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Helmut Alex

Jahrgang 1943, geb. in Königsberg/ Ostpr.

1945 Flucht über die Ostsee nach Mecklenburg, später Sachsen, im Frühjahr 1965 eine weitere Flucht – durch – Stacheldraht und Minenfeld – nach Niedersachsen.

Vater fünf Jahre in russischer Gefangenschaft. In meinem Elternhaus erhielt ich also die Prägung, die mein halbes Leben lang anhielt. „Russland und die Russen sind der Inbegriff des Bösen.“

Jetzt also

Stalingrad

eine Aufarbeitung

bis

Wolgograd

Gewidmet:

Meiner Familie (Frau, Kindern, Enkeln),

meinen Freunden

und im Besonderen auch unserer Tschernobylfamilie mit allen deutschen und weißrussischen Angehörigen.

Helmut Alex

Stalingrad

Meine „Gefangennahme“ im Sommer 2015

Ein Tagebuch

Inhaltsverzeichnis

-Die Idee-

-Der Plan-

-Die Vorbereitung-

Der Aufbruch

Polnisch / Weißrussische Grenze

Nataschas Datscha

Brijansk

Woronesch

Wolgograd (Stalingrad)

Erste Erkundung der Stadt

Mamajew Kurgan

Rossoschka

Ärger mit den Frauen (Personal)

Kasachstan

Wolgastrand

Kriegsmuseum

Postkarten

Paulusbunker

Letzter Tag vor der Abreise

Abschied

Kursker Bogen

Russland ade

Letzte Grenze

Die letzten 1000 km

Schluss

Bildanhang

Bilder

Nachwort

- Die Idee –

Was mit einem Syndrom begann, endete mit einer „Gefangennahme“, aber nicht wie im Winter 42/43.

Im Frühjahr 2015 reifte in mir der Entschluss Stalingrad zu besuchen. Immer wenn ich dieses Wort hörte, fraß es an mir. Literatur, Bilder, TV- Filme und Dokumentationen wühlten mich regelrecht auf. Die Vermessenheit des Hitlerregimes, Russland militärisch besiegen zu können und die Unfähigkeit unserer Generalität dieses Ansinnen abzulehnen bzw. zu verhindern, mit dem bekannten unsäglichen Ende, war mir regelrecht zum Albtraum geworden.

Ich musste also dort hin. Der Einfachheit halber hätte man ja eine Flugreise planen können. Aber wollte ich einfach? In einigen Dingen bin ich ja immer noch nicht erwachsen, wie manche Leute –zum Beispiel meine Frau – behaupten. Eines dieser Gebiete ist wohl meine Liebe zum Auto und dass ich immer noch gerne fahre, wie ein kleiner Junge. Demnach musste diese Reise mit dem Auto stattfinden. Und zum besseren Verständnis des ganzen Unternehmens war eine Reise über Land ohnehin besser. Auf diese Weise würde ich Russland ja richtig echt und hautnah erleben. Um das Ende vorweg zu nehmen, so war es.

Von dieser Idee beziehungsweise dem Vorhaben machte ich nicht viel Reklame, da ich mir dachte, die Leute werden den Alten für spinnert halten. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass der Eine oder Andere gerne mitgefahren wäre.

- Der Plan -

Die Planung begann, wie heute fast alles, im Internet. Von der Russischen Botschaft erfuhr ich, dass man das Visum am besten bei einer beauftragten Agentur beantragt. Auch bei allen anderen Fragen würden diese helfen. Also Reisepass und biometrisches Foto nach Offenbach zu „Russ- Welt- Reise“. Schon nach 14 Tagen hatte ich mein Visum und auch das Transitvisum für Weißrussland. Zusammen 160,- Euro Gebühren.

Bis dahin war mir gar nicht klar, ob solch eine Reise genehmigt würde. Doch der Mensch von der Agentur sagte: „Wenn sie wollen, können sie bis Wladiwostok fahren.“

- Die Vorbereitung -

Nun also mussten die konkreten Reisevorbereitungen beginnen: Straßenkarte kaufen, Tankstellen und Kraftstoffpreise, Wechselkurs (Zloty, BY-Rubel und Russ.- Rubel) mussten in Erfahrung gebracht werden. Zeiträume festgelegt und Hotels gebucht werden.

Die Abfahrt wurde auf den 15. Juli 2015 festgelegt. Auto präparieren: Rücksitze raus, Bettzeug rein, Fahrzeugcheck, Kraft- Betriebsstoffe, Luftdruck und Reifenpanne-Set.

Koffer nach Sommerurlaubsliste abhaken und packen. Ganz wichtig, Camping- Kühlkoffer 230 und 12 Volt! Alle Papiere, Landkarte.

Der Aufbruch

Mittwoch, 15. 07. 2015

Nach einer etwas reisefiebrigen Nacht, die Gedanken eilen voraus, wird es Probleme geben? Große, kleine oder keine, rollt mein Touran um 8 Uhr vom Hof. Tagesziel: Polnisch- / weißrussische Grenze.

Erster Stopp in Braunschweig, meine SD-Karte im Handy muss ausgewechselt werden, sonst kein Bildmaterial von meiner erwartungsvollen Reise. Zeitverlust etwa zwei Stunden, da der PV- Laden erst um 10 Uhr öffnet. Außerdem ist Braunschweig wegen Straßenbauarbeiten ein einziges Verkehrschaos. Die Weiterfahrt auf der A2 vorbei an Berlin, Frankfurt- Oder, Posen und mitten durch Warschau war einfach lustvoll. Wunderbare neue Piste, es fehlte eigentlich nur der Porsche unter dem Hintern. Aber nein, auch mein Touran ist wirklich ein tolles Reisemobil! Die vier Zahlstellen auf der polnischen Autobahn stören nicht wirklich, da man in jedem Fall sehr schnell durch ist. Maut für die gesamte Strecke 82 Zloty rund 20 Euro. Hinter Warschau sind es noch 200 Kilometer bis zur weißrussischen Grenze, aber leider erst 20 Kilometer Autobahn fertig. Auch hier, ist noch nicht einmal Fliegen schöner.

Um 20:30 Uhr bot sich in Zbuczyn ca. 80 Kilometer vor der Grenze ein Hotel per Leuchtschrift an. Einfache Herberge incl. Frühstück für knapp 30,- Euro. Das Abendbrot fand in, bzw. aus meinem Kühlkoffer statt.