeln zu erzählen. Im Herbst, der in jenem Jahr sehr kalt war, erfroren mir beim Spazierengehen fast die Finger, und ich beschloss, wieder einmal, unverrichteter Dinge nach Hause zu fahren. Dank dem Himmel versäumte ich die Rhein-Haardt-Bahn, die um 17 Uhr nach Bad D. fuhr. Die nächste ging erst zwei Stunden später. Ich hatte noch eine Mark und suchte im nahe gelegenen Hallenbad eine Wärmestube. Fünfzig Pfennig Leihgebühr für die Badehose, fünfzig Pfennig für den Eintritt in das Paradies, als das es sich später für mich herausstellte.

Im Gegensatz zum Hallenbad in Bad D., in dessen beiden Duschkabinen die Badegäste durch einen Vorhang vor unbefugten Blicken abgeschirmt waren und in denen man zudem noch in Badekleidung duschte, kündete hier ein Schild, dass beim Duschen alles abzulegen sei. Als ich die Tür zu dem dampfenden Duschraum öffnete, war ich Hans im Glück. Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich nackte Männer. Und zwar nicht einen, nicht zwei, nicht drei – eine ganze Armee bot sich meinen Blicken dar. In der Gesamtheit der Duscher war die Gesamtheit der Jugendbettträume versammelt. Ein Versandhauskatalog ohne Unterhosen. Die Halsschlagader pulsierte.

Die meisten duschten nur kurz und gingen dann in die Schwimmhalle. Ein Teil jedoch schien sehr reinlich zu sein, seifte sich intensiv ein, spülte den Schaum ab und seifte sich wieder ein. Andere wiederum halfen sich gegenseitig bei der Körperpflege. Sie seiften dem jeweils anderen die schwer zugängliche Rückenpartie ein.

Ich bekam Augen wie eine Wildsau in der Duldungsstarre. Ich muss wohl einige Sekunden zu lange geschaut haben. Jene entscheidenden Sekunden, die einen Hetero- von einem Homoblick unterscheiden, jenem Insiderblick, bei dem sich zwei Pupillen für den Bruchteil einer Sekunde treffen und dem anderen signalisieren: »Ach, du auch.«

Einer löste sich aus der Reinigungsmannschaft, trat auf mich zu und begann, mir den Rücken einzuseifen. In meiner Not musste ich mich mit der Vorderseite eng an die gekachelte Wand drücken, um eine Reaktion, die mir hier in der Öffentlichkeit unschicklich schien, vor den anderen zu verbergen. Nach ausgiebiger Einseifung des Rückens bewegte sich die pflegende Hand dem Hüftknochen und der Stelle zu, an der damals gerade jene Haare zu sprießen begannen, die man sich Ende der achtziger Jahre aus Modegründen wieder abrasierte. Jetzt wurde aus der duldungsstarren Wildsau eine hysterische Ziege. In panischer Angst zog ich meine Badehose an und floh in die Schwimmhalle.

Ich durchlebte eine Achterbahn der Gefühle. Hie die Wollust, da die höchste aller Autoritäten, der Bademeister, der mich zu beobachten schien. Hat er bemerkt, dass ich nicht normal bin? In meinem Kopf die warnende Tante Irene, die immer von Lustmördern erzählt hatte. Im Duschraum die helfende Hand, die das höchste Gut unserer Familie, die Sauberkeit, auf so angenehme Weise pervertierte.

Ich entzog mich den scheinbar bohrenden Blicken des Bademeisters. Ich ging in die Kabine, zog mich an, setzte mich in der Vorhalle neben das Kassiererhäuschen und ließ den Ausgang nicht aus den Augen. Nach einer Ewigkeit kam eine Gestalt heraus, in der ich die helfende Hand des Duschraums wiedererkannte.

