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Matteo Bandello

Ein vergnüglicher Streich

(Novelle)

   

   

   

Copyright © 2016 Der Drehbuchverlag, Wien 

Alle Rechte vorbehalten 

eBook: Ein vergnüglicher Streich (Novelle) 

ISBN: 978-3-99042-812-2 

Vergnüglicher und lächerlicher Streich, den eine Edelfrau einem Liebhaber spielte, der ein wenig beschränkt war

Ein vergnüglicher Streich

 

Mich will bedünken, Ihr Herren, dass Ihr wünschet, dass ich stündlich auf die Bank steige, um Euch mit meinen Schwänken zu unterhalten und Euch immer Sächelchen erzähle, die Euch zum Lachen bringen. Ich habe Euch erst kürzlich in Gegenwart der Frau Constanzo von Ragona und Fregosa, unserer Herrin, einige Novellen berichtet, wie die von der Herzogin von Savoyen und andere mehr. Nun, da die gnädige Frau sich zurückgezogen hat und wir unter uns guten Gefährten sind, will ich Euch eine Geschichte erzählen, die in meiner Heimatstadt Mailand einem adeligen und reichen Jüngling widerfahren ist.

   Wenn ich Euch dieser Tage das Lob Mailands gesungen habe, so will ich nichtsdestoweniger nicht, dass Ihr glauben sollet, dass alle Einwohner von Mailand Salomonen seien und sich nicht unter ihnen recht viel Angehörige des Ordens vom heiligen Simplicius finden. Sehet Ihr, wie gut dieser Garten bebaut ist? Was für ein fettes und gutes Erdreich er besitzt? Und obwohl die beiden Gärtner, die man aus dem schönen Toscana kommen ließ, ständig sich darin aufhalten und das Unkraut ausjäten, können sie doch nicht ihre Bemühungen so weit ausdehnen, dass sich nicht unter den guten Kräutern auch solche finden, die keinen Wert für den Gartenbau haben.

   Derart ist auch der Garten des fruchtbaren Mailand, in dem sich Kräuter jeder Art finden. Darum ist es kein Wunder, wenn Leute in Mailand leben, die die törichtesten Dinge begehen. Ich habe dieser Tage recht viel über die göttliche und gewaltige Macht gesprochen, die Amor auszuüben pflegt und über die wunderbaren Verwandlungen, die er bewirken kann, also, dass er imstande ist, aus Tieren Menschen zu machen. Andererseits aber ist er ein schalkhafter Knabe und blind.