Sophie Andresky

Santa Baby. Die Besetzungscouch. Ka Sünd auf der Alm

Inhaltsverzeichnis

Santa Baby

Die Besetzungscouch

Ka Sünd auf der Alm

Santa Baby

«Ja ist denn heut scho Weihnachten?», lachte Christine, warf die lockigen Engelshaare über die Schulter und zog den Weihnachtsmann in ihre Wohnung. Der Fahrstuhl war wohl wieder mal kaputt, der Weihnachtsmann keuchte und stöhnte, und das war nach den sieben Treppen auch kein Wunder. Außerdem trug er einen von diesen dick wattierten roten Plüschanzügen und eine wallende weiße Perücke mit Vollbart. Und egal, ob er wirklich so dick war, oder ob er seinen Strampelanzug ausgestopft hatte, es musste furchtbar anstrengend für ihn gewesen sein, den schweren Sack, den er auf dem Rücken trug, bis zu ihr hochzuschleppen. «Ja, durch den Schornstein geht’s leichter», plapperte Christine immer noch kichernd und führte ihn ins Wohnzimmer, «falls du da durchpasst.» Sie rieb die Knie aneinander und hatte vor Aufregung ganz rote Bäckchen. Sie setzte ihn auf eines ihrer schreiend bunten Plastiksofas und genoss es, dass alles so stimmungsvoll war.

Draußen schneite es. Gerade hatte sie Plätzchen in den Ofen geschoben, und es duftete nach Kakao und Zimt. Glühwein hatte sie auch genug da, um auf ihren Geburtstag anzustoßen. Sie sprang zum Telefon, hängte es aus und freute sich wie eine Schneekönigin. Am 23. Dezember Geburtstag zu haben war als Kind nicht besonders lustig gewesen, aber seit Christine als Sekretärin in der Studienberatung der Uni saß und so nette Kolleginnen und Kollegen hatte, war es immer ein ganz besonderer Tag.

Vor allem der eine mit den sanften grauen Augen, der sich um die Internetseiten kümmerte, gefiel ihr. Er hatte zwar keine Ahnung, was er eigentlich tat, weil er Germanist war und kein Programmierer, aber irgendwie schaffte er es, sich schnell einzuarbeiten, sodass er immer genug Zeit hatte, mit Christine einen Kakao zu trinken oder in die Mensa zu gehen. Schnelligkeit war etwas, das Christine ungeheuer bewunderte, leider arbeitete sie dafür in der falschen Behörde. Der Süße hatte ihr eine Sonnenblume mit ins Büro gebracht, keine Ahnung, wo er die im Winter herhatte.

Da hatte sie nur einige Male in der Kantine mit ganz kleinen Zaunpfählen gewinkt und kurz erwähnt, dass sie einen Hausbesuch von einem Nacktputzer oder Stripper «irre klasse», ja geradezu «hyperhip» fände, und schon organisierten die Süßen ihr tatsächlich einen Motto-Callboy.

T-Shirt

T-Shirt

Der Weihnachtsmann lachte, etwas schrill, fand Christine, aber Hauptsache, er verstand etwas vom Beschenken. Er schälte sich schwer atmend aus dem Strampelanzug, nahm den dicken Bauch aus Schaumstoff ab und zog die schwarz glänzenden Stiefel aus.