Das Gesicht ist der Verdrängung anheimgefallen, aber den Rest würde ich heute noch unter Tausenden wiedererkennen. Weißer Popelinmantel, braune spitze Schuhe, Aktentasche, Hut. Heute wäre diese Gestalt für mich der Inbegriff des Kotzbrockens, damals war sie für mich der Inbegriff der Begierde. Er ging an mir, nach einem dieser berühmten Sekundenblicke, die mich knallrot werden ließen, vorbei, drehte den Kopf kaum merklich in meine Richtung und verließ das Hallenbad.

Ich lief ihm hinterher wie ein herrenloser Dackelwelpe einem Schäferhund, auf dass er ihn adoptieren möge. Tante Irene hatte mich immer vor Männern gewarnt, die einem Schokolade anböten, um mit einem so »gewisse Sachen« zu machen. So viel Schokolade gab es nicht auf der Welt, wie ich ihm jetzt angeboten hätte, wenn er bloß stehen geblieben wäre.

Er lief etwa hundert Meter vor mir her, drehte seinen Kopf noch einmal kurz herum und bog dann in eine Sackgasse ein, die direkt zum Hauptfriedhof führte. Ich bog auch ein.

Er blieb an der Friedhofsmauer stehen. Ich näherte mich ihm auf zehn Meter. Er knöpfte seinen Mantel auf und nestelte an seiner Hose. Ich näherte mich ihm auf drei Meter. Ich sah auf seine Hose. Ein Ding schaute heraus, das keine Ähnlichkeit mit Schokolade, sondern eher mit einer Cabanossiwurst hatte. Er forderte mich auf, näher zu kommen. Ich ging bis auf einen Meter zu ihm. Er forderte mich auf, das Ding in meine Hand zu nehmen. Ich tat es. Ich fasste das Ding an, wie meine Großmutter einen Kartoffelstampfer anfassen würde. Er forderte mich auf, das Ding zu bewegen. Ich bewegte es. Ich bewegte es, wie meine Großmutter den Kartoffelstampfer bewegen würde. Er holte meinen Schwanz aus der Hose und zeigte mir, wie man ein solches Ding richtig bewegt. Ich lernte schnell. Unsere Bewegungen wurden immer schneller. Etwas spritzte aus unseren Schwänzen heraus.

Vor meinem geistigen Auge erschien die Religionslehrerin, Schwester Leonarda, die uns gelehrt hatte, wie schwer der biblische Onan bestraft wurde, als er seinen Samen auf die Erde geschleudert hatte. Jetzt wurde mir klar, was sie mit Onanie gemeint hatte. Dass so etwas mutuelle Onanie heißt, lernte ich erst später.

So standen wir nun, unweit der Stelle, an der meine ewig unruhige Mutter zehn Jahre später ihre ewige Ruhe finden sollte. Mit heruntergelassenen Hosen. Wir zogen uns schnell wieder an. Er schaute in alle Richtungen, ob uns jemand beobachtet hatte, streichelte mir über den Kopf und sagte: »Bubel, jetzt bleiben wir zusammen. Für immer und ewig.« Ich musste die Straßenbahn noch erreichen.

Am 18. November 1965 bin ich also schwul geworden. Oder vielmehr praktizierender Homosexueller. Dass zum Schwulsein mehr gehört, lernte ich erst später. Selbst der Ausdruck »schwul« war mir damals nicht bekannt. Es lag nur ein Jahr zwischen dem Ende meiner Kindheit aufgrund des tantenhaften DUDUDU und dem Beginn des Erwachsenseins mit heruntergelassenen Hosen vor dem Hauptfriedhof.

Denn erwachsen werden wollte ich sofort. Ich wollte in die Welt der Männer aufgenommen werden. Deswegen war ich ja auch so wütend über sein onkelhaftes »Bubel«, das mich als ungleichwertig abstempelte.

Ich beschloss, jeden Samstag schwimmen zu gehen. In diesem Entschluss wurde ich allerdings nach vier Straßenbahnstationen wankend, als ein uniformierter Polizist einstieg. Mein erster Gedanke bei seinem Anblick war, dass er mich jetzt verhaften würde. Auf unerklärliche Weise war mir die Strafbarkeit des Verbrechens klar, das ich weniger als eine halbe Stunde zuvor begangen hatte. Und das, bevor ich von der Existenz des Paragrafen 175 überhaupt wusste. Ich machte mich ganz klein, stieg an der nächsten Haltestelle aus, um nochmals zwei Stunden auf die nächste Straßenbahn zu warten.

Zur Strafe für die Verspätung musste ich zu Hause sofort ins Bett, wo ich die duschenden Männer noch lange Revue passieren ließ.

In der Folgezeit wurde ich ein sehr eifriger Schwimmer. Onkel Arno, der Mann der migränenreichen Inge, der früher Zweiter bei den Hitlerjugend-Schwimmmeisterschaften gewesen war, sah in mir seinen legitimen Nachfolger und schenkte mir eine Jahreskarte für das Ludwigshafener Hallenbad. Dort gab es ja, wegen der Länge des Beckens, bessere Trainingsmöglichkeiten als in Bad D. Es war mein schönstes Weihnachtsgeschenk, und ich war ihm sehr dankbar.

Zur Freude meiner Familie führte ich ein sehr geordnetes Leben. Morgens in der Schule. Mittags fleißig Hausaufgaben machen und lernen. Abends nach dem Fernsehen ins Bett, wo ich mich ungestört meinen Fantasien widmen konnte, und samstags zum Schwimmtraining. Man war froh, dass ich mich nicht durch Mädchengeschichten von der Schule und vom Training abhalten ließ. »Unser Hans ist halt ein Spätentwickler«, diagnostizierte meine Großmutter und schaute auf Tante Ute, die als »relativ spätes Mädchen« erst mit dreißig ihren Karl Valentin geheiratet hatte.

Es begann die Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs, der mit Verzögerung auch die Pfälzer Provinz erreichte. Ludwig Erhard war abgetreten worden, die große Koalition Brandt-Kiesinger war angetreten, und von Berlin schwappten die ersten Meldungen von der APO herüber. Langhaarige Gammler waren das Gesprächsthema der großmütterlichen Kaffeekränzchen. In den Illustrierten erschienen zum Entsetzen der vereinigten Tantenschar die ersten Fotoberichte von Berliner Kommunen. »Die machen es da alle wild durcheinander«, berichtete Tante Irene aus erster Hand, »so was ist ja auch nur in Berlin möglich.« Berlin bekam bei mir einige Pluspunkte mehr.

Meine Großmutter begann, die Illustrierten vor mir zu verstecken. Ich holte sie nachts immer aus dem Küchenschrank, wo sie im Gänsebräter versteckt waren. Oswalt Kolle klärte darin auf. Die ersten nackten Körper waren in seinen Artikeln abgebildet. Die sexuelle Revolution wurde ausgerufen.

Anfänglich hielten die Dämme in Bad D. noch. Aber sie wurden langsam brüchig. Schon gab es die ersten Siebenmonatskinder. Was gestern verboten war, war zwar heute noch nicht erlaubt, aber zumindest geduldet. Wenn auch schweren Herzens.

Nur die Damen jenseits des Klimakteriums waren die letzten Bollwerke aus Volkswartsbundzeiten und erklärten jede Peinlichkeit zum Sittenskandal: So als die Tochter des Besitzers der Metzgerei Küchenberger, die eine schweinsförmige Figur hatte, im Karneval 1968 vor den elf versammelten Tollitäten im fleischfarbenen Trikot den sterbenden Schwan tanzte. In einem seltenen Anfall von nicht gereimtem Humor bezeichnete die neidische Tante Ute diese Darbietung als den Tanz des sterbenden Schweines, den Fräulein Küchenberger vor elf Senilitäten getanzt habe.

Aber die neue Zeit hielt unaufhaltsam Einzug. Das Mittelalter, also die Männer und Frauen in den sogenannten besten Jahren zwischen vierzig und fünfzig, begann, sich als modern und aufgeschlossen zu bezeichnen. Die jungen Leute, das waren die zwischen fünfundzwanzig und vierzig, legten sich das Adjektiv »progressiv« zu, und die Jugend war antibürgerlich.

Modernität war die Umschreibung für das Bestellen von Beate-Uhse-Katalogen im damals ersten Sexshop der Pfalz in Ludwigshafen und Aufgeschlossenheit das Synonym für das Ausprobieren der in diesen Läden angebotenen exotischen Artikel.

Der Höhepunkt der Aufgeschlossenheit war erreicht, als der Winzer Kersten sich hinter seinem Weingut einen Swimmingpool bauen ließ und seine angetraute Erna sich in einem schwarzen Kleidungsstück, das im Reizwäschekatalog als Negligé bezeichnet, von Erna Kersten aber »Nacklischei« ausgesprochen wurde, zur Einweihung in die Fluten stürzte. Der fröhliche Weinberg. »Wo soll das alles enden«, haderte meine Großmutter ob dieser pfälzischen Dolce Vita.

Die Progressivität der »jungen Leute« äußerte sich darin, dass man offen zugab oder zumindest vorgab, SPD zu wählen, und sich die Haare bis zum Hemdkragen wachsen ließ. Auf der Seite der Jungmänner jedenfalls. Oder sich den Rocksaum bis über die Fußballerknie kürzte. Auf der Seite der Jungfrauen jedenfalls.

Die antiautoritäre Jugend bezog ihre Modeanregungen aus der Bravo. Doktor Sommer lehrte sie darin, wie viel Arten des Küssens es gibt, was ein Schmetterlingskuss ist und von was man keine Kinder bekommen kann.

Antiautoritär, wie man war, besuchte man heimlich Filme wie Zur Sache, Schätzchen und imitierte die Sprachgewohnheiten der Hauptdarsteller. »Das wird böse enden.«

Es war schick, frustriert zu sein.

Der Ausbund der Antibürgerlichkeit war das Tragen von Hosen mit weitem Schlag und von Hemden, denen man die Bezeichnung »Kasatschokhemden« gab und die den Kosakenhemden aus Doktor Schiwago nachgeschneidert waren. Wie spießig waren doch die »Alten« mit ihrem Don Kosaken Chor.

Der Kampf gegen das Establishment zeigte sich vor allem darin, dass man sich bei Volksfesten nicht in das Festzelt der Alten setzte, wo die Egerländer und Herb Alpert gespielt wurden, sondern in ein eigenes Jugendzelt, wo Herb Alpert und The Monkees gespielt wurden.

Und natürlich war man auch strikt gegen die bürgerliche Sexualmoral. Man distanzierte sich von den Spießern, die brav verheiratet waren und während der Volksfeste nach dem Genuss einiger Schoppen Wein mit ihren jeweiligen Schunkeldamen in den Weinberg gingen, um sich dort zu unterhalten. Nein, so spießig wollte man nicht sein. Man schunkelte zu den Beatles. Man lernte die Kolle-Artikel auswendig und Doktor Sommer von der Bravo.

Bei jeder Gelegenheit redeten wir über Sex. Im Reden waren wir alle Meister. Ich an vorderster Stelle.

Da niemand von meinen Schwimmbad-Aktivitäten erfahren durfte und ich damals dachte, außer mir gebe es keinen Gesinnungsgenossen mehr auf der Schule – ich täuschte mich darin mehrfach –, verschlang ich, was mir in die Finger kam und was von weiblicher Sexualität handelte. Ich kannte sämtliche erogenen Zonen der Frau auswendig. Ich wusste genau, was Frauen wünschen. Man beneidete mich.

Ich gab vor, in Ludwigshafen eine Freundin zu haben, die ich jeden Samstag besuchen würde. Also zur besten Badezeit. Man beneidete mich noch mehr.

Eine Diskothek, La Cave, todschick in einem Weinkeller, wurde im Herbst 1968 eröffnet. Die Jungen saßen an der Bar und tranken Rotwein mit Cola. Die Mädchen saßen an Tischen und tranken nur Cola. Heiße Rhythmen erklangen. Die Geschlechter blieben unter sich. Man ging getrennt nach Hause.

Man entschloss sich, in die Tanzstunde zu gehen. Diese altehrwürdige Institution war zwar alles andere als progressiv, antibürgerlich und antiautoritär. Aber eben die einzige Möglichkeit, an das jeweils andere Geschlecht zu kommen. So wetterte man morgens auf dem Schulhof noch heftig über den »altmodischen Kappes«, traf sich aber abends dennoch in den Räumen der Tanzlehrerin Beer-Trost. Man versicherte sich dort gegenseitig, nur aufgrund des Zwanges der »Alten« gekommen zu sein.

Da die halbe Klasse dort angemeldet war, entschloss sich mein Großvater, auch mir die Tanzstunde ans Herz zu legen. Hatte er die traditionelle Verknüpfung mit dem Hause Beer-Trost schon 1949 begonnen, als er sich mit der Tanzlehrerin bei den »Capri-Fischern« unterhalten hatte, so sollte jetzt, 1969, ich, sein Enkel, die Familientradition fortsetzen. Dies stieß auf den erbitterten Widerstand meiner Großmutter. Sie war der Auffassung, dass »Frauen, die anderen Frauen die Männer wegnehmen, pädagogisch völlig ungeeignet« seien.

Frau Beer-Trost machte eine kurze Pause bei der Verlesung der Teilnehmerliste, als ich alphabetisch an der Reihe war. Sie blickte mich maulwurfsäugig an, denn sie verabscheute Brillen, und fragte mich: »Sind Sie der Enkel vom Karl, äh, vom Herrn Kantor Seyfarth?«

Als ich bejahte, erhob sie sich, stampfte auf mich zu und schüttelte mir die Hand. »Tanzen konnte Ihr Großvater, da machen Sie sich keine Vorstellung.« Mit ihren Pumps, in die die stützgestrümpften Beine eingelassen waren, sah sie aus wie die Brokatausgabe von Daisy Duck. Ich war aber bass erstaunt, dass sie trotz ihrer Nilpferdfigur uns die ersten Tanzschritte leichtfüßig beibrachte.

Es war Tradition im Hause Beer-Trost, dass die Tanzpaare von der Tanzmeisterin höchstselbst zusammengestellt wurden. Man munkelte sogar in Bad D., dass sich Frau Beer-Trost vor jeder Ballsaison die Grundbuchauszüge hole, um die Paare nach der Anzahl der bewirtschafteten Hektar zusammenzustellen. Sie schien ihre eigene Bodenreform zu betreiben.

Mir – als Honoratiorenenkel – wurde die Tochter des Bürgermeisters zugeteilt. Ein anämisches Wesen, das seine Locken zu einer Hochfrisur gesteckt hatte und mir als Angela vorgestellt wurde. »Das heißt Engel, und so ist sie auch«, raunte mir unsere pfälzische Isadora Duncan zu, kupplerisch mit den Augen zwinkernd.

Nachdem wir uns eine Doppelstunde lang mühsam übers Parkett geschoben hatten, beendete Frau Beer-Trost die Tanzstunde »für heute«, nicht ohne uns vorher aufgefordert zu haben, dass wir als Kavaliere die Damen nach Hause zu begleiten hätten.

Die Mehrheit beschloss jedoch, erst dem La Cave einen Besuch abzustatten, wo Rotweinschorle und heiße Musik auf uns warteten. Diesmal wagten sich die Damen- und die Herrenwelt gemeinsam auf die Tanzfläche. Mein Engelchen versuchte, den ganzen Abend den Eindruck zu erwecken, sie sei ein süßes, unschuldiges Ding. Ich versuchte, ihre Unschuld zu respektieren, so lange es mir möglich war. Der Stehblues beraubte mich jedoch aller meiner Ausreden. Wir mussten eng angeschmiegt tanzen. Ich beobachtete meine Klassenkameraden aus den Augenwinkeln. Sie knutschten alle schon. Ich ergab mich in mein Schicksal. Ich referierte innerlich alle Kussformen, die ich bei Doktor Sommer gelesen hatte. Ich steckte meine Zunge in ihren Mund und versuchte, den Eindruck des Erregtseins zu simulieren. Ich versuchte mich zu zwingen, erregt zu sein. Es gelang mir nicht. Nicht mal die Vorstellung, mit Mark Spitz zu knutschen, ließ bei mir die geringste biologische Reaktion ablaufen.

Engelchen bemerkte es offensichtlich nicht. Und, was noch viel wichtiger war, meine Klassenkameraden genauso wenig.

Seit dem Abend galt ich als der Hecht, der den schärfsten Karpfen abgeschleppt hat. Seit dem Abend hieß es, der Enkel vom Seyfarth und die Tochter vom Streckfuß gehen zusammen.

Meine Samstage im Hallenbad fielen bis zum Abschlussball ins Wasser.

Ich wurde stattdessen von Familie Streckfuß zum Kaffeetrinken eingeladen. Meine ansonsten sparsame Großmutter gab mir einen extra teuren Blumenstrauß mit für die »sehr vornehme und gebildete Frau Bürgermeister« und ermahnte mich, den Beruf meines Vaters mit Restaurantbesitzer anzugeben. Das war die von der Familie für die Außenwelt bestimmte Sprachregelung.

Frau Streckfuß bemühte sich rührend, vornehm zu wirken. Da der Pfälzer Dialekt keinen Unterschied zwischen »sch« und »ch« macht und der Pfälzer nur unter großer Anstrengung fähig ist, »ch« einigermaßen richtig auszusprechen, wirkt er bei dem Versuch, Hochdeutsch zu reden, immer ein wenig tollpatschig.

Frau Streckfuß empfing mich mit formvollendetem Hochdeutsch: »Naaah, junger Monn, wie geht’s donn voran in der Chule? Was für oin wunderschäner Blumenchtrauß.«

Sie legte Wert auf »eune gebüldete Konverzation«. Sie fragte mich nach meinen Liebhabereien. »Schwimmen«, antwortete ich wahrheitsgemäß. Auch ließ sie nicht unerwähnt, dass Goethe ihr Lieblingskomponist sei. »Unsere Familie ist nämlich sehr musikalisch, müssen Sie wissen«, fügte sie hinzu. Und als ich dann großmutterwunschgemäß die Restaurants meines Vaters zum Besten gab und ebenso großmutterwunschgemäß meine verrückte Mutter für tot erklärte – »Brustkrebs!« – »Sie Armer, wie tragisch!« –, strahlte Frau Streckfuß vom Doppelkinn bis zur Dauerwelle. Meinen damaligen Berufswunsch, Medizin zu studieren, quittierte Frau Streckfuß mit dem Aufschrei: »Giebts deees, so än Zufall.« Immer wenn sie aufgeregt war, fiel sie in den richtigen Dialekt zurück. Ihr Engelchen, Angela, den Namen habe sie selbst ausgesucht, wo war sie jetzt stehen geblieben, ach so, ja, ihr Engelchen möchte nämlich medizinisch-technische Assistentin werden. Und vor ihrem geistigen Auge erschien eine große Arztpraxis am Stadtplatz, in der ich praktizierte und Engelchen als meine anfänglich mithelfende Gattin die Krankenscheine sortierte.

Somit war ich verurteilt, zum Abendessen zu bleiben. Es wurde aufgetischt, was die Wurstkammer hergab. Der heimgekehrte Vater gab sich besonders leutselig. Er lud mich zur Besichtigung des Weinkellers ein, während Engelchen mit ihrer Mutter den Abwasch machte. »Das gibt mal eine perfekte Hausfrau«, pries er seine Tochter mir gegenüber an. Und die heutige Jugend sei gar nicht so schlecht wie ihr Ruf. Man habe in seiner Jugend ja selbst mal über die Stränge geschlagen. Und Bad D. sei ja nun mal, Gott sei Dank, nicht Berlin.

Und so wurde ich nach mehreren Viertel Wein nach Hause entlassen, wo meine Großmutter wartete, um sich detailliert Bericht erstatten zu lassen.

Der Abschlussball des Tanzkurses fand im Kurhaus statt. Die antiautoritäre Jugend hatte sich in Smokings geworfen und tanzte mit Pendants, die in Rosa, Bleu oder Chamois gehüllt waren. Rund ums Parkett waren Tischreihen aufgestellt, an denen die gerührten Verwandten saßen.

Familie Streckfuß thronte zusammen mit meiner Familie wie bei einem Staatsbankett. Meine Großmutter hatte sogar ihre Feindschaft mit Frau Beer-Trost für einen Abend begraben, sich Uralt-Lavendel hinter die Ohren gesprenkelt und war mit ihrem Pompadour und ihrem Gatten erschienen. Man versicherte sich gegenseitig, wie wohlerzogen die jeweils anderen Kinder seien. Auch wenn sie ein wenig zu lange Haare hätten. Aber das sei ja modern. Man müsse ja mit der Zeit gehen. Und nur für einen kurzen Augenblick gab es für intimere Kenner unserer Familie einen kleinen Missklang, als mein Großvater die Königinmutter des Abends, Frau Beer-Trost, zum Walzer aufforderte. Meine Großmutter ging während dieser Zeit auf die Toilette.

Nach Polonaisen, Walzern und Tangos sollte auch die Jugend zu ihrem Recht kommen, und es durfte Let Kiss, Kasatschok und Rock ’n’ Roll getanzt werden. Der Saal kochte. Die Kellner kamen mit den Bestellungen nicht mehr nach. Einer gefiel mir besonders.

»California’s dreaming on such a winters day.« The Mamas and the Papas entführten mich aus meinem pfälzischen Zimmer nach Kalifornien. Ich stellte mir Hippies vor, die nachts nackt im Meere badeten, und konzentrierte mich besonders auf die männlichen Exemplare.

Mein Zimmer hatte ich mit Ausschnitten aus der Bravo dekoriert. Den Mittelpunkt bildete ein Centerfold von Mark Spitz. Zur Tarnung hing, als einziges weibliches Wesen, Emma Peel im Zimmer, eine karatekämpfende Amazone aus einer Krimiserie, die damals sehr berühmt war.

Ich hatte nach dem Abschlussball und einer in der darauffolgenden Woche veranstalteten Party wieder meine Hallenbadsamstage aufgenommen, die mir attraktiver schienen als die Streckfuß’schen Kaffeenachmittage.

Zu der Party hatte der Sohn des Chefarztes des Sanatoriums Sonnenwende eingeladen, der voller Stolz einen Partykeller sein Eigen nannte. Geladen waren zehn Jungen unseres Tanzkurses mit ihren jeweiligen Damen. Alles war mit Rotlicht schummrig ausgeleuchtet, was für erotisch gehalten wurde. Und auch an Cola-Rotwein wurde nicht gespart.

Die Dramaturgie des Chefarztsohnes sah vor, anfänglich nur Undergroundmusic zu spielen und dann zum Blues überzugehen, damit »man mal mit den Weibern richtig fummeln« könne.

Der Clou des Abends war ein Nebenraum, in dem Matratzen lagen, wo sich die Akteure des Abends miteinander zurückziehen konnten. Es wurden Zettel verteilt, auf denen die Zahlen 1 bis 10 standen. Jedes Paar durfte beziehungsweise musste einen dieser Zettel ziehen. Damit war die Reihenfolge festgelegt, in der sich die Paare für jeweils zehn Minuten zurückziehen durften beziehungsweise mussten.

Angela und ich hatten die Nummer 3. Die beiden ersten Paare gingen nach nebenan, während wir im Partyraum rotweintrinkend die Geräusche aus dem Nebenraum verfolgten. Sobald ein Stöhnen zu hören war, johlte der Rest der Mannschaft. Jeweils ein stolzgeschwellter Junge und ein sündig lächelndes Mädchen kamen aus dem Matratzenraum wieder heraus. Das zweite Paar ging hinein. Dieselbe Prozedur. Nun waren wir an der Reihe.

Angela schaute mich mit einem Lächeln an, das sie für sündig und gewinnend hielt. Ich versuchte krampfhaft, meine Fluchttendenzen unter einer selbstsicheren Machomaske zu verbergen. Während der vergangenen zwanzig Minuten hatte ich mir Mark Spitz in allen Positionen vorgestellt. Vergebens. Mein Schwanz hatte, statt nach außen zu erigieren, sich schutzbedürftig immer mehr in die Bauchhöhle verzogen. Wir legten uns nebeneinander und knutschten. Ich repetierte alle auswendig gelernten erogenen Zonen der Frau und leckte sie ab. Ich hatte gelernt, dass nach dem Petting der Geschlechtsverkehr zu erfolgen habe. Ich beschwor meinen Schwanz zu erigieren. Er weigerte sich. Sie versuchte meinen Schwanz anzufassen, was einer Bankrotterklärung meiner gespielten Erregung gleichgekommen wäre. Ich entwand mich wie eine Schlange ihren Grapschversuchen. Ich leckte ihr, um den Eindruck des erfahrenen Liebhabers aufrechtzuerhalten, den Bauchnabel und die Oberschenkelinnenseiten – »erogene Zonen zweiter Ordnung«, hatte in der Bravo gestanden – und machte in meiner Verzweiflung und unter Aufbietung aller Energien etwas, was im Lexikon als Cunnilingus definiert wird. Sie begann, Gott sei Dank, zu stöhnen, und zwar, Gott sei Dank, so laut, dass es auch im Nebenraum gehört werden konnte. Pflichtgemäß täuschte ich einen Orgasmus vor.

Beim Betreten des Partyraumes trafen mich anerkennende Blicke der Jungen, und ich versuchte, besonders selbstsicher zu wirken. Nach einem weiteren Cola-Rotwein brachte ich sie nach Hause. Ich nahm mir vor, wieder häufiger schwimmen zu gehen.

Die folgenden beiden Wochen ging ich ihr aus dem Weg, wo ich nur konnte. Auch einen Brief von ihr, in dem sie die Frage stellte, was sie wohl falsch gemacht habe und ob sie mir als Liebhaberin nicht feurig genug gewesen sei, ließ ich unbeantwortet. Einige Zeit später traf ich sie auf dem Bahnhofsplatz, Hand in Hand mit dem Chefarztsohn, der mich triumphierend anblickte. Ich war auf der einen Seite froh, dass sich das Problem auf solche Weise gelöst hatte, andererseits unheimlich sauer, diesem Chefarztarschloch einen Anlass zum Überlegenheitsgefühl geliefert zu haben. Zwei positive Dinge hatte die Sache aber doch gehabt. Frau Streckfuß konnte jetzt statt auf eine Arztpraxis am Stadtplatz auf ein Sanatorium am Sonnenberg spekulieren. Und mein Ruf als Heterosexueller war seit dieser Party in Bad D. über jeden Zweifel erhaben